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Nr. V3.

Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.

S6. Jahrgang.

»ilibeinlinaSweise: SmolwSchmttt». «nzrigenpr»!«: D<e k^iaspauige Zeile WPsg.

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Samstag, 23. April 1921.

BezugSPrei«: In der Etadi mit LrL^rlodu Mk. I2L0 »leUel,Irlich. Pvstdezu,»- pre>« Mk. IL.N mit Bestellgeld. Schluß der Anzeigenannahme » Uhr vormittag«.

»

Das Bittgesuch an Amerika.

Die deutsche Regierung will vor dem ersten Mai noch alle Wege gehen, von denen sie annimmt. daß ihr Begehen schließ­lich die angedrohten, neuen, widerrechtlichen Gewaltmatznahmen vereiteln könnte. Vor allem aber will sie der Entente und der Welt den guten Willen des deutschen Volkes zur Entschädi- grmgsleistung bis an die Grenzen der Möglichkeit kundtun. Be­kanntlich schreien die Ententeminifter u. mit ihnen die gesamte Entsirtepresse seit London tagtäglich in di« Welt hinaus, Deutsch­land wolle seineneingegangenen Verpflichtungen" nicht Nach­kommen, und deshalb müsse es durchSanktionen", auf deutsch Eewaltmaßnahmen, dazu gezwungen werden. Deutschland hat sich aber nur unter denr Druck der Kanonen der Alliierten ver­

pflichten müssen, die sog.Reparationen" im Umfang seiner Leistungsfähigkeit auszusühren. Die Beschlüsse von Paris haben jedoch auf die deutsche Leistungsfähigkeit keinerlei Rücksicht ge­nommen, und fo mußte in London endlich den unerfüllbaren Forderungen der Alliierten das Rein gegenübergestellt wer­den. Es war vorauszusehen, daß die Entente diese Weigerung als Zeichen eines bösen Millens hinftellen würde. Das Geschrei der Ententestaatsmänner muß natürlich umso stärker sein, als die angedrohten Zwangsmaßnahmen in keiner Weise sich selbst durch den Schand-Vertrag" von Versailles rechtfertigen lassen. Die deutsche Regierung hat sowohl in London wie auch bei ver­schiedenen Gelegenheiten von Berlin aus in unzweideutiger Weise erklärt, daß sie geneigt ist, denVerpflichtungen" der FlicLensbedingungen bis an die Grenze der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit Deutschlands entgcgenzukommen und sie hat auch nach der Ablehnung ihrer Gegenvorschläge jetzt von neuem noch weitergehende Vorschläge ausgearbeitet, die den Alliierten vorgelegt werden sollen. Um alle Mittel zu erschöpfen, durch die wir der Entente und vor allem auch- der zivilisierten Welt unsern guten Willen zu erkennen geben können, hat nun die deutsche Regierung noch einen letzten Schritt getan in der An­rufung Amerikas als Vermittler und Schiedsrichter. Der Ge­danke, Amerika uni Vermittlung zu ersuchen, war an sich durchaus praktisch, in der Form und Taktik des Vermittlungs- Asuchs ist jedoch Verschiedenes auszusetzen. Wir haben wahr- hmtig mit dem Vertrauen auf die Gerechtigkeitsliebe der ame­rikanischen Staatsmänner schlechte Erfahrungen genug gemacht, als Laß wir uns in einer so weitgehenden Weise nocheinmal ihrem Machtspruch hätten unterwerfen sollen, wie es in dem Bittgesuch ausgesprochen wird. Zudem wird durch eine solche vorbehaltliche Unterwerfung das SelLstbewußtsein Amerikas, das sich ohnehin nur in Superlativen zu äußern vermag, direkt Mm Größenwahn gesteigert, wozu Leizutragen wir wirklich keinen Anlaß haben, namentlich im Hinblick auf andere Völker, deren Verhalten uns gegenüber mehr Anspruch auf Vertrauen erheben darf, als das der Amerikaner. Andererseits war auch das Anrufen als Schiedsrichter ein formeller Fehler, denn das "rußte man sich doch sagen, daß die Alliierten nicht geneigt sein würden, sich von dem wenigstens nach außen hin zurückgetrete- «en Bundesgenossen die Grenzen ihrer Forderungen vorschrei- «ku zu lassen, und daß also der Präsident der Vereinigten Stam ken auch niemals ein solches Schiedsrichteramt annehmen würde. Co ist denn auch die Antwort des Präsidenten nach >eser Richtung wie zu erwarten negativ ausgefallen. Immer­hin geben die weiteren Ausführungen der amerikanischen Ant­wort doch der Hoffnung Raum, daß Amerika auf der Grundlage von neuen Vorschlägen Deutschlands zu vermitteln geneigt ist, wodurch Deutschland nochmals die Möglichkeit gegeben wird, teuren guten Willen zu bestätigen, mit welchem Ergebnis, das uungt allerdings nicht von uns ab, sondern von dem schlechten rr guten Wille» der Alliierten, und dessen Aeußerungen wie- , ^ werden sich nicht nach der Höhe unserer Angebote richten, "6ckj ganz anderen Gesichtspunkten deren Berück- MMgung wir keinen Einfluß haben. v. 8.

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Die Antwort Amerikas. Eine Erklörung ves Neichsaußenmimstees im Reichstag.

oli April. Am Regierungstisch sämtliche Kabinettsmit-

drüsidcnt Lobe eröffnet die Sitzung erst um ^3 Uhr.

» in die Tagesordnung macht Minister des Aeußern,

den ^' bine kurze Mitteilung: Nach dem Abbruch der Lon-

... ^ Verhandlungen hat die Reichsregierung unverzüglich Schritte um eine neue Basis für Unterhandlung mit den Alliierten zu

finden, die Aussicht bot. mit den Alliierten die Frage zu lösen, die allein für eine wirklich praktische Lösung der Reparationssragc in Betracht kommt. Das war nach der Meinung säst sämtlicher Parteien des Reichstags die Frage des Wiederaufbaues. Infolgedessen wurde alsdakd mit dem Wiederaufbauministcrium ein Plan für die technische Durchführung des Problems ausgearbeitet. Das Ergebnis weiden Sic in der Note finden, di« an die Reparatianskommission abgeschickt wurde und die verschiedene Systeme des Wiederaufbaues zur Aus­wahl gibt, von denen das eine, das ausführlichste, den Vorschlägen entspricht, die die deutschen Gewerkschaften ausgearbeitet haben. Das zweite Problem war die Beschaffung von Zahlungsmitteln, die von Deutschland gefordert werden, um den Reparationsansprüchen auf fi­nanziellem Gebiete zu genügen. Da Deutschlands finanzielle Lei­stungsfähigkeit aufs äußerste beschränkt ist, so mußte, nach Auffas­sung der Reichsregierung, das Hauptaugenmerk gerichtet werden auf die Schaffung der nötigen Unterlagen für den Plan einer internatio­nalen Anleihe, aus der -größere Summen den Miiertcn zur Verfü­gung gestellt werden können und wobei Deutschland die Verzinsung und Tilgung der Anleihe zu übernehmen hätte. Auf der Basis dieser Untersuchung hat dann die Reichsregiernng Fühlung zu nehmen ge­sucht mit den Gegnern, um wieder zu neuen Verhandlungen zu ge­langen. Alls diese Versuche sind aber gescheitert. Wir haben bei Versuchen, wieder zu einer Fühlung mit den Alliierten zu kommen, auch, und sogar in erster Linie, an eine Vermittlung Amerikas ge­dacht und zwar deswegen, weil Amerika an der ganzen Frage der Lösung des Fricdensproblems durch seine.Teilnahme am Krieg, durch seine entscheidende Einflußnahme auf den Ausgang des Kriegs und dadurch beteiligt ist, daß es von allen Mächten die einzige ist, deren Finanzkraft sie in die Lage versetzt, wirkliches zur Lösung der Re- parationsfragr zu tun. Auf dem gewöhnlichen Wege der diploma­tischen Vermittelung war ein derartiges Gesuch nicht an die ameri­kanische Regierung heranzubringen. Es bedurfte vielmehr ungewöhn­licher Mittel. In dieser Lage hat sich die Reichsregiernng entschlos­sen, an die amerikanische Regierung jene Note zu richten, di« durch die Presse bekanntgegeben worden ist. Die Note ging hinaus auf das unbedingte Angebot der Uebernahme der schiedsrichterlichen Ent­scheidung in der Frage der Reparationen auf Grund einer eingehen­den Prüfung. Damit war Amerika in die Lage versetzt, ein Schieds­verfahren einzuleiten, bei dem Deutschland Gelegenheit gehabt hätte, alle ihn: günstigen Argumente vorzubringen. Die amerikanische Re­gierung hat jenes Angebot der deutschen Regierung nicht ange­nommen. Heute mittag hat mir der Vertreter der amerikanischen Regierung ein Memorandum überreicht, das folgendermaßen in der Übersetzung lautet:

Die amerikanische Regierung konnte nicht darein willigen, daß sie als Schiedsrichter die Regelung übernimmt. Durchdrungen in­dessen von dem Ernst der aufgeworfenen Frage in ihrer Bedeutung für die ganze Welt ist die Regierung der Ver. Staaten selbst stark an der baldigen und gerechten Lösung der Frage interessiert. Die amerikanisch« Regierung wünscht dringend eine sofortige Wiederauf­nahme der Verhandlungen und gibt wiederholt ihrer ernstlichen Hoff­nung Ausdruck, daß die deutsche Regierung schnell deutsche Vorschläge formulieren wird, die eine geeignete Grundlage zur Verhandlung bieten. Sollte die deutsche Regierung diesen Weg einschlagen, so wird die amerikanische Regierung in Erwägung ziehen, die Angelegenheit der Aufmerksamkeit der alliierten Regierungen zu empfehlen tn einer für sic annehmbaren Weise, damit die Verhandlungen alsbald wieder ausgenommen werden."

Damit ist die Bermkttlung als SchiedSmann abgelehnt, die Ver­mittlung im gewöhnlichen Sinne angenommen mit der Modifikation, daß Deutschland der amerikanischen Regierung Vorschläge unterbrei­tet, die die amerikanische Regierung als Grundlage für geeignet hält. Es muß nun unmittelbar in Erwägung darüber eingetreien werden, wie die Vorschläge der deutschen Regierung zu gestalten sind, und über diese Frage wird sich zunächst die Regierung selbst schlüssig zu machen haben. Mit Rücksicht darauf, daß die Note der Amerikaner erst heute mittag in die Hände des deutschen Außenministers gekommen ist, wird die Kabinettschilug erst heute nachmittag st-ttsinden und die Regierung wird erst morgen in der Lage sein, dem Hohen Hause über die Ge­samtheit ihrer Politik in der Rcparationssrage Rede und Antwort zu stehen. Die Regierung ist der Ueberzcugung, daß sie in der For­mulierung der Vorschläge bis an die Grenze dessen gehen muß, waS das deutsche Volk für Reparationszwccke leisten kann. (Unruhe.) Das ist umsomehr notwendig, als wir leider bei Beurteilung unserer Lage fast das ganze Ausland gegen uns haben. Diese Ucberzeugung muß unter allen Umstünden allmählich aus der Welt verschwinden, nicht dadurch, daß wir nunmehr Versprechungen machen, von denen wir

wissen, daß wir sie nicht holten können, sondern dadurch, daß wir dem Auslande vollständig klaren Wein über unsere Lage einschenken. (Lachen und ironische Zwischenrufe bei den Sozialdemokraten.)

Präsident Löbe: Im Einvernehmen mit dem Aeltesteaausschuß schlage ist dem Hause vor, heute die Beratungen abzubrechrn und s» dem Kabinett wie den Fraktionen die Möglichkett einer Bespre­chung der bisher unternommenen Schritte zu geben.

Nächste Sitzung Samstag 3 Uhr: Entgegennahme einer weiteren Erklärung der ReichSreglerung über die auswärtige Politik. Schluß ^>3 Uhr.

Beratung der Borschläge für Amerika.

Berlin, 23. April. Das Reichskabinett trat gestern nach Schluß der Sitzung des Reichstags zu einer Sitzung zusammen, um die deut­schen Vorschläge zu beraten, dle der amerikanischen Regierung über­mittelt werden sollen. DasBerliner Tageblatt" glaubt zu wissen, daß die Reichsregiernng heute, spätestens morgen, die Vorschläge an den amerikanischen Präsidenten absendcn werde. Nach Schluß der Kabinettssitzung fand eine Besprechung der Regierung mit den Par­teiführern statt, die für vertraulich erklärt wurde. Die Besprechung hat lautBerliner Lokalanzeiger" das Ergebnis gehabt, daß das Plenum de? Reichstags nicht, wie ursprünglich geplant, heute Nach­mittag um 3 Uhr zusammentreten wird, um die Regierungserklärung über die neuen Vorschläge entgegenzunchmen. Es würden vielmehr im Laufe des heutigen Tages erneut Beratungen der Fraktionen mit der Reichsregierung stattfinden. DerFreiheit" zufolge werden die Verhandlungen des Reichstag? erst am Montag stattfinden.

Berliner Stimmen zur Antwort Hardings.

Berlin, 23. April. DieD e u t s ch e A l l g. Z t g." begrüßt die Bereitwilligkeit Hardings, geeignete deutsch« Vorschläge den alliierten Mächte» zu unterbreiten, als einen Schritt vorwärts. Es sei auf alle Fäll« sehr wesentlich, daß die Ver. Staaten überhaupt wieder größeres Interesse an der Entschädigungsfrage gefunden haben und sich wenigstens insofern an einer Lösung des Problems zu beteiligen gedenken, als sie sich damit befassen wollen, neue Besprechungen zwi­schen Deutschland und den Alliierten in Fluß zu bringen.

DasTageblatt" schreibt: Indem sich Harding bereit zeigt, unter gewissen Voraussetzungen vermittelnd einzugrelsen, gibt er einen neuen Beweis dafür, daß er das Wohl der Allgemeinheit (?) will und tatsächlich die Bedeutung erkannt hat, die eine Regelung der Entschädigungsfrage für die ganze Welt haben wird.

Nach derGermania" betont die Antwortnote Hardings das Interesse Amerikas an der Regelung der WiedergutmachungSfrage. Ohne Mitwirkung der Ver. Staaten, des großen Gläubigers der En- tentchaaten, könne man, wie das Blatt schreibt, letzten Ende» über­haupt keine Lösung dieses Problems finden. Und aus diesem Grunde möchten wir annehmen, daß, kommt eS zu einem amerikanischen Ver­mittelungsversuch, dieser einer Annahme gewiß sein kann.

Günstige Wirkung der amerikanischen Antwort auf de« Markkurs.

Berlin, 28. April. Nach einer Londoner Meldung desBerl. Tageblatts" wird aus Newyork berichtet, daß nach der ameri­kanischen Antwort auf die deutsche. Note die Mark an der Newyorker Börse eine feste Haltung zeigte. Es bestand rege Nachfrage, sodatz sich der Kurs gestern erheblich höher stellte als vorgestern. Wie die Meldung sagt, könne man hieraus die Schlußfolgerung ziehen, daß das amerikanische Publikum im allgemeinen weitere Schritte erwarte und nicht der Ansicht sei, daß Amerika das letzte Wort in der Angelegen',.it n! -oci-en habe.

Englische Stimmen.

London, 22. April. Die Presse veröffentlicht den Appell Deutsch­lands an Harding in der Rcparationssrage. Bisher nimmt aber nur Daily Expreß" dazu Stellung. Das Blatt bezeichnet den Appell als einen felnerdachtcn Trick Deutschlands im letzten Augenblick. Dar­über, daß Deutschland zahlen müsse, herrsche unter den Alliierten Ueücreinstimmung. Eine Verschiedenheit der Ansichten bestehe nur über die zweckmäßige Durchführbarkeit der betreffenden Maßnahmen. Die französische Politik sei einfach. Sie bedeute Druck durch Waf­fengewalt. Der Wiederaufbau Europas und die Rettung vor dem Chaos, der Verarmung und der Unruhen würden nicht dadurch er­reicht, daß gutes Geld schlechtem Geld nachgeworfcn werde.

Washington, 22. April. (Reuter.) Die Negierung hat Deutsch­lands Bitte, Harding möchte in der ReparationLfrage vermitteln, ab- gelehnt, aber eingewilligt, wenn Deutschland eine geeignete Unterlage' zu Verhandlungen biete, in Erwägung zu ziehen, die Vorschläge zur Beachtung der Alliierten zu bringen, in einer für diese annehmbaren Weise, damit die Verhandlungen schleunigst wieder ausgenommen werden können. Hardings Note drückt erneut die Hoffnung aus, daß Deutschland schnell für eine Verhandlungsgrundlage geeignete Vor­schläge formulieren werde.

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