Zaber«
Der Kaiser greift ein.
Ter Wind hat umgeschlaMN! Kaiser Wilhelm hat gestern den Reichskanzler, den Statthalter im Elsaß Aras Wedel und den General v. Deimling zu sich nach Dvnaueschingen befohlen. Diese Reise hängt zwar nicht — was nach der ersten lendenlahmen Rede des Reichskanzlers vom Mittwoch und nach dem gestern beschlossenen Mißtrauensvotum angenommen werden könnte und müßte - - mit Rücktrittsabsichten des Reichskanzlers zusammen, sondern sie gilt, wie zuverlässig verlautet, dem obersten Willen, den der Kanzler irr seiner gestrigen etwas anders klingenden, zweiten Rede gekennzeichnet hat: daß Militär- und Zivilverwattnng in Zabern wieder Hand in Hand gehen sollen. So erklärt es sich auch, daß gleichzeitig der Statthalter und der kommandierende General zum Kaiser zitiert worden sind. In politischen Kreisen nimmt man jetzt an, daß der nach Zabern geschickte Generalmajor wahrscheinlich weitere Verfügungen in beireff des Leutnants v. Forstner treffen wird, wobei es sich wahrscheinlich zunächst um dessen Beurlaubung handeln wird.
Nachdem der Kaiser sich entschlossen hat, auch Nichtmilitärs zu hören, greift er als oberster Schiedsrichter ein und stellt. -- so hoffen wir —, mit seiner Autorität das natürlickst Verhältnis, das jetzt auf dem Kopf zu stehen scheint, wieder her. Tut er es nicht, so geht die Lache weiter ihren verhängnisvollen Gang und spitzt, sich zu auf die Entscheidung zwischen Militärdiktatur und Volksrecht. Kommt erst einmal das ganze deutsche Volk — natürlich mit Ausnahme der beiden konservativen Parteien — zu der Ueberzengung, daß die blanke Wehr, für deren Reinhaltung und Schärfung es ungeheure Opfer bringt, zu einem blinden Machtinstrument unverantwortlicher Generale und Kliquen gemacht werden soll, dann wird nimmer Ruhe ei'ntrcten, bis eine völlige und klare Abrechnung erfolgt ist. Und man muß sagen, daß es dann keine Möglichkeit gibt, die von vornherein als ausgeschlossen gelten könnte- Tenn das deutsche Volk ist denn doch nicht ganz dasselbe wie das russische, das sich geduldig Verfassungen geben und nehmen läßt und die bedenkenlose Willkür der Behörden stumm erträgt.
Ein neuer Zwischenfall.
Zabern, 4. Dez. Ms heute mittag kurz vor 1 Uhr der Vertreter des Londoner Mattes „Daily Mirrcr", Mr. A. Wyndham, auf der Straßp den zufällig vorübergehenden Leutnant Sch adt vom Jnf.-Regt. HL photographiert hatte, veranlagte der Leutnant einen Gendarmen, den englischen Zeitungskorrespondenten festzunehmen und seinen Apparat mit Platte zu beschlagnahmen, wobei es dem Engländer gelungen ist, den Sistierungsakt photographisch 'zu fixieren. Mr. Windham wurde dann zur Polizei mitgenommen, wo ihm auf Anordnung der Kreisdirektion einstweilen mitgeteilt wurde, daß das um 1/26 Uhr erscheinende Gericht über die Angelegenheit, Beschlagnahme oes Apparats usw. befinden würde. Das Gericht hat die Freigabe der Platten verfügt mit der Begründung, daß von einem Photographieverbot in Zabern zur Zeit nichts bekannt sei.
Stra ß b u r g, 4. Dez. Auf den verantwortlichen Redakteur Aye, der in Kehl erscheinenden „Straßburger Rundschau" wurde heute nachmittag ein Ueberfall versucht. Ohne anzuklopfen waren zwei in einem Äuto- »nobik 'angekommene Besucher bis in sein Bureau vvr- aedrungen, von denen sich einer als Wiebecke-Zabern vvrstellte, mit der Hundepeitsche auf den Redakteur eindrang und ihm im Handgemenge in die Hand biß. Ms Hilfe herbeieilte, zogen sich die Eindringlinge in das
Noch fühl ich Kraft und Herzenslust Mb Flut auf Flut sich türmt;
Die Saite tönt in meiner Brust
Um vollsten, wann es stürmt. k. Uhland.
Ein Nekrut von Anno 13.
Von Erckmann Thatrian.
Autorisierte Uebersetzung von Ludwig Pfau.
94 iNachdruck verboten.!
Man kann sich keine Vorstellung von dem Jubel machen, der jetzt losbrach,' das Herz ging einem aus bei diesem Schauspiel; es war, als hätte uns der Kaiser seinen Schlachtgeist eingehaucht, und wir verlangten nicht mehr und nicht weniger, als alles niederzumetzeln.
Ter General war schon lange weiter geritten, als der Lärm noch immer fortdauerte, und ich selber'war sogar vergnügt, ich sah, daß alles die reine Wahrheit war, daß die Preußen, die Oesterreicher, die Russen, welche vorher nur von der Befreiung der Völker sprachen, die erste Gelegenheit benützt hatten, um ihnen alles wieder zu nehmen; daß sie all die großen Redensarten von Freiheit, mit denen sie im Jahre 1813 um sich geworfen hatten, um die Jugend gegen uns ins Feld zu führen, daß sie all ihre Verfassungsversprechungen unbeachtet ließen. Sie waren in meinen Augen Schurken, Leute, welche ihr Wort nicht halten, welche die Völker für Narren und nur einen ganz kleinen, ganz erbärmlichen Gedanken im Kopse chatten, nämlich den besten Platz inne zu behalten mit ihren Kindern und Kindeskindern, mochten diese gut oder böse, gerecht oder ungerecht sein, ohne sich im mindesten um das göttliche Gesetz zu kümmern.
Das war mir klar. Die Proklamation schien mir sehr schön. Ich glaubte sogar, Vater Gulden werde damit wohl zufrieden sein, weil der Kaiser die Menschenrechte nicht vergessen hatte, als da sind: Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit uno all die großen Ideen, denen es die Menschen Lanken, daß sie, anstatt es,zu machen wie die Tiere, sich gegenseitig achten, und auch die Rechte ihrer Nebenmenschen achten.
Unser Mut war also durch jene tapfer» .sind gerechten Worte sehr gehoben- Die alten Soldaten sagten lächelnd:
,,Diesmal werden wir keine Langeweile heben . . . beim nächsten Vormarsch stoßen wir auf die Preußen!"
Di« Rekruten aber, die noch keine Kugeln hatten pfti-
Automobil zsirück, wobei Wiebccke jeden mit dem Revolver bedrohte, der sie verfolgte. Das Automobil ist brit seinen Insassen entkommen.
Berlin-Donaueschingc«.
Während der Reichstagsverhandlungen ist die Vermutung ausgesprochen worden, daß cs ivvhl auf die Reise des Kriegsministers nach Donaueschin-gen zurückzuführen sei, wenn die Regierung in der Zaberner Frage ft» wenig Zugeständnisse gemacht habe. Der Kanzler habe vor der Militärpaktes kapituliert. Dazu erfährt die Fr. Ztg. zuverlässig: Diese Reise ist erfolgt auf Anregung des Reichskanzlers, und ihr Ergebnis war, daß ein Generalmajor nach Zabern gesandt wurde, der dort als Rangältester für die gesetzliche Ordnung zu sorgen und den Verkehr mit den Zivilbehörden zu vermitteln hat, und eine generelle Anweisung an den kommandierenden General v. Deimling im gleichen Sinne. Das scheint die Kabinettsorder zu sein, auf die gestützt der Reichskanzler am Schlüsse seiner Rede sagte: »Lin vertrauensvolles Zusammenarbeiten zwischen Militär und Zivil, wie es leider in Zabern gefehlt habe, sei von der obersten Stelle den beteiligten Behörden und Beamten im Anschluß an das Vorgehen in Zabern wiederholt und nachdrücklich ins Gewissen geschrieben worden. Ter Reichskanzler ist also, obwohl er nicht in Donau- eschingen war, doch in enger Verbindung Mit sein Kaiser- gewesen.
Im Reichstag.
n. Berlin, 4. Tez.
Am Bundesratstisch sind erschienen: Reichskanzler v. Bethmann Hollweg, die Staatssekretäre Tr. Lisco und Tr. Delbrück, sowie Kriegsminister v. Falkenhaiin. -- Präsident Tr. Kämpf eröffnet die Sitzung um 1.20 Uhr. — Zunächst wird der Gesetzentwurf betreffend die Handelsbeziehungen zum britischen Reich in 3. Lesung ohne Debatte gegen die Stimmen der Konservativen und der Wirtschaftlichen Vereinigung angenommen. — Das Haus tritt darauf in die fortgesetzte Besprechung der Interpellationen betreffend die Vorgänge in Zabern ein. — Präsident Dr. Kämpf: Ich habe gestern einen Zwischenruf „Unverschämt" mit einem Ordnungsruf belegt. Aus dem amtttchen Protokoll geht hervor, daß noch andere Zwischenrufe gefallen sind, die ich nicht gehört habe, sonst hätte ich sie rektifiziert. Ich bitte das Haus, die Zwischenrufe, wie sie gestern vorgekommen sind, »ach Möglichkeit zu unterlassen. — Hierauf nimmt
Reichskanzler v. Bethmann Hotttveg das Wort und führt aus: Ter Abgeordnete von Calkec hat gestern die Frage an mich gerichtet, wie die Politik in Elsaß-Lothringen wcitergeführt werden solle. Ich möchte daraus antworten und noch auf einige andere Angriffe erwidern. Man hat mir vorgeworfen, ich hätte von den Zivilbehörden in Elsaß-Lothringen ganz geschwiegen und das bedeute eine Desavouierung der Zivilbehörden. Mir ist es gar nicht eingefallen, durch dieses Schweigen an der Haltung der Zivilbehörden Kritik zu üben. Es handelte sich jedoch um schroffe Angriffe auf die Militärverwaltung und es verstand sich von selbst, daß ich darlegen mußte, wie die Militärverwaltung ihre Maßnahmen rechtfertigt. Ich kenne auch die Berichte der Zivilverwaltung ganz genau und ich habe ausdrücklich auf den schroffen Widerspruch in der Auffassung der lokalen Militär- und der Zivilbehörden hingewiesen. Ich habe betont, daß für das Verfahren bei der Räumung des Schloßplatzes im Gesetz kein Grund zu finden sei. Wie kann man denn unparteiischer urteilen? Ich habe absichtlich ganz leidenschaftslos gesprochen. Ich mußte mir Ruhe auferlegen, weil es sich darum handelte, das Uebel nicht zu verschlimmern. Der Reichskanzler muß sich gerade in solchen Fragen eine andere Reserve anferlegen als die Abgeordneten. Ich habe mich im vollen Einvernehmen mit dem Statthalter Graf Wedel dafür eingesetzt, daß im Reichslande die jetzige verfassungsmäßige Ordnung eingesührt wurde. Ich habe das nicht getan aus Vorliebe für die demokratische Doktrin, sondern weil ich mir sagte, daß es aussichtslos sei, aus den süddeutschen Reichsländern einen Norddeutschen und Preußen machen zu wollen. (Lebhafte Zustimmung). Meine An
sen hören, freuten sich noch mehr als die andern- Busch's Augen funkelten wie die einer Katze; er saß am Rande des Wegs, sein Tornister lag offen auf der Böschung, uno langsam zog er auf demselben seinen Säbel ab, wobei er die Schneide von Zeit zu Zeit an der Spitze seines Schuhs probierte. Andere wetzten ihr Bajonett oder brachten ihren Flintenstein in Ordnung, was man im Felde, den Tag vor einem Treffen, immer tut. — In solch einem Augenblick gehen einem tausend Gedanken durch den Kopf, man runzelt die Stirne, man beißt die Lippen übereinander, man schneidet ein böses Gesicht.
Die Sonne ging hinter den Getreidefeldern unter; einige Abteilungen holten Holz aus dem Torfe und brachten Zwiebeln, Lauch, Salz und sogar Kuhviertel mit, die sie an großen Stangen über den Schultern trugen.
Tie vergnügten Gesichter mußte man sehen, wenn die Soldaten so ums Feuer her saßen, das Fleisch zu sieden anftng und der Rauch zum Himmel emporwirbelte; der eine sprach von Lützen, der andere von Austerlitz, wieder andere von Wagram, von Jena, Friedland, Spanien, Portugal uno von allen Ländern der Welt. Alle sprachen durcheinander; aber man hörte nur auf die Alten, deren Arm mit Borten bedeckt war, die am besten sprachen und alle Stellungen mit dem Finger auf dem Boden zeichneten und erklärten, wie die Abteilungen dreißig und vierzig Mann hoch rechts und links schwenkten und in die Schlachtordnung einrückten. Man glaubte alles zu sehen, wenn man sie so hörte.
Jeder hatte seinen blechernen Löffel im Knopfloch und dachte: die Fleischbrühe wird gut, es ist ein gutes, fettes Fleisch.
T-re Nacht war angebrochen, nach der Verteilung hatte man Befehl, die Feuer zu löschen und den Zapfenstreich nichr zu schlagen, zum Beweis, daß der Feind nicht weit weg war, und man ihn zu verscheuchen fürchtete.
Der Mond ging auf. Busch und ich aßen aus derselben Schüssel. Als wir fettig waren, erzählte er mir über zwei Stunden lang von dem Leben in Harb erg, von der Mühseligkeit, zwei oder drei Klafter Holz auf einmal zu schlitten und von der Gefahr, zerquetscht zu werden, besonders Leim Schneeschmelzen. Das Soldatenleben, die guten Schüsseln, das gute Brot, die regelmäßige Pittion, die guten, warmen Kleider, die starken grobleinenen Hemden, all das erschien ihm wundervoll. Nie hatte er sich vorgestellt, daß man so gut leben könne, und der einzige Gedanke, der jhsi
sicht über die elsässische Verfassung hat sich nicht geändert. Ich wiederhole meinen Appell an dre elsässische Bevölkerung, an einer friedlichen Weiterentwicklung mitzuarbeiten und sich durch übertriebene Empfindlichkeit nicht bestimmen zu lassen. Ich lese jetzt jeden Tag, daß die Verfassung schuld sei an den üblen Dingen, die wir erlebt haben. Es ist nicht richtig, aus einem post boo ein proptor koe zu machen. Haben »vir doch auch vor der Einführung de, Verfassung in Elsaß-Lochringen üble Tinge erlebt. Kein Mensch hat erwarten können, oaß die Verselbständigung Elsaß-Lothringens ohne Erschütterung vor sich gehen kann. Wir dürfen uns also nicht nervös machen lassen und auch in dieser ernsten Stunde die Geduld nicht verlieren. Ich nenne diese Stunde ernst, nicht weil ich für meine Stellung fürchtete oder wegen der Mißbilligung der Politik, die gestern beantragt worden ist und die Sie heute beschließen werben, sondern ich nenne sie ernst angesichts der Gefahr, daß nue tiefe Kluft zwischen der Armee und dem Volk sich austue. Um das abzuwendcn, habe ich aus die Noiwensiz-- keit eines- harmonischen Vorgehens zwischen den Militär- uno Zivilbehörden hingewiesen. Eine Nebenrcgiecung existiert nicht. Es gibt nur eine Hauptregierung, jür die ich dem Kaiser verantwortlich bin. Wenn ich diese Verantwortung nicht mehr tragen kann, so tverden Sie mach nicht mehr an dieser Stelle sehen. Tie Mahnung zum harmonischen Wirken von Zivil- und Militärbehörden ist von der aller- obersten Stelle an die Beteiligten gerichtet worden. Was gefehlt »morden ist, wird gesühnt werden. Für die Zukunft aber ha »weit es sich, derlei Verfehlungen zu vermeiden uns die Harmonie in Elsaß-Lothringen und Zabern wieder her- zusieilen. Und das kann nur geschehen durch Gesetz und Recht. (Beifall rechts. Zischen links. Glocke des Präsidenten. Erneutes Zischen links, das sich nur allmählich legt.)
Abg. Rogalla v. Bieberstein (kons.ft Auch wir wünschen dringend, daß der Kontakt zwischen den Militär- und den Zivilbehörden wieder hergestellt wird. Trotzdem wird eine Kritik an der Haltung der Zivilbehörden nottoendig sein. Ein ctiss ndor wird der gestrige Tag nicht sein. Wenn ja, so hat Herr Fehrenbach dazu beigetragen. (Unruhe in» Zeittrum). Ich erkläre, daß wir das inkorrekte Verhalten des Leutnants v. Forstner in der Jnstruktions- stuitde selbstverständlich »sicht verteidigen. Es ist aber nicht artgängig, daß Herr Peirotes die Offiziere durch die Bezeichnung als Hochverräter beleidigt. (Bravo rechts.) Den Rekruten stand das Beschwerderecht offen. Remedur ist auch encgetreten. Tie Höhe der Disziplinarstrafen mitzuteilen, war der Kriegsminister nicht berechtigt. Tie Disziplin muß mtter allen Umständen gewahrt tverden. Das Gegenteil davon wäre ein gefundenes Fressen für die Sozialdemokraten. (Uriruhe und Zurufe links.) Als das Militär bei der Säuberung des Platzes einschritt, »var die Polizei vorher befragt worden. Schon Bismarck sagte: Ten preußischen Leutnant »nacht uns niemand nach. Ob das Militär immer richtig gehandelt hat, will ich nicht entscheiden. Wären br- svtwers die Lokalbehörden rechtzeitig ans dem Platz gewesen, so lväre qlles üble nicht passiert- Wir erwarten, daß die Armee oie Disziplin aufrecht erhält nnd ihre Stellung in Elsaß-Lothringen wahrt. Tann wird die große Mehrheit des Volkes und der besonnenere nnd anständigere Teil der Elsässer hinter ihm stehen. (Beifall rechts.)
Abg. v. Trarnpczynski (Pole): Tie Vorfälle sind Auswüchse eines Systems, von dem »vir mehr reden können, als alle anderen Parteien. Tie leichtfertige Aeußerung v. Forst- ners ist betrüblich, aber nicht welterschütternd. Tas Traurige ist nur das Verhalten der Militärbehörde. Sie hat gleich eine Anzahl von Soldaten verhaften lassen in der Hoffnung, den Schuldigen herauszubekommen. Wir Polen, die wir von dem Staat ci^'d der Regierung so ungerecht behandelt werden, können an die Rechtsgrundsätze des Staates nicht glauben.
Abg. Frhr. v. Gamp (Reichsp.): Das Verfehlen des Lentnanrs v. Forstner, der über den Regimentsbefehl quittiert hat, hätte schneller erkannt nnd gesühnt werden müssen. (Sehr rrchtig.) Man hätte uns viel Sorgen und Aufregung erspart, wenn sofort Remedur eingetreten wäre. Bei der Schilderung der Vorgänge im Reichstag gestern hat man es an dem nötigen Ernst fehlen lassen. Allmählich hat sich ^ ein großer Gegensatz zwischen Zivil und Militär heraus- gebildei. Tie Zivilbehörde war nicht genügend auf den» Posten. Tie Behandlung der Verhafteten war unpassend. Einen sehr eigentümlichen Eindruck machte es, daß ein Generalmajor zur Verhandlung nach Zabern geschickt wor-
beschäftigte, war, seinen Brüdern Kaspar und Jakob von seiner guten Lage Nachricht zu geben, um sie zu bestimmen,-sich anwerben zu lassen, so bald sie das Alter dazu hätten.
„Ja", sagte ich, „das ist schon gut, aber die Russen, die Preußen, die Engländer ... an die denkst du nicht."
„Aus denen mach ich mir nichts," meinte er, „mein Säbel schneidet wie ein Rasiermesser, und mein Bajonett ist spitz wie eine Nadel. Sie müssen Angst vor mir haben."
Wir waren die besten Freunde von der Welt; ich liebte ihn fast wie meine alten Kameraden Klipfel, Fürst und Zebedäus. Er liebte mich ebenfalls sehr; ich glaube, er hätte sich in Stücke hauen lassen, um mir ans der Not zu helfen. Alte Schlafkameraden vergessen einander nie; zu meiner Zeit erhielt der alte Harting, den ich später in Pfalzburg kennen lernte, noch eine Pension von sein-« alten Kameraden Bernadotte, dem König von Schweben. Wenn ich König geworden wäre, so hätte ich dem Johann Busch auch eine Pension ausgesetzt, denn, wenn er auch keinen großen Geist Hatte, so hatte er doch ein gutes Hertz was noch mehr wett ist.
Während wir so mit einander plauderten, klopft« mir Zebedäus auf die Schüller.
„Rauchst du nicht, Joseph?"
„Ich habe keinen Tabak."
Er gab mir sogleich die Hälfte seines Pakets. Ich sah, daß er mich trotz seines höheren Grades imnrer noch liebte, und das rührte mich. Er kannte sich nicht mehr vor Frecide, bei dem Gedanken, daß es demnächst über die Preußen hergehen sollte.
„Wir »Pollen ihnen Gleiches mit Gleichem vergelten!" rief er, „keinen Pardon! . . . Alles muß heimgegeben werden von der Katzbach bis Soissons."
Man hätte meinen sollen, diese Preußen und diese Engländer werden sich gar nicht vertclidigen, nnd wir laufe» gar keine Gefahr, Mgeln und Kartätschen in den Leib zu bekommen, wie bei Lützen, Großbeeren,: Leipzig uud sonst. Aber was kann man Leuten sagen, welche sich a" nichts erinnern und alles nur von der schönen Seite sehen?
„Ja, ja, »vir wollen sie Herrichten, die Hallunten» Ich rauchte ruhig meine Pfeife und gab zur Antwort: Wir wollen sie dazwischen nehmen ... Es soll scharf her- gehen."
Fortsetzung folgt.