anwMtt

MilSbaSn Anjeiger uns lageblatt

mit Whler vom schmarMlö / Lrfle Tagesjeilung des Ulbersmls ßleuenbürg

Ümtöülgtt Al WjMgA

rrsch « »rn-gs mit amtlicher ffremüenliste l elephm Nr. 4 ,

VerkünSigungsblal! der König!. forstiimln Wildbad, Weiflern ett.

r Sestellgebühr in der Ziadt vierieljährl.liik.1.55, Ml>»atlich45pfg. ! ün>eigen nur 8 pfg., von auswärts 10 pfg., die ^einspaltige ! Sei allen wiirttembergischen postanstalten und Postbote» im Vrts- r 6armond;eile oder deren Kaum, steklamen 25 pfg. die Petitzeile, rund Nachbarortsverkehr vierteljährlich Pik. 1.25, auherhalb des-r Sei Wiederholungen entsprechender stabatt. ströstere ktufträge nach !//,// selben stik. 1.55, hie;» Sestellgeld 50 psg. ////,;/ Übereinkunft. relegramm-Nöresse: freier Schwarjwälder. ,

Nr. 17» Dienstag den 28. Juli 1V14 »1. Jahrg.

Dev öftevverchrsch-sevbrl'che Krieg.

Europa, ja vielleicht die ganze Welt war seit dem Jahre 1870 nie mehr so in Spannung, wie am Sams­tag abend. Als in den Abendstunden die Ablehnung der Note durch Serbien bekannt wurde, da ging durch ganz Deutschland ein Aufatmen, die Klärung und Ent­ladung war gekommen, man war endlich aus der bis zur Unerträglichkeit gestiegenen Unsicherheit herausge­treten und wußte, wohin der Weg geht. Krieg, das schauerliche Wort, ist uns seit der Gründung des Deut­schen Reiches nie so zu Herzen gedrungen, wie in der Nacht vom letzten Samstag auf Sonntag. Uns Junge hat seither immer ein gewisses beschämendes Gefühl um­fangen, wenn unsere Väter von den Stimmungen im Jahre 1870 sprachen, wir konnten nicht mitreden und das, was in solchen Stunden ein Volk beseelt, nicht recht nach- sühlen. Wir haben es jetzt auch empfunden, was es ist, wenn ein solcher Gedanke ein einig Volk von Brüdern durchzieht.

Kundgebungen des deutschen Volkes.

Aus allen Gegenden des Reiches werden Kund­gebungen gemeldet, in Berlin von einer vieltausendköpfi­gen Menge. Leider kam es dabei auch in Berlin und besonders in München zu Ausschreitungen, die äußerst bedauerlich sind und deren Wiederholungen unter allen Umständen für die Zukunft unmöglich gemacht werden müssen.

Doch die Zeit schreitet weiter, die Zukunft ist immer noch ungewiß. Ten Gang der Dinge vorauszusagcn ist unmöglich. Trum wollen wir uns begnügen, in Kürze die Lage, wie sie sich im Augenblick gestaltet, zu schil­dern. Sie kann dahin formuliert werden:

der Kampf um die Lokalisierung.

Tie amtliche Kriegserklärung Sesterreichs an Serbien ist gemeldet und auch von den ersten Zusammenstößen ist Bestimmtes schon bekannt. Bei Kovovare in der Nähe von Semendria wurden Tonauschlepper,' welche eine österreichische Kompagnie über die Donau führten, vom serbischen Ufer beschossen. Tie Oesterreicher erwider­ten das Feuer, es wurden über 100 Schüsse gewechselt. Weitere Details fehlen. Bei Kubin wurden von der österreichischen Behörde 2 serbische Schiffe beschlagnahmt, die auf den Haftbefehl nicht stehen blieben, sondern aus

die österreichischen Soldaten schossen. In Belgrad ist eine Panik verbunden mit Plünderungsversuchen Viele Familien haben mit Hab und Gut die Stadt ver­lassen, die ein Bild der größten Verwirrung bietet. Tie Einberufungen der im Ausland weilenden Oester- reicher und Serben haben stattgefunden. . ,

Oesterreich

ist voller Kriegsbegeisterung, die sich in zahllosen Demon­strationen und patriotischen Aufrufungen kund gibt. Für die einberufenen und sofort einrückenden Stellungsflüch­tigen und Deserteure ist eine Amnestie erlassen, die teil­weise Mobilisierung wird durch Plakate verkün­digt, doch werden die Ersatzreservisten vorläufig noch nicht einberufcn. Im übrigen haben die Operationen auf dem Kriegsschauplatz ihren Anfang genommen, wenn auch bis zum Augenblick außer dem schon Gemeldeten noch nichts Näheres bekannt ist. .

Serbien

hat seine Hauptstadt Belgrad von vornherein aufge­geben und Nisch zur Residenz gemacht. Tie Kriegsbe­geisterung hat auch hier das ganze Volk ergriffen, das auf Rußlands Hilfe pocht.

Rußland wartet zu.

Es scheint sicher zu sein, daß die serbische Ablehnung der Note unter dem Eindruck einer am Samstag nach­mittag eingetroffenen Weisung Rußlands erfolgte. Vor­läufig wurde das Armeekorps in Kiew mobilisiert, auf die österreichische Ablehnung des offiziellen russischen Ver­mittlungsversuchs hat es noch keinen Schritt getan. Sicher ist, daß Rußland eine völlige Vernichtung Serbiens nicht dulden wird, das ist aber ebenso sicher auch nicht die Absicht Oesterreichs, das eben die Annahme seiner Note mit den Waffen nun erzwingen will. Rußland wartet deshalb scheints ab. Das russische Volk ließ sich natür­lich zu serbenfreundlichen Kundgebungen Hinreißen. Nationalisten und Panslawisten predigen zwar offen den Krieg. Von wirklicher Kriegsstimmnng ist aber nichts zu spüren. Ein Umschlag ist aber bei der Empfänglichkeit der der Slawen leicht möglich. Sie wird eben abhängen von den Schritten der Regierung, die wieder ein Ausfluß sein werden der _

diplomatische« Verhandlungen,

die in Petersburg zwischen dem deutschen Botschaf­ter, Graf Pourtaltzs, und dem russischen Minister des Aeußern, Sassonow, und in Paris zwischen dem deutschen Botschafter v. Schön und dem stellvertretenden Minister des AeiGern, Bienvenu-Martin statt­finden. Ter deutsche Standpunkt wird hier zweifellos dargelegt werden, er geht dahin: Ter Krieg ist eine Sache, die nur Oesterreich und Serbien angeht, und die lokalisiert werden muß. Wieweit dies Eindruck auf Ruß­land und damit auch nuf Frankreich macht, hängt sicher auch von der Haltung der übrigen Mächte ab.

Italien

ist friedliebend, steht aber im Notfall auch vollstän­dig auf der Seite Oesterreichs und Deutsch­lands. Tie Mobilisierung der Reservisten vor etlichen Tagen hängt zweifellos auch damit zusammen.

* Wie», 27. Juli. Ter italienische Botschafter hat dem Auswärtigen Amt einen Besuch abgestattet.

England bleibt neutral.

Es hat sein Nichtinteresse ausgesprochen und alle Bemühungen des russischen Botschafters, den abtrünnigen Bundesgenossen für sich zu gewinnen, sind fehlgeschlagen. Auch wenn England nicht mit inneren Unruhen, die sich nun zum Bürgerkrieg ausgewachsen zu haben schei­nen, zu kämpfen hätte, wäre wohl dieselbe Haltung zu erwarten, die der Rumäniens in den Balkankriegen ent­spricht.

Frankreich

hängt den Mantel nach dem Winde, je nach den Mel­dungen aus Rußland. Clsmenceau hat den Nagel auf den Kopf getroffen, wenn er schreibt:Wir sind ein von seiner Regierung verlassenes Land". Pocn- carö und Viviani sind zwar andauernd auf Sem Laufen­den gehalten und stehen mit Rußland immer m Ver­bindung, aber der Kontakt mit dem eigenen Land fehlt. Im ganzen ist das Land überwiegend friedliebend; die Haltung ist aber ganz von der Rußlands bestimmt.

Rückkehr des Kaiserpaares.

Tie Kaiserin ist am Montag um 7.33 von Wil-

Larfüßele.

Eine Dorfgeschichte von Berthold Auerbach.

2Kj (Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)

Besonders ein kleiner Rosmarinstock, der in dem Hause war, den einst Barfüßele auf dem Holderwasen zum allgemeinen Gebrauch bei sich gehabt hatte, besonders dieser Rosmarinstock war zier­lich gebaut wie ein kleiner Baum, und Barfüßele ballte oft die rechte Faust und schlug die andere Hand darüber, indem sie vor sich hin sagte:

Wenn's eine Hochzeit gibt von meinen Nächsten, ja von meinem Dann, dann steck 'ich den an." Ein anderer Gedanke stieg in ihr aus, vor dem sie errötete bis in die Schläfe hinein, und sie beugte sich und roch an dem Rosmarin: wie einen Tust aus der Zukunft sog sie etwas aus ihm ein, sie wollte es nicht dulden, und mit wilder Hast versteckte sie das Rosmarinstämm- chen zwischen die andern großen Pflanzen, daß sie es nicht mehr sah, und eben schloß sie das Fenster, da lautete es Sturm.

Es brennt beim Scheckennarren in Hirlingen!" W as bald. Tie Spritze wurde herausgetan, und Bar- sußele fuhr auf derselben mit der Löschmannschaft davon. .Mein Tann! mein Dann!" jammerte sie immer in sich hinein, aper es war ja Tag, und bei Tag konnten . buchen nicht in einem Brande verunglücken. Und sDtig! Als man bei Hirlingen ankam, war das Haus schon niedergebrannt, aber am Wege in einem Baum­garten stand Dann und band eben die beiden Schecken, Ichone, stattliche Pferde, an einen Baum, und rings- ^nm lief alles scheckig, Ochsen, Kühe und Rinder.

Man hielt an, Barfüßele durfte absteigen, und mit einem:Gottlob, daß dir nichts geschehen ist," eilte auf den Bruder zu. Dieser aber antwortete ihr nicht E> HM beide Hände aus den Hals des einen Gaules

Was ist? Warum redest du nicht? hast du dir Schaden getan?" ' , , ^

Ich nicht, aber das Feuer." '

Was ist denn?"

Ml' mein Sach' ist verbrannt, meine Kleider und mein bißchen Geld. Ich habe nichts, als was ich aus dem Leib trage."

Und des Vaters Kleider sind auch verbrannt?"

Sind sie denn feuerfest?" sagte Tami zornig.Frag nicht so dumm."

Barfüßele wollte weinen über dieses harte Anlassen des Bruders, aber sie fühlte rasch, wie durch einen Na­turtrieb, daß Unglück sehr oft im ersten Anprall un­wirsch, hart und händelsüchtig macht; sie sagte daher nur:

Dank Gott, daß du dein Leben noch hast; des Vaters Kleider, freilich, da ist was mit verbrannt, was man sich nicht mehr erwerben kann, aber sie wären doch auch einmal zugrunde gegangen, so oder so."

All dein Geschwätz ist für die Katz'," sagte Dann und streichelte nmner das Pferd.Ta steh' ich nun, wie der Gott verlaß mich nicht. Ta, wenn die Gäule reden könnten, die würden anders reden, aber ich bin eben zum Unglück geboren. Was ich gut tue, ist nichts, und doch"

Er konnte nicht mehr reden, es erstickte ihm die Stimme. > -

^ »Mas ist denn geschehen ?" 'st ..

' ^Tn die Gäule und die Mhe Und Ochsen, es ist uns kein Mückle Vieh verbrannt, außer den Schweinen, die haben wir nicht retten können. Schau, der Gaul da drüben, der hat mir da mein Hemd aufgerissen, wie ich ihn aus dem Stalle ziehe; mein zuderhändiger Gaul, der hat mir nichts getan, der kennt mich. Gelt, du kennst mich, Humpele.?, Gelt, wir kennen einander?"

Ter Gaul legte de« Kopf über den Hals des andern und schaute Tiann groß an, der jetzt fortfuhr:

Und wie ich dem Bauer mit Freude berichte, daß ich das Vieh alles gerettet habe, da sagt er, das war

nicht nötig, ist alles versichert und gut, hätt' mir besser bezahlt werden müssen! Ja, denk' ich bei mir, aber daß das unschuldige Vieh sterben soll, ist denn das nichts? Jst's denn, wenn's bezahlt ist, alles.? 'Ist denn das Leben nichts? Der Bauer muß mir was angesehen haben, von dem, was ich denk', und da fragt er mich:Tn hast doch dein Gewand und dein Sach' gerettet?" und da sag' ich: 'Nein, nein, kein Fädele, ich bin gleich in den Stall gesprungen," und da sagt er:Tn bist ein Tralle!" Wie?" sag' ich, Ihr seid ja versichert. Wenn das Vieh bezahlt worden wäre, da werden doch auch meine Kleider bezahlt, und es sind auch noch Kleid«: von meinem Vater selig dabei und 14 Gulden, meine Taschenuhr und meine Pfeife." Und da sagt er:Rauch' draus! Mein Sach' ist versichert und nicht das von den Dienstboten!" Ich sag':Das wird sich zeigen, und ich lass' es auf einen Prozeß ankommen," und da sagt er:So? IM kannst du gleich gehen. Wer einen Prozeß anfangen will, hat aufgekündigt. Ich hätte dir ein paar Gulden geschenkt, aber so kriegst du keinen Heller. Jetzt mach, daß du fortkommst!" .... Da bin ich nun, und ich mein', ich sollt' meinen zuderhändigen Gaul mitnehmen, ich Hab' ihm das Leben gerettet, und er ging' gern mit mir. Gelt du? Wer ich habe das Stehlen nicht gelernt, und ich Müßt' mir auch nicht zu helfen, und es wäre am besten, ich spränge jetzt ins Wasser. Ich komme mein Lebtag zu nichts, und ich Hab' nichts."

,Wer ich Hab' noch und will dir helfen."

Nein, das tu' ich nicht mehr, daß ich dich aus- sauge, du Mußt dir's auch sauer verdienen."

Es gelang Barfüßele, ihren Bruder zu trösten und ihn soweit zu bringen, daß er mit ihr heimging; aber kaum waren sie hundert Schritte gegangen, als etwas hinter ihnen drein trabte. Ter Gaul hatte sich los- gerissen und war Tmni gefolgt, und dieser mußte das Tier» das. er so sehr lichte» mit Steinwürfen znrückjagen.

Sorpetzuug