Tübingen, 3. Sept. Ter Täglichen Rundschau wird aus Rom gemeldet, daß die Uniitai Katholik« erkläre, rZ bestünde eine offizielle Kundgebung der Konsistorialkongre- galion, die die Kirchengeschichte des bekannten verstorbenen Tübinger Theologen Funk als Handbuch in den italienischen Seminaren verbiete.
Schwenningen, 2. Sevt. Heute fand zu Gunsten der liberalen Kandidatur im „Staatsbau" eine große öffentliche Wählerversammlung statt. Als Redner waren gewonnen: Reichstagsabg. Keinath-Stuttgart und Landtagsabg. Fischev- HeilLronn. Tiefer sprach über die Verantwortung der Liberalen im Rottweiler Wahlkampf, jener über liberale Aufgaben in Stadt und Land.
Söflingen, 3. Sept. Tie Sägerci und Holzhandlung Kurtz an der Blaubeurerstraße hat ihren Betrieb vollständig eingestellt und das gesamte Personal entlassen. Stetige Unterbilanz soll den Grund zu diesem Vorgehen bilden. Das hiesige Geschäft war eine Filiale der Firma, die ihren Sitz in Heilbronn hatte.
Nah und Fern.
Gefährliche Chokoladc.
In der Familie eines Karlsruher Zahntechnikers sind am vergangenen Mittwoch zehn Personen nach dem Genuß von Chokoladc- und Vanillencream unter Vergiftungserscheinungen erkrankt. Während neun bald wieder hergestellt waren, ist der 20jährige Sohn, der am Mittwoch nicht zu Hause war und deshalb erst am Donnerstag abend von dem Cream gegessen hatte, im städtischen Krankenhause gestorben.
Ein grauenhafter Mord.
Aus Essen wird berichtet: Tie Ehefrau eines Bergmannes in Bottrop hatte das Kind eines anderen Bergmannes mißhandelt. Darüber kam es zu einer Auseinandersetzung. Als die Frau in ihre Wohnung flüchtete,, folgte ihr der Vater des Kindes, tötete sie durch Revolverschüsse und zertrümmerte der Frau mit einem Hammer den Schade zu einer formlosen Masse. Ter Mörder wurde verhaftet.
DieWiege im Gefängnis — die Bahre im Zuchthaus.
Gefängnis und Zuchthaus sind Ausgangs- und Endpunkte des Lebens eines alten Verbrechers gewesen, der noch lange Jahre hinter Kerkcrmauern hätte zubringen müssen. Es handelt sich um den Arbeiter Rettberg, der vor kurzem im Zuchthause von Werden an Lungenschwindsucht gestorben ist. Tas Licht der Welt erblickte er in einem ^Gefängnis, in welchem seine ledige Mutter damals eine längere Strafe aHzubüßen hatte. Rettberg war ein über- Pls verwegener Einbrecher und hatte schon viele Strafen hinter sich. Er gehörte der berüchtigten Bande an, die man als Ennepetal-Räuber bezeichnete und die eine Zeitlang das ganze Bergische Land terrorisierte. Nach längeren Bemühungen gelang es der Polizei, die Aiitglieder der Bande zu überraschen und sie nach einem heftigen Kampfe bei dem auch Revolverschüsse gewechselt wurden, sestzunehmen. — Tas Gericht schickte die Verbrecher auf lange Fahre -ins Zuchthaus. Rettberg hatte die Höchststrafe von 15 Jahren Zuchthaus erhalten. Es war bei seinem Alter vor- auSzusehen, daß er die Strafe nicht verbüßen würde.
Aufdeckung einer Bluttat.
Dienstag früh gegen sieben Uhr wurde in Tegel auf dem Heiligenseestraßenbahnweg, etwa 900 Meter hinter dem Schloßbeziri, die Leiche einer Frau gefunden. Tie Tote, die zweifellos einem Mörder zum Opfer gefallen ist, weist schwere Kopfverletzungen aus. Tie Wunden rühren von einem scharfen Instrument her. Auf der Straße sind deutliche Schleisspuren zu sehen, die erkennen lassen, daß die Leiche von einem in der Nähe liegenden Holzhaufen, hinter dem der Mord offenbar ausgeführt worden ist, nach der Fundstelle geschafft worden. Von dem Täter fehlt jede Spur. Tie Getötete ist als die 39 Jahre qlte Nähterin Emma Schäfer ermittelt worden.
Im Laufe der Nacht zum Mittwoch ist cs gelungen, zweifellos festzustellen, wer der Mörder der Frau Schäfer in Tegel ist. Es handelt sich um den im Jahre 1861 geborenen Schneider Max Kirstein. Kirstein ist seit gestern flüchtig. Er ist wegen Betrugs, Heiratsschwindels^ und Fälschung wiederholt vorbestraft. Er hatte der Frau Schäfer die Ehe versprochen und ihr auf Grund dieses Versprechens Mehrere 100 Mark abgeschwindclt. Als die Frau merkte, wen sie vor sich hatte, drohte sie ihm mit einer Anzeige bei der Polizei. Diese Drohung hat Kirstein wahrscheinlich veranlaßt, den Mord zu begehen. Nach Verübung der Tat ist er in die Wohnung der Schäfer Fingedrungen und hat alle Kästen durchwühlt, aber nicht, um Geld zu finden, sondern um die ihn kompromittierenden Schriftstücke in die Hände zu bekommen. Die Briefschaften waren jedoch so gut unter Wäschestücke versteckt, daß es chm nicht gelungen ist, die Dokumente, die die Polizei in die Hände bekommen hat, in seinen Besitz zu bringen.
Pariser Telefonistinnen unter Anklage des Amtsvergehens.
Fünf Telefonistinnen des Pariser Telefonamtes sollen wegen schwerer Amtsvergehen disziplinarisch bestraft und entlassen werden. Seit mehreren Jahren schon standen sie im Dienste eines Getreidemaklers. Seine Verbindungen wurden von ihnen stets als dringend behandelt, während die von ihm angegebenen Konkurrenten während der kritischen Börsen stunde niemals Telefonverbindungen erhielten. Für ihn wurden die Leitungen stets freigehalten. Schließlich belauschten sie auf einen Anruf des Maklers hin gewisse von der Getreidebörse ausgehende Gespräche seiner Konkurrenten, sodaß er über deren Pläne und Beschlüsse stets auf dem lausenden war. Sie erhielten dafür allmonatlich eine größere Summe, außerdem für besondere Leistungen namhafte Geschenke. Ter Betrug konnte jahrelang stattfinden, ehe es den Behörden auf zahlreiche Beschwerden hin durch eine Untersuchung gelang, die Verfehlungen festzustellen.
Die Verhaftung der Perlendiebe.
Ter Londoner Kriminalpolizei ist es gelungen, vier Verbrecher sestzunehmen, die an dem Diebstahl des mehrfach erwähnten wertvollen Perlenhalsbands beteiligt sind. Tie Festnahme erfolgte auf die Angabe einer in den Kreisen der Juwelenhändler bekannten Frau. Tie englische Polizei war von vornherein davon überzeugt, daß die Verbrecher nur Spezialisten derartiger Diebstähle sein konnten und mit den Gewohnheiten des Londoner Juwelen- und Goldwarenviertels Hutton Garden vertraut waren. Nachdem gewisse Personen als mutmaßliche Diebe festgestellt worden waren, gaben sich mehrere Geheimpolizisten als reiche Amerikaner aus, die Perlen zu kaufen wünschten. Tie Täter waren fange mißtrauisch und gingen erst nach mehreren Wochen »n die Falle. Dieser Tage sollte vor der .Station Brrtish Museum der Untergrundbahn eine Zusammenkunft stattfinden, bei der die Diebe eine große Anzahl Perlen vorlegen wollten. Dabei wurden sie verhaftet. Die Polizei erklärte, w den Taschen der Verhafteten die schönsten Perlen des Kolliers beschlagnahmt zu haben. Ob es jemals gelingen wich, alle Perlen wiederzuerhaltent, erscheint ungewiß, da
einzelne von ihnen wahrscheinlich schon verkauft sind oder von Hehlern versteckt gehalten werden. Bon den 4 Verhafteten sind Lockett und Gricard Engländer, während Silbermann und Gutwich österreichisch« Staatsangehörigkeit besitzen.
Fürst und Abenteuerin,
Ans dem Polizeiamt in Venedig erschien gestern der junge Fürst Urussow aus Moskau und erzählte, daß ihm von einer Abenteuerin, die er in Wien kennen gelemt habe, wahrend der Fahrt Wien-Venedig ein Ring im Werte von 120000 Francs, eine goldene Uhr und andere Schmuck- fachen gestohlen worden seien. Tie Dame habe ihm unterwegs Likör zu trinken gegeben, worauf er in einen tiefen Schlaf gefallen sei. Ter Ring war seinem Großvater vom Kaiser von Rußland geschenkt worden.
Einsturz einer Mietskaserne.
Aus London wird vom 3. September berichtet: Eine von 13 Familien bewohnte Mietskaserne in der Birkenstreet in Dublin stürzte gestern abend 10 Uhr mit gewaltigem Krachen ein. Das Wimmern und die Hilferufe der Verschütteten riesen bald Neugierige und Rettungsmannschaften herbei. Da die Trümmer nachgaben, konnte nur mit äußerster Vorsicht vorgegangen werden. Um 11 slihr waren 2 Personen unversehrt geborgen. Bis heute Morgen hat man weitere 7 Personen hervorziehen können, die jedoch teils tot waren, teils auf dem Transport ins Krankenhaus starben. Unter den Trümmern liegen noch 53 Personen Da Wimmern und Klagerufe darauf schließen lassen, daß sich noch mehrere der Verschütteten am Leben befinden, wird das Rettungswerk mit Unterstützung von Militär fieberhaft fortgesetzt.
Auch die beiden der in Dublin eingestürzten Mietskaserne benachbarten Häuser haben nachgegeben und sind zum Teil ziifammcngebrochen, jedoch vorher auf Veranlassung der Polizei geräumt worden, sodaß hierbei Menschenleben nicht zu beklagen sind. Das gestern Abend eingestürzte Haus war von der Polizei bereits als baufällig bezeichnet worden und sollte in den nächsten Tagen geräumt werden. — Heute Vormittag ist es gelungen, eine weitere Leiche aus den Trümmern hervorzuziehen. Äußer den 13 im Hause wohnenden Familien sind mehrere zu Besuch weilende Personen mit üms Leben gekommen. Auch drei vor dem Hause spielende Kinder wurden verschüttet. Ein dreizchnjäMiger, aus einem Hoffenster schauender Knabe ist nnt seinem im Bett liegenden Bruder merkwürdigerweise unverletzt geblieben, während der gleichfalls im Zimmer weilende Vater der Knaben erschlagen wurde.
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Kleine Nachrichten.
Auf dem Münchner Waldfried.hof wurde ein Mann beobachtet, der ein Paket an der Kirchhofsmauer vergrub und dann auf einem Rade davonfuhr. Eine Lehrerin, die den Vorfall beobachtet hatte, grub mit einer Schaufel eine Kassette aus, die 2000 Mark enthielt. Ein im Münchener Lustspielhaus beschäftigter Schlosser hatte das Geld bei einem Einbruch gestohlen und auf dem Friedhof vergraben. ^ ,
In Gastolzhofen bei Ried in Bayern brach ein Balkon, aus dem sechs Frauen standen, die sich zum Sommeraufenthalt dort befanden, zusammen. Tie Frauen wurden mit in die Tiefe gerissen. Drei von ihnen blieben tot, zwei wurden schwer, eine leicht verletzt.
Nachts schlug der Blitz in die Minoritenkirche, eine der schönsten Baudenkmäler Wiens, ein. Da die Feuerwehr infolge der durch das Gewitter hervorgerufenen Unbrauchbarkeit des Telefons nicht alarmiert werden konnte, brannte der ganze Tachstuhl nieder. Tas Innere der Kirche blieb unbeschädigt.
Ein italienischer Gemeindearbeiter in Neumarkt im Etschtale wollte eine Laterne wieder anzünden, die der Gewittersturm ausgelöscht hatte, und kletterte auf einen Laternenpfahl. In diesem Augenblick fuhr ein Blitzstrahl herab und schleuderte die Laterne samt dem Manne in einen Bach. Ter Unglückliche wurde getötet.
Räuber überfielen das Postamt in Alatemnäs bei Helsingfors, töteten die Verwalterin und ihre 16jährige Nichte nick entkamen mit der Kasse.
Ter Regimentsadjutant eines in Barcelona stehenden Infanterieregiments erschoß einen Hauptmann und beging darauf Selbstmord. Ter Hauptmann soll die Braut des Offiziers verführt haben.
Spiel und Sport und ^uftschiffahrt.
Ein Riesen-Aeroplan.
Berlin, 3. Sept. Ter russische Ingenieur Sfi- korsky hat ein Riesenflugzeug konstruiert, das jetzt in den Besitz der russischen Regierung übergegangen ist. Der Riesenapparat wiegt 2700 Kilogramm und hat das Aussehen eines gewöhnlichen Doppeldeckers von 120 Quadratmeter Tragfläche, eine Flügelspannweite von 28 Metern und eine Länge von 20 Metern. Das Flugzeug, an dem besonders die an Stelle des gewohnten Führersitzes eingebaute Kabine mit Glasfcnstern nach allen Seiten auffällt, ist mit vier Motoren zu 100 Pferdestärken ausgerüstet, die zusammen oder getrennt geschäftet werden können. Den vier Motoren entsprechen auch vier Propeller. Das sehr starke Fahrgestell ist auf acht Rädern montiert. Tie durchschnittliche Reisegeschwindigkeit (mit sieben Passagieren) ist bei den Probefahrten mit 85 Stundenkilometern ermittelt worden.
Absturz des Fliegers Olivier,
Paris, 3. Sept. Ter Flieger Louis Olivier, der als bulgarischer Militärflieger am Balkankriege teilgenom- mcn hat, ist bei einem Nachtfluge in Melun abgestürzt. Olivier führte seit mehreren Tagen allabendlich im Aufträge eines Unternehmers Passagierflüge in einem mit bunten Glühlampen erleuchteten Eindecker aus. Als er gestern abend mit dem Kaufmann Le Lyf einen Flug ausführte, wurde er, als er landen wollte, wahrscheinlich geblendet und verlor die Gewalt über seine Maschine. Tiefe stürzte zu Boden. Le Lyf wurde tot unter den Trümmern hrrvor- aezoge», Olivier mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus geschafft.
Köl«, 3. Sept. Tas Militärluftschiff „Z. 2" hat in der letzten Nacht einen Aufstieg unternommen. Als es heute früh gegen 6 Uhr nach der Halle zurückkehrte und niedergehen wollte, war der Nebel so stark, daß die Orientierung über die Entfernung von der Erde erschwert wurde. Durch Zurufen eines Unteroffiziers, der sich bei der Halle aufhielt, ist es dem Führer des Luftschiffs noch im letzten Augenblick gelungen, das Höhensteuer zu ziehen und so einem Unglück zu entgehen. Tie eine Gondel schlug auf das Dach der Häkle auf. Dann erhob sich das Schiff zu
einer neuen Fahrt, von der es erst am Mittag zurück, kehrte und glatt landete.
Stratzbnrg, 3. Sept. Ter Fliegerunterosfizier Kahl, der gestern bei einem Probeflug in Mülhausen abstürzte, ist seinen Verletzungen erlegen.
Gerichtssaal.
Ncgensburg, 3. Sept. Nach zweitägiger Verhandlung wurde heute der Pfarrer Münsterer von Pondorf wegen Unterschlagungen in Höhe von 200000 Mark zn 4 Jahren Gefängnis und zwei Jahren Ehrverlust verurteilt. Münsterer erfreute sich in der Landbevölkerung der größten Hochachtung und genoß unbeschränktes Vertrauen. Nach Verübung der Unterschlagungen, die er als Vorstandsmitglied eines Darlehensvereins beging, hatte er sich 'als Abenteurer in Amerika, Spanien und Frankreich Herumgetrieben, von wo er nach Deutschland ausgeliesert wurde.
Erfurt, 3. Sept. Das Oberkriegsgericht des 11. Armeekorps begann heute vormittag mit der Verhandlung gegen 5 Reservisten und Landwehrleute die gegen das vielbesprochene Urteil des Erfurter Kriegsgerichtes vom 27. Juni d. Js. Berufting eingelegt hatten. Ter Angeklagte Moritz See berichtet zunächst über den Vorgang, der ihm, da er stark angetrunken gewesen sei, nur noch wenig im Gedächtnis sei. Auch die übrigen Angeklagten sagen aus, daß sie stark betrunken gewesen seien, und bestreiten, sich im Sinne der Anklage schuldig gemacht zu haben. Der Gemeindevorsteher von Wolkramshausen stellt den Angeklagten ein gutes Zeugnis aus.
Hände! und Volkswirtschaft.
Frucht und Futter.
(Die Preise verstehen sich per Doppelzentner).
Lrarlsyetm: Heu 3.40—3.80 M, Oehmd 3.60—4.40 M.. Stroh 4M.
Blberach: Haber 18 M.
Ebtagen: Haber 16.80—17.30 M, Kernen 19.40—20.40 M.
Giengen: Stroh 2—2.40 M, Heu S.40—6 M, Klee 7 M.
NördNn gen: Kernen 20.80 M, Weizen 21.40 M, Roggen 17.40 M. -Haber 19.20 M.
Ravensburg: Weizen 18—19.30 M, Roggen 14.20 M. Haber 17.60—18.90 M.
Rentlinaen: Dinkel 13—IS M, Gerste 17.40—18.20 M, Haber 16—17.60 M.
Straubing: Weizen 20—22.40 M, Roggen 15—16 M, Gerste 14—16 M.Alt-Hafer 15.60—16 M.
Mengen: Gerste 15.20 M, Haber 17.60 M.
Rvttwer?: Haber 16.60—22 M.
Ulm: Weizen 20—20.20 M, Haber 17.40—18 M.
Würz bürg: Heu 4.60—5.20 M, Stroh 4.40-4.80 M.
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Hopfen.
Wie es draußen aus sieht.
In Württemberg sind in der Rottenburger Gegend die Dolden nahezu ausgcreift und versprechen eine der Beschaffenheit 'nach sthr gute Ware, wenn auch bezüglich des Mengeausfalls die Erivartnngen nicht zyanz erfüllt werden. In den badl'schen Bezirken wird der Ausfall nicht einmal an eine halbe Ernte heranreichen. Auch die Beschaffenheit der Ware wird zum Teil bemängelt. In der Schwetzinger Gegend, sowie im Walldorfer und Druchsaler Bezirk '.sind schon ansehnliche Mengen Frühhopfen geerntet. In der Rheinpfalz ist der Behang durchwea schwach, so daß dort der Ertrag zwischen einer Drittel- und Biertelernte schwanken dürfte. Ein ähnliches Crgeb,nis wird auch im Elsaß zu erwarten sein, wo sich übrigens manch 'zurückgebliebene Anlage infolge der günstigeren Witterungsverhältnisse noch etwas erholen konnte. Auch in den böhm ltzchen Bezirken hat die wärmere Witterung günstigen Einfluß auf die Hopfenpflanzungen ausgeübt. Die Pflücke der frühen Sorten ist auch hier in Gang gekommen. Im Einkauf von 1913er Hopfen kdnnte sich bisher noch wenig Leben entwickeln. Im Aichgrund fanden kleinere Posten zu 170—175 M der Zentner Absatz. Im Spalter Bezlri begann der Einkauf zu Preisen von etwa 200 M. Aehnliche Preise bezahlte man auch in Hagenau (Elsaß). In Wuritemberg wurden in diesen Tagen Abschlüsse in 1S13er besserer Ware zu 158—160 M und in geringerer zu 140—145 M getätigt. 'Das Geschäft in alten Hopfen lag im großen und ganzen ruhig. Am bayrischen Markt gelangten vereinzelt kleinere Posten alter Hopfen in der Preislage von 120—145 M zum Verkauf. Die Großverbraucher waren im Einkauf fast durchweg zurückhaltend, weil sie noch über größere Mengen Ware verfügen und abwarten wollen, wie sich die Verhältnisse im Geschäft mit neuer Ware weiter entwickeln.
Nürnberger Hopfenpreis zette! der letzten Woche.
In neuer Ware wurden während der letzten 3 Tage 230 Ballen zugefahren und 120 Ballen umgesetzt, wobei je nach Beschaffenheit 140—165 M erzielt wurden. Heute kamen die ersten 6 Ballen mittelfränkische Landhopfen zu Markt, wovon 3 Ballen, die in Beschaffenheit befriedigten, zu 130—140 M Wsatz fanden. Von 1912ern wurden 10 Ballen zugefahren und 30 Ballen zu 100—140 M verkauft.
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Dom oberen Gäu: An die Getreideernte, die jetzt m vollem Gange ist, wird sich sofort die Hopfenernte anschließen. Dieselbe dürfte in 8—10 Tagen beginnen. Der Stand der Hopfenanlagen ist ein sehr verschiedener, so ungleich wie noch nie. Ma,n trifst in ein und demselben Orte prächtige Bestände neben ganz schlechten Gärten, man wkrd darum von Glücksernten sprechen dürfen. Das gute Wetter kommt den Dolden noch sehr zugute. Dieselben sind im allgemeinen dieses Jahr etwas klemer, jedoch fest, schön geformt und gehaltreich. Die Quantität dürfte Zurückschlagen.
Wiesen st etren, Dettensee bei Horb: Eine Freude ist es, durch unsere Hopfenanlagen zu wandern. Gesund und unge- zieferfrei überragen die meisten Pflanzen Stangen und Drähte und sind über und über mit den prächtigsten Dolden behängen, die schon von ferne dem Beobachter entgegenlachen. Während Wiesenstetten voriges Jahr über 300 Ztr. im Preis von 85—90 Mart'erntete, dürfte hcuer bei einer 3/^ bis Bollernte die Zentnerzahl sich erhöhen und die Preise nicht viel von 200 M abstehen.
Tettnang: Es konnten in letzter Zeit nur wenig Hopfen gekauft werden, da der Handel nicht mehr über 140 M per Zentner «nleaen will und die Mehrzahl der Produzenten zu diesen Preisen nicht abgibt.
Schwetzingen: Am 1. September begann die allgemeine Hopsenpflücke Die Qualität verspricht eine gute zu werden, die Quantität läßt aber gegen voriges Jahr sehr zu wünschen übrig.
Rottenbnrg: Einen Beweis, wie sehr der Hopfen Heuer zurückschlägt, liefert auch das Produkt der hiesigen Frühhopfenproduzenten: so erntete Stadtrat Ferdinand Edelmann von 1057 Stöcken zirka 2 Zentner: bei Ochsenwirt Stier ergaben 28 Büscheln 12 Simri. Trotzdem glauben Handelskreise, daß die erhofften hohen Preise ausbleiben. Man wird bald sehen, welche Meinung die richtige ist.