Deutsches Reich.
Zabern.
ätz. Straßburg, 13. November.
Ter Zaberuer Zwischenfall des Leutnants ovn Forst- ncr führt in seiner letzten Konsequenz dazu, daß dreißig Studenten des Cercle des Etudiants Leutnant ovn Forst- mer eine Duellforderung übersandt haben. Oberst von Reutter, der Kommandeur des in Zabern stehenden S9. Juf.-Reg. ist auf unbestimmte Zeit in Urlaub gegangen.
Ter Fall von Zabern hat auch eine ^Erörterung über die Bedeutung des Wortes „Wackes" hervorgerufen. Ein Lehrer schreibt u. a.: Für mich steht fest, daß Wackes aus dem Worr Vagabund abzuleiten ist. Wie die Straßburger aus einem Perückenmacher einen Pereckes, aus Champagner Schambes, die Straßburger Kueckes sogar aus einem Schmetterling einen Schmetetres und aus einem Zeppelinlustschisf einen Zeppes machen, so ist aus dem Vagabund der „Wagges" geworden. Das Wort habe ich von Kindheit aus rü der Bedeutung von Vagabund, Gauner, Schuft gehört und angewandt. Als ich dann in späteren Jahren mehr mit Altdeutschen zusammenkam, auch in Altdcntschlaud selbst, da bemerkte ich zu meiner größten Verwunderung, daß'diese es zur Bezeichnung des ganzen elsässischcn Volkes, oft allerdings auch als KennwortZur den gegen die deutsche Herrschaft widerspenstigen Teil derselben, etwa als gleichwertig mit Franzosenkopf, gebrauchen. Die Gegenüberstellung mit dem Ausdruck „Schwöb' ist da gar nicht angängig, weil dieses Wort in seiner eigentlichen Bedeutung mit einem Schimpfwort gar nichts 'gemein hat, sondern ursprünglich nur die Bewohner des Schwabenlandes bezeichnete, wärhend man mit Wagges im Elsaß allgemein einen niederträchtigen Men'chen'bitetelt. Insofern nun der Gebrauch des Wortes auf einem Mißverständnis beruht, konnte er von Leuten, die das Mißverständnis kannten, mehr oder weniger entschuldigt werden. Aber jedenfalls ist es kern angenehmes Erlebnis, seine Landsleute und sich! selbst -- wenn auch mißverständlich — als Gauner bezeichnet zu sehen. Tatsächlich hat das- Wort schon viel böses Blut gemacht." — Eine andere Erklärung bringt das Wort in Zusammenhang mit dem Wasgenwald.
- Berlin, 13. Nov. In der heutigen Stadtverordnetenversammlung wurde die Vorlage des Magistrats, wonach der „Genossenschaft Berliner Hausbesitzer zur Beschaffung und Sicherung von Hypotheken, e. G. m. b. H." ein Kredit von l Million Mark gewährt werden wll, mrt großer Mehrheit angenommen. Ferner wurde last einstimmig eine Vorlage angenommen betreffend den Ankauf von Gelände zur Errichtung einer großen Markthalle für Obst Gemüse und Raucherwaren, indem beschlossen wurde, zu diesem Zweck Gcländekäuse in Höhe von rund 12 Millionen Mark vorzunehmen.
Hamburg, 13. Nov. Tie Hamburg-Amerika-Linie gibt am Svnnrag den 16. November an Bord des Rieseu- dampsers „Imperator" ein großes Diner von 700 Gedecken, zu dem die Mitglieder des Senats, Vertreter der Bürgerschaft, des Handels und der Industrie und zahlreiche höhere Beamte der Post- und Eisenbahndirektion eingeladen sind.
Ausland.
Ter Ichneesturm in Amerika.
PC. Newyork, 12. November.
Ter „Newyork Herald" empfängt eine Depesche aus Newyork, in der erklärt wird, daß die Schneesälle seit Sonntag mit unverminderter Kraft fortdauern. Tie Depesche schitderr den Zustand in der Stadt Cleveland in
L>, wenn das Herz euch warnt, folgt seinem Triebe,
Das cherz isr Gonesstimme, Menschenwerk Ist aller Klugbcit künstliche Berechnung.
Schiller.
Gm Rekrut von Uuuo LZ.
Von Erckmann Thatrian.
Autorisierte Uebersetzung von Ludwig Pfau.
77 ^Nachdruck verboten.!
IX.
Es war Winrer geworsen; regnerisches, mit Schnee und Wirü> untermischtes Wetter. Die Dächer hatten damals noch keine Rinnen, der Regen träufelte von den Ziegeln, und der Vstnd jagte ihn bis in die Mitte der Straße. Man hörte dies Geplätscher den ganzen Tag, während der Ösen summte, Kathrine um uns herumlies, das Feuer überwachte, die Teckel der Töpfe aufhob, und bisweilen leise zu singen anfing, wenn sie sich an ihr Spinnrädchen fetzte. Vater Gulden und ich, wir waren schon so an ihre Gegenwart gewöhnt, daß wir, so zu sagen, sortarbeiteten, ohne dran zu denken. Wir hatten uns um nichts mHr zu kümmern, Schlag zwölf Uhr war der Tisch gedeckt und das Eisen ausgetraoen. Es war ein rechtes Familienleben.
Abends nach dem Nachtessen ging Herr Gulden aus, um im Cafe Hossmann oie Zeitungen zu lesen: er wickelte sich fest in seinen alten Mantel und drückte seine große Mütze von Fuchspelz tief ins Gesicht; aber trotzdem hörten wir ihn ofr abends nach zehn Uhr, wenn wir schon zu Bette waren, beim Nachhausekommen husten: er hatte nasse Füße bekommen und Kathrine sagte zu mir:
„Jetzt hustet er wieder'; er hält sich immer noch sür so jung wie mit zwanzig Jahren."
Und morgens schalt sie ihn tüchtig aus.
„Herr Gulden, das ist recht leichtsinnig, daß Sie mit Ihrem bösen Katarrh alle Abend ausgehen."
„Ja sieh, liebes Kino, ich bin halt gewohnt, die Zeitung zu lesen; das ist stärker als ich, ich muß wissen, was Benjamin Konstant und die andern sagen; es ist, als ob rnan's noch einmal durchlebte, und oft denke ich: „sie hätten noch von dem und dem sprechen sollen . . . Wenn Melchior Gulden da gewesen wäre, so hätte er noch über diesen Und jenen Punkt gesprochen, was unfehlbar großen Eindruck gemacht hätte."
Lachend warf er den Kops zurück und meinte: „Man
V
Ohio folgendermaßen: „Ganz Clevoland verschwindet unter einer idichlen, 02 Zentimeter hohen Sch nee schickst. Tie Straßen sind mit einer Unmasse von Telegraphen- und Telcphondrähten angcsüllt, die durch das Gewicht des Schnees gerissen sind. . Hunderte von Personen befinden sich in Hungersgefahr. Drei Personen sind getötet worden und man ist von 10 anderen ohne Nachricht. Man befürchtet, daß sie durch die Kälte irgendwo ihren Tod gefunden haben und sich' unter der Schneedecke befinden. Der Schnee fällt ununterbrochen seit Stunden. Ter Schaden beläuft sich bereits auf vier Millionen Dollars. Sollte Schneeschmelze eintreten, so befürchtet man durch die Ueberschwemmung, die kommen müßte, das Schlimmste. Der Sturm hat in der Nacht das elektrische Kraftwerk zerstört und aus diese Weise ist fast die ganze Stadt in Finsternis getaucht. Tie Transportmittel sind fast vollkommen lahmgelegt, sodaß inan noch nicht einmal an die Beerdigung der Leichen gehen kann. Es wird leine Beerdigung stattsinden, bevor sich der Sturm nicht etwas gelegt hat. Weder Brot noch Milch noch irgendwelche anderen Nahrungsmittel, noch Kohlen sind seit Sonnabend ni die Privathäuser geliefert worden. Es ist sür Goldespreis nicht möglich, sich Milch zu verschaffen. Tie Frage, wie die Hotels und Restaurants ihren Betrieb aufrecht erhalten wollen, ist ein ungelöstes Rätsel. - Der Dampfer Jg. Garnier, ist auf'dem Eriesee, in her Nähe von Lorain Harbour aufgelaufen. An Bord befinden sich 20 Mann, doch der furchtbare Schneesturm verhindert fedeu Rettungsversuch. Ein Leuchtschiff, das gleichfalls auf dem Eriesee Tcknffbrnch erlitten hat, ist gesunken. Man glaubt, daß die 10 Mann starke Besatzung umgekommen ist. Ein schwerer Lastdampfcr mit einer Mannschaft von 40 Mann ist uns dem Huronsee gescheitert und man befürchtet, daß alle, die sich an Bord befunden haben, umgekommcn sind. Aus anderen Tiädten wird gemeldet, daß 18 Personen den Tod gesunden haben.
Newyork, 13. Nov. Die Nachrichten über die Sturmschäden in Nord-Am»rika lauten sehr ernst. Es sind im Mnzen 15 0 P er s o n en u m g ek o m m e n. Tie Stadt Cleveland ist buchstäblich von Hungersnot bedroht, da nicht genügend Arbeitskräfte zu beschaffen sind, um den Schnee, der stellenweise eine Höhe von 6 Fuß erreicht, aus der Stadt zu schassen.
Newyork, 13. Nov. Die Nachrichten von den S ch iffskntastrophc n, die durch den S ch n e e st u r m auftden Kanadischen Seen verursacht wurden, lauten immer schlimmer. ES ist nach aller Meinung das größte Unglück, das sich jemals auf den Seen ereignet hat. Es scheint, daß überhaupt kein Dampfer, der sich auf dem Huronsee oder dem Oberen See befand, und nicht' rechtzeitig in den Hafen einlaufen konnte, davongekommen ist. Es sind bisher 30 Leichen geborgen worden, über hundert werden noch vermißt.
Port .Huron (Michigan), 13. Nov. Es wird befürchtet, daß der durch den Sturm auf den Grvßen Seen angerichtete Schaden größer ist, als anfänglich angenommen wurde. Ts werden noch 10 Frachtdampfer mit einer Besatzung von 167 Mann vermißt. Bisher wurden 27 Leichen geborgen.
Ein schreiten der Union in Mexiko?
pe. Washington, 13. November.
Großes Aussehen erregt ein Kabeltelegramm der Londoner Times, das durch ein weiteres , Kabeltelogramm hier bekannt geworden ist. Danach hat die Regierung der Vereinigten Staaten beschilossen, nunmehr aus das Schärfste gegen Mexiko vorzugehen. Als erste Maßnahme soll die Blockade der mexikanischen Küste beschlossen worden sein. Sollt? Huerta auch dann auf'seiner Weigerung, von der mexikanischen Präsidentschaft zurückzutreten, beharren, so wird Präsident Wilson den Befehl zum Einmarsch der Truppen in Mexiko geben. Tie von Wilson in dem Ultimatum der Vereinigten Staaten gestellte Frist
hält sich sür geistreicher nno klüger, als die meisten, aber Benjamin Constant macht mir immer Vergnügen."
Wir wußten nichts dagegen zu sagen, denn seine Lust am Zeüungslesen war zu groß. Eines Tages sagte Kathrine zu ihm:
„Herr Guloen, wenn Sie auch die Neuigkeiten lesen müssen, so brauchen Sie sich darum doch nicht krank zu machen. Sie dürsen's nur machen wie der alte Schreiner Garabin; er hat vergangene Woche mit Vater Hofsmann verabredet, daß er ihm nach sieben Uhr das Journal schickt, wenn die andern es schon gelesen haben — und bezahlt dafür drei Franken monatlich. So erfährt Garabin ans die bequemste Weise alles, was vorgeht, und seine Frau, die alte Bevel, auch; sie sitzen am Kamin und plaudern und streiten miteinander über diese Dinge, und so sollten SicSs auch machen."
„Ja, wahrhaftig, Kathrine, das ist ein famoser Einsall!" sagte Herr Gülden. „Ja . . . aber drei Franken!"
„Drei Franken," sie! ich ein, „das Witt nichts heißen, die Hauptsache ist, daß Sie nicht krank werden; sie husten jeden Abend zum Erbarmen, so kann's nicht fortgehen."
Das Gespräch, weit entfernt, ihn zu ärgern, freute ihn, denn er sah, daß wir aus Liebe zu ihm sprachen und Laß er uns glauben mußte.
„Wohlan," sagte er, „ich will sehen, daß ich es so mache, wie ihr wollt; um so mehr, als eine Masse Offiziere auf Haibsold das Cafehaus von morgens bis abends belagern und die Zeitungen unter sich von Hand zu Hand gehen lassen, so daß man oft zwei Stunden warten muß, bis man eine erwischt. Ja, Kathrine hat Recht."
Am gleichen Tage noch ging er zu Vater Hoffmann, und Michel, einer der Kellner des Cafehauses, brachte uns von nun an jeden Abend um sieben, Uhr die Zeitung, gerade wenn wir vom Tisch aufstanden. Es war allemal eine wahre Freude, wenn wir ihn kommen hörten und alte sagten:
„Ta kommt die Zeitung!"
Man stand auf; Kathriue nahm rasch das Tischtuch weg und räumte.aftes auf; ich legte noch ein großes Scheit im Ösen nach; Herr Gulden zog seine Brille aus dem Futteral und las uns,, während Kathrine spann, und ich als alter Soldat meine .Pfeife rauchte und dem flackernden Feuer im Ofen zusah, die Pariser Neuigkeiten vor.
Wie froh und glücklich wir waren, Benjamin Constant und zwei oder drei andere das behaupten zu hören, was
ist Hestern abgelaufen. Der ankerikanifche Äondergesandip ! k Lind hat daher die diplomatischen Beziehungen :
brochen und ist nach Beracriiz zurückgekehrt. Viele Amerj. kaner und Engländer haben gleichfalls Mexiko verlassen.
Die Rebellen halten die Züge auf. So wurde gestern ein zwischen der Hauptstadt und dem Hafen verkehrender Zua von den Rebellen angehalten und beraubt. Ebenso drohen die Rebellen, die britischen und amerikanischen Oelbe- sitzungen in Mexiko zu zerstören, falls Amerika tatsächlich i eingreift.
Newyork, 14. Nov. Wilson erklärte gestern abenr» ! daß sich in Mexiko etwas ereignet habe, das die Lage in Mexiko günstiger erscheinen lasse. Mehr zu sagen, sei ex vorläufig nicht in der Lage. - - Diese Andeutungen be- ;, ziehen sich wohl aus'die in einem weiteren Kabeftelegraimn : - gemeldete Nachsicht, daß Huerta entflohen sei. Tatsächlich ist Huerta seit gestern verschwunden. Man schenkt jedoch den Gerüchten, daß er sich nach Hamburg einaeschifft habe, keinen Glauben, vermutet vielmehr, ft weide in Mexiko wieder anftapchen.
Das Erdbeben in Peru.
Newyork, 13. November. Ein großer Teil der Provinz Apnrimao in Süd Peru wurde (wie gemeldet), von einem äußerst heftigen Erdbeben heimgcsucht, das ganze Ortschaften zerstörte. In Albancay stürzte während des Hochamtes die Decke des Domes ein und begrub viele Hunderte von Menschen unter den Trümmern. ! - Bis heute wurden etwa 200 Personen unter den Trümmern hervorgezogen. In dem Krankenhaus zum Heiligen Geist brach ein Brand aus, dem ebenfalls viele Kranke ' zum Opfer fielen. Tausende von Menschen sind ohne Obdach.
Dublin, 13. Nov. Der Arbeiterführer Larkin erteilte unmittelbar nach, seiner Entlassung aus dem Gefängnis telegraphische' Anweisungen für die aufständischen Arbeiter in Dublin und begab sich darauf in die Frciheits- i Halle, wo ihm 3000 Personen eine begeisterte Kundgebung bereiteten. Larkin erklärte, die Regierung habe einen ? Fehler begangen, daß sie ihn ins Gefängnis geworfen : habe und noch einen größeren Fehler, daß sie ihn wieder ' freigelassen habe. Es werde in England zum Generalstreik kommen. ,.
Kairo, 13. Nov. Der japanische Dampfer Madasco ! Mafti, der mit Kohlen nach Port Said unterwegs war, ist ",m Roten Meer gesunken. Die gesamte Besatzung ist ertrunken.
Bon -er preußisch-süddeutschen Klassenlotterie.
Nachdem die zweite gemeinsame Staatslotteric ver- ' ^ hältuismäßig wenig Gewinne nach Süddeutschland gebracht hat, ist das Schicksal in der gegenwärtigen 3. Lotterie den Württemberg?!: und Büdnern wieder günstiger geworden. So ist schon vor der 5. Klaffe ein Gewinn von 20000 M nach Heidenheim und ein Gewinn von 75000 M nach Baden-Baden gefallen. In beiden Fällen sind mehrere Fabrikarbeiter an dem Gewinn beteiligt gewesen. Am 7, November hat die Ziehung zur letzten ! gewinn reichsten Klaffe der 3. Lotterte begonnen und die Ziehungen werden nun bis zum 3. Dez. an allen Werktagen fortgesetzt. An den beiden ersten Ziehungstagen sind Gewinne im Gesamtbetrag von rund 70 000 M und über 90 000 M aus von württ. Einnehmern gekaufte Lose gefallen, dabei am 2. Ziehungstag nicht weniger als 9 Gewinne zu 3000 M. Leider hört man daneben, daß bei uns trotz des Verbots und der Strafbarkeit noch - s immer in auswärtigen, zum Teil höchst'zweifelhaften und s unkontrollierbaren Klaffenlotterien gespielt wird und eben- ' so, daß die teilweise' geradezu schwindelhaften Serienlosge- .
wir selber dachten — kann man sich gar nicht vorstellen, l
Manchmal mußte Herr Gulden eine Panse machen, um seine Brille abzuwischen, dann brach Kathrine in die Worte aus:
„Wie gut die Leute reden! Das sind einmal gescheite Männer' ... Ja, alles was sie behaupten, ist richtig,
es ist die reinste Wahrheit."
Wir beide stimmten ihr bei. Nur, meinte Vater Gulden, hätten sie noch von diesem uno jenem sprechen sstle», übrigens sei's gut so. Hierauf fuhr er fort zu lesen, Was
uns bis zehn Uhr wach' hielt, uno dann ging man schu
fen und träumte von dem, was man eben gehört hatte.
Draußen blies der Wind, wie er nur in Psalzburz
bläst, die Wetterfahnen drehten sich schrillend auf ihren Stangen, der Regen peitschte die Mauern; und wir, im warmen Nest, lauschten und dankten Gott, bis der Schlaf kam und uns alles vergessen ließ.
Ach! wie gut schläft man und wie glücklich ist was mit dem Frieden im Herzen, in der Fülle der Gesundheit, im Gefühl der Liebe und der Achtung dessen, was inan liebt! Was kann man auf dieser Welt mehr wünschen?
— Die Tage, Wochen, Monate verflossen so; wir wurden gewissermaßen Politiker, und wenn die Minister das Woct nahmen, dachten wir zum voraus:
„Ach, die schlechten Kerle, sie wollen uns betrügen. — Ach! die heillose Bande . . . man sollte sie alle soll- jagen."
Kathrine besonders konnte diese Leute nicht ausstehen, und wenn die Mutter Gretel kam, und wie sonst von unserem guten König Ludwig XVIII. sprach, ließen wir sie aus Respekt reden und bedauerten sie, daß sie von den öffentlichen Angelegenheiten nichts verstand.
Man inuß aber auch zugeben, daß die Emigrierten, diese Minister und Prinzen sich höchst übermütig gegen uns benahmen. Wenn der Graf von Artois und seine Söhne sich an die Spitze der Vendeer und Bretagner gestellt Härten, auf Paris marschiert und Sieger geblieben wären, so harten sie recht gehabt, uns zu sagen: „Wir sind eure Herren und wir schreiben euch Gesetze vor."
Aber wenn man sich zuerst hat fortjagen und dann von den Preußen und Russen wieder zurücksühren lassen, uno dann kommt und uns übermütig behandelt, jo ist bas ganz erbärmlich! Je älter ich werde, um so fester wird meine Ueberzcugung, daß dies schmählich war.
(Fortsetzung folgt.) . . G -