gesetzten Versen den Gefühlen für die neue Schlüte Ausdruck Hegeben, wurde der Akt mit Gesang der Schüler geschlossen.

Ae Gäste machten dann eiwen Rundga ng durch die «euen Räume u. besichtigten anschließend dieLokale im Erd­geschoß, wo die Gerätschaften der Feuerwehr uutergebracht sind. Oberbürgermeister Dr. Göbel ließ die 'Weckerlinie alarmieren. Nach 2r/g Minuten war der erste Feuer­wehrmann am Platz, nach 5 Minuten ging der erste Wagen ab und nach 10 Minuten war die ganze Berkerkinie abge­rückt. Es wurde eine Ucbung am Rathaus vorgenommen, der dann unprogrammmäßig im Laufe der Nacht eine ernstere Probe folgte. Eine gesellige Unterhaltung im Ratskeller schloß die Feier.

Stuttgart, 18. Nov. Kommende Woche, am Diens­tag den 25., Mittwoch den 26. und Donnerstag den 27. 7Nsvember wird der Frauenklub seine sünfte Weih-- nachts messe abhalten. Dieser- Weihnachtsverkauf ist be­kanntlich kein zu mildtätigen Zwecken veranstalteter Ba­zar, da er ynr mit kunstgewerblichen Gegenständen beschickt wird, die mit vollem Namen unterzeichnet sind und viel­fach originelles in Idee und Ausführung darstellen. Er ist insofern doch ein gemeinnütziges Unternehmen, als es sich darum handelt, den Ausstellerinnen direkten Absatz und Erwerb zu verschaffen. Andererseits will man dein ein­heimischen Kunstgewerbe, so weit es von Frauen Herrührt, die ihm zukommende Anerkennung und Förderung gewähr­leisten. Tie neuen Klubräume Alleenstraße 25 sind sicher­lich geeignet, zu einer geschmackvollen Ausstellung, die an den Mann zu bringen eine Anzahl freundlicher Helferinnen bereit sein wird. Für Thce und Erfrischungen wird bestens gesorgt werden.

Stuttgart, 17. Nov. Im Laufe des 20. November werden die neuen Geleise auf dem künftigen Ferngleis­damm. zwischen Cannstatt und Untertürkheim-Personenbahn- hof in Betrieb genommen und sodann sämtliche der Per­sonenbeförderung dienenden Züge über diese Gleise geführt. Voraussichtlich "in der darauffolgenden Woche werden auch die in den Tunneln für die künftigen Vorortsgleise beim Englischen Garten liegenden Gleise in Betrieb genominen und zuerst die über die Hauptbahn, später auch die über die Verbindungsbahn verkehrenden Züge zwischen Stutt­gart und Cannstatt durch diese Tunnel gesührt.

Stuttgart, 18. Nov. Die bei der Einleitung der Samm­lungen für ein Reformationsdenkmal in Aussicht genommene Darstellung von Luther gud Brenz unter dem Kreuz Christi konnte, oa- der wiederholte "Wettbewerb einen befriedigenden Entwurf in dieser Richtung nicht gebracht hatte, nicht festgehalten werden. Dagegen wurde der Ent­wurf des Bildhauers Brüllmann- Stuttgart, der die Gestalt des Anferstandenen zum Mittelpunkt des Denk­mals macht, auf einstimmigen Vorschlag der Sachverständigen durch Beschluß des Dentmalsausschusses zur Ausführung angenommen und ein entsprechender Vertrag mit Brüllmann abgeschlossen.

Matbach, 17. Nov. Der König hat die Gräfin Lilly v. Pvckler-Limburg in Stuttgart zur Aebtissin des evan­gelischen adeligen Fräuleinstifts zu Oberstenseld ernannt.

Pfrondorf OA. Nagold, 17. Nov. Schultheiß Weimer hier wird sein Amt auf 1. Januar 1914 niederlegcn.

Nah und Mern.

Braudsällc.

In Heilbronn brach Dienstag nacht gegen halb 3 Uhr in der Fabrik von Weipert und Söhne in dem Magazin Feuer ans, das das ganze Gebäude ergriff und in wenigen Stunden niederlegte. In dem Gebäude befand sich eine Malerwerkstätte, sowie die Vorratsräume, wo Oele, Lack und Spiritus aufbewahrt waren. Außerdem befanden sich in dem Gebäude einige lOOpferdekräftige Maschinen, die alle mitverbrannten. Ern mit fertigen Waren beladener Eisen­bahnwaggon, der vor dem Gebäude stand, ist mitverb rannt. Der angerichtete Schaden ist sehr bedeutend, er wird auf 4500000 M geschätzt, ist aber durch Versicherung gedeckt. Ter Betrieb in der Fabrik ist nicht gestört.

In Stuttgart brach Dienstag früh in der Auto­halle der Brauerei Wulle Feuer aus, das einen nicht un­bedeutenden Schaden verursachte. Das Feuer wurde durch die Hauptfcuerwache gelöscht.

In Dobel OA. Herrenalb ist mitten in der Nacht das Wohnhaus des Holzhauers Maulbetsch und die daran anstoßende gemeinsame Scheuer nebst der Wohnung der G. Roth abgebrannt. Auch die Fahrnis ist zugrunde ge­gangen.

Buben mit Pistolen.

In Hoesen an der Enz spielte der 16jährige Hilfs­arbeiter Otto Mast in seiner elterlichen Wohnung mit einer Teschingpistole und schoß zum Fenster hinaus. Tie Kugel traf die zehnjährige Tochter der Spezereihändleriir Witwe Mettler in den Rücken. Ae Kugel sitzt dicht neben der Lunge. Ter leichtsinnige Bursche wurde verhaftet.

Mord.

Ter 35 Jahre alte Gutsbesitzer Karl Reick in Waldeck OA. Göppingen hat seine Ehefrau in seiner Wohnung mit einer Zimmerflinte erschossen. Tie Eheleute lebten schon seit, längerer Zeit in beständigem Unfrieden. Tie Ehefrau Hat in Pen letzten Tagen das Hofgut verkauft. Darüber ist es zu neuen Auftritten gekommen. Der Täter, der dem Trunk ergeben war, hat sich nach der Tat bei der Polizei selbst gestellt. Üeber die Mordtat erfahren wir weiter, dgß der Mörder Karl Reick 35 Jahre alt und Vater von drei Kindern ist. Tie von ihm erschossene Frau befand sich in ungefähr demselben Lebensalter. Reick bewirtschaftete seit Jahren als Bauer den Waldeckhof und war früher sehr ver­mögend, kam aber durch den Trunk fortwährend zurück und sah sich deshalb vor einem halben Jahr, um nicht ganz abzuwirtschaften, genötigt, alle seine Vermögensrechte an seine Frau abzutreten. Bei seiner Vernehmung durch die Polizei bekundete Reick Reue über die im Jähzorn verübte Tat- Er schob die Schuld ausschließlich dem Umstand zu, daß seine Frau den Hof verkauft habe.

Bcrwan-tenmord aus Geldgier.

In dem Torfe Roedclmaier bei Neustadt-Saale wurde der Bauer Valentin Volkmut mit zertrümmertem Schädel aufgefunden. Er konnte noch andeuten, daß er mit einem Beil erschlagen worden sei, dann starb er. Unter dem dringenden Verdacht, den Mord begangen M haben, ivurde der Schwiegersohn des Ermordeten, der Bauer Her­mann Zirk, verhaftet, der nach anfänglichem Leugnen die Tat eingestand. Er hat das Verbrechen begangen, um den Schwiegervater früher zu beerben.

Line Löwenjagd

Aach Leipziger Muster, aber glücklicherweise mit weniger tragischem Ausgang spielte sich auf dem Boulevard Roche- chouard in Paris ab. Dort findet augenblicklich ein Weih­

nachtsmarkt statt. Aus einer der Jahrmarktsbuden entwich rin junger aber bereits vollkommen ausgewachsener Löwe, dessen Erscheinen natürlich unter dem PMidtM das größte Aussehen erregte. Ter junge Löwe hatte aber nicht di« geringsten angreifenden Absichten, sondern flüchtete vor der rnUetzt schreienden Menschenmenge bestürzt in den Mchsten Hausflur, der zufälligerweise der Eingang zu einem Gym­nasium war. Hier wartete er, furchtsam in die Ech ge­drückt, die Ankunft des Bändigers ab, der ihn mit einigen Peitschenhieben schnell in den Käfig zurückbrachte.

I» den Flammen.

In der Nähr von Petersburg im Kreise Gdow brach in einem Torfe neben dem Gute des Fürste» Saltykow ein Feuer aus, das 30 Gehöfte nebst allen Baulichkeiten vernichtete. In dem furchtbaren Brande fanden drei Bäuerinnen und sechs Kinder den Tod in den Flammen. Eine Unmenge Vieh und Getreide ist ver­brannt. Ein Bauer verlor seinen Verstand, als man unter den Trümmern seines Hauses die Leichen seiner verkohlten Kinder hervorzog.

Die erste Volkserhebung in Hessen?)

Bon Sophie Gräfin Wolf Baudissin.

Die Freunde kamen erst gegen Mittag in die Nähe von Homberg.

Tiefer Friede lag auf der blühenden, vom ersten Früh­linzshauch ergrünten Landschaft. Viele Spaziergänger er­götzten sich an dem herrlichen Tage vor den Toren der Stadt, die Bauern kehrten fröhlich vom Felde heim: die ganze Landschaft bot den beiden Freunden ein Bild der Ruhe .und Zufriedenheit. Ach, aber es war ein Trugbild; diese verräterische, schwüle Stille glich der, dR dem Aus­bruch eines großen Orkans vorangeht.

Eduard >umd Franz fuhren eben zu dem Kasseler Tore ein, als kaum die letzten Töne der Betglocke feierlich verhallt waren. Ta mit einem Male erdröhnte von dem­selben Turme das Sturmläuten in raschen Schlägen und verkündete weithin ins Land das ernste Zeichen der Volks­erhebung.

Tie Freunde hatten wohl den Ruf verstanden, noch ehe cs, wie durch ein Wunder, lebendig in den 'Straßen ward, Trompeten schmetterten, Trommeln durch die Gassen wirbelten und das Straßenpflaster widerhallte von dem Galopp wiehernder Rosse, die ihre Reiter in Uniform und Zivil zu allen Stadttoren aus und ein trugen.

Tie Ankommenden, die eben vor dem Wirtshaus hielten, wechselten mit hochgeröteten Wangen nur einen Blick, einen Händedruck, Eduard sprang über den Wagen- schlag, und indem er Franz zurief:Führe das Pferd in den Stall, in einem Augenblick bin ich wieder bei dir!" flog er, den Brief in der Hand, dem Stifte zu. Offiziere und Bürger drängten sich dort aus und ein. Ter Brief den Eduard überbrachte, bestätigte, was die Anführer schon gefürchtet hatten: der Aufstand sollte erst am Abend los­brechen, man mußte das Zeichen in Wolfhagen und Hom­berg durch ein Mißverständnis zu früh gegeben haben. Allein freudiger Mut erfüllte dennoch aller Herzen. .Eduard eilte zurück, zu Franz. Tie wogende Menge, die sich nach dem Marktplatz drängte, ließ ihn kaum' in einer anderen Richtung als die, die alle einschlugen, vorwärts dringen. Zum Glück begegnete ihm der Freund, dem die Ungeduld nicht im Häufe zu bleiben gestattet hatte, aus halbem Wege. Beide folgten nun allen übrigen. Wer klopften ihre jungen Kerzen, welche ein Hoffnungs­jubel erfüllte ihre deutsche Brust, als sie auf dem Markt­platz das althessische Banner entfallen sahen, das aus tausend Kehlen mit unendlichem Jubel begrüßt wurde! Aus allen Augen leuchtete die Begeisterung für das Va­terland, der Enthusiasmus für den angestammten Re­genten.Hoch Deutschland!"Hoch der Kurfürst!" er­scholl es wieder und wieder; ^Freiheit oder Tod sei die Losung!" Biele trugen schon wieder die hessischen Far­ben auf den Hüten. Franz riß sie einem Knaben von der Mütze und steckte sie an seinen Hut. Auch Eduard wurden sie von einem freundlichen Bürger abgetreten. Tie Offi­ziere fingen an, die, die kämpfen wollten, militärisch zu organisieren. Bürger trugen von allen Seiten Waffen her­bei, und das zu ihnen übcrgetretene Militär ward oon ihren Frauen an herbeigeschafften Tischen mit Speise und Trank bewirtet. Ruhe und Haltung herrschten überall vor, das Hochgefühl, das der Patriotismus in den Seelen aller er­weckte, adelte selbst die rohen Massen und hielt die Sol­daten ab, sich der Unmäßigkeit hinzugeben. Einige Offi­ziere hielten Anreden an ihre Untergebenen, worin sie es ihnen freistetlten, für das Vaterland zu kämpfen oder das Versprechen abzulegen, sich gegkn das Volksheer neu­tral zu halten. Viele tadelten diese äußerste Gewissen­haftigkeit der Oberen, die, statt die Begeisterung der Sol­daten zu benutzen, diesen Zeit ließen, zu erwägen, was der Vorsicht angemessener sein könne. Mancher Seelen­schwach?, Furchtsame ward freilich dadurch schwankend gemacht und trat zurück oder entfernte sich wohl gar als Verräter, um mit den Stärkeren zu kämpfen. Tie franzö­sische Verherrlichung des Militärs hatte leider bereits angefangen, zunächst auf die österreichischen und preußi­schen Unteroffiziere, die zahlreich im Heere dienten, eine anziehende Gewalt auszuüben. Die militärische Ehre, die ihnen jetzt zuteil ward, wog bei ihrer einseitig egoisti­schen Anschauung die Nationalehre auf. So strafte sich die Versäumnis einer besseren Umgestaltung der militäri­schen Angelegenheiten unter der deutschen Regierung an dieser selbst.

Von diesem Mangel an Einigkeit und Hingebung unter dem Regiment ward jedoch, bei dem meinen Freudenräusche der wieder erwachenden Natio­nalität, noch nichts sichtbar. Immer mehr und mehr wuchs die Volksmasse an, von allen Seiten strömten die Landleute in der originellsten Bewaffnuung herbei, da­runter ein wahrhaft imposantes Korps von Sensenmäw-

*) Entnommen dem BucheUms Vaterland', eine Geschichte aus der Zeit der Befreiungskriege von Sophie Gräfin Wolf Bau­dissin sK- Thienemanns Verlag, Stuttgart). Der Schauplatz des Buches. daS alten FamiUenpaplercn seine Entstehung verdankt, ist das Königreich Jsromes. Es schildert in anschaulicher Weife den Kampf deS reinen opferfreudigen Deutschtums und der durch eigen­nützige ehrsüchtigt Landsleute gestützten Franzosenherrjchaft. Das b Buch kostet mit 4 FarbeudruckbUdern 3 gebunden.

uern, das das 'Schwalmtal gestellt hatte.Wir wollen des Kurfürsten neue Leibwache sein!" riefen einige unter ihnen in rührendem Scherz. Andere Trupps waren nur mit Büchsen und Hirschfängern bewaffnet. Besonders wur­den aller Augen durch eine Abteilung vormaliger hessischer Reiter gefesselt, wie man sie vor 1806 zu sehen gewohnt war. Sie saßen so sicher auf ihren Äckerpserden, als wäre schon alles wieder in der alten Ordnung. Während sie auf dem rechten Flügel paradierten, hielten andere Ab­teilungen hessischer Regimenter das Rathans und die öf­fentlichen Gebäude besetzt.

Nachdem einige Anführer die Loyalität dieser Revo­lution in begeisterter Rede auseinandergesetzt und die Söhne Deutschlands zur Ausdauer im gerechten Kampfe ermahnt hatten, traten gegen sieben Uhr alle verschie­denen Korps in Reihe und Glied, ein Trommelwiroel ertönte, daran» folgte das tiefste Schweigen. Tie Herzen derer, die sich in diesem feierlichen Augenblick mit Leih und Lehen dem Vaterland verlobt hatten, waren durch dies militärische Zeichen nicht minder erhoben und bewegt, als es der Bräutigam vor dem Altar sein kann, wenn der geistliche Segen ausgesprochen wird. Nun wurden den Freiheitskämpfern die Fahnen übergeben und au die verschiedenen.Korpsführer Feld- und Armbinden verteilt« Diese Auszeichnungen waren von der Aebtissin und den Damen des Stifts gestickt; ihre Devise lautete:Sieg oder Tod im Kampfe für Teutschtand."Sieg oder Tod!" riesen die zum Kampfe gerüsteten, sich eng um das hessische Banner scharenden Streiter.

Mit dem Einbruch der Nacht zog die Schar in tiefem! Schweigen, aber von Mut und Zuversicht erfüllt, vorwärts nach Kassel.

Unsere jungen Freunde waren einem Korps Schützen unter Anführung eines geschulten Offiziers zugeteilt wor­den, daß sich Franz, ebensowohl als guter Schütze ausweisen konnte, wie Eduard, der lange schon, angeblich für die militärische Karriere, Vorstufen im Schießen gemacht hatte.

Ohne .Hindernis setzte die unabsehbare Kolonne ihren Marsch fort. Sobald die Vorhut eiüen Ort erreichte, wurde den Einwohnern mit der Sturmglocke das Zeichen zum Anschluß gegeben. In einzelnen Ortschaften empfing ein Enoral das Volksheer. Auch Luthers schönes Lied:Ein' feste Burg ist unser Gott!" begrüßte sie mehrmals.

Mit Anbruch des Tages hatte man eine etwa zwei Stunde« von Kassel gelegene Höhe erreicht, von wo aus man die Umgegend frei übersehen konnte. Die Sonne ourchbrach allmählich die Mogennerbel und beleuchtete das erste Frühlingsgrün der ausgehenden Saaten der An­blick der erlvachenden Natur war schön und erhebend.

Eduard und Franz schritten wohl von gleichen Empfindungen bewegt schweigend neben­einander her, als ein Kanonenschuß und bald darauf ein zweiter und dritter Geschützdonner erschallte. Während affe mit dem Auge, der Richtung folgten, sielen zugleich die letzten Nebelwolken, die die Aussicht auf Kassel noch verhüllt hätten.

Man konnte jetzt unterscheiden, wie sich in nicht all- zugroßer Entfernung eine beträchtliche Kolonne königlich westfälischer Truppen in Schlachtordnung entwickelte. Eine vor ihrer Front aufgefahrene Batterie fuhr fort, das Volksheer mik Paßkugeln zu begrüßen. Einige Anführer schienen für einen Augenblick zu stützen; auf einen jo wohl- geregelten Empfang waren die, die von der verräteri­schen Verbreitung ihrer Pläne in Kassel noch nichts ahnten, freilich nicht gefaßt gewesen; man hatte vielmehr gehofft, die Hauptstadt überrumpeln zu können. Ter Oberst da­gegen, der die Maßregeln der zu früh Gewarnten wohl erwartet haben mochte, ließ in möglichster Eile die Schlacht­linie bilden. Zwischen den Schützen und den königlichen Voltigeurs entbrannte nun ein heftiges Feuer, bis gegen sieben Uhr morgens der Kampf allgemein geworden war. Immer heftiger rasselten des Feindes Kartätschen herüber und lichteten die Reihen der Kämpfer. An Eduards und Franzens Seite lagen tot oder schwer verwundet mehrere blutjunge Helden. Tie Freunde trugen sie mitten im Feuer beiseite, ohne der eigenen Gefahr auch nur zn gedenken. Wenige Stunden hatten die Jünglinge zu Männern gestählt. Jetzt machten auch die feindlichen Rei­ter einen Angriff und warfen sich mit solcher Heftigkeit in das Schlachtgetümmel, daß die Leute zu weichen be­gannen. Vergebens siel ein kleiner Haufe althessischer Reiter mit gleicher Wut eine Gardekompanie an, die sich zu weit von ihrem linken Flügel entfernt hatte, vergebens hielten sich die wackeren Schützen und töteten einige Ge­nerale und Offiziere. Franz und Eduard mit noch einigen verwegenen Burschen, die sich mit jugendlicher 'Keckheft durch einen Hohlweg bis auf Schußweite hinangewagt hatten, eroberten sogar glücklich einige verlassene Pferde und eine Kriegskasse. '

Aber der Mut der Freiheitskämpfer konnte, obwohl das Volksheer der Kopfzahl nach dem westfälischen sehr überlegen und der Kampf da, wo Mann an Mann geriet, verzweifelt geworden war, dennoch aus die Tauer nicht den trefflich geschulten königlichen Truppen widerstehen, die unablässig zwei Batterien in Bewegung hielten, wäh­rend das Volksheer nur über einige kleine Böller zu verfügen hatte, die früher wohl nur zur Verherrlichung von Volksfesten gedient haben mochten. Tie Reihen lich­teten sich mehr und mehr, und der Rückzug ward besohlen, obwohl noch einzelne in den Kampf verwickelte Trupps nicht auf das Signal achteten. Zu ihnen gehörten die waghal­sigen Schützen. Während der Oberst Dörnberg auf der .Höhe des naheliegenden Wäldchens noch ?inen kürzen Stand zu machen versuchte, zerstob vor einem abermaligen Ausfall der Feindlichen Kavallerie ein großer Teil des Volksyeeres.

Da entließ der Freiherr von Dörnberg die Leute, die sich noch in seiner Nähe befanden, mit der Weisung, sich bis zu einer andern, besseren Gelegenheit ruhig zu ver­halten; den Anführern riet er, sie möchten so bald als möglich die Grenze zu erreichen suchen, wie auch ihm selbst nun nichts anderes mehr übrig bleibe, da ihm weder der Sieg noch der Tod auf dem Schlachtfelde, den er vorgezogen hätte, zuteil geworden sei. Ties war der trostlose Ausgang der ersten, allzufrühen deutschen Er­hebung.