e

cakw

NEW

29. März lUS, Postgasst

MmdlK e Mt«.'

-erzlich «ingelade».

iimmermana.

stten

Zünsler

«aedei»

Kaden bei

:sl«.

eW

!i>l«

>g von

raute«,

>r von Platte«

Berechn»»

ssctteo

lU8kVS>-

erkrvt

I

troff««

ndig ab-

Nr. 72. Amts- und Anzeigeblatt für Len Oberamtsbezirk Calw. 96. Jahrgang

96. Jahrgang

ML

O

Iricheinung-weiser 6 mal wöchentlich. Anzeigenpreis: Tie kteinspaltigc Zeile MPfa. Reklamen Mt. 8. Aus kaimneianzeiqeri komm: ein Zuschlag von IlX-v/^ Fcrnipc.tz.

, I , ,>».,W«OMW,WW,«

Mittwoch, SV. Marz 1921,

> «e,ug«vr.I»: In der Ltadl mit rragi-rlohn Mk. IL.S0 m-rt-l »hrlick. Postvezug».

i preis L».t. 12.90 m«r Bestellgeld. Schluß der Anzeigenannahme S Uw vormittags.

Keine Freunde nur Feinde.

ä. Pt. Wenn man den Verlauf der europäisch.» Politik seit dem Waffenstillstand verfolgt, wenn man einen Rückblick aus den Versailler Friedensvertrag und die verschiedenen Konferenzen zwischen der En­tente und Deutschland untermmmt, so ist rL sehr augenscheinlich, daß Frankreich und England fest entschlossen sind, Deutschland für immer niederzuhalten. Gerade um dieses Ziels willen Verden gegensätzliche Interessen zwischen den beiden Mächten immer wieder zurückgestellt. Seit den letzten Konferenzen von Paris und London find England und Frankreich besonders einig in der Unter­drückung Deutschlands. Die Richtung der Londoner und der Pariser Politik ist sonst keineswegs parallel; in dem Bemühen, die in Lon­don beschlossenen Zwangsmaßnahmen bei lhren Parlamenten zur Annahme zu bringen, geben sich aber Lloyd George und Briand gegenseitig nichts nach. ES muß gegen Deutschland einmal ein Exempel statuiert werde». Diese von Lloyd George auf der Londoner Konferenz auSgegebene Parole wird jetzt von der deutschfeindlichen englisch-französischen Allianz getreulich durchge- fiihrt. l"m französischen Parlament hat sich zwar der Rechtssozialist Aurior in sehr gemäßigten Worten gegen den »Wiederbeginn des bewaffneten Friedens" ausgesprochen, aber einige Stunde» nach ihm feierte Briand mit seiner Verteidigung der Londoner .Sanktio­nen" einen großen Redesicg und erhielt von der Kammer für seine gegen Deutschland gerichtete Politik ein Vertrauensvotum. In Eng­land ist zwar Lloyd Georges Privatsrkretär Philippe Kerr zurück- getrete», in der Ausschußberatung und im Plenum des Unterhauses ist jedoch die sog. Reparationsbill ohne wesentliche Einschränkung angenommen worden. Ein schwacher Wider' nd der Arbeiterpartei wurde rasch gebrochen. Der englische Minister Chamberlain will das Gesetz schon ani ZI. März in Kraft treten lassen. In Frankreich Ist der Gesetzentwurf über die auf die deutschen Waren zu erhebende Einfuhrabgabe ebenfalls angenommen worden.

Teils von Angst und GcschSstsncid getrieben, sehen es also Eng­land und Frankreich, zwei Mächte, die sich sonst wohl nicht so leicht »ertragen könnten, als ihre Hauptsorge an, Deutschland nie- derznhalten. Bon diesem Bestreben sind dir Regierungsmän- «n an der Seine und an der Themse bereits so verblendet, daß in ihrer Politik die Leidenschaft über die Vernunft die Oberhand gewinnen konnte. Wir denken an Versailles. Wir denken an die lleberfteigerung der politischen Temperatur in der Behand­lung der Wiedergutmachungsfrage in Paris und London.

Die Leidenschaft eilt stets mit Riesenschritten zum Höhe­punkt. Entweder wird sie in ihrer Hast durch die Macht der Tat­sachen noch zurückgedrängt oder sie stürzt kopfüber in den jähen Ab­grund. Vor diesem Wendepunkt steht gegenwärtig auch die von den WestmSchten beherrschte europäische Politik. Man glaubt wohl, Odie Politische Siedehitze, die in der Behandlung wirtschaft­licher Fragen in Paris und London erreicht wurde, könne nicht allzulange dauern. Tie Zeit wird's lehren. Eine sonder­bar« Erscheinung nach den beschlossenen Zwangsmaßnahmen in Lon­don war es, daß beim Eintritt der Sanktionen der französische Fran­ke» mehr zurückgegangen ist als die deutsche Mark.

Daß die unvermeidliche und notwendige Wendung der curopäi- schen, gegen Deutschland gerichteten Politik noch immer nicht cinge- treten ist, hat zwei Gründe: die Einigkeit Frankreichs und Englands »nd die politisch, Isolierung Deutschlands. Wäh­rend Frankreich und England in ihrer Politik gegen Deutschland geschlossen und mächtig sind, hat Deutschland keinen Freund >n der Welt. Von nirgends her kommt ihm diplomatische, wirt­schaftliche oder auch moralische Unterstützung. Deutschlands Ruf ln er Welt ist schlecht, wie Minister Simons in London erfahren englisch-französische Allianz zu sprengen werden wir nicht in der Lage sein, vielleicht aber Umstände, die in Bälde ngland. beherrschen könnten, dürften das Gesamtbild verändern.

^ Arbeiterpartei in England macht sich immer mehr M iebsam bemerkbar und die Strömung in den dortigen gewissen reisen sind für das Land als keine besonders erfreuliche'zu bezeich- George spricht von schicksalsschweren Stunden, die her- r rechen könntm und sagt dem Sozialismus schärfsten Kampf an.

er auch diese Gewitterwolken über der Themse bedeuten vor- "usig für uns keine Entlastung und wir müssen in unserer großen Bundesgenossen wieder finden. Wir auchen nur einen guten Freund, keine Waffenhilfe, wenn wir einen Verteidiger im Chor der Ankläger finden. Die Alik'Ii e "^.w^lchaftliche Hilfe wird uns dann nicht mehr fehlen, don r muß unsere auswärtige Politik eingestellt werden; ^ ^r , Zündsatz muß auch unsere innere Politik ge- Rot" ' « mie heißt das Sprichwort:Freunde in der

Ser Stiim l«bl Keil« ...

Ueber den Stand der Kommunistsnaktivn wird amtlich berichtet:

In Lerlin drangen in der Nacht vom M.ntag zum Dienstag Kommunisten in das Kraftwerk Untersprec in Spandau «in. Ein Handgranaten- und Sprcngstoffanschlag auf die Hauptschaltanlage mißglückte. Im Rheinisch Westfälischen Industriegebiet wurde Mett­mann durch bewaffnete Kommunisten besetzt, Schutzpolizei hat Kom­munisten verhaftet In Bochum wurden Waffen, Munition,, Spreng- material und Kontrollbtzcher einer roten Kampsorganisation beschlag­nahmt und sieben Koimnumsten fcstgenommen. In Essen kurzes Ge- wehrfcuer und Handgranatenwürfe. In Dortmund wurden bei einem Kommunistenüüersall auf die Polizeiwache in der Nacht vom 27. März zwei Schutzbeomte verwundet. AuL Erkrath bei Düsseldorf werden Unruhen gemeldet.

In der Provinz Sachsen wurde im Industriegebiet des Kreises Liebenwerde ein Aktionsausschuß gebildet und der Generalstreik be­schlossen. Der Eisenbahnverkehr mit Thüringen ist infolge Brücken- sprcngung bei Ammendorf gesperrt. Ter Bahnhof und dir Post kn Ammendors sind zerstört. Ein kommunistisches Flugblatt in Halle ordnet an, sämtlichen Behörden nicht zu gehorchen. Die Leunawerke' haben Verstärkung erhalten. Die landwirtschaftlichen Betriebe sind Mgelegt. Bei einem Kampf um Möitau hatten die Kommunisten 1 Toten, 1 Verwundeten und 3 Gefangene als Verluste.

Alle diese und die übrigen bisher gemeldeten terroristischen Ver- brechsrakte sind, wie einwandfrei feststeht, von Kommunisten ausgc- führt worden. Die ganze Bewegung wurde von Moskau, das an­gesichts seiner bedrängten Lage eine Entlastungs-Lion braucht, be­fohlen und von den im Sold der Russen stehende» Kmnm ' - planmäßig vorbereitet und durchgeführt.

Hebersc.l! aus rvüctt. Derkehrswehc »» Sangerhau,e«.

Am Karfreitag sind aus Anforderung des Reichsverkehrs­ministeriums aushilfsweise ISO Freiwillige aus der wurtt. Verkehrs wehr, die sich den Bahnschutz zur Aufgabe ge­macht hat, zum Schutz der durch fortgesetzte verbrecherische An­schläge gefährdeten Bahnanlagen in den Bezirken der Lisen- bahndirektionen Halle und Magdeburg nach Mitteldeutschland befördert worden. Bei ihrer Antunft in Sangerhausen wurden sie, nachdem sie kaum den Zug verlassen hatten, von den Auf­rührern, die sich in den umliegenden Gebäuden und aus der über de« Bahnhof führenden Brücke verborgen hatten, über­raschend mit Gewehr- und Maschinengewehrfeuer empfangen. Der Bahnkörper wurde an den beiden Vahnhofenden von den Aufrührern gesprengt, der Kirchturm war von ihnen mit Ma­schinengewehren besetzt. Leider fiel diesem verbrecherischen lleberfall der Lokomotivführer Wilhelm Müller von Stuttgart, stationiert in Kornwestheim, ein braver, pflichttreuer Beamter der Eisenbahnverwaltung, zum Opfer; außerdem wurden 21 Mann verwundet. An den lleberfall schloß sich ein etwa 1 Stun­den dauerndes Gefecht mit den Ausrührern an, in dessen Verlauf der Bahnhof und die dazu gehörenden Gebäude in den Händen der Württemberger blieben. Der getötete Lokomotivführer, dessen Familie sich die allgemeine Teilnahme zuwendet, und die Verwundeten wurden bis aus 4 Mann, dieckkvegen ihrer Ver­wundung noch nicht transportfähig sind, nach Stuttgart beför­dert. Die Verwundungen bewiesen die Verwendung von Dum- Dum-Eeschossen seitens der Ausrührer. Solche Geschosse wur­den auch in den Taschen von Gefallenen und Gefangenen ge­funden. Die Verluste der Aufrührer, die zum größten Teil aus jungen Burschen von 16 bis 20 Jahren sich zusammensetzten, sind im übrigen noch nicht bekan.lt. Am Samstag trafen Mann­schaften der Sicherheitspolizei zur Verstärkung in Sangerhausen ein, die zahlreiche Verhaftungen Vornahmen. Zu Gefechts« Handlungen ist es seither nicht mehr gekommen. Nach den neuesten Berichten ist die Lage in Sangerhausen jetzt ruhig. Die preuKschcn Kollegen der Württemberger haben ihnen überall aus ihrer Fahrt Dank und Anerkennung für ihre mutige Hilfe ausgesprochen. Der ordnungsliebende Teil der Bevölkerung von Sangerhausen, der unsern Württemberger» eine dankbare Aus­nahme be^itet hat, ist über den verbrecherisch lleberfall empört.

Militärisch organisiert.

Berlin, 29. März. Rach derB. Z. am Mittag" wurde die etwa 500 Mann starke kommunistische Bande, die gestern den An­schlag auf die Eisenbahnbrücke bei Ammendors machte und dadurch den Zugverkehr nach Thüringen unterbrach, in der Nähe von Am­mendorf durch di« Schutzpolizei gefangen genommen. Der berittene Führer der Bande trug russische Uniform, ein Teil der Bande russi­sche Militärmäntel. Am Bahnhof wurde ein militärisch organisicrtcs- Bureau mit Karten und Plänen gefunden, aus denen die militärische j Organisation des Aufruhrs hervorgeht.

Mißer.olg der Generalfire,kparole. Reichs­bank« und Postamt-Plünderung.

Berlin, 30. März. Wie die .Vossijche Zeitung" ,-gt, hat der gestrige Tag die Eni >idung für den Mißerfolg des kommunistischen Aufstands gebracht, da die Generalstreikparole so gut wie wirkungs­los geblieben rst. Sowohl in Berlin als auch im westdeutschen In­dustriegebiet und in Mitteldeutschland hat sich die übergroße Mehr­heit der Arbeiter gegen den Streik ausgesprochen. Zu blutigen Zu­sammenstößen ist cs in Westdeutschland in Schwelm und Gevelsberg gekommen. Dort haben kommunistische Banden dir Reichsbank und das Postamt geplündert. Sie erbeuteten insgesamt 580000 Mark. Eine starke Abteilung der Schutzpolizei stellte ^darauf die Band« und eL kam zu einem Feuergefrchl, bei dem die Kommunisten 50 Tote und eine größere Zahl Verwundeter hatten. Bei den Verwundeten fand man 70 000 Mark von den kurz vorher geraubten Summen. In Weltmann wurde nach einem Handstreich auf das Bürgermeisteramt die Re'.chsbanknebrnstelle von einer Band« besetzt, die 650 000 Mark entwendete. Die Bande besteht aus Personen, dir aus Düsseldorf nach Mettmann gekommen waren und sich als Kommunisten auS- goben. Vor der Schutzpolizei, die ans Mülheim und Elberfeld- Barmen nach Mettmann «mrückte, ergriffen die Räuber di« Flucht, nachdem sie das entwendete Geld unter sich verteilt hatte».

Schrvens Gefecht. Mafchiueugewehrserrer.

Nach einer Blattermeldung auS Halle hat bei Gräbers auf der Strecke nach Leipzig zwischen Kommunisten, dir de« Ort besetzt hal­ten, und einer Hundertschaft der Schutzpolizei ein schweres Gefecht stattgefunden. Die Polizei geriet in schweres Maschinrngewehr- ^ier und sah sich unvermutet einer überaus großen Anzahl von Ge­wehren gegenüber. Ei« Wmenwerfer der Polizei zersprang »ach 'em dritten Schuß. Infolgedessen mußt« sie den Angriff aus den Ort einstweilen aufgeben. Die beiden Offiziere, die den Vorstoß geleitet hatten, fiele». Ferner blieben noch neu» Polizeibramte tm Maschi- nengewchrseuer. Gegen den Ort ist eine umfassende Bewegung cin- gelcitet.

DenHallescheu Nachrichten" zufolge solle» sich unter de» im Leunawerk Verhafteten auch der Oberbefehlshaber der Roten Arm« Mitteldeutschlands, der Haücsche Stadtverordnete Alfred Lemck, und der politische Kommissar des Mausfclder Kreises, der Hallesche Stadtverordnete Bowitzky, befinden. Von der Besatzung des Leuna­werkes wurden nur etwa 300 Mann in Hast genommen, da die meisten nur gezwungen im Leunawerk verweilten.

Berlin ist gestern von größeren Zwischenfällen verschont geblie­ben. Im Lause der letzten Tage sind, lautBerliner Lokalanzeiger", im ganzen ungefähr 5V0 Kommunisten in Haft genommen worden.

Entspannung der Lage in Düsseldorf.

Düsseldorf, 30. März. Nach der Darstellung des Düsseldorfer Regierungspräsidenten hat sich die Lage im ganzen Regierungsbezirk im Laufe des heutigen Vormittags entspannt. Meldungen aus den Städten des Bezirks besagen, daß heute Vormittag überall Ruhe herrschte. Dort, wo es infolge der kommunistischen Schießereien ge­stern zu Aktionen der Kommunisten gekommen ist, find diese durch das Eingreifen der Schutzpolizei schnell unterdrückt worden. Während in vielen Orten die Arbeiter der Streikparole nicht gefolgt find, streiken in Remscheid noch 50 Prozent der Arbeiter. Der Zugverkehr von Westdeutschland nach Osten ist auf der Blockstation Obervogelsang vor Hagen von den Kommunisten gesperrt. Die Züge werden des­halb über Hattingen geleitet. Der Zugverkehr erleidet infolge dieser Maßnahme erhebliche Verspätungen. Der Generalplan der Putschisten, die Stadt Elberfeld und damit das Wuppertal und daS Bergen» Land in die Hand zu bekommen, ist gescheitert. Im Laufe des heu­tigen Vormittags wurden die Steinbrüche in Grüser und Dornap und die dortigen Wälder, in denen sich zersprengte Kommunistcn- banden umhertrieben, durch die Schutzpolizei gesäubert.

Anhaltende Ruhe in Eisleben.

Eislebcn, 29. März. (11 Uhr abends.) In der Stabt ist auch weiterhin alles ruhig. Der erste fahrplanmäßige Zug auf der wieder­hergestellten Strecke ist hier abends eingeiroffen und nach Sanger­hausen durchgcführt worden.

Die vergebliche 3agd auf Holz.

Eisleben, 30. März. Wie verlautet, soll gestern Mittag bei Rieder» röblingcn das Auto mit Holz und dessen Adjutanten von der Reichs­wehr abgefangen und uni« Feu» genommen worden sein. Der Adjutant sei tot, Holz sei entkommen.

Ausland.

Heimweh eines früheren Throninhabers.

Budapest» 29. März. Das Ung. Korr.-Bur. meldet: Oster­sonntag Nachmittag erschien König Karl unerwartet in Buda­pest und suchte den Reichsverweser Nikolaus v. Horthq auf.

Pi