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Nr. 124.
Amts- und Auzeigeblatt für Leu OberarnLsLs^irk Calw.
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kilckeinun °s weise: v mol wöchentlich. Anzeigenpreis: Ti- rieinspaitigc Zeile soPsg.
««Mnien Ml. 2 .— Aus Sannnelanzeigen konmil ein Zuschlag von li»^ — Jernspr. 0 .
Mitttvoch, 1. Juni 1921.
Bezugspreis: In der Stadt mit TrSgerlohn Mk. 12.00 viertelsührlich. P^tbezugs- I preis Ml. 12.90 mit Bestellgeld. — Schirrst der Anzeigenannahme S Uhr vormittags. »
Ae fmnZöstschen Schikanen
in der Wiederaufhaufrage.
Paris, 31. Mai. Wie der „Jntransigeant" meldet, soll heute M,d die letzte Sitzung der deutschen und französischen Bausachverständigen, die über drr bekannten 25 900 HolMuser verhandeln, im Ministerium der befreiten Gebiete stattsinden. Den Vorsitz dürste Ministe: Loucheur sichren. Unter den Dutzenden von deutschen Modellen halten die französischen Sachverständigen drei Typen ausgesucht, einen für ein Arbeiterhaus, einen für das Haus eines Meisters und einen für die Wohnung eines Ingenieurs. Nachdem gestern die Deutschen die Preise für diese Typen belanntgegeben hätten, seien sofort Vertreter des französischen Holzbans aufgefordert worden, einen französischen Kon- tumnzpreis auszustellen, der als Preisgrundlage dienen soll. Ne Entscheidung wird heute abend getroffen werden. Stach einer Beschreibung der deutschen Modelle schließt das Blatt mit de: Bemerkung, es sei nicht unwahrscheinlich, das; diese Häuser, die an Ort und Stelle zunächst probeweise von den Deutschen ausgestellt werden, den Bewohnern, für die sie bestimmt sind, gesalien werden.
Paris, 31. Mai. In der heutigen Nachmitiagssitzung des Senats verteidigte Minister Loucheur bei Beratung des Budgets sür den Wiederaufbau, die Pensionen und Zuwendungen an die Geschädigten das Regierungsprogramine für den Wiederaufbau. Er erklärte sich für eine Dezentralisation und ging alsdann zur Beteiligung Deutschlands über. Sr habe immer den CtandpuE vertreten, das; die Verwendung deutscher Arbeiter in großem Umfang aus den verschiedensten Gründen aügelehnt werde» müsse, namentlich aber deshalb, weil man einen erheblichen Teil der Arbeitslöhne in Mark bezahlen müsse. Aber Deutschland könne sehr gut durch Amc Arbeiter auf deutschem Gebiet Materialien vorbereilen, die in Deutschland für den Wiederaufbau verwendet werden würden. Die Beschäftigung deutscher Arbeiter müsse sich auf die absolut verwüsteten Gebiete, die von der Bevölkerung verlassen seien, beschränken. (Aha!) Er müsse Mben, daß durch eine derartige Beschränkung die Frage ihr tatsächliches Interesse verliere. Die Deutschen hätten die Lieferung von 2500» provisorischen Häusern angcboten. Er habe verlangt, daß man fester Gebaute liefere. Darüber werde verhandelt. Etwa 1800 Häuser könnten im Monat geliefert werben. Die Zahl laste sich in kurzer Zeit aus 2509 monatlich steigern. Durch die Holzhäuser würde eine Ersparnis von 20 bis 25?z im Verhältnis zu den Preisen für Steinhäuser erzielt. Wenn uns die Deutschen keine anderen Preise machen, so ist man >>cht gezwungen, ihnen einen Auftrag zu erteilen. Er hoffe, wn den Deutschen Materialien zu erlangen, aber nur in dem Maße, als Dadurch die nationale Industrie nicht gefährdet werde. Aber die Industrie Frankreichs dürfe sich auch nicht der Faulheit hingeben. Sie müsse sich vielmehr auf einen Kampf mit bei deutschen Industrie vorbereiten. — Der Senat setzte die Ein- Meratungen über das Budget, die heute vormittag begonnen unnde, fort und muß sie noch heute abend zum Abschluß bringen, ba sonst dis Bewilligung eines neuen Budgeizwölstels notwendig wird. — Die Franzosen haben alle das Bestreben, sich so Welhaft wie möglich zu benehmen. Der Wiederaufbau soll durch putsche Arbeiter nicht vorgenommen werden, weil man erstens nne Beeinslnisung der Bevölkerung befürchtet, so daß das künst- H gesteigerte Hatzgefühl verloren gehen könnte, und weil man Mmns auf die Weise den Wiederaufbau am besten hintan- M Zwecken der Erpressung immer neuer Summen ^^Fortsetzung der Stimmungsmache. Die Schrift!.
?? bayrische Einwohrrernrehrfrags
er bayrische Ministerpräsident
Mm, ^ über die Einrvohnsrwehrfrags
iibiin - 2" der Sitzung des Staatshaushaltsau-
über Dorischen Landtags gab Ministerpräsident v. Kah liiLe folgende Erklärung ab: Die bay«
reei-,? ist in Uebercinstimmung mit der Reich-
in Erfüllung des Ultimatums in
die der Einwohnerwehr das Möglichste zu tun, wol
vermine r»n 7 ;^» __ ^_ .
"ich! eingehalten werden. Dagegen hat sie ,,
^ können, ihre bisherige Auffassung, daß d b«ilr»??"'°°^ "^>t unter die Artikel 177 und 178 des Fri Nszuq-l "icht in das Gesetz vom 22. März 1821 fall
!»üuua ö"' Reichsregierung wurde gebeten, diese Au
ieil vi n^ Eierten Mächten mitzuteilen und nach Möglic bei Stell" ^iose habe sich dazu bereit erklärt. Je na
Eitere» der Entente wird die Reichsregierung d
ktellunp "Escheidungen von sich aus treffen, wobei eine loya snahme der Staatsregierung selbstverständlich ist.
Die Haltung der Parteien.
München, 31. Mai. Nach der Regierungserklärung des Ministerpräsidenten v. Kahr vertagte sich der Landtag um eine Stunde. Abg. Stang (B. V. P.) gab eine Erklärung dahin ab, daß die Koalitionsparteicn ihr Einverständnis mit der durch den Ministerpräsidenten gegebenen Darlegung erklären. Die Koalitionsparteien sprechen der Regierung ihr Vertrauen aus und gaben der Ueberzcugung Ausdruck, daß der Ministerpräsident, beseelt von den edelsten Absichten für Reich und Land zielsicher jenen Weg gehen wird, der durch die Lebensinteressen des Reiches und des geliebten Bauernlandes vorgezcichnct ist. Abg. Talm (M. S. D.) bemerkt: In der Frage der Entwaffnung der Einwohnerwehren bekennten sich der Ministerpräsident und die Koalitionspartcien nunmehr in vollständiger Nende- rung ihrer bisherigen Politik zu den Anschauungen, die von der sozialdemokratischen Partei in der Erkenntnis der durch das Machigebot der Entcnte.gsschaffenen Zwangslage und eingedenk der staatlichen Notwendigkeit vertreten werden. Die sozialdemokratische Partei hat an der Durchführung der von der Regierung eingegangenen Eniwafsnungsverpflichtungen konsequent mit gearbeitet. Trotz der klaren Sachlage leidet aber die heutige Erklärung des Ministerpräsidenten an Widersprüchen und Ilnvollständigkeiten, weil sür die Auslösung der Einwohnerwehr der Reichsregicrung die alleinige Verantwortung zugc- schobcn wird. Meine Partei verlangt, daß nunmehr alle Verpflichtungen restlos' und entschieden durchgeführt werden. Abg. Aendcr! (Komm.) wendet sich gegen die Regierungserklärung. Die Einwohnerwehren seien nur ein Instrument sür die Regierung, um das Proletariat wieder zu knechten. Abg. Earets (Unaüh.) wendet sich gegen die Auffassung der Sozialdemokraten, als ob der Ministerpräsident seinen früheren Standpunkt geändert habe. Seine Partei habe von Anfang an die Auffassung vertreten, daß die Einwohnerwehr gemäß Artikel 177 des Friedensvertrags auszulösen seien. Der Redner kritisiert die Duldung der Bildung von Freikorps für Oberschlesien und erklärt, daß die U. S. P. zum Ministerpräsidenten Dr. Kahr nicht das Vertrauen habe, daß er die Entwaffnung der Einwohnerwehr durchführe. . Schließlich wendet sich der Ministerpräsident noch gegen eine Bemerkung des Vorredners, daß die bayerische Regierung in der Einwohnerwehrsrage Sonderverhandlungcn mit Privatpersonen der Entente gepflogen habe und sich besondere Rückversicherungen unter der Hand habe geben lassen. Er stellt fest: Alle Schritte, die unternommen worden sind, wurden im Einvernehmen mit der Reichsregicrung unternommen. Irgendwelche besondere Abmachungen und Rückversicherungen kommen nicht in Frage.
Die Auffassung der Führer der Einwohnerwehren.
Berlin, 1. Juni. Blätiermeldungen aus München zufolge bezeichnen die Gau- und Kreis-Hauptleute der bayerischen Einwohnerwehr in einer Entschließung das von der bayerischen Regierung gemachte Angebot als Grenze des Möglichen. Dem Ministerpräsidenten v. Kahr und Forsirat Dr. Escherich wurde erneut das Vertrauen ihrer Führer ausgesprochen.
Die BerWeW 5kW.
Polnische Zerstörungswut.
Berlin, 1. Juni. Nach Blätiermeldungen aus Oppeln beginnen die Polen, sich im Kreise Eroß-Strehlitz zurückzuziehen. Sie zerstören planmäßig das geräumte Gebiet. Der Rest des von ihnen angezündeten Schloss Stubendorf und die zu ihm gehörende Brauerei, sowie die Kalkwerke in Eroß-Stein wurden von ihnen gesprengt. Der Koseler Odcrhafen ist nach zuverlässigen Nachrichten vollständig unterminiert und soll bei einem weiteren Rückzug der Polen gesprengt werden.
Wie der „Berliner Lokalanzeiger" aus Eleiwitz meldet, explodierte in Peiskretscham die Lokomotive eines polnischen Panzerzugs, die von einem Warschauer Lokomotivführer bedient war, der anscheinend mit dem Mechanismus nicht vertraut war. Der Lokomotivführer wurde schwer verbrannt.
Unverschämte Zumutungen
an den deutschen Selbstschutz.
Berlin, 1. Juni. Der Kommandant des deutschen Selbstschutzes in Oberschlesien, General Höfcr, ist von einer interalliierten Deputation aus Oppeln aufgefordert worden, die Auflösung und Entwaffnung des deutschen Selbstschutzes durchzuführen. Die Deputation machte außerdem den Vorschlag der Einrichtung einer neutralen Zone, die von den englischen Truppen besetzt werden soll. Da General Höfer von sich aus zu einer Antwort nicht ermächtigt war, hat er sich bis heute abend Beratungszeit erbeten. Der Zwölfer-Ausschuß der oberschlesischen Parteien und
Gewerkschaften, der sich gestern in Obcrglogau als politische Vertretung des von den Insurgenten nicht besetzten oberschl . .
Gebiets erklärt hat, hat das Ansinnen der Interalliierten - Mission abgelehnt unter Berufung auf die Erfahrungen des letzten Augustaufstands und unter der Betonung, daß dieses Verlangen im schärfsten Widerspruch zu den Zusagen stehe, die General Lerond der deutschen Bevölkerung gegeben habe. Das Projekt einer Dreiteilung Oberschlesiens wurde von dem Ausschuß als im Widerspruch zu den Bestimmungen des Frieden;- Vertrags stehend bezeichnet und für unannehmbar ertlärt. — Während die polnischen Ausrührer dauernd ungehindert zu neuen Gewalttaten schreiten, will man den deutschen Selbstschutz aus- lösen.
Die Angst der Vlliiertenkommission vor den Polen.
Paris, 31. Mai. Wie der „Teinps" aus Oppeln meldet, hat die Interalliierte Kommission einstimmig beschlossen, die alliierten Regierungen zu ersuchen, über die Verhandlungen bezüglich der Aufteilung Oöerschlcsiens der Öffentlichkeit keinerlei Mitteilungen zu machen. Die Mitglieder der Kommission seien der Ansicht, daß jede Indiskretion die Kämpfe zwischen Polen und Deutschen aufs neue entfache'» könne.
Die englische Auffassung.
London, 31. Mai. Reuter zufolge soll Belgien zur- Teilnahme an der Boulogner Konferenz des Obersten Rats eingeladen werden, wenn Fragen der Reparationen oder Zwangsmaßnahmen erörtert werden. Wie Reuter außerdem meldet, ist der bisherige Vorschlag, einen Sachverständigenausschuß zur Prüfung der oberschlcstschcn Frage zu ernennen, noch nicht formell angenommen worden. Man ist hier.der Ansicht,.daß die Ernennung von Sachverständigen, bevor die allgemeinen Richtlinien, die sie bei ihren Arbeiten befolgen sollen, vom Obersten Rat bestimmt worden sind, kaum die Lösung der ober- schlesischen Frage fördern wird. Die britische Ansicht geht dahin, daß der'Oberste Rat zuerst zusammentreten müsse und Zwar so bald wie möglich.
London, 31. Mai. Wie Reuter erfährt, geht der letzte Vorschlag der englischen Regierung dahin, daß die nächste Zusammenkunft des Obersten Rats in der Mitte nächster Woche in Voulogne statifindet. Aus der Tagesordnung stehe Oberschlesien, möglicherweise auch die Prüfung der Sanktionen. Außerdem sei es nicht unwahrscheinlich, daß auch die durch die Regierung von Angora geschaffene Lage be sprachen werde. Es sei sicher, daß die Vereinigten Staaten und Japan vertreten sein würden.
London, 31. Mai. Reuter erfährt: In maßgebenden britischen Kreisen ist man der Ansicht, daß der letzte Vorschlag über die Einsetzung einer Sachverständigen-Kommission nicht den Kern der obcr- schlesischcn Frage treffe. ES handle sich darum, zu beschließen, welches Land Las zentraloberschlesische Wirtschaftsdreieck erhalten soll. Die englische Regierung sei nach wie vor der festen Ansicht, daß der Oberste Rat so schnell wie möglich zusammentrctcn soll.
Angebliche ernste Vorstellungen in Paris.
Parks, 31. Mai. Wie „Oeuvre" versichert, ist die letzte cm-.- lische Note zur oberschlesischen Frage in einem dringende.:. . energischen Tone gehalten.
Die französische Antwort an England.
Paris, 31. Mai. lieber den Inhalt der französischen Antwort auf die letzte englische Note die, wie die Agencc Havas meldet, gestern dem englischen Botschafter in Paris übergeben wurde, schreibt das „Journal des Debüts", die französische Regierung erkläre darin, daß sie in dem Bemühen, das englische Gefühl nicht zu verletzen, trotz ernster Einwendungen den Vorschlag, Oppeln als Sitz der Sachverständigen zu wählen, annehme. Indessen sei sic dem sofortigen Zusammentritt des Obersten Rats abgeneigt. Es seien in erster Linie Schwierigkeiten praktischer und persönlicher Art, die dem cntgegen- ständcn: Premierminister Lloyd George sei während eines Teils der Woche abwesend, Ministerpräsident Driand werde in Paris buch die Senatsverhandlungen.festgehalten und auch Graf Sforza könne nicht rechtzeitig nach Boulogne abreisen. Die französische Regierung habe den Eindrucks daß ein Zusammentreffen des Obersten Rats eine Erregung der öffentlichen Meinung hcrvoypufen würde, die der Ruhe der Beratungen wenig günstig sci.s Die Wiederherstellung der Ordnung in Oberschlesien müsse deshalb als Vorbedingung für eine Zu- sammcnkunft der Regierungshäupter betrachtet werden. — lieber die französischen Anregungen, die darauf in der Note folgen, schreibt der „Temps" heute, daß sic sich auf folgende drei Punkte erstrecken: 1. ein gemeinsames Vorgehen der Alliierten in Berlin und Warschau zum Zweck der tatsächliche» Entwaffnung der Deutschen und Polen in Oberschlesien und Beendigung der Feindseligkeiten. 2. ein- Proklamation oder etwas ähnliches an die oberschlystschc BcrSll--.-u.ng seitens der Interalliierten Kommission in Oppeln, in der der Wille ber Regierungen zum Ausdruck kommen soll, mit Gerechtigkeit de» Friedensvertrag anzuwenden, 3. sofortige Bildung der Sachverstän. digcnkommission, die an Ort und Stelle Erhebungen »«nehmen soll.