als Beitrag zu den Kosten der Veranstaltung einer gemein­samen Sonderausstellung württ, Kunstgewerbetreibender und Wnstler aus der Deutschen Werkbundausstellung in Köln M4- 14 500 M als Beitrag zu den Kosten der einheitlichen Beteiligung des Stuttgarter Verlagsbuchhandels und der Stuttgarter Buchdruckereibesitzer (einschl. der Fachschule sür Buchdruckergewerbe), sowie für eine Beteiligung sonstiger ivürtt. Interessen an der Internationalen Ausstellung für Gewerbe und Graphik in Leipzig 1914. An der ersten Aus­stellung will nach der Begründung auch die Kunstgewerbe­schule 'sich beteiligen

Vom Verband württ Industrieller.

Ter Verband württ. Industrieller ist aus dem Bund der Industriellen ausgetreten. Als Grund für diesen Schritt wird besonders geltend gemacht das organisatorische Versagen des Bundes und seine unklare Leitung, die gegenüber dem Nentralverband nicht die richtige Stellung zu finden gewußt habe. Der Austritt wurde vom Vorstand und vom Aus­schuß beschlossen und von der Generalversammlung gebilligt.

Der Weinbauverein zu den Weinzöllen.

Der Ausschuß des Württ- Weinbau Vereins sprach sich auf Veranlassung des Vorstands des Deutschen Weinbauverbandes über seine Stelluneg zu dem bei den neuen Handelsverträgen anzustrebenden Wein- und Traubenzöllen dahin aus, daß einerseits an den bestehenden Zöllen nicht gerüttelt werden und jedenfalls keine Herabsetzung erfolgen dürfe, andererseits eine schärfere Kon­trolle bei der Einfuhr von Tafeltrauben, die zur Wein­bereitung Verwendung finden, eintreten müsse. Die Ein­fuhr ausländischer Weine dürfe durch eine weitere Er­höhung der Zollsätze nicht unterbunden oder er­schwert werden, weil viele kleinere Jnlandsweine erst durch den Vers-chnitt mit ausländischen Weinen Verkaufs- und gebrauchsfähig gemacht werden können.

Ein Protest -es Goethebundes.

Der Vorstand des württ. Goethebundes hat folgende Erklärung beschlossen: Dem Reichstag ist der Entwurf eines Gesetzes gegen die Gefährdung der Jugend durch Zurschau­stellung von Schriften, Abbildungen und Darstellungen zu­gegangen, welcher folgenden Wortlaut hat: Schriften, Ab­bildungen oder Darstellungen dürfen in Schaufenstern, in Auslagen innerhalb der Verkaufsräume oder an öffentlichen Orten nicht derart zur Schau gestellt werden, daß die Zur­schaustellung geeignet ist, Aergernis wegen sittlicher Ge­fährdung der Jugend zu geben. Auf Zuwiderhandlung ist- in erster Linie Haftstrafe, in zweiter Linie Geldstrafe ge­setzt. Der württ. Goethebund als Vorort der deutschen Goethebünde erblickt in diesem Gesetzentwurf eine Erneuer­ung der immer wiederholten, bedauerlichen Versuche, die Staatsgewalt zur entscheidenden Instanz in Fällen der Kunst und künstlerischen Sittlichkeit zu machen. Der Entwurf findet das entscheidende Merkmal für die Strafbarkeit des Zurschaustellens bildlicher Darstellungen nicht in dem tat­sächlichgefährdenden" Charakter der Darstellung, sondern in dem Umstande, daß die Möglichkeit einer Gefährdung der Jugend dasAergernis" eines beliebigen Erwachsenen zu erregen geeignet ist. Damit ist für willkürliches Eingrei­fen künstlerisch urteilsloser Personen, vor allem subalterner Organe des öffentlichen Sicherheitsdienstes freiester Spiel­raum gegeben. Dieser Entwurf schädigt das unbefangene künstlerische Schassen, gefährdet das zu hoher Blüte gediehene graphische Kunstgewerbe Deutschlands auf das Empfind­lichste und reizt in letzter Linie' geheimen Handel mit straf­rechtlich jetzt schon verbotenen Darstellungen. Zum Schutze der Jugend gibt es nur ein wahrhaft wirksames Mittel: Ihre Erziehung zur unbefangenen und gesunden Auffassung der- Gebens und der Kunst und ihre systematische Versorgung mir gesunder geistiger Nahrung. Der Goethebund fordert alle Freunde einer freien Entwicklung unserer Kunst zum Protest gegen die geplantekleine Lex Heinze" und zur Positiven Mitarbeit an der Genesung unserer Jugendbild­ung auf.

Stuttgart, 1. März. Der Verwaltungsgerichtshof hat in Sachen des Wertzuwachssteuergesetzes die prinzipielle wich- rige Entscheidung getroffen, daß in Württemberg die ver­schiedenen an mehreren Stellen gelegenen Grundstücke eines Eigentümers, die nicht nach einem einheitlichen Plan be­wirtschaftet werden, regelmäßig nicht als ein zu einer wirt­schaftlichen Einheit zusammengefaßter Grundbesitz, also nicht als ein Gesamtgrundstück anzusehen sein werden.

Beutelsbach, OA. Schorndorf, 4. März. Der zum Orts­vorsteher gewählte Oberamtssekretär Hagcr-Cannstatt hat in­folge Anfechtung der Wahl die bereits anerkannte Annahme der Ortsvorsteherstelle zurückgenommen und will sich einer nochmaligen Wahl unterziehen.

Leonberg, 5. März. Bei der gestrigen Schultheißen­wahl m Eltin gen haben von 478 Wahlberechtigten 461 abgestimmt. Gewählt wurde Schultheißenamtsassistent Claß mit 275 Stimmen. Schultheiß Maulbetsch von Ostelsheim, den die Sozialdemokratie unterstützte, erhielt 186 Stimmen.

Neckarwestheim, 3. März. In Anbetracht oer Vor­kommnisse in letzter Zeit hielt man es für notwendig, den Sicherheitsdienst bei Nacht etwas zu verstärken, die Nacht­wächterstelle ernem jüngeren rüstigeren Mann zu übertragen und diesen wie auch den Polizeidiener mit einem Revolver auszurüsten.

Weinsberg, 4. März. Einer Einladung des Vor­stands der Weinbauversuchsanstalt, Professor Dr. Meißner folgend, wird der würtrembergische Weinbauverein seine dies­jährige Hauptversammlung im September hier in Weins- derg abhalten.

Bom Jagsttal, 4. März. Eine hübsche Geschichte, die eigentlich noch in die Faschingszeit gehört, wird aus einem Orte des Jagsttales bekannt. Dort soll eine Wasserleitung errichtet werden, zu der denn auch die Arbeiten schon ver­geben sind. Da entdeckt man, daß man vergessen hat, die Quellen und Wiesen dazu zu kaufen. Nun kostets etwas mehr.

Tübingen, 4. März. Gestern abend gab Ober- musikmeister Schneckenburger, der Dirigent der Kapelle des 180. Jnf.-Reg., im Museum sei» Abschicdskonzert- Schnek- kenburger hat 52 Dienstjahre als Soldat hinter sich, 38 swhre lang leitete er die Tübinger Militärmusik. Es tritt W in den Ruhestand. So selbstverständlich, wie deren Mitwirkung bei allen' Tübinger Veranstaltungen war, so gut gestaltete Schneckenburger den Ruf seiner Kapelle au­ßerhalb Tübingens. Am Schluß des gestrigen Konzerts, dem fast das ganze Offizierskorps, Abordnungen sämtlicher stu­dentischer Korporationen, usw. anwohnten, feierte General fwn Hügel Schneckenburgers Verdienste als Soldat und Mu­siker.

Freu-ensta-t, 4. März. In der Zwangsversteigerung der Billa Haller beim Ochsen in Kniebis ist der Zuschlag der Firma Ulrich Gminder in Reutlingen um 18000 M

erteilt worden. Wie derGrenzer" hört, beabsichtigt die > Firma, die Villa in ein Erholungsheim für ihre Ange- I stellten umzuwandeln.

Ulm, 4. März. Der Jnnungsvcrband für den Handwerkskammerbezirk Ulm nahm in einer am Sonntag hier abgehaltenen Jahresversammlung Stellung zur Frage der Besetzung der Gesellenprüsungsausschüsse und ver­trat de» Standpunkt, daß zu den Vorsitzenden dieser Aus­schüsse mehr als seither tüchtige Männer aus dem Hand­werk beizuziehen seien. In einer Resolution wird diese Forderung der Handwerkskammer zur Kenntnis gebracht. Fer­ner wünscht der Verband, daß die Prüfungsgebühren für Lehrlinge, die jüngst erhöht wurden, nicht zu hoch bemessen werden. Die amerikanische Buchführung hält der Verband für zu kompliziert, um in den Kreisen der Handwerker Ein­gang finden zu können; er hält die einfache Buchführung für zweckmäßiger. In den Vorstand wurden gewählt: Nimmele- Ulm als Vorsitzender, dann Schweizer-Ulm, Urban-Ulm, Jehle-Ulm, Mayer-Heidenheim, Allgöwer-Geislingen, Spie­ler-Ravensburg, Nüßle-Ulm, Binder-Geislingen, Merk-Ehin­gen. Dem Verbände gehören zurzeit 60 Innungen mit 2500 Mitgliedern an.

Nah und Fern.

Professor Harnack vermißt.

In weiten Kreisen, nicht nur Stuttgarts, wird man mit Bedauern vernehmen, daß einer der angesehensten Lehrer an der Technischen Hochschule in Stuttgart, Professor Dr. Otto Harnack, am Sonntag, den 22. Februar, seine Wohnung ohne Angabe eines Zieles verlassen hat und seitdem vermißt wird. In einem noch an diesem Tage an seine Gattin ge­richteten Briefe sprach er die bestimmte Absicht aus, ihr von einem ruhigen Aufenthalte, den er zu ungestörter Arbeit anffuchen wolle, sofort Nachricht zu geben. Die Hoffnung der schon feit längerer Zeit durch Anzeichen nervöser Ueber- reizthett beunruhigten Familie, daß er eine solche Nach­richt geben oder heimkehren werde, ist von Tag zu Tag weiter gesunken. Man muß vielmehr befürchten, daß der der Vermißte schwer erkrankt, oder daß ihm ein Unfall zu­gestoßen ist. Bor einigen Jahren verschwand Harnack unter ähnlichen Umständen, wurde aber bald in Tirol ermittelt. Diesmal scheint der Fall aber ungünstiger zu stehen.

Ein überfahrener Schutzmann.

In Stuttgart wurde der auf der Plante beim Kaiser Withelmdenkmal dienstlich weilende Schutzmann Stoller van einem Taxameterautomobil überfahren und schwerver­letzt. Der Chauffeur, der den Schutzmann trotz des blin­kenden Helms nicht gesehen haben will, verbrachte sein Opfer selbst ins Katharinenhospital. Der Schutzmann, der na­mentlich am Kopfe übel zugerichtet wurde, befand sich heute früh noch am Leben und es besteht einige Aussicht, ihn zu retten.

Lebendig begraben.

Bei'den Grabarbeiten an einem Neubau Ecke der oberen Bismarck- und Reinsburgstraße in Stuttgart rutschten einige Kubikmeter Erdmassen ab und begruben einen 37 Jahre alten Taglöhner aus Höfingen. Ehe der Verunglückte aus seiner Lage befreit werden konnte, fand er den Tod durch Ersticken.

z« dem Raubmord in San Remo wird demNeuen Tagblatt" mitgeteilt: Albert Wolf hat eine zeitlang versucht, im Gefängnis den wilden Mann zu spielen. Ja man sprach in italienischen Zeitungen auch von einer Art Telepathie, mittels deren er vom plötzlichen Tod seiner Mutter in Stuttgart erfahren haben soll. Diese Geschichte stimmt aber nicht. Dem Gefangenen war die Kunde von dem Tode seiner Mutter durch einen Besucher im Untersuchungsgefängnis zugetragen worden, bevor die Gerichrsbeamten von diesem Ereignis gehört hatten. Wolf benutzte dann seine Kenntnisse, um sich schnell in die Rolle des wahnsinnig gewordenen Verbrechers hineinzule- ben. Er hat sie aber nicht mit dem gehörigen Geschick gespielt. Die ihn beobachtenden Aerzte haben sich nicht täuschen lassen. Von einer Geisteskrankheit ist nach den bisherigen Beobachtungen keine Spur vorhanden, und so wird sich .Wolf wegen seiner Untat wahrscheinlich schon im kommenden Frühjahr in dem benachbarten Städtchen Oneg- lia vor den Geschworenen zu verantworten haben. Ein Ge­ständnis hat er auch jetzt nicht abgelegt. Dagegen hat seine Braut, wenn auch nicht den Mord, so doch eine Reihe anderer Delikte des Mannes eingeräumt. Wolf wurde ihr in London angetraut, ohne daß seine Papiere den Trauakt gestatten. Ihre Haftentlassung hängt von der Klärung der von ihr zugestandenen Delikte Wolfs ab, die er vor dem Mord beging.

Bauernschreck.

In Jgersheim OA. Mergentheim haben die Schrek- kenshunde schwer gehaust. Die Bestien haben von der Herde des Schäfers Wagner nicht weniger wie 22 Schafe zer­rissen. 7 Stück fehlen, nach denen man eifrig fahndet. Es wäre höchste Zeit, daß man dieser blutgierigen Tiere habhaft würde.

Unglücksfall.

Auf dem Ulmer Hauptbahnhof sprang der verheiratete Hilsswärter Praig, Vater von 3 Kindern, von einem in Be­wegung befindlichen Güterwagen ab und geriet unter eine aus entgegengesetzter Richtung kommende Rangierlokomotive, die er nicht rechtzeitig bemerkt hatte. Es wurde ihm der Kopf zerquetscht, infolgedessen der Tod eintrat.

Ein Mord.

In einem Hause der Krefelder Straße in Berlin wurde die Witwe Netsch in einer Blutlache mit Würg­malen aufgefunden. Es liegt anscheinend Mord vor. Die Witwe Netsch lebte mit ihrem 35jährigen lungenkranken und etwas geistesgestörten Sohn zusammen. Zwischen Mutter und Sohn kam es oft zu Streitigkeiten, die manchmal in Tätlichkeiten ausarteten. Seit Montag, wo man die Witwe zum letztenmal« sah, ist auch der Sohn verschwunden. An­scheinend hat er seine Mutter ermordet und ist dann ge­flüchtet.

Aus Berlin wird berichtet: Die gerichtsärztliche Unter­suchung hat sestgestellt, daß die Frau Netsch durch einen Schuß über dem rechten Ohr getötet wurde. Frau Netsch hat seit 7 Jahren m ihren Kleidern auf dem Sofa geschla­fen aus Angst vor ihrem Sohn, der das einzige Bett be­nutzte. Er führte ständig einen Revolver bei sich. In der Kleidung der Frau fand man ihr erspartes Geld in Höhe von 719 M eingenäht. Vom Täter hat man keine Spur.

Explosion.

Bei der Firma Franz Sch walbe Kleiner Grasbrok in Hamburg ereignete sich eine folgenschwere Patro- nenexplosion. Die Explosion erfolgte beim Umladen von 650 OM französischen Metallpatronen von Schneider- Creuzot, die in einem Schuppen lagerten. Ter Schuppen stürzte ein und bildet einen Trümmerhaufen. Die Scheiben und Straßenlaternen der Umgebung des Schuppens sind

infolge des Luftdrucks zertrümmert worden. Wie sich jetzt heraussteltt, sind zwei Arbeiter getötet und drei schwer ver­letzt worden. Eine Person wird vermißt. Man befürchtet, daß sie ins Wassmer geschleudert wurde und ertrunken ist.

Die Bluttat in Neiße

Wie kürzlich berichtet war, ist in Neiße der General­major Boeß, der Kommandeur der 24. Infanterie-Brigade, von seinen eigenen Burschen niedergeschlagen und schwer verletzt worden. Nach dem von militärischer Seite über die Tat veröffentlichten Bericht heißt es mit gewohnter Kürze:Die beiden Burschen haben den General überfallen, mit Beil und Seitengewehr niedergemacht und haben sich darauf von der Eisenbahn überfahren lassen. Die Tat wurde begangen, als der General im Zimmer der Burschen erschien, um sie zu wecken. Wie die beiden Burschen dazu gekommen sind, die furchtbare Tat zu begehen, das Allerheiligste eines jeden Soldaten, den Ofsiziersrock zu beschimpfen, bleibt einem nach dem obigen Bericht ein Rätsel."

DieBreslauer Zeitung" veröffentlicht nun einen längeren Artikel, der über die Beweggründe der Nebeltäter einigermaßen anderen Aufschluß gibt. In dem genannten Blatt liest man:Der General ist ein Vorgesetzter,mit dem es sich noch auskommen lasse", sagen die Burschen, die früher bei ihm waren, von ihm. Er hat eine junge Frau, etwa zwanzig Jahre jünger als er, die er vergöttert. Man könnte von ihm sagen, daß er ihr jeden Wunsch erfüllt, bevor sie ihn noch ausspricht. Die Generalin hat nun ein Kammerzöfchen, das, ohne daß es die Herrin merkt, seine Wünsche bei ihr fast ausnahmslos in die Wirklichkeit umzusetzen versteht. So erfüllt der General indirekt oft nur die Wünsche der Zofe. Ter Zofe sind die Generalsburschcn ein steter Stein des Anstoßes. Sie spinnt Ränke, sie liegt ewig der Generalin in den Ohren wegen diesesfaulen Ge­sindels", sie hinterbringt es ihrer Herrin, wenn die Burschen mal über den Zapfenstreich ausbleiben mit der bösen Wendung, daß, wenn dieKerls so bummeln", dann doch am nächsten Tage nicht ordentlich aufgeräumt, gereinigt, und geputzt werde. Vergangenen Samstag gab's große Gesellschaft im Hause des Generals. Als gegen 1 Uhr nachts die letzten Gäste das Haus verlassen hatten, setzte das Kammerzöfchen es durch, daß die müde gehetzten Bur­schen noch inderNachtandasReinigenderZimmer gehen mußten. Nächsten Tag klagte sie der Generalin vor, mit welcher mangelnden Akkuratesse die Burschen gearbeitet hätten. Die Generalin gab's dein General weiter, und so erzählt man sich's wenigstens dieser ließ die Sünder rufen und soll ihnen die sämtlichen Trinkgelder, die sie nach der Festlichkeit am Samstag eingenommen hatten, abgenommen und dem ihnen feindlichen Kammermädchen über­geben haben. Wahrscheinlich haben nun die Burschen aus Aerger darüber sich am selben Tage angetrunken jeden­falls blieben sie über die Urlaubsstunde weg, was der Ge­neral wieder durch die Vermittlung der Zofe erfuhr. Außer einer sehr derben Strafpauke gab's auch eine Ärreststrase für die beiden Sünder. Zu allem Unheil soll der alte Militär auch noch dem Vorschläge seiner Gattin, die Bur­schen früh um 5 Uhr bei sich antreten zu lassen,um zu sehen, ob sie sich ausgeschlafen und nicht wieder gebummelt hätten", gefolgt fein. Dienstag morgen verschliefen sie die Verfügung des Generals, sich um 5 Uhr bei ihm einzufin­den. Die Zofe bohrt, daß die Burschen nicht kämen. Sie wird heraufgeschickt und findet sie halb angekleidet auf dem Bett schlafend. Schnurstracks hinterbringt sie'» dem Ge­neral, der sich nun wie erzählt wird mit der Reit­peitsche bewaffnet, heraufbegibt. Ihm folgt das Mädchen mit einer Kanne eiskalten Wassers, das sich als­bald über die Schläfer ergießt, sie rauh und jäh aus dem Schlummer reißend. Sicher wird der General die Reit­peitsche nur, um seinen Worten, seiner Haltung mehr Nach­druck zu geben, 'mitgenommen haben; es ist Wohl kaum anzunehmen, daß er sie mit der Absicht, als Züchtigungs­instrument zu gebrauchen, an sich nahm. Wie mochte es den beiden Soldaten zumute sein in dem Augenblick, als sie, mit eiskaltem Wasser übergossen, in notdürftiger Kleidung, das höhnisch lächelnde Gesicht ihrer Feindin und den grim­mig mit der Peitsche drohenden Vorgesetzten vor sich sahen, als ihnen noch einmal blitzartig alle früheren Widerwärtig­keiten durchs Hirn zuckten? Und ihre bis dahin zurückge­drängten bösen Instinkte tobten sich, losgefesselt, nun ur­plötzlich aus. Aus Schrecken über die Tat, die ihnen eine entehrende Strafe eingebracht hätte, zogen sie es vor, lieber freiwillig in den Tod zu gehen."

Der Bericht macht einen durchaus glaubwürdigen Ein­druck und kann das Verbrechen der Burschen psychologisch erklärlich, wenn auch natürlich nicht entschuldbar machen.

In Endersbach geriet der in der Dampfziegelei Oet- tinger angestellte 29 Jahre alte Heizer Karl Sigmann aus Hüffenhard (Baden) in die Transmission und wurde sehr schwer verletzt. Der Verunglückte hatte vor 14 Tagen Hoch­zeit. Sein Zustand ist sehr bedenklich.

Gerrchtdsaa!.

Stuttgart, 3. März. Die Strafkammer Stuttgart hat die Beschlagnahme des BuchesG eld und Irrenhaus" von Paul Elmer (Berlin) beschlossen, wegen dessen General­musikdirektor von Schillings Klage wegen Beleidigung erhoben hat. Auf Grund dieses Beschlusses hat die Polizei­behörde in Berlin den Rest des Buches, etwa 200 Exem­plare (2300 waren unter Kreuzband versandt worden) und die Unterlagen für die in dem Buche enthaltenen Bilder beschlagnahmt.

Düsseldorf, 5. März. Das Kriegsgericht der 14. Division verurteilte gestern wegen Zweikampfs den Leutnant Grafen Beißel von Gymnich vom Ulanenregiment 5 zu drei Monaten Festung und den Leutnant der Reserve Eckardt zu vier Monaten Festung. Das ohne ernste Folgen verlaufene Pistolenduell ist auf 'einen Zusammenstoß beim Karneval zurückzusühren.

Nantes, 5. März. Das Sch wurgericht hat den auf einem Gushof beschäftigten 15jährigen Burschen Redureau, der, um sich für eine Bestrafung zu rächen, sechs Personen er­mordet hatte, zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt.

Hände! und Volkswirtschaft.

Heilbronn, 4. März. (Pferdezucht). Für die Zeit vom 2. März bis 15. Juni sind auf den Beschälplatten des Unterlandes vom Landgestüt die Landbeschäler schöneTiere mit prächtigen Figuren angekommcn. Der Pferdezucht, die in früherer Zeit sehr blühend gewesen ist, wird nunmehr wieder ein größeres Interesse entgegengebracht, zumal jetzt mehr Aufkäufe für Militärzwccke stattfinden und es ein volks­wirtschaftlicher Fortschritt ist, wenn das Pferdematerial nicht fast ausschließlich aus anderen Ländern bezogen wird.