Deutsches Reich.

Die Wahlen in Preußen.

In Preußen haben am Dienstag die bei den Urwahlen bestimmten Wahlmänner die Abgeordneten gewählt. Bon 443 Abgeordneten sind 439 gewählt, die übrigen vier sind noch in Stichwahl. Es sind gewählt 147 Konservative, 53 Freikonservative, 73 Natronalliberale, 37 Fortschritt­liche Bolkspartciler, 103 Zentrumsleute, 12 Polen, 2 Dänen, 10 Sozialdemokraten, 1 Deutschsozialer, 1 Christ­lichsozialer. Bei 42 Mandaten hat sich eine Verschieb­ung in der Fraktionszugehörigkeit ergeben. Die Konservativen gewinnen 10 und verlieren 15, die Freikonservativen gewinnen 2 und verlieren 9, das Zen­trum gew-.nnt 5 und verliert 5, die Fortschrittliche Volks- parrei gewinnt 6 und verliert 5, die Wildkonservativen gewinnen "2 und verlieren 1, die .Polen gewinnen 2, die Nationalliberalen gewinnen 13 und verlieren 5, die Sozialdemokraten gewinnen 4. Die Gesamtver­schieb u n g ist also folgende:imneuenLandtag sitzen gegenüber dem alten weniger 10 Konservative und 7 Freikonjervative, mehr 8 Nationalliberale, 1 Volkspar­teiler, 4 Sozialdemokraten, 1 Wildkonservativer.

Das Ergebnis der Wahlen entspricht den bei den Arwahlen angestellten Berechnungen. In Frankfurt a. M. sind Leier und Flesch wiedergewählt, in Ber­lin Kopsch Wi eurer, Mommsen und D- Mug- dan, rn Neukölln-Schöneberg drang der Sozialdemokrat Hue gegen den Fortschrittler Graf Matuschka durch. In Teltow - Beeskow wurde Lic. Traub von der Fort­schrittlichen Volksparter neben dem Nationalliberalen Lipp- mann gewählt. In Danzig sind alle drei Kandidaten der Fortschrittlichen Bolkspartei gewählt worden: Kommer­zienrat Münfterberg, Schriftsteller Weinhausen und Revisor Schmiljahn. Von Solingen kommt wieder der Fortschrittler Professor Eickhoff und von Flensburg der fortschrittliche Lehrer Wittrock, von Halle Delius. In Posen haben die drei deut­schen Kandidaten gesiegt, darunter Wolf von der Volks­partei.

Deutschland und die Weltausstellung in San Fran­ziska. Im Reichstagsgebäude fand unter dem Vorsitz des Staatssekretärs des Innern eine Aussprache mit Vertretern des deutschen Geschästslebens über die Frage statt, ob Deutsch­land sich an der Weltausstellung in San Franziska betei­ligen solle. Tie Besprechung führte jedoch ebenso wie eine in der ständigen Kommission vorher stattgehabte Vorbesprech­ung zu keinem endgültigen Ergebnis, denn abgesehen von der ablehnenden Haltung der schweren Industrie und der 'chemischen Industrie erklärten auch ausstellungsbereite Kreise dem Gewerbe, ihre Stellung sei davon abhängig zu machen, vb die Entwicklung der Tarifrevision in den Bereinigten Staaten und namentlich auch die Regelung des Zollverwalt- waltungsverfahrens zu einem für Deutschland günstigen Ab­schluß führen würden, sowie vb innd in welchem Umfange andere große Länder eine Beteiligung an der Ausstellung be­absichtigten.

Frankfurt a. M., 3. Juni. .Gegen den Schriftsteller Waßmann, der in einer Versammlung behauptet hatte, eine lungenkranke Prostituierte sei jm städtischen Krankenhaus willkürlich mit Salvarsan behandelt wor­den und daran gestorben, wurde wegen seiner Angriffe auf die Frankfurter Äerzteschaft wegen Beleidigung ein straf­gerichtliches Verfahren eingeleitet.

Ausland.

Zur Affäre Redl.

Demonstrationen am Grabe Redls.

Wien, 3. Juni. Am Sonntag fanden auf dem Zen­tralfriedhof Demonstrationen am Grabe des ehemaligen Obersten Redl statt. Tie Angehörigen jener Personen, die in derselben Reihe beerdigt sind, protestierten lärmend dagegen, daß dieser Verräter dort ruhe. Sie begaben sich

m dre Friedhofskanzler wo rhr Sprecher sagte, wenn es sich um einen Selbstmörder handele, der aus Not in den Tod gegangen sei, dann würden sie für fein Seelen­heil gebetet ^haben. Wir wollen aber nicht, daß neben unseren Lieben ein Mann begraben ist, der sich dem Henker nur durch Selbstmord entzogen hat. Die aufge­regten Leute gingen zum Grabe, wo sie unter Lärmen und Schreien das Grab beschädigten. De Friedhofswächter wa­ren bemüht, die Ruhe wiederherzustellen, was ihnen erst nach längerer Zeit gelang.

Eine Börsenpanik mit Hilfe des Zeppelin­ballons ist her neueste Trick der Makler in Nantes. Dort verbreitete am Montag nachmittag Zhz Uhr eine Agentur die Nachricht, ein mit 11 deutschen Offizieren besetzter Zeppelinballonsei beiLuneville ge­landet. De Volksmenge habe den Ballon zer­stört und an gebrannt, die Offiziere ver­prügelt De Nachricht verbreitete sich mit Windes­eile und verursachte die größte Bestürzung. Man sprach von einem schweren diplomatischen Zwischenfall und einer bevorstehenden Mobilisierung. De Aufregung in der Stadt war panikartig. Ms man in Paris weitere Einzelheiten über den Zwischenfall erfahren wollte, waren die tele­fonische uno die telegrafische Verbindung infolge eines Gewitters gestört. Inzwischen wurden die Bankhäuser vou Nantes geradezu gestürmt, da Hunderte vor Ausbruch eines Krieges ihre Wertpapiere verkaufen wollten. Gegen sechs Uhr abends stellte sich endlich diese Nachricht als eine Ente heraus. Es ist eine Untersuchung darüber einge- - leitet worden, ob ein Spaß vorliegt, oder was wahrschein­licher ist, ein Börsenmaller durch Anrufen der Agen­turen in Nantes die Nachricht verbreitet hat. Bezeichnend ist au, alle Fälle die leichte Erregbarkeit der franzö­sischen Bevölkerung, wenn in Nantes, also einer in West­frankreich gelegenen Stadt, die Nachricht von einem Zwi­schenfalt an der Ostgrenze bereits eine derartige Wirkung haben konnte.

Kannibalismus an der Goldküste- Der Hau p t-

richter der Goldküste ist in Plymouth cinge- troffen. Er erklärte, daß er in Serra Leone war, um dort einen eingeborenen Volksstamm, welcher Menschen­fresserei triebe, zu bestrafen. Vierzig Kannibalen wurden gehängt, weil sie von ihren barbarischen Sitten nicht ab- lassen wollten. Mehrere andere wurden zu strengen Stra­fen verurteilt. Ter Volksstamm heißt Mendes und trügt bei den umliegenden Völkerschaften den NamenLeopar- dengesellschast".

Ein Gramm Radium. Ter österreichische M i n ist errat bewilligte der Radiumstation im Allge­meinen Krankenhaus für Versuche mit der Strahlentherapie bei Krebs ein Gramm Radium im Werte von 588 Kronen.

Nnzusrredene Soldaten. In der Mavallerie- kaferne im Haag beschwerten sich die Husaren, als man ihnen bei heißem Wetter Erbsensuppe vorsetzte. Die Offiziere erklärten ihre Beschwerden für unbegründet und befahlen Atrafexerzreren mit ihnen vorzunehmen. Als die Offiziere wie gewöhnlich die Kaserne auf einige Stunden verließen, desertierten 31 von den Sol­daten. Am nächsten Tage kehrten jedoch die meisten zu­rück, aber zur Zeit fehlen noch 12 Mann.

Roosevelt dementiert. Nach Blättermeldungen aus Newport erklärt Roosevelt, es sei unrichtig, daß er den Auftrag erhalten habe, als Berater des chinesischen Präsidenten nach Peking zu gehen. Dese Nachricht sei ebenso unwahr und erfunden wie die, daß er für den albanischen Thron vorgeschlagen worden sei.

Zum Newyorker Polizeiskandal. Mit der Un­tersuchung der Newyorker Polizeiverhältnisse aus Anlaß des Mordprozefses Rosenthal wurde eine Ge­richtskommission betraut, die nunmehr ihre Arbeiten be­endet hat. Ter Bericht der Kommission kommt zu dem Ergebnis, daß der Polizeichef von Newyork Wal-

Der Deutsche ist eckig und ungelenk, wenn er sich manierlick, geben will; aber er ist erhaben und allen überlegen, wenn er in das Feuer gerät. Richard tvagner.

Nach Waterloo.

Eine Bauerngeschichte aus dem Taunus von Fritz Ritzel.

15 ) (Nachdruck verboten.)

Unter dem Eindruck dieser Erwägungen sagte Hansjörg deshalb jetzt gleichmütig:

Wenn Eich so viel dran liegt, Mutter, daß ich nit Mehr dorthin geh' meinetwege'! Ich Hab' nix dort ver­löre' nn' will de' Leit' nit die Mäuler ufireiße!"

Bedächtig sah Frau Schilling ihren .Sohn an. Dieses Eingehen auf ihre Wünsche erschien ihr fast etwas zu rasch, denn ihre Vermutung, daß Hansjörg in die schöne Witwe seines Stiefbruders verliebt sei, erschien ihr zu wahrschein­lich und befürchtete sie daher, daß er sein Versprechen nur gab, um Ruhe vor ihr zu haben und hinter ihrem Rücken dann das gerade Gegenteil zu tun. Aehnlich hätte es dem leichtsinnigen Vogel schon gesehen. Sie gedachte ihm des­halb einen dauerhaften Riegel vor olle etwaigen heimlichen Extravaganzen zu schieben und begann wieder in gleich­gültigem Ton:

Du nimmst mir en' Staa' .vum Harz, Hansjörg!. Do seh' ich doch, daß du endlich emol anfange' tvillst, die dumme' Buweposse' ujszugewe' un' .en' .Mann zu werrn, wie sich's gehört! Wenn du nur immer ufs mich höre' tatst, Bub! Ich maan's doch gut mit dir! Daß du siehst, wie gut ich's mit dir praan', will ich dir aach de' Spaß, lasse', daß du emol for e' Weil' »un dehaam fortgehst, wo- aege' ich mich die Jahre her immer gewehrt Hab'! Mein Vetter Weiringer, der wo bei Frankfurt den große' Hof in Pacht Hot, will dich for e' Zeitlang nemme'. Wenn die Heierndt' erum is, kannst du Wege' meiner hingehe', ich hab's schon mit dem Vetter ausgemacht, wie ich vor e' Wo- chener vier dort war. Ufs dem große' Gut kannst du noch was lerne', was du später dehaam gut brauche' kannst. Es werd d'r aoch Spaß mache', als e'mol nooch Frankfurt, Ln die groß' Stad: zu.kmnme', es sein' ja nur zwaa Stund zu gehe'!"

Wer war glücklicher als Hansjörg? . Er sollte in das volle rauschende Leben dort draußen.in der Welt eintreten, welches er nur vom Hörensagen tannte, von dessen Glanz

und Herrlichkeit er sich in der tiefen Einsamkeit seines Dörfchens die überschwenglichsten Begriffe machte. Zwei Stunden von Frankfurt! Ta konnte er alle Sonntag in der alten Kaiserstadt herumlaufen, zwischen all den geputzten Da­men und Herren, konnte die Wachtparade rusziehen sehen, den Mainstrom mti seinen vielen Schiffen bewundern es dünkte ihm, als eröffne sich Ihm ein Zauberreich. Und zu dem Vetter Weiringer sollte er kommen, dem vornehmen Mann, der gar nicht wie ein Bauer aussah ! Er kannte ihn ja von dem Besuche her, den der Vetter vor zwei Jahren abgestattet hatte! Auf einem prachtvollen Fuchs kam er damals ongeritten, ein Wallach.ans seiner eignen Zucht war es gewesen so schön und feurig, wie kein Pferd in irgendeinem Torfe der Umgegend stand. Eig'ne Pferdezucht betrieb der Vetter da war Hansjörg in seinem Element, denn die Liebhaberei für schöne -Pferde war ihm angeboren. Zwar des Grundmüllers Pauline, das goldige Ding, wel­ches er heute so geherzt.und geküßt hatte, würde er dann für lange Zeit nicht sehen nun wenn auch es war dies vielleicht ganz gut! Heiraten konnte ec das Mädchen vorläufig doch noch nicht, da war es besser, wenn es ihm aus den Augen kam. Kehrte er nach einem oder zwei Jahren wieder in das heimatliche Dorf zurück und hatte er nach Ablauf dieser Zeit bei dem Vetter etwas Gehöriges gelernt, dann konnte er eher gegen die Mutter aufkommen. Tann wollte er dieser sagen:Entweder die Pauline oder keine!" eine Willensäußerung, zu welcher ihm heute noch ent­schieden der Mut fehlte. Im Uebermaß seines Entzückens siel Hansjörg der Mutter um den Hals und drehte die behäbige Frau tanzend mehrmals im Kreise herum. Lächelnd befreite sich die Mutter von dem Ungestümen und schickte ihn mit der Weisung in den Hof, nochmals nachzusehen, vb alle Arbeiten ordnungsgemäß ausgeführt würden, sie wolle indessen das Abendessen anrichten helfen. Pfeifend entfernte sich der Bursche, und mit einem zufriedenen Zug in dem kuck­ten Angesicht sah ihm die Mutter nach. Hatte sie doch ,r- reicht, was sie wollte. Ihr Besuch bei dem Vetter vor vier Wochen hatte den Zweck gehabt, das Projekt einer Heirat zwi­schen Hansjörg und der ältesten, etwas häßlichen Tochter jenes Verwandten zu beraten. Um den Burschen, der ja so gerne allen hübschen Mädchen .nachlief, nicht kopsscheu zu machen, hatten beide für gut befunden, vorläufig gar nichts von ihrer Absicht gegen Hansjörg verlauten zu lassen, denn daß derselbe sich dann widerspenstig zeigen oder mit einem seiner dummen Streiche die Heirat vereiteln würde, das war als sicher anzunchmen. . Sie waren übereingelom-

do w unbedingt von seinem Amt zurücktreten muß. Die völlige Zerrüttung der Newyorker Polizeiverhältnisse soll auf die Unfähigkeit und den Mangel jeglichen organi­satorischen Talents des Polizeichefs zurückzuführen sein.

Barcelona, 3. Juni. Infolge her durch die anhalten- Regengüsse verursachten Hebe rsch wemttt u ngen wui? den in dem Battan-Tale zahlreiche Häuser zerstört. Es. heißt, zahlreiche Menschen seien ertrunken. ,

Württemberg.

Diensinachrichten.

Der König hat den Postinspektor Lauer in Weinsberg und den Postsekretär Theilacker in Besigheim auf Ansuchen in den Ruhestand versetzt und den Regierungsassessor Süskind bei dem Oberamt Heidenheim zum Amtmann bei dieser Behörde ernannt. Auf Grund der in Tübingen abgehaltenen höheren Prüfung für den Volksschuldienst haben nachstehende Kandidaten die Befähigung zur Anstellung im Aufsichtsdienst der Volksschule und für das Lehramt an den Lehrerbildungsanstalten erlangt: Bieder­mann, Heinrich, Hauptlehrer in Stuttgart, Birkle, Karl, Mittel­schullehrer in Hellbraun, Gaßmann, Ernst, Oberlehrer am Pri­vatseminar in Lichtenstern, OA. Weinsberg, Keck, Friedrich, Volks­schulrektor in Gerlingen, OA. Leonberg, Kottmann Joseph) Hauptlehrer in Stuttgart-Cannstatt, Kümmel, Wilhelm, Miltel- schullehrer in Kirchheim u. T-, Luippold, Franz, Seminarober- tehrer in Heilbronn, Mancher, Joseph, Seminaroberlehrer in Rottweil, Nesch, Herm., Hauptlehrer in Obereßlingen, Schmidt, Eugen, Hauptlehrer und Vorstand der Lehrerbildungsanstalt in Denkendorf, OA. Eßlingen, Ulrich, Emil, Mittelschullehrer in Calmbach, OA. Neuenbürg, Witllinger, Eduard, Hauptlehrer in Stuttgart, Wößuer, Georg, Bolksschulrektor in Altensteig, OA. Nagold.

Württembergischer Landtag.

sk. Stuttgart, 3. Juni. In der Abgeordne­tenkammer begründet heute Mg. Schlegel (Soz.) seine Anfrage nach dem Umfang der

Lrkanbeschädigurrgen in Plochingen.

Er gibt eine Schilderung des schweren Schadens und fordert die Regierung zur Hilfeleistung auf. Neben di­rekten Unterstützungen sollten auch unverzinsliche Dar­lehen vom Staat auf längere Zeit gewährt werden. Mi­nister hses Innern v. Fleischhauer führt aus, daß ein solches Ereignis wie das Plochinger in Württemberg noch nie Hagewesen sei. Es sei ein wahres Wunder ge­wesen, daß kein. Menschenleben, ja nicht einmal eine er­hebliche Verletzung zu beklagen sei. Der Minister schil­dert die Zerstörungen. Ter gesamte Gebäudeschaden in Plochingen werde aus 60 000, der Schaden am Bahnhof auf 20 000 Mark geschätzt. Er bewege sich also in mäßigen Grenzen. Von einer eigentlichen Notlage könne nicht gesprochen werden, und eine besondere Notstandsaktion sei nicht erforderlich. Der ärmeren Bevölkerung müsse allerdings Hilfe gebracht werden. Ein Hilfskomitee habe sich auch bereits gebildet. Außerdem solle die Zentral­leitung des Wohltätigkeitsvereins die Notstandsaktion in die Hand nehmen. Ein weiteres Umgreifen des Staates müsse er sich noch Vorbehalten.

In der.Besprechung verlangt Abg. Nübling (B.K.) eine Katastrophen-Versicherung. Auch Mg. Eisele (Vp.) legt der Regierung nahe, ob es sich nicht ermöglichen ließe, durch das neue Gebäudebrandversicherungsgesetz die durch Natnrgewalten entstandenen Schädigungen einzubeziehen. Abg. Schmid-Neresheim (Z.) bestreitet die Schaden­schätzung der Regierung. Tatsächlich betrage der Schaden mindestens über 300 000 Mark. Mg. Keil (Soz.) be­antragt, die Billigung der ministeriellen Erklärungen aus­zusprechen, und die Regierung zu bitten, neben anderen Zu­wendungen staatliche Unterstützungen auf Grund weiterer Erhebungen wohlwollend zu prüfen. Minister des In­nern v. Fleischhauer warnt vor einer Ueberschätzung des Schadens. Der Antrag Keil wird hierauf an-, geno Man e n.

Auf die Frage Haußmanns (Vp.) wegen der geplanten Ausnahmegesetze für El sah-Lo--

men, daß Hansjörg für ein Jahr oder länger zu dem Vetter Weiringer gehe, um sich bei diesem angeblich in der Oekonomie weiter auszubilden. War er erst auf dem Hofe, dann wollte der V/tier schon dafür sorgen, daß die Herzen der jungen Leute sich fänden.

Befriedigt mit dem Kopse nickend, strich Frau Schilling mit den fleischigen Händen über die Schürze und begab sich festen Schrittes nach der Küche, aus welcher kurz da­raus das Klappern der Teller und des Geschirrs erklang.

Es waren nunmehr zweiundeinhalb Jahre vergangen, seitdem Konrad Werner aus dem Feldzug in sein väterliches Haus zurückgekehrt war Jahre, die für den jungen Mann eine Fülle von Last und Arbeit gebracht hatten. Während der langen Kriegsjähre konnten die Felder nur mangelhaft bestellt werden, da die männlichen Arbeitskräfte fehlten, und es kostete schon unendliche Mühe, die Ländereien wieder in den ertragsfähigen Zustand zu sehen, wie er für das Wohl­ergehen und den Bestand der Wirtschaft erforderlich war. Mit rüstigen Kräften und durch nichts zu brechenden Arbeits­mut hatte sich Konrad der schweren Aufgabe unterzogen; vom frühen Morgen bis zum späten Abend sah man ihn mit dem alten Knecht schaffen und wirken, bis es ihm gelungen war, alles wieder in das richtige.Gleise zu bringen. Dabei ver­säumte er nicht, des dem gefallenen Freunde gegebenen Ver­sprechens zu gedenken; die ganze Zeit her war er daraus bedacht gewesen. Beweise für die Berechtigung der Ansprüche des Verstorbenen bezw. dessen Kindes .an das Schillingsche Erbe auszufinden. Noch zweimal hatte er nach Amerika an den ausgewandertcn Christian Euler geschrieben, ohne von dem Genannten eine Antwort vder ein Lebenszeichen er­halten zn haben. In dem Heimatsdors des alten Schilling, wohin sich Konrad an zwei Feiertagen begeben hatte, war ebenfalls nicht zu erfahren gewesen, ob der damalige Zeuge rn Amerika noch lebe. Der Amtmann und die Schreiber in Katzenellenbogen hatten chm schließlich auf seine wiederholten Bitten um Nachforschung in den alten Allen bedeutet, er möge sie in Ruhe lassen; wie dem in der Schlacht beiWa- terloo gefallenen Heinrich Schilling selbst mitgeteilt worden wäre, hätte ein in dem Archiv vor 17 Jahren ausgebro- chrner Brand etwaige ans den Fall bezügliche Allen wahr­lich vernichtet; so könne nicht die Rede davon sein, daß ohne den Schatten eines Beweises ein Verfahren gegen die hoch- angesehene Besitzerin des Rodenberger Hofes eingeleitet würde.

Uortsetzung folgt.). . >