WÄS

Wüvsüer linrelger uvü IsgMstt

mit Erzähler vom Achwarzwald.

Tr

krsüisinL vll ollen lSerktggd«. WoiMölllSlll

l» rlsr LtsÄ vlertsljZkrl, Kl. -.35 monotl. 45 A.

Ss! ollen wSrtt. kvst8ns»allöll iiliü Men im Orts. ii. lisWor- ortrverkelir vierteil. 1k. l.35, snrserkolb üSLselbeo A. l.35, liiern Se stsügelä 3ll kig.

.. Lelekon «r. 4L ,

^ . ->.

Amtsblatt für die Ltadt Wildbad.

Verkündigungsblatt

-er Ägl. Forktämter Wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison «it

amÜ. Fremdenliste.

lossrote E 8 kig. HvLwSrtlgs lv kig., «iie kistii- Lpsitigs Ksrmsiiklröjls.

tieiriemen is kkg. Äs ' keiilreile.

Sei Vtöüeriiolmige» eniLvr.

«svM.

f'ioiiliemssts N 8 Ä Usbersillkiiilkt.

leiegrsmm-Iiilresso:

SckiwL'rlüslclei'

Nr. 25 '

Montag, den 27. Oktober 1SI3.

»«. Jahrg.

^ie

unsichtbaren Rüstungslasten.

Bon den Befürwortern der immerwährenden Rüst- migspeigerung wird der Umstand gänzlich mit Still­schweigen übergangen, daß außer den auf verfassungs­mäßige- Weise genehmigten Staatsausgaben für Rüst­ungen noch unsichtbare Rüstungslasten bestehen, die nicht die Allgemeinheit, sondern die einzelnen Familien, die die Soldaten zu stellen haben, so schwer belasten, daß jene zum Teil in ihrem wirtschaftlichen Fortkommen schwer beeinträchtigt werden. Tiese Tatsache mit Zahlenmaterial einwandfrei nachgewicfen zu haben, ist dem bayerischen Bauernführer Tr. Heim in seiner SchriftUm der Ge­rechtigkeit willen", aus der wir im Nachstehenden einige Auszüge veröffentlichen, gelungen. Tr. Heim wendet sich an die Ob manu schäften der Bauernvereine mit Frage­bogen, in denen nur die Verhältnisse der Familien, in denen 4 Söhne und mehr ihren Militärpflichten genügt baden, darzustellen waren, so daß also schon Familien mit ,7 militärpflichtigen Söhnen nicht mehr in Betracht kommen, obwohl aus der Mehrzahl der zurückgekommenen Fragebogen die Bemerkung enthalten war:Familien mit 3 Soldaten hätten wir eine ganze Menge". Um so stärker wirkt das Resultat. Aus den 7276 Gemeinden des rechtsrheinischen Bayerns sind 1086 brauchbare Antworten eingegangen. Sie beruhten von 1843 Familien, die in den letzten zwei Tezennien 8302 Soldaten gestellt haben; da­runter sind 1165 Familien mit je 4 Soldaten, 488 mit je 5, 142 mit je 6, der Rest gar mit einer Anzahl von 7,8 und 9 Soldaten. Aus den Angaben der Obmänner er­gibt sich, daß in Bayern ein Soldat während der zwei­jährigen Dienstzeit durchschnittlich 329 M an Geld und Naturalien von Hause geschickt erhielt; das bedeutet also einen Iahresznschuß von 150 M, ohne den der Soldat nicht auskommen kann. Ob ein Zuschuß in solcher Höhe tatsächlich absolut nötig ist, darüber wird man schwer­lich etwas anssagen können; aber mit den Klagen des Reichskanzlers über Luxus und Wohlleben wird man auch nicht auskommen. Tatsache ist, daß nach der Heim'i'chen Tnanete bei den bayerischen Bauern der Zuschuß in dieser .Höhe als Regel anzusehen ist. Und Tatsache ist ferner, daß cS in sehr vielen Fällen damit noch nicht getan ist: denn bei dem Tienstbotenmangel ans dem Lande muß der Bauer für jeden Sohn einen Küecht einstellen, der weniger leistet, mehr Verpflegung beansprucht und 300

bis 400 Mark Barentlohnung fordert. Jeder Sohn in der Kaserne kostet also den Bauern mindestens jährlich 500 M, bei der zweijährigen Dienstzeit 1000 M, und wenn die neue .Heeresvorlage dem flachen Lande, wie Tr. Heim annimmt, jährlich mindestens 40000 Mann entzieht, so bedeutet das eine neue Extralast von jährlich 20 Millionen Mark.

Tie Wirkung oben genannter Zahlen auf die wirt­schaftlichen Verhältnisse werden durch zahlreiche Zu­schriften geschildert, von denen einige wiedergegeben seien: Ta schreibt ein Obmann aus Oberbayern, der fünf Söhne beim Militär hat:Ich hätte schon längst ein paar in die Schule geschickt, aber ich brauche die ganze Zeit nur alles Geld für das Militär." Ein anderer Obmann schreibt:. . . daß diesem Bauern für Zeitverlust, Aus­gaben kür fremde Arbeitskräfte, Reserveübungen nsw. ein Schaden von 3000 bis 6060 M erwächst. Ta sind gleich in unterer Gemeinde zwei Bauern, die sich noch dazu in sehr mißlichen Verhältnissen befinden, die werden sich von solchen Schlägen nicht mehr erholen." Ein Bericht ans Schwalm lautet:Fünf Söhne, zehn Kinder, zehn Tagwerk, Anwesen verschuldet, verkauft." Ein Taglöhner und Bauer aus Untersranken hatte fünf Tagwerk, stellte vier Soldaten und schreibt:Tas ohnehin geringe Ver­mögen ist durch die Militärpflicht aufgebraucht worden." Eine Witwe in Oberbayern hat 5 Söhne beim Militär gehabt, zweimal zwei zu gleicher Zeit, Ausgaben 1500 M. Für dis Witwe ist das eine fast unerschwingliche Last", schreibt der Obmann. Eine andere Witwe hatte fünf Söhne beim Militär, jeder erhielt mindestens 100 M,was die Mutter als Taglöhnerin, Berdingerin, Gräberrichterin verdiente, mußte sie größtenteils ihren Söhnen opfern." So klagt es aus all den Zuschriften. Hunderte und Hunderte von Familien sind durch die Opfer, die sie für ihre Söhne beim Militär bringen muhten, ins Abhausen gekommen; ans manchen Bauern ist ein Knecht, aus manchen Eigcnbe- sitzern sind arme Logislcute geworden; unter den Familien, die vier und mehr Söhne beim Militär hatten, ist eine gir>ß^ Zahl von solchen, die trotz Fleiß und Sparsamkeit an dieser Steuer zugrunde gegangen sind. Und beküm­mert fügt Tr. Heim im Hinblick auf die jetzige furchtbare HeercSvermchrung hinzu:Wie wird das erst in Zukunst werden!"

Was hier über die unsichtbaren Rüstungslasten' für die Landbevölkerung Bayerns gesagt ist, wird sich ohne Zweifel ans das ganze Deutsche Reich verallgemeinern lassen. Sodann tritt dieser Belastung der Landbevölkerung die der Stabtbevölkerung, für die eine derartige Statistik

nicht vorhanden isst wohl in gleichem Umfang zur Seite, denn auch hier muß die Hilfe der Söhne durch fremde Arbeitskräfte ersetzt werden, auch, hier sind Zuschüsse nötig, die den elterlichen Geldbeutel belasten. ^Nicht vergessen sei derEinjährig freiwillige Tienst", der für die Erspar­nis eines Jahres an der Tienstzeit die Ausgaben in ein­zelnen Fällen aus Tausende von Mark anschwellen läßt und zu den bei uns schon ohnehin hohen Kosten und zu der langen Zeit der Ausbildung weitere Aufwendungen an Zeit und Geld fügt. Es wäre eine dankenswerte Auf­gabe einer großxn über das ganze Reich verbreiteten Or­ganisation auch hierüber Grund zu machen und man würde nrit Erschrecken bemerken, daß die unsichtbaren Rüstungs­lasten wohl nicht wesentlich hinter den sichtbaren Zurück­bleiben.

Deutsches Reich.

Vom bayrischen Landtag.

V. München, 24. Okt.

Tie Kammer der Abgeordneten begann heute die Be­ratung des Antrages der bayerischen Bauernbündler, der die Regierung ersucht, anzuordnen, daß die durch irrige Berwaltungsübung in Bayern von Käufern Keiner Land­güter bis zu 200000 Mark Erwerbspreis zu Unrecht erhobenen Reichsstempelabgaben rückvergütet werden, und serner von der Regierung verlangt, dahin zu ivirken, daß der Bundesrat aus Billigkeitsgründen in den Fällen, wo die zweijährige Erstattungssrist abgelaufen ist, ausnahms­los den Rückersatz des zu Unrecht eingezogenen Reichs­stempels eintreten läßt. Bei der Begründung griff der Abgeordnete Lutz (Bauernbund) die Regierung an, die sich weigere Gebühren zurückzuzahlen, die nach den Er­klärungen des Reichskanzlers im Reichstage nicht hätten erhoben werden dürfen. Man habe beim Reichskanzler mehr Entgegenkommen gefunden als bei den verantwort­lichen Organen der bayerischen Regierung. Es gehe nicht an, daß die Regierung sich nur zur Rückerstattung der zu Unrecht erhobenen Reichsstempelabgaben aus ein Jahr verstehe, nachdem der Reichskanzler gesagt habe, man sollte den zu Unrecht besteuerten Bauern die Beträge über zwei Jahre zurückerstatten. Abgeordneter Hart­man n unterstützte namens der Liberalen den bauernbünd- lerifchen Antrag. Finanzminister Breunig wird morgen antworten.

Am Schluß der Sitzung kam es wiederum zu erregten

tver sich in alles mischen will, muß oft die Augen wischen.

Abraham a Santa-Llara.

Ern Rekrut von Anus 13 .

Bon Erckmann Chatrian.

Autorisierte Uebersetzung von Ludwig Pfau.

60 sNachdruck verboten.;

Wir lachten alle zusammen.

Kurz ich war wieder ganz getröstet, küßte Tante Gretel und ries:

Bring das Kathrine von mir!"

Und sofort stellte ich den Strauß, in einen Topf aus den Fenstersims in der Nähe meines Bettes. Ich roch daran, indem ich mir vorstellte, wie Kathrine sich in aller Frühe iaufgemacht hatte, um die Bsilchen und Röschen »och taufrisch zu pflücken, wie sie eines neben das andere gesteckt hatte, die großen Syringen rings herum, und wie sie auch daran roch; so daß mir der Geruch der Blumen noch lieblicher vorkam, und ich sie immer wieder betrach­ten innßte. Endlich ging ich hinaus und dachte: du kannst sie die ganze Nacht hindurch riechen; morgen früh gibst du ihnen frisches Wasser: übermorgen ist Sonntag, La gehst da zu Kathrine und gibst ihr einen Kuß zum Tank."

Ich ging in die Stube zurück, wo Tante Gretel mit Vater Gulden vom Markt plauderte, von Fruchtpreisen rc. alle beide tu bester Laune. Die Tante hatte ihren Korb aus den Boden gestellt und sagte zu mir:

Joseph, die Erlaubnis ist also noch nicht gekommen?"

Nein, noch nicht, das ist doch schrecklich!"

Ja," erwiderte, sie,alle diese Minister taugen nichts, einer wie der andere; man wühlt scheint's das Schlechteste and Nichtsnutzigste, um den Platz anszufüllen!"

Tann fügte sie hinzu:

Aber iei ruhig, ich habe einen Gedanken, der alles ändern wird."

Sie lachte und als Vater Gulden und ich zuhörten, fuhr sie fort-

Soeben, während ich in der Markthalle ivar, hat der polizeidicner tzarmantier ansgerufen, daß man eine Seelen- nnfle sgr Ludwig XVI., für Pichegrü, Moreau und einen andern lesen werde."

.Ja, für Georg Cadondal," sagte Vater Gulden barsch; cch hab's gestern in der Zeitung gelesen."

Richtig, für Cadondal," sagte die Tante.Nun siehst

Joseph, als ich den Ausrufer hörte, dachte ich gleich: vceSinal bekommen wir di« Erlaubnis! Man wird Pro­

zessionen, Buß- und Bettage abhalten; wir werden alle zu­sammen hineingchen, Joseph, Kathrine und ich; wir werden unter den Vordersten sein, und jedermann wird sagen: das sind gut königlich gesinnte brave Leute; der Herr Pfarrer wird es erfahren; gegenwärtig haben die Geistlichen viel Einfluß, wie früher die Generale und Obersten; wir werden ihn besuchen, er wird uns freundlich empfangen, er lvird uns sogar eine Bittschrift verfassen! Und ich sage euch, Laß es gehen wird, daß es nicht fehlen kann!"

Während dieser Erklärung sprach Tante Gretel ganz leise, mit ansgehobener Hand und schien sehr zufrieden mit ihrer Schlauheit. Ich war auch zufrieden und dachte: Sie hat recht, so muß man's machen. Diese Taute Gretel ist eine Frau von vielem Verstände. Aber als ich dann den Vater Gulden anblickte, sah ich, daß er sehr ernst geworden war, und sich sogar umgedrehü hatte, wie um mit einer Lupe in eine Uhr hineinzusehen, während er seine buschigen Weißen Augenbrauen zusammenzog. Ich sah es ihm so­gleich an, wenn ihm etwas nicht gefiel und sagte:

Hören Sie, Tante Gretel, ich glaube, daß es gehen kann; aber eh' wir etwas tun, möchte ich wissen, wie Vater Gulden darüber denkt."

Er wandte sich um und sagte:

,Leder ist frei, Joseph, jeder soll seinem Gewissen fol­gen. Einen Bußtag wegen des Todes Ludwig XVI. abhal- tcn, gut! die rechtschaffenen Leute aller Parteien haben nichts dagegen, vorausgesetzt, daß man ein königlich Ge­sinnter ist, wohl verstanden; denn wenn man aus Eigennutz niederkniet, bliebe man besser zu Hause. Ich sehe also von Ludwig XVI. ab. Aber für Pichegrü, Moreau, Cadondal, das -ist etwas anderes. Pichegrü wollte seine Armee dem Feinde überliefern,. Moreau hat sich gegen Frankreich ge­schlagen, und Georg Cadondal ist ein Mörder; drei Arten von ehrgeizigen Männern, welche nichts wollten als uns niederwersen und welche alle drei ihr Schicksal verdient ha­ben. Das ist meine Ansicht."

Ach, mein Gott!" ries die Mutter Gretel,was geht uns das an, wir gehen nicht ihretwegen hin, wir gehen hin um die Erlaubnis zu erhalten. Alles weitere ist mir höchst gleichgültig, und dem Joseph auch. Nicht wahr Joseph?"

Ick war in der größten Verlegenheit, denn was Herr Gulden soeben gesagt hatte, schien mir sehr richtig; als er dies bemerkte, sagte er:

Ich begreife die Liebe der jungen Leute, aber Mutter Gretel, man muß einn jungen Menschen nie durch solche Mittel verleiten, das zu opfern, was er für recht hält. Wenn Joseph nicht dieselben Gedanken über Pichegrü, Ca- doudal und Moreau hat, wie ich, so mag er immerhin mit der Prozession gehen, dann jst's rn der Ordnung; »io-

mals werde ich ihm einen Vorwurf darüber machen. Aber was mich betrifft, ich werde nicht gehen."

Und ich auch nicht," sagte ich darauf,ich denke wie Vater Gulden."

Ich sah, daß Tante.Gretel ärgerlich werden wollte, sie wurde ganz rot; sie beruhigte sich aber beinahe ebenso schnell und sagte:

Nun woht, Kathrine und ich, wir gehen, weil wir uns um diese altvaterischen Ideen nicht kümmern."

Vater Gulden mußte lächeln, als er ihren Zorn sah.

Ja," sagte er,jedermann ist frei, tut was euch gut dünkt."

Die Tante nahm ihren Korb auf und ging sort, und er gab mir lachend ein Zeichen, daß ich sie begleiten solle.

Ich zog rasch einen Rock an und holte sie au dsr Sttackenecke ein.

Höre, Joseph," sagte sie, indem sie zum Marktplatz ging,dieser Vater Gulden ist ein braver Mann, aber ein alter Narr. So lang ich ihn kenne, ist er niemals mit ettoas zufrieden gewesen. Er wagt nicht, es zu sagen, aber sein Gedanke ist immer die Republik, er denkt nur an seine Republik, wo jedermann Souverän war: Bettler, Kessel­flicker, Schuster, Juden und Christen. Fas ist dummes Zeug. Doch was soll man anfangen? Wenn er kein so braver Mann wäre, würde ich nicht viel Ungstände mit ihr» machen: aber man darf nicht vergessen, daß du ohne ihr» nie ein rechtes Gewerbe erlernt hättest, daß ec uns vie< Gutes erwiesen hat, und daß wir ihm Achtung schuldig sind. Deshalb bin ich so schnell jortgegangen, denn ich wäre in, Sranoc gewesen, meinem Aerger Luft zu machen."

Sie haben wohl daran getan," sagte ich,ich liebe Herrn Gulden wie einen Vater und Sie, als ob Sie meine leib­liche Mutter wären; nichts könnte mir mehr .Kummer be­reiten, als euch beide uneins zu sehen."

Wie sollte ich mich mit einem solchen Mann entzweien?" sagre Tante Gretel,eher spränge ich zum Fenster hinaus. Nein, nein. Mer man muh auch wicht auf alles hören, was er sagt, Joseph, denn ich behaupte, daß diese Prozession sehr gut für uns sein, daß der Herr Pfarrer gns die Er­laubnis verschaffen wird, und das ist .die Hauptsache. Ka­thrine und ich werden gehen und du, weit Herr Gulden da­heim bleibt, wirst auch zu Hause bleiben. Wer ich bin sicher, Laß drei Viertel der Stadl und der Umgegend kommen werden: sei's nun für Pickwgrü, für Moreau, Cadondal oder für wen sonst, du wirst sehen, daß cs sehr schön wird."

Jck glaub's," sagte ich. .

Damit waren wir am Deutschen Tor angeksmmen, ich wnarMte die Tante und ging ganz vergnügt »ach Haujr.