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mit Erzähler vom Achwarzwald.

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Amtsblatt für die Stadt Wildbad. ^ ^

Verkündigungsblatt

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Nr. 287

Montag, den 8. Dezember 1SI3.

SO. Jahrg.

Deutschland und die Türkei.

Unserem tüchtigsten deutschen Diplomaten, dem lei­der zu früh verstorbenen Botschafter Marschall von Bieber­stein, war es gelungen, dem deutschen Kapital und der deutschen Industrie eine bevorzugte Stellung in der wirt­schaftlichen Erschließung der asiatischen Türkei zn sichern. Das erregte den Neid der in der Triple-Entente zujam- uiengeschlossenen Mächte und es begann das bekannte Kesseltreiben gegen Teutschland, ans dem ein anderer, leider ebenfalls schon verstorbener Tiplonrat, Staatssekre­tär Kiderlen-Wächter durch Sonderabkommen mit Ruß­land, England und Frankreich den Ausweg bahnte. Zuerst gelang die Einigung mit Rußland, die ihm gewisse wirt­schaftliche Vorrechte im Norden der asiatischen Türkei und nach der persischen Grenze zu einräumte. Ta mit war die Bahn zu dem Abkommen mit England freigemacht, durch das Teutschland die nötige Bewegungsfreiheit im Gebiet der Bagdadbahn erhielt, während allerdings deren Ausmündung zum Persischen Golf unter englische Kon­trolle gestellt wurde. Und schließlich kam auch noch eine Einigung mit Frankreich zustande, das seinen Anteil an dem Bagdadbahn-Unternebm-« "n.-tEmrd dafür aber Bahnkonzessionen im südöstlichen Meinasien erhält und das seiner Zeit von Teutschland der Türkei gewährte Darlehen übernimmt, das die Londoner und Pariser Börse der Türkei nur unter unannehmbaren politischen und wirtschaftlichen Bedingungen geben wollte.

Natürlich ist zu all diesen Abmachungen Dritter die Zustimmung der Türkei nötig und es bedurfte lang­wieriger Verhandlungen Englands und Frankreichs, bis sie mit der Türkei zu der gewünschten Einigung kamen. England ist das jetzt, wie verlautet, auch geluügeu, «ach­tem die Verhandlungen in London zwischen oem eng­lischen Staatssekretär Grey und dem türkischen Botschafter Hakri Pascha seit Mai des Jahres gedauert haben. Wäh­rend alwr von Seiten des Dreibunds Teutschland ängst­lich uns argwöhnisch auf die Finger gesehen wird, daß es nicht zu viel für sich in Anspruch nimmt, hat sich Lugland einige recht eingreifende Konzessionen gesichert. Sv" hat vor allem die Firma Armstrong, Vickers und Maxim eine Konzession für Werft- und Tvckanlagen in Jsmid am Marmarameer erhalten, die auf 30 Jahre ein Monopol für alle in der Türkei zu erbauenden Schisse bedeutet. Allerdings sind einige Ausnahmen vor­gesehen. So kann die unter deutscher Leitung stehende Kaiserliche Maskusse Tampfschiffahrt ihre Dampfer unab-

Nichts in der Welt ist insuliret, nichts ohne Folaen. nichts ohne ewige Folgen. , G. L. kessing.

Ei« Rekrut von Anno 13

Von ErckmanuThatrian.

Autorisierte Uebersetzung von Ludwig Pfau.

95 sNachdruck verboten.!

Ich ließ Johann Busch seine Pfeife stopfen, und da wir die Wache hatten, führte Zebedäus gegen neun Uhr die erste Ablösung auf. Ich verließ unseren Kreis und lagert mich einige Schritte weiter hinten, den Kops auf dem Tornister, am Rand einer Furche. Das Wetter war so warm, daß man die Grillen noch lange nach Sonnen­untergang musizieren hörte; am Himmel glänzten einzelne Sterne, kein Luftzug ging über die Ebene, die Halme stan­den aufrecht, und in der Ferne hätte man tzi« Torsuhcen neun Uhr, zehn Uhr, elf Uhr schlagen. Endlich schttZ ich ein. Tas war in der Nacht vom 14. auf den 15. ^unr 1815.

Zwischen 2 und 3 Uhr morgens weckte mich Zebedäus.

Auf!" sagte er,vorwärts, marsch!"

Busch hatte sich auch neben mir gelagert; wir erhoben uns. Tie Reihe der Ablösung war an uns. Es war noch Nacht, aber schon zeichnete sich das Tageslicht internem Hellen Streifen am Horizont, längs der Felder. Dreißig Schritte weiter erwartete uns Leutnant Bretonville mit der Patrouille. Es ist hart, aufstehen zu müssen, wenn man nach einem zehnstündigen Marsch so gut schläft. Noch während kur den Tornister umhängten, waren wir zu der Patrouille gestoßen. Zweihundert Schritte von da, hinter einer Hecke, löste ich die Schildwache gegenüber dem Torfe Roth ab. Tas Feldgeschrei war:Iemappes und Fleurus!" Das fällt mir plötzlich ein ... wie doch die Erinnerungen Jahre sang in der Seele schlummern! an dieses Feldgeschrei hatte ich seit 1815 nie wieder gedacht.

Jcki sehe heute noch die Patrouillen in den Hohlweg zurückkehren, Mährens ich beim Sternenlicht frisches Pul­ver auf die Pfanne schüttete und höre in der Ferne L:e an­dern SMildwachen langsam aus- und abgehen, während die Schritte der Patrouille in dem Einschnitt des Hügels ver­hallen. Ich ging an der Hecke Gewehr im Arm auf und ab. Tas Tors mit seinen njedern Strohdächern und dem ichiejergeseckten Kirchturme dahinter sah über die Aehren des Feldes herüber. Ein Husar zu Pferde, der mitten ans

hängig vom Arsenal von Tsmid bauen, und auch der Staat hat das Recht, im Ausland jederzeit Kriegsschiffe bauen zu lassen oder zu erwerben. Während aber die Türkei mit drei Fünftel des Kapitals an der Gesellschaft beteiligt ist, besteh! der Aufsichtsrat ans fünf Engländern und vier Türken. Tann erhält nach demDaily Tele­graph" die britische Regierung die Konzession für alle Petrolenmquellen in Arabien, Mesopotamien nnd Wohl auch in .Syrien. Ties sei besonders wich­tig, weil die britische Flotte nach neueren

Acußernngen Churchills großen Wert ans Oel- liefernngen lege, zu denen sie den Zugang selbst beherrsche. Ferner werden die Grenzen des Sultanats Kvweit den englischen Wünschen gemäß bestimmt. Ter Sultan steht nominell unter türkischer Suveränität, ist aber faktisch unabhängig und führt seine auswärtige Politik ohne jede türkische Einmischung. Er erhält ein großes Hinterland und wird damit die Hauptmacht in Arabien. Und schließ­lich wird die Euphrat- und Tigris-Schisfahrt das Mo­nopol einer internationalen Gesellschaft, an der aber Errg- land mit 50, die Türkei mit 25 und Teutschland mit 25 Prozent beteiligt sind, wobei die deutsch Bedstlig- ung der Gegenwart für die Zulassung zweier cngnjcyer

Man sieht also, daß England es wieder sehr gut ver­standen hat, seinen Vorteil wahrzunehmen. Daß unter diesen Umständen englische Blätter Rußland gegen die deutsche Militärmission in der Türkei scharf machen möch­ten, ist nicht recht verständlich, denn in wirtschaftlicher Hinsicht ist die englische Werft- und Teckkonzession doch entschieden mehr wert, als die deutsche Militärmission, der in der Hauptsache nur eine ideelle Bedeutung zu­kommt. Man kann höchstens annehmen, daß die englische Presse durch den Hinweis auf Teutschland die Augen Rußlands von dem reichen englischen Fischzug in der Türkei Menken möchte.

Deutsches

Deutscher Reichstag.

rv. Berlin, 5. Dezember.

Am Bunoesratslisch: Staatssekretär Tr. Delbrück. Prä­sident Tr. Kämpf eröffnet die Sitzung um 12.20 Uhr Zu­nächst wird gemäß dem Antrag der Geschästsvrdiruirgskom- miffron die Erteilung der Genehmigung zur Einlei-, ung von Peivatklageversahren gegen die Abgg. Schmidt-Meißen (Soz.), Tr. Bollert (Natl.), Dr. Schatz (Elsässer) und Bruhn (Rfp.)

der Straße Wache staird, blickte, den Karabiner aus den Schenkel gestützt, ringsumher. Tas war alles, was ich sah.

Lange schilderte,ich so, sinnend, horchend und aus- und abgehend. Alles schices. Ter lichte Streif am Himmel wurde größer.

Tas dauerte über eine halbe Stunde. Fernhin tauchte das Land im Morgengrauen auf; zwei oder drei Wachteln ließen ihren Lockruf von einem Ende der Ebene, zum andern ertönen. .Ich blieb in trüben Gedanken versunken stehen und lauschte auf diese Töne, die mich an Vierwindrn, Dann unddie Baracken" vom Eichwald erinnerten; ich dachte: dort aus unseren Feldern schlagen die Wachteln jetzt auch am Saum des Waldes von la Bonne-Fontaine. Schläft Kathrine . . . und Tante Gretel, und Herr Gulden, und die ganze Stadt? ... ich sah die Schildwachen vor den beiden Pulvertürmen und die Wachthäuser an beiden Toren; unzählige Gedanken stiegen in mir auf, als sich Plötzlich aus der Ferne der Hufschlag eines Pferdes vernehmen ließ; ich blickte umher, ohne anfangs etwas unterscheiden zu kön­nen. Nach einigen Minuten verloren sich die Husschläge im Torfe; dann war alles still. Nur ein unbestimmtes Ge­räusch war vernehmbar. Was hatte das zu bedeuten ?'Einen Augenblick daraus kam der Reiter im gestreckten Galopp von Roly heraus, und bog auf unseren Weg ein; ich ging bis an den Rand der Hecke vor, machte fettig und rief:

Wer da'?"

Franzose!"

Bon welchem Regiment?"

Vom zwölften Jägerregiment . . . Stafette."

Passiert!"

Er setzte seinen Weg mit doppelter Geschwindigkeit fort. Ich hörte, wie er mitten in unserem Lager hielt und ries:

Ter Major!"

Ich ging bis aus den Kamm des Hügels vor, rzm zu sehen, was vorging. Im gleichen Augenblick entstand eine große Bewegung: die Ossiziere eilten herbei, der Jager, immer noch zu Pferd, sprach mit Major Gemeau; auch Sol­daten traten näher. Ich horchte, aber die Entfernung war zu groß. Der Jäger ritt wieder weiter, den Abhang hinaus. Alles schien in Aufregung zu sein; man schrie und gestikulier«.

Plötzlich wurde Tagwache geschlagen. Tie Ablösung bog um die Ecke des Wegs. Schon von ferne sah ich, daß Zedkiälls ganz bleich war.

Komm!" sagte er im Vorbeigehen.

Meiler links standen noch zwei Schildwachen. Bi an darf unter'm Gewehr nicht sprechen, gleichwohl flüsterte mir Zebedäus leise zu:

versagt Es folgt die Interpellation der Sozialdemokraten betreffend die

Arbeitslosigkeit.

Abg. Silberschmidt (Soz.): Schon seit länger als einem Viencljahrhundert beschäftigt uns die Frage der Arbeits- losensürsorgr und der Arbeitslosenversicherung. Tie einzel­nen Landtage und die Deutschen StÄtetage haben wieder­holt der Auffassung Ausdruck gegeben, daß die Arbeitslosen­versicherung Sach« des Reichstags ist. Tie Maßnahmen der Kommunen reichen bei weitem nicht aus. Ueber den jetzi­gen gewa'.ttgen Umfang der Arbeitslosigkeit besteht auch in bürgerlichen Kreisen kein Zweifel mehr. Alle Arbeiterorgani­sationen sind sich einig darüber, daß hier das Reich Helsen muß Tie Industrie geht dazu über, sogar noch Arbeiten zu entlassen. Tabei leitet sie Profitgier. Aeltere Arbeiter srnrcn überhaupt keine Beschäftigung mehr. In der Haupt­sache trägt die Wirtschaftspolitik die Schuld an den jetzige» Zuständen. Auch andere Verhältnisse, wie der hohe GeN> satz, spielen dabei mit. Ganz besonders schlimm ist die Lage im Baugewerbe. Tie bürgerliche Gesellschaft sollte bedenken, daß die Arbeitslosigkeit die Zahl der Verbrechen steigert. Auch der Handel- und der gewerbetreibende Mit­telstand hat ein Interesse daran, daß die Kaufkraft der Ar­beiter nicht sinkt. Um der Arbeitslosigkeit entgeaenzuwirkcn, alte öffentlichen Körperschaften die in Aussicht ge­nommenen Arbeiten schleunigst beginnen. Tie Reichsrcgier- ung müßte die Staaten und Gemeinden, die eine Arbeits­losenversicherung in die Wege geleitet haben, mit Geldmitteln unterstützen. Bei der Ausführung öffentlicher Arbeiten müß­ten vor allem nur einheimisch« Arbeiter Berücksichtigung finden Tie innere Kolonisation bildet nicht die richtige Hilfe. Dazu ist di« landwirtschaftliche Arbeit für verbrauchte Ar­beiter vrel zu schwer. Tas für die Arbeitslosenversicherung aufgewandte Kapital wäre in Wahrheitwerbendes Ka­pital" Wir fordern die Arbeitslosenversicherung in der Gestalt, daß die bestehenden Arbeiterorganisationen die Ver­sichern ngsträger sind. Mr laden den Reichstag zur Mit­arbeit ein und erhoffen von der Regierung eine zusagende Antwort. (Beifall links.)

Staatssekretär Delbrück: Tie Frage der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und ihre unerfreulichen Legleirerschein-

weil ,-ns das Verhältnis ooer oer guie Witte seyrr, ronorcn wegen inr in der Sache liegenden Schwierigkeiten und weil sie zur Lösung noch nicht reis sind. Parlamente und Stadt­verwaltungen zerbrechen sich seit einem Menschenalter den Kopf, wie man der .Arbeitslosigkeit beikommen kann. Ein klares Btü> über die Verhältnisse des Arbeitsmarktes ist: außerordentlich schwer zu geben. Dazu fehlen uns die irötigen stairftrschen Unterlagen. Tie Zählungen der Gewerkschaften geben kein richtiges Bild. Ein Vergleich der Zahlei: dieses Jahres mit den früherer Jahre zeigt allerdings eine leichte Abschwächung des INschäftigungsmarktes. Ter Grad der

Joseph, wir sind verraten; der General Bsurnront, welcher den Vortrab kommandiert und fünf andere Schur­ken seines gleichen find soeben zum Feinde übergegangeu."

Seine Stimme zitterte. Mein Blut kochte, und wie ich die andern von der Ablösung ansah, zwei alte Ein­steher. bemerkte ich, daß ihre grauen Schnurrbärte zirrerttu; ihre Augen rollten schrecklich, als ob sie jemand mitbringen wollten, sie sagten aber nichts.

Wir eilten, die beiden andern Schildwachen -ibzulojen, und als wir einige Minuten später ins Biwak zurückkamen, fanden wir das Bataillon bereits angetreten und zum Ab­marsch fertig.

Wut und Entrüstung war auf allen Gesichtern zu lesen; die Trommeln wirbelten. Wir traten ins Glied. Ter Major und der älteste Hauptmann hielten zu Pferd, an der Spitze des Bataillons, bleich wie der Tod. Ich er­innere mich, daß der Major plötzlich den Degen zog uns den Trommlern das Zeichen zum Aufhören gab, um etwas zu sprechen. Aber es fiel ihm nichts ein, und plötzlich ries er wie närrisch:

Ha, Schurken! . . . Ha, ihr elenden Chouaus! . .

es lebe der Kaiser, keinen Pardon!"

Er stotterte noch einige Worte, die niemand verstand; gleich-roh! war bas ganze Bataillon der Ansicht, er spreche sehr gut, uns alle brüllten zusammen wie die Löwen:

Vorwärts, vorwärts zum Kampf, keinen Pardon!"

Im Sturmschritt gings durch das Torf; alle Soldaten waren wütend, daß sie nicht sofort die Preußen zu Gesicht bekamen. Erst nach einer Stunde, nachdem jeder sich seine Gedanken gemacht hatte, fing man wieder an zu schimpfen nnd zu fluchen, erst ganz leise, dann bald ganz laut, so daß zuletzt das ganze Bataillon in Aufregung zu sein schien. Tie Einen meinten, man müsse alle Offiziere Lud­wigs Xvlil. umbringen, die andern, man wolle uns in Masse dem Feind ausliefern; mehrere riefen sogar,- die Marschätle seien Verräter, man müsse sie vor ein Kriegs­gericht stellen und erschießen, und dergleichen mehr

Ter Major ließ jetzt halten, ritt die Front entlang und erklärte laut: die Kcrr i er seren zu spät ausgerissen, der Angriff werbe noch an diesem Tage erfolgen, und der Ae:nd. der kerne Zeit habe, von der Verräterei Nutzen zu. ziehen, werde überrascht und geworfen werden.

Tiefe Worte beschwichtigten die Wut der meisten. Man fitzte sich wieder in Marsch und wiederholte den ganzen Weg entlang, die Pläne seien zu spät verraten worden.

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