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mit Erzähler vom Schwarzwal-.
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Lelokv» Nr. 41.
Amtsblatt für die Ltadt lVildbad. ^ ^
Verkündigungsblatt
der rtgi. Forstämter lVildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison «it
amtl. Fremdenliste.
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Tslsgrsiüm-Mssso: ÄkissrrioMer Mckvsu.
Nr. 271.
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Schutz der persönlichen Ehre.
In Berlin wurde in diesen Tagen ein P roz e ß verhandelt, der zeigt, daß es auch mit den bestehenden Gesetzen möglich ist, bei Angriffen gegen die persönliche Mre derartige Strafen zu verhängen, daß sie wohl eine abschreckende Wirkung ausüben können, wenn eine solche überhaupt durch gerichtliche Bestrafungen erzielt werden, kann, worüber sich bekanntlich die Juristen und auch die übrige Menschheit, wie über manches andere, noch nickst einig sind. Es ist sicher, daß man es nur als gerechtfertigt bezeichnen kann, wenn bei einer vollständig grundlosen Verdächtigung, wie sie gegenüber dem Berliner Generalintendanten, dem Grafen Hülfen-Häseler, von dem Herausgeber eines Berliner Sensationsblattes begangen worden ist, eine entsprechend strenge Bestrafung eintritt.
Andersens aber sind in dem Berliner Prozesse Behauptungen aufgestellt worden, die nicht ganz unwidersprochen bleiben dürfen. Tie Art, in der'der Vorsitzende Richter in der Urteilsbegründung die Homosexualität kennzeichnest', deckt sich nicht mehr mit den derzeitigen tvissen- fchastlichen Anschauungen und es gibt tatsächlich für denjenigen, der dieser Wnormität objektiv gegenübersteht, schlimmere Beleidigungen, als sie gegen den Grafen Hül- sen-Häscier durch den Vorwurf der Homosexualität vorgebracht worden sind. Das Schwerwiegendste an diesen Beleidigungen ist nicht der Vorwurf der Homosexualität, sondern der damit verknüpfte weitere Vorwurf, daß der Berliner Generalintendant Leute, die seine homosexuellen Neigungen teilten, angeblich begünstigt, statt sie nach ihren künstlerischen Eigenschaften zu bewerten. Dieser zweite Vorwun ist aber unseres Erachtens ebenso schlimm, wenn er einem heterosexuellen Theatergewattigen gegenüber dem weibliche» Teil seiner Angestellten znm Vorwurf gemacht wird.
Taß die O c f f e n t l ichke i t, deren Ausschluß in solchm Prozessen jetzt vielfach ' gefordert wird, in den Verhandlungen auch ihre gute Seite hat, zeigte sich gerade in diesem Prozesse, in dem der Angegriffene selbst volle Oesfentlichkeit verlangte, um nachzuweisen, daß die Vorwürfe, die gegen ihn erhoben wurden, unbegründet sind. Ter Ausschluß der Oesfentlichkeit wird jedenfalls nur von jenen gefordert werden, die sich nicht so ganz unschuldig fühle«. Mau kann auch nicht unter allen Umständen, 'wie es der Vertreter des Grasen Hülfen-Häseler, Rechtsanwalt Frankfurter, verlangte, den Grundsatz aus-
N)e: dem Worte glaubt, ist belogen; wer dem Auge traut, ist betrogen;
Selbst die Tat ist Berechnung und Schein: Wahrheit ist der Irrtum allein.
kuda>ig Ganghofer.
Gin Rekrut von Anus 13 .
Bon Erckman» Lhatrian.
Autorisierte Uebersetznng von Ludwig Pfau.
7g sNachdruct verboten, j
Mehr sagte er nicht und setzte sich, um auSzuschnau- sen. Man kann sich denken, wie wir Einander ansahen. Erst nach einigen Augenblicken fragte Kathrine:
„Steht's in der Zeitung, Herr Gulden?"
„Nein," meinte er, „man weiß dort noch nichts Ader verheimlicht uns alles. Aber, um Himmelswillen, kein Wort von alle dem, wir würden verhaftet! Heute Morgen um fünf Uhr kam Zebedäus, der die Wache am französische» Tor bezog, um mir's mitzuteilen; er klopfte drunten, wahrscheinlich habt ihr's gehört?"
„Nein, Herr Gulden, wir schliefen."
„Nun! ich öffnete das Fenster, um zu sehen, was es gab, und ging hinunter, um aufzuriegeln. Zebedäus hat mir's für ganz gewiß erzählt: das Regiment ist bis aus weiteren Befehl in dje Kaserne konsigniert. Man hat, scheints Angst vor den Soldaten; aber wie will man den Vonaparte in seinem Marsche aufhalten? Tie Bauern, welchen man ihre Güter nehmen will, kann man ihm doch wahrhastig nicht entgegenstellen, und die Bürger, die man als Jakobiner behandelt, auch nicht. Die Emigrierten haben jetzt einmal eine schöne Gelegenheit, sich zu zeigen. Aber vor allem das tiefste Schweigen . . . das tiefste Schweigen! . .
Er sagte das mit cmfgehobenem Finger und wir gingen in die Werkstatt. Kathrine machte ein gutes Feuer auf, und jedes ging a» seine Arbeit wie geivöhnüch.
An diesem Tage blieb ajles still und am folgenden such. Einige Nachbarn, Vater Rehbock und Offran besuchten uns, angeblich um ihre Uhren reinigen zu lassen.
„Nichts Neues, Nachbar?" fragten sie.
„Mem Gott!" antwortete Herr Gulden, „was Ms
Mittwoch, de» 19. November 1NI3.
»0. Jahrg
stellen: „Tas Privatleben des Einzelnen ist heilig". Tenn es hätte sich, wenn die Vorwürfe gegen den Grafen Hül- sen-Häseler berechtigt gewesen wären, nicht um das Privatleben des Generalintendanten gehandelt, sondern um einen Mißbrauch feiner amtlichen Stellung und in einem solche,! Falle hat die Presse, unter Umständen die Verpflichtung, im öffentlichen Interesse bestehende Schäden aufzudeckeu. Es handelt sich in einem solchen Falle nicht um das Privatleben des vor das Forum der Oefientlichkeit Gezogenen, sondern um den Schutz einer ganzen Reihe von Menschen vor der Willkür des Einzelnen. Deshalb imrd es das Richtige sein, ungerechte Beschuldigungen streng zu bestrafen, im übrigen aber auch die von manchen bekämpfte Führung des Wahrheitsbeweises in solchen Fällen, wo es sich um die Beseitigung tatsächlicher Mißstände handelt, nach wie vor zuzulassen.
Aus Bade«.
Karlsruhe, 17. tzlov. Wie verlautet, wird der Großherzog selbst den Landtag am 27. November eröffnen.
Mannheim, 17. Nov. Für den Oberbürgermeister- Posten in Mannheim ist nunmehr Bürgermeister Außer von Fürth in Aussicht genommen.
Aus der Jnstruktiousstunde des Leutnants v. Forstner
Straßburg, 17. Nov. Vom Generalkommando des 1ö. Armeekorps rvird dem Wolf-Büro mitgeteilt: Tie von hiesigen Zeitungen gebrachte Nachricht, Leutnant von Forstner habe in der Jnstruktionsstunde bei Besprech- uu der sranzösgischen Fremdenlegion eine beleidigende Aeußerung über die französische Fahne getan, ist unwahr. Tie Aeußerung lautet vielmehr nach Aussage der vernommenem 22 Zeugen, darunter 13 Elsässer: „Auf den Dienst in der französischen Fremdenlegion könnt Ihr
." — Herr von Forstner scheint ein „gutes
Deutsch" zu reden. Einmal empfiehlt er die „Wackes" Zu verprügeln, dann begrüßt er die Franzosen mit Götz v. Berlichingens Gruß.
Die Genossinnen und der Geburtenstreik.
Berlin, 17. Nov. Gestern fand hier eine Konferenz der agitatorisch tätigen sozialdemokratischen Parteigenossinnen von Groß-Berlin statt. Der erste Punkt der Tagesordnung war die volkswirtschaftliche Bedeutung des Geburtenrückgangs. Tie Referentin Luise Zietz wandte sich gegen die Propagierung des sogenannten Ge- burtenstrnks als eine revolutionäre Kampfweise. Sie be
geben — es ist ja alles ruhig. Sie wissen auch nichts?"
„Nein!"
Und doch las man in ihren Augen, .daß sie die große Neuigkeit nmßten. Zebümus blieb in der Kaserne. Das Cafchaus war von früh bis spät voll von Offizieren auf Halbsold, aber kein Wort wurde laut: die Sache war zu ernst.
Erst am dritten Tag fingen die Offiziere, in denen es kochte, an, die Geduld zu verlieren; sic liefen hin und her, uns die fürchterlichste Unruhe stand ihnen aus die Stirn geschrieben. Hätten sie Pserüe oder auch nur Mafien gehabt, sie hätten sicher etwas unternommen. Aber sie Gendarmerie, mit dem alten Chancel an der Spitze, lief auch hin und her; stündlich sah mau Gendarmerie-Stafetten nach Saarburg abgehen.
Die Aufregung wuchs; niemand hatte mehr Lust zum arbeiten. Bald erfuhr man durch Handlungsrcisende, die in der „Stadt Basel" abstiegen, daß der Oberrhein und Jura auf den Beinen seien; daß Kavallerie- und Infanterie-Regimenter der Reihe nach auf Besancon marschierten, daß ungeheure Streitkräfte dem Usurpator entgegenzogen usw. Einer dieser Reisenden, der zu viel sprach, erhielt den Befehl, die Stadt augenblicklich zu verlassen; der Gendarmerie-Wachtmeister hatte feine Papiere untersucht, zum Glück waren sie in Ordnung.
Jcb habe seitdem andere Revolutionen erlebt, aber keine solche Aufregung mehr, >vie namentlich am 8. März zwischen vier unü fünf Uhr abends, als der Befehl kam, daß das erste und zweite Bataillon unverzüglich in Feldausrüstung nach Lons-le-Caunier abmarschieren sollten. Ta begriff man die ganze Größe der Gefahr, und jeder dachte: „Nicht den Herzog von Angouleme oder den Herzog von Berry braucht man, um Bsnaparte gefangen zu nehmen, sondern ganz Europa."
Endlich atmeten die Offiziere auf Halbsold etwas leichter; ihre Miene war wie von einem Sonnenstrahl erleuchtet.
Um fünf Uhr, als eben das erste Trommelzeichen auf dem Exerzierplatz gegeben wurde, trat Zebedäus rasch bei uns ein.
„Run?" ries ihm Vater Gulden entgegen.
„Nun," antwortete er, „die ersten zwei Bataillone marschieren."
Er war bleich.
„Sie sollen ihn fangen," sagte Herr Gulden.
tonte, es sei die Privatsache jedes einzelnen, vb er aus persönlichen Gründen in seiner Familie die Geburt einschränken wolle, aber es müsse die Arbeiter verwirren, wen« ihnen gepredigt wird; die große Minderzahl sei die Ursache ihres Elends. Diese Art der Agitation sei geradezu ein Verbrechen an der Arbeiterbewegung. Nicht die Größe der Kinderzahl, sondern die Kapitalausbeutung fei die Ursache de§ Elends der Arbeiter. In der sehr lebhaften Debatte traten Meinungsverschiedenheiten über den einen voer anderen Gedanken der Referentin hervor, in der Hauptsache aber herrschte das Einverständnis, daß die Propagierung der Geburteneinschränkung dem Einzelnen nützlich sein könne, sie würde aber allgemein den Klassenkampf der Arbeiter schädigen.
München, 18. Nov. Tie Stellung des bayerischen Ministerpräsidenten Frhrn. v. Hertling ist erschüttere König Ludwig ist ungehalten, weil die Regierung die Vorlage über die Erhöhung der Züvilliste den Parteien erst nach der Verfassungsänderung Augehen ließ.
Köln, 18. Nov. Ein Goldbarren jm Wert von 46 OM Frcs., den die ottomanische Bank von Konstante nopel an ihre Pariser Filiale schickte, ist auz dem Transport zwischen Köln und Erquellines gestohlen worden.
Gießen, 17. Nov. Landgerichtsdjrektvr Bücking hat seiner Vaterstadt 30 OM Mark gestiftet, deren Zinsen Volks schillern zugute kommen sollen.
Stratzburg, 17. Nov. Oberst von Reutter, der bekanntlich vor' einigen Tagen in Urlaub gegangen ist, kehrt nicht mehr als Oberst nach Zabern zurück. Ter Leutnant von Forstner tut inzwischen in Zabern noch weiter Dienst, was unter der dortigen Bevölkerung unangenehm empfunden wird.
Flensburg, 17. Nov. Amündsen hielt gestern abend in Flensburg seinen Vortrag in norwegischer Sprache. Es hatten sich etwa 2000 Personen eingefunden,
- natürlich fast nur solche, die der dänischen Sprache mächtig waren. Ein großer Teil war aus dem Norden der Provinz angekonvucu. T-er Vortrag verlief, >vie vorauszu- sehcn tvar, ohne jeden Zwischenfall. Der Beifall war ebenso freudig und stürmisch wie am Abend zuvor, wo sich das Publikum nur aus Deutschen, darunter aus vielen Offizieren des Heeres und der Marine zusammensetzle. Amündsen entzog sich taktvoll allen weiteren Ovationen, indem er sofort nach Schluß des Vortrags durch eine Hintertür verschwand.
„Ja, die werden ihn sangen!" sagte er, mit den Augen winkend.
Tie Trommel ertönte wieder. Er sprang in große» Sätzen die Treppe hinab. Ich folgte ihm. Unten auf der letzten Stufe faßte er meinen Arm und sagte mir, während er den Tschako abnahm, ins Ohr:
„Ta sieh 'rein, Joseph, kennst du dix?"
Ich sah die alte dreifarbige Kokarde unter dem Futter.
„Das ist die unsere, die da," sagte er. „Alle Soldaten haben'S so."
Ich hatte kaum hingeblickt, als er mir die Hans drückte und mit raschen Schritten um die Ecke bei Fouquer bog. Ich ging wieder hinauf und dachte: Ta fängt das Durcheinander wieder an, da geht's wieder schief in ganz Europa: da gibt's wieder Aushebungen, Joseph, Abschaffung der Hei- « ratserlcmbniS und so weiter, wie in den Zeitungen zu le- ! sen steht. Anstatt seine Ruhe zu haben, muß map sich ! wieder aufregen; statt der Glocken werden die Kanonen wieder ertönen; statt yon Klöstern wird vom Arsenal die Rede kein; statt nach Weihrauch und Blumenkränzen wird's nach Pulver riechen. Gott im Himmel, nimmt's oenn icin Ense! Alles wäre so gut gegangen ohne die Missionäre unü Emigrierten! Jammer über Jammer! Und immer ist's unser einer, der arbeitet und nichts will, immer ist er's, der zahlen muß . . . Immer ist's unser Wohl, dem zu lieb man all die Ungerechtigkeiten begeht, während man uns in Wahrheit zum Narren hat, und als dumme Klötze behandelt!"
Dergleichen gute Gedanken gingen mir noch viele durch den Kopf; allein was könnt es mir Helsen? Ich war weder der Graf von Artois noch der Herzog von Berry; man muß ein Fürst sein, damit die guten Gedanken was helfen, und jedes Wort, das man sagt, als Wunder angestaunt wird.
Von da an bis abends spät war Vater Gulden keine Minute mehr ruhig; er war so ungeduldig, wie ich zur Zeit, da ich auf smeine Heirats-Erlaubnis wartete; alte Augenblicke sah er zum Fenster hinaus und sagte:
„Heute muß die große Neuigkeit kommen . . . Tie nötigen Befehle find gegeben . . . man braucht uns nichts mehr zu verheimlichen." Und alle paar Minuten ries er:
„St! . . . Ter Postwagen kommt." Wir horchten: es war Lanzen's Karren mit seinen alten Schindmähren, oder der Botenwagen Baptiste's der über die Brücke fuhr.
Fortsetzung folgt.