im Weit von nicht mehr als 5000 Marl von der Steuer frei. Es ist aber nun infolge einer Anweisung des Reichs­schatzamts, die Meinung aufgekommen, daß diese Werlgrenze von 5000 Mark nicht anzuwenden sei auf das Einzelgrund- stlück, um dessen? Veräußerung es sich handle, sondern daß .hier das ganze Besitztum eines Mannes in Betracht zu ziehen sei.

Es sind die Kommentatoren zu diesem Gesetz in dieser Richtung außerordentlich verschiedener Meinung und es scheint aus den Erläuterungen doch hervorzugehen, daß der hervor­ragende Sachverständige Zimmermann der Meinung ist, daß das Zuwachssteuergesetz so ausgelegt gehört, daß die Einzel­grundstücke für dies« Grenze maßgebend sein sollen und nicht der ganze Grundbesitz, Es ist verschiedentlich auch schon die «Entscheidung höherer Gerichte angerusen worden und es konnte dabei bemerkt werden, daß die Rechtsprechung gerade auf diesem Gebiet eine außerordentlich schwierige und eine sich widersprecherrde ist. Wir haben also die beklagenswerte Tatsache zu verzeichnen, daß gerade in dieser allerwichtigsten Frage noch keine feste Praxis besteht. Gerade wir in Würt­temberg leiden unter der neueren Anschauung der Steuer­behörden und es ist unsere Pflicht als Volksvertreter, diese Klage weitester Kreise vorzutragen und den Herrn Finanz­minister zu bitten, er möge seinen .Einfluß im Bundesrat dahin geltend machen, daß das Reichsschatzamt von dieser Auslegungsregel abgehen und unseren tatsächlichen Verhält­nissen Rechnung tragen möge. Ich gebe ganz gerne zu, daß dann, wenn eine Anzahl .von Parzellen zusammen bewirt­schaftet werden, welche unmittelbar beieinander liegen, na­mentlich wenn sie miteinander erworben worden sind, und welche wirklich eine wirtschaftliche Einheit bilden, daß da natürlich der Fall zutrifft, den das Reichsschatzamt im Auge hat, aber in unseren Verhältnissen, wo einer eine Parzelle in diesem Zelg hat und eine andere Parzelle in jenem Zelg, wo jede Parzelle für sich veräußert wird, wo der Eigen­tümer jede für sich gekauft hat, da muß doch das einzelne Grundstück als Grundstück im Sinne des Gesetzes anzusehen sein und nicht die Gesamtheit des Besitzes. Gerade diese Auslcgungsrege! ist es, die in die Kreise unserer Bauern, un­serer Weingärtner usw. eine sehr große Unzufriedenheit hin­eingetragen hat. Ich möchte glauben, daß auch in dieser Richtung im Laufe der Zeit der vernünftige Gedanke, wel­cher der Gesetzbestimmung zu Grunde liegt, zum Siege kom­men muß und ich möchte die Regierung bitten, das ihrige dazu beizutragen, daß unserem württembergischen Volk diese schwere Belastung etwas erleichtert wird.

Ich habe noch die weitere Bitte, daß, wenn endlich das Empfinden, das zu diesen Z 1 geführt hat, auch in der Rechtsprechung und in der Auffassung der Steuerbehörden durchgerungcn haben wird, daß dann all den Vielen, die infolge der jetzigen üblen Auslegung des Gesetzes zu Unrecht herangezogen worden sind, daß allen denen dann auch ein Ersatz des zuviel Bezahlten werde. Tenn das ist doch eine Kalamität: In irgend einem Teil des Reichs kann die Sache milder behandelt werden, .in einem andern Teil des Reichs, wie bei uns, besteht die schärfere Auslegung, da müssen die Verkäufer Hunderte und Äberhunderte zahlen und tun schwer dabei, zum Teil müssen Schulden ausge­nommen werden, um diese Steuer entrichten zu können. Das ist vorgekommen, den Fall habe ich selber miterlebt. «Ein Mann kam zu mir und hat geklagt, wie er schwer tue, er habe den Kaufpreis noch nicht erhalten, die Steuer aber müsse er bezahlen und das sei doch ohne Zweifel hart. Ich möchte also, pm zum Schluß zu kommen, den Herrn Finanzminister bitten, nach der Sache zu sehen und seinen Einfluß dahin geltend zu machen, daß die Bestimmung des 'Zuwachssteuergesetzes künftig weniger rigoros ausgelegt wird, damit rn unserem Volke das Gefühl, daß auch im Steuer- Wesen Gerechtigkeit bestehe, nicht mehr und mehr abhanden kommen möge.

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Ern interessanter Zeitungsverkauf. Wie wir

hören, geht mit dem 1. Oktober ds. Js. der Verlag der Deutschen Gewerbe- und Handwerker­zei bring, in Stuttgart käuflich an den Verband Württ. G ew erb e v er ei n e über, dessen Leitung auch die Redaktion im Sinne ihrer Verbandsgrundsätze über­nehmen wird. Von diesem Zeitpunkt ab soll das Amt­liche Gewerbeblatt aus Württemberg, dessen Abschaffung von zahlreichen Handwerkerorganisationen und Versammlungen gefordert worden ist, der neuen Verbands­zeitung der Gewerbevereine auf Kvsten der Zentralstelle beigelegt werden. Damit wird weder jenem Wunsch der übrigen Handwerkervereinigungen Rechnung getragen, nach die notwendige Ersparnis zu Gunsten der Verstärkung der staatlichen Mittel zur Förderung des Handwerks erzielt. Ob die übrigen Handwerkerverbände, deren Organ die Mw erbe- und Handwerkerzeitung im seitherigen Privat- Verlag (W. Kuöller) und unter neutraler Schriftleitung ebenfalls war, diese Zeitung künftig als Verbandsorgan beibehalken werden, ist wie aus Handwerkerkreisen ver­lautet, sehr unwahrscheinlich-, da bei ihnen die Befürchtung besteht, daß infolge dieses Tendenzwechsels ihre Interes­sen nichr mehr in der gleichen unparteiischen. Weise wie seither durch die genannte Zeitung vertreten werden kön­nen, zumal das Blatt infolge dieser Verbindung mit der Zentralstelle einen halbamtlichen Charakter erhalten wird. Auch ein großer Teil der Gewerbevereine im Lande dürfte mit dieser Verkoppelung von Verbands- und Regierungs­interessen nicht einverstanden sein. Allerdings hat dabei auch noch der Verbandstag der Gewerbevereine und der Landtag ein Wort mitzusprechen, weil erhebliche Staatsmittel zur Durchführung dieser auffälligen Ver­bindung eines amtlichen Blattes einer Verbandszeitung erforderlich sein dürsten. (Diese Aeusstrung dürfte kaum dis Stimmung in den Gewerbevereinen widerspiegeln. Wenn die Gewerbe- und Handwerkerzeitung vom Verband chcrausgegeben und das amtliche Gewerbeblatt lediglich beigelegt wird, so ist nicht einzusehen, wie so dadurch eine Abhängigkeit von der Regierung entstehen soll. Das Ge- werbcblatt hat bisher schon lediglich durch Vermittlung >der Gewerbevereine eine bescheidene Verbreitung gefun­den, wenn es jetzt der Handwerkerzeitting beigelegt wird, so ist ihm wenigstens eine weitere Verbreitung gesichert.)

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tvirritemhevMchen Bahnhof in Pforz­heim. Die Erweiterung des württembergischen Bahnhofs hat den Bürgcrausschuß beschäftigt. Mn im Jahre 1906 'ausgestellter Entwurf hätte großes wertvolles Baugebiet ungünstig beeinflußt. Aus diesem und sonstigen bau­end vcrkclirLtechnischen Gründen wurde nachgesucht, den Lokomotivschuppen und die gesamten Gleisanlagen, für den Berschiebdienst auf den Bahnhof Brötzingen und auf das Gelände zwischen diesem und Birkenfeld zu verlegen. Das rMig neue Projekt sieht vor: der für die Züge der

Nagold- und Enztalbahn gemeinschaftliche, unzulängliche Bahnsteig soll durch zwei längere Bahnsteige ersetzt werden. Der bisherige württembergische GüterbahnHos soll in einen Abstellbahn Hof für Personenzüge umgebaut werden und Gleise für den Güterwagenaustausch zwischen Württemberg und Baden bekommen, wie auch der badische Bahnhosteil entsprechende Anlagen enthält. Ter Lokomotivschuppen soll durch einen neueren größeren mit Kohlenlager ersetzt und in Brötzingen in das Dreieck zwischen den Gleisen der Na­gold- und Enzbahn und dem Verbindungsgleis beider Bahnen eingebaut werden. Der neue VerschiebebaHnhof ist neben fdjie Enzbahn zwischen Brötzingen und Birkenfeld zu legen. Schon jetzt wird vorgesorgt werden, daß auf dem an die Enzbahn und den neuen Verschiebebahnhof anschlie­ßenden Teil des Geländes später ein neuer Brötzinger Ortsgüterbahnhos gebaut werden kann. Tas Projekt erfor­dert eine ganze Reihe von Straßenanlagen, Unter- und Ueberflilrungen verschiedener Uebergänge. Tie Kosten für den neuen, wesentlich erweiterten Bahnhof betragen nach der Ucbcrschlagberechnung rund 6 Millionen Mark. In dem Proselt ist äuch Rücksicht auf einen etwaigen spä­teren viergleisigen Ausbau (zweites Gleis der Nagold- bahn) genommen.

Würticmberger-Fahrt nach Berlin. Eine achttägige Gesellschaftsreise von Württemberg nach der Reichshaupt­stadt veranstaltet der Schriftsteller Tr. I. W i e s e - Berlin- Friedenau, Ringstr. 42. Tie Reise fällt in die Zeit der Jubilämnsseierlichteiten und wird den Teilnehmern Gele­genheit bieten, unter kundiger Führung die Hauptsehenswür­digkeiten Berlins kennen zu lernen. Ausführliche Einzel­heiten enthält das Programm, das auf Wunsch zugesandt wird.

Bietigheim, 30. Mai. In einem Hause in der Haupt­straße, in dem ein Putzgeschäst betrieben wird, brach gegen Morgen Feuer aus. Das Gebäude konnte gerettet tverden. In dem Geschäfts- und Verkaufslokal verbrannten viele Wa­ren und Einrichtungsgegenstände. Ter Schaden ist groß, die Entstehungsursache unbekannt. Beim Baden in der Enz ertrank der Mer Angestellte 27jährige ledige Kaufmann» Adolf Geifert aus Ettlingen (Baden). Man vermutet, daß er einen Herzschlag bekam.

Renninge« OA. Leonberg, 30. Mai. Auf dem hiesigen Rathaus hat sich ein verheirateter Einwohner selbst bezichtet, vor 10 Jahren den großen Brand, dem 6 Gebäude zum Opfer sielen,, gelegt zu haben. . Ter Mann, der übygens Hornist bei der Feuerwehr war, bekam jetzt Gewissensbisse, die ihm keine Ruhe mehr ließen. ,

Frcudenstadt, 30. Mai. Tie Stadt Freudenstadt, von der noch vor wenigen Jahren die Dichter rühmen konnten: Ja diese Stadt erhebt nicht nur Was doch schon unge­heuer Von ihren Bürgern nicht die Spur Bon eurer städt'schen Steuer, Nein, zu Neujahr, das ist doch stark Bekommen die Bürgerskinder Noch extra 35 Mark. Als Aushilf für den Winter!" bedarf zur Bestreitung außer­ordentlicher Ausgaben eines Darlehens von 60000 Mark. Es sollen Anteilscheine von 500 und 1000 Mark, mit 4 Prozent verzinsbar, ausgegeben werden. , Da die Stadt 8000 Morgen herrlichen Tannenwaldes besitzt, ist trotz des niederen Zinsfußes eine Deckung des Geldbedarfs kein Ding der Un­möglichkeit, aber es gehört schon viel Lokalpatriotismus und wenig Kenntnis der billigen Kurse unserer besten Staats- papiere dazu.

Nagold, 30. Mai. Bei der gestern abend vorgenom- meuen Probeabstimmung zur Stadtschultheißen wähl beteiligten sich von 527 Bürgern 317. Es erhielten Ansel, Ratschreiber in Eßlingen, 33 St-, Amtsgerichtssekretär Hahd hier 87, Rechtsanwalt Seeger von Geislingen 45, Stadt- pslegebuchhalter Maier von Tübingen 144. Seeger hat zu Gunsten des Kandidaten Maier feine Bewerbung zurückge­zogen.

Nah und

Ein entsetzlicher Racheakt.

Im Torfe P-oenew im russischen Gouvernement Kalisch verübten Bauern einen entsetzlichen Rache­akt gegen eine im Dorfe wohnende jüdische Familie, deren Oberhaupt einen Prozeß gegen die Bauern gewonnen hatte. Tie Bauern vernagelten nachts die Türen und Fenster des Hauses und steckten dieses in Brand. Acht Personen kamen in den Flammen um, nur das jüngste Kind konnte von der Mutter aus dem Fenster in den Garten geworfen werden und wurde gerettet. Tie Brandstifter wurden verhaftet.

Eine Familientragödie.

In den Kreisen der Wiener Gesellschaft hat sich Freitag nacht eine blutige Familientragödie abgespielt. In einen! Hotel auf den Wieden wurde Frau Helene Maubach, geborene Freiin von Bülow von ihrer Schwester Frau Türk im Schlafe überfallen und durch einen Dolchstich schwer verletzt. Frau Türk tötete sich darauf durch 12 Dolchstiche in Hals und Brust.

Opfer des Flugsports.

Bourgcs, 30. Mai. Als der Fliegerleutnant Kr ey der nach einem Flug über dem Polygon landen wollte, wurde sein Apparat 20 Meter über dem Erdboden von einer erfaßt und umgeworfen. Leutnant Kreyder -'stürzte ob und starb nach wenigen Minuten.

Kleine Nachrichten.

Als die Sanitätstompagnie Ludwigsburg eine Heb­ung am Favoritepark vornahm, wurde eine Signalstange auf­gerichtet, die mit der Leitung der Straßenbahn in Berührung kam. Fünf Mann stürzten betäubt nieder. Einer, der Sol­dat Stegmayer vom 180. Infanterieregiment, blieb tot auf dem Platze. Tie 4 anderen erholten sich wieder im Lazarett.

Ein aus Frendenstadt stammender 23jähriger Arbeiter der Behr'schen Möbelfabrik in Unterboihingen badete in K ä n- en oberhalb des Wehrs im Neckar. Plötzlich verlor ',rr en Boden unter den Füßen, sank unter und ertrank bevor Hilfe gebracht werden konnte.

Gerichtssaal.

.Stuttgart, 29. Mai. Mn mysteriöser Fall beschäftigte das Oberkriegsgericht. In der Nacht zum 18. Februar stand der Grenadier Schuh vom Regiment 123 als Posten am Pulvermagazin Nr. 8 auf dem Fort Oberer Eselsberg in Ulm. Gegen 1 / 2 1 Uhr

' läutete er am Wachlokal und rief, man solle ihn ablösen, er sei angcschoffen worden. 'Es ergab sich, daß ihm das obere Glied des rechten Zeigefingers weggeschossen war.. Ter Wachmannschaft erzählte er, daß ein Mann ans dem Glaeiswäldchen hervorgetreten sei und aus einer Ent­fernung von einem Meter einen Schuß auf ihn abgegeben habe, er glaube aus einem Revolver. Er sei dem Manu nachgejprungen und habe ihm einen Schuß nachgeseuert. Dieselben Angaben machte er einem Offizier, auch be­schrieb er das Wer, den Bart, die Kleidung und den Hut des angeblichen Täters. Bon Anfang an wurden Zweifel in seine Angaben gesetzt, man hatte allgemein den Mu­druck, daß er sich den Schuß selbst beigebracht habe. Das Kriegsgericht, vor dem er sich schließlich wegen Selbst­verstümmelung zu verantworten hatte, kam zu der An­sicht, daß er sich selbst verletzt habe, um vom Militär loszukommen und verurteilte ihn neben Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes zu 7 Monaten Ge­fängnis. Tie Sachverständigen hatten sich dahin ausge­sprochen, daß es höchst wahrscheinlich sei, daß sich der An­geklagte Uie Verletzung durch Auflegen der Hand auf dem Gewehrlauf und Abdrücken mit der linken Hand beigcbracht habe. Im Lauf fand man Bluffpuren. Darüber, ob er tauglich bleiben wird, sind die ärztlichen Sachver­ständigen noch nicht einig. Gegen das Urteil legte der Angeflagte Berufung ein, das gleiche tat der Gerichtsherr bezüglich des Strafmaßes. Der Vertreter der Anklage be­tonte, daß ein Angriff auf einen Posten für Ulm etwas ganz außergewöhnliches sei. Mn solcher sei seines Wissens noch nie vorgekommen. Sein Antrag lautete auf flO Monate Gefängnis- Das Oberkriegsgericht war der An­sicht, daß schwerwiegende Verdachtsgründe für eine Selbst­verstümmelung vorlicgen, hielt jedoch! einen vollen Beweis nicht für erbracht und erkannte auf Freisprechung.

Hechlligen, 30. Mai. In den Hohenzollerischen Blättern war seiner Zeit ein FeuilletonTragödie" be­titelt, erschienen, worin dem Schriftführer der hohenz.- Zentrumsportei, Tr. Vezin, der Vorwurf gemacht wurde, daß er seine Sohnespflichten seiner Mutter vernachlässigt habe. Redakteur Wallishauser wurde deshalb vom Schöf­fengericht wegen Beleidigung zu einer Seldstrafe von 750 M und den Kosten verurteilt. Der Privatkläger legte dagegen Berufung ein, ließ sich jedoch bewegen, die Sache im Vergleichswege aus der Welt zu schaffen. Der Be­klagte nimmt die beleidigenden Beschuldigungen unter dem Ausdruck des Bedauerns zurück und zahlt außer den Kosten eine Buße von 1000 Mark zu wohltätigen Zwecken, Der Vergleich wird in den Zeitungen veröffentlicht.

Handel und Volkswirtschaft.

Finanzieller Wocheurückblick.

Tie Zweifel an einem Fortdauern der industriellen Hochkonjunktur nehmen in den Kreisen der Börsenspekulation immer mxhr überhand. Zwar gibt es immer noch Optimi­sten, die davon sprechen, daß die großen Werke vermöge ihrer technischen Verbesserungen auch unter den rückgängigen Preisen noch gute Aussichten hätten, aber schon ein wei­terer Rückgang der Eisenpreise und der damit innig ver­bundenen anderen Industriezweige muß unter die Verdienst­grenze heruntersühren. Auch läßt der fortgesetzte Rückgang der Uebcrschüsse aus dem Güterverkehr der deutschen Eisenbahnen kaum einen Zweifel mehr darüber, daß die anhaltende Geld­verteuerung, wie schon seit längerer Zeit befürchtet, den Kon- junkturumschlag bewirkt und, selbst wenn jetzt niedrigere Geld­liche eintretcn sollten, j.hn nicht mehr anfhalten können. Immerhin bewies die Börse in der abgelaufenen Berichts- Woche noch eine ziemlich beträchtliche Widerstandskraft Das kam hauptsächlich daher, daß das energische Vorgehen des englischen Staatssekretärs des Auswärtigen gegen die Lon­doner Unterhändler Serbiens und Griechenlands die Aus­sichten auf ein Zustandekommen des Friedens erheblich ver­bessert hat. Äuch die Monarchenzusammenkunft in Berlin bei der Hochzeit im Kaiserhause hat beruhigend gewirkt. Nach­stehend die wichtigsten Kursveränderungen: 3proz. Reichsan­leihe minus 0.30, 31/2 und 4proz. plus 0,10, 3Vsproz. Würt« tcmberger minus 0,30, 4proz. minus 0,35, Diskonte Komman- dit minus 0,30, Tarmstädter und Dresdener Bank minus 0,50, Handelsanteile und Nationalbank minus 0,75, Deut­sche Bank minus 1, Kanada Pacisik minus 6, Franzosen minus 1, Lombarden plus 0,25, Schantung minus 1, -Ham­burger Paket minus 1,50, Hansa minus 5, Lloyd minus 1^ Rheinstahl minus 0,75, Gelsenkirchen und Deutsch Lux mi­nus 1,50, Rombach minus 2,50, Bochum minus 3,25, Har­pen und Phönix minus 3,50, Hoesch minus 4,50, Daimler minus 0,30, Köln-Rottweil minus 8, Deutsche Waffen plus 1,25, Dynamit Trust minus 1.

Auf den Getreidemärtten hat sich die Stimmung etwas befestigt, und zwar sowohl in Berlin wie in Newyork. Tie Wcizentennine zogen in Deutschland um 1 bis 3 M, die Roggentermine um 1 bis ltt/» M an. Tie amerikanischen Weizcnpreise schlossen 1 bis 2 Cents höher. Tie Gründe scheinen rein spekulativer Natur zu sein, soweit nicht Mangel an Niederschlägen für die Saaten in Betracht kommt. Of­fenbar ist außerdem die deutsche Ware im Ausland gegen­wärtig sehr begehrt.

Ter Kaffeemarkt war etwas schwächer. Infolge allge­meiner Lustlosigkeit und wegen der Nachgiebigkeit der bra­silianischen Verkäufer. Tie Hamburger Terminpreise stell­ten sich 2 Punkte niedriger.

Fest dagegen lag der Zuckermarkt, wo nach dem starken Rückgang wegen spekulativer Verkäufe jetzt eine Erholung einzutreten beginnt, die zunächst hauptsächlich dem Deckungs­bedürfnis znzufchrerben ist, dann aber auch aus unbefriedigen­den Berichien über die.Entwicklung der jungen Rübcnpslan- zcn beruht. Tie Magdeburger Termine schlossen 10 bis 20 Punkte höher.

Auch der Baumwollmarkt hat sich etwas befestigt, wo" für die technische Marktlage entscheidend war, in dem die übermäßigen Baissesspekulationen zu Teckungskäufen nötig­ten. Tie Liderpooler Terminpreise verzeichnten zum Schluß eine Erholung um 1 bsi 4 Punkte. Das Garn- und Tü­chergeschäft lag gleichermaßen ruhig. .

Mißverstanden. Folgendes lustige Vorkommnis berichtet die österreichischeFreie Schulzeitung" aus einer Schule in Böhmen: Der Lehrer behandelte in Gegenwart des Inspektors die Aufgabe 1 und 1. Das kleine Mäd­chen, an das er sich gewendet hatte, brachte das Resultat trotz aller Redekünste des Lehrers nicht heraus. Ter Inspektor, der dem Kinde helfen wollte, hielt zwei Finger in sie Höhe. Das Kind, das in seiner Verlegenheit bald aus de« Lehrer, bald auf den Inspektor sah, brachte endlich schüchtern die Worte hervor:Herr Lehrer, der Herr da muß hinaus."