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mkt Erzähler vom Schwarzwalh.
Amtsblatt für die Stadt Mildbad.
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Oerkündigungsblatt der tigl. Zorstämter Wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison «it
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Nr. 5»
Donnerstag den » März IN 14
31. Jahrg.
Heer und Volk.
Unser deutsches Volk hat ein starkes und berechtigtes Empfinden dafür, dah die geographische Lage seines Sitzes im Herzen Europas, eingekceist und umstellt von den waf- senmächtigsten Staaten der Welt, die ständige Bereitschaft zur Abwehr als eine Lebensbedingung erscheinen läßt. Die Annahme der letzten großen Militärvortage durch die große Mehrheit des Reichstages hat im Volk durchaus Zustimmung gesunden, und auch die Sozialdemokratie hat es nicht gewagt, ihr ernsthaft Widerstand zu leisten. Zu den Parteien, die der neuen schweren Belastung zugestimmt haben, gehört auch die Fortschrittliche Volk spartet, die sich der vollen Verantwortung bewußt war und kein Bedenken trug, für den Schutz des Vaterlandes Forderungen zu bewilligen, die noch vor wenigen Jahren militärische Autoritäten sicherlich als übertrieben bezeichnet hätten.
So kann man Wohl sagen, daß mit einer Einmütigkeit und Opferwilligkeit ohnegleichen dem Heer gegeben worden ist, was des Heeres ist, an Zahl der Mannschaften, an Ausrüstung und an technischen Verbesserungen. Wenn man aber jetzt das Treiben der reaktionären Presse verfolgt, die systematisch den Anschein erweckt, als bestehe bei uns eine starke heeresfeindliche Bewegung, so wundert man sich, daß eine so durchsichtige Spekulation auf die Vergeßlichkeit und Leichtgläubigkeit der Wähler überhaupt versucht wird. Ten äußeren Vorwand zu diesen Treibereien bilden die Vorgänge in Elsaß-Lothringen, die systematisch aufgebauscht und verdreht werden. Kein ernsthafter Mensch bestreitet, daß Ausschreitungen unter allen Umständen verhindert werden müssen und daß das Militär das Recht hat, Angriffe abzuwehren und das Maß von Achtung, das die Uniform beanspruchen darf, sicherzustellen. Gesetzlose Elemente, bösartige, rauflustige Burschen, aufsässige Krakehler und nichtsnutzige Tagest-'be gibt cs überall. Und auch unter der Jungmcmnschast des Volkes, die des Königs Rock trägt, sind recht viele, die selbst der mildeste Beurteiler nicht als reine Engel bezeichnen wird. Es kann deshalb sehr leicht, besonders in der fröhlichen Faschingszeit Vorkommen, daß sich Zusammenstöße ereignen, und zwar nicht nur in Elsaß- Lothringen, sondern wohl überall, wo Tanz und Alkohol die Rauf- und Saufinstinkte wachgerusen hat.
Es bedeutet geradezu eine Herabsetzung der deutschen Verhältnisse, wenn man alltägliche Vorkommnisse, die überall in der Welt sich ereignen, als schwere Bedrohungen unseres Heeres hinstellt und im Ausland den Anschein erweckt, als sei doch bei uns nicht alles so sicher und fest, wie man Wohl glauben möchte. Selbstverständlich ist den Scharfmachern die Art, wie Rosa Luxemburg ihre Frankfurter Verurteilung agitatorisch ausbeutet, höchst angenehm.
Freie Mitteilung der Walnheit ist das schönste Vereinigungs- t-and, welches die Well der Genier-znsammcnhält.
Fichte.
Durch eig.erre Keafr.
Von Otto Elster.
it' «Nachdruck verbot n.i
.Herbert erkannte in diesem Augenblick, was er böses vur geahnt: daß Trude in ihrer Ehe unglücklich geworden. war.
„Weshalb Haft ou ihn geheiratet?" fragte er.
„Weshalb? — Um deinetwillen, Herbert."
„Um meinetwillen?! Ich verstehe dich nicht."
In diesem Augenblick bewegte sich der Kranke. ' Er stöhnte leise, ein Zucken flog durch seine kraftlosen Glieder, er schlug die Augen aus und stierte die Geschwister verständnislos an.
Herbert ergriff seine Hand.
„Vater — erkennst du mich nicht? — Ich bin es -- dein Sohn .Herbert ..."
Ein heiler Schein, wie ein flüchtiges Lächeln, glitt über das Antlitz des Kranken, das leicht errötete. In seinen starren Augen tauchte ein Schimmer des zurückkehrenden Verständnisses ans.
, ,Du —. du" — rang es sich in abgerissenen Lauten über seine bläulichen Lippen.
Herben küßte die Hand des Vaters; die Tränen rannten ihn, über die Wangen; er fühlte sich tief in der Schuld des Vaters.
„Ick werde bei dir bleiben, Vater", sprach er, sich ^ber den Kranken beugend. „Du wirst wieder gesund werden — Trude uno ich, wir werden dich pflegen - siehst du Trude, Vater? Sie ist auch da . . ."
Des Kranken Augen richteten sich auf die an seinem Lager niekergesunkene Gestalt seiner Tochter, die ängstlich bittend zu ihm aufschaute.
„Du -- du" - - flüsterte er abermals. Er versuchte, st'-ne Hand auf Trude's Haupt zu legen, Herbert half ibm, und ein Lächeln der Befriedigung huschte über des Kranken Gesicht.
Der Wärter erschien wieder. Er sah die Veränderung, die mit dem Kranken vorgcgangen war und flüsterte Herbert zu:
„Das ist sehr günstig; nun dürfen Sie ihn aber nicht
Können sie doch nun erst recht jammern über den Geist der Zersetzung und des Aufruhrs, gegen den das Heer unter allen Umständen geschützt werden müsse, damit das Vaterland nicht in Gefahr komme. Dabei wissen die Herren ganz genau, wie wenig wirklichen Aichang der polnische Schwarmgeist innerhalb der deutschen Sozialdemokratie hat und wie wenig Tatenlust hinter dem Wortreichtum und dem Versammlungs-Beifall steckt. Ein „Leutnant und zehn Mann" würden wirklich genügen, um im Ernstfall den ganzen Anhang der blutigen Rosa einzuschüchtern.
Aber für die Reaktion ist das Treiben dieser Art von sozialdemokratischen Agitatoren außerordentlick wertvoll, sodaß sie nur wünschen kann, es möchten noch mehr Leute sich finden, die in dieser Weise unentgeltlich für sie arbeiten. Tenn wenn es wirklich gelingt, dem deutschen Volk einzureden, daß die Armee bedroht sei, dann haben die Junker, was sie wollen: eine schneidige Wahlparole, die ihnen für die Erneuerung der Handelsverträge eine aktionsbereite, die Regierung noch weiter ins agrarische Schlepptau drängende Rei chstagsmehrheit sichert. Und das ist das Ziel, das sie aufs innigste wünschen. Alles andere ist nur Mittel zum Zweck.
DeMskHeH Ne ich,
Nus dem N eichsrag.
2 2 5. Sitzung am 2. März.
Die oft vom Reichstag verlangte Beamten-Besotdungs- novelle stand heute auf der Tagesordnung. Sie bringt für eine Anzahl der unteren Beamtenkategorien die erstrebten Aufbesserungen, und um nicht im Plenum des Reichstages einen Wettlauf unter den Parteien hervorznrufen, wurde sie nach einer Vereinbarung.des L>eniorenkonventes auf Antrag des Vorsitzenden der Budgetkommisjion dieser überwiesen. Auch die beiden kolonialen Nachtragsetats wurden debattelos der Budgelkommission übergckcn. Tann kam der Reichstag zur zweiten Lesung des Postetats. Die Be- amten-Besoldungsfragen, die sonst alljährlich beim Postetat einen größeren Raum eirrnahmcn, waren durch die Beiold- ungsnovelle im Wesentlichen aus der Erörterung ausgeschaltet, und infolgedessen beschränkten sich die meisten Redner auf die verkehrstechnischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkte. Ter Sozialdemokrat Ebert warf dem Staatssekretär Krätke vor, daß er zu sehr auf Ueberschüsse bedacht sei und zu wenig für den Ausbau des Verkehrs tue. Der Paketverkehr sei in den lehren Jahren langsamer geworden, das Weltporto müsst erniedrigt werden, die Wartezeit der Beamten müsse abgekürzt werden. Tie Ostmarken- ! zutage lehnt die Sozialdemokratie nach wie vor ab, das
noch mehr erregen. Bitte, gehen Sie nur. Ich gebe Ihnen Nachricht, wenn irgend eine Veränderung eintritt."
„Wir werden stets in seiner Nähe sein, Vater/ sagte .Herbert, des Kranken Stirn streichelnd. „Beunruhige dich nicht — versuche zu schlafen."
„Ja -- ja" — kam es röchelnd aus des Kranken j Munde.
„Er versteht Sie," flüsterte der Wärter. „TaS ist ein gutes Zeichen. Nun gehen Sie!"
.Herbert strich noch einmal zärtlich über das Haupt des Vaters, Trude küßte seine .Hand, daun entfernten sie sich.
Des Kranken Auge folgte ihnen mtt e-^em wehmütigen Ausdruck, wie ihn das Auge des sterbenden Wildes zeigt.
In dcm Wohnzimmer angekommen, sank Trude anf- schluchzcnd in einen Sessel.
„Ist es nicht schrecklich, Herbert?"
„Es ist allerdings ein sehr trauriger Zustand", entlegnem Herbert ernst. „Aber mir scheint noch nicht alle Hoffnung ausgeschlossen."
„Ja, er hat uns erkannt — zum ersten Male hat er Zeichen des Bewußtseins gegeben!"
„Sichst du, das kauu mit der Zeit immer besser werden. Freilich, seine frühere Kraft und Gesundheit wEd er nicht wieder erlangen."
„Ach, wenn er nur am Leben bleibt!"
„Ja — damit ich ihn um Verzeihung bit'.eu kann."
„Ach, Herbert, weshalb bist du nicht früher gekommen!"
Er gab keine Antwort: er stand am Fenster und sah mit trübem Blick aus die verschneite Lttraße hinaus. Nach einer Weile fragte er in rauhem Tone:
„Weshalb hast du mir niemals geschrieben, Trude?"
Trude erschrak.
„Ich habe dir doch einige Male geschrieben", entgegnen sie erstaunt. „Vor meiner Verlobung und dann als ich mich mit Franz verlobt halte."
„Ich habe keinen Brief erhalten."
„Nein."
„Auch den Brief nicht, den ich in den Brief von Franz mit einlegle, in dem ich dir unsere Verlobung mitteilte?"
„Nein — ich habe nur einen kurzen Brief von Franz erhalten."
Trude schlug die Hände vor das Gesicht und 'löhnte in namenloser Pein auf. Jetzt war ihr alles klar.
Zentrum tat dasselbe, wie nachher aus der Rede des Zen-
trumsabg, Nacken hervorging. Dem Staatssekretär warf der Sozialdemokrat vor, daß er die Beamten gegenüber den Anschuldigungen des Obersten von Reuter kläglich preisgegeben habe. Das bestritt Herr Krätke ganz energisch, es seien aber in der Tat Unregelmäßigkeiten vorgekommen, und das müsse geahndet werden. Die Sozialdemokratie, die so oft die schwersten Anschuldigungen gegen die Beamten wegen Verletzung des Postgeheimnisses erhoben habe, habe kein Anrecht darauf, als Hüterin der Beamtenschaft auszutreten. Der Zentrumsabg. Nacken war in der
Hauptsache mit der Verwaltung des Staatssekretärs einverstanden, nur verlangt er bessere Telephonverbinduugeu nach dem Westen, die Einrichtung von Beamrenausschüjscn, begrüßt die Ankündigung der Postkreditbriefe und wünscht ein schnelles Anpassen an die technischen Fortschritte. Freudig begrüßt wurde vom Hause die Mitteilung des Staatssekretärs Krätke, daß China sich dem Weltpostverein angeschlossen habe, und deshalb künftig Geschäftspapiere und Drucksachen über die Sibirische Bahn viel schneller befördert werden würden. Die Einrichtung der Brieftelegramme werde ausgebaut und soll auf Oesterreich ausgedehnt werden. Die automatischen Apparate für Barfrankierungen, Einschreibebriefe, usw. würden vermehrt. Tie Postkredit- bricse sollen bald eingerichtet werden, die unterirdischen Telephonleitungen werden allmählich vermehrt und für die weiblichen Angestellten der Post hatte Herr Krätke einige wohlwollende Worte, die von diesen gewünschte ctatsmäßige Anstellung stellte er ihnen allerdings nicht in Aussicht. Ter nationalliberale Abg. Beck-Heidelberg ist mit der Postverwaltung im allgemeinen einverstanden, aber er wiederholt doch seinen Wunsch auf Einrichtung des wirtschaftlichen Beirates, damit die Postverwaltung die Fühlung mit dem Verkehrsleben dauern behalte. Er unterstützte die Forderung auf feste Anstellung der weiblichen Gehilsinnen, wenn er auch nicht will, daß durch diese zuviele Männer verdrängt werden. Auch er redet der Einführung möglichst vieler automatischer Maschinen das Wort. Uneingeschränktes Lob für die Postverwaltung hatte der konservative Dr. Oertel, der sich auch in der Angelegenheit des Obersten von Reuter ganz auf die Seite des Staatssekretärs stellte und sich im übrigen dahin aussprach, daß die Postverwaltung für die Städte genug getan habe, und in Zukunft das Hand etwas mehr berücksichtigen möge. Am Schluß der heutigen Sitzung erhielt noch der Fortschrittler Kiel das Wort, auf dessen Ausführungen wir morgen noch zurückkommen; er verlangte hauptsächlich eine Berücksichtigung des wachsenden modernen Verkehrs durch die Postverwaltung, die Rücksicht auf den Verkehr müsse den fiskalischen Interessen vorausgehen.
Franz, ihr Gatte, der Vater ihres dem Leben cntgegen- reifenden Kindes, hatte sie von Anfang an belogen und betrogen. Ihm hatte sie ihre Briese anvertraut, "er hatte sie entfach unterschlagen. Er hatte mit Absicht jede Verbindung zwischen ihr und Herbert verhindert. Ter Gedanke war schrecklicher, als die Roheiten, weiche >ie in ihrer Ehe zu ertragen hatte. Sie hatte bislang noch an seine Liebe glauben können, die sich dann und wann in brutaler Zärtlichkeit Bahn zu brechen schien, jetzt sah sie ein, daß sie nur seinen schlauen, habsüchtigen Plänen halte dienen müssen, und daß, wenn er sie umarmte, dies nur der AuSbruch einer rohen Sinnlichkeit war.
Sie jühtte sich entwürdigt, erniedrigt, beschinayt! Sie ließ die Hände von dem Gesicht sinken und saß da — bleich, wie eine Irrsinnige vor sich hinstarrend.
„In der ersten Zeit wunderte ich mich, daß ich niemals eine Antwort aus meine Briefe erhielt", fuhr Herbert fort. „Dann gab auch ich das Schreiben als nutzlos auf und ging meinen eigenen Weg.' Ich glaubte mich auch von dir verlassen und vergessen, Trude".
„Oh, Herbert, wenn du wüßtest ..."
Sie stockte. Sie brachte das Wort nicht über die Lippen, das die ganze Schändlichkeit von Franz enthüllte - war er doch ihr Gatte und der Vater ihres Kindes! Durste sic ihn verraten? Durste sie ihn als Schurken, als Lügner, als Betrüger hinstellen? War seine Ehre nickt ihre t Ehre? War.sein Name nicht der Name thres Kindes und würde seine Schande nicht aus ihr Kind zurücksallen?
Plötzlich sprang sie empor. Die Helle Gint schlug ihr in die Wangen.
Wie konnte Herbert es wagen, ihr mit solcher Stirn entgegenzutreien? Lastete nicht auch ans seinem Gewissen eine schwere Schuld? War er nicht schuldiger als ihr Garte? Hatte sie nicht, um ihn vor Schmach, Schande und Strafe zu retlen, sich selbst zum Opfer gebracht? Halte sie nicht um seinetwillen dein ungeliebren Manne die Hand zum Ehcbuude gereicht?
Und jetzt stand er da. als sei kein dunkler Punkt in seinem Leben! Jetzt sprach er. als sei ihm ein großes Unrecht geschehen, daß mau seine Schuld mit dein Mantel des Velgeisens zudeckeu wollte?
Franz hatte unrecht gehandelt, ihre Brune zu unterschlagen. aber er hatte doch dadurch bewirkt, daß Herbert's größere Sch-l? ans der Welt geschafft wurde.
Fortsetzung folgt.