Msizil heransgekonimen wäre, so yütte er zu der preußisch.'» Sttrwaltung das Vertraue», daß sie ihre Sache bester machen -vllrde.
Der so zialde m okratische Antrag auf Her:»- ziehung der „Toten Hand" zum Wehrbeitrag wurde Legen die Stimmen der A n t r a g st e l l e r und der Fortschrittspartei abgclehnt.
Die Beratung wandte sich darauf den folgenden Paragraphen 12 und 13 zu, für die ein Zeutrumsantrag folgende abgcanderte Fassung vvrschlägt:
8 12. Beitragspflichtig sind ferner:
1. Aktiengesellschaften und Kommanditgesellschaften auf Aktien, Kolonialgesellschaften, Gesellschaften mit beschränkter Haftung und Gewerkschaften, wenn sie ihren Sitz im Inland haben.
2. Gesellschaften oder Gewerkschaften, wenn sie im Inland keinen Sitz haben, mit ihrem inländischen Grund-, Betriebs- und Kapitalvermögen.
Ter Wehrbeitrag kann aus dem geschlichen Reservefonds entnommen werden. Unberührt bleiben die gesetzlichen Vorschriften über die Auffüllung des Reservefonds.
§ 13. Der Wehr beilrag wird nicht erhoben von dem Vermögen, das den Betrag von 50 000 Mark nicht übersteigt. Sofern der Beitragspflichtige bei einem Einkommen von 5000 Mark ein Vermögen von 30 000 bis 50 000 Mark besitzt, ist von diesem eine Abgabe in Höhe von 0.15 v. H. zu entrichten.
Ter Antragsteller hielt bei der Regierungsvorlage die Doppelbesteuerung für unvermeidlich und erachtete die Heranziehung der Aktiengesellschaften, wie sie in der Vorlage vorgesehen, für undurchführbar. Der Antrag dagegen schließe die Doppelbesteuerung aus und erleichtere die steuerliche Erfassung. Auch erfasse der Antrag das ausländische Kapital, das in Deutschland fruchtbringend und mit reichem Erfolge arbeite. Redner übte Kritik an. den Einzelheiten der Regierungsvorlage und begründete die Einzelheiten des Zentrnmsantrages.
Vertreter des preußischen Handels- und Finanzministeriums wandten sich in ausführlichen Darlegungen mit zahlreichen praktischen Beispielen gegen die beabsichtigte Zugrundelegung des Ertragswertes. Ter Antrag des Zentrums unterscheide nicht den verteilten und den vertcilbarcn Gewinn. Er treffe gleich stark die schwächere und die glänzend dastehende Gesellschaft, er wirke also nicht gerecht. Auch vermeide er nicht "berall die Doppelbesteuerung. Endlich wäre er praktisch steuer- technisch nicht durchführbar.
Ein Mitglied der wirtschaftlichen Vereinigung wünschte eine unterschiedliche Behandlung der Erwerbs- und der gemeiniiiitzigen Gesellschaften.
Ein Fortschrittler stellte fest, daß die NegicrungSvcrtretcr zwar Bedenken gegen den Zcntruinsantrag vorgebracht, aber nichts zur Begründung der Vorlage gesagt hätten, die bei seinen Freunden gleich viele Bedenken erregen.
Besondere Bedenken hatte er gegen die das ausländische Kapital im Inland treffenden Bestimmungen des Antrags wie auch der Vorlage und betonte, es stecke mehr deutsches Geld im Auslande als ausländisches Geld in Deutschland. Da seien die Folgen einer solchen Bestimmung leicht abzusehen. Redner hielt die Heranziehung der Aktiengesellschaften überhaupt sür den erstrebten Endzweck unuö.ig und begründete dann folgende!: Antrag, den 8 19 der Vorlage wie folgt zu fasten:
„Be! Aktien ohne Börsenkurs oder bei Anteilen einer Gesellschaft Niii beschränkter Haftung ist der Verkaufswert der Aktien oder Anteile anzusetze». Sofern ein solcher nicht zu ermitteln ist, gilt als Wert der Aktie oder des Anteils das Sechzehnzweidrittelfache des Durchschnitts der während der letzten drei Geschästssahre, oder bei kürzerer Tauer der Gesellschaft der seit ihrem Bestehen verteilten Jahresdividende. Ist eine solche in dieser Zeit nicht zur Verteilung gelangt, oder beschränkt die Gcsellschaftssatzung deren Höhe, so kann die Steuerbehörde die Schätzung des Werts durch von der zuständigen oder nächstgelegenen Handelsvertretung zu ernennende Sachverständige anordncn".
Ein Vertreter der sächsischen Negierung begründete die Fassung des §12 der Vorlage, der seit 1904 im Königreich Sachsen geltendes Recht sei und dort nicht zu den Schwierigkeiten geführt habe, die die Vorredner fürchteten.
Ein nationallibcraler Redner führte aus, der Zentrumsantrag sei auf den ersten Blick bestechend, habe aber doch ernste Bedenken, die Redner an konkreten Beispielen erläuterte. Er warnte, an einer Deroutierung des Geldmarktes mitzuwirken; es sei große Vorsicht bei der Behandlung der ganzen Frage geboten.
Dann befürwortete der Redner in erster Reihe die Ablehnung des ganzen § 12. Bei Annahme des Zentrnms- antrages möge man wenigstens die Kolonialgcscllschaften anS- schließen.
Der Antragsteller erklärte, er sei erstaunt über den erhobenen Widerspruch und die Stelle, woher er stamme. Sein Antrag beruhe gerade aus maßgebenden Urteilen aus der Industrie. In eingehende» Darlegungen verteidigte er seinen Antrag, den er in Einzelheiten zweckentsprechender zu fassen bereit sei. Man möge nicht einseitig auf die Urteile der Großbanken hören. Er wiederhole, daß die Industrie auf dem Boden seines Antrages stände.
Hieraus vertagte sich die Kommission auf morgen vormittag. t - o ! . ...,
_ I
Deutsches Reich.
Vom Rcichsverbaud der deutschen Presse. Die von dem
Tüiseldoricr Delegierte »tag des Reichsverbands der deuttchen Presse angenommenen Resolutionen lauten wie folgt: 1. Nittrag Stoffere-Berlin zur Frage der paritätischen 'Sch c'e d 's g e r Och t e: „Die Delegiertenversammlung stimmt grundsätzlich dem Plane zu, für die Streitigkeiten aus dem Urheberrecht und aus dem Dienstvertrag Schiedsgerichte gemeinsam mit dem Verein deutscher Zeitungsverleger zu errichten. Sie beauftragt den geschäftssühreuden Ausschuß, die Verhandlungen mit dem Verein deutscher Zeitungsverleger fortzusetzeu und erwarter eine endgültige Vorlage sür die Delegiertenversammlung des nächsten Jahres" 2. Antrag des Landesvereins Bayern: „Die soziale Kommission ist zu beauftragen, die verwaltungs- und versichrrnuoStechr.ische Prüfung der Grundlagen vorzunehmen, au; denen die Errichtung von Kassen für stellenlose Kranke und unterstützungsbedürftige Kollegen, sowie sür Sterbefälle verwirklicht werden soll. Dir Kommission hat dem nächsten Delegierteu- tag eine Denkschrift mit positiven Vorschlägen zu unterbreiten."
3. Anträge des Landesvereins hessischer Zeitungsredakteuce und des Landesverbandes badischer Redakteure: „Mit der Erledigung der Vorarbeiten für die Errichtung eines Erhol u u g s y e c ui s des Rcichsverbands der deutschen Presse ans der Grundlage des vom Landesverein hessischer Zeitungsredaktenre gesammelten Materials wird der geschäftsführende Ausschuß beauftragt, der Durchführbarkeit des Projekts, insbesondere die finanzielle Seite, 'sorgsam zu prüfen und das Ergebnis den Beratungen der nächsten Delegiertenvxrsammlung zur Beschlußfassung vorzulegcn."
Zeh« Millionen Passagiere. Am Sonnabend, den 31. ds. Mts. hat mit dem 'Dampfer „George Washington" der zehnmillionste Ucbersecpassagier des Norddeutschen Lloyd die Reise über den Ozean angetreten. Der außerordentlich starke Andrang von Auswanderern hat den Norddeutschen Lloyd die Beförderung des zjchnmillionsten Passagiers eher erreichen lassen, als noch vor Jahresfrist zu erwarten war. Mit dem Abschluß des Wahres 1912 stieg dte Ziffer der vom Norddeutschen Lloyd nach Uebersee beförderten Passagiere auf 9 745 728, sie ist dann im Lauf« der ersten fünf Monate aut zehn Millionen angewachsen, und hat damit eine Ziffer erreicht, die von keiner anderen Reederei bisher auch nur annähernd erzielt ist. 'Der Passagier, auf den die zehumillionste Fahrkarte gefalle» ist, heißt Ferencz Vaszily; xr stamme aus dem Ortx Lelesz im Komitat Zemplin in Ungarn,
und Wollte sein« Reise ttn Zwischendeck antretcn, um sich bereits zuin zweiten Male iu der neuen Welt lohnenden Verdienst zu tuchen. Durch Zufall ist'er nun der Gegenstand besonderer Ehrungen geworden Der Norddeutsche Lloyd hat seinen zehnmillionsteil Passagier eine besondere Vergünstigung dadurch zuteil werden lasten, daß er ihm statt der Ueberfahrt im Zwischendeck eine freie Fahrt in der dritten Klasse geschenkt hat. Man kann sich die freudige Uckerraschnng des Ungarn vorstellen, als ihm diese Mitteilung gemacht wurde.
Ausland.
In Dxsord haben die Suffragetten mehrere Bootshäuser in Brand gesteckt. 80 Ruderboote im Werte von 100 000 Mark sind vrnnchtct.
Das Kttwdrama „Quo Badis" als Exempel. Angeregt durch die Pprsübrungeli des Kinofilms „Quo vadis" mit Szenen der Cliiisienversolgung schlägt der türkische Metropolit Baban- Zadev vor, auch die au den Türken verübten Massakres i in Da/tän krieg aufzu nehmen, um das Volk zur Rache autznreizeu.
Präsident Wilsons Dank. Präsident Wilson belohnt gegenwärtig die Politiker, weiche ihn bei seiner Wahl unterstützt haben. So bar er jetzi den Herausgeber der Wochenschrift „The Commoner", Richard Metcalfe, zum Zivilgouverneur der Panamazone ernannt. Diese Ernennung erregt großes Aufsehen, weil man allgemein glaubte, daß der Oberst Gocthals diesen Posten erhalten sollte.
Württemberg.
Dienstnachrichten.
Der König hat dem Lehramtskandidaten Dr. Otto Binder, zur Zeit Lektor an der Universität in Freiburg, eine Oberprä- zeptcrsslclle am Gymnasium in Tübingen, dem Amtsverweser Dr. Hermann DecklNger am Gymnasium in Tübingen eine Oberpräzeptorsstelle am Eberhard-Ludwigs-Gymnasium in Stuttgart, dem Amtsverweser Dr. Theodor Wächter an der Lateinschule in Murrhardt die Oberpräzeptorsstclle an der Lateinschule in Marbach'übertragen und den Professor Dr. Hauser au dem Realgymnasium und der OberrealschUle in Göppingen seinem Ansuchen gemäß in den Ruhestand versetzt; den Oberrech- nungLrat F ranz der der Oberrechnnngslämmer zum ordentlichen Mitglied der Staatskassenverwaltung bestellt, auf die Finanzamtmannstelle be: dem Kameralamt Balingen den Finanzamt- mann Dr. Wetz ec in Güglingen seinem Ansuchen entsprechend versetzt und die Finanzamtmannstelle bei dem Kameralamt Oberndorf 'dein Finauzasjessor Scheerer in Weingarten, je eine Ober- kcntrollenrstelle bei dem Kameralamt Mnnsingen dem Finanz- sekrctär Frey m Neuenbürg und bei dem Kameralamt Gaildorf dem Jlnanzsekreiär Strobel in Oehringen, sowie eine Banamtswerkmeisterstelle bcr dem bautechnischen Bureau der Fristdirektion dem Hilfsarbeiter Rühle bei diesem Bureau übertragen, und den Forstmeister Muff in Göppingen seinem Ansuchen gemäß in den bleibenden Ruhestand versetzt. Am 3. Juni wurde Volksschulrektor Wandel in Kirchheim u. T. in den Ruhestand versetzt.
Württembergischer Landtag.
8Ü. Stuttgart, 4. Juni.
In der heutigen Sitzung der Abgeordnetenkammer wird zunächst die Abstimmung über die Errichtung einer Lande s P o tti z e i z e n t r a l e vorgenommen. Der Antrag Gauß sVp./ auf Verweisung der Forderung an den Staatsrechts- ansschnß wird mir 58 Stimmen aller Parteien gegen 26 'Stimmen des Zentrums angenommen. Der Antrag des Zentrums auf Erhöhung des Staatsbeitrags für Wasserversorgungsanlagen einzelner Gemeinden von 120 000 auf 150 000 Mark wird mit 51 gegen 30 Stimmen der Volkspartei und der Sozialdemokratie bei 8 Enthaltungen angenommen. Dann fährt das Haus in der Beratung des Etats des Ministeriums des Innern fort, und zwar ' beim Kapitel
Landeswohuungsinspektor.
-- Es lieg! ein Antrag der Sozialdemokraten vor, die Regierung zu ersuchen, 1. im Bundesrat für die schleunige Vorlage eines Reichswohnungsgesetzes einzutreten und 2. einen Wohnmigsfursorgefoilds mit ü(X) 000 Mark cinzurichten, und auf 5 Jahre "je 100 000 Mark diesem zuzuführen. Der Fonds soll Gemeinden und gemeinnützigen Baugenossenschaften durch Bürgschaft und Darlehen Kredithilsä gewähren. Abg. Dr. Ltndcmann sSoz.-'bespricht eingehend den Bericht des Landes- wchnuiigslnspektors. Er stellt fest, daß dieser von 233 Gemeinden überhaupt keinen Bericht über die Wohnnngsinspektionen habe erhalten können. In 120 Gemeinden sei eine Wohnungsanfsicht überhaupl 'nicht eingerichtet. Der Bericht zeige, daß im allgemeinen die Wohnnngsverhältnisse in den Städten besser seien als aus dein Lande, und er komme zu dem Schluß: „Je kleiner dis Gemeinden, desto größer die Zahl der beanstandeten Wohnungen." Der Redner verlangt in der Begründung seines Antrages von dem Minister Aufklärung darüber, wie er sich zu dein Gedanken eines Reichswohnungsgesetzes stelle, und regt die Gründung eines Laudeswohnungsvereins an, zu der die Jniitaiive voll der Regierung ausgehen müsse. Andre lZtry wünscht n. a. die Heranziehung der Frauen zur Wohnnngsaufsicht. Das Ergebnis der Wohnungsanfsicht müsse natürlich 'mit Verficht und gewissen Einschränkungen beurteilt werden. An,'dem Lande solle man keine zu hohen Forderungen steilen. Er bcantragl, den zweiten Teil des sozialdemokratischen Antrages dem Finanzausschuß zu überweisen. Abg. Keck.sD.P.f spricht sein Einverständnis mit der Geschäftsführung des Landes- WohnungLulspektors aus. Der sozialdemokratische Antrag scr'begründet und berechtigt. Auch seine Fraktion wünsche eine reichs- gesctzliche Regelung der Wohnungsfrage. In der Frage der zweiten Hypölh eken sollte man endlich aus dem Stadium der Erwägungen heraustreten und einen positiven Schritt vorwärts tun. Abg. Hartenstein (Bp.- 'weist auf die Schwierigkeiten etter staiistischen Erfassung der Wohnungsverhältnisse hin 'und erklärt die volle Sympathie für den sozialdemokratischen Antrag. In dem Ausschuß werde auch zu prüfen sein, wie privaten Ilnicrnchnriingen Hilfe gewährt werden könne. Er empfiehlt für Len zweiten Teil des sozialdemokratischen Antrages llcberwcisung an de» volkswirtschaftlichen Ausschuß. Abg. Körner fBK., mahnt zur milden Durchführung der Wohnungsaufsick t aus 'dem Laude.
Minister des Innern v. Fleischhauer bedauert, daß der sozialdemokratische Antrag erst gestern eingebracht worden sei. Er empsreblt auch, den ersten Teil des Antrages (Rerchswohnungs- gesetzl dem Ausschuß zu überweis^!, und erklärt, daß nach der Finanzlage die Gründung eines Wohnnngsfürsorgefonds nicht viel Ausfuhr auf 'Erfüllung habe. Wenn ein Landeswohnungsverein ins Leben trete, so werde ihn die Regierung gerne unterstützen. Eine andere Frage sei ob es Aufgabe der Regierung sein könne,, einen solchen Bereu, zu gründen. Mit der Gründung von Vereinen durch die Regierung habe man nicht immer günstige Erfahrungen gemacht. — Nach Ausführungen des Abg. Heymann (Soz.) wirk die Ziffer 1 des sozialdemokratischen Antrages (Reichswohnnngsgesetz) gegen die Stimmen der Konservativen und des Bauernbundes angenommen. Ziffer 2 des Antrages (Wohnnngsfürsorgefonds) wird «.n den volkswirtschaftlichen Ausschuß verwiesen. — Bei 'dem Kapitel „Landjägerkorps" bringt Abg. Roth (BK.) Beschwerden über die durchaus nngebörige Behandlung der Landjäger durch den Kommandeur und die Bezirkskrinmandeure vor und fordert sür das Land- jägcrkorps das Koalltionsrecht. — Dann wird abgebrochen.
In -er Sozialdemokratie isteinneuerStreit zwischen den Radikalen und den Revisionisten im Gang. Die Richtung unter Westmehers Vorsitz, die eine Resolution gegen die Wehrvorlage faßte, in der als geeignetes Gegen
mittel dje parlamentarische Obstruktion, der Massenstreik und sonstige Gewaltkuren empfohlen waren, findet in der Schwäbischen Tagwacht die weitgehendste Unterstützung. TaZ Blatt hat die sozialdemokratische Reichstagsfraktion wiederholt angegriffen, weil sie in der Budgetkommission an der Gestaltung der Heeres- und Deckungsvorlagen mitarbeitet. Noske, der den Standpunkt der Fraktion dagegen verteidigte, wird wie ein Schnlbube abgekanzelt und es wird ihm gesagt, daß er von einem .richtig gehandhabten Klassenkamps eben nichts verstehe. Diese radikale Stimmung hat in einer Versammlung der Stuttgarter Sozialdemokratie bei Dinckel» ackec neuerdings obgesiegt. Dort wurde nach einem Referat des Genossen Hildenbrand folgende von dem Genossen Weh «»gebrachte Resolution mit großer Mehrheit angenommen:
„In Heber einstlmmnng mit der Resolution der Kreisversamm- lnng ist die heutige Mitgliederversammlung der Ueberzeuguug, daß der Kamps 'gegen die. Aufrüstung nicht auf bas Parlament l><> schränkt bleiben darf. Vielmehr ist notwenoig, ockß die organisierte Arbeirerschaft endlich selbst gegen die Aufrüstung in Aktion tritt. Der Kamps gegen die Rüstungen ist zu einem allgemeinen Kamps'gegen die bestehende Verfassung ttn kapitalistischen Klassenstaat, besonders in Preußen, auszndehnen. Als erster Schritt sind erforderlich Massendemonstrationen. Im Fortschritt der Bewegung ist gegebenenfalls zum politischen Massenstreik zu greifen Aufgabe des Parteivorstands ist, für die energische Inan-, grissnahme und Einheitlichkeit der Aktionen zu sorgen. Die Organisation ist gewillt, ihre ganze Kraft bei der Durchführung von Massenaktionen elnzufetzen."
Hildenbrand selbst befürwortete eine Resolution, die sich damit begnügt, das Einverständnis der Versammlung mit der Haltung der R e i ch s t a g s f r a k t ion auszusprcchen. Diese Resolution wurde -jedoch durch die Annahme der ersten Resolution erledigt. In der Versammlung hielt West meyer auch eine seiner Kraftreden über den Streik bei Bosch, in der natürlich alle Schuld aus Bosch geschoben wird. Es zeige sich nun, daß alle Arbeiter- sreundlichkeit Boschs nur Mittel zum Zweck war, nämlich zu dem Zweck, möglichst hohe Gewinne aus der Arbeiterschaft herauszupressen. Hunderte von Familienväter, gerade die heften Genossen, seien setzt gezwungen, mit Weib und Kind.Stuttgart zu verlassen. Nie- mand zweifle daran, daß der Jndustriellenverband hinter Bosch stehe. Es seien die nationalliberalen: und volksparteilichen Scharfmacher, deren Werkzeug Bosch sei. Es seien die Blockbrüder der Sozialdemokratie von gestern und heute, die mit schmatzendem Behagen der Mißhandlung der Arbeiterschaft zuschauen. Westmeyer ist überzeugt, daß der Kaamps nicht auf die Firma Bosch beschränkt bleibt.
Von dev Qbcrschwäbischen Ucberlandzrntrale. Das Projekt einer Ucberlandzeittrale für ganz Oberschwaben ist in- folge der Beteiligung der Stadt Ulm auf eine gänzlich neue Grundlage gestellt worden. Darnach bleibt der Ausbau der Wasserkräfte an der Argen samt Ablage der großen Staubecken zunächst zurückgestellt. Den Strom liefert laut eines aus 25 Jahre geschlossenen Vertrages die Stadt Ulm, die ihre Dampfreserv« von rund 2000 Pferdestärken durch Ausstellung weiterer Dampfturbinen von 6006 Pferdestärken vergrößert, und damit im Verein mit ihren großen Wafserkraftanlagen an Iller und Donau sür Jahre hinaus iu der Lage ist, den Bedarf zu decken. Der Bezirks- verdaud Oberschwäbischer Elektrizitätswerke selbst baut nur das Leitungsnetz und hat somit kein Risiko mehr zu tragen. Der Ban des Netzes wiro in: Herbst begonnen und so beschleunigt, daß bis znn! Jahresende Strom zugeleitet werden kann.
Erbarmt euch der durstigen Tiere. Bei der gegenwärtigen Hitze sieht man häufig dürstende Tiere die schmutzigsten Lachen auslecken. Dies muß in jedem Tierfreunde Mitleid erregen. ES ergeht daher an alle Tierhalter die dringende Bitte> ihren Schutzbefohlenen doch täglich mehrmals frisches Wasser in genügender Menge zu reichen. Ganz besonders soll auch der armen Tiere gedacht werden, die eingesperrt, sogar angebunden sind und deren Wohl und Wehe deshalb ganz vom Mitgefühl ihrer Besitzer abhängig ist, des an der Kette schmachtenden Viehs, der armen Hofhunde, des oft in dumpfen Ställen eingesperrten Geflügels, der nicht selten in engen Kästen zusammengepferchten Kaninchen, der armen Stubenvögel, die manchmal noch der größten Sonnenhitze ausgesetzt werden.
Stuttgart, 4 Juin. Das Staatsministerium hat sich hahm schlüssig gemacht, daß aus Anlaß des 25iährigen Regierungs- jubiläuiuS des Kaisers am Montag oen 16. Juni die Staatsgebäude beflaggt und die staatlichen Kanzleien geschlossen werden.
Lansfcn a. N., 4. Juni. Ter Künstler, der das Plakat des hiesigen Fremdenverkehrsvereins geschaffen hat, Franz Siegele in München, hat einen schönen Erfolg zu verzeichnen. Eines seiner Bilder, eine malerische Dorfgasse aus dem Zabergäu, wurde in die große internationale Kunstausstellung im Glaspalast in München ausgenommen. Bon 15 WO der Jury eingesandten Gemälden fanden nur F600 Annahme. Franz Siegele war früher auf der Stuttgarter Kunstgewerbeschule, besuchte hierauf die Akademie zu München und wurde dann Schüler von Professor Zeno Diemer.
Hohenheim, 3. Juni. An der landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim besinnen sich im laufenden Sommerhalbjahr 218 Studierende, gegenüber dem Vorjahr meh" 13. Weibliche Studierende sind es 3. 78 sind Württemberger, 140
Nichtwürtlemberger, darunter 96 Reichsangehörige.
Plochingen, 3. Juni. Für Tachdeckungsmaterial, das sür die durch den Wirbelsturm Geschädigten nach Plochingen befördert wird, werden auf den .württembergischen Staats- baynen bis 31. August solgende Vergünstigungen gewährt: 1> Freiwillige Gaben, die unter der Adresse des Hilfskomitees in Plochingen oder einer sonstigen .Sammelstelle mit dem Vermerk auf dem Frachtbrief: „Freiwillige Gaben^ für die vom Wirbelsturm Geschädigten" zur -Eisenbahnbesörderung aufgegeben werden, werden frachtfrei befördert, wenn sie als gewöhnliches Frachtgut ohne Angabe des Interesses an das Lieferung und ohne Nachnahmebelastung aufgeliesext werden.
2) Für andere Sendungen, die käuflich an die GeschÄigten abgegeben werden, werden 50 Prozent der tarifmäßigen Fracht berechnet, ivenn der Frachtbrief den Vermerk trägt: „ange- kaust sür die vom Wirbelsturm Geschädigten."
Göppingen, 4. Juni. Ter hiesige Konsumverein beabsichtigt die Einrichtung einer eigenen Bäckerei. Das nötige Geld soll durch eine Erhöhung der Mitgliederanteile 30 auf 40 Mark aufgebracht werden. .
Teinach, 4 Juni. Das Praßlersche Marmor werk bei Station Teinaa; ist bei der letzten Versteigerung von assessor a. D. Bisch off aus Frankfurt a. M. um 71500 K gekauft worden. Di« Uebernahme des Betriebs erfolgt aus 1. Juli dieses Jahres.
Nlm, 4. Juni. Ein Haupteinwand gegen die von der Stadt Ulm durchgeführte Erbauung von Arbeiterwohn- häuscrn war immer die Befürchtung, daß die Eigew türner der Häuser ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachzukommen vermöchten. Wie unbegründet diese Befürchtungen waren, zeigt der Jahresbericht der Stadtverwaltung. Danach sind die Hauseigentümer ihren Verpflicht" ungen nicht nur pünktlich nachgekommen, sie haben auch statt vertragsmäßig geschuldeter 83 54s Mark an Angeld MV Amortisation bar 86 295 Mark geleistet. Nur 5 Hause,gev" tümer sind mit der letzten Rate bis zum Jahresschlüsse M Rückstand geblieben. Zwei Eigentümer haben yun den gast*.