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WäSsÄer UnMiger M Isgevlstt

mtt Erzähler vom Schwarzwald.

Amtsblatt für die Stadt Mldbad.

Verkündigungsblatt

der rlgl. Forstämter lVildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison »it

amtl. Fremdenliste.

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Der Hintergrund der mexikanischen Tragikomödie.

Daß Huerta ein Usurpator, ein skrupelloser Auto­krat, ein unerträglicher und gewalttätiger Tyrann ist, wurde oft genug dargelegt. Ts fragt sich nur, wer ihn beseitigen fall und noch mehr,' wer ihn ersetzen soll. T-ie ganze Angelegenheit wird dadurch kompliziert wird verwirrt, daß Mexiko durch die starken wirtschaftlichen Interessen europäischer und amerikanischer Kapitalisten za einem Gegenstand neidvollen Interesses der Ädrigen Kölker geworden ist.

Wenn diese Interessen aus dem Spiel geblieben wären, so herrschte vielleicht noch Porfirio Tiaz nach der Väter Weise, hart und fest, aber doch in verhält­nismäßigem Frieden über das Land, dessen ungeheure Naturschätze die Bewohner reich und zufrieden machen könnten. Und wenn- nicht auch weiterhin fremde Hände sich eingemengt hätten, so wäre wenigstens die jetzige Krisis irgendeiner Lösung zugesührt worden. Tenn die Mexi­kaner wären wohl Monns genug gewesen, selbst bei sich Lrdming zu schaffen. Es handelt sich ja doch nicht um einen dser mittclamerikanischen Raubstaaten, deren Fi­nanzen von Zeit zu Zeit durch einen großen Betrug an den Gläubigern geordnet werden und deren Präsidenten ihr häufig durch Len geschickten Gebrauch der Schießwasse ..ehrlich" erworbenes Amt nur in der Absicht verwalten, rechtzeitig bei der nächsten Revolution mit möglichst picl erpreßten und erstvhlenen Staatsgeldern nach Paris durch­zugehen. Mexiko war vielmehr lange Zeit eines der geord­neten Staatswesen Amerikas und kann mit seinem Gebiet von dler vierfachen Größe des Deutschen Reiches und mit seiner Einwohnerzahl von fünfzehn Millionen «als ein leistungsfähiges und zukunftsreiches Staatswesen ange­sehen werden.

' Aber das Unglück ist, daß es allzu dicht an die Ber­einigten Staaten von Nordamerika grenzt, die schon einmal ihrInteresse" an der Entwicklung des kleineren Nachbars.durch die Wegnahme dreier großer Pro­vinzen, darunter des Gold- und Fruchtlandes Kalifornien, bewiesen haben. Tie offizielle Politik der Bereinigten Staaten darf jetzt wohl als friedlich gelten und man wird es Wilson und BryaN wohl glauben, daß sie den ehrlichen Wunsch haben, es möchten friedliche und geordnete Zu­stände in Mexiko wiederkehren. Aber die Regierung be­deutetdrüben" nicht allzuviel. Wenn es einem oder

Wer etwas allen vorgedacht, wird jahrelang erst ausgelacht;

Begreift man die Entdeckung endlich,

So nennt sie jeder: - Selbstverständlich.

Wilhelm Iensen.

in Nekrnt von Armo 13 .

Bon El ck m a n i, Thatrian.

Autorisierte Uebersetzung von Ladung Pso.».

Machdrück verloren.!

Sic wendete den Kopf und sah die groß« rauchende

Suppenschüssel uno den Kohl darin, welcher einen köst­lichen Geruch verbreitete.

Ich habe große Eile," sagte sie.

Bah, Sie haben gesunde Beine," erwiderte Kathrine uns blinzelte dabei zu Herrn Gulden hinüber.

Ach! was das anlangt, Gottlob, die Füße sind noch Mi!"

Gur also, setzen Sie sich und stärken Sie sich ein

teenig: es ist ein sehr hartes Gewerbe, so immer mar­schieren zu müssen."

Ja, Frau Perthold, die dreißig Sous, die man er­hält, muß man sauer verdienen, das will nichts heißen."

Ich rückte die Sessel heran.

Setzen Sie sich, Anne-Marie, und geben Sie mir

vchren Stock."

So muß ich Ihnen eben nachgeben," sagte sie;aber ich werde mich nicht lange aushalten; ich will nur einen Mund voll nehmen, dann geh' ich."

Ja, ja, versteht sich, Ännc-Marie, mach wird euch

Utchi zu lange aufhalten," sagte Herr Gulden.

Icoes hatte Platz genommen, Herr Gulden schöpfte schon heraus, Kathrine sah mich lächelnd an, und ich sprach bei «nr selbst:

Tie Flauen sind doch schlauer als wir."

.. Ich war ganz froh, denn was kann .sich ein Mann Kesseres wünschen, als eine verständige Frau? Es ist ein wahrer Schatz und ich habe oft gesehen, baß die Männer ^lück haben, welche sich von solchen Frauen leiten lassen.

Man kann sich wohl denken, sobald sie einmal am A'He saß neben einem warmen Ofen, anstatt draußen im Kok zu waten und sich vom kalten Novemberwind die Röcke auswi-rbeln zu lassen, da dachte Anne-Marie nicht mehr taran, weiter zu gehen. Sie war ein gutes Gejchöpj «nS

Donnerstag, de« 13. November 1S13.

mehreren der übcrgewaltigen Kapitalsmagnaten gefällt,

aus eigene Faust mittelamerikanische Politik zu machen und ihre finanziellen Interessen durch eine kleine Revolu­tion an Ort und Stelle zu fördern, so fragen sie nicht sehr viel darnach, ob das der Regierung patzt oder nicht, sie verlassen sich daraus, daß im Notfall kein Amerikaner Stich gelassen wird, wenn nur der nötige Lärm

nn

in der Öestentlichkeit gemacht wird und auch hierfür kann ein amerikanicher Milliarsdär ohne große Mühe sorgen.

Eine kräftige Rcgieruyg in Mexiko, wie es die des Porfirio Tiaz war, wird immer mit einem gewissen Miß­trauen gegenüber dem großen Nachbar verfahren und wird versuchen durch Unterstützung der europäischen Interessen, durch Heranziehung europäischen Kapitals, durch Erteilung von Konzessrosten an europäische Finanzleute und Indu­strielle einen Rückhalt zu schaffen, wenn es dem gelten sollte, dem nordamcrikanischen Appetit zu entgehen. Mer damit ist den Herren in Newyork wenig gedient, da sie ja das Geschäft möglichst allein machen rwWen und den ganzen amerikanischen Kontingent von der Beringstraße bis zum Feuerland als eine ihnen von Gott und der Natur zur Ausbeutung angewiesene Domäne betrachten. Aufder andern Sette ist aber auch eine schwache Regierung nicht das Richtige, sie behindert zwar die amerikanischen Ansprüche weniger, aber die Unsicherheit rm Land bedroht Leben und Eigentum nicht nur der Europäer, denen das nach der Meinung gewisser Aankees ganz röcht geschehe, sondern sie stört amh die Geschäfte. Und deshalb wird Präsident WUson in der Presse gedrängt, in Mexiko zu intervenieren. Wie die Dinge liegen, würde aber eine Be­setzung mexikanischen Bodens den Anfang der Eroberung bedeuten, denn gutwillig ließe sich das Volk wohl kaum diesenFreundschaftsdienst" der Union gefallen.

Deshalb dauert das Hin und-Her, das einen so wenig erhebenden Eindruck macht, wochenlang fort, denn von den dre, Möglichkeiten, Ruhe zu stiften, mag die Regierung in Washington aus den verschiedensten Gründen keinen Gebrauch machen. Sie will weder das Land erobern, rveil das einen ungeheuren Aufwand an militärischen .Kräften erfordern und die Möglichkeit einer Verwicklung mit Japan heraufbeschwören würde, sie ivnrde aber auch nicht eine europäische Intervention dulden, die ja an und für sich die beste Garantie einer Beschränkung auf die notwendigsten Maßregeln böte. Und auch! die dritte Lösung macht Schwierigkeiten, weil anscheinend die Re­gierung nicht im Stande ist, dafür zu sorgen, daß die Mexikaner unter sich bleiben, was immerhin die Möglich­

unterhielt bei ihren sünfundsechzig Jahren noch zwei kleine Kinder ihres Sohnes, der vor etlichen Jahren gestorben war. Wenn man in diesem Alter im Lande herumlaufen muß. bei Wind, Regen und Schnee, wenn man in den Scheunen und Ställen aus Stroh schlafen muß und unter vieren dreimal nichts als Kartoffeln zu essen lriegt nno das nicht einmal genug, da verachtet man einen Teller gurcr, warmer Suppe nicht, und ein gutes Stück geräucher­ten Speck mit gutem Kohl und zwei oder drei Gläschen Wein, welche den Magen erwärmen. Nein, man muß die Tinge betrachten, wie sie sind, das Leben dieser armen Leute ist sehr traurig, und es wäre besser, wenn jedes für eigene Rechnung wallfahrten ginge.

Anne-Marie wußte wohl zu. unterscheiden, ob sie bei Tisch war oder auf der Straße; sie mit gutem Appetit und machte sich ein wahres Vergnügen daraus, uns zu erzählen, was sie auf ihrer letzten Wall fahrt erfahren hotte.

Ja, jetzt geht alles gut", sagte sie,alle diese Pro­zessionen und Bußtage, welche Sie gesehen haben, sind doch nichts, es muß noch viel besser kommen. Sie müssen wis­sen, daß Missionäre zu uns kommen werden, wie vor Zei­ten zu den Wilden, um uns zu bekehren; die schickt der Herr von Foroin-Janson und der Herr von Rauzan, weil die Verderbnis des Jahrhunderts gar zu groß ist. Man wird überall die Klöster wieder Herstellen und über die Straßen werden wieder Schlagbäume gelegt, wie vor dem süns- undzwanzizjährigen Ausruhr! Und wenn die Wallfahrer an die Klosterpsorten kommen, dürfen sie nur läuten, da wird ihnen sogleich aufgemacht; der dienende Bruder wird ihnen an den gewöhnlichen Tagen eine Schüssel mit geschmälzter Suppe bringen, wo Fleuch ^>n. ist; an den Freitagen Samstagen und die oarne Fastenzeit hindurch aber gibts Wassersuppe und Fisch. Aus' '''ese Weise wird oie Fröm­migkeit zunchmen und jedermann wird Pilger werden wol­len. Aber die Nonnen von Vischofshäim haben gesagt, daß nur die bisherigen Wallfahrer, die es vom Vater zum Sohn getrieben haben, wie wir, das Recht zu wallfahcen hätten, denn jeder müife bei seinem Stand bleiben. Tie Bauern müssen auf chrem Feld bleiben und die großen Herrei! sollen ihre Schlösser wieder erhalten, um zu regieren. Das Hab ich mtt meinen eigenen Ohren gehört bei den Klosterfrauen, die kriegen auch ihre Ausstattung wieder, weil sie aus der Verbannung zurückgekehrt siitd, und weil man ihnen ihre Au .euer Widder geben muß, damit sie die Kapelle wieder ausbanen können, das fit eine ausgemachte Sache.

Stt Jahrg

teil böte, daß nach einiger Zeit Ruhe und Friede zurück«

kehrt. Sehr erhebend ist das alles nicht, weder für die Umon, noch für Europa, noch für die Mexikaner.

Deutsches

DieWackes-Affäre.

v. Straßburg, 11. Novbr.

Das Generalkommando hat eine Untersuchung un­geordnet über die in der Presse besprochenen Vorfälle in Äem Infanterieregiment Nr. 99 in Zabern, bei der sämtliche Zeugen gerichtlich vernommen worden sind. Die Untersuchung hat ergeben, daß Leutnant Frhr. v. Forstner beim Exerzieren am 28. Oktober d. Js. einen wegen uner­laubten Waffentragens und groben Unfugs vor seinem Tiensieintritt bestraften Rekruten in Gegenwart der Kor­poralschaft ermahnt hat, Streitigketten mtt Zivilpersonen und Schlägereien zu vermeiden. Dabei sagte er ihm fol­gendes:Nehmen Sie sich in acht, wenn Sie jetzt allein in die Stadt gehen. Sie scheinen zu Schlägereien zu neigen und können in Zabern leicht zu einer solchen kom­men. Hemmen Sie also Ihren Tahndrang." Hieras knüpfte er eine Belehrung, wie der Rekrut sich zu verhalten habe, wenn er angegriffen werde und sagte ihm:Wenn Sie aber angegriffen rverden, daun machen Sie von ihrer Waffe Gebrauch. Wenn Sie dabei so einen Wackes nieder­st echen, dann bekomuren Sie von mir noch lO Mark." Ter Korporalschaftsführer fügte hinzu:Und oon mir außerdem noch 3 Mark." Aus diesem Zusammenhang geht hervor, daß es ausgeschlossen ist, datz der Leutnant mit dem gebrauchten Ausdruck die elsäßische Bevölkerung allgemein bezeichnet?, daß er vielmehr mit dem NusdraM so einen Wackes" nur streitsüchtige Persönlichkeiten uns' Raufbolde gemeint hat.

Aus Baden.

Karlsruhe, 11. Nvv. In dem twuen Volksschul» gesetz ist vorgesehen, daß an den Volksschulen mtt IS oder mehr Lehrern von der Gemeinde ein besonderer! Arzt angestellt werden muß und an den kleineren Schulen angestellt werden kann. Zum Vollzug dieser Bestimmungen ist heute eine Verordnung des Unterrrchtsministers er­schienen. worin die Anstellung der Schulärzte eingehend ge­regelt wird. Hiernach haben die Schulärzte vom Stand­punkte der Gesundheitspflege bei der Errichtung von Schul­häusern mttzuwirkcn und darüber zu wachen, daß für die

Ach Gott, wenn es nur schon so wett wäre, oaß ich in meinem Alter auch noch Nutzen daraus ziehen könnce. Ich fasle schon so lange uns meine Enkelinnen auch. Ich würbe sie dann mtt mir nehmen und würde sie die Gebete lehren, dann hätte ich bei meinem Tode den Trost, ihnen einen guten Beruf zu hinterlassen."

Als wir Ke all das dumme Zeug erzählen horten, steckte uns doch die Rührung an, mtt der sie weinende» Auges zum voraus sah, wie ihre Enkelinnen an den Klostcr- psorten bettelten, und ihnen der dienende Bruder Suppe brockte.

Und Sie müssen wissen, fuhr sie sott,der Herr oon Rauzan und der ehrwürdige Vater Tarin wollen, daß man die Schlösser wieder ausbauen und dem Adel die Wälder, Wiesen und Felder zurückgeb«; einstweilen aber müssen alle Teiche wieder mit Wasser angelassen werden, denn diese ge­hören den ehrwürdigen Vätern, und die haben keine Zeit zum Arbeiten, weder zum Säen noch zum Ernten; denen muß alles von selber kommen."

Aber hört, Anne-Marie," fragte Vater Gulden,ist

das, was Ihr da erzählt, auch ganz gewiß? Ich kann's beinahe nicht glauben, daß uns ein so großes Glück be­vorsteht."

Es ist ganz gewiß, Herr Gulden," sagte fte,der Herr Graf von Artois will für sein ewiges Heil sorgen,

und damit ihm sein ewiges Heil sicher sei, muß alles in

seine alte Ordnung zurücttchren. In Marienthal der Herr Vikar Anton, der hat erst letzte Woche diese Sachen ge­sagt. Sehen Sie, das sind Sachen, die kommen von oben herab. Man muß nur ein wenig Geduld haben, die Her­zen müssen sich durch Predigten und Buß- und Beilage

daran gewöhnen. Diejenigen aber, die sich nicht daran gewöhnen wollen, die Juden und die Lutheraner, die wer­den müssen. Und die Jakobiner . . ."

Als sie auf die Jakobiner zu reden kam, sah Anne- Marie Plötzlich Herrn Gulden an und wurde bis an die Ohren rot, aber sie faßte sich wieder, da. er lächelte.

Unter den Jakobinern," fuhr sie fort,gibt es auch Leute, die sehr brav sind, aber die Armen müssen doch leben . . . Ti« 'Jakobiner haben den Armen die Gürer weggenommen, das ist nicht schön."

Mer wo denn und wann haben sie die Güter der Annen genommen, Anne-Marie?"

Fortsetzung folgt.