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mkt Erzähler vom Achwarzwald.

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Amtsblatt für die Stadt wildbad.

Verkündigungsblatt

der tkgl. Forstämter Mildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit

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Nr. LS».

Montag, de« S. Juni LNL8.

»0. Jahrg.

Die Rechte und die Linke.

! Ter Geist de> erschlagenen Erbschaftssteuer geht wie­der drohend um und schreckt die Schwarz-Blauen, die 1909 geglaubt haben, die verhaßte für alle Zeiten verscharn Ku haben Nun komm: sie wieder von den Toten, diese Be­sitzsteuer, deren Ablehnung sich so bitter gerächt hat, und Wieder stehen sich die S.hlackUhiiu>eii gegenüber wie sie sich bei der Reichsfinanzrefoim geordnet haben. Nur daß diesmal d>e linke Seite, trotz aller Wahlpraktiken der Herren v. Heydebrand und Erzberger diesmal so stark jish daß sie in der Lage ist, nötigenfalls ihren Willen dürchznsetzen. Ter Zweck all der Anstrengungen, die jetzt hon den Konprvativen und dem Zentrum gemacht werden, H zu verhindern, daß die neue Mehrheit bei der Mehr Vorlage zur Geltung kommt. Dabei ßommt' es diesen Ueberpatrioten nicht darauf an, ob bei diesen Versuchen die Vorlage selbst in ernste Gefahr gerät und womöglich eine bedeutende Verzögerung erfährt. , Ursprünglich haben die Schwarz-Blauen die Hoff­nung gehabt, das die S o z i a l d e m o kr a t i e ihnen den gefallen tun werde, die Anordnung der neuen Stenern, hie durch die Militärforderungen nötig werden, ihnen zu Üiberlassen. Nachdem die Beratungen in der Budgetkom- Wission aber geezigt haben, daß die Sozialdemokratie, entgegen dein Willen der Stuttgarter Radikalinskis, an den Teckungsvarlagen Mitarbeiten will, befürchtet das Neutrum mit Recht eine Mehrheit für die >Erbschafts- ßeuer. Nachdem gar eine Mehrheit der Linken in der Budgctkommission eine getrennte Behandlung der Heeres- chid Tcckungsvorlagen beschlossen hat, ist Feuer unter dem Dach des Zentrumsturms. Man droht der Regierung, Mn werde ihr die ganze Heeresvorlage über den Haufen Wersen. Aber die Regierung scheint keine Lust zu haben, sich Vorschriften machen zu lassen über die Art der Mehr­heit, aus deren Hand sie die notwendigen Gelder entge- tzennehmen soll Ihr ist es eben hauptsächlich darum zu 'tun, daß das Schiff der Wehrvorlage in den Hafen kommt, sind jeder, der daher mithilft, ihr willkommen.

Man kann deshalb nach der bisherigen Entwicklung der Tinge damit rechnen, daß das Plenum des Merck;Stags zu einer Beschlußfassung kommt, ehe die Kommission eine Entscheidung über die Deckung getroffen hat. Um das zu verhindern bliebe. . falls nicht etwa hie Sozialdemokraten so töricht wären, Obstruktion zu fteibeu, den Konservativen und Klerikalen nichts andres Kbrig, als diese Obstruktion selbst zu machen.

Tenn sonst wäre es sehr wohl möglich, daß die Wehrvoc- lage in der zweiten und dritten Lesung erledigt und durch die Zustimmung des Bundesrats zum Gesetz würbe, ohne daß die Schmarzblauen sich vergewissert hät­ten, ob die Teckung ihnen weh tun wird. Und das wärefür die Junker und Junkergenossen ein so großes Uebel, daß sie letzt schon andeuten, daß sie nötigenfalls die ganze Wehrvorlage zum Scheitern bringen wollen.

Ob sie freilich dadurch viel gewinnen würden, kann be­zweifelt werden, denn die Regierung hätte es dann in der Hand, durch eine R e i ch s t a g s a u s l ö s n n g an das Volk zu appellieren und könnte gewiß sein, daß die anti­reaktionäre Mehrheit verstärkt wiederkehren würde. Das einfachste Mittel um die sichere Niederlage möglichst an­ständig zu vermeiden, wäre deshalb, daß sich Zentrum und Konservative notgedrungen endlich entschließen wür­den, den Fehler von 1909 gutzumachen und gute Miene zum bösen Spiel der Erbschaftssteuer zu machen. Aber freilich, eine solche in Wahrheit staatserhaltende und na­tionale Handlung würde immerhin einige Opserfähigkeit verlangen.

Aus dem Reichstag.

vi. Berlin, 30. Mai.

Ter anziehende Punkt der heutigen Reichstagssitzung war die sozialdemokratische Interpella­tion über die Ausnahmebestimmungen für Elsaß-Lo­thringen. Man kam erst in vorgerückter Abendstunde zur Besprcchung dieser Interpellation, trotzdem man mit dem Nest des Reichs- und Staatsangehörigkeits­gesetzes rasch, ausräumte. Vorher noch muUe Staats­sekretär des Auswärtigen von Jagow aus eine kleine Anfrage des fortschrittlichen Abgeordneten Müller-Mei­ningen antworten, der Auskunft über die zwischen der Tür­kei, England und Deutschland abgeschlossenen Vereinbarung über die Bagdadbahn, nach der diese Bahn von Basra unter Zusicherung zweier englischer Mitglieder im Aussichtsrat gebaut werden kann, wünschte. Tie Ausführungen des Staatssekretärs beriefen sich im wesentlichen auf die Er­klärung des englischen Ministers des Aeußern. v. Jagow bemerkte, daß Deutschland stets über die Verhandlungen zwischen England und der Türkei auf denk Laufenden gehal­ten worden sei. Sobald deutsche Rechte berührt werden, sei die Zustimmung des Deutschen Reiches erforderlich und man habe auch einen Meinungsaustausch eingeleitet, über den zur Zeit noch keine Einzelheiten mitgeteilt werden

könnten. Das Reichs- und Staatsaugehörigkeitsgesetz rief noch eine größere Aussprache hervor. Die Redner beflei­ßigten sich stets der größten Kürze und es war daher möglich, daß man heute noch das Gesetz im ganzen an­nehmen kennte. Ebenso wurde das Gesetz betreffend die Wehrpflicht unverändert verabschiedet und um die fünfte Stunde konnte man noch mit der Beratung der sozialdemokratischen Interpellation beginnen.

Jetzt kam der Reichskanzler zu Worte. Tiefe Stille herrschte in den Abgeordnetenreihen und fast alle Bänke waren besetzt. Ter Reichskanzler stellte sich in seinen Ausführungen aus die Seite der elsaß--lothringischen Regie­rung und er betonte weiterhin, er halte an der Auf­fassung fest, daß der Kern der elsaß-lothringischen Bevöl­kerung in friedlicher Arbeit lebe und die innere Ver­schmelzung mit dem Reiche fördern wolle. Ter reichslän- dische Nationalismus schwelle dann stark an, wenn das Nationalge'ühl in Frankreich erregt sei. Tie Bestim­mungen richteten sich bloß gegen Elemente, die den Frieden stören wollten. Tie Rede des Reichskanzlers wurde beson­ders von der Rechten des Hauses mit Beifall ausgenom­men, während die Linke und das Zentrum sich still verhiel­ten. Ter Zentrumsabgeordnete Fehrenbach, der nach dem Reichskanzler sprach, stellte sich im wesentlichen aus den Standpunkt, daß man sich nur mit der allgemeinen Lage Elsaß-Lothringens zu befassen habe, aber nicht mit der dünnen Bevölkerung, die denNationalismus" repräsen­tierten. Ein genügender Grund für ein Ausnahmegesetz bestehe daher nicht. Nachdem der Abgeordnete Oertel von den Konservativen gesprochen hatte und man so mit den Verhandlungen immer mehr in die späten Abendstunden gekommen war vertagte sich das Haus.

*

Der Wehrbeitrag in der Vudgetkominission?

Sitzung vom 30. Mai ISIS.

Dte Budegtkommssion beS Reichstags setzte heute vormittag Lte Beratung beS Gesetzentwurf» betreffend beul Wehrbettrag fort, nachdem vorher noch die Verständig gungSkommission beraten hatte.

ReichSschatzsekretü'r Kühn erklärte, die über die gestrigen Be­sprechungen zu 8 1 verbreiteten Nachrichten von einem vollständi­gen Einverständnis zwischen den Parteien und der ReichSfinanz- verwaltung seien unrichtig. Die Regierung habe an der Be­ratung mitgearbeitet, gegen die gemachten Vorschläge jedoch zuiw Teil wesentliche Bedenke» erhoben und den Verbündeten Regie­rungen ihre Stellungnahme durchaus Vorbehalten. Das fei auch tzon den. anwesenöe« Parteivertretern richtig aufgekabt morde«»,

Nur zwei Tugenden gibc's. O, wären sie immer vereinigt, Immer die Güte auch groß, immer die Größe auch gut!

Schiller.

Nach Waterloo.

Eine Bauerngeschichte aus dem Taunus von Fritz Ritzel.

12) (Nachdruck verboten.)

>Geh' Pauline, sei doch Widder gut un' grein' nit!" hob der Bursche wieder an, indem er zärtlich ihre nieder­hängende Rechte faßte.Wenn dn's so hawe' willst, laas' ich jo jeden Owend Widder erunner zu dir!"

Warum bist du dann gestern, vorgestern un 'heit' mir- tag nit vorbeiknmme', wo du dock in die Wiese bist?" fragte sie wieder scharf.

Ei ich bin de' Pod erunner, weil der näher is!"

Un owends bist du aach de' Pod Widder ennff, gelle?"

Allemol, denn bin ich nit zu rechter Zeit dehaam, »ibt's jckesmol en' Mordsspektakel Mit der Mutter! Mer inaant bald, die mußt' was gemerkt hawe'!"

Oh, du Lihner! Me willst du dann do owends zu inir knmme'?"

Wann die Mutter glaabt ich tat im Bett leihe! Dann Nach' ich mich dorch die Scheuer un' de' Garde' devun!"

Die Treuherzigkeit, mit welcher der Bursche seine Schliche beichtete, machte Pauline lächeln. .

Du bist mir aaner!" sagte sie.Fercht' sich vor fer­ner Mutter wie en' klaaner Bub'! Kriehst du dann nach als emol noch Wix, Hansjörg?"

Dieser brummte verlegen einige unverständliche Worte, Machte sich aber die erheiterte Laune des Mädchens gleich Mutzen und zog es an sich. Unter zärtlichem Gekost wurde sie Versöhnung geschlossen und .immer wieder gab Hans- jörg seinem Schatz die Versicherung, daß nur sie Hustens üs Herrin auf den Rodenberger Hof einziehe. Es war chm auch vollstänbieg Ernst damit. Als er jedoch nach langem Abschiednehmen mit der Sense auf der Schalter den Fahrweg aufwärts schritt, da tauchten die vorhin unterdrück­ten Bedenken über die Erfüllung seiner Wünsche um so Mächtiger wieder auf. Wie durfte er daran denken, seiner Mutter die einfache Müllerstochter als Frau in das Haus b« bringen! Tie strenge Erziehung, welche Hansjörg zuteil Alvorden war, ließ es ihm bei seinem oberflächlichen Cha­

rakter als selbstredend erscheinen, daß die Mutter bei seiner Verheiratung das entscheidende Worte zu sprechen habe. Hans- jörg war, wie man zu sagen pflegt, ein guter Kerl, dem aber auch nicht ein Bruchteil von dem geworden war, was man als männliche Festigkeit und Selbständigkeit bezeichnet. Von der Mutter sich lenken und leiten zu lassen, das war ihm so zur Gewohnheit geworden, daß ein jedes Auflehnen seinerseits gegen den energischen Willen seiner Erzeugerin ihm als eine unmögliche Ungeheuerlichkeit erschien. Er hatte es ja auch gut zu Hause. Sonntags besaß er mehr Geld als irgendeiner seiner Kameraden, in seiner Kleidung mußte er immer alle anderen Burschen ausstechen, dafür sorgte die Mutter, und daß er gehörig zur Arbeit ange­halten wurde, das trübte seine immer frohe Laune durch­aus nichts Im Gegenteil machte es ihm Freude, daß man ihm die Bewirtschaftung des großen Hofgutes, welches ihm einst zufiel, überließ; mit wirklichem Schaffensdrang war er von morgens früh bis abends spät ans den Beinen und verstand es, sich bei Knechten und Mägden außerordentlich beliebt zu machen, teils durch sein freundliches Wesen, teils durch gelegentliche Zuwendung kleiner Geschenke. Früher war er gegen die Mägde, wenn sie jung und hübsch waren, so­gar mitunter zu "liebenswürdig geworden; seitdem ihn aber die Mutter in der Scheune erwischt hatte, wie er der hüb­schen Kemeler Lina einen herzhaften Kuß aufdrückte und er infolgedessen von der erzürnten Frau eine schallende Ohr­feige, die Lina aber ihre sofortige Entlassung erhielt, da scheute er den weiblichen Teil des Gesindes wie ein gebrann­tes Kind das Feuer und suchte für die Bedürfnis)« seines Herzens nur außerhalb des Hauses Befriedigung. Bei sei­nem hübschen Aeußeren und seiner allezeit offenen Hand war es ihm auch nie schwer gewesen, bei den Mädchen des Torfes ein recht weitgehendes Entgegenkommen zu sin den. Keine hatte es aber vermocht, seinen etwas wetterwendischen Sinn dauernd zu fesseln, bis er vor etwa einem Jahre des Grundmüllers schöne Tochter, die- Pauline, kennen lernte. In jäh entfachter Leidenschaft warb er so lange um das so eigentümlich reizende Mädchen, bis es seine Liebe erwiderte. Ihrem Vater, dem Müller, war der vermögende Freier schon recht und ließ er sich von diesem auch überzeugen, daß das Verhältnis vorläufig vor der Mutter Schilling noch geheim gehalten wecken müsst, so wenig wie ihm die Ge­heimtuerei auch gefiel. Hansjörg wußte jedoch mit dem eigenen treuherzigen Wesen alle Bedenken des Alten zu wi­derlegen und denselben vollständig für sich einzunchmen. Bor

etwa sechs Wochen war nun aber an dem Liebeshimmel des für äußere Eindrücke sehr empfänglichen Handjörg ein neuer Stern ausgegangen. An einem Sonntag hatten ihn die Ka­meraden so lange damit aufgezogen, daß er es aus Furcht vor seiner Mutter nicht wage, das Wirtshaus zumGrauen Kopf" aufzusuchen, bis er in seiner Aepfelweinlaune der lu­stigen Gesellschaft folgte und zum ersten Mal die ihm streng verbotene Schwelle überschritt, hinter welcher die Witwe sei­nes Stiefbruders hauste. Tie junge Frau war seither gar nicht von ihm beachtet .und vollständig übersehen worden, was schon durch das feindselige Verhältnis, in welchem die­selbe zu seiner Mutter stand, bedingt war. Jetzt sah er sie zum ersten Mal genauer an und meinte, sich nicht ent­sinnen zu können, jemals einem weiblichen Wesen begegnet zu sein, welches einen so eigentümlich tiefen Eindruck ans ihn ausübte. Tiefe festen anmutigen Bewegungen, mit de­nen die junge Witwe ihren Geschäften nachging, die ruhige durch nichts zu erschütternde Freundlichkeit, die sie im Ver­kehr mit ihren Gästen zeigte, dazu das von einem Hauch der Trauer überschattete bleiche Antlitz das alles fesselte den Burschen wie mit einem geheimen Zauber und immer wieder folgten seine Blicke -er zwischen den Schenktischen hin und her eilenden schlanken Gestalt. Und dieser Zau­ber wirke nach. Allsonntäglich und manchmal auch Werk­tags am Abend saß er im Wirtshaus zumGrauen Kopf", ganz gegen seine Art wortkarg und bescheiden, doch immer bestrebt, einige allgemeine Redensarten mit Anna Magret zu wechseln, die ihn freundlich wie jeden anderen Gast be­handelte. Hatte sie doch auch gar keinen Grund gegen ihn, den Schwager, feindselige Gesinnungen zu hegen! Derselbe hatte sich doch damals, als es zwischen ihrem verstorbenen Mann und dessen Stiefmutter zum Bruch kam, in keiner Weise M Gegner des Bruders gezeigt, hatte sogar den schüchternen Versuch gemacht, zum Frieden zu predigen, was chm bei seiner Mutter übel bekam, denn diese hatte ihm einfach Schweigen geboten und er, als die Null, welche er nun einmal war, Iwagte es nicht, dem Gebot zu trotzen.

(Fortsetzung folgt.)

Fataler Doppelsinn. Gast: »,Na, -'Stuben is g'steckt voll derHeurige" geht!" Wirt:Ja, wle g'schmiert!"