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mkt Erzähler vom Schwarzwald.
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Amtsblatt für die Ltadt lVildbad.
Verkündigungsblatt
der Ägl. Forstämter wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison «it
amtl. Fremdenliste.
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Nr. LVS.
Mittwoch, den 3. September 1813
3«. Jahrg.
Die Kirche des Satans.
-Jena.
Non Tr. I. C. Schwabe
Es ist Noch gar nicht lange her, daß Dr. Julius B a ch e m in seinen „Erinnerungen eines alten Publizisten und Politikers" die „Taxiliade", die sich Ende der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts abspielte, als eine große Unbesonnenheit und Maßlosigkeit von Leuten hin- stellte, die durch „Mangel an Wirklichkeitssinn", durch ,Hang zu Uebertreibungen" und eine „gewisse Neigung zu Schwarmgeisterei" die große Blamage der römischen Klerisei herbeigesührt hätten. Wenn man die Ausführungen Dr. Bachems las, so konnte man fast annehmen, daß die Lehren des Taxilschwindels an den führenden Geistern der ultramontanen Weltanschauung doch nicht ganz spurlos vorübergegangen wären.
Daß stiem nicht so ist, bewies die Rede, welche der Bischof'Kopp es von Luxemburg in der zweiten öffentlichen deutschen Generalversammlung auf dem 60. Katholikentag in Metz wider die Freimaurerei gehalten hat. Tiefe Rede leistete sich ein erkleckliches Maß nicht an Uebertreibung und Maßlosigkeit, sondern an Beleidigungen und Verleumdungen, und man wird sie stets als einen schl a gendenBeweis fürden ge isti- gen Tiefstand des I ubiläumskatholiken- iags zu Metz änführen können. Wenn ein führender Mann der katholischen Kirche es heute noch wagen kann, von der „unheimlichen Macht der Loge" Zu sprechen, wenn er die Freimaurerei die „Kirche des Satans" nennt und mit kühner Stimme behauptet, „das Gesetz der Freimaurerei sei die L u g c, ihr Gott Dämon, ihr Kultus das Schändlichste, was man sich den ken kann", trenn er sich sticht schämt, zu behaupten, „dieFreimau -- rerei versuche alles, Um die Jugend durch schlechte Lehren zu verderben", so beweist das Nicht nur eine wirklich' bemitleidenswerte Unwissenheit des betreffenden Redners, sondern es läßt ausch auf Unbelehr- barkeit und' bösen Willen schließen. Dieser Bischof hat mit seinen Ausführungen der Freimaurerei nicht geschadet, aber er hat durch diese Verleumdungen sich selbst' und das Amt, das er verkörpert, bedenklich! herabgewürdigt.
Allerdings kann Beschvf Koppes sich darauf stützen, daß seine Rede wiederholt durch! Beifall Unterbrochen und Mit jubelnder Zustirstmnng belohnt wurde, ja, daß der Vorsitzende der Versammlung, Rechtsanwalt Stadtrat Trunk-Karssruhe, die Auslassungen des Bischofs mit einem dreifachen Hoch beantwortete und damit bestätigte,
daß die Versammlung sich mit der Rede des Bischofs einverstanden erklärte. Wer die Geschichte der Taxiliade, . zu der Dr. Bachem vor kurzem einen ganz interessanten Beitrag geliefert hat, kennt, wird sich über die Zustimmung der Versammlung und ihres Vorsitzenden nicht wundern. Unter dem Einfluß der Massensuggestion haben ja vor 20 Jahren Bischöfe und'Erzbischöfe und allerhöchste kirchliche Würdenträger an den Teufel Bitru und die schwarze Messe der Freimaurer geglaubt und die Betrüger Taxil, Dr. Hacks und Margiotta mit päpstlichen Orden und wiederholten Segenspenden ausgezeichnet. Warum sollte da nicht ein Häuflein deutscher Katholiken in Metz in Ekstase geraten, wenn der Bischof von Luxemburg die Freimaurerer die „Kirche des Satans" nennt.
Es ist auch ein billiges Vergnügen, „die Freimaurerei" zu beleidigen und zu verleumden. Gewöhnlich antwortet die Freimaurerer aus derartige Angriffe nicht, denn sie weist, was von solchen Brandreden zu halten ist. Mit einem Bischof Koppes wird sie sich jedenfalls nicht in eine Diskussion über die Bedeutung der Freimaurerei einlassen. Sehr interessant ist es, daß die „Kölnische Bolkszeitung" in ihrem Bericht über die zweite Generalversammlung die Beleidigungen des' 'Luxemburger Bischofs gegen die Freimaurerei unterdrückt hat! Anscheinend war es ihr doch zu stark, derartige Verleumdungen gegen eine Verbindung abdrucken zu sollen, der heute noch regierende Fürsten, auch deutsche, angehören, und die Kaiser Wilhelm I. und Kaiser Friedrich III. zu ihren begeisterten Jüngern zählte. Bon diesem Gesichtspunkte ans gewinnt die Haltung der zweiten Generalversammlung des Metzer Katholikentages zu der Rede des Bischofs Koppes und das Hoch' des Rechtsanwalts Trunk ein ganz eigentümliches'Gesicht. Es scheint, daß inan sich der Verantwortung, die man durch derartige Demonstrationen auf sich nimmt, nicht bewußt ist,' aber ein Bischof braucht nur ziu xeden, dann gerät ein ganzer Katholikentag in Ekstase. 'Kritik und Ueberlegung sind ans solchen Versammlungen ja ausgeschaltet.
Wan denke sich, welcher Lärm entstünde, wenn sich in einem Buche, das "ein freimaurerisches Thema behandelt, absprecheude Urteile — ich sage absichtlich nicht Beleidigungen und Verleumdungen! — über Einrichtungen der katholischen Kirche finden würden oder wenn auf einer Freimaurerversammlung ein katholisches Dogma beleidigt würde! Die ganze ultramontane Presse, von der „Kölnischen Bolkszeitung" bis zum „Memminger Volksblatt", würden in Wut geraten und über die Freimaurerei herfallen. Täß aber ein Bischof
verleumderische Beleidigungen über die Freimaurerei in
die Welt setzt, das finden die Vertreter dieser Wettanschauung so schön und richtig, daß sie in ein dreifaches Hoch ansbre-bcn. Das spricht Bände.
Oberschwäbischer Parteitag der Fortschrittlichen Bolkspartei.
8k. Geislingen, 31. August.
Unter der Teilnahme von einer ungewöhnlich starken Anzahl von Delegierten fand heute der oberschwäbische Parteitag der Fortschrittlichen Volkspartei in der festlich geschmückten Stadt Geislingen statt. Erfreulicherweise hatten sich auch verschiedene Abgeordnete eingefundcn: Hähnle-Ulm, Nägele-Tübingen, Fischer-Heilbronn, Löch- ner-Stultgart. In der geschlossenen Mitgliederversammlung am Vormittag im Löwensaal begrüßte der Burschende des gaslgebendcn Vereins Geislingen Stadtrat Kübler die Anwesenden, worauf Rechtsanwalt Leopold, der Vorsitzende des Vororts Ravensburg, zur Leitung der Tagung berufen wurde. >Er erstattete einen eingehenden Geschäftsbericht, wobei er der Arbeit des Vororts in Oberschwaben gedächte, und an den Tod des Mg. Reihling-Bcrnloch erinnerte, zu dessen Ehre die Anwesenden sich von den Sitzen erhoben. I ehle-Ravensburg gab den Kassenbericht, woran sich die Diskussion anknüpfte. Parteisekretär Staudenmayer -Stuttgart behandelte in längeren Ausführungen die politische Lage in den einzelnen oberschwäbischen Oberamtsbezirken und die künftige dortige Arbeit der Volkspartei (Agitation, Organisation und Presse). Als Vorort des nächsten Jahres wurde Ravensburg beibehalten. Bei dem gemeinsamen, sich anschließenden Mittagessen hielt Stadtrat Kübler wiederum die Begrüßungsansprache. Mg. Nägele erzählte persönliche Erinnerungen an die Feststädt, auf die er ein Hoch änSbrackte. Unter dem Vorantritt der Stadtkapelle marschierte hierauf nach dem Essen ein stattlicher Zug durch die mit Fahnen geschmückten Straßen zur malerischen Wilhelmshöhe, wo die
öffentliche Volksversammlung abgehalten wurde. Najch einer Begrüßung durch Herrn Kübler ergriff zunächst Landtagsabg. Löchner-Stuttgart das Wort, um über den Landtag zu berichten. Bei der Besprechung der noch zu'erledigenden Fragen hob Löch- ner als die wichtigsten die Schaffung des Neckarkanals und die Regelung der Donauversicker-
Der Kampf zwischen Freiheit und Despotismus wurde nicht für eine einzelne Generation, nicht für ein einzelnes Land gesichten. Macaulay, „Essais".
Ein Rekrut von Anno 13.
Von Erckmann Chatrian.
Autorisierte Uebersetzung von Ludwig Pfau.
^Nachdruck verboten.!
Kathrine wich nicht von meiner Seite; sie hatte sich neben mich gesetzt, und wir hielten einander fest umschlungen.
„Tu wirst wiederkommen," sagte sie, mich fest an's -Nttz drückend.
. «Ja, ja," erwiderte ich ganz leise; „und du, nicht Vahr, du gedenkst stets meiner, du versprichst mir, keinen andern zu lieben?"
„O nein", sagte sie schluchzend, „nie werde ich einen andern lieben als dich."
. Ko währte es etwa eine Viertelstunde, als plötzlich VMPtnrann Vidal, den gerollten Mantel wie ein Jagdhorn am die Schultern geschlungen, eintrat.
„Nun," lneinte er, „wie steht's mit uns, junger Mann?" „Er ist bereit," erwiderte Herr Gulden.
„O ja," sagte der Hauptmann, „sie sind im besten zu verzweifeln. Ich erinnere mich auch dessen von 'uh« her. — Jeder läßt etwas Liebes im Lande zurück."
Tann ries er mir laut zü:
„Mut, junger Mann, Kops in die Höhe; wir sind keine mnder mehr, beim Teufel."
Als er aber Kathrine aufmerksam betrachtete, sagte er doch leise zu Herrn Gulden:
„Nun, ich begreife schon, daß er picht gerne mitgeht." stgk. schlug der Tambour, und der Hauptmann
»Wir haben jetzt noch zwanzig Minuten Zeit."
Und mit ein'em scharfen Mick auf mich fügte er hinzu:
«Taß du mir nicht beim ersten Verlese fehlst!"
2-ann drückte er Herrn Gulden die Hand und ging Ma^; man hört« vor dek Türe sein Pferd scharren. Traurig verstoß uns die 'übrige Zeit, als plötzlich alle
Tambours zumal auf dem Markte trommelten. Herr Gulden ergriff meinen Tornister an den Tragriemen und sagte mit ernster Stimme:
„Jetzt nimm Abschied, Joseph — es ist Zeit!"
Darauf hing er mir den Tornister über die Schultern; er wollt: mich noch trösten, als ihn plötzlich die Wehmut übermannte und er in Tränen ausbrach.
Kathrine saß in stummem Schmerze da, das Gesicht in ihr Taschentuch begraben.
Tante Gretel, welche sich ebenfalls gesetzt hatte, sah mich stumm an; ich beugte mich zu ihr hinab, sie faßte meinen Kbps mit beiden Händen und rief, indem sie mich mit Küssen bedeckte:
„Ich habe dich immer gerne gehabt, Joseph, von deiner Kindheit an; du hast uns immer nur Freude gemacht, und jetzt mußt du fort, — Gott, welch ein Jammer!"
Mir waren die Tränen versiegt.
Als Tante Gretel mich losließt, sah ich mich nach Kathrine um, welche sich nicht rührte. Ta sie den Kopf gesenkt hielt, küßte ich sie auf den Nacken, aber sie blieb regungslos. Als ich aber, unfähig, die Szene länger zu ertragen^ eben zur Türe hinaustreten wollte, schrie sie mit markerschütternder Stimme:
„Joseph, Joseph!"
Ich wandte mich um, und wir lagen einander einige Augenblicke weinend in den Armen; da brachen Kathrinen die Knie, ich legte sie sanft in den Lehnstuhl und eilte, ° ohne mich umzusehen, hinaus.
Ans demHlatze weckte mich erneuter Trommelwirbel und als ich mich umsah, fand ich mich zwischen Klipfel und Fürst; ihre Ettern standen dabei und weinten wie bei einem Begräbnis.
Vor dem Rathause hielt der Hauptmann ans seiner kleinen grauen Stute und schwatzte mit zwei Infanterie- Offizieren. Tie Unteroffiziere verlasen die Namen der Rekruten. Als alle geantwortet hatten, kommandierte der Hauptmann: „Vorwärts Marsch!" und wir marschierten zwei und zivei dxm französischen Tore zu.
An der Ecke beim Bäcker Spitz, am Fenster des ersten Stocks stand eine alte Frau und schrie mit verzweiflungsvoller Stimme:
„Kaspar! Kaspar!"
Es war die Großmutter des Zebedäus. Dieser streckte
die Hand in die Höhe ohne zu antworten; auch er wrr sehr niedergeschlagen und ließ den Kopf hängen.
Mit Zittern gedachte ich des Augenblicks, wo wir vor unserem Hause vorbeiziehen würden. Als wir dort anlangtcn, konnte ich mich kaum ans den Beinen halten. Wohl hörte ich jemand aus dem Fenster rufen, aber ich drehte den Kopf nach dem „Roten Ochsen"; und der Trommellärm übertönte alles übrige.
Tie Kinder liefen hinter uns her und riefen:
„Sie marschieren ab.' — Sieh', da ist Klipfel und dort Joseph!"
Unter dem französischen Tor stand die ganze Wacht- mannschast in Reih und Mied mit geschultertem Gewehr und sahen uns vorbeidesilieren. Nachdem wir die Festungswerke passiert hatten, schwiegen die Trommeln und wir wendeten uns rechts. Man hörte nichts mehr als das Geräusch der Schritte im Kot, denn es taute.
Wir hatten bereits Pas Gehöft Gerberhoff hinter uns und waren im Begriff, den Abhang hinab zur großen Brücke zu marschieren, als ich jemand nach mir fragen hörte; es war der Hauptmann, der mir vpm Pferde herab zurief:
„Recht so, junger.Mann, ich bin mit Euch zufrieden!"
Wie ich das Hütte, kamen mir die Tränen aufs neue, und dem großen Fürst gleichfalls; wir weinten im Marschieren, die andern, bleich wie der Tod, sagten kein Wort. Auf der Brücke holte Zebedäus seine Pfeife hervor. Tie Italiener vor uns plauderten und lachten; sie hatten sich seit drei Wochen an dieses Leben gewöhnt.
Als wir oben ans der Mettinger Steige, wohl eine Meile weit von Pfalzburg, angekommen waren, und eben die andere Seite hinab wollten, rührte mich Klipsel an die Schulter und sagte, indem er den Kopf umdrehte:
„Ta sieh' hinab!"
Ich blickte zurück und sah Pfalzburg weit, weit unter uns, die Kasernen, die Pulvettürme, den Kirchturm, von welchem aus ich vor sechs Wochen nach Kathrinens Hause hinausgeschaut hatte; alles das in grauem Lichte, umgeben von schwarzen Wäldern. Ich hätte gerne einige Augenblicke Halt gemacht, allein es ging unaufhaltsam Wetter, ich mußta folgen. Wir stiegen nach Mettingen hinab.
.(Fortsetzung folgt.) .