Um da» zu erreichen, müssen wir weit mehr als bisher leisten, ,md alle Arbeitskräfte, die überhaupt heranzubringen find, zur Arbeit heranziehen und an den richtigen Arbeitsplatz stellen. Wenn vor dem Kriege die Sozialpolitik in Deutschland einen Ausgleich in der ungleichen Verteilung der Lebensgüter vermitteln sollte, so habe sie heute eine ganz andere Grundlage. Sie müsse für Heranziehung aller Arbeitskräfte sorgen, und dafür, daß diese unter erträglichen Bedingungen arbeiten können. Gerade auch die Kriegsbeschädigten, Kriegcrwitwen und Hinterbliebenen müßten entsprechend den Ver­hältnissen zur Arbeit hcrangczogen werden. Mit Renten und Unter­stützungen sei es nicht getan. Die Fürsorge dürfe nicht als Almosen, Gnade oder Wohltat betrachtet werden, die körperlich oder seelisch Notleidenden müßten das Gefühl erhalten, daß sie durch Unter­stützung, Berufsberatung usw. allmählich wieder selbständige Mit­glieder vrr Gesellschaft werden, die für die Bedürfnisse ihres Lebens soweit als möglich selbst sorgen können. Es gelte dann weiterhin, auch alle Arbeitskräfte im deutschen Volke zur Arbeitsfreudigkeit wieder zu erziehen, zu einem einzigen Gefühl der Zusammengehörig­keit aller Arbeitskräfte auf Gedeih und Verderb. Wenn früher die Sozialpolitik gewissermaßen als letzte Pflicht des Staates in Aus- nahmefällen angesehen werden konnte, so sei heute die ungeheure Not des ganzen Volkes zu bekämpfen. Auch in Württemberg sei diese Not sehr groß. Ueberall fehle es an Nahrung, Kleidung, Unter­kunft, lind wenn wir nicht allmählich lernen, unsere Kräfte mehr zu entfalten, so würde, die Not noch größer werden. Alle die Unter­stützungen vom Auslande seien doch nur ein Tropfen auf einen heißen Stein. Von Staats- und Gemeindcwegen müsse aus diesen Gebieten großzügige Sozialpolitik geleistet werden. Dafür müsse aus den verschiedensten Gebieten jede nicht unbedingt notwendige Aus­gabe erspart werden. Wir müßten auf frühere Annehmlichkeiten aller Art verzichten, wir müßten sparen inbezug auf öffentliche Ge­bäude und Einrichtungen, wir müßten leider auch die Ausgaben für unser bisher in der ganzen Welt vorbildliches Erziehungswesen einschränken; die Rechtspflege müsse rücksichtslos vereinfacht werden durch Beschneidung des Instanzenwegs. Auch in der öffentlichen Verwaltung könne gespart werden. In den Gemeinden lasse sich ebenfalls erheblich sparen, weiterhin auch inbezug auf die Verkehrs­einrichtungen. Wenn im privaten und öffentlichen Leben äußerste Sparsamkeit geübt werde, dann werde für die Sozialpolitik, für die bisher im Hinblick auf ihre großen Aufgaben angesichts der furcht­baren Not noch nicht allzuviel getan worden sei, manches erübrigt werden können.

DaS schlimmste sei, daß unser Volk körperlich geschwächt sei. wo­mit auch die seelische Erkrankung, die durch dir letzten Jahre mfolge der furchtbaren Ueberspannung der Nerven gefördert wurde, Zusam­menhänge. In der Bekämpfung der VolkSseuchen seien wir um 50

Jahre zurückgeworsen; dabei bilde die stark« Volksdichte noch eine ungeheure Gefahr. Namentlich in der Kindcrwelt herrschten die trost­losesten Gesundheitszustände, und nicht nur in den Großstädten. Tu­berkulose, Rachitis und Skrophulose herrschen furchtbar; das Wachs­tum sei um 23 Jahre zurückgeschraubt. Die äußere Pflege der Kinder sei erheblich zurückgegangen. Ganze Bevölkerungskreise hät­ten furchtbare Not an Unterwäsche und Bettwäsche. Ganz schlimm sei cs mit der Unterernährung, namentlich der Kinder bis in die ländlichen Gemeinden hinein. Erholung für diese in den Sommer­monaten sei unbedingt notwendig. Die starke Belegung der Woh­nungen, besonders in Industriestädten, fördere ebenfalls die Ver­breitung der Seuchen. Zur Schaffung von Einrichtungen auf dem Gebiet der Kinderfürsorge seien vom Reichsarbeitsministerium 100 Millionen Mark bereitgestellt worden. Aber auch die privaten An­stalten, die bisher von der freiwilligen Wohltätigkeit unterstützt wor­den find, sollten auch weiterhin mit reichlichen Spenden bedacht wer­den. Was die seelische Fürsorge anbelangt, so erachtete der Redner mit Recht eS als die wichtigste Aufgabe, unserer Jugend die richtige Schulung für das praktische Leben zu geben. Ein energisches Ein­greifen gegenüber der Disziplinlosigkeit und Verwahrlosung der Ju­gend sei notwendig. Auf politischem Gebiete soll« der Jugend nur das Notwendigste betgebracht werden. Man habe die tolle Mißwirt­schaft ja gesehen, die durch dt« Radikalisierung der jugendlichen Ele­mente eingerissen sei. Man müsse der Jugend Vorhalten, daß sie mit dem Besitz des Wahlrechts auch ein« gewaltige Verantwortung über­nehme, damit die jungen Leute zu selbständigen Persönlichkeiten er­zogen werden und sich selbst erziehen. Seit 3049 Jahren hätten weiteste Kreise in Deutschland nur an sich selbst und ihren eigenen Vorteil gedacht, und nicht daran, daß sie auch Pflichten gegenüber der Allgemeinheit hätten. Die wettere Entwicklung der Sozialpolitik dürfe nicht nur durch Gesetze und Renten vor sich gehen, die wahre Sozialpolitik bestehe darin, daß der Einzelne, der künftige Staats­bürger, nicht bloß zum Egoisten erzogen werde, sondern zum be­wußten Träger unsrer nationalen Wirtschaftspolitik. Bezüglich der sich steigernden Schwierigkeiten der Unterbringung der Wohnung- suchendcn bemerkte der Redner, daß unsere erwachsene Jugend auch beim Heiraten sich der Verantwortung gegenüber der Familie und den Nachkommen bewußt sein möge. Die raschen Heiraten während des Krieges hätten vielfach schweres Unheil gestiftet. Die körper­liche und geistige Pflege der Jugend müsse überall gefördert werden Für Turn- und Sportplätze müsse immer Geld vorhanden sein; auch die Gesangvereine sollten unterstützt werden. Ueberall solle man be­strebt sein, der Jugend Bildung und Aufklärung zu bringen, daß sie daran mehr Befriedigung habe als am Tanz und Kino. Die An- erzichung von Arbeitslust und Pflichtbewußtsein werde auch auf die Rcntcnkrankheit heilsam wirken. Die Erwerbslosenfürsorge sei in

eine Erwerbsiosenversicherung ähnlich der Krankenversicherung Hinzu» leiten, bei der die Versicherten ebenfalls das Risiko zu tragen hätten. Eine wichtige Aufgabe sei es, die Kriegsbeschädigten so auszubilden, daß sie soviel wie möglich beruflich wieder selbständig werden, daS sei für sie vom seelischen Gesichtspunkt aus viel besser als Renten­bezug. Dabei solle nicht soviel in die Beamtenlaufbahn hineinge­drängt werden; die Ausbildung zum Handwerker in kleinen Städten und auf dem Lande sei viel zweckmäßiger. Eine weites Feld sozialer Fürsorge liege darin, unsere Frauen im Haushalt vollkommen und erfahren zu machen. Viele Frauen könnten kaum kochen, von Näh­fertigkeit sei oft keine Rede. Sic müßten alle in den fundamentalen Notwendigkeiten der Hausfrauentätigkett unterrichtet werden. Hin: müssen geeignete Helferinnen, auch freiwillige, praktisch eingreiien. Um die Arbeitstüchtigkeit und das Verantwortungsgefühl tm deut­schen Volke wieder zu heben, und dar Verständnis für alle di« dazu gehörigen Arbeitsgebiete zu wecken, müsse eine einheitliche zusammen­fassende Organisation wirksam sein, und nicht wie bisher nebenein­anderhergehende Organisationen, die sich das Geschäft nur gegensei­tig erschweren. Für die Organisation müssen praktisch begabte Leute gewonnen werden, die auf die Fürsorgebedürftigen einzuwirken vermögen, sich nicht nur von ihrem guten Herzen leiten lassen, an­dererseits aber auch nicht den Eindruck der Wohltätigkrits- oder Gna­denerweisung erwecken dürfen Die Ausführung aller dieser Ausgaben erscheine sehr leicht, aber wenn man heute ganze Parteien sehe, die sich nur Zusammenschlüßen zur Erringung eigener Vorteile, dann werde man die Schwierigkeiten erst erkennen. Die Gesundung des deutschen Volkes werde erst kommen, wenn wir unfern Sinn nicht mehr ausschließlich auf materielle Vorteile einstellen, sondern unser Ziel auf innerliche Vertiefung richten auf ethischer und religiöser Grundlage. Nur dann können wir verhindern, daß auch aus unse­rem deutschen Vaterlande ein rauchender Trümmerhaufen wie aus Rußland werde.

Starker Beifall lohnte die trefflichen Ausführungen des Redners. Nachdem der Vorsitzende ihm den Dank der Versammlung ausge­sprochen batte, dankte auch der Vorsitzende des Bezirksvereins des Neichsbundes der Kriegsbeschädigten, Herr Bernhardt, für die lehrreichen Ausführungen und wünschte, daß sie in allen Kreisen, namentlich aber auch bei den Behörden gute Aufnahme finden möch­ten. Der Vorsitzende schloß die Versammlung mit der Hoffnung, cs möchte im deutschen Volke der Wille zum festen Zusammenhalten auskommen, und jeder in seinem Teil für den andern und damit das Ganze eintreten nach dem Wahlspruch der Deutschen demokratischen Partei: Alles für das Volk und alles durch das Volk!

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Den 18. Dezember 1920.

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Altdulach, den 18. Dezember 1920.

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