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mit Erzähler vom Schwarzwild.

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Amtsblatt für die Ltadt Mldbad.

Verkündigungsblatt

der ttgl. Forstämter Wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison «il

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Nr. S«7.

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Die Thronbesteigung König Ludwigs ILI

ckt. München, 12. November.

Ter tzuidigungstag König Ludwigs III., ist zu einem großen nationalen Festtage ausgestaltet ivorden. Der Köii'g und die Königin fuhren durch die reichgeschmückten und mit Menschen gefüllten Straßen zur Kirche unserer Lieben Frauen. Im anderen Galawagen folgten der Kronprinz Rupprecht, die sämtlichen Prinzen und Prin­zessinnen des königlichen Hauses. Am Portal der Kirche erwartete sie Erzbischof von Böttinger. Dieser reichte den Maicstäten das Weihwasser. In der Kirche waren das diplomatische Korps, geführt von dem päpstlichen Nuntius, Monsignore Frühwirt, die Mitglieder des Reichsrats, die Minister und Würdenträger des Reiches, die Mitglieder der Kammer der Abgeordneten und verschiedene Deputationen versammelt. Erzbischof von Böttinger zelebrierte das feierliche Hochamt, worauf die Majestäten wieder zum Wagen geleitet wurden und unter, dem Donner der Ka­nonen zur Residenz zurückfuhren. Vor dem Rathaus aus dem Marktplatz fand eine Huldigung der Stadt München statt. Oberbürgermeister Tr. von Bvrscht hielt an das Königspaar eine Ansprache, die den Huldigungstvunsch der Stadt zum Ausdruck bringt. Nach einem Hoch auf das- nigspaar wurde die Fahrt nach der Residenz fortgesetzt. Hier fand der Landeshuldigungsakt statt, zu dem sich Ver­treter des diplomatischen Korps, Reichsratsabgeordnete, Minister, Hcrzöge, Prinzen und Prinzessinnen eingesun­den hatten Um 1 Uhr betrat das Königspaar den Saal und nahm aus dem Thronsessel Platz. Ter Präsident des Reichsrats, Graf Fugger von Glött, brachte in einer kurzen Rede die Huldigung des Landes dar und schloß mit einem Hoch aus den Körrig. Sodann ergriff König Ludwig das Wort zu folgender Ansprache:

Bewegten Herzens habe ich die warmen Worte ver­nommen, die Sie, mein lieber Gras Fugger, im Namen des Landtags und der hier versammelten Vertreter aller Berufsstäude des Lanoes an mich gerichtet haben. Ihnen und a.llen, die hier Zeugnis abgelegt haben von dem Ge­fühl treuer Anhänglichkeit, das meine Bayern für mich, für die Königin und mein ganzes Haus beseelt, sage ich meinen aufrichtigsten Tank. Die herzlichen Kundgebungen, die mir in diesen Tage« aus allen Kreisen zugegangen sind, zeigen mir, daß das Land, ohne des Dankes zu ver­gessen, den es dem gesegneten Wirken meines in Gott ruhenden Vaters Luitpold schuldet, in der verfassungs­mäßig vollzogenen Beendigung der Regentschaft eine Gc-

Freitag, de« 14. November 1S13.

währ sür die gedeihliche Weiterentwicklung Bayerns erblickt. Tos bayerische Volk hat verständnisvoll den schweren Ent­schluß gewürdigt, der mich bestimmte, im Interesse Bayerns diesen Schritt zu unternehmen. Eines Sinnes mit meinem Volke zu sein, wird in Zukunft mein ernstes Streben bleiben. Das Königtum, von Gott gesetzt, kann kerne Kräfte nur da zu voller Entfaltung bringen, wo es in der Liebe und im Vertrauen des Volkes wurzelt. Von jeher daraus bedacht, durch enge Fühlungnahme mit allen Ständen und Kreisen mich mit den Bedürfnissen des Volkes vertraut zu machen, habe ich viele Erfahrungen gesammelt; möge es mir beschießen ssin, sie dem Wohle des Volkes nutzbar zu machen. Das reiche Maß an herzlicher und rerrraucnsvoller Gesinnung, das mir bisher entgegenge­bracht wurde, bestärkt mich in der Zuversicht, baß die Liebe meines Volkes mein Handeln geleiten und sich mit mir in der gemeinsamen Sorge für Bayerns Wohlfahrt vereinigen wird. Tie geliebte, in den Freuden wie in den Prüf­ungen des Lebens bewährte Frau, die Gott mir an die Seite gestellt hat, Wirt» treuen Anteil an meinem Stre­ben nehmen. Gottes starke und gütige Hand hat immer über Bayern gewaltet. Sic hat es gefügt, baß der bayer­ische Name, aller Stürme der Jahrhunderte ungeachtet, sich mit Ehren im Gewirr der Völkerschicksale behauptet hat. In dankbarer Erkenntnis des Segens, der chm aus der Zugehörigkeit zu einem gemeinsamen deutschen Vaterland erslicßt, fühlt Bayern sich heute freudig als angesehenes Glied des Deutschen Reiches, dessen Gründung die bayerische Armee ruhmreich miterstritten hat. In unerschütterlicher Bunoestreue steht cs zu Kaiser und Reich und nimmt opfer­willigen Anteil an den großen Aufgaben, die das Reich zu lösen hat. Rastlos pflegt Bayern Kunst und Wissen­schaft, mit Entschiedenheit fördert es jeden Fortschritt auf wirtschaftlichem, kulturellem und sozialem Gebiet. Gottes glaube und fromm« Sitten stehen im Lande hoch in Ehren; der Freiheit der Gewissen wie der Bekenntnisse ist Schutz und Achtung gesichert. Es ist ein reiches Erbe an Gütern des Volks- und des Staatswvhls, dessen Hut mir durch Gottes gnädige Fügung übertragen ist In freudiger Zuversicht zur Güte der Vorsehung habe ich dies Erbe abgetreten. Möge mein Volk, in dessen Liebe und Anhänglichkeit ich mein festes Vertrauen setze, mich erfolgreich in der Sorg« für das teuere Vaterland unterstützen. Möge Gott allzeit seine schirmende Hand über Bayern ausbreiten. Ties ist der innige Wunsch meines landesväterlicheu Herzens."

In der Residenz gaben am Abend der König und stie Königin zum Abschluß der Thronbesteigungsfeierlich­keiten einen großen Empfang für die Personen, die nach­mittags im Thronsaale der Residenz an der üandeshuldig- img teilgenommen halten. Es hatten sich dazu etwa 1000 Gäste aller Stände cingefunden.

Die Augen de Masse.

In dem Noveniberhest desTürmers" (Verlag von Greir.er und Pfeiffer, Stuttgart) wirst der Herausgeber I. E. Frhr. v. Grotthuß von höherer Warte aus einen Rückblick aus den Jenaer Parteitag. Als was hat sich die Heerschau der Sozialdemokratie entpuppt? Was war sie?Sine selbstgewollte Niederlage nach einstudiertem Scheingefecht, mit der üblichen Rückzugskanonade, Trara und Bumbum. Nein, Deutschland ist keine Mördergrube, der fette Bourgeois kann feiner politischen Leidenschaft nachgehen und treu und brav weiter schlafen. Sin hoher Oöergenosscn-Familienrat hat den Hintersassen allen ruhe- störendcn Lärm verboten und seine Hausbeamten mit Spieß, Laterne und dem Titel Geheimer Oberfamilien­nachtrat als Wächter aufgestellt. Tont coinms vdsri nous."

Frhr. v, Grotthuß verweist auf die Tatsache, daß bei der letzten Reichstagswahl von 12 207 529 gültigen Stimmen 4 250 410, d. h. 34,88 Proz. der gesamten Stim­menzahl, sür die Sozialdemokratie abgegeben wurden. Nach dem Bericht des Parteivorstandes hat die Sozialdemo­kratie aber nur 841 735 männliche Parteimitglieder. Zieht man davon die Nichtwähler ab, so müssen nahezu fünjj Sechstel aller sozialdemokratischen Wähler unorga­nisiert sein. Die unorganisierte Masse spielt also bei den Wahlen die Hauptrolle. Nur einen kleinen Teil dieser Nichtorganisierten kann ihre Stellung als Beamte oder Geschäftsleute von 1>em Beitritt zur Parteiorganisation zurückhaltcn. Die übrigen sind Mitläufer. Und diese Mitläufer werden sich wohl bereit finden lassen, eine Politik des rücksichtslosen Draufgängertums mitzumachen, einer Massenaktion, wie dem famosenGeneralstreik", jedes Opfer zu bringen?

Das zu glauben, wäre nicht nur töricht, sondern komplette Narrheit. Wir stehen hier vor einer Tatsache, von der nicht viele gewußt haben werden, daß sie in solchem Umfange Tatsache ist, und die, wie mir scheinen will, weder von der einen noch von der anderen Seite richtig bewertet und in Rechnung gestellt worden ist.

Aber ist es nicht wiederum um das Ding auch unter diesem gemiedenen Gesichtswinkel zu betrachten ein großer moralischer Triumph, so gewaltige Massen in seinen Bannkreis- gezwungen zu haben, daß es schwer fällt, n'e zu regieren, sie auch nur zu übersehen? Ja, ist das nicht, ganz objektiv als Ding an sich betrachtet, eine bewunderungswürdige, eine fast beispiellose Leistung? Wo haben wir ihr ähnliche an die Serie zu stellen? Man denkt vielleicht an unsere Heeresorganisation, aber die

Das ist kein Mann, der,-wo das Größere zn gewinnen ist, sm Kleinen sich genügen läßt.

Schiller.

Ein Rekrut von Aurso 13 .

tk i. Von Erckmann Thatrian.

Autorisierte Uebersetzuug von Ludwig Pfau.

76 INachdruck verboten.!

!Hören Sie, Herr Gulden, die Mönche und Kapuziner hatten drc Güter der Armen und die Jakobiner haben alles unter irck geteilt."

Ah! ich begreife, ich begreife," erwiderte Vater Hül­ben,die Mönche und Kapuziner hatten euer Gut, Anne- Marie? Darauf wäre ich nie gekommen."

Herr Gulden lächelte immer und Anne-Marie sagte:

Ich wußte Wohl, daß wir zuletzt immer einverstanden sind."

Ja, ja, wir sind ganz einig," erwiderte er in aller Güte.

Ich hörte zu, ohne etwas zu sagen, und war natürlich neugierig, zu erfahren, was uns bevorstehe. Man sah so­fort, daß Anne-Marie uns nur berichtete, was sie aus chren letzten Reisen gehört hatte.

Sie sagte auch, daß die Wunder wiederkommen wer­ben, daß der heilige Querin, die heilige Ottilie und an­dere Heilige bloß unter dem Usurpator keine Wunder ha­ben verrichten wollen; jetzt aber fangen dieselben schon wie­der an; so habe der kleine schwarze heilige Johannes in Rvrzeroth, beim Anblick des aus der Verbannung lvicder- kehrendcn Priors, Tränen vergossen.

Ja, ja, ich begreife," sagte Gulden,das wundert mich gar nicht, nach all den Buß- und Bettagen und Prozeisionen chüssen die Heiligen auch Wunder tun; das ist ganz na­türlich, Anne-Marie, das ist ganz natürlich."

Versteht sich, Herr Gulden; und wenn man die Wun­der sieht, kehrt auch der Glaube wieder."

Das ist klar, das ist klar."

Das Essen war nun zu Ende, und da Anne-Marie sah, daß nichts mehr Nachkomme, fiel ihr auf einmal ein, daß ür sich verspätet hatte und sie rief:

Herr Gott und Vater, d« schlägt «s schon MS; die

andern nrüssen schon in Erschcwiller sein. Jetzt ist es Zeit, daß ich Sie verlasse."

Sie war aufgcstanden und nahm chren Stock mit ge­schäftiger Mrene.

Nun, glückliche Reise, Anne-Marie," sagte Herr Gul­den zu ihr,lasset nicht mehr so lange auf euch warten."

Ach! Herr Gulden," rief sie noch unter der Türe, wenn ich nicht ylle Tage an Ihrem Tische sitze, so ist es nicht meine Schuld."

Sie lachte und sagte noch, indem sie chren Pack aus­nahm :

Nun, aus Wiedersehen, ich will den seligen St. Quirin bitten, er soll euch einen guten dicken Buben schenken, frisch und rot, wie ein Borsdorfer Aepselein. Sonst kann ich nichts 'für Sie tun, Frau Bertholl», ich arme alle Frau."

Als ich dies« letzten Worte hörte, dachte ich bei mir: Sie ist doch eine gute Seele, diese alle Anne-Marie. Was sie eben gesagt, ist ja gerade das, was ich mir aus der Welt am meisten wünsche, Gott erhöre sie!"

Ich war gerührt von diesem braven Wunsch. Sie aber ging die Treppe hinunter, und als man sie unten di« Türe zuschlagen hörte, fing Kathrine an zu lachen und sagte:

Diesmal hat sie ihren Sack gründlich ausgeleert."

Ja, mein Kind," erwiderte Herr Gulden, welcher ganz nachdenklich schien,das kann man Wohl menschliche Un­wissenheit nennen. Man könnte glauben, das arme Ding bilde sich das alles ein; aber leider klaubt sie nur auf, was sie rechts und links hört; so denken sie Emigrierten, Wort für Wort, das wiederholen ihre Zeitungen alle Tage und ihre Prediger ans ihren Kanzeln Zagen «s offen heraus. Ludwig XVIII. ist ihnen noch im Wege, er hat noch zuviel gesunden Menschenverstand für sie; chr wahrer König ist Seine Hoheit der Graf von Artois, welcher für jein Seelenheil sorgen will; und damit sein Seelenheil gesichert werde, muß alles wieder hergestellt werden, wie es vor dem fünsund- zwanzigjährigen Aufruhr war: die Nationalgüter müssen chren alten Herren zurückgegeben werden, der Adel muß seine Siechte und Privilegien wieder haben, wie anno 1788, und alle Grade in der Armee müssen chm gehören; die kathoiisch- apostvllsch-römische Kirche muß die einzige Staatskirche sein; Sonn- und Feiertage müssen gefeiert, die Ketzer müssen ans allen Beratern verjagt werden, und die Priester allein dür­

fen den Kindern des Volkes Unterricht erteilen. Diese große und schreckliche Nation, welche seit fünfundzwanzig Jahren ihre Ideen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit in die ganze Well hinausgetragen hat, durch die Macht der Ver­nunft und durch ihre Siege, diese Nation, die niemals besiegt worden wäre, wenn der Kaiser sich nicht zu Tilsit mit den Königen verbunden hätte; diese Nation, welche in wenigen Jahren so viele große Heerführer, große Red­ner, große Gelehrte und Genies jeder Art hervorgebracht hat, ist muß alles herausgeben, sie muß wieder Erve schau­feln, wie vorher; die Junker aber, die nicht einer gegen

tausend sind, die sollen im Schmalz sitzen, vom Vater

zum Sohn, und sich's wohl sein lassen auf der andern

Kosten! Gewiß muß man die Felder, Wiesen, Teiche zu­rückgeben, wie Anne-Marie sagt, muß man die Schlösser und Klöster wieder ausbauen, das kann nicht fehlen; um dem Herrn Grafen von Artois gefällig und ihm zur Er­ringung seines Seelenheils behilflich zu sein, ist dies dis geringste, was man verlangen kann. <Än so großer Prinz!"

Tann faltete Herr Gulden die Hände, erhob die Augen zur Decke und sagte:

Herr Gott! Herr Gott! Tu, der du den ktei- ncn schwarzen Johannes von Korzeroth fv viele Wunder tun lassest, wenn du nur einen einzigen Strahl gesunder Vernunft in den Kopf Seiner Hoheit und seiner Freunde fallen ließest, ich glaube, oaß dies noch schöner wäre, als die Tränen des kleinen Heiligen! Und der andere da unten ans seiner Insel ist wie ein Sperber, der zu schlafen scheint, während er die Gänse in ihrer Pfütze plätschern sicht . . . Herr Gott, du weißt es, mit fünf oder sechs Flügelschlägen wird er über ihnen schweven. Tie Gänse iverden sich retten, aber wir, wir werden Europa noch einmal auf den Nacken bekommen!"

Er sprach dies mit ernsthaftem Gesicht, und ich sah Kathrine an und wußte nicht, sollte ich dabei lachen oder weinen. Plötzlich setzte er sich und sagte:

Komm, Joseph, dies alles ist nicht lustig; aber was können wir dabei macken? Es jst Zeit, an die Arbeit z« gehen. Sieh ein ryenig nach, was der Uhr des 'Herrn. Pfarrer Jakob fehlt."

Kathrine nahm darauf das Tischtuch weg, und jedes ging an seine Arbeit.

(Fortsetzung fohzt.)