stllfchaften in WürttemLcrg und Lwar namentlich unter dcr wenig bemittelten Bevölkerung noch immer ihre Ab- vehnier finden.
Luvwigsburg, 13 Nov. Tie Umgestaltung des Hatskellergartens bildete den Hauptgegcnstano der gestrigen Tagesordnung der bürgerlichen Kollegien. Durch die gefaßten Beschlüsse erfährt der Haußrrsche Plan mehrfache Aenderungen. Insbesondere fallen die Leiden Gartrnhallen weg und als Ersatz für sie wird auf dem tleineu Wirtschaftsgarten eine große, geschlossene, heizbare Gartenhallc (ohne Galerie und Bühne) mit 240 Quadratmeter Grundfläche erstellt. Tie Verbindung mit dem Hauptgebäude wird durch ein Glasdach über der jetzigen Terrasse hergestellt. Im Ratskellergebaude selbst wird das alte Portal an der Wilhelmstraße wieder aufgemacht und bil- det in der Zukunft den Zugang zur Tageswirtschast. Ter gegenwärtige Saat wird dadurch in kleinere Wirtschasts- räume zerlegt. Ter gesamte Aufwand für diese und eine Reihe sonstiger Aenderungen, wie Abortanlaae rc., beziffert sich auf 56 000 Mark.
Sontheim, 12. Nov. Eine eigenartige Sache hatte sich dieser Tage hier zugetragen. Im Stall dxs Güterbeförderers Psitzinger war ein Pferd wie von Krämpfen befallen und wälzte sich aus dem Boden. Tas Pferd wurde nun ordentlich eingerieben und zum Stall hinausgetrieüen, draußen konnte es auch nach kurzer Zeit wie vorher wieder gehen. Als das Pferd jedoch wieder in Stall kam, begann die gleiche Geschichte wie zuvor. Tie Leute waren ganz ratlos, bis einer der Anwesenden infolge zufälliger Verbindung mit der Wand plötzlich stark elektrisier! wurde. Nun klärte sich auch die sonderbare Krankheit des Pferdes aus und durch einen schnell herbeigerufenen Elektrotechniker, der die im Hause befindliche Leitung absuchte, wurde diesem Uebelstano abgeholsen. Es stellte sich heraus, daß beim Verputzen des Hauies die elektrische Leitung ohne Isolierung zugeputzt wurde, >odaß Kurzschluß entstand und der Strom auf das Haus überging.
Roigycim OA. Neckarsulm, 13. Nov. 14 Arbeite:, die beim Gipswerk in einer Gipsgrube beschäftigt waren, sahen plötzlich durch eine Rutschung den Ausgang verschlossen. Lebensgefahr bestand nicht; es dauerte aber immerhin über lS Stunden, bis sie unversehrt ans Tageslicht gebracht waren.
Oberudorf a. N., 13. Nov. Als Bewerber am die hiesige St a d t schn l t h ei ß e n stel le haben sich nachstehende acht Herren gemeldet: Gustav Ruck, Vrrwaltungs- Ratschrciber (Schramberg), Franz Mauz, Hauptkassier der Krankenkasse und der Ortsbehörde für die Arbeiterversicherung (Horb), Eugen Göser, Oberamtssparkassenkontrolleur (Heidenheim), Karl Münst, Stiftungsrevisor (Rottenburg), Viktor Hagenmaier, Gas- und Wasserwerksverwalter (Rott- ireil), Theodor Zwick, Schultheiß (Obernheim OA. Spai- chingcn), Kilian Heckeler, Steuer-Ratschreiber (Schramberg). Zwei weitere Bewerber wollen ihre Namen vorläufig nicht veröffentlicht haben.
Tuttlingen, 13. Nov. Fünf Monate lang war die Schwarzwalddonau infolge der Versickerung ausgeblieben. Gestern hat sie sich infolge der neuerdings niedergegangenen starken Regengüsse wieder eingestellt.
Mm, 13. Nov. Das dem Katastergeomeier Elsässer gehörige und für Personensahrten auf der Donau bestimmte Melorboot „Jstros", das infolge des niederen Wasserstands von Lauingen ab die Weiterfahrt nach Ulm unterlassen mußte, ist von Lauingen abgefahren und noch bis Leip- heim gekommen. Von dort fuhr es gestern früh ab in der Absicht, Ulm zu erreichen. Tiefes Vorhaben gelang ober nicht, da hie vielen Untiefen unterhalb Ulm noch nicht aenug Wasser aufweisen.
Nah und Fern.
Gefährliche Wilderer.
Aus Vaihingen a. E. wirb berichtet: In den Diensten des Fabrikanten Kaltschmidt steht der Jagdaufseher Arnold tu Oberriexingen, der den Wilderern schon lange unbequem geworden ist. Frau Fabrikant Kaltschmidt erhielt am 10. Nov. einen Brief, worin sie und ihre Familie mit dem Tod bedroht wird, falls der Jagdaufseher nicht entlassen werde. Auch Arnold selbst hat schon vor längerer Zeit einen Trohbrief erhalten mit der Llufforderung, aus 'einem Tienst auszuscheiden. Wie erst jetzt bekannt wird, wurden am vorigen Sonntag abend vier scharfe Schüsse in das beleuchtete Wohnzimmer Arnolds abgefruert, wo dieser mit seiner Frau und einem 12jährigen Kind weilte. Tie Schüsse gingen zum Glück fehl. Die Untersuchung richtet sich gegen mehrere der Wilderet verdächtige Burschen, hat ater bis jetzt noch nichts weiter zu Tage gefördert.
Ein Selbstmordversuch?
Am Montag 10. November früh 6 Uhr hörten einige Arbeiter, die ans dem Wfge nach der Zuckerfabrik Münster an -er Dragonerkaserne rn Cannstatt entlang gingen, plötzlich einen dumpfen Fall. Beim Näherkommen fanden sie aus dem Trottoir einen Dragoner im Drillichanzug ruf dem Vauche liegend vor. Ter Mann war aus einem Fenster der oberen Stockwerke der Kaserne gesprungen oder geworfen worden. Tie Arbeiter wollten den Soldaten ausrichten; daS erwies sich indes als unmöglich, Ter anscheinend Schwerverletzte konnte auch keine Auskunft über den Hergang bei dem Sturz geben, weil er bewußtlos war. Kurz darauf erfchieuen einige Soldaten mit einem Teppich nnd trugen den Bewußtlosen weg. Es handelt sich um einen Rekruten der 4. Schwadron, der aus dem Fenster des dritten Stockes der Tragonerkaserne auf das Trottoir heruntcr- sprang. Dem Unglücklichen wurde der Unterkiefer vollständig zerschmettert, außerdem trug er schwere innere Verletzungen davon. Ter Rekrut hatte an dem strengen Dienst leine Freude und soll häufig geweint haben.
Die verräterische Zigarre.
Ein lebenslustiger Ehemann aus dem Weinsberger Tal hatte dieser Tage das Bedürfnis, nach der feuchtfröhliche? Metropole des Unterlandes einen Ausflug zu machen, nicht hur zu kräftigem Becherlupf, sondern auch um ein Kose- Uündchen mit einem Mädchen zu verbringen, das dort bei emer Herrschaft treu und bieder den Kehrbesen regiert. In der Dunkelheit 'erreicht er das ersehnte Haus und begibt sich alsbald still und heimlich auf das Zimmer seiner Tlulcinea. Dieweil aber die Stunde der Ruhe noch nicht gekommen war, zündet sich der Liebhaber bis zum Erscheinen der Holden eine Zigarre an, um leichter über die lange Wartezeit hinwegzukommen. Leider hatte das Mädchen nichts von seinem Kommen gewußt und als es nun beim Zubettgehen den verräterischen Geruch der Zigarre aus seinem Zimmer kommen merkte, schlug es Lärm und rief den Tienstherrn herbei, der tapfer dem vermeintlichen Einbrecher zu Leibe ging und ihn ans dem Mädchenzimmer herausholte. Ob man seine Entschuldigung, er habe das lchte „Zügle" versäumt und bei dem befreundeten Mädchen
das Schlafgeld erbitten wollen, geglaubt hat, entzieht sich der Kenntnis des Chronisten, jedenfalls mußte der feurige Mann für diesmal auf das Liebesabenteuer verzichten und auf Schusters Rappen heimwärts „zu Muttern" schleichen.
Beim Äirchenva«.
Beim Bau der Kirche in Obertsrot (Murgtal) ereignete sich ein schwerer Unfall. Als fünf Arbeiter mir dem Abschalen der Decke beschäftigt waren, stürzte sie ein und riß di« fünf Maurer in die Tiefe. Einer loar sofort tot, einer starb im Krankenhaus, die anderen drei liegen schwer verletzt darnieder.
Ein frecher Raubübcrfall
wurde in Frankfurt a. M. in der Filiale einer Ossen- bacher Juwelenfabrik in der Kronprinzenstraße verübt. Während der' Mittagspause erschienen plötzlich vier vermummte Gestalten, überfielen zwei junge Leute, die während der Mittagspause allein waren, knebelten sie und verschwanden unter Mitnahme von Gold- und Silbersachen im Werte von etwa 5000 Mark. Von den Einbrechern fehlt jede Spur.
Familien-rama.
In Territet erschoß sich in seinem Boote auf dem Genfer See der 45jährige Arbeiter Alfred Crausaz, nachdem er vorher in seiner Wohnung seine Frau, seine 15jährige Tochter und seinen elfjährigen Sohn erschossen hatte.
Eine Eisenbahnkatastrophe.
In der Nähe von Elayton (Alabama) ist ein Zag der Central Georgia Rallway von einer Brücke gestürzt. Dabei wurden 20 Personen getötet und 250 verletzt. In dem Zuge befanden sich zahlreiche Schausteller, die zu dem Jahrmarkt nach Eufaula reifen wollten.
Das jüngste Opfer der „Titanic".
Jetzt, nach anderthalb Jahren, fordert die Titanic-Ka- tastruphe noch ein Opfer. Aus Grenoble kommt nämlich die Nachricht, daß ein Mann, namens Frenza, der aus Malta stammt, von oer Polizei um Mitternacht bei strömendem Regen nackt au der Straße angetroffen wurde und Zeichen und Laute des höchsten Schreckens und Entsetzens von sich gab. Ter Mann leistete heftigen Widerstand, schließlich gelang es aber doch, ihn in ein Hospital zu schaffen. Es stellte sich heraus, daß er einer der von der Carpathia aus der Titanic-Katastrophe Geretteten war. Er war in Newyork an Land gekommen, dann aber nach Frankreich zurückgekehrt. Seit dem Unglückstage zeigte er Anfälle von Geistesgestörtheit, die jetzt zum völligen Irrsinn geführt haben. Ter Mann ist umso bedauernswerter, als er keine näheren Verwandte besitzt.
Ein merkwürdiges 'Abenteuer hatte ein Matrose von dem auf der Marseiller Reede vor Anker liegenden amerikanischen Schlachtschiffgeschwader. Der beurlaubte Matrose war ans Land gegangen und lernte dort einen algerischen Schützen nnd eine Dame kennen. Er unternahm mit ihnen in der Nacht eine bis zum Morgengrauen dauernde Bummctreise. Andern Tags bemerkte er beim Ausstehen, daß 'eine Brieftasche mit 500 Franken Inhalt verschwunden war. Er benachrichtigte die Polizei, der es gelang, noch im Lause desselben Tages die nächtlichen Gefährten des Matrosen zu verhaften.
Meine Nachrichten.
In Stuttgart hat sich beim Westbahnhof der aus Maichingen OA. Böblingen gebürtige Hauptlehrer Weißer in Tuttlingen erschossen. Aus hinterlassenen Briefen geht hervor, daß ein unheilbares Lungenleiden als Beweggrund der Tat anzunehmen ist.
In Ulm siiü> 6 Arbeiter bei der Wallaütragung am Biauring durch den Einsturz einer Holzbrücke mehr oder weniger schwer verletzt worden. Soweit bis jetzt verlautet, besteht bei keinem davon Lebensgefahr. Tie Ursache des Unfalls muß erst noch durch eine genauere Untersuchung festgcstellt werden.
In Treis an per Mosel wurde bei einem Wirts- hausstreit ein Mann durch einen Schlag mit einem Bierseidel auf den Kopf getötet.
In Frankfurt a. M. ist man umfangreichen Schwindeleien mit Rabattsparmarken aus die Spur gekommen. Es handelt sich um Fälschungen in Höhe von zwei Millionen.
Abwechselnd in der Maske einer Hausiererin und in der einer vornehmen Dame führte in Berlin eine erst 19 Jahre alte Schwindlerin in den westlichen Vororten und im Zentrum dreist angelegte Diebstähle aus, wobei sie insgesamt für Bwa 50 000 Mark Juwelen erbeutete. Sie wurde jetzt endlich auf- frischer Tat ertappt und verhaftet/
In Posen erschoß mit dem Jagdgewehr seines Vaters der 15jährige Sohn des Handwerkers Czuback versehentlich seinen jüngeren Bruder.
Aus Glarus wird berichtet: Zwei ihren Eltern entlaufene Knaben verirrten sich am Panixer Paß, wo sie von Handwerlsburschen aufgesunden wurden. Der jüngere lOjähzrigc Knabe starb an Erschöpfung, der Zustand des älteren 14jährigen ist bedenklich.
Der Oberst Bulgari, Militärattache bei der russischen Gesandtschaft in Rom, schoß sich eine Kugel ins Herz und war auf der Stelle tot. Er litt seit längerer Zeit an einem unheilbaren Leiden.
Tätliche Beleidigung.
Stuttgart, 13. Nov. Von der dritten Strafkammer als Berufungsgericht kam gestern die Strafsache gegen den Kaufmann Wilhelm Schweickert in Stuttgart wegen eines gegen Rechtsanwalt Ka.hn und Kaufmann Müller in Stuttgart verübten Körperverletzung und Beleidigung zur Verhandlung. Schweickert war durch den bekannten Münchner Verteidiger Rechtsanwalt Bernstein, die Nebenkläger Hahn nnd Müller durch die Stuttgarter Rechtsanwälte Schickler u. Koch vertreten. Die Vorgeschichte ist im wesentlichen folgende. Schweickert und der durch Rechtsanwalt Kahn vertretene Müller führten einen Zivilprozeß miteinander, in dem Schweickert den ihm auferlegtcu Eid schwor und damit den Rechtsstreit gewann. Müller erstattete dann durch Rechtsanwalt Kahn eine Meiueidsanzeigc gegen Schweickert. Das daraus zuerst wegen Meineids und im weiteren Verlauf wegen fahrlässiger Verletzung der Eidespflicht gegen Schweickert eingeleitete Strafverfahren endete nach acht-monatlicher Tauer da- nrit, daß Schweickert in der Verhandlung vom l5. Januar ds. IS. auf'Antrag der Staatsanwaltschaft freigesprochen und daß — ein seltener Fall — sogar die ihm erwachsenen notwendigen Auslagen für die Verteidigung etc. auf die Staatskasse übernommen wurden. Das Ungefähr wollte, daß Schweickert damals beim Verlässen des Justizgebäudes mit Müller und Rechtsanwalt Kahn zusammentraf. Es entspann sich ein kurzer Wortwechsel, der damit endete, daß Schweickert dem Müller ein paar Ohrfeigen gab und dem Rechtsanwalt Kahn mit seinem Stock einige -Schläge
versetzte. Kabn und Müller stellten Strafantrag wegen tätlicher Beleidigung und einfacher und erschwerter Körperverletzung gegen Schweickert und schlossen sich dem Strafverfahren als Nebenkläger an. Das Schöffengericht verurteilte den durchaus geständigen Schweickert zu drei Woche!? Gefängnis. Diese 'Strafe erschien den Nebenklägern Rechtsanwalt Kahn und Müller zu gering, sie legten daher mit der Staatsanwaltschaft zürn Nachteil Schweickcrts Berufung ein, der sich dieser anschloß. Im Berufungstermin beantragten Staatsanwalt und Nebenkläger eine um das in ehr fache härtere Gefängnisstrafe gegen Schweickert, indem sie anssührten, die in breitester Oeffent- lichkeit erfolgte Züchtigung der beiden Nebenkläger schließe für sie auf Lebenszeit das Gefühl öffentlicher Demütigung ein, sie seien dadurch in der breitesten Oeffentlich- keit bloßgestellt und verächtlich gemacht, man müsse ein Exempel statuieren, heute werde ein Rechtsanwalt wegen seiner beruflichen Tätigkeit geprügelt, nrqrgen könne das gleiche Schicksal einen Staatsanwalt oder Richter treffen usw. Ter Verteidiger Bernstein bestritt, daß die Bcrufs- stellnng als Rechtsanwalt einen Anspruch auf besonderen Chrenschutz gebe. lleürigens sei Rechtsanwalt Kahn objektiv weit über die ihm obliegenden Pflichten als Rechtsanwalt hinausgegangen, denn es stehe zeugeneidlich fest, daß Kahn Dritten gegenüber gesagt habe, er sei auf Schweickert nicht gut zu sprechen, er kriege den Schweickert schon noch nnd nachdem Schweickert vor der Kammer für Handelssachen den ihm aufgelegten Eid geleistet habe: „Jetzt haben wir den Schweickert, vor drei Wochen hat Fa viel das Gegenteil geschworen". Namentlich im letzten Fäll wäre cs anwaltschaftlichc Pflicht des Kollegen Kühn gewesen, zur Vermeidung eines eventuellen Verbrechens des Meineids vor der Eidesleistung im Schwurtcrmrn den Schweickert auf die angebliche gegenteilige Aeußer- ung des Zeugen Fausel hinzuweifen, statt Gn ungewarnt schwören zu lassen, und dann eine Meineidsanzeige zu er- erstatten. Tr bestreite, daß die Züchtigung bei oen Nebenklägern einen bleibenden psychischen Nachteil zur Folg« gehabt habe. In dem Ansinnen an das Gericht, ein Exempel zu statuieren, liege die Zumutung einer Ungerechtigkeit, eine pädagogische Strafe sei ein rechtliches Unding. Das Gericht schloß sich den Ausführungen des Verteidigers im Wesentlichen an und erkannte unter Aufhebung des schöffengerichtlichen, auf Gefängnis lautenden Urteils gegen Schweickert wegen Beleidigung und einfacher Körperverletzung zuin Nachteil des Rechtsanwalts Jahn auf eine Geldstrafe von 400 Mark unter Zuscheidung der Kosten der Berufungsinstanz an die Staatskasse irnd die Nebenkläger, Rechtsanwalt Kahn und Müller, wobei es zu Gunsten des Schweickert annohm, daß er infolge der Vorgeschichte nicht ohne Gründ sehr aufgeregt, gewesen sei und er auf Grundier zengeneidlich nachgewiesenen Aeußer- unaen des Rechtsanwalts Kahn der Ansicht habe sein können, daß Kahn ihm als persönlicher Gegner nnd nicht bloß als Gegenanwalt in einer Rechtssache gegenüberstehe.
Mm, 13. Nov. Ter Kaufmann Aug- Wilhelm Kar- cher von Karlsruhe gab sich hier, in Blaubeuren uns Ehingen in Wirtschaften als Hauptlehrer von Biberach ans nnd brachte vor, er rolle lm Auftrag von drei Lehrern für Schulklassen, oie einen Ausflug unternehmen wollten, das Mittagessen bestellen. Dabei ließ er durchblicken, daß er vergessen habe, be'm Fortgehen ein Goldstück einzustecken. Ter Andeutung, daß ihm mit einigen Mark Darlehen aus der Verlegenheit geholfen wäre, gaben die Wirtsleute Gehör und verhaften dem falschen Hauptlchrer zu 20 M, 6 M und 2 M Darlehen. Wegen Betrugs im Rückfall würde Karcher zu 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis verurteilt.
Frankfurt a. M., 13. Nov. Ter Giftmischer Hopf stand heute vor der Strafkammer, um sich wegen Vergehens gegen den Par. 218 des Strafgesetzbuches zu verantworten. Er hatte sich für feine Hilfe 50 Mark bezahlen lassen. Das Gericht verurteilte Hops zu einem Jahr Zuchthaus.
Spiel und Sport und Luftfchiffahrt.
Nnterlürkhcim, 13. Nov. Tie am Samstag auf ihrer werten Reise von Straßburg nach Berlin, von dort über Königsberg nach Wien, schließlich über München nach Augsburg und dann mit ihrem Doppeldecker hier gelandeten Straßburger Fliegeroffiziere Carganico und Friedberg unternahmen heme in der Mittagsstunde einen Probeflug, der sie u. a. auch über Stuttgarl führte und überall großes Aufsehen erregte. Ter Flug endete mit einer glatten Landung auf dem Wasen.
Friedrichshafcn, l3. Nov. Ter Flieger Schirrmeister stellte in einem Wasserdoppeldecker einen neuen Weltrekord mit zwei Passagieren aus über sechs Stunden 16 Minuten. Er flog zeitweilig in 1100 Meter Höhe über dem Bodensee.
.Köln, 13. Nov. Ter Flieger Pegoud vollführte heute nachmittag über dem hiesigen Rennplätze seine Sturzftüge vor einer außerordentlich großen Zuschauermenge. Unter den Anwesenden befanden sich Prinz und Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe, die sich den Flieger vorstellen ließen.
Hände! und VolkswirtfAasr.
Mostobst. Aus dem Güterbahnhof Böblingen loaren verschiedene Wagen Mostobst ausgestellt, die um alle Preise abgegeben wurden von 3.50 bis 4.50 M, da das Bevürfiris fastallerorts gedeckt ist. — Auf dem Güterbahnhof in Tübingen standen 4 Wagen Aepfel aus Frankreich, der Zentner zu 3.60—4.20 M, und .2 Wagen Birnen ans der Pfalz, der Zentner zu 5—5.40 M. — In Ulm betrug die Zufuhr 12 Wagen aus Italien und Frankreich. Bei mäßiger Nachfrage stellten sich die Preise im Kleinverkruf auf 4.50—5.20 M für deü Zentner.
Stuttgart, 13. Nov. Gegen die gesteigerte Gefahr der Ein- und Verschleppung der Maul- u. Klauen-, seuche sind Abwehrmaßregeln verfügt worden. Für die im Besitz von Viehhändlern befindlichen Wiederkäuer, soweit sie nicht in öffentlichen Schlachthäusern ausgestellt sind oder aus Schlachtviehmärkten aufgetrieben werden, sind Gesundheitszeugnisse beizubringen. Sämtliche aus Baden, Bayrisch-Schwaben und Oberbayern und aus Schlesien oin- gesührten Wiederkäuer und Schweine sind auf 5 Tage der polizeilichen Beobachtung und tierärztlichen Untersuchung zu Unterstetten.