UMich ist Mexiko heute in, einer schlimmeren Verfassung M je zuvor. Das will viel heißen, wenn man bedenkt, daß rs seit der Erkämpfnng seiner Unabhängigkeit nicht weniger als 40 Revolutionen durchzumachen hatte. Revolutionen sind hei den lateinischen Staaten Amerikas bekanntlich nichts Außergewöhnliches. Auch in Mexiko hatte noch jeder Präsi­dent mit anderen Prätendenten um seine Herrschaft zu kämp­fen gehabt, bis es dem soldatischen Genie Porfirio Tiaz, der jn den 80er Jahren zur Herrschaft kam, gelang, sich mehr als ein Vierteljahrhundert in dem Präsidentenamt zu hal­ten, das sich von einem absolutistischen Königtum aller­dings nur dem Namen nach unterschied. Unter seiner Herr­schaft nahm das Land einen gewaltigen Aufschwung, der zum größten Teil dadurch ermöglicht wurde, daß Tiaz die Erschließung der natürlichen Hilfsquellen Mexikos durch aus­ländisches Kapital begünstigte, das von Jahr zu Jahr in größerem Umfange hereinströmte.

Als der achtzigjährige Präsident im Jahre 19lO an Men jüngeren Nachfolger denken mußte, begann wieder das alte Revolutionsspiel der verschiedenen Prätendenten. Als Neger ging im Jahre 1911 Madero aus dem Streit her­vor. Aber ein Kind der Revolution, unterlag er einer Schilderhebung des jüngeren Felix Tiaz, der sich aus dem Gefängnis heraus mit General Huerta in Verbindung setzte, mit diesem zusammen Madero stürzte und ihn nebst dem Vizepräsidenten Suarez töten ließ. Huerta ist seit dieser Zeitprovisorischer Präsident" bis zu der für den Oktober vorgesehenen ordentlichen Präsidentschaftswahl. Ob­wohl Huerta nun durch ein wahres Schreckensregiment seine .Gegner unschädlich zu machen sucht, ist seine Stellung keines­wegs gesichert, und es ist noch völlig ungewiß, ob er im Herbst als Präsidentschaftskandidat überhaupt austreten wirs. Die Hauptschwierigkeit seiner Herrschaft ist der chronische Geldmangel in der Staatskasse. Tie Einkünfte aus Zöl­len und anderen Quellen reichen gegenwärtig nicht aus, die laufenden Ausgaben zu decken. Nun wäre.tzs Huerta ein leichtes, sich Geld durch eine auswärtige Anleihe zu schassen, wenn er von den Vereinigten Staaten als Präsident anerkannt wäre. Das Verbrechen, durch das er an die Spitze der Regierung kam, war aber so schandbar, daß es die Entrüstung der ganzen zivilisierten Welt, einschließlich Amerika, hervorgerufen hat.

Sicher ist, daß die Amerikaner die jetzige kritische Lage Mexikos ausnutzen werden, um sich verschiedene reiche Wirt­schaftsgebiete im Norden und vor allem die Eisenbahn des Isthmus von Tehuantepec, die dem Panamakanal Konkurrenz wachen könnte, zu sichern. Es ist zu erwarten, daß sich die amerikanisch« Regierung bald zum Einschreiten entschließen Wird denn die materiellen Interessen, die Amerika zu schü­tzen hat, sind so gewaltig, daß es auch den Vorwurf, die Notlage eines hilflosen Nachbarn auszunutzen, in den Kauf nehmen kann.

Inseln gegen Kriegsschiffe. Tie Preßzentrale meldet aus Rom: Ministerpräsident Giolitti ist plötzlich von seinem Sommeraufenthalt nach Rom znrückgekehrt. Man bringt diese Reise mit einem Gerücht in Zusammenhang, wo­nach die Verhandlungen zwischen der Türkei und Ita­lien über die Inseln jm Aegäischem Meere zu kiuem seltsamen Abschluß gekommen wären. Da die Türkei unbedingt schnellstens ihre Flotte wieder in Stand fetzen muß, so soll sie der italienischen Regierung vorgeschla­gen haben, ihr eine Anzahl Kriegsschiffe für die Abtretung der Inseln zu überlassen. Dieser Vorschlag soll in Rom xine günstige Aufnahme gefunden haben. So soll z. B- die Insel Rhodos bjer italienischen Regierung sofort für die Lieferung von 2 Kreuzern abgetreten werden. Tiefes Ge­rücht bringt man Mit dem Umstande zusammen, daß auf den staatlichen Wersten in Spezia zurzeit 3 Kreuzer liegen, die enttvaffnet werden. Es handelt sich- um die KreuzerRe Umberto",Sardegna" undSicilia", die alle drei an die Türkei abgetreten werden sollen.

Unruhen in China. Aus Shanghai wird gemeldet, daß nach Nachrichten aus dem Inneren des Landes China vor einer zweiten Revolution steht. Tie Lag« zwi­schen den Nord- und Südprovinzen habe sich außerordentlich zugespitzt. Die Stadt Krängst ist vollständig von der Außen­welt abgeschnitten. Es soll zu furchtbaren Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellen gekommen sein. Man ver­sucht, der Revolution Herr zu werden, indem man die Re­gierung auffordert, mit größter Gewalt gegen die Rebellen vorzugehen.

Wie aus Peking gemeldet wird, haben die Städte Kiangsi, Kiangsu, Kwongsi, Fukien, Kanton, Szechuan, Hunan und Anbei die Absicht, ihre Unabhängigkeit zu erklären. Viele N or d- irnppen find nach Kiangsi abgegangen, wo der Kampf noch andauert, augenscheinlich ohne Entscheidung. Die Haltung der Japaner ruft bittere "Kommentare hervor. Die Anwesen­heit ; a p' a n i s ch e r Offiziere im Lager der Rebellen gibt dieser Annahme Farbe, besonders die Tatsache, daß ja­panische Kanonenboote in der Gefechtszone vor Anker liegen und zu einem Protest des Vizepräsidenten Liyuanhung geführt hat. Die Südtruppen erklären öffentlich, sie hätten Zusicherungen be­treffend japanischer Hilfe erhalten.

Sozialdemokratische Minister. Der holländische Politiker Dr. Bos, der von der Königin mit der Kabinettsbildung beauftragt wurde, hat dem sozialdemokratischen Führer Dr. Trcelstra d r c l 'M i n i st er st e l len für seine Partei unge­beten mit dem Versprechen, da» neue Ministerium werde als­bald die Einführung des allgemeinen gleichen und direkten Wahlrechts in Angriff nehmen. Wahrscheinlich wird ein allge­meiner sozialdemokratischer Parteitag «unberufen iverden, um Wer die Annahme von Mmisterämtern durch Sozialdemokra­ten Bcschluh zu fassen.

London, 16. Juli. Offiziell wird angezeigt, daß sich der Herzog Arthur von Connaught mit der Tochter der Herzogin von Fife verlobt hat. Die Braut ist eine Nichte des Königs von England.

London, 16. Juli Dr. Robert Bridges ist 'zum neuen Pdeta lanreains ernannt worden.

Württemberg.

Der Streik bei Bosch.

sst. Stuttgart, 16. Juli.

Heute früh wurde der Betrieb bei Bosch wieder er- »ffitet. Vor dem Stuttgarter Fabrikbau war in der Mi- «tär- und Hoppenlaüstraße eine Massenansammlung von Menschen, so daß ein geregelter Verkehr kaum möglich war. Doch sind Ausschreitungen hiebei nicht vorgekommen. Solche Aewen nur von auswärtigen Bahnhöfen gemeldet, auf denen Arbeitslustige mit Gewalt zurnckgehalten wurden. Es soll Mbei sogar zu Schlägereien gekommen sein. Trotzdem Hä­ven heiste (nach Angabe der.Firma) ca. 7800 alte Ar- veiler die Arbeit wieder ausgenommen. 1450 hatten sich! ge­meldet, es hat sich also etwa die Hälfte durch den Metall- ^Eeiterverband abhalten lassen. Neugemeldet haben sich Leute.

8 Uhr wurde eine Versammlung der organisierten Arbeiter in der Liederhalle abgehalten, an der die meisten ^ Ausständigen teilnahmen. Eine Anzahl von ihnen hielt auch weiter noch den Fabrikeingang der Militärstraße vesetzt. Ten Ausständigen wurde in der Versammlung mit­

geteilt, daß keinesfalls mehr denn 300 Streikbrecher sich der Finna Bosch zur Verfügung gestellt hätten und daß es dev Firma ans die Tauer unmöglich sei, 'mit dem Arbeiter­material, mit dem sie heute beginnen wolle, weiterzuarbeiten. Währenddem wurde auch in der Fabrik bei Bosch beraten, in welchen Abteilungen die neuen Arbeiter unterzubringen seien und insbesondere, wann man am ersten Tag Ar- beitsschlnß »rachen wolle. Sämtliche Fabrikausgänge sind durch Streikposten besetzt. DieTagwacht" schlagt einen möglichst zuversichtlichen Ton an und spricht angesichts der von ihr auf 34M geschätzten Zahl der Arbeitswilligen von einem Fiasko der Boschtaktik. Robert Bosch selbst veröffentlicht heute folgende Erklärung gegen den Deut­schen Metallarbeiterverband:

Es ist mrr lange Zeit gelungen, mit meinen Arbeitern in Frieden zu leben. Der Deutsche Metallarbeiter ver­band aber, der mit zufriedenen Arbeitern nichts anfangen kann, nützte mein Bestreben, die Arbeiter zufrieden zu stellen, in der Weise aus, daß er immer mehr forderte und künstlich! eine erhebliche Unzufriedenheit unter den Arbeitern hervorrief. Das überaus rührige Bearbeiten Weiner Leute durch den Verband, der dabei vor keinem Mittel znrnckschreckte, führte dazu, daß innerhalb weniger. Monate in '4 verschiedenen Ab­teilungen meiner Fabrik die Lente des Verbands während der Arbeitszeit die Maschinen abstellten und mit ihren Kollegen die Arbeit verließen. Infolge dieses Vorgehens wurde ich vor 6 Wochen zur Schließung meines ganzen Werkes gezwungen. Trotz der Nöachenschaften des Deutschen Metallarbeiterverbanüs werde ich meinen Betrieb nach den oben erwähnten Grund­sätzen weiterführen, denen ich einen großen Teil meines Er­folgs verdanke. Es ist mir aber unmöglich!, diesen Verband, der meine Bestrebungen grundsätzlich bekämpft, als al­leinige Vertretung meiner Arbeiterschaft anzuerkennen und mit ihm über die grundsätzlichen Kragen, die meinen Be­trieb angehen, zu verhandeln. Dies ist der Grund, weshalb ich vor Wiedereröffnung Weines Betriebs keine Verhandlungen mit dem Verband suchte, der sich übrigens seit der Schließung semes Betriebs entgegen seinen ln Versammlungen aufgestell­ten Behauptungen nie schriftlich oder mündlich direkt an mich wandte."

In einer zweiten Erklärung, die auch an den Plakat­säulen angeschlagen wurde, ist gesagt, daß Bosch entschlossen ist, die bei ihm in Arbeit tretenden Arbeiter unnachsicht- lich mit allen Mitteln gegen jeden Terrorismus zu schützen. Es gehöre viel mehr Mut dazu, seiner Ueberzeugung gemäß gegen den Terrorismus der Gewerkschaft die Arbeit auj- znnehmen, als sich in Versammlungen von einer Minderheit zu Beschlüssen zwingen zu lassen, mit denen man nicht ein­verstanden sei. In seinem Betrieb hat Herr Bosch fol­gende Erklärung angeschlagen:

Ich sehe mich zu der Erklärung veranlaßt, daß cs mir gleichgültig ist, ob die bei mir beschäftigten Arbeiter und Arbeiter­innen organisiert sind oder nicht und welcher Organisation sie angehören. Ich stehe auf dem Standpunkt, haß in dieser Hinsicht ein jeder tun oder lassen kann was er für gut hält. Wer andere durch Drohungen oder Belästigungen zum Beitritt zu einer Or­ganisation zu bestimmen versucht, oder zu hindern versucht von einer Organisation zurückzutreten, wird entlassen".

Boyr Stuttgarter Rathaus. Ein interessantes Licht ans die Denkungsart Stuttgarter Stadtväter wirst ein Be­richt derSchwab. Tagwacht" über die letzte Parteivcrsamm- kung der Stuttgarter Sozialdemokratie. Bei der Besprechung der Teilnahme der soz. Rathausfraktion an dem Zeppelin­essen mußte Genosse Schuhmacher auf wiederholte dringende Anfragen zugeben, daß im Rathausinoffiziell" gesagt wurde: Wenn dis Kosten (für das Essen) so hoch sind, dann schieben wir ein« Besichtigung ein". Nun gibt es bekanntlich für die Vornahme eines Augenscheins 15 M; die Auslagen der Stadt­väter für das Zeppelinessen wären also damit gedeckt. Es wäre interessant zu erfahren, ob die Besichtigung wirklich statt­gesunden hat: darüber kann der Tagwachtbericht nämlich auch keine Auskunft geben. Auf jeden Fall ist nach der hier zu Tage getretenen Gesinnung die Ueußerung des Rechtsrats Albert nicht inehr verwunderlich. Man weiß ja nun welche Auffassung innerhalb'eines Teils der bürgerlichen Kollegien von den städti­schen Festessen herrscht.

Oehringen, 16. Juli. Tie Bank für Gewerbe und Landwirtschaft, deren bescheidene und.nicht mehr zureichende Räume sich seither in einem Prrvathaus befanden, wird nach einem gestrigen definitiven Beschluß der Vorstandschast und einer zugezvgenen Kommission einen Neubau errichten. Das neue Haus kömmt in die Nähe des Bahnhofs zu stehen. Nach der kürzlich erfolgten Fertigstellung eines neuen stadt. Schlachthauses und eines Bezirkskrankenhauses wird nun die­ser Bau wieder reichliche Arbeitsgelegenheit bringen.

Stuttgart, 16. Juli. Der frühere Universitätsprofes­sor Dr. v. Leemann, Begründer und Vorsitzender des Verbandes landwirtschaftlicher Genossenschaften in Württem­berg, ist heute nacht gestorben. Leemann gehörte von 1877 bis 1891 als Mitglied der Deutschen Partei dem Land­tag, von l8841891 dem Reichstag an.

Dürrwangen, 16. Juli. Begünstigt vom schönsten Wet­ter fand letzten Sonntag nach einem Gottesdienst im Freien die Grundsteinlegung der neuen Kirche, die nach den Plänen der Architekten Th. Dolmetsch und Prof. F. Schuster aus­geführt wird, .unter zahlreicher Beteiligung der Einwohner­schaft statt. Tie Errichtung dieser neuen Kirche wurde be­kanntlich notwendig, weil die alte durch das Erdbeben im November 1911 schwer beschädigt worden war.

Schramberg, 16. Juli. Vom Leipziger Turnfest kom men über unsere 8 Faustballspieler, die die Meisterschaft des 11. Turnkreises (Schwaben) vertreten, gute Nachrichten. In den Trainierungsspielen am Sonntag blieben die Schram­berger Sieger und auch am Montag, wo die eigentlichen Kampfspiele der 18 .KreisMeisterschaften stattfanden, haben un­sere Schwaczwalder gut bestanden: sie Fegten im ersten Kampf gegen, den Kreis 14 (Dresden) mit 103 zu 100 Bällen, und gegen den zweiten Gegner, den Kreis 15 (Oest- reich, Turnverein Aussig) mit 116 zu 90 Bällen. Damit rückte Schramberg zu den. 6 Vereinen vor, dis noch mit Preisen bedacht werden.

Nah und Fern.

Ein krasser Fall von Soldatenschinverei

wird aus Straßburg gemeldet: Danach kam am Diens­tag abend 9 Uhr ejn Soldat eines dortigen Infanterie-Re­giments feldmarschmäßig ausgerüstet zur Stadt herein und brach mitten aus der Straße zusammen. Bewohner der an­liegenden Häuser eilten herbei und nahmen sich den Sol­daten an, der wie ein Toter dalag. Man entkleidete ihn und stellte fest, daß er bis auf die Haut tropfnaß war. Ec wurde schließlich durch ein Automobil ins Lazarett gebracht. Er Par so schwach, daß er in das Automobil getragen werden mußte. Aus den spärlichen Worten, die man aus ihm herausbringen konnte, war zu entnehmen, daß er am Sonntag abend zu spät in die Kaserne gekommen und des­halb zu Strafm ärschen verurteilt worden war. Ter Tornister, den er trug, war mit einem Sandsack beschwert. Augenzeugen berichten, daß er mit einer Hand nicht zu tragen toar. Nach einer änderen Blättermeldung soll der Tornister 50 Pfund schwer gewesen sein. Mit diesem Tor­nister auf dem Rücken, das Gewehr in der Hand, hatte der Soldat schon die Nacht vorher in Begleitung eines Unter­

offiziers den Srrafmarsch machen müssen. Erst «m k Uhr nachts war er abgehetzt in die Kaserne znrückgekehrt. Unr 5 Uhr früh mußte er zu dem anstrengenden Tagesdienst an- tveten und nach dessen Erledigung den Straftnarsch ivreder- holen. Eine Aufklärung des .Falles erscheint dringend ge­boten.

Kling verhaftet.

Aus Straßburg kommt die Nachricht nach Reutlingen, daß es der dortigen Kriminalpolizei gelungen ist, den Schuh- machergesellen Karl Kling, der den abscheulichen Raub­mordversuch an seiner Meistersfrau unternommen und diese durch 21 Messerstiche verwundet hat, zu verhaften. Es ist ihm bekanntlich nicht gelungen, seinen Zweck zu er­reichen und auch sein Opfer ist bereits wieder..hergestellt. Kling hatte sich nach der Hat vagabundierend in Württem­berg und Baden Herumgetrieben und schließlich die Grenze von Elsaß-Lothringen überschritten, bis er der Straßburger Polizei in die Hände geriet.

Verhafteter Einbrecher.

Tein Landjäger Sech ist es Mittwoch! früh ans einer Streife nach Hemmingen gelungen, den steckbrieflich ver­folgten Wilhelm Blaser festzunehmen. Blaser, der in Groß­holzreute (OA. Wangen) gebürtig ist,, war wegen Ermord­ung eines Mädchens im Ludwigsburger Zuchthaus unterge­bracht, ivegen angeblicher .Krankheit aber in letzter Zeit in das Ludwigsburger Bezirkskrankenhaus eingeliefert worden, wo er die Gelegenheit zum Ausbrechen benützte. Als ihn dev Landjäager ansprach, erklärte er, daß er nach Leon­berg gehe, um Ochsen zu .kaufen. Bei seiner Durchsuchung aber stellte es sich heraus, daß er keine Geldmittel besaß. Auf seiner Flucht scheint er auch einige Diebstähle begangen zu haben. So hat er in Ditzingen einem Bauern einen Re­genschirm gestohlen. Der Ausbrecher wurde zunächst an das Amtsgerichtsgefängnis in Leonberg eingeliefert und von da in das Ludwigsburger Zuchthaus zurücktransportiert.

Ein Wolkenbruch über dem Freibad.

Ein Wolkenbrnch verursachte am Dienstag nachmittag im Freibad Wannsee bei Berlin unter dem Publikum, eine Panik. Das Wasser stand in den Badezellen so hoch, daß die Badegäste aus die Banke flüchten mußten. Ein tvildes Ge­dränge um die Garderobe entstand. Frauen und Kinder muß­ten von Herren im Badeanzug ins Freie getragen iverden.

Prinz Ernst August von Cumberland in Lebensgefahr.

Nur mit knapper Not ist gestern Prinz Ernst A u g u st-'o on Cumberland, der Gemahl der Prinzessin Viktoria Lu rs e, der erst am Dienstag in Rathenow seineil Einzug gehalten hat, einer großen Lebensgefahr entronnen. Mittwoch morgen ritt das ganze Regiment kker Zisten Hu­sar en zu einer Felddienstübung aus. Der Marsch führte unweit der Stadt etwa tausend Meter von dieser entfernt über das Gleis der Lehrter Bahn hinweg. An der Spitze des Regiments ritt die viert« Eskadron, die der Prinz als ihr Rittmeister führte. Der Prinz ritt dicht hinter den Trompetern. Als diese in der Nähe des Schützenhauses das Bahngleis iu schräger Richtung gerade überschritten hatten, sauste in dem Augen­blick, als der Prinz gerade auf den Gleisen war, der holländische Schnellzug heran. Prinz Ernst August ubersah'noch im letzten Augenblick die gefährliche Situation und riß sein Pferd noch so rechtzeitig herum, daß er unmittelbar vor dem heranjaüseuden Zuge noch zur Seite springen konnte. So kam der Prinz, der, wie Augenzeugen berichten, kreidebleich ge­worden war, mit dem bloßen Schrecken davon. Die Ursache, dieses Vorfalles, der noch 'zu einer behördlichen Untersuchung führen wird, ist vorläufig noch Vicht ganz geklärt.

Ein Simulant.

Mittwoch nachmittag zwischen 4 und 6 Uhr setzte sich 'in S'tn ttgart der stadt- und gerichtsbekannte Raufbold Offen- h Luser auf die Steiutreppen vpr dem Eingang zu dem Unter­suchungsgefängnis. Er behauptete, er habe seiner Frau den Hals ab geschnitten, weit sie ihm 5 Wochen lang keinen Kaffee ge­geben habe. Das hätte, so meinte er weiter, in diesem Fall« jeder andere getan. Er wolle aber mutig die Folgen tragen. Er sei 'heute morgen vom Schwurgericht verurteilt 'worden und habe setn^Lhrenwort gegeben, mbrgen früh um s/ch Uhr zu seiner Hinrichtung zu erscheinen. Da sei er nun, man solle ihm den Kopf äbschlagen. Um 10 Uhr aber lebe er wieder, werde ein un­bescholtener Ehrenmann sein und bei Bosch arbeiten. Nachdem er eine Stunde lang so sortgcmacht hatte, legte Ihn ein Fuhrmann aus das Pflaster und schließlich chnrüe er von drei Schutzleuten zur Moserwache gebracht. Gegen Offenhäuser fand vor wenigen Tagen eine Verhandlung wegen groben Unfugs statt und er ver­suchte nun, den wilden Mann zu spielen.

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Meine Nachrichten- >

Während des Speyerer Brezelfestes wurde bei dem Metzgermeister Seitz eingebrochen und 2000 Mark gestohlen. Als der Metzgermeister heimkam und den Verlust bemerkte, siel er vor Schreck tot um.

Auf ZecheHerrmann" bei Recklinghausen stürz­ten vier Bergleute hundert Meter tief in einen Schacht. Zwei sind tot, zwei schwer verletzt.

Jm russischen Gouvernement Jekaterinoslaw vernichtete ein Zyklon mehrere Dörfer. Ein Personenzug wurde um­geweht; 150 Personen wurden verwundet; bisher sind 20 davon gestorben.

Spiel mrd Sport und Luftschiffahrt.

Schaufkug in Freudenstadt.

Der Flieger Osler wird bei günstiger Witterung am nächsten Sonntag, den 20. Juli nachmittags mit seinem Grade- El'udecker in Freudenstadt einen Schauflug veran­stalten. Bet ungünstiger Witterung werden die Flüge verschoben. Als Flugfeld sind dieZehnmorgen" vorgesehen.

Die Kieler Flugwoche

hat am Dienstag ihren Abschluß, gefunden. Den ersten Preis für den 'Dauorwettbewerb errang Stiploschek mit 16 Stun­den 30 Minuten, zweiter wurde Friedrich mit 12 Stunden 38 Minuten, dritter Stößler mit 11 Stunden 13 Mi­nuten. Caspar machte einen 2stzstnndigen Ueberlandslug, der ihn bis in die Nähe der schwedischen Küste brachte. Auf hoher See bemerkte der Flieger plötzlich, daß sein Benzinvor- rat zur Neige ging. Er konnte noch die Insel Fehmarn er­reichen, wo er landete, um nach Ergänzung seines Beiiziu- vorrates wieder aufzusteigen. Auf dem Flugplätze hatte man Caspar bereits für verloren gehalten und seine Frau und seina Mutter fielen in Ohnmacht. Endlich um 9h'z Uhr zeigte sich ein Flieger am Horizonte, der sich in schnellem Fluge dein Flugplätze näherte und unter dem Jubel der zahlreichen Zuschauer glatt landete. Der Flieger hatte unterwegs eine Höhe von 3500 Metern erreicht, was einen neuen Rekord dar­stellt.

Todcssturz eines Leutnants.

Vom Schießplatz Jüterbogk wird gemeldet: der Flug­zeugführer Leutnant Troll vom Infanterieregiment Nr. 112 st ü r z t e aus eurer Höhe von 15 Meter ab. Der Apparat blieb in den Baumkronen hängen. Er starb in der Nacht im Gar- n ison tazarett Jüterbog, wohin er gebracht worden war. Ein Uuiervfsizier der Fußartillerie-Schießschule, der ihn be­gleitete, bleib unverletzt.

Frankfurt a. M., 16. Juli. Das LuftschiffL. Z. 20" ist gegen sich Uhr, von Fr iedrichshafen kommend, nach einer Schlciscnfahrt über der Stadt ans dem hiesigen Flugplatz ge­landet nnd churde um sich Uhr in die Halle gebracht.

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