Bitte und den Wunsch aus, daß bas Pensionsgesetz, entsprechend per Erklärung des Ministers, sicher am 1. April nächsten Jahres in Kraft treten wird."

Ein Antrag, den Verbandstag in der Weise auszugestal- ten, daß bei dessen Verhandlungen nicht sämtliche Teilnehmer sondern nur die Vertreter einzelner Vereine stimmberechtigt sein sollen, wurde nach außerordentlich lebhafter Debatte ab- gelehut. Auch die Anstellung eines Verbanbssekrc- tärs sand keine Mehrheit. Beschlossen wurde sodann die Ver­anstaltung emer Verbandslotterie zugunsten der Ilnterstützungs- kasss des Verbands. Der Verbandsbeitrag wurde auf der seit­herigen Höhe von 50 Pfg. 'belassen. Als Ort der nächsten VeibandStagnng im Jahre 1914 wurde Eßlingen bestimmt. Der Verbandsvorstand wurde in seiner seitherigen Zusammensetzung durch Zürn, wiedergewählt Ms Ausschuhmitglieder für den Schwarzwaldkieis wurden gewählt Pokizeiwachtmeister Aigel- tinger-Rottwcil, Polize'rwachtmeister Knatsch-Metzingen unö Poli- zeiwachtmcister Köhle-Tuttlingen. 'Damit war die Tagesordnung erledigt.

Stuttgart, 12. Juli. Redakteur Wulf Haidyl trug gestern abend im Bürgermuscum Gerhart Haupt manns Jahrhundertfestspiel öffentlich vor. Tas Unterneh­men war verdienstlich. Zwar kann man das Festspiel ja in der Buchausgabe lesen, aber es war -sch von Wert, es auch klingen zu hören. Befindet sich doch unter den Vorwürfen, die gegen das Festspiel gerichtet wurden, auch der, daß seine Verse unerträglich holperig und seine Spracheschauderhaft" sei. Davon war gestern bei dem klangvollen, lebendigen, den Stimmungsgehalt richtig heraushebenden Vortrag schlechter­dings nichts zu spüren. Im Gegenteil zeigte sich deutlich, daß hie Dichtung auch nach der sprachlichen Seite ihre großen Schönheiten hat und daß es oft nur der richtigen Betonung bedarf, um auch dem, was als leer und platt verschrien worden ist, seine Bedeutung zu geben. Der be­geisterte Vortrag fand lebhaften Beifall, den der Vor­tragende mit Recht auch auf die Dichtung selbst beziehen konnte.

Stuttgart, 14. Juli. Die Firma Robert Bosch verbreitete heute abend Anschläge, in denen sie bekannt gibt, daß sie ihren Betrieb am Mittwoch 16. Juli wieder zu öffnen gedenkt. Alle Arbeiter, die sich bisher gemeldet hät­ten (über 2000), könnten eintreten und wer sich weiter melden wolle, möge dies schriftlich tun. In einer Ver­sammlung des Metallarbeiterverbands wurde vor dein Wiedereintritt bei Bosch gewarnt mit der Behauptung, Bosch werde die organisierten Arbeiter nur so lange behal­ten, bis die Nichtorganisierten eingearbeitet sind. Auf sämt­lichen Bahnsteigen des Hauptbahnhoss sind Streikposten aus­gestellt worden. Wie die,SchwA>ische Tagwacht" mitteilt, hat Fabrikant Bosch die von dtei Seiten vorgeschlagenen Ver­mittlungsversuch« glatt abgelehnt.

Stuttgart, 12. Juli. Das Mandat des besoldeten Ge­meinderats Klein läuft am 1. August 1914 ab. Tie Stelle wird in absehbarer Zeit zur Neubesetzung ausgeschrieben. Es ist schon allerhand im Werk, was die Neuwahl vorbereitet. Dem Vernehmen nach wird es Herrn Klein ziemlich schwer fallen, sich Lei einer Neubewerbung zu behaupten. Als Sparmeistcr des Stadtsäckels hat er ein sehr undankbares Amt und dieser Umstand hat ihm gewiß mehr Gegner ge­schaffen, als sic ein besoldeter Stadtrat normalerweise bat. Aber erst neuerdings haben sich die Verhältnisse so zugespitzt, daß tum einer weitgreifenden Abneigung gegen GR. Klein in der Tat gesprochen werden kann. In der Hauptsache ist dies stuf den Plan der Errichtung einer städtischen Bäckerei zurückzuführen, dessen Vater Herr Klein war und den er auch mit allem Nachdruck vertreten hat. Das nahmen ihm die Handwerker Stuttgarts sehr übel.

Laufsen a. N., 14. Juli. Begünstigt vom herrlichsten Wetter beging gestern die hiesige Freiwillige Feuerwehr chr öOjähriges Jubiläum. Aus diesem Anlaß hatte sich eine stattliche Anzahl Festteilnehmer aus nah und fern und über 30 auswärtige Feuerwehren in unserer festlich ge­schmückten Stadt zusammengesunden. Die Feier nahm einen schönen und würdigen Verlauf.

Horb, 13. Juli. Gestern vormittag traf der Minister des Innern, Tr. v. Fleischhauer, mit Oberreg.-Rat v. Falch, Min.-Rat Krauß, Reg.-Rat Brenner und noch anderen Herren vom Ministerium des Innern hier ein zur Beratung mit Pen Vertretern der vom Unwetter be­schädigten Gemeinden des Bezirks. An der Beratung, die auf dem Rathaus stattfand, beteiligte sich Oberamtsvorstand, Reg.-Rat Rieger, ebenso die Ortsvorsteher und Pfarrer der beschädigten Gemeinden. Als Sachverständige fungierten Forstmeister Betzendörfer für den Waldschaden, Oberamrs- baumeifter Bezler für den Oebäudeschaden, Obstbauinspektor Winkelmann-Ulm für Pen Baumschaden. Nach dem Bericht sind bisher an freiwilligen Gaben für sämtliche SturmbeschäSigte in Württemberg einschließlich Plochingen 33 000 Mark eingegangen. 18 000 Mark hat die König-Karl- Slistung bereits zur Verfügung gestellt. Tie größeren Städte, wie Stuttgart, stehen mit ihren Beiträgen noch aus. Der Staatsminister hat weitgehende Staatshilse zugesichert, ebenso Steuernachilaß. Das Erforderliche ist beim Kameral- amt bereits eingeleitet. Tie Gewährung von Darlehen soll den Gemeinden überlassen werden. Im Spätjahr soll ein weiterer Aufruf ergehen, da die ländlichen Gemeinden erst dort zu Mitteln kommen. Nach der Konferenz war ein gemeinschaftliches Essen mit den Beamten des Bezirks im Hotel zum Kaiser. Tann hat sich der Minister mit dem Oberamtsvorstand und den übrigen Herren im Auto in die beschädigten Gemeinden begeben.

Schwenningen, 14. Juli. Tie bürgerlichen Kollegien haben nunmehr die Erbauung eines Schlachthauses be­schlossen. Es sollte ursprünglich auf 390000 Mark zu stehen kommen. Toch> wurde der Betrag um 40 000 Mark ermäßigt.

Sigmaringen, 13. Juli. Kaiser Wilhelm soll einer Blättermeldung zufolge dem Fürsten Wilhelm von Hohen- zollern mitgeteilt haben, daß cs ihm glicht möglich sei, an der am 3. und 4. September hier stattfindendcn Ber- mählnngsseier der Prinzessin Auguste Viktoria mit dem Ex­könig Manuel von Portugal teilzunehmen. Er werde fick durch den Prinzen Eitel Friedrich vertreten lassen. Die por­tugiesischen Royalisten werden eine Deputation zu dem Hoch- zeitsseste entsenden.

Nah und Fern.

Lustmord in Ludwigshafen.

In Ludwigshafen war seit Sonntag mittag das zwölf Jahre alte Töchterchen des Tagners Andreas Kelchner als vermißt gemeldet. Montag früh L -Uhr wurde die Leiche des Kindes, furchtbar verst ürnwel t, in einen Sack gebunden, vor -er Stadt an der Straßenbösch- ung aufgefunden. Beide Beine waren am Knie­gelenk abgeschnitten, an dtzr Leiche fehlte der Kbps, der Rumpf war der Länge nach durchschnitten und dir Eingeweide herausaenomnren. Nach Ansicht des Arztes ist diese gräßliche Verstümmelung nicht ohne ana­tomische ^Kenntnisse erfolgt. Mit Bestimmtheit kann ange­

nommen werden, daß der Mörder sein Opfer in seine Wohn­ung gelockt und dort an ihm den Lustmord verübt hat, denn im Freien hätte er die Tat in der Art und Weise, wie er sie ausgeführt hat, nicht vollbringen können.

Das ermordete Mädchen ging nachmittags 2 Uhr von zu Hause fort auf die Gtraße zum Spielen. Wie nun ein Mädchen erzählt, ging die Irma um halb 3 Uhr, als sie ihren Namen hörte, von ihren Gespielinnen weg mit den Worten:Ich muß sehen, ob es ein Bub oder eßp Mann ist". Das Mädchen sah dann auf der gegenüberliegenden Seite einen jungen Mann, ziemlich groß, schmalschul- terig, in den Zwanzigern, bartloses Gesicht, brauner Anzug, gelbe Schuhe und weißer runder Strohhut mit schwarzem Rand. Später war die Mannsperson, nachdem die andern Mädchen nach der Irma wegen ihres langen Ausbleibens schauten, verschwunden. Tie Ermordete war das älteste Mäd­chen der Familie, der im ganzen 4 Kinder entsprossen im Alter von 14, 12, 10 und 9 Jahren. Tie Eltern werden als sehr solide, fleißige Leute geschildert, die Frau ist nerven­leidend, was durch den Vorfall noch sehr verschlimmert wurde. Tie Kinder sind willig und für jedermann dienstbereit ge­wesen, was der Irma Auch zum Verhängnis wurde. Sie ist sicherlich nur hem Ruf gefolgt, um einjge Pfennige zu verdienen und hat damit ihren Todesgang angetreten.

Ein schwerer Auto-Unfall

hat sich gestern abend in der Nähe von Mergentheim ereignet. Ter vor zwei Tagen zur Kur in Mergentheim ein- getrofsene Fabrikant Wrede aus Freilassing machte mit seiner Familie einen Ausflug im Auto. Als er abends zurückkehrte und nur poch wenige Kilometer von Mergent­heim entfernt war, wurde das Auto von dem nachkommen- den Kraftwagen eines Mannheimer Herrn, der Vorfahren wollte, angefahren, so daß der Wagen Wredes eine Straßen- böschnng hinuntergeschleudert wurde. Herr und FrauW r e d e, sowie eine sechszehnjährige Tochter erlitten erhebliche Ver­letzungen, während eine weitere Tochter und ein Sohn, dem das Steuerrad aus der Hand geschlagen wurde, mit leich­teren Verwundungen davonkamen. Ter Führer des Mann­heimer Wagens, der offenbar den Kops verloren hatte, raste mit dem leeren Wagen nach Mergentheim, um Hilfe zu holen. In der Zwischenzeit passierte jedoch das Auto des Fabrikanten Eugen Kaiser aus Heilbronn die Un- fallstetle. Herr Kaiser, der seinen Wagen selber lenkte, ließ seine Fahrgäste sofort aussteigen und brachte die Verwun­deten nach Mergentheim ins Kacolineum. Der Zustand der Schwerverletzten ist bedenklich.

Ein Wilderer erschossen

Ter Regierungsbaumeister Abel von Marburg traf in seinem Jagdbezirk bei Sterzhausen einen Wilderer, der, als Abel ihn anries, mehrere Schüsse auf ihn abgab. Ter Jagdpächter, der am Bein verletzt wurde, feuerte nun ebenfalls und tötete seinen Angreifer durch einen Schuß in den Kopf. Ter Getütete ist der Rottenarbeiter Schulz aus Wetter.

Ein schweres Eisenbahnunglück

hat sich auf dem Bahnhof von Di j o n ereignet. Ter Schnell­zug Paris-Marseille, der nachts um 1 Uhr in Dijon ein­trifft, ist kurz vor Einlaufen in den Bahnhof auf 7 dort stehende Rangierlokomotiven ausgefahren. Ter Stoß war so heftig, daß 4 Gepäckwagen völlig zertrümmert wurden und das Ende des Zuges auf das Geleise fiel. Am schwer­sten sind die Postbeamten im ersten Wagen betroffen worden. Einer wurde sofort getötet, während drei andere lebensgefährlich verletzt wurden. 27 andere wurden durch Splitter mehr oder weniger stark verletzt und mußten sämt­lich ins Hospital gebracht werden. Tie Ursache des Un­glückes Konnte bisher noch nicht festgestellt werden.

Ein eigenartiges Betrugsmanöver wird aus Pontoise gemeldet: Ein Juwelier aus Gonesse, namens Lese vre, der sich in Geldverlegenheit befand, be­gab sich nach einer benachbarten Provinzstadt, von wo er leinen Wertbrief an sich selbst absandte, den er mit nasser Baum­wolle gefüllt hatte. Als der Brief an seinen Bestimmungsort angelangt war, war die Baumwolle getrocknet und wies nicht mehr das ursprüngliche Gewicht ans. Beim Verhör verwickelte sich Lefevre in Widersprüche und mußte schließ­lich das ganze Betrugsmanöver eingestehen. Er wurde so­fort in Hast genommen.

Der Selbstmord eines jungen Mädchens erregt in New York großes Aufsehen. Es handelt sich um Fräulein Mary Martine, ein junges, sehr hübsches Mäd­chen von 15 Jahren. Ihre Mutter warf ihr schon seit langem ihre allzuhaufigen Flirts vor und verbot ihr, mit ihren Courmachern allein auszugehen. Bei einer unverhofften Rückkunft in ihre Villa überraschte die Mutter ihre Tochter, von Vier Anbetern umgeben. Es kam zu einem heftigen Wortwechsel, bei welchem die Mutter sich so erzürnte, daß sie ihre Tochter übers Knie legte und sie vor den Augen ihrer Anbeter verprügelte. Dieselbe Szene wiederholte sich ein paar Tage später und in seiner Schmn und Verzweif­lung eilte das junge Mädchen auf ihr Zimmer und jagte sich eine Kugel durch die Brust. Sie wurde sterbend ins Hospital gebracht.

Einen fürchterlichen Tod

hoben in Hclsingfors 3 jugendliche Arbeiter im Alter von 14 bis 15 Jahren gesunden, die in einer dortigen Fabrik mir wer Reinigung von Wasserkesseln beschäftigt waren. Durch das Versehen eines Heizers wurde siedend heißes Wasser in einen Kessclranm gelassen. Als man es abließ, fand man auf dem Beden des Kessels völlig verbrüht, die Leichen der drei Arbeiter.

Kleine Nachrichten.

In der Nacht zum Montag umi 1 Uhr wurde in der Prag- Pratze in Stuttgart einem Schutzmann, als er wegen Nacktriiheslörung gegen dre» italienische Arbeiter einschreiten mußte, tätlicher Widerstand geleistet, wobei er von seinem Säbel Gebrauch machen mußte. Die Täter entflohen. Der Beamte wurde dabei am linken OberscheNken durch einen Messerstich verletzt

Au,-'ein Gerücht, das seit einigen Tagen in Plieningen umlief, daß die 25jährige Fabrikarbeiterin Marie Schab ge­boren Habs, leitete die Ländjägermannschaft die entsprechen^ den Ermittlungen ein, die trotz des hartnäckigen Leugnens des Mädchens zu ihrer Verhaftung führten. Bei der Haussuch­ung wurde in der Abortgrube, ein gutentwickeltes und lebens­fähiges Kind gefunden. Die Mutter der Kindsmörderin soll cfewsalls in die Affäre verwickelt sein.

In Ulm sie, bcr Uner Uebung auf der Donau ein Pionier ins Wasser, Da er sich offenbar an dem Ankertau verwickelt hatte, konnte er erst nach längerer Zeit, mit Hilfe herbeige- eiltcr Fischer dem Wasser entrissen werden. Er wurde ins Lazarett verbracht.

Ein Teil 'der im Bau befindlichen Dresdener Luft­schiff Halle ist eingestürzt. Wie durch ein Wunder ist von hundert Arbeitern nur einer leicht verletzt, worden.

Ans Wuldsee wird berichtet: Sonntag Abend entgleiste der in Roßberg um 6 Uhr, 34 ankommende Motorzng Infolge falscher Wtichenstellnng. Der Hintere Wagen wurde umgewor­fen und die Insassen durcheinander geschleudert.. Zahlreiche Per- sorren wurden mehr oder weniger.erheblich verletzt, niemand aber lebensgefährlich.

Gerichtssaal.

Bom Bodensee. 13. Juli. Tin.grausiges Verbrechen hat. wie kurz gemeldet, vor dem Konstanz«r Schwurgericht seine Sühne gefunden. Der 51 Jahre alte'Mörder Georg Gras von Oberstotzingen (Württemberg), der in der Nacht vom 7. aus 8. Mu d. Mts. die von ihrem Mann geschiedene 49 Jahre alte Frau Josefine Wörner m Radolfzell erstach, ist gestern nach beständiger Verhandlung zum Tode verurteilt worden. Wahnsinnige Eifersucht hat den Täter, einen starken Trmker, zu dem furchtbaren Mord bewogen. Schon lange vor- her hat er sem Opfer bedroht und verfolgt; ja die ganze Fa­milie der Ermordeten, vor allem die 16jährige Tochter Berta, die einen sehr sympathischen Eindruck macht, litten schwer un­ter der ständigen Verfolgung durch den Graf. Nächteweise mußi- ten sie oes Schlases entbehren, weil der rohe Mensch sie vor dem Hause in gräßlicher Weise bedrohte, die Fenster einwars ustv., und Manche Nacht mußte Las Mädchen, die Berta Wörner hm Freien zubringen. Man muß sich nur wundern, daß die Gen­darmerie in Radolfzell, der doch öfter Anzeige erstattet wurde, nicht gegen den Ruhestörer einschritt. Es war grauenhaft zu hören, mit welcher Bestialität Graf sein Opfer nms Leben brachte, und vielleicht nur dem Mute und der Entschlossen­heit der Berta Wörner ist 'es zu danken, daß nicht ein zweites Menschenleben, die 7jährige Hilda, den tödlichen Stößen des' Mörders zum Opfer fiel. Nun wurde die höchste Strafe über den Mörder verhängt, zwar wird sie kaum ausgeführt werden,- denn die Geschworenen haben den Mörder bereits der GnadS des Landcsherrn empfohlen, aber für die Menschheit ist er unschädlich gemacht. Graf hat übrigens g'egen das Todesurteil Revision beim Reichsgericht augemeldet.

Spiel und Sport und Luftschiffahrt.

Bater und Sohn unter dem Flugzeug verbrannt.

Psiirr's, 14. Juli. Der 45jährige Flugzeugkonstrukteur Bert in ist mit seinen, 20-jährigen Sobn infolge eines Un­falles be. lebendigem Leibe verbrannt. Beide befan­den sich auf'einem Flug in der Umgebung von Versailles unweit des Weilers Les Ceintures nur 30 Meter über dem Erdboden, als der Apparat infolge eines falschen Manövers zu Boden sauste. Hier zerbrach der gefüllte Benzinbehälter, dessen In« halt sich über die Trümmer des Apparates ergoß und augen­blicklich infolge einer Dlotorexplofion in Brand geriet. Vater und Sohn wurden von dem brennenden Benzin übergossen und starben einen schrecklichen T o d, weil es ihnen nicht mög­lich war, sich ans dein Gewirr von Draht und Leinwand zu befreien. Die junge Frau des Sohnes sah von weitem eie Katastrophe, ohne helfen zu können. Die Untersuchung der ver­brannten Liichen Hai ergeben, daß beide beim Sturz selbst nur leicht verletzt wurden und erst den Flammen erlagen.

ParisBerlinParis.

I vH an n r's t a l, 13. Juli. Kaum hat der Pilot Aude- mars seinen Flug Berlin-Paris, der ihm den Batscharipreis eintrug, vollendet, hat wiederum ein französischer Flieger die Strecke Berlin-Paris ohne Zwischenlandung zurückgelegt. Um 4 Uhr morgens war der Flieger Letort auf dem Pariser Fkugfelde zum Fluge nach Berlin auf einem Moraneeindecker aufgestiegen, der mit einem 80 ?L Motor ausgestattet ist. Letort, der für 9 Stunden Benzin und Oel mitgenommen hatte, landete gegen 1 Uhr nach nicht ganz 9stündiger Fahrt in schönem Elcitfluge auf dem Johannistaler Flug­plätze. Der Pilot, der sich stets in beträchtlicher Höhe ge­halten hatte, erreichte in 3720 Meter seine größte Höhe. Le- tvrt, der im 34. Lebensjahre steht, erhielt das französisch« Pilöienzcugnis Nr. 170 am 9. August 1910 auf einem Ble- rioteüldecker.

Fricdrichshaseri, 14. Juli. Das neue Zeppelinluft- I ch i f, hat heute vormittag wieder eine größere Probefahrt unternommen. Es war eine Höhenfahrt, die u. ä. etwa in mehr als 1000 Meter Höhe um ^9 Uhr über Konstanz nach dem Un­ters?« führte. Demnächst wird das Luftschiff zur Fortsetzung seiner Abnahmefahrten nach Baden-Baden übersiedeln.

Bern, 17. Juli. Der schweizerische Flieger Bider' stieg heute früh um 4.08 Uhr zu einem Flug über die Ber­ner Alpen nach Mailand auf. Um 6.07 Uhr vassierte er das Jungsiauenjock in einer Höhe von 3470 Metern, um 6 20 Uhr Eggisborn. Um 6.40 Uhr landete er, von der Volks­menge begeistert begrüßt, in Domodofsola. Nach Einnahme von Benzin setzte, er seinen Flug fort, um dem Bürgermeister von Mailand ein Schreiben, der Stadt. Bern zu überbringen.

Bue, 14. Juli. Leutnant Farci'n flog gestern mit einem Paf,Hgicr ohne Zwischenlandung von Pan nach Chateaudun, das ist eine Strecke vyn ungefähr 580 Kilometern und stellte damit einen neuen Weltrekord für Flüge mit einem Passa­gier auf. .

Handel und Volkswirtschaft-

Lan-esprovnktenbörse Stuttgart. '

Vom 14. Juli.

Infolge der politischen Voxgänge auf dem Balkan und der Kriegserklärung Rumäniens gegen Bulgarien verkehrte der Ge­treidemarkt in wesentlich festerer Haltung, dazu kommt noch, daß die Ernte durch das regnerische, kalte Wetter, das bis vor einigen Tagen anhielt, jedenfalls eine Verzögerung erleidet. In der Hauptsache herrsch« für greifbare Ware Kauflust, während aus 'spätere Lieferung angesichts der günstigen ErnteanSsichten immer noch geringe Meinung vorhanden ist. Die Börse war gut besucht und sowohl heute als auch unter oer Woche kamen größere 'Abschlüsse in russischem und amerikanischem Weizen, sowie auch in Mais zustande. Wir notieren: Weizen frönt. 20.50 bis 2l M, Weizen bayr. 21 bis 22.50 M, Weizen rnelnrbayr. 23 M, Weizen Ulka 24 bis 24.60 M, Weizen Sa- xonska 24.50 bis 25 M, Weizen Azima 23.75 bis 24 M, Weizen Laplata 23.50 bis 24.75 M, Weizen Kansas II 24.25

bis 24 75 M. Manitoba II 24.25 bis 24.75 M, Kernen 20 bis

21 M, Dmkei 14 bis 15 M, Roggen nominell 17.50 bis 18 M, Futtergerste 15.25 bis 15.75 M, Hafer würtl. 15 bis 17 M, Hafer rusi. '19 bi? 21 M, Mais Laplata 15.75 bis 16 M, Mehl nlil Saa 1 Proz. Skonto: Tafelgries 3435 M, Mebl Nr. 0: 34 bis 35 M, Mehl Nr. 1: 33 bis 34 M, Mehl

Nr. 2: 3v Vis 33 M, Mehl Nr. 3 : 30.50 bis 31.50 M,

Mehl Nr. 4: 27 bis 28.50 M, Kleie 9 bis 9.50 M, netto Kasse ohne Sack.

Tabakbau in Württemberg.

Heber den Tabakbau in Württembcr g im Jahre 1912, verglichen mit dem Vorjahr wird folgendes mitgvlcilt: Die Zahl der Tabakpslanzer betrug im Jahre 1912 3718 (im Vorjahr 5493h die bebaute Fläche 264 Hektar (379 Hektar), die Erntemenge knsgescmt 6774 Dz. (7756 Dz.!, die ErntemenDs auf i Hektar 25,63 Dz (20.44h der Wert der Ernte ohne Steuer 370 89. M (350 179 M-, der Mittelpreis Tür 1 Dz. dachreifcn Tabak ohne Steuer 56,03 M (46,31 M).

Tie SchweiuezShlurtg. Nachdem die vorläufigen Ergeb­nisse der Schweinezählnng vom 2. Juni d. I.' bereits für die wichtigsten Bundesstaaten, auch für Württemberg, mitgeteilt wor­den sind, veröffentlicht der ,.Reichsanzeiger" auch 'das 'Ge­samtergebnis für das Reich. Danach (waren vorhan­den: an Tieren unter siü Jahr 14 694 231, an Tieren von Hs bis -'Jahr 5119 710. (darunter 803 608 Zuchtsauen! und an Tieren von l Jahr u'd älter 1 949 498 (darunter 1588 022 Zuchtsauen / Das sind zusammen 21 763 439. Leider liegt für die ZäbluHg von .Dezember 1912 noch, immer nicht das defi­nitive ResUItai. und seine Bearbeitung vor, so daß davon nur die vorlätisiqe Gesamtzahl zrint'«Vergleich verfügbar ist. Diese betrug 21885 073, so daß einMüeknang von 0,6 Proz. vorlkegt.