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Fest-Rede des Sladtvorstandes!

Hochverehrte Festversammlung!

Im Namen der bürgerlichen Kollegien übernehme ich diesen Echulhausneubau in Besitz und Verwaltung der Stadt mit herzlichem Dank und voller Anerkennung sür die Herren Architekten, die den Bau entworfen und geleitet haben, an die Bauausführenden, das Stadtbauamt, die Handwerks­leute und die Lieferanten. Sie haben alle ihr Bestes zu leisten gesucht und angesichts des wohtgelungenen Baues können wir sagen: Das Werk lobt seine Meister.

Sie gestatten mir, daß ich Ihnen eine kurze Geschichte des Baues gebe. Bevor ich dies aber tue, heiße ich Sie alle, besonders die von auswärts eingetroffenen Festgäste, die unserer Einladung in liebenswürdiger Weise gefolgt sind, herzlich willkommen. Vor Allem den hochverehrten Herrn Regierungsdirektor Dr. von Hieber, den genialen Neugestal- ter unseres Württ. Volksschulwesens, der uns als früherer Besucher unseres Bades kein Fremder ist und die Herren Bezirksbeamten, Herrn Oberamtmann Ziegele, Herrn Bezirks- schulinspektor Baumann und Herrn Oberamtsbaumeister Link. Ich danke Ihnen alle für Ihr Erscheinen.

M. H.! Es sind jetzt 5'/z Jahre verflossen, seit wir hier in Wildbad ein bedeutenders Bauwerk, an dem die Stadt beteiligt war, einweihten. War es damals ein Bau­wesen, das dem Verkehr, der Hebung unserer Badestadt dient: die Bergbahn, die ja so erfreuliche Früchte trägt, so haben wir uns diesmal zur Einweihung eines Neubaues versammelt, besten Zwecke idealer, kultureller An sind Heute schickt sich Wildbad an, ein neues, allen Bedürfnissen ge­nügendes Schulhaus einzuweihen

Schon eine lange Reche von Jahren beschäftigte die hies. Gemeindeverwaltung die Frage, wie für die auch den ge­ringsten hygienischen Ansprüchen nicht mehr genügenden Schullokale der Realschule Ersatz geschaffen werden kann. DaS 1846 vom Staat erbaute, 1868 durch Ablösungsoer­trag auf die Stadt übergegangene alte Volksschulgebäude, das auch heute noch als ein stattlicher und an sich zweck­mäßiger Bau gelten kann, beherbergte bis 1881 beide hies. Schulen, die Real- und Volksschule, ganz früher auch noch die Reallehrerwohnung. Als 1880 auf Drängen der Schul­aufsichtsbehörden weitere Lehrstellen der Volksschule geschaffen werden mußten, mußte die Realschule weichen und wurde in dem früher Keppler'schen Hause, das längere Zeit als städt. Spital gedient hatte, untergebracht. Man wußte aber damals schon, daß dies nur ein Notbehelf, ein Provisorium war, denn das Haus, dem der unverdiente NameReal- schulgzbäude" gegeben wurde, wies alle Mängel eines früher anderen Zwecken dienenden, für seinen jetzigen Gebrauch adaptierten Gebäudes auf. Schon in den 90ger Jahren begannen die Beanstandungen der Realschulräume, die sich 1903 bei der von Herrn Obermedizinalrat Dr Dietz vor­genommenen Medizinaloisitation zu Receffen verdichteter, die bei allen folgenden Gemeinde- und Medizinalvifitationen wiederkehrten, 1904/5 wurde demzufolge eine erste Rate von 15000 Mk. für einen Neubau in den Ttadtpflege-Etat ein­gestellt und das Stadtbauamt mit der Fertigung eines Pro­jekts beauftragt. Die Gemeindekollegien verhielten sich aber im Uebrigen zunächst zuwartend, geleilet von dem richtigen Gedanken, abzuwarten, bis sich unter der Wirkung der da­mals in Aussicht stehenden gesetzlichen Neuregelung des Schulwesens das volle Bedürfnis an Schullokalen übersehen ließe und bis sich die Verhältnisse der Stadt so gestaltet haben, daß etwas wirklich Gutes und Schönes geschaffen werden konnte. Die Stadt war ja gerade in den letzten 10 Jahren durch Neubauten aller Art bis an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit in Anspruch genommen. Ich er­innere Sie nur an die Erbauung des Elektrizitätswerkes, seine mehrmalige Erweiterung, der Herstellung der Anlagen in der König-Karlstraße anstelle der abgetragenen Stadt­sägmühle, die Erbauung der Stürmleslochwafferleitung, die mit der Bergbahn zusammenhängenden Bauten im Sommer­berg, die Erweiterung des'Schlachthauses, die KorrMon der Rennbachstraße, die Wasser- und Gasleitung bis zum Windhof.

War die Stadt durch diese nach sachverständigem Urteil mustergiltig durchgeführten segensreichen Einrichtungen für

manche Stadt von ihrer G.öße und Bedeutung vorbildlich geworden, so brach erfreulicherweise immer mehr und mehr die Ueberzeugung Bahn, daß sie nun auch in der Erfüllung ihrer wichtigsten Aufgabe, der Fürsorge für die Schulen, nicht mehr länger zurückstehen dürfe.

Im Dezember 1907 konnte ich den Beschluß der bürger­lichen Kollegien entgegennehmen, daß der Neubau einer Realschule in Bälde in Angriff genommen werden soll und daß der von mir und dem Stadtpfl'ger Gutbub vorsorglich besorgte Ankauf des Weber'schen Platzes, auf dem der Neu­bau jetzt steht, genehmigt werde.

Zu dem Neubau einer Realschule sollte es aber trotz­dem noch nicht kommen. Im weiteren Verlaufe der Ver­handlungen trat eine völlige Aenderung der Bauabsichten ein. Die Beanstandungen der Aufsichtsbehörden richteten sich, wie ich schon dargelegt habe, bisher nur gegen die Realschul lokale. 1909 treten aber auch solche gegen das Volksschalgebäuds auf, die anfänglich den Gsmeindekollegien als zu weit gehend erscheinen wollten. Sie beantragten eine Untersuchung des Volksschulgebäudes durch den bautechnischen Berater des Oberschulrals, Herrn Baurat Knoblauch An­gesichts der Feststellungen dieses Herrn mußten sich die Ge­meindekollegien davon überzeugen, daß auch für die Volks­schule neue Schullokale zu beschaffen sind.

Nachdem so die Unzulänglichkeit beider Schulgebäude an­erkannt war, ergab sich von selbst der Gedanke, nicht für die Realschule, sondern für die größere Anstalt, die Volks­schule, einen Neubau zu errichten und das bisherige Volks­schulgebäude, das nach dem Gutachten Knoblauchs noch in gutem Zustand ist un) einen zweckmäßigen G undriß besitzt für die Zwecke der Realschule mit ihren an Zahl schwächeren Klaffen herzurichten und zu verwenden. Zu Neubauten für beide Schulen konnten sich die Gemeindekollegien mit Recht nicht entschließen

Am 11. März 1911 erfolgte in Anwesenheit des Ober­amtsvorstands und des Bezirksschulinspektors ein dahin­gehender Beschluß.

Nachdem sich die Gemeindekollegien eine Anzahl aus­wärtiger Schulhausnenbauten angesehen hatten, entschieden sie sich hierauf auf Grund eines Wettbewerbs für das mit dem 3. Preis ausgezeichnete Projekt der Herren Architekten Stahl und Boffert, deren Pläne und Kostenooranschläge in Höhe von 305000 Mk., sowohl die Billigung der Gemeinde­kollegien. als auch die des Oberschulrats fanden. Die Bau­gelder wurden durch ein von der Kgl Kreiscegierung ge­nehmigtes, bei der Stuttgarter Lebensversicherungsbank auf­genommenes Darlehen von 300000 Mk beschafft. Ende März 1912 konnte mit dem Bau begonnen werden.

Mit Gottes Hilfe und dank der Tüchtigkeit der Bau­leiter und der Handwerksleute schritt er ohne jeglichen Un­fall und unter günstigen Umständen vorwärts bis zu seiner jetzigen Vollendung. Ich glaube nicht zu viel zu behaupten und Eie werden sich nachher bei der Besichtigung hievon überzeugen können, wenn ich sage, dis Stadt Wildbad hat in dem Neubau ein Masterschulgebäude geschaffen, auf das sie stolz sein kann, ein weithin leuchtendes Zeichen opfer­willigen Bürgersinnes, das ihr zu besonderer Zierde gereichen wird. Dem geschmackvollen, sich in die Landschaft gut ein­fügenden Aeußeren entspricht dis zweckmäßige und gediegene Ausführung und Ausstattung des Innern mit hohen lichten Schulräumen, breiten T-eppen, weiten Gängen, mit Dampf­heizung, Schülerbad. Trinkdrunnen, Schulküche und neuem allen hygienische Anforderungen entsprechenden Mobiliar.

Es ist der bedeutendste Bau, den die Stadt Wildbad je einmal erstellt hat und er fügt sich würdig in den Rahmen des durch die Fürsorge unseres vielgeliebten Königs und Landesvaters Wilhelm ll. und die Opferwilligkeit seiner Regierung und Stände geschaffenen Neu-Wild bads ei». Von diesem Gedanken ausgehend haben die Gsmeindekollegien dem Schulhaus mit Genehmigung des Königs den Namen ,König- Wilhelm-Schule" gegeben. Es soll so ein Denkmal des Dankes für unseren König, ein Zeichen der auch heute noch, wie seit Graf Eberhards Zeiten, alle Wildbader beseelenden unwandelbaren Treue und Liebe zu ihrem angestammten Fürstenhaus geschaffen sein.

Meine Herren! Die Gemeindekollegien haben sich nur schwer, nach reiflichen und sorgfältigen Erwägungen zu dem groß n Aufwand von 300000 Mk. entschließen können.

Aber in der Erkennt ns der hohen Ziele, welchen ein Schal- kaus dient, sind die Gemeindekollegien vor dem großen Opfer nicht zurückgeschreckt. Wir wissen auch wohl, daß es mit dem Neubau allein nicht getan ist, daß er und sein Betrieb neue Lasten, neue Sorgen bringt, aber er wird auch Segen bringen, tausendfältig, für viele Generationen der Wildbader Jugend. Ist doch eine gute Schulbildung das schönste Vermögen, das wir unseren Kindern auf den Lebens weg mitgeben können, sind doch Ausgaben für die Erzieh­ung und den Unterricht der Kinder die besten Kapitalan­lagen, werbendes Vermögen in edelster Bedeutung!

In der Jugend liegt die Zukunft eines Gemeinwesens, sei es Staat, sei es Gemeinde, Sorgen wir dafür dabei beseelt uns volles Vertrauen zu unserer hiesigen tüchtigen Lehrerschaft, daß die Erziehung unserer Kinder im neuen Hause eine solche ist, daß sie zu brauchbaren, braven Menschen, zu wackeren Staats- und Gemeindebürgern heranwachsen.

Die Räume, die wir bewohnen, sind ja nicht ohne Ein­fluß auf unseren inneren Menschen; möge in dem Schulhavs, das stolz und frei auf dieser Höhe steht, ein stolzes und freies Geschlecht der Wildbader Bürgerschaft herangebildet, werde, stolz und frei allem Unreinen, Unwahren u. Niederen.

Möge der Neübau in seiner Großzügigkeit, seiner über­zeugenden Zweckmäßigkeit und Schönheit ein Spiegelbild sein des Geistes, der unsere Wildbader Einwohnerschaft künftig beseelt. Das walte Gott!

An dem Festessen im Hotel Maisch (Inh Oskar Kloß) nahmen etwa 200 Personen teil. Die stimmungsvolle Draperie an der Westwaud des Festsaales, bei welcher die württ. Farben so reizend mit kleinen elektrischen Flämmchen sich paarten, die sinnige und aufmerksame Verwendung der Sladtfarben bei der Dekoration das gute Effen und der feurige Wein alles war dazu angetan, die ganze Festgemeinde in angenehme Stimmung zu versetzen. Eine Reihe von Tischreden, oftmals von köstlichem Humor belebt, würzten das Mahl. Herr Gtadtschultheiß Bähner gab während des Essens eine Reihe Antwort- und Glückwunsch­schreiben bekannt, die er auf die durch ihn erfolgten Ein­ladungen an hochgestellte Persönlichkeiten erhalten hatte. Aus dem Kabinett Sr. Majestät war folgendes Schreiben eingelaufen:

Der Kabinettschef Sr. Mas. des Königs von Württemberg.

Bebenhausen, den 27. Nov. 1913.

Auf das Schreiben vom 26. Nov.

Geehrter Herr Stadtschultheiß!

Seine Majestät der König hat mit warmen Interesse davon Kenntnis genommen, daß am 6. kommenden Monats die Einweihung der neuerbautenKönig-Wilhelm >l- Schule" stattfindet, bedauert aber infolge der Anwesenheit Seiner Majestät des Kaisers in Stuttgart am 5. und 6. Dezember der Feier nicht anwohnen zu können. Ich bin beauftragt, den besten Wünschen Seiner Majestät sür einen schönen Verlauf des Festes Ausdruck zu geben.

Mit vollkommener Hochachtung

Für den Kabinettschef: Gültlingen.

An

Herrn Stadtschultheiß Bätzner, Wildbad.

Große Freude bereitete uns allen die freundliche Be­antwortung des von Herrn Gtadtschulrheiß Bätzner ange­regten und von ihm und Herrn Regierungsdirektor Dr. v. Hieber Unterzeichneten Huldigungstelegramm an S Maj. den König. Die Antwort lautete:

Stadtschultheiß Bätzner.

Seine Majestät läßt für die von der dortigen Fest­versammlung dargebrachte Huldigung freundlichst danken und seine besten Wünsche für das Gedeihen der ne« eingeweihten Schule übermitteln. Goden.

Ferner gingen noch Glückwunsch-Schreiben ein von Sr. Exz. dem Herrn Finanzminifter von Geßler, Ehrenbürger unserer Stadt, und vom Herrn Regierungspräsidenten von Hofmann.

Den Bericht über das Bankett in der Turnhalle und die von Herrn Stadtschultheiß Bätzner gehaltene Rede werden wir morgen bringen.

Einer geehrten Einwohnerschaft von hier und Umgebung machen wir hiermit die Mitteilung, daß wir das Anwesen des Korbmachers Wilhelm Treiber käuflich übernommen und ihm gleichzeitig den Alleinverkauf unserer Fa­brikate für Wildbad übergeben haben.

Wir bitten die Einwohnerschaft um geneigten Zuspruch und werden dafür Sorge tragen, daß die Hauptartikel sich stets am Lager befinden, ebenso stehen unsere reichhaltigen Kataloge der Kundschaft zur Verfügung. Artikel, die nicht am Lager find, liefern wir ab unserer Fabrik rascher als dies von jeder andern Seite geschehen kann.

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Wildbad, den 9. Dezember 1913.

Danksagung.

Für die vielen Beweise inniger Teilnahme während der Krankheit und bei dem Hinscheiden meines lieben Gatten, unseres lieben Vaters, Großvaters, Schwiegervaters und Schwagers

Wim Gottlieb Friebrich Schrast

insbesondere für die zahlreichen Blumenspenden, die ehrende Begleitung zur letzten Ruhestätte, für den erhebenden Gesang der Herren Lehrer mit den Schülern, sowie den Trägern sprechen hiermit unfern herzlichsten Dank aus.

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Danksagung.

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