de» ist und nicht ein Vertreter der Zivitverwaltung. rDen Ltaudpunkt Herrn Calkers, daß in Elsaß-Lothringen alles zusaminengÄbrochen ist, was in nationalem Sinne erreicht worden ist, teilen die meisten Elsässer nnd auch wir nicht. Wir wünschen alle, daß die Reichslande möglichst balo «nd möglichst innig mit dem Deutschen Reiche verbunden werden. (Beifall).

Präsident Tr. Kämpf macht darauf aufmerksam, daß m der Annahme, daß die Besprechung heute beendet wird, noch heute die namentliche Abstimmung stattfindet. Tie Sozialdenwkratie hat ebenfalls einen Antrag eingebracht, ocr eine Mißbilligung der Politik des Reichskanzlers aus- sprichr.

Abg. Tr. Weilt (Soz.): Die Aussprache hat ergeben, wie die überwiegende Mehrheit im Reichstag über die un­sinnige Politik im Elsaß denkt. Ter Reichskanzler hat sich mit dem Kricgsminister solidarisch erklärt und damit mit keiner Ausfassung, die von dem ganzen Hanse mit Ent­rüstung zurückgewiesen worden ist. Ich kann versichern, daß wir erstaunt waren, über die Ausführungen der Abgeord­neten van Calker und Fehrenbach, von deren Parteien wir keine übermäßige Heftigkeit gewöhnt sind. T-er Reichskanz­ler hat kapituliert vor dem Militärkabinett. Er stand unter dem Einfluß der Unterredung in Tonaueschingen. Zugezo- gen waren dazu der Kriegsminister und der Chef des Mili­tärkabinetts, nicht aber der Reichskanzler. Ta hätte er sagen sollen: Das besorge ich, sonst ziehe ich die Konsequen­zen! Er schließt sich vielmehr dem Kriegsminister an, der den seltenen Akut gesunden hat, die Schuldlärmenden Tu- multanten und hetzerischen Preßorgancn" zuzuschreiben. Ec stellt sich hin nnd spricht hier in schnKBerigstem Tone. (Prä­sident Tr. Kämpf ruft den Redner zur Ordnung). Es ist hohe Zeit, daß die Bürger sich aufraffen und den Bürgerrvck höher einschätzen als die Uniform. Tie Pflicht des Reichs­kanzlers ist klar und einfach. Wenn er auch das Miß­trauensvotum des Reichstags gering einfchätzen wird, so weiß doch das Volk, was es von ihm zu erwarten hat. Wir haben die Autorität der Volksvertretung und das Ehrge­fühl des Volkes zu wahren. (Beifall links.)

Abg. Haas (F. Vp.): Anstatt zu beruhige», hat der Reichskanzler die Vorgänge beschönigt. Er besetzt nicht mehr das Berrrauen des Volkes. Er sollte nicht bloß der oberste Beamte Deutschlands, sondern der Hüter der Rechte und Gesetz« des Volkes sein. Trotz dieser Parteigegensätze stand das ganze Volk hinter der Rede Fehrenbachs. Es handelt sich hier nicht allein um das Interesse Elsaß-Lothringens, sondern um das Interesse und die Würde Deutschlands vor dem Ausland. Ter Reichskanzler meint, des Kaisers Rock müsse unter allen Umständen respektiert werden. Nein, respektiert werden muß auch der Bürgerrvck. Weiß der Kcwgsminister, daß so nnd so oft gegen das Ehrgefühl des gemeinen Mannes verstoßen wird und daß das so mild und gleichgültig beurteilt wird, daß es aber ein riesen­hafter Begriff wird, wenn es geht gegen das Ehrgefühl eines ganzen Volksstammes? Wenn ein ganzes Volk von einem jlingen Leutnant beleidigt wird und cs macht Straßenlärm: ist das ein Unrecht? Wenn aber einem jungen Leutnant ein Schinrpfwort zugerufcn wird, dann soll er sich über alle Grundsätze bürgerlichen Rechts hinwegsetzen dürfen ? Ties Haus würde nicht bestehen ohne die deutsche Armee, das ist eine Selbstverständlichkeit. Aber es ist auch eine Selbst­verständlichkeit, daß die deutsche Armee nicht gesiegt hätte, ohne das einmütige Tahinterstehen des Volkes. (Lebhafter Beifall). Wird einmal das Vertrauen des Volkes der Armee fehlen, jo werden die besten infiziere nicht siegen können. (Sehr richtig links.) Des Kaisers Rock bedeutet nicht, daß das Heer des Faisers ist, die Armee ist eben­sogut die Armee des deutschen Volkes. Es handelt sich um

die großen Prinzipien bürgerlicher Freibeit, die bedroht sind von revoltierenden Offizieren. (Lebhafter Beifall). Ich will nicht sprechen von Männern, die Hoch­verrat begangen haben, aber eine Revolte gegen die bürgerlichen Gesetze, die haben die Herren aller- dnws begangen. Tas Mlitär soll in seinen Grenzen blei­ben. Es soll sich mir die Tinge kümmern, zu denen es bestimmt ist. Tie Militärs haben die Polizeigewalt allein zu lassen, bis sie gerufen werden. Tas ist Recht in ganz Deutschland und im Elsaß, Es ist unerhört, wie ein Oberst und einige Offiziere sich die Polizeigewalt anzumaßen wag­ten. Ich erhebe nur den Vorwurf gegen die Zivilverwalt­ung deswegen, daß sie keinen Gebrauch machte von ihren Rechten und daß sie keine militärische Hilfe requirierte ge­gen den Obersten von Reutter. (Große Heiterkeit.) Im Ernst, was kann man gegen das Militär' machen, das rechtswidrig so handelt? Die Bürger von Zabern haben keine Masse gegen das Militär und das 99. Regiment. Ta muß man unter Umständen zwei oder drei andere Regimenter zu Hilfe rufen. (Große Heiterkeit). Eine "»verschämte Freiheitsberaubung ist vorgekommen, wie sie unverschämter in der deutschen Rechrsge- schichte seit Schaffung des Gesetzes noch nicht dagewesen ist. (Großer Beifall links.) Daß ein Teil der Staatsgewalt hier seine Gewalt dazu braucht, um deutsche Bürger rechtswidrig ihrer Freiheit zu berau­ben, i! sstdas nicht ein unerhörter Fall, eine Reihe von Frei­heitsberaubungen und Körperverletzungen? Ter lahme Schuh- ster hat sich mit Recht gewehrt gegen die Uebergrifse des Mlitärs. Wegen welcher Delikte ist das Militär den Kin­dern nachgesprungen? Weil gelacht worden ist. Nenn wir das Lachen als Grund benutzen zur Verhaftung, so wird es bedenklich. Das Lachen kann man sowenig verbieten, wie man den Respekt gebieten kann. Gelacht hat man in ganz Deutschland vom Bodensee bis zum Rhein und in Amerika und in Oesterreich und in Italien, und wenn der Oberst v. Reuter jedem nachspringen will, der über ihn lacht, dann wird er in der ganzen Welt herumspringen können. (Große Heiterkeit). Was wäre geschehen, wenn Bürger sich eine ähnliche Handlung hätten zuschulden kommen lassen, hätten «mige Leute von Zabern einen Offizier eine Nacht über inL einen Kohlenkeller gesperrt? (Große Heiterkeit). Es wäre genau so ungesetzlich gewesen, wie das, was geschehen ist. Am andern Tag wären die Bürger verhaftet worden und sie wären aus dem Gefängnis bis zum Tage der Ver­handlung nicht herausgekommen. Sie hätten mit Recht schwere Gefängnisstrafe bekommen. Aber die Herren Of­fiziere sind frei und nicht verhaftet. Es ist lächerlich, zu behaupten, die elsaß-lothringische Verfassung sei daran schuld, daß wir in der deutschen Stadt Zabern diese Dinge erleben müssen. Tie Wirkung auf Elsaß-Lothringen ist außerordentlich betrübend, aber allzu pessimistisch wollen wir auch nccht sein. Die Elsaß-Lothringer wissen auch, die Reichskanzler kommen und gehen, Kriegsminister kommen und gehen, aber bestehen bleibt der Wille im deut­schen Volk, die Rechte der Elsaß-Lothringer zu wahren und auszubauen. (Lebhafte Zustimmung links). Aber dem Kanzler und dem Kriegsminister sagen wir: die Armee besteht nicht aus eigener OKraft, sie be­steht durch den Willen des deutschen Volkes und nur durch den Willen des deutschen Volkes und über ihr steht des deutschen Volkes Recht und Ge­setz- (Lebhafter langanhaltender Beifall).

Abg. Tr. Rickli« (Elf): Dem Deutschtum ist ein unbe­rechenbarer Schaden zugefügt worden. Es war stets bestrebt, die nationalen Gegensätze zu ^beseitigen, aber der gestrige Tag war schlimmer als eine verloren« Schlacht. Ter Reichs­kanzler kann unmöglich von seinem Standpunkt überzeugt fein, daß die Autorität der Gesetze ebenso zu schützen sei, wie die der Gewalten. Geschützt hat er aber nur die Mi­litärverwaltung. Dazu passierte dem Reichskanzler das Miß­geschick, daß er hinsichtlich der Bedeutung des WortesWak- kes" von seinem Freunde im Stich gelassen wurde. El- sässische Rekruten sind dauernd Beleidigungen ausgesetzt, ebenso wie die polnischen- Ter Offizier hat keine beson­dere Ehre. Jeder Ehrenmann muß seinen Schild blank halten. Von Rekrutenehre hört man dagegen kein Wort. Forstner hätte dem elsässischen Volk öffentlich Abbitte tun müssen. Damit wäre der Armee am besten gedient gewesen. Jetzt wird auch der Mindeste einsehen, daß in Elsaß-Loth­ringen nicht so gute Zustände herrschen, wie man wünschen möchte.

Tie Debatte wird geschlossen gegen die Stimmen der Sozialdemokratie. Ter Mg. Herzog beschwert sich, daß ihm dadurch als Vertreter der Wirtschaftlichen Vereinigung (Heiterkeit) die Möglichkeit genommen ist, Stellung zu den Zaberncr Vorgängen zu nehmen. Es folgt die nament­liche Abstimmung über den Antrag A blaß und Ge­nossen, anszusprechen, daß die Behandlung dieser An­gelegenheit durch den Reichskanzler den Anschau­ungen des Reichstags nicht entspricht.

Für das Mißtrauensvotum

stimmen die Volkspartei, Sozialdemokraten, Nationallibera len, das Zentrum, die Polen und die Elsaß-Lothringer ge­schlossen, dagegen stimmen izje Konservativen, die Reichs- Partei, die Wirtschaftliche Vereinigung und außerdem der nationalliberale Hospitant Hestermann. Das Miß­trauensvotum wird mit 293 gegen 54 Stim­men und 4 Stimmenthaltungen angenommen, was lebhafte Beifallsrufe links und im Zen­trum Hervorrust.

Daraus tritt Vertagung ein.

Ausland

Paris, 5. Dez. Präsident Poincare hat den De­putierten Ri bot mit der Kabinettsbildung be­auftragt. Ribot erbat sich Zeit bis heute.

Calcutta, 4. Tez. ^Reuter.) Eine unter dem Borsitz des Maharadscha von Burdwan gestern auf dem Rathaus tagende, von allen Klassen der Bevölkerung zahlreich besuchte Versammlung protestierte gegen die den Indern in Südafrika auferlegte Beschränkungen urst> befürwortete die Po­litik dev passiven Resistenz. Während der Rede des Vor­sitzenden, der die Zurückbeförderung aller Inder in die Heimat verlangte, steigerte sich die Aufregung der An­wesenden zu Ausdrücken höchster Erregung. Es sprachen noch mehrere Redner u. a. ein Hindnführer, der entrüstet fragte, ob England es zulafsen wchle, daß die loyalen indischen Untertanen durch die afrikanischen Wölfe ver­schlungen werden.

Württemberg«

Finanzausschuß der Zweiten Kammer.

Am 3. Dezember fand im Finanzausschuß der Zwei­ten Kammer die Eingabe der Verkehrsanstalten-Uuterbeam- ten, -Hilfsbeamten und -Arbeiter des Landes um Ueber- uahme der Invalidenversicherung in eigene Verwaltung statt. Berichterstatter ist der Mg. Gras. Er hat über den Ge­genstand Untersuchungen angestellt, die in einem Vortrag gedruckt vorliegen. Tie Verhandlung, die in Anwesenheit des Ministerpräsidenten, des Finanzministers, eines Ver­treters der Versicherungsanstalt Württemberg und zweier weiterer Vertreter oes Ministeriums der'Auswärtigen An­gelegenheiten stattfand, wurde auch ausgedehnt auf einen Antrag v. Kiene und Gen. vom 16. Jan. 1913: Tie Staats­regierung zu ersuchen, die Schaffung einer Pensionskasse für staatliche Arbeiter in die Wege zu leiten. Ter Bericht­erstatter kommt zu dem Antrag: 1. die Eingabe der Kgl. Slaatsregierung zur Berücksichtigung zu übergeben, 2. die Erste Kämmer, zum Beitritt oinzuladen, 3. den Antrag der Abg. Dr. v. Kiene und Gen. hiedurch für erledigt zu erklären. Ter Ministerpräsident anerkennt, daß es sich hier um eine Zwcckmäßigkeitsfrage der Verwaltung handelt. Er glaubt, daß kein zureichender Grund vorhanden sei, den bestehenden Zustand zu ändern. Vom Standpunkt der Staatsvereinfachung aus müsse die Schaffung der Sonder- ansiatt durchaus verneinen, weil den Versicherten keine Vor­teile daraus erwachsen und weil andererseits eine nicht un­erhebliche Steigerung der Verwaltungskosten entsteht. Ter Finanzminister spricht sich im gleichen Sinn aus. Er macht besonders noch darauf aufmerksam, daß vor zwei Jahren die Kammer der Abgeordneten sich einstimmig auf den Stand­punkt stellte, solche Sonderversicherungsanstalten auszuheben, so namentlich bei der Unfallversicherung der Forstarbeiter. Auch der, Finanzminister warnt vor der Gründung einer Sonderanstalt. Ein Mitglied der Volkspartei bringt seinen persönlichen Standpunkt dahin zum Ausdruck, daß ein Be­dürfnis für eine Sonderanstalt nicht nachgewiesen sei und daß bei Annahme des Antrags des Berichterstatters sich für die Versicherten wohl keine Vorteile ergeben. Dagegen werden durch eine etwaige Sonderanstalt die Berwaltungs- kosten gesteigert, so daß schon dadurch etwaige Vorteile wie­der absorbiert würden. Anderseits sei aber an den vom Berichterstatter entwickelten Gedanken manches Beachtliche, weshalb er anrege, die Materie der Regierung zurEr­wägung", nicht aber wie der Berichterstatter wolle, zurBe­rücksichtigung" zu übergeben.

Stuttgart, 5. Tez. Wie der Staatsanzeiger be­stätigt, ist die Einb e r ufun g d e s württ. Landtags vorläufig für die zweite Hälfte des Januars in Aussicht genommen.

Nah und Wern.

Der Verführer.

Unlängst wurde in der Presse die Frage nach dem Namen des Buben erhoben, der die Kindsmörderin und Kindsräuberin Anna Greim verführt, ins Unglück ge­stürzt und auf den Weg des Verbrechens gedrängt habe. Tiefe Frage wird jetzt beantwortet durch eine von dem Vater Johann Grein, Webmeister in einer Fabrik in Helmbrechts (Bayerisch Oberfranken): veröffentlichte Er­klärung, Danach ist die Anna Grein vor Jahren von

einem Heinrich Finde von Helmbrechts verführt rvorden. Bei der Niederkunft war dieser Herr bereits mit einer anderen Dame verheiratet. Die Pflege des Kindes wurde von den Eltern des Dienstmädchens übernvimneu. Als sich die Anna Grein »nieder in Stellung befand, suchte Findels auf Umwegen ihre Adresse bei den Eltern ausfindig zri machen. Es gelang ich», sein Opfer wieder aufzufinden, das anfangs Juni zum zweiteumok nieder-- kam.' Bei Festlegung der Alimente hatte Anna Grein, durch 'FindeiH beeinflußt, euren Unbekannten als den Väter bezeichnet. Da ihr aber das Vormundschaftsgericht keinen Glauben schenkte, gab sie ein Schriftstück vvn Finde ab, worin er sich als Vater dieses zweiten Kindes bekannte. Man muH es in der Tat als ein bitteres Un­recht bezeichnen, daß es nicht in der Macht der Gesetze steht, den Urheber der ganzen Tragödie zur gebührenden Verantwortung zu ziehen.

Militärischer Unfall.

Als eine Anzahl Dragoner für das bevorstehend: Re- gimentsjubiläum im Hoskammcrwald bei Großbottwar Dan­nen holten, scheuten die Pferde infolge Bruchs der Bremse und gingen durch. Ein Soünrt brach ein Bein, ein anderer wurde geschleift und übel zugerichtet. Beide kamen ins Mi­litärlazarett. Die Pferde wurden in Großbottwar aufge- halten.

Ein reißender Hund.

Ter Schäfer von Sailtheim bei Mergentheim fand, als er morgens zu seinem Pferch zurückkehrie, diesen aus- einandergelrieben und die Schafe bis ins Badische hinein zerstreut. Mehrere Stücke lagen mit zerbissener Kehle und anderen Verletzungen tot auf dem Felde. Offenbar war ein verwilderter Hund in die Herde gebrochen. Der Scha­den beläuft sich auf 250 M.

Großfeuer.

In Mißen bei Jmmenstadt ist die Brauerei von Kranz Schäffler niedergebrannt. Tic Brandursache ist noch nicht sicher fcstgestellt; es wird Brandstiftung ver­mutet. Ter Schaden an dem wett ausgedehnten Anwesen, das samt der Brauerei, Wirtschaft und Stallung in Asche gelegt ist, dürste 150 000 M überschreiten. Unter dev Trümmern fand man das Skelett eines Mannes, der in der Brauerei eine Schlafstelle inne hatte. Es ist der 70 Jahre alte Martin Blumental von Igels.

Was ein Kinderwagen verträgt.

Im Bocholter Waisenhaus mußte an einem geistig nicht normalen Mädchen, das ein Taschenmesser und zwei Schlüsselbunde verschluckt haben sollte, eine Operation vor­genommen werden. Wie erstaunt war man, als der Arzt nicht nur diese Gegenstände, sondern auch noch ein geöff­netes Taschenmesser mit abgebrochener Klinge, sowie ^zwei Messingplättchen zutage förderte! Tas MKuchen, deffe» Geisteszustand sich verschlimmerte, sollte darauf in eine Heil­anstalt gebracht werden; es entschlüpfte jedoch, notdürftig bekleidet, seinen Wärtern und konnte bis jetzt nicht wieder eingcsangcn werden.

Der gesegnetste der Väter.

Tie Vaterrekorde, die in den letzten Tagen aus Baheru gemeldet wurden, sind nunmehr sämtlich, allerdings von einem Verstorbenen, geschlagen. Wie nämlich ein Regens­burger Blatt berichtet, chatte Georg Herrmann, ehemaliger Wirt von Hagenhaus und später Gastwirt in Rcinhar s- rteth bei Vohenstrauß, von drei Frauen 36 Kinder. Im Alter von 66 Jahren heiratete er oas dritte Mal, eine Frau von 23 Jahren, welcher Ehe noch zwölf Kinder entsprossen. Herrmann starb im Alter von 90 Jahren.

Ein Alpentourist als Skelett wiedergcfunden.

Der Bergführer Francesco Marcon aus Chiussasorte erstattete beim Gendarmerieposten in Wolfsbach die An­zeige, daß er in Streiti im Racolonatale (Kärnten) das Skelett eines Menschen gefunden habe. Das Skelett war noch gut erhalten. An den Füßen befanden sich genagelte Schuhe. Auch eine Kappe und die Reste eines Rockes wur­den gesunden. Aus den gut erhaltenen Zähnen ist zu schließen, daß der Tote 28 bis 30 Jahre all war. Aller Wahrscheinlrchkeit nach handelt' es sich hier um die Leiche des am A4. September 1902 auf dem Wege von Tarvis nach Wischbach verschwundenen Südbahnbeamtcn Otto Gschlag aus Wien, der damals trotz eifriger Nachforsch­ungen nicht aufgefunden werden konnte.

Eine Weiße auf Havanna von Negern getötet.

Großes Aufsehen erregt ans Havanna die Verhastung von zehn Negern unter der Anschuldigung, zu Zwecken des Blut- opsers ein weißes Mädchen ermordet und das Blut ausgefangen zu haben. Sie suchten dann die Spuren ihrer Tat dadurch zu verwischen, daß sie den Körper zu verbrennen und das Haus, in dem der Mord geschah, mit Dy­namit in die Lust zu sprengen versuchten. Tie Explosion wurde von Polizisten gehört, die in das Haus eindrangen und dort den brennenden Körper des Blutopsers varfan- den. Tie Polizei glaubt, es mit einer Sekte zu tun zu Huben, die über das ganze Land verbreitet ist und unter Anleitung ihrer Priester fortlaufend Blutopfer bringt.

Gerichtssaal.

Leutuantsstreiche in Thorn.

Eine nächtliche Straßenszene, die durch einen trun­kenen Offizier veranlaßt wurde, beschäftigte das Kriegsgericht in Thorn. Leutnant Hans Ritter vom 61. Infanterieregiment bedrohte in einem Restaurant in angetrunkenem Zustande einen Gast mit dem Tegen, so daß einige Kameraden, die sich in Zivil.:» dem Lokal befanden, es für geraten hielten, dem Offizier die Waffe sortzunehmen und ihn im Automobil nach Hanse zu schaf­fen, Leutnant Ritter weigerte sich jedoch, ohne Tegen den Wagen zu besteigen, Mnd verlangte auf der Straße so stürmisch nach der Waffe, daß ein Menschenauflauf eitt- stand. Ein vorübergehender Sergeant glaubte dem Leut­nant beistehen zu müssen und entriß dem Offizier in Zivil den Tegen. Da infolgedessen ein Handgemenge entstand, alarmierte ein anderer Offizier in Zivil die Wache des Arresthauses. Dieser gegenüber spielte sich Lenmant Rit­ter als Vorgesetzter auf und befahl den Soldaten, das Seitengewehr aufzupflanzen. Ter Szene machten schließlich einig: Unteroffiziere vom 61. Infanterieregiment ein End«, indem sie ihren angetrunkenen Vorgesetzten fortsührten. Rit­ter zog sich wegen dieses Vorkommnisses eine Anklage wegen Verübung ruhestörenden Lärms und Anmaßung einer Be- sehlsbesugnis zu. Ter Gerichtshof sprach den Angeklagten frei, da ihm unter dem Einfluß des Alkohols wohl nicht zum Bewußtsein gekommen ist, daß er nicht Vorgesetzter der Wache sei. Auch wurde nicht für erwiesen erachtet, wer bei dem wüsten Durcheinander den ruhestörenden Lärm eigentlich verursacht hat.