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Nr. 117.

Anlts- und Anzeigeblatt für den Oberamlsbezirk Calw.

W. Jahrgang.

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usarbeit gesucht, wem, sagt die Ke­lle dieses Blakt» >. !citsamt.

718 Jahre aller

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Altburg.

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NManien Me. 2. N»f Sammclm,zeige» kommt ein Zuschlag von Feenspr.g.

Dienstag, L4. Mai 1921.

Bezug

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»preis: 2» der Etadi mit rrägerlohu Wk.IL.so vierteljährlich. PostbezugS-

!k. I2.SV mii Bestellgeld. Schluß der Anzeigenannahme s Uhr vormiiiags.

Ne iderschleW S«e.

Die ernste außenpolitische Lage.

' DK derzeitige, durch den Polenüberfall geschussen« Lage erscheint uns ernster, als die öffentliche Meinung in Deutschland kundgibj. ES zuerst' darauf hingewiesen werden, daß obwohl durch den de- tf uisenen Mund des maßgebendsten der Ententestaatsmänner, nämlich des englischen Ministerpräsidenten, die Schuld der Polen offen zu­gegeben worden ist, es doch eigentümlich anmutet, wenn von Paris wie von London aus die deutsche Regierung dauernd aus die Fol­gen (!) aufmerksam gemacht wird, die die Bildung von deutschen Fmkor-s gegen die Aufrührer nach sich ziehen muffe, wenn die Reichsregierung dagegen nicht entschreite. Nun sieht weiterhin fest, » trotz aller Beteuerungen Ke Interalliierte Kommission keinen Finger rührt, um den fortgesetzten Angriffen der Aufrührer gegen den oberschlesischen Jndustriebezirk zu begegnen, und daß die Be- sahungsluiM», sofern sie nicht wie die Franzosen die Ausrührer direkt unterstützen, gar nicht irr der Lage sind, des Aufstandes Herr za werden. Und trotzdem wird der deutsche Selbstschutz verboten, and Briand droht offen mit dem Vormarsch von Westen her.

8s liegt hier also offensichtlich ein unehrliches Spiel der En­tente, namentlich aber der Franzosen, vor. Inwieweit England und namntlich das in letzter Zeit wieder recht zweideutige Italien die Polnisch-französischen Machenschaften im Geheimen sanktionieren, wird sich ja bald zeigen. Vor einem Jahr haben die Polen mit franzö­sischer Hilfe einen Raubzug gegen Sowjetrußland unternommen, heut« wird dasselbe Spiel gegen Deutschland unternommen. Jnimer lind überall ist es Frankreich, daß infolge seiner unersättlichen Macht­en» Habgier den europäischen Frieden stört, mag es nun mit Hilfe der Angelsachsen, mag es niit Hilfe der Polen sein. Daß die Entente so scharf gegen die Bildung von deutschen Freikorps vorgeht, hat natürlich seine tieferen Ursachen. Man fürchtet, daß auf diese Weise Plötzlich bei Gelegenheit wieder ein deutsches Heer aufstehen könnte, and vor dem deutschen Soldatengeist hat diese Raubgesellschaft Angst wie der Teufel vor dem Kreuz. Und zudem sollen an der polnischen Ostgrcnze russische Truppen stehen. Deshalb steht auch diekleine Entente" Tschcchoslowaken und Rumänen in Bereitschaft, um den Polen im Falle eines Angriffs der Bolschewisten bciznspringcn. Die Entene hat also ihre Maßnahmen schon in großem Stil ge­troffen, Und wir werden bald sehen, ob der oberschlestsche Aufstand nicht eine ausgesprochene Herausforderung darstellt, um Deutschland durch die Wegnahme des Ruhr- und oberschlesischen Kohlengebiets wirtschaftlich noch schärfer abschnüren zu können, und eS dadurch als etwa hemmenden Faktor bei der weiteren Verfolgung ihrer Ziele in Rußland, Asien und dem Orient, wo die Alliierten noch manche Nutz M knacken haben werden, umso leichter ausschalten zu können. Man «>1rd in Berlin das schärfste Auge darauf haben müssen, daß man Ms nicht wieder d!« Schuld an einem etwaigen A ' der drohen­de Konflikte in die Schuhe schiebt. O 8.

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Die deutsche Antwort auf die frattzvftsche Note Übe« den Selbstschutz.

Bulin, 23. Mat. Eine Note des französischen Botschafters an den Reichskanzler vom 19. Mai erklärt, daß die deutscherseits getrof­fenen Maßnahmen gegen die Bildung von Freikorps und die Be­förderung von Waffen nach Oberschlesien zu spät getroffen worden men, sodaß bereits bedeutende bewaffnete Kontingente in Obcrschle- d«! ringe troffen seien. Die Lage erheische gebieterisch die strenge "Wiehung der Grenze zwischen Deutschland und dem Abstim- "Augigebiet durch die deutschen Behörden. Die polnische Regierung ^e bereits einer derartigen an sie gerichteten Aufforderung entspro- Mn. Weiter ersucht die Note um eine Anweisung an die zustän- bm Behörden der interalliierten Kommission, die Aufgabe der Le- ^»mittelversorgung S» erleichtern. Die französische Note besteht Ett darauf, daß die Reichsbank aufgefovdert wird, unverzüglich die Nr Bezahlung der Arbeiter notwendigen Fonds nach Oberschlesien N entsenden, ohne an die Entsendung besondere Bedingungen zu Würden die verfallenen Löhne weiterhin zurückgehalten nden, so würde die deutsche Regierung sich schwerlich dem Vorwurf u " die allgemeine Wiederaufnahme der Arbeit un-

»ini ^ "rachen, und die Anarchie zu verlängern, die die Kom- *>1!wli zu unterdrücken bemüht ist.

uN der dem französischen Botschafter heute übergebenen Ant- wird auf die Maßnahinen der deutschen Regierung «Rsidung von Freikorps auf deutschem Gebiete und den «tritt vom nichtbesetzten in das besetzte Gebiet hingcwiesen und L-z ganz anderes sei der Selbstschutz, den die an Leib,

»""d Eigentum aufs, höchste gefährdete Bevölkerung Oberschle- m Ermangelung jeglichen Schutzes durch die französischen ""d '« berechtigte, Notwehr gegen polnische Jnsmgrnten dH aus zu bffdkü gezwungen sei. Aus tMeg dezzi Zusam­

menschluß der Bevölkerung h-rvorgegangenen Selbstschutz in einem ßiebiet, das der Verwaltung der interalliierten Kommission unter­stehe, habe die deutsche Regierung keinerlei Einfluß. Die zur Ueber- wachung der Grenzlinie des besetzten Gebietes auf deutscher Seite vorhandenen Sichcrheitsorganc seien wesentlich verstärkt worden. Eine Verfügung der polnischen Regierung zur Sperrung der Grenze sei vielleicht ergangen, tatsächlich stehe aber die Grenze vollkommen offen. Tagtäglich erfolgt der Uebcriritt von polnischen Soldaten, sowie Nachschub von Munition und Materialien jeder Art für die Insurgenten. Zum Beispiel hätten in dein noch im Machtbereich der interalliierten Kommission befindlichen Kreise Kreuzburg in der Nacht vom 19. zum 20. Mai 259 bis 390 Polen die Grenze überschritten und den Ort Kostau angegriffen.

In Uebereinstimutting mit dem französische« Botschafter stellt die deutsche Note mit Befriedigung fest, daß die interalliierte Kommission für die Aufrechterhaltimg der Ruhe und Ordnung in Oberfchlcsie» allein verantwortlich sei. Die Anarchie, von der in der französischen Note die Rede sei, und die seit drei Wochen in Obcrschlesien herrsche, stehe allerdings in schärfstem Widerspruch zu de« Verhältnissen» «nt« denen der Präsident der interalliierten Kommission die Verwaltung des blühenden Landes im Februar vorigen Jahres übcrmttnmeu hätte. Die Wiederherstellung sei nicht, wie in der französischen Note an­gedeutet, eine Frage der Wiederaufnahme der Arbeit. Es handele sich einzig und allein um einen Ausstand polnische,» Charakters, der unter Verletzung der Bestiimnungen des Friedensvertrages und unter Verhöhnung jedes moralischen Rechtsempfindens die Vergewalti­gung des oberschlesischen Volkes beztvrcke. Die Leiden, die die un­glücklichen Bewohner von den mit grausamstem Raffinement vor­gehenden Insurgenten zu erdulden hätten, seien unbeschreiblich. Die deutsche Regierung sei grundsätzlich bereit, auch durch Lebcnsmittcl- und Geldsendungen die Lage zu erleichtern. ES bestehe jedoch die ob­jektive Unmöglichkeit für die Gewähr, daß Geld oder Lebensmittel in die Hände der wirklich Empfangsberechtigten gelangen und nicht denr Zugriff der Insurgenten unterliegen. Der Präsident der inter­alliierten Kommission verfüge wenige Kilometer hinter Oppeln über keinerlei Machtbefugnisse mehr und sei nicht in der Lage, seine etwa gegebenen Garantieen in die Tat umgusetzen. Auch die von ihm ausgestellten Bescheinigungen hätten bei den polnischen Insurgen­ten, die teilweise beginnen, sich in unabhängige wilde Banden aufzu­lösen, keinerlei Geltung mehr. Die deutsche Note zählt Beispiele dafür auf und sagt zum Schluß: Die deutsche Regierung will die Hoffnung nicht aufgeben, daß cs den Bemiihungen der interalli­ierten Kommission gelingen wird, endlich Mittel und Wege zu fin­den, um die ordnungsmäßige Gewalt in Oberschlesien wiederherzu- stellcn und die Bevölkerung von dem Joche der polnischen Insurgen­ten zu befreien.

Unerhörte französische Drohungen

wegen des deutschen Selbstschutzes.

Pari», LI. Mai. Briand, der gestern abend vom Lande nach Paris znrückgekehrt ist, hatte, einer Havasmeldung zufolge, im Auswärtigen Amte eine Besprechung mit dem deutschen Bot­schafter Dr. Mayer, in der, wie Havas erfährt, Briand Dr. Mayer ersucht haben soll, die deutsche Regierung aufzufordern, auch jeden Versuch eines Angriffs in Oberschlesten zu verhin­dern, wenn sie sich nicht Vergeltungsmatzregeln vosi Seiten der Alliierten aussetzen wolle. Die Agentur Havas glaubt zu wissen, dag dieser Schritt, um grö­bere Bedeutung und größeres Gewicht zu haben, von einem ähnlichen Schritt in London bei dem deutschen Botschafter bthamer unterstützt wurde. Später begab sich Briand ins Elysee, wo er mit Millerand beriet. Der Ministerrat, der heute wie üblich tagen wird, wird sich jedenfalls ebenfalls mit der oberschlesischen Frage befassen, die in der Kammer­debatte am Nachmittag besprochen werden wird. Nachdem das Thema von mehreren Rednern behandelt sein wird, wird Briand ein Erklärung abgeben, in der er wahrscheinlich die Tragweite des heute unternommenen Schrittes erläutern wird.

Fortdauer der polnischen Angriffe.

Breslau» 28. Mai. Die heutige Ausgabe derSchlesischen Tagespost" ist beschlagnahmt worden, weil sie «ine Meldung unter der UeberfchriftMehr Freiwillige für Oberschlesten" veröffentlicht hat.

Oppeln, 2S. Mai. Auch heute war es nicht möglich, tele­phonisch oder telegraphisch Nachrichten aus dem von den In­surgenten besetzten Gebiet zu erhalten. An der Nordgrenze des Kreises Kreuzburg gegenüber ReinersdorfKostau find aus polnischem Gebiet starke polnische Kandenansammlungen beob­achtet worden. Die heftigen Zusammenstöße im Kreise Rosen- Lerg dauern an. Auf Seiten der Aufständischen griff »in auf der Bahnlinie KreuzburgLembowitz fahrender Panzerzug in den Kampf ein. Dort, wo die Polen bisher gehaltenes Ge­biet räumen mutzten, wurden die Dörfer von ihnen geplündert. 22 dex Gegend pW LsÄPKheW'WA M-Ilosenberg W. sämt­

liches Vieh wcggetricben worden. Die Einwohner wurden mißhandelt. Aus Dupinc und Koselwitz wurden dentschgesinnte Oberschlesicr über die Grenze verschleppt. Im Kreise Ratibor gelang cs den Polen anläßlich eines Vorstoßes, Angehörige des örtlichen Selbstschutzes auf tschechoslowakisches Gebiet zu drängen. Die deutschen Verteidiger sind dem Vernehmen nach entwaffnet worden. Auf Grund von Nachrichten, die auf be­sonderem Wege von Beuthcn nach Oppeln gelangt sind, kann mitgeteilt werden, datz Kattowitz und Beuthen bis heute noch nicht in die Hände der Aufständischen gefallen sind. Die Lebens- mittclnot ist bisher noch nicht behoben worden und hat beson­ders im Landkreise Benthcn erschreckende Formen'angenommen.

Warschau, 23. Mai. Die polnischen Blätter veröffentlichen einen von General Haller Unterzeichneten Aufruf, der zu Spen­den von Geld und Lebensmitteln zur Unterstützung der ober-j schlesischen Aufständischen im Kampfe mit den Deutschen auf-i ruft. Gazeta Warecawska meldet and Trohohvczer, datz hier) und im Boryelawer Gebiet 80 099'Naphta-Arbeiter streiken.! Der Streik sei durch die Rationaldemokratische Partei veran-' latzt worden und habe keine wirtschaftlichen Ziele, sondern verfolge politische Umsturzbestrebungen.

Der Telegraphenverkehr mit Oberschlesten unterbrochen.

Berlin, 23. Mai. Das Reichspostministerium teilt mit: Der Telrgraphenocrkehr des Berliner Haupttelegraphenamte» mit Oberschlesien beschränkt sich auf die Verbindung mit Oppeln-! Stadt, nachdem das Tclegraphenamt Breslau gestern abend nach Berlin mitgeteilt hat, datz es, von dieser Verbindung ab­gesehen, vollständig von Oberschlesten abgeschnitten sei, und solche Telegramme von Berlin nicht mehr annehmen könne. Das Berliner Haupttelegrasihenamt ist auch ohne Verbindung mit Budapest, Brünn und Krakau, weil die dorthin führenden Leitungen in Oberschlesten gestört sind.

Britische Teuppenhilfe?

London, 23. Mai. Reuter erfährt, datz beschlossen worden ist, vier britische Jnfanteriebataillone vom Rhein nach Oberschlesien zu entsenden. Die Truppen sind aber noch nicht abmarjchiert. Die Anordnungen hierfür sollen erst nach einer Besprechung mit den militärischen Behörde» der Franzosen getroffen werden.

Eigenartige Maßnahmen der polnischen Regierung.

Berlin, 24. Mai. Nach einer Meldung desBerliner Tageblatts", aus Warschau wurden sämtliche in Warschau weilenden Ausländer ausgefordert, binnen 14 Tagen die Stadt zu verlassen. Der Auf­enthalt der Ausländer in anderen Städten Kongreß-Polens wurde beschränk. Das sieht beinahe nach Verhängung des Kricgszu- fimrdes aus.

Nie Reichsregiermg und die Partei«.

Dr. Rosen Reichsminister des Aeutzern.

Berlin, 23. Mai. Der Reichspräsident hat den bisherigen Gesandten im Haag, Dr. Rosen, zum Reichsminister de» Aeutzern ernannt und den Reichskanzler von der Wahrneh­mung der Geschäft« dieses Postens entbunden.

Berlin, 23 Mai. Der zum Außenminister im Kabinett Wirth ^ ernannte Dr. Roien blickt auf eine langjährig» Erfahrung in allen Zweigen des Auswärtigen Dienstes Wrück. Sr gehört seit 1889 den» Auswärtigen Amt an. Mehrer« Jahre hindurch wirkt« er im Kon­sulat in Briruth und in der Gesandtschaft in Teheran. Er wurde 1899 zum KonM in Jerusalem ernannt, ein Posten, den schon vor- her sein Visier als preußischer Konsul bekleidet hatte. Anfangs 1991 wurde Dr. Rosen als vortragend« Rat in die politische Abteilung des Auswärtigen Amts berufen. Hi« bearbeitete er die Orient­politik, bis er anfangs 1S9S mit einer Eondermtsfion nach Abes- sinien zur Anknüpfung von Handelsbeziehungen und zum Abschluß eines Handelsvertrags betraut wurde. Ende des Jahres 199S über­nahm er den Gesandtenposten in Tang«. 1919 wurde Dr. Rosen als Gesandt« nach Bukarest und 1912 in gleich« Eigenschaft nach Lissabon geschickt, wo er bis zum Abbruch der diplomatischen Be­ziehungen im März 1916 verblieb. Seit dem Herbst 191« bekleidet er den Posten eines Gesandten in Haag, der während de? Krieges große Bedeutung gewann.

Die Richtlinien der neue« Reichsregierung über die Anßenpolitik.

Berlin, 23. Mai. Zn einer Unterredung mit einem Redak- teur desBerliner Tageblatts" «klärte Reichskanzler Dr. Wirth über die Richtlinien der deutschen Politik u. a.: Als­bald nach der Bildung der Regierung find die zuständigen Ressorts angewiesen worden, die Reparationsfrage zu bear­beiten und in Form von Gesetzentwürfen einem engen Ausschuß des Kabi ltfts sind darnach dem Kabinett selbst vorzulrzm. DjA jaHWen Vorbereitungen können nicht anj etne auswe,-