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Nr. SS
Samstag, de» 2S. April 1S14
»L. Jahrg.
Die heutige Nummer umfaßt 8 Seite«.
Politische Rundschau.
Deutsches Reich.
* Der Kaiserbrief. Tsas Wiesbadener Zentrumsorgan, die „Rhein. Vorksztg.', tritt der von verschiedenen, namentlich katholischen Blättern erhobenen Forderung, den viel erörterten Kaiferbrief zu veröffentlichen, entgegen. Tier Brief sei vollständig privater Na - t u r und dürfe aus diesem Grunde nicht veröffentlicht werden. Ms Blatt teilt weiter mit, daß der auf den Katholizismus bezügliche Satz d^hin laute, „der Kaiser bedauere, daß die Landgräfin, bau Hessen dem Glauben ihrer Väter untreu geworden sei." Tiagegen lasse sich selbst von katholischem Standpunkt aus wohl kaum etwas einwenden.
* „Reichs-Wahlreform". Tie konservative Teutsche Tageszeitung veröffentlicht, wie aus Berlin gemeldet wird, einen Äufruf, der von dem Oberamtmann Tr. Wolfgang Heinze in Karlsruhe gezeichnet ist und verlangt, daß die Prüfungen der Reichstagswahlen nicht durch den Reichstag selbst sondern durch einen unabhängigen Gerichtshof erfolgen, ferner daß dm Ausländsdeutschen, besonders den Mutschen in den Schutzgebieten, das Wahlrecht zum Reichstage gewährt werde. In Berlin soll eine Versammlung stattfindeu, um einen neutralen bürgerlichen, Verband „Reichs-Wählreform' , der sich über das ganze Reich zu erstrecken hat, in weitere Kreise einzuführen.
* Der Deutsche Stäbtetag zur Sonntagsruhefrage. Ter Vorstand des Deutschen Städtetags hat zur Frage der Sonntagsruhe an den Reichstag eine Eingabe gerichtet, in der er sich gegen die Fcstsetz -- ung einer Eiuwohnergrenze von 75000 Einwohnern aussprickt.
* Spionageverdächtig. Auf dem Straßburger Truppenübungsplatz Polygon wurden am Donnerstag zwei Personen beobachtet, wie sie Aufnahmen von den Schieß ständen machten. Sie wurden von dem Dosten zurückgewiesen und versuchten nunmehr unmittelbar in der Nähe der Fliegerstation dasselbe Manöver. Tier Dosten rief die Wache, worauf die beiden verdächtigen Personen fest genommen wurden.
Ausland.
Der Pariser Besuch des englischen Königspaares.
Ter König und die Königin von England haben in Begleitung von Sir Edward Grey am Freitag vormittag um IOb /4 Uhr Paris verlassen. Sie wurden von Präsident Poincars und Gemahlin nach dem Bahnhof geleitet.
Ter König und die Königin von England hatten am Donnerstag nach dem Tiner im Ministerium des Aeußern eine v iel b emerkt e l au g e Un t er r ed n n g mit dem deutschen Botschafter Frhr. v. Schön. Beide Majestäten haben übrigens während ihres Pariser Aufenthalts wiederholt Veranlassung genommen, in Gesprächen mit Frhrn. v. Schön in den freundlichsten Worten ihres letzten Besuches in Berlin zu gedenken.
Panzerflugzeuge in Frankreich.
Das Feldlager von Mailly wird demnächst mit einem Geschwader von 6 Panzerflugzeugen ausgestattet werden, die insbesondere für Aufklärungszwecke benutzt werden sollen. Sie bestehen aus zweisitzigen Doppeldeckern, deren Sitze durch 2 Millimeter starke Eisenblechplatten geschützt werden.
Der Krieg gegen Mexiko.
Was von vornherein zu vermuten war, scheint einzutreten: die Mexikaner, Aufständische und Konstitutionelle nehmen gemeinsani den Kampf gegen die Amerikaner auf. Ter Kardinalfehler der Wilson'schen Politik, Huerta nicht anzuerkennen, ihn nicht mit Mexiko zu identifizieren, trotzdem er über 14 Millionen der insgesamt auf 15^2 Millionen Seelen geschätzten Bevölkerung Mexikos herrscht und geherrscht hat, wird jetzt in seiner ganzen verhängnisvollen Tragweite offenbar. Wilson wollte ein amerikafreundliches Mexiko haben, muß es haben, wenn der Panamakanal in seiner ganzen strategischen Bedeutung für die Union soll ausgenutzt werden können, — und begann damit, den mächtigsten Mann des Landes in, die erbittertste Feindschaft hineinzutreiben, indem er ihm nicht bloß die Anerkennung versagte, sondern auch noch seine Feinde offen unterstützte. Als man sich in Washington zum Vorgehen gegen Huerta entschloß, hat man den weiteren Fehler gemacht, auf die Dankbarkeit der
unterstützten Rebellen zu rechnen, in der Politik aber entscheidet immer noch die harte Notwendigkeit und keinerlei moralisches Gefühl. Tie Rebellenführer hätten ihrer Sache selbst am meisten geschadet, wenn sie die amerikanische Besitzergreifung von Veracruz und Tampico — es handelt sich trotz aller beschönigenden Darstellungen, die in Washington gegeben werden, um nichts anderes — ruhig hingenommen hätten. Auch sie müssen dem allgemeinen Volksempfinden Rechnung tragen und das richtete sich gegen Amerika in dem Augenblick, als in Veracruz die ersten Schüsse fielen. Es wird für Wilson schwer sein, sich aus dieser Sackgasse zu retten. Zurück kann er nicht mehr, ohne dem Ansehen der Vereinigten Staaten schweren Abbruch zu tun, den Kampf durchzufechten gegen ein einiges Mexiko, das ist eine sehr schwierige Aufgabe, auch wenn man noch nicht damit rechnet, daß Japan in den Konflikt eingreift und die Behauptung Huertas, er könne vier Millionen Streiter aufbringen, ,kür übertrieben hält.
* * »
Kleinere Scharmützel.
Der amerikanische Konsul in Ensenuda hat nach St. Diego (Kalifornien) telegraphiert, mexikanischeBun- destruppen und Pöbel hätten die Amerikaner angegriffen. Taraufhin ist das Küstenpanzer- schisf „Cheyenne" nach dort entsandt worden. — Eine Abteilung mexikanischer Truppen zerstörte in Piedras Negras gegenüber der amerikanischen Grenze die Maschinen iu der Eisenbahnwerkstätte. Sie sprengtendie Weichen in die Luft und nahmen die Instrumente aus dem Telegraphenamt weg. Eine amerikanische Patrouille verhinderte sie, das mexikanische Ende der internationalen Brücke zu sprengen.
Kontreadmiral Badger meldete noch, daß bei der Besetzung von Veracruz noch drei Soldaten gelötet und 25 verwundet worden feien. Jetzt seien 5400 Mann an Land. Am Tonnerstag abend um 9 Uhr sei das Feuer auf der ganzen Linie eingestellt worden. Tie Amerikaner untersuchten Haus für Haus und ent- waffneten die Eingeborenen.
Aus Galveston (Texas) wird gemeldet: Vier Jnfanteriercgim enter, eine Batterie, Artillerie und das ü. Kavallerieregiment stellen zusammen 4778
Ich liebe Dich!
Roman von Guido Kreutzest.
(Nachdruck verboten)
In dem beherrschten Gesicht Herta Renzows eine leise oewegung. Nur schattenhaft — nur für den Bruchteil üner Sekunde.
^ Und die Stimme unverändert in ihrer geschmeidigen ltomplaisance.
„Wenn irgend möglich, werde ich mich diesem ehrenvollen Ruse natürlich nicht entziehen, Herr Baron. Schon, M >chnen die Möglichkeit eines . . . Vergleiches zu geben!" , war sie wieder — dieselbe Art, vor der er schon nnmal kapituliert hatte . . . dieselbe Art, mit der sie ihn Mtcrrücks immer gerade dann anfiel, wenn er am wenig- ugsten darauf vorbereitet war!
Tchusi^ sicherte er sich die Genugtuung des letzten
. „Ich fürchte, Gnädigste überschätzen mein Interesse an einem solchen Vergleich!"
Es blieb ungewiß, aus wen sich das bezog.
Aber in seinen Worten mußte irgend etwas Aufreizen- es liegen. Tenn Herta Renzow preßte die Lippen zu- ammen und sah ihn drohend an. Gefährliche Lichter zitterten über ihre Augen. "
Sie war alt in diesem Moment ....
^ 4ls Günter von Ostheeren am nächsten Abend den salon der eleganten Hochparterrewohnung in der Kalckreuth- ^rotze betrat, machte er sich resigniert auf eine längere --.rafpredigt gefaßt. Aber die Generalkonsulin war von -.cm Schwarm ihrer Gäste mit Beschlag belegt und konnte >>«! ihm daher nur auf wenige Worte widmen.
"Seien Sie herzlich willkommen, Herr Baron" — ihr ocheln erschien ihm heute unbefangener, als damals auf s? -f errafft im Zoo. — „Sie sind meiner Einladung ierdings etwas spät nachgekommen! . . . Vielen Tank für ne wundervollen Rosen!"
stH "" die üblichen gesellschaftlichen Phrasen.
„Gnädigste Frau werden gütigst verzeihen. Aber bis man sich in den Tienst wieder eingclebt hat . . ."
- . . und all die sonstigen Pflichten der. Galanterie
and Geselligkeit!" ergänzte sie nachsichtig. „Ich sehe es ia mit eigenen Augen — unsere jüngeren Herren müssen ihre Talente heutzutage nach so vielen Richtungen hin ansbilden, daß sie mitunter wirklich nicht zu beneiden sind.
„Also die erbetene Absolution ist Ihnen gern gewährt, sofern Sie die Verpflichtung eingehen, sich von jetztan öfter in meinem Hause sehen zu lassen."
„Man könnte ganz melancholisch darüber werden, gnädigste Frau, daß der königlich preußische Tienst nicht gleichfalls aus lauter derart beneidenswerten Verpflichtungen zusammengesetzt ist."
„Tas war ein Kompliment, nicht wahr? Schönsten Tank.
„Jetzt aber muß ich Sie notgedrungen Ihrem guten Stern allein überlassen; denn die erste Tugend einer Hausfrau ist Vielseitigkeit. Ich hoffe, Sie werden bekannte Gesichter genug finden. Also sxcuss m^!"
Mit liebenswürdigem Kopfnicken wurde er verabschiedet.
Na, das war ja nochmal glimpflich abgegangcn. Jetzt wollte er vor allen Dingen erst eine Jnspektionstour unternehmen. Er war in brillanter Stimmung.
Gemächlich schleuderte er durch die einzelnen Gruppen der Gäste, die sich überall zwanglos gebildet hatten; begrüßte hier einen Bekannten; wechselte dort ein paar flüchtige Worte und musterte im Durchwandern bie einzelnen Räume. Schon ein oberflächlicher Blick befriedigte — kein übertriebener Prunk, aber eine schwere gediegene Vornehmheit, der alles Absichtliche fehlte. Er mußte an alte Hamburger Patrizierhäuser denken. — Dazu die Gastgeberin eine vollkommene Lady. Tie Geladenen durchweg Mitglieder der besten Gesellschaft . . . Militär, Akademiker, bekannte Namen aus dem Verlagsbuchhandcl, der Kaufmannschaft und Industrie, junge Literaten, höhere Verwaltungsbeamte . . .
Also ein Hans, in dem man sich Wohl fühlen konnte und wo man festen Boden unter den Füßen hatte.
Und als er das Speisezimmer betrat, zuckte er doch zusammen, obgleich er ans diesen Moment eigentlich gewartet hatte.
Tenn dort drüben am Tisch, grell überflutet vom Licht des Kronleuchters, stand der junge Gast des Hauses — Gisela Krottenhcim; in einer raffiniert dezenten Toilette aus fraisefarbenem orsps äo ebins. Und vor ihr Graf Frixen, Militärattache der schwedischen Gesandtschaft . . . Alwa Frixen, der Riese mit dem straffen blonden Haar Md
den frauenhaft schmalen Händen, die eine altberühmte Familienschönheit waren.
Tie Konversation war französisch geführt worden. Jetzt aber schien sie gerade beendet zu sein: denn der Schwede trat mit einem Hackenklappen zurück; und seine Partnerin wandte sich der Tür nach dem Salon zu.
Ta stand sie sinn Leutnant von Ostheercn gegenüber.
„Herr Baron!"
„Gnädiges Fräulein!"
Und wenn sie sich beide in den letzten Wochen auch immer wieder jedes Wort für dieses erste Wiedersehen zurechtgelegt hatten — in diesem Moment blieben sie doch stumm und überrascht. ^
Sekunden unsicheren Schwankens; scheuer Sehnsucht —. Sekunden, in denen sie sich nahe waren, wie nie zuvor; da übermächtig in ihnen das Verlangen wuchs, bittend und gewährend die Hände gegeneinander auszustrecken.
Bis sie sich jählings ihrer Tafeluiuerhaltung im Mar- genthiner Gutspark erinnerten. Und da wurde ec konventionell — sie hochmütig. Hinüber und herüber zuckte der alte mutwillige Wioerstreit.
„Also haben Sie doch endlich den Entschluß gefaßt, sich in die .Höhle des Löwen zu wagen, Herr Baron?"
„Ter Löwin, gnädiges Fräulein!" verbesserte er gelassen. — „Uebrigens gehört dazu doch kein besonderer Entschluß, sondern nur guter Geschmack und Schönheitssinn!"
Sie war schon mitten im erbittertsten Gefecht.
„Wenn Sie sich den Forderungen des guten Geschmacks so blindlings unterorvnen, dann begreift ich um so weniger, weshalb Sie gerade am Abend unserer Bekanntschaft von diesem Prinzip abzuweichen beliebten."
Er überlegte rcsultatlos.
„Hallo," sagte er schließlich, „die Geschichte scheint ernsthast zu sein. Also haben Sic schon die Gewogenheit, Gnädigste, meinem Gedächtnis etwas aus die Beine zu Helsen. Im Moment fühle ich mich noch harmlos, wft ein neugeborenes Kind."
„Natürlich läßt sich dagegen nichts sagen, Herr Baron. Aber trotzdem wäre es vielleicht recht empfehlenswert, wenn Sic sich von dieser Harmlosigkeit schleunigst emanzipierten."
Fortsetzung folgt.