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n, der Einleitung erklärt, wer etwa nicht mit dem einverstanden sei, waS jetzt gesagt werde, und wer etwa für bedingungslose Aufnahme der Arbeit sei, der möge besser Nleich den Saal verlassen. Es wurde dann eine Resolution versaßt dahingehend, daß heute jeder Arbeiter ein Schrift- Mck unterzeichnen müsse des Inhalts, daß jeder sich verpflichte, die Arbeit erst aufzunehmen, nachdem ich mit dem Verband verhandelt habe. Die Gewerkschaft hat also ps verstanden, an die Stelle einer geheimen Abstimmung wie sie sonst in solchen Fällen üblich ist, eine solche zu setzen, die dadurch entsteht, daß jeder einzelne unter Kontrolle unterzeichnen muß. Unterzeichnet er nicht, so tvird jer nicht mehr als Kollege und anständiger Mensch betrachtet und er erhält keine Streikunterstützung mehr. Ein solches Verfahren ist keine Abstimmung, sondern es ist eine Nötigung und es hat deshalb absolut keine Beweiskraft, namentlich nicht angesichts der mir vor und nach der Abstimmung zugekvmemnen schriftlichen und mündlichen Meußerungen, aus welchen klar hervorgeht, daß die Arbeiterschaft niit dem Vorgehen der Gewerkschaft zu einem großen Teil nicht einverstanden ist. Auf den gestrigen Tagwachtartike! hin erkläre ich, daß ich eine vernünftig geleitete Arbeiterorganisation für gut und zweckmäßig halte, daß ich aber allerdings das Vorgehen des' Deutschen Metallarbeiterverbands seit längerer Zeit für verderblich anjehe. Tie Bildung einer gelben Gewerkschaft, wird weder von mir noch meinen Beamten unterstützt, ich werde also auch keine Mittel dazu beisteuern."
Demgegenüber veröffentlicht der Deutsche Metall- srbeiterverband, Verwaltung Stuttgart und Umgebung folgenden Aufruf: „Am Mittwoch den 16. Juli will die Firma Bosch ihren Betrieb eröffnen. Sie teilt mit, daß diejenigen ihrer früheren Arbeiter, welche sich gemeldet haben, an diesem Tage anfangen können. Vor 6 Wichen wurde die gesamte Arbeiterschaft dieses Betriebs ausgesperrt, nachdem kurz zuvor die Werkzeugmacher und Schleifer wegen fortgesetzten Maßregelungen von Vertrauensleuten und Arbeiterausschußmitgliedern die Arbeit eingestellt hatten. Tie Firma Bosch hat es ferner fertiggebracht, die Vermittlungsversuche des Gewerbegerichtsvorsitzenden und des Oberbürgermeisters Lautenschlager abzulehnen, sie will keine Verständigung. Diesen Standpunkt nimmt sie ein in dem Glauben, auf ihren Ruf werden Tausende von Arbeitern sich bereit finden, ihren kämpfenden Arbeitsbrüdern in den Rücken zu fallen. Das kann und soll nicht sein. Eine Versammlung der Bosch'schen Arbeiter hat einstimmig beschlossen, von jedem Arbeiter und jeder Arbeiterin eine persönliche Erklärung abgeben zu fassen an die Firma Bosch, daß sie bereit seien, die Arbeit aufzunehmen, wenn zuvor mit dem Deutschen Metallarbeiterverband durch gegenseitige Verhandlungen eine zufriedenstellende Regelung über die künftigen Lohn- und Arbeitsverhältnisse stattgefunden hat, Streik und Aussperrung besteht nach wie vor weiter, die Firma Bosch ist für Arbeiter aller Berufe gesperrt."
Es ist anzunehmen, daß der Kampf bei Bosch jetzt erst in ein ernsteres Stadium tritt und man wird die nächste Entwicklung der Tinge nicht ohne Besorgnis abwarten. '
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Stuttgart, 16. Juli. Tie Firma Robert Bosch hat heute früh ihren Betrieb wieder eröffnet. Vor 7 llhr sammelte sich vor der Fabrik eine große Menschenmenge an, um den Einzug der Arbeiter mit gnzusehen. Berittene Schutzleute hielten die Ordnung aufrecht und- sorgten dafür, daß die Arbeitswilligen unbehindert die Fa- briktore erreichten. Dort wurden die Ankommenden von Aabrikbeamten beim Eintritt kontrolliert.
Jur sozialdemokratischen Landesversammlung. Mit dem Delegationsrecht zur sozialdemokratischen Landesversammlung beschäftigte sich eine vom. Landesvorstand in das Gewerkschaftshaus einbe- rufene Konferenz, die der Landesversammlung den Antrag zu unterbreiten beschloß, daß die Delegierten künftighin in den einzelnen Reichstagswahlkreisen in der Weise gewählt werden sollen, daß für die ersten 500 Mitglieder 1 Delegierter aus je 100 Mitglieder, von 500 bis 2500 Mitglieder st Delegierter aus je 200 Mitglieder und von 2500 Mitgliedern an aufwärts 1 Delegierter auf je 500 Mitglieder entfallen soll.
Hildenbrand geht nach Hamburg. Die Meldung von dem Wegzug des soz. Reichstagsabgeordneten Hilde n b r a n d von Stuttgart wird jetzt bestätigt. Nach einer Mitteilung der „Schwäbischen Tagwacht" übernimmt Hil- deubrand die Leitung des „Literarischen Bureaus für Volksfürsorge" in Hamburg. Er wird sein Reichstags- Mandat beibehalten, sein Landtagsmandat aber, das der Sozialdemokratie sicher ist, niederlegen. Die Uebersiedelung nach Hamburg erfolgt im Laufe des kommenden Monats.
Ein Protest -er Zeitungsverleger. Der Vorstand des Vereins Württembergischer Zeitungsverleger erblickt in de: Bemerkung des städtischen Rechtsrats Dr. Klkcrt, „es sei nicht einzusehen, weshalb die Presse nicht duä, einmal über ein Fest berichten solle, bei dem sie nicht rnitgegesscn habe", eine Herabwürdigung und Verkennung von Aufgaben und Bedeutung der Zeitungen. Er fühlt sich berufen, die Redaktionsmitglieder und journalistischen Mitarbeiter der Presse, dir auch bei öffentlichen Fest- , ilichkeiien, wie die Stuttgarter Zeppelinfeier, in Ausübung' Ührcs anstrengenden Berufes tätig sein müssen, vor Schwierigkeiten und Kränkungen zu bewahren. Aus diesem Munde schließt sich der Vorstand des Vereins Württem- vergischer Zeitungsverleger den bisherigen Aeußerungen per jvurnalistischen Standesorganisationen in dieser Angelegenheit an
Zur Schiffbarmachung -es Rheins bis zum Bo- Hensee. Im Konzerthaus in Ravensburg hielt die internationale Vereinigung zur Schiffbarmachung des Rheins vrs zum Bodensee ihre 4. Hauptversammlung ab. Nach v^n Jahresbericht zählt die Vereinigung 711 Mitglieder, darunter 74 Städte und Gemeinden, sowie Handelskammern NW> ähnliche Korporationen. Das Vereinsvermögen beläuft M auf 34 400 Mark, die Mitgliederbeiträge bringen 11000 Mark ein. Ter Geschäftsbericht beklagt, daß die Verdingung bei der württembergischen Regierung gar kein Ent- Agenkommen finde und von ihr gegenüber anderen Boden- «nsteuferstaaten bis jetzt kein Beitrag zu dem Wettbewerb Erlangung von Plänen zum Ausbau der Kanalstraße Fasel-Konstanz eingegangen sei. Nach einem Ertrag des K^Eurs R. Gelpke-Basel über die handelspolitische Mfutung der württembergischen Bodensceküste erstattete der »nrelär des württ. Kanalkomitees, Tr. Marquard- Stutt- »"tt einen Bericht über den Tonau-Boderlseekanal und seine
wirtschaftliche Bedeutung für das Oberland. Nach feinen Ausführungen würde der Kanal von Langenargen unter Benützung der Schüssen über Ravensburg-Mochenwangen-Au- lendorf-Schussenried nach Biberach fühnn und dann dem 'Zuge der Stwbahn folgend über Erbach nach Ulm zur Donau gehen. Tie Gesamtlänge beträgt 103 Kilometer, der Aufstieg vom Bodensee bis zur Scheitelhaltung 180 Meter, der Abstieg bis Ulm 110 Meter. Tie Ausführungskosten des Projektes werden auf 80 Millionen geschätzt. Zum Schluß der Versammlung wurde eine Resolution angenommen im Sinne der Ausführungen Tr. Marquards. Als Versammlungsort für die nächste Generalversammlung wurde Lindau gewählt.
Landwirtschaftliche Arbeitsvermittlung. Nach den Ergebnissen der städt. Arbeitsämter war der Arbeiterbedarf in der Landwirtschaft trotz der Ungunst der Witterung im Monat Juni ein erheblich stärkerer als im Monat Mai, hinter Hem die Stellennachfrage allerdings ganz wesentlich zurückblieb. Im Ganzen Ivm.n 1106 offene Stellen angemeldet und 887 Arbeitsuchende eingetragen worden. Gegen den Monat Mai. mehr 216 Stellen und nur 45 Arbeitsuchende. Ter Mangel an Arbeitskräften war demnach ein sehr empfindlicher. Trotz dieses Mißverhältnisses zwischen Stellenangebot und Nachfrage und der allgemein ungünstigen Lage des Arbeitsmarkts für Männer, konnten doch nur 492 der angemeldeten Stellen — 44,4 Proz. besetzt und 485 Arbeitsuchend« — 64,6 Proz. in Stellung gebracht werden. Tie Gründe liegen teils in der zu großen Entfernung von dem Orte, wo sich der Stellesuchende meldete, teils wurden höhere Lohnforderungen als die angebotenen gestellt, oder waren die Stellesuchenden nicht im Besitz, der vom Arbeitgeber verlangten Zeugnisse. Im Monat Mai stand einem Angebot von 890 offenen Stellen eine Nachfrage von 842 Stellesuchenden gegenüber und es wurden 409 Stellen vermittelt. Von den im Juni vermittelten Stellen entfallen auf das Arbeitsamt Stuttgart 107, Ravensburg 132, Ludwigsburg 62, Ulm 56, Göppingen 31, Heilbronn 21, Rottweil 20, Aalen 19 und Tuttlingen 16. Tie übrigen Aenttec haben je unter 10 Stellen vermittelt. Gegen den Monat Juni 1912 war die Inanspruchnahme eine wesentlich stärkere und es ergibt sich Heuer ein Mehr von 186 offenen Stellen, 221 Arbeitsuchenden und 117 vermittelten Stellen.
Annahme von Eisenbahnanwärtern. Ter Bedrrf an Eisenbahnanwärtern ist noch nicht gedeckt. Weitere Kandidaten werden fortwährend angenommen. Bewerber, die nicht auf Grund ihrer Schulzeugnisse von einer Latein-, Real- oder Bürgerschule angenommen werden können, haben sich einer im Oktober d. I. stattsindenden Aufnahmeprüfung zu unterziehen.
Hufbeschlag. Um Schmieden die Vorbereitung zu der durch Gesetz vorgeschriebenen Prüfung behufs des Nachweises ihrer Befähigung zum Betrieb dieses Gewerbes zu ermöglichen, findet an der Lehrwerkstätte für Hufschmiede in Heilbvonn ein dreimonatiger Unterrichtsknrs statt, welcher am Montag den 1. September beginnt. Tie Anmeldungen zur Ausnahme sind bis 7. August bei dem Oberamt einzn- reichen.
Stuttgart, 15. Juli. Mit hem Abbruch des alten Stadtgartengebändes wird Anfangs August begonnen werden. Ter Wirtschaftsbetrieb wird dadurch aufrecht erhalten, daß man an der Secstraße einen Büfsetschuppen errichtet.
Klingeuberg, 14. Juli. Im vergangenen Winter sind 19 Bürger von hier mit ihren, mit Kühen bespannten Fuhrwerken auf die Feldmarkung Böckingen gefahren, obwohl diese infolge der ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche als Beobachtungsgebiet erklärt und ein Durchfahren mit Wiederkäuergespann durch dieses Gebiet verboten war? Wegen Ucbertretung des Viehseuchengesetzes sind die Leute vom Gericht mit empfindlichen Geldstrafen bestraft worden. Ter König hat aus Anlaß des Regierungsjnbiläums des Kaisers die Strafen im Gnadenweg nachgelassen.
Nagold, 15. Juli. Gestern vormittag 10 Uhr erfolgte die feierliche Amtseinsetzung und Verpflichtung' des neuen Stadtschulthcißen Maier im dekorierten'Rathaussaal durch Oberamtmann Kommerell. Dem feierlichen An wohnten die statischen Beamten, Körperschaftsbeamte und Staatsbeamte, die bürgerlichen Kollegien und eine Anzahl Festgäste bei. Es wurden verschiedene Ansprachen gehalten, so auch beim nachfolgenden Festessen im Hotel Post.
Srgmaringen, 14. Juli. Tie Amtsversammlung hat nach eingehenden Verhandlungen mit allen gegen 2 Stimmen den Anschluß des Oberamtsbezirks Sigmaringen an die Oberschwäbische Ueberlandzentrale beschlossen. Damit ist das Netz der 14 Oberamtsbezirke (11 württember- gisch« und 3 hohenzollerische), die jetzt diesem Unternehmen beigetreten sind, geschlossen. Es wird an dem Werk zurzeit schon eifrig gearbeitet, so an den Ortsnetzen und Haus- installationen in den Oberamtsbezirken Saulgau, Biberach, Hechingen, Münsingen und Blaubeuren; in den Oberämtern Leutlirch und Wangen wird schon'in allernächster Zeit mit der Arbeit ^begonnen werden.
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Nah und Fern.
Ter Lustmörder verhaftet
Der Kriminalpolizei von Lndwigshafen ist , es, gelungen, den gesuchten Lustmörder in der Person des 31 jährigen verheirateten, seit drei Wochen von seiner Frau,und seinen drei Kindern getrennt lebenden Fabrik- sarberters Jakob Sie'gel aus Groß-Karlbach zu ermitteln und zu verhaften. Die Eingeweide des er-, moroeten Kindes wurden in der Abortgrube der Wohnung Siegels gefunden. D,er Mörder machte sich durch auffallendes Benehmen in seiner Wohnung, insbesondere durch sorgsames Aufwaschen des Bodens und Reinigen seiner Kleider, verdächtig. Er hat bereits ein eingehendes Ge--- ständnis abgelegt. Darnach hat er am Sonntag geschlafen und war dann ausgegangen. Unterwegs hat er das Mädchen getroffen. Er lockte es durch Versprechungen nach seiner Wohnung. Dort suchte er es zu vergewaltigen, was ihm jedoch nicht gelang, da das Mädchen sich wehrte. Darauf ermordete er ftin Opfer. Er wusch dann die Leiche, cch und versuchte, sie in den Sack zu stecken. Ta ihm die» jedoch nicht gelang, wartete er noch bis 6 Uhr, trennte dann die einzelnen -Körperteile' ab und steckte sie in den Sack. Nachts um 12 Uhr trug der Mörder den Sack nach dem Fundort. Dienstag mittag 3 Uhr wurde der Mörder im SanitätsLubonwbil, nach den.Hundstelle und von hier nach der Leichenhalle zur Gegenüberstellung mit der Leiche verbracht.
Das Schicksal eines Simplizissimnszeichners.
Aus München wird berichtet: Ter bekannte Sim- plizissimuszeichner Thöny und seine Gattin wurden in
ihrer Villa aist Ammersee durch eine Explosion eines. Spfrrtuskvchers schwer verletzt. Frau Thöny ist den Brandwunden bereits erlegen.
Dreißig Arbeiter verbrannt
Als Arbeiter der Firnta M'antaschew in Baku (Kaukasier:), eine neu gebohrte Naphtafontaine einfassen wollten, begann sie plötzlich zu brennen. 30 Arbeiter, die sich im Bohrturm befanden, sahen sich von einem Flamme n k r e i se umgeben und kamenelend darin um. Die brennende Fontaine erleuchtete die Umgebung im Umkreise von 50 Kilometern tageshell.
Nach einem Zechgelage
siel in Reutlingen der 48 Jahre alte Fabrikarbeiter Christian Schenk von Sondelfingen vor seiner Wohnung so schwer auf das Pflaster, daß er bewußtlos liegen blieb. Ein Nachbar, der ihn morgens 5 Uhr mit einer klaffenden Wunde am Kopfe auffand, veranlaUe seine Ueberführung in das Bezirkskrankenhans, wo er abends 8 Uhr seinen Verletzungen erlag. — In der gleichen Nacht zum Sonntag rannte sich der 55 Jahre alte Taglöhner Georg Hartmann von Schlaitdorf an einem eisernen Brunnenstock den Schädel ein. Drei Stunden nach diesem Unfall war er eine Leiche.
Ein schweres Automobilunglück ereignete sich Dienstag morgen auf der Chaussee zwischen Prenzlau und Nen-Brandenb.Arg in der Nahe des Dorfes Spanholz. Wie die Landeszeitüng für beide Mecklenburg meidet, fuhr das Automobil der Firma Wilhelm Iae - ger gegen einen Baum und wurde vollkommen zertrümmert. Ter Lenker des Wagens, der Sohn des Inhabers, erlitt schwere Verletzungen, sowie einen Bruch beider Beine. Ter Chauffeur August Radloff aus Ken-Brandenburg flog mit hem Kopse gegen den Baum und war auf der Stellt tot.
Ausgebrochene Zuchthaussträflinge.
In Siegburg brachen zwei Sträflinge aus dttn Zuchthause ans, und zwar der bekannte Kölner Kaiserkettendieb Kniep und 'ein anderer Zuchthaussträfling, der zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt ist. Beiden war es gelungen, die Umfassungsmauern des Zuchthauses zu durchbrechen und sich an einem Stricke hinunterzulassen. Man setzte Polizeihunde aus die Spur -er Entflohenen, die diese auch in einem Kornfelde stellten. Nach heftiger Gegenwehr wurden die beiden wieder ins Zuchthaus znrückgebracht- ^ Meine Nachrichten. i
In der Sulmstraße in Neckarsulm gab es Händel, bei denen ein jung verheirateter Mann einen gefährlichen Messerstich in den Rücken erhielt. Er behauptet, den Täter nicht zu kennen; die Landjäger haben aber bereits 2 Personen unter dem Verdacht der Beteiligung an dem Uauf- handel verhaftet.
Wie die Stuttgarter Kriminalpolizei bekannt gibt, ist am Sonntag nachmittag zwischen halb 5 Md 9 Uhr in der Wohnung eines Juweliers in der Olgastraße ein -schwerer Einbruch verübt Wörden, wobei den Tätern außer einer Geldsumme Edelsteine und Schmucksachen im Wette von 101)00 Mark in die Hände gefallen sind.
In U nt sr re ich« nb ach brannte das große Toppel- w-chnhaus mit Scheune des Maurers Steinmetz und des Gioldarbeiters Johann Schöninger -ab. Der Schaden beträgt 25 000 Mark. Schöninger wurde wegen Brandstiftung verhaftet.
Seit Montag ist die Bahnsteigsperre ans der Strecke Metzingen-Urach eingeführt worden. Tie Bevölkerung des Ermstals hat ihre Helle Freude daran, und übt sich gegenwärtig in gut schwäbischen Kraftsprüchen.
Im Anzeigenteil der Württemberger Zeitung findet sich folgende Bekanntmachung: Achtung! Eine Gans hat sich verlaufen! Demjenigen, dem solche zugelaufen,-äst gestattet, dieselbe als Finderlohn zu behalten. Emil Käfer,. Weberstraße H7 p. — Wenn es sich um eine gefiederte Gans handelte, so würde sie der Mann Wohl nicht als Finderlohn ausbieten. ,
In Bitdechingen OA. Horb wurde die Ehefryn des schon einige Jahre im Bett liegenden schwer kranW Konstantin Eppl-e auf ihrer Bühne mit fast ganz duiH- schnittenem Hälfe, zwar noch lebend, aber unrettbar, aufge- funden. Tie Arme hatte neben sich ein Rasiermesser liegen. Sie hat diesen Schritt in einem Schwermutsanfall vollsührt.
Ter Sekretär der israelitischen Oberkrrchenbehördc: in Stuttgart ist . seit fünf Tagen aus bis jetzt noch nicht ermittelten Gründen flüchtig.
Als in Tangermünde drei Kinder des Arbeiter/ Wegener das Eisenbahngleis passierten,-brauste ein Zug heran. Zwei Kindern gelang es noch rechtzeitig, sich in Sicherheit zu bringen, während das dritte, ein drei Jahre älter Junge, unter den Rädern der Lokomotive zermalmt wurde.
Die krummem Beine des Gardefüsiliers.
Ein eigenartiger Fall von Gehorsamsverweigerung gelangte vor dem Kriegsgericht in Berlin zur Aburteilung. Tie nennte Kompagnie des 3. Garderegiments übte eines . Nc-chmittags an Turngeräten. Tex Füsi ier Arold machte die Hebungen nicht, nach Wunsch des Unteroffiziers Schmugge. Er war bereits müde geworden, und' Schmugge befahl ihm, die Hockstellung einzunehmen. ,Arold tat dies auch, und als er nach ftinen Angaben eli'vä 5 Minuten lang in Hockstellung war, fiel er hinten übev. .Er erklärte, er könne die Uebung nicht nach Wunsch mache». Darauf ging der Unteroffizier zum überwachenden Offizier, dem LeuRant Grasen v. Goertz, und meldete den Mann. Ter Leutnant fuhr den Untergebenen mit den Worten' an: „J,ch schlage Sie tot, Sie krummes Gestell»!" Arold wollte dem Offizier die Sache klaclegen, Pa er befürchtete, er werde bestraft. Dreimal befahl ihm dann der Leutnant, ^sich fortzuscheren", doch der Füsilier tat dies nicht, soGecn machte immer wieder den Versuch, dem Leutnant die Siche klarzustellen. Darauf ließ ihn der Graf abführen. (Mgen ' Arold wurde, wie das „B. T." meldet, die Anklage wegen Gehorsamsverweigerung in zwei Fällen vor ^versammelter Mannschaft erhoben. In der gestrigen Verhandlung vor dem Kriegsgericht erklärte der Ängeschuldigte--ec sei nicht imstande gewesen, die von dem Unteroffizier verlangte Hebung zu machen, weil er infolge der vorhergegauge- nen Uebung zu müde dazu gewesen sei, und vor allem,--weil er krnmme Be ine habe. Er habe es versucht, längere Zeit ausMhalten und sei dann hintenübergefallen. Tie Motte: „Das kann ich nicht!" habe er nicht widerwillig geäußert, sondern aus dem Grunde, weil er tatsächlich nicht in der Lage gewesen sei, dem Befehl nachzn- kommen. Dem Unteroffizier mußten in der Gerichtsverhandlung mehrfach Vorwürfe über di« Behandlung dsL Untergebenen gemacht »verden. Auch für den Leutnant Grasen v. Goertz dürfte die Angelegenheit noch ein Nachspiel haben. Das Kriegsgericht kam im erstM Falle der Anklage Men den Füsilier Arold zu einem freisprechenden Urteil. Im zweiten Falle' «ahm es nur einfachen Ungehorsam ckn 'unerkannte ans fünf Tage Mittekarrest.