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Earl Eramtk.

Malermeister.

Nr. 86.

Erscheinungsweise: 6 mal wöchentlich. Anzeiger pre'S: Tie kleinfpalrtge Zeile 60Pfg. s

Reklamen Mk. 3. Auf Sammelanzeigen konemt errr Zuschlag von Fernkpr lL I

Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.

96. Jahrgang.

Freitag, 15. April 1921.

vezug-preiS: In der Stadt mit Trägerlohn Ml. 12.90 viertel ührlich. Postbezug«, pre»s L> k. 12.99 Mit Bestellgeld. Schluß der Anzeigenanuadme s llar vormittag«.

Unaufhörliche Drohungen

kommen seit einigen Wochen über den Rhein. Vom 1. Mai an sollen noch den Bestimmungen des Versailler Vertrags die regulären Ent- schädigungszahlungcii Deutschlands laufe». Wenn bis dahin also Deutschland sich nicht entschließt, sich dem Spruch der Wicdcrgut- mchimgLkommission ju fügen oder wenn es nicht selbst .ausrei­chende" Anerbietungen macht, wird gegen diewiderspenstige Nation" die Ge w a l't entscheiden. Die neuerliche Exekution gegen Deutsch­land will Frankreich scheinbar ganz allein durchführen, wenn wir dm Inhalt der heutigen neuesten Berichte verfolgen; die französische Republik hat von der übrigen Entente die entsprechenden Vollmachten wahrscheinlich erhalten. Ter französische Chauvinismus lodert be­reits wieder mächtig empor. Hinter den Kulissen spricht man von einem neuen Krieg gegen Deutschland. Die französische Heereslei­tung soll bereits die notwendigen Vorbereitungen für die Besetzung des Ruhrgebiets getroffen haben. Wie die heutigen Nachrichten besagen, sollen die Jahresklassen 1918/19 wieder unter die Fahnen gerufen werden. Wie dasEcho de Paris" meldet, vertritt auch General Castelnau die Ansicht, daß bei den bevorstehenden militäri­schen Maßnahmen gegen Deutschland eine große Kriegsmacht ange- wmdet werden muffe. Nur die Kriegsmacht anzuwenden, die man gegenwärtig auf den Beinen habe, hätte gar keine Wirkung. Zur Zusammenstellung der großen Kriegsmacht müsse eine große Zahl von Arbeitslosen und Ausgedienten einberufen werden. Die Kosten hätte natürlich Deutschland aufzubringen. Aus der pol­nischen Presse ist zu entnehmen, daß selbst die Polen, dieFran­zosen des Ostens" von dem baldigenMarsch nach Berlin" träumen.

Briand hat erst kürzlich im französischen Senat eine scharfe Droh­rede gegen Deutschland gehalten. Er meldete bereits dieschwere Faust", die auf uns nicderfallen würde. Vorgestern ballte er in der franz. Kammer wiederum die Faust gegen Deutschland und drohte: Jetzt könne man nicht über die Ausflüchte diskutieren, das Land erwarte seit zwei Jahren Taten. Handeln müsse man! Man greift den Geisteszustand Deutschlands an, der allerdings an­gesichts solcher Erprcssungsmanöver und Folterun­gen schließlich außer Rand und Band kommen könnte. DerGe­richtsvollzieher samt dem Gendarmen" ist marschbereit-wirklich,

wenn man die Lage besieht eine-herrliche Zeit! Es geht um

den Rhein sein ganzes Sein! -tz. Lt.

Französische Truppen-Mobilisation? Zwangsmaßnahmen.

Paris, ig. April.Echo de Paris" hatte gestern vormittag Meldet, im Falle der Besetzung des Ruhrgebiets sei die Ein­berufung von zwei Jahresklaffen vorgesehen.Liberlä" dagegen erklärte, daß noch keine Entscheidung über diesen Gegenstand getroffen sei. Die französische Regierung verhandele mit den Alliierten und mit den militärischen Sachverständigen. Jede Entscheidung hänge von den Ereignissen ab, die vor oder nach dem l. Mai eintreten könnten. Das KommunistenblattL'Jn- ternationale" teilt jedoch mit, es wisse aus bester Quelle, daß me angekündigte Mobilisierung nicht nur vorbereitet werde, son- ^rn zum Teil in Ausführung sei. Alle Offiziere der zwei von der Mobilisierung betroffenen Jahresklaffen sei die Aufforde-

zugegangcn, sich für den ersten Ruf bereitzuhalten. Eine Mttagszeitung berichtete, Ministerpräsident Briand werde heute vor dem Kammerausschuß für auswärtige Angelegenheiten erscheinen, um Auskunft über die Maßnahmen zu gebe», die er M «greisen gedenke, um Deutschland zu zwingen, seine Schuld «u bezahlen.

Keine Antwort ist auch eine Antwort.

vondon, 15. April. Nachdem wie bereits gemeldet, Lloyd George m Unterhaus erklärt hatte, es sei keinerlei Abkommen mit Frankreich grossen worden mit Bezug auf die Zwangsmaßnahmen gegen rutschland, falls Deutschland am 1. Mai seiner Rcparationsvcrpslich- ung nicht Nachkomme, wurde die weitere Frage an Lloyd George «richtet, oh er versichern könne, daß keine weitere Besetzung irgend Ms Teiles Deutschlands stattfinden werde, bevor das Unterhaus magt worden sei. Auf diese Frage wurde keine Antwort erteilt.

P. arbeiten d:s Reparations-Ausschusses.

>eHavas teilt mit: Nach Anhörung der deutschen du'^ ^krn hat der RaparationSausschuß in Ausführung der ihm ^ ^ Vertrag von Versailles verliehenen Rechte Entscheidun- Kr z über den Termin, an dem die einzelnen Mächte in den

Zustand eingetretcn sind. Der Ausschuß entschied, daß die ->kgseauer gemäß Artikel 232 des Vertrags von Versailles bie- den^b » der der Kriegszustand effektiv und rechtlich bestan-

o-,Entscheidung begann der Kriegszustand mit ^ "en am 27. Mai 1917. mit Portugal am 9. März 1916, mit -Inland am 27. Juni 1917 und mit der Tschechoslowakei am 9.

K 1918. Der Ausschuß entschied außerdem^ daß die Repa-

rmwn der Schäden, die die Tschechoslowakei durch den bolschewisti­schen ungarischen Einfall 1919 erlitten hat. nicht Deutschland zur Last gelegt werden können

Neutrale Vermittlung in der Reparationsfrage.

Berlin, 11. April. DieGermania" veröffentlicht eine Mit­teilung, in der cs heißt: Der Vermittlungsversuch, der seitens einer neutralen Macht unternommen wurde, um den neuen Prä­sidenten der Vereinigten Staaten für ein Eingreifen zur An­bahnung neuer Verhandlungen zwischen der Entente und Deutschland zu' bestimmen, hat, wie wir zuverlässig hören, so­wohl am Dienstag wie am Mittwoch das Kabinett eingehend beschäftigt. Es steht fest, daß im Kabinett die Auffassung vor­herrscht. daß die angebotene Vermittelung nicht zurückgewiesen werden darf. Wie dasTageblatt" dazu bemerkt, handelt es sich vorläufig um eine Fühlungnahme mit außerhalb des Reichs stehenden neutralen Persönlichkeiten, die sich bereit gezeigt ha­ben, eine Vermittelung herbeizuführen. Die Fühlungnahme habe bereits vor einiger Zeit begonnen.

DieGermania" schreibt heute abend im Leitartikel: Unsere Nachrichten lauten erfreulicherweise dahin, daß im Reichs­kabinett mindestens der Wille zum Ausdruck gekommen ist, die deutsche Politik müsse spätestens bis Ende dieser Woche aktiv werden.

Die Tschechoslowakei zu de« Sanktionen gegenüber Deutschland.

Prag» 15. April. Im Ausschuß des Abgeordnetenhauses für auswärtige Angelegenheiten erklärte Minister Dr. Venesch, daß in der Frage der Beteiligung der Tschechoslowakei an den Sank­tionen gegenüber Deutschland sowohl die politischen wie die wirtschaftlichen Interessen der Republik gewahrt werden müß­ten und daß daher die Frage vom Standpunkt des staatlichen Eesamtintereffes entschieden werden muffe. Die Regierung prüfe in diesem Sinne die Angelegenheit und werde sie, sobald sie zur Entscheidung reif sei, der Entscheidung des Parlaments vorlcgen. Zu dem Versuch der Wiedereinsetzung der Habs­burger erklärt« der Minister, daß das Unternehmen Karls nicht das letzte dieser Art gewesen sein dürfte und daß infolge­dessen die Republik vorbereitet sein müsse, eine Wiederholung dieses Versuchs zu begegnen. Die Ausführungen des Mini­sters wurden zur Kenntnis genommen. Ein Antrag des Abg. Kafka, den Minister aufzufordern, die Teilnahme an den Sank­tionen abzulehnen, wurde mit 12 gegen 7 Stimmen der Deut­schen und KommuTffsten abgelehnt.

Die Schuld am Kriege

hat bekanntlich auch Amerika dem deutschen Volke zugeschobcn. Frei­herr v. Lersncr hat nun an den Berliner Vertreter der Vereinigten Staaten Dresel, einen Brief gerichtet, in dem er Herrn Dresel die Frage vorlegt, ob er wirklichDeutschland für den Krieg verantwort­lich halte". Weiter heißt es in dem Brief:Sie haben als Ver­treter der Vereinigten Staaten amtlich die Schuldfrage angeschnitten. Wir verlangen daher von Ihnen den Beweis für Ihre Behauptun­gen der deutschen Schuld am Kriege, auf die Ihre Regierung die mo­ralische Verpflichtung Deutschlands gründet, Reparationen z» leisten, soweit dies möglich sein kann."

Zur Lage in England.

London, 15. April. (Reuter.) Die Konferenz des parlamenta­rischen Ausschusses des Gewerkschaftskongresses, des ausführcnden Ausschusses der Arbeiterpartei und der parlamenatrischcn Arbeiter­partei hat eine Entschließung angenommen, in der die Ueberzeugung von der Gerechtigkeit der Forderung der Streikenden zum Ausdruck gebracht und dem Dreibund Unterstützung versprochen, sowie das Vorgehen der Regierung verurteilt wird, besonders die militärischen Vorbereitungen, die darauf berechnet seien, Unruhen hervorzurufen. Die Konferenz hat einen Ausschuß von neun Mitgliedern 3 aus jeder Körperschaft ernannt, um die Entschließung in Wirksamkeit zu setzen und in Beratung mit dem Dreibund die Ereignisse zu beob­achten.

London, 11. April. (Reuter.) Das Land ist nunmehr völlig darauf vorbereitet, den Streik der Eisenbahner und Transport­arbeiter morgen abend ausbrechen zu sehen. Anscheinend be­steht keine Hoffnung, daß ein Uebereintommen erzielt wird, da die Haltung der Bergarbeiter und Grubenbesitzer unverändert ist. Eine heute stattgefundene Besprechung zwischen den Ver­treter der Eisenbahner und der Transportarbeiter mit Mit­gliedern der Regierung, bei der die elfteren eine formelle Ant­wort auf Lloyd Georges gestrigen Brief gaben, zeigte, daß ihre Stellung in der Frage des Nationallohns die gleiche wie die der Bergarbeiter ist und daß sie für das gleiche Prinzip kämpfen. Die Besprechung führte zu keinem Ergebnis. Der Andrang von Freiwilligen dauert an. Im ganzen Lande herrscht voll­ständige Ruhe.

Ausland.

- Griechisch-tückischer Krieg.

Athen, 11. April. Die Agence dAthenes meldet: Laut Draht­nachrichten aus Smyrna haben gestern türkische Truppen in einer Stärke von annähernd 30 000 Mann, unterstützt von zahlreicher Ka­vallerie und einer mächtigen Artillerie die griechischen Truppen auf der Front Asun-Karahissar und insbesondere auf dem Abschnitt von Tulobnar angegriffen. Dieser Angriff, der von Kemal persönlich geleitet wurde und der die Trennung des griechischen Operations­korps bei Karahiffar von seiner Verpflegungsbasis zum Ziele hatte, scheiterte völlig an dem kraftvollen Gegenangriff der Griechen und an dessen heftigem Artilleriefeuer, das Verheerungen in den türki­schen Linien anrichtete und die türkischen Truppen zwang, sich zurück- zuziehcn. Dabei ließen sie 6000 Gefangene, varunter 15 Offiziere, sowie 5 Kanonen u. 12 Masch.-Gewehre in der Hand der Griechen.

Atom, 14. April. Havas. Es ist hier das Gerücht verzeichnet, daß das griechische Heer zu einem neuen strategischen Rückzug schrei­ten werde.

Die amerikanische Flotte

verläßt die dalmatinischen Gewässer.

Belgrad, 15. Aprtt. (HavaS.) Aus Sparato wirv gc,. Admiral Aodrews, Kommandant der amerikanischen Seestreitkräfte' im Adriatischen Meer, habe die jugoslawischen Behörden von Dalma» t.en verständigt, daß seine Schiffe demnächst die dalmatischen Ge­wässer in Ausführung eines Befehls von Washington verlassen würden.

Großer Pserdemangel

soll in Sowjetrußland herrschen. Während vor dem Kriege auf 1000 Einwohner 200 Pferde entfielen, hat sich diese Zahl später auf 80 verringert. Nach der allgemeinen Mißernte des Jahres 1920 wur­den bei Beginn des Winters Pferde wie sauer Bier auSgeboten, da sich die bäuerlichen Wirtschaften von ihnen um jeden Preis befreien wollten, um mit dem äußerst spärlichen Futter wenigstens ihre Kuh schlecht und recht durch den Winter zu bringen. Aus allen Gegen­den der Republik kommen Nachrichten über die Vernichtung des Pferdebestandes. In den Gouvernements Tambow, Tula, Rjasan verkaufen die Bauern 1 Pferd für 3 Kästchen Streichhölzer, oder für 1)4 Pfund Salz. Der Futtermangel bringt viele Pferde unter das Schlachtmeffer. Es sind Dörfer bekannt, wo der Pferdebestand um die Hälfte zurückgegangen ist und von den übriggebliebcnen Pferden können 30 Prozent nur mit Hilfe von Traggurten auf den Füßen gehalten werden. Es gibt Truppenteile, die im Laufe zweier Wochen im Oktober die Hälfte ihres Pferdebestandes durch Futter­mangel eingebüßt haben.

Berlitz s

Der Begründer und Besitzer der Bsrlitz-Schulen, Maximilian D. Berlitz, ist in Newyork gestorben. Eigentlich war es gar nicht sein System, sondern das des deutschen Lehrers Gotilieb Hcncß, der 1831 nach Amerika auswanderte und seinenatürliche Methode" :r Erlernung fremder Sprachen zuerst systematisch anwandte. Aber erst Berlitz verstand es, dieses System auszubaucn und ihm einen riesigen Anhängcrkreis zu schaffen.

Deutschland.

Wiederherstellungssragen.

Berlin, 15. April. Das Reichslabinett beschäftigte sich ge­stern abend erneut mit der Wiedcrherstelluiigsfrage. Die Be­ratungen waren streng vertraulich.

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Reichs­tags, Dr. Stresemann, konferierte gestern mit dem Rcichsmini- ster Dr. Simons. Die Blätter hoffen, daß Dr. Simons anfangs nächster Woche dem Ausschuß Mitteilungen über ein neues deutsches Angebot in der Reparationsfrage werde machen können.

Demonstrationen.Es gibt kein Zurück!-

Berti», 15. Apcil. Wie derBerl. Lokalanzerger" aus Wim meldet, kam es dort zu großen Demonstrationen, als die französische Note gegen den Anschluß an Deutschland durch Extraausgaben der Zeitungen bekannt wurde. Eine nach Tausenden zählende Menschen­menge versammelte sich vor dem Landhaus. Namens der Landes- versammlnng forderte Abgeordneter Dr. Stcidle die Versammlung auf, vor der Drohung der Entente nicht zurückzuweichcn. Tie Zei­tungen veröffentlichen Aufrufe mit der UcberschristEs gibt kcir» Zurück!"

Stegerwald endgültig gescheitert?

Die Verhandlungen des intersrartionellen Ausschusses des preußischen Landtags über die Kabinettbildung, in dem heute nachmittag auch die vom Ministerpräsidenten Stegerwald in dem Interview mit dem Vertreter des W.T.B. angegebenen Wege ernstlich erörtert worden waren führte zu keinem Ergeb­nis. Den Blättern erscheint es zweifelhaft, ob Stegerwald überhaupt eine Lösung der Frage finden wird.