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Amtsblatt für die Ltadt Mldbad.
VerMndigungsblatt
der r(gl. Forstämter Wildbad, Meistern, LnZklosterle rc. während der Saison «it
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Nr. S7«.
Dienstag, den 18. November ISIS.
SO. Jahrg
Drusches Weich.
Aus Baden-
Karlsruhe, 16. Nov. Ter Großhcrzog hat den Präsidenten des Verwattungsgerichtshofes, Geh. Rat Tr. bewald au, fern Ansuchen unter Verleihung des Grosi- kreuzcs des Ordens vom Zähringer Löwen in den Ruhestand versetzt und den Ministerialdirektor im Ministerium des Innern, Geh. Rat Tr. Glöckner zum Präsidenten oes Verwaltungsgerichtshofes ernannt. Der Großhcrzog hat den neuen Präsidenten des Verwaltungsgerichtshofes, Gehcimrat Tr. Glöckner, für die Dauer seines richterlichen Amtes znm Mitglied der ersten Kammer ernannt Und in diese für die bevorstehende Landtagperiode 1914—18 G/h. Rat Tr A. Bürklin, Staatsrat Ministerialdirektor Tr. Hübsch, Geh. Kommerzienrat Tr. Reiß in Mannheim und den Tirettor der Kunsthalle Tr. Hans Thome wieder berufen. Ter Handelskammerpräsident Geh. Kommerzienrat Kölle in Karlsruhe und der Oberbürgermeister a. T. Tr. Minierer in Freiburg sind erstmals berufen worden. Zum Präsidenten der 1. Kammer hat der Groß-- herzog den Prinzen Max und zum Ersten Vizepräsidenten den Wirklichen Gcheimrat Tr. Bürklin wieder ernannt. Zum Zweiten Vizepräsidenten ist anstelle des Grasen von Helmstadt, der eine Wiederwahl abgelehnt hat, der Abgeordnete des Grundherrlichen Wels Tr. Udo Freiherr von La Roche-Starkenfeld für die Dauer des nächsten Landtages ernannt worden.
Freiburg, 15. 9!ov. Ter hier verstorbene Kaupt- mann a. T. August Buisson hat der Stadt Freiburg 12 000 M zur Gründung eines Fonds für bedürftige Angehörige des Theaters vermacht.
Wackers „Gebot der politischen Sittlichkeit."
Im „Volksvcrein für das katholische Deutschland" in Freiburg sprach Geistlicher Rat Wacker, der Führer des badischen Zentrums, über die politische Lage in Baden. Tr bemerkte unter anderem, daß man das Wort „Wackcrtaktik" in „Zentrumstaktik" uMaufen könne und müsse. Ter Großblock sei zu Tode getroffen worden. Tie Großbloäära könne man als überwunden betrachten, wenn sie auch nicht vollständig vorüber sei. Dem müsse auch Rechnung getragen werden, namentlich von dem gegenwärtigen Ministerium, das durch und durch liberal sei. Gerade den Ministern rufe das Wahlergebnis deutlich zu: die Großblockära ist vorüber, nach rechts geht der Zug in Baden! Was den Ministerwechfel angehe, von
dem man drc letzte Zeit so viel habe fabeln hören können, so wäre das Wahlergebnis wohl dazu angetan, daß der eine oder andere Minister sich die Frage Vvrlege, ob es nicht ein Gebot der politischen Sittlichkeit ist, seinen Platz zu räumen, denn die schwere Niederlage des Großchlocks sei auch für jeden Großblockfreund unter den Ministern eine Niederlage. ES sei jedoch nicht Sache des Zentrums, Mini st er z u stürzen (!), aber die Zentrumsfraktion werde den Ministern gegenüber mehr Energie an den Tag legen müssen.
Preußische Wahlreformen.
Seit einiger Zeit munkelt man allerhand über Wahlrechtspläne der preußischen Regierung. Man erschrecke nicht: cs soll nicht etwa dem Treillassen recht an den Kragen gehen und einem berechtigten Bolkswunsch endlich einmal nachgegeben werben, eine solche notwendige, nützliche und voransschauende Maßregel darf man vom kgl. preußischen Ministerium nicht erwarten, so etwas läßt man sich höchstens, wenn es gar nicht anders geht, auszwingcn und ab- ttotzen, aber seine Initiative spart man für andere Tinge auk. (Tie Wahlrechts Pläne, von denen man munkelt, beziehen sich denn auch nicht auf den Landtag und noch weniger ans das Herrenhaus, sondern auf die Verhältnisse in einigen Landesteilen, wo sich durch eine wunderbare Fügung des Zufalls alte Rechte und Freiheiten aus der vorpreußischen Zeit noch lebendig erhalten haben. Tas gilt vor allem für die Provinz Schleswig-Holstein, wo für Gemeinden ein direktes, gleiches geheimes Wahlrecht besteht, mit einem verhältnismäßig geringen Zensus, der nur wenige minderbemittelte anslchließt. Außeüwm erfolgt die Wahl der Bürgermeister und Stcchtratc teilweise dirett durch di« Bürger, ähnlich wie das in Württemberg der Kall ist.
Diese verhältnismäßig freien Einrichtungen sind der Reaktion ein Tarn im Auge und schon lange sind Versuche im Gang, die Regierung mobil zu machen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß diese Versuche jetzt Erfolg haben und daß dem Landtag ein Gesetz zur Verschlechterung des Gemeindcwahlrechts in Schleswia-Holstein zugrht. An und für sich wäre es ganz gut, wenn wieder einmal die Frage des Gemcindewahlrechts iu Preußen angeschnitten Witt), denn gegenwänig herrschen Bestimmungen, deren Rückständigkett kaum zu übertresfcn ist. Fast durchweg gilt das Dreiklassen- wahlrech, noch dazu mit öffentlicher Abstimmung. Wenn der Landtag auch nur einigermaßen den Charakter einer Volksvertretung hätte, so würde er die Gelegenheit tvahr- nehmen, die Regierung zu einer freiheitlicheren Ausgestaltung des Gemeindewahlrechts zu drängen.
Wie die Dinge aber liegen ist umgekehrt zu befürchten, daß die reaktionäre Mehrheit noch über dir Regierungsvorlage hinausgehen und den Versuch machen wird, auch das Frankfurter Gemeindcwahlrech, das sich infolge der schwindenden Wirkung des Zensus immer mehr dem
Reichstagswahlrecht nähert, zu beseitigen und durch das z»
„bewährte" Treiklassenwahlrecht zu ersetzen. Die geplante Verschlechterung des Frankfurter Wahlrechts soll angeblich der „Umsturzgcfahr" Vorbeugen. In Wahrheit richtet si- sich gegen dir demokratisch-liberale Mehrheit der Stadtverwaltung, die den Junkern seit langem verhaßt ist, weil sie beweist, daß eine freiheitlich gerichtete Verwaltung zu- gleich auch das beste Bollwerk gegen das Vordringen der Sozialdemokratie ist. Wir hoffen, daß man es sich in Berlin doppelt und dreifach überlegt, che man, anstatt dem Wunsch nach einer Verbesserung des preußischen Wahlrechts zu genügen, dazu übergeht, die vorhandenen Rechts und Freiheiten zu beschränken.
Die Schaffung eines Staats-Arbeiterrechts
ist längst in Sachsen eine dringende und rechtliche Forderung. Tie Fraktion der Fortschrittlichen Volks- Partei hat ihr setzt durch einen Antrag in der Zweiten. Kammer Ausdruck, gegeben, der verlangt, daß die in staatlichen Betrieben beschäftigten Arbeiter und Angestellten an der Wahrnehmung der durch Reichs- oder Lan- desgesetzgebung geschaffenen Aemter nicht gehindert werden. Auch bei ihrer politischen und religiösen Tätigkeit außerhalb der Arbeitszeit sollen ihnen keine Schwierigkeiten bereitet werden. Es soll ihnen auch freistehcu, sich den Berufsorganisationen, soweit sie das Streikrecht für Staatsarbeiter verwerfen, zu beteiligen. Weiter sollen überall, lvo sie noch nicht bestehen, Arbeiterausschüsje gebildet werden und die Gehälter und Löhne sollen nicht hinter denen in der Privanndustrie zurückstehen. Ein zweiter Antrag der Volkspartei verlangt die Neuregelung des gesamten Beamtenrechts für Staat und Gemeinde.
Berlin, 15. Nov. In der heutigen preußisch-süddeutschen Klassenlotterie sielen Mark 40 000 auf die Nr. 75 214, M 15 000 aus die Nr. 71 780, 89 981, M 10 000 aus die Nr. 26 663, M 3000 auf Nr. 4229, 15 924, 18 628, 28 035 29 368, 38 624, 40 094, 55 560, 56 642, 60 493, 83 370, 86 479. 86 832, 95 320, 103 656, 120 736, 121 977, 129 729, 131195, 134 264, 135 494, 136 011, 157 838,
165103,171416, 177338, 182888, 183319, 187288,206906, 218813, 220495, 230223, 230794 und 233 045. In der NachmittagWehung entfielen: Ein Gewinn von 5000 M au, Nr. 69364, je 3000 M auf die Nr. 14143, 16 225, 16 565, 36 679, 45145, 58 271, 61284, 82938, 89 524, 93 495. 99 298, 99 463, 100 418, 105 287, 108 293,
126 795, 141670, 142100, 146 229, 155510, 161933,
164 393, 164 997, 173120, 176990, 177 253i 193 125,
193 284, 195 937, 202 103, 205 879, 206 172, 216 359,
und 232 967. (Ohne Gewähr.)
Es ist leicht, in der Einsamkeit nach der eigenen Neigung zu leben. Aber der große INensch ist der, der mitten im Gewühl mit aollkommener Anmut die Unabbängkett des Einsiedlers bewahrt.
Emerson.
Ein Rekrut von Anno 13.
Bon Erclmanir Thatri an.
Autorisierte Uebersetzung von Ludwig Pfau.
78 1 Nachdruck verboten.^
Ich war begierig, was Vater Gulden zu der Uhr sagen werde. Er sah nicht aus, sondern betracht«« sie mit wahrer Bewunderung, während die beiden Männer ruhig warteten, aber wie Leute, denen es wehe tut, ihre Verlegenheit nicht verbergen zu können.
Endlich sagte Herr Gulden:
,-,Tas ist ein ganz ausgezeichnetes Werk, meine Herren, eine wahrhaft fürstliche Uhr."
„Ganz richtig," entgegnete der Husar, „ich habe sie auch von einem Prinzen erhalten, nach der Schlacht bei Raab."
Er warf dem andern einen Blick zu. Dieser schwieg.
Jetzt betrachtete >ie Herr Gulden aufmerksam und sah, daß sie in großer Not waren, er nahm sein schwarzseidenes Käppchen ab und stand mit den Worten langsam aus:
„Meine Herren, nehmen Sie nicht übel, was ich Ihnen sage: ich bin, wie Sie, ein alter Soldat, ich habe Frankreich unter der Republik gedient, und ich glaube, daß es einem das Herz förmlich zerreibt, wenn man so etwas zu verkaufen gezwungen ist, etwas, das uns die Erinnerung an eine schöne Tat unseres Lebens und das Andenken an einen Vorgesetzten zurückeuft, das uns teuer ist."
IG hatte Vater Gulden nie mit solcher Rührung sprechen hören; traurig senkte-er sein kahles Haupt und schlug die Äugen nieder, um oen Schmerz derer nicht sehen zu müssen, mit denen er sprach. Ter Major ivar ganz rot geworden, seine klcmen Augen schienen trüb, seine großen Finger zuckten krampfhaft; der Oberst war todesblaß. Ich wünschte mich weit weg.
Herr Gulden hob wieder an:
„Diese Uhr ist mehr als tausend Franken wert, ich habe diese Summe nicht vorrätig, und zudem würde es ilShnen schmerzlich sein, sich von einem solchen Andenken trennen zu müssen. Ich mache Ihnen daher solgende« Vorschlag: Tie Uhr bleibt, wenn es Ihnen recht ist, hierauf.
in meiner Auslage, wird aber stets Ihr Eigentum sein — und rch will Ihnen zweihundert Franken darauf Vorstrecken, die Sie mir zurückerstattcn, wenn Sie die Uhr wieder abholen."
Bei diesen Worten streckte der Husar seine großen haarigen Hände aus, als wollte er Vater Gulden umarmen.
„Sie sind «in guter Patriot, Sie!" rief er aus.
„Colin hat es uns gleich gesagt . . . Ach, Herr, ich werde den Dienst nie vergessen, den Sie mir leisten . . . Diese Uhr ... ich Hab' sie von Prinz Eugen für eine glänzende Waffentat erhalten ... Ich hänge daran, wie an- meinem eigenen Blut . . . Aber Ue Not . . ."
„Major!" sagt« der andere ganz blaß.
Aber der Husar hörte nicht auf ihn, und rief, während er ihn mit dem Arm wegschob:
„Nein,' Oberst, lassen Sie mich . . . Wir sind unter uns ... ein alter Soldat kann uns verstehen . . . Mau
läßt uns Hungers sterben — man beträgt sich gegen uns, >me die Kosaken . . . man ist zu feig, uns zu erschießen!"
Er schrie, daß man's im ganzen Hause hörte. Ich war mit Kathrine in die Küche gelaufen, um das traurige Schauspiel nicht mit ansehen zu müssen. Herr Gulden beruhigte ihn; wir Hütten ihn sagen:
„Ja, ich weiß das alles, meine Herren, ich versetzte mich in Ihre Lage . . ."
„Geh . . . Margarot! ... sei ruhig!" sagte der Oberst.
Die Szene dauerte fast eine Viertelstunde. Zuletzt hörten wir, wie Herr Gulden das Geld vorzählte, und der
Husar zu ihm sagte:
„Ich danke Ihnen, ich danke! Wenn sich je eine Gelegenheit bietet, erinnern Sie sich an den Major Margarot.
Zu gleicher Zeit ging die Türe auf, und sie stiegen die Treppe hinab, was für uns eine rechte Erleichterung
war, für Kathrine und für mich, denn es war uns ganz
schwer um's Herz. Wir gingen ins Zimmer zurück. Herr Gulden, welcher die Offiziere hinausbcgleitct hatte, kam eben auch die Treppe herauf; barhäuptig und ganz verstört.
„Diese Armen haben recht,", sagte er, indem er sein Käppchen wieder aufsetzte, „das Benehmen der Regierung gegen sie ist abscheulich; das muß sich ja früher oder später rächen."
Wir waren den ganzen Tag über traurig. Doch erklärte mir Herr Gulden die Vorzüge der Uhr und fügte bei, daß man immer derartige Muster vor Augen haben sollt«; hierauf hLugten wir sie in unserem Auslagefenster
Vou da an wurde ich den Gedanken nicht mehr los, daß das alles zu bösen Dingen führen müsse, und die Emigrierten, selbst wenn sie jetzt einhielten, schon zu weit gegangen icien. Immer hörte ich die Stimme des Majors in unserem Zimmer rufen, man betrage sich gegen die Armee wie die Kosaken!
Tie Erinnerung an die Prozessionen, Butzübungeu, die Predigten über die fünfundzwanzigjährige Revoluiion, die Rückgabe der Nationalgüter, die Wiederherstellung der Klöster usw., all das schien mir ein schreckliches Durcheinander, aus dem nichts gutes hervorgehen konnte.
X.
So stand es, als sich anfangs März das Gerücht verbreitete, schnell wie der Wind, der Kaiser habe in Cannes gelandet. Woher kam Urses Gerücht? Niemand hat es je sagen können; Psalzburg ist zweihundert Stunden vom Meere entfernt; bitte Ebenen und Berge trennen es vom Süden. — Ich selbst erinnere mich noch an etwas ganz Außerordentliches. Am 5. März — jene Nachricht war noch nicht zu uns gedrungen — hatte ich beim Aujstehen das Fenster unseres kleinen Zimmers aufgestoßen, welches hart unter dem Dach sich öffnete; ich betrachtete die alten, schwarzen Kainine des Bäckers Spitz gegenüber, es lag noch ein wenig Schnee dahinter; die Kälte war noch ziemlich scharf, obgleich die Sonne hell schien, und ich dachte: „Das l)eißt einmal gutes Marschwttter!" Ich erinnerte mich, wie froh wir in Deutschland waren, wenn wir, nachdem die Lagerfeuer mit Tagesanbruch ausgelöscht waren, bei einem solchen Wetter „Schultett's Gewehr!" abmarschieren durften, uno die Sohlen des Bataillons auf dem gefrorenen Boden trappen hörten. Und — ich weiß nicht wie — Plötzlich dachte ich an den Kaiser, ich sah ihn im grauen Ueberrock, mit dem runden Rücken, den Kops im Hut vergraben, vor der alten Garde vorausmarschieren. Kathrine kehttr eben unser Stübchen aus. Es war wie ein Traumgrsicht am Hellen lichten Tag.
Während ich so dastand, hörten wir jemand die Treppe heraufkommen; Kathrine horchte aus und sagte:
„Das ist Herr Gulden."
Auch ich nckannte am Schritt, daß er es war, was mich Wunder nahm, denn er kam, so zu sagen, nie zu uns herauf. Er öffnete die Tür und flüstert:
„Kinder, der Kaiser hat am 1. März in Cannes bei Toulon gelandet und marschiert auf Patts."
Fortsetzung folgt.