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mkt Erzähler vom Achwarzwalh.
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Amtsblatt für die Stadt Mldbad
Verkündigungsblatt der Rgl. Forstämter Wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Fremdenliste.
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Islegremm-Urssre: 5lkwN2koSIüer l/Sllilösu
Nr. S7.
Montag, den 28. April ISIS.
3«. Jahrg.
Nationale Erregungen.
Wie.im alltäglichen Leben so bilden auch in der hohen Politik oft nicht die großen Gegensätze, sondern an sich recht unbedeutende Zwischenfälle den Anstoß zu Auseinandersetzungen ernstester Art. Die Erklärung dafür ist sehr einfach. An die großen Fragen, bei denen man sich der Schwierigkeit ihrer Lösung bewußt ist, tritt mau mit der nötigen Behutsamkeit heran, die zur Vermeidung von ernstlichen Konflikten geboten ist, bei an sich belanglosen Geschichten aber läßt man sich mehr gehen, und dann gibt es leicht Komplikationen unangenehmster Art. Sv hat sich auch unser Verhältnis zu Frankreich in den letzten Tagen durch einige unbeabsichtigte, dafür aber um so unangenehmere Zwischenfälle recht verschlechtert.
Den Hauptgrund zur Zuspitzung des deutsch-französischen Verhältnisses bot allerdings bereits die Auseinandersetzung wegen Marokko. Die Entsendung des „Panther" nach Agadir und die Abtretung eines Teiles von Franzöjisch-Kongo an Deutschland waren Stacheln, die im französischen Herzen festsaßen, wenn man sich bei diesen großen Fragen auch noch beherrschte. Als sich aber dann die deutsch-englische Annäherung vollzog und der Dreibund mit seiner Balkanpolitik nicht die erwartete Niederlage erlitt, sondern durch England gegen Rußland gestützt wurde, da ward die Stimmung schon recht unbehaglich. Und nun kamen in rascher Folge die kleinen Zwischenfälle: die Landung des Zeppelin in Luneville, die Anrempelnng deutscher SonntagsausMgler in Nancy und schließlich die lleberfliegung der französischen Grenze durch zwei deutsche Fliegeroffiziere, alles an sich unbedeutende Dinge, die unter Umständen umgekehrt ebenso geschehen können; aber die Gewitterschwüle war vorhanden, und da ist dann nicht viel nötig zur Entkodung unter Tvnner und Blitz. So schlimm kam es nun gerade nicht, es wetterleuchtete nur; aber dieses Wetterleuchten zeigt doch, wie groß die Spannung ist.
Unter diesen Umständen gilt es alles zu vermeiden, was weitere Reibungen erzeugen könnte. So vorsichtig allerdings, wie man in Berlin war, daß man die Ausstellung historischer Gemälde des Hofmalers Anton von Werner verhindert, um jeden Anstoß gegenüber über- enchsindlichen Franzosen zu vermeiden, braucht man nicht zu gehen. Dadurch macht man sich höchstens vor dem Ausland lächerlich. Viel wichtiger ist es, daß die uatio- nalistische Presse diesseits und jenseits der Vogesen ihre gegenseitigen Hetzereien einstellt, die, wie sich
Freue dich, daß du zu rinqen hast I Nur auf den Bergen blübi Edelweiß,
Je steiler die Pfade, ie schöner der Preis,
Je höher das Tagwerk, je süßer die Rast,
Freue dich, daß du zu ringen hast!
Frida Schanz.
Schauspieler des Lebens.
Roman von Luise Westkirch.
88 Nachdruck verboten,
(Fortsetzung.)
Wie das Wohltat, wie das befreite! Ungehemmt, einsam schweifen endlich wieder! Endlich einmal wieder nach so vielen Wochen! oder warens Monate? — Er hatte sie nie allein gelassen, nicht einen Augenblick. Er schickte ihr beständig Menschen, die Pastorin, Dora, ihre Schwägerin, ihren Bruder. Es war Zwang, qualvoll wie tzas Tragen .einer Kette, qualvoller noch für einen Menschen, der an Einsamkeit gewöhnt ist, der der Einsamkeit bedarf. Das mußte er wissen. Warum denn tat ers? Weil er alles tat, was ihr unbequem war? — Nein! Nein! — >
Quer durch die grüne Wildnis des Wäldchens brach sie sich Bahn. Ach, wie die Müdigkeit von ihren Glichen, absteh die jetzt ost bleischwer.auf ihr lastete! . Wie viel Karer die Gedanken durch ihren Kopf zogen. Sie wußte wieder: ! ste war jung, und das Leben war schön. . Nun durch das dichte Unterholz hinaus auf den Weg zurück ins Freie, auf die Wiesen, in den Sonnenschein! — Ta verharrte.sie wie angewurzelt vor Schreck; die Hand, die den Erlenzweig zurückbog, blieb regungslos in der Lust schweben.
Vor ihr stand Erwin.
Wie hatte sie vergessen können? Der Weg führte nach den Gruben, nach Wisselcode.
Er zog langsam, ernst den Hut und wollte oorüber- gchen.
Sie machte eine Handbewcgung, ihn zu halten; sie hatte keine Stimme zum Reden, ihre Augen hasteten, sich weitend, auf den Silbersäden in seinem blonden Haar, aus den schmal gewordenen Wangen. Ein andrer Erwin stand vor ihr, und auch sie war eine andre Florence. Aber die beiden hatten ihre Rechnung mit einander noch nicht geschlossen. Kie war in seiner Schuld. Sie wollte sich lösen.
Er war auf ihren Wink stehen geblieben und wartete ßmnin, geduldig. Sie fand endlich Worte.
gezeigt hat, nur dem internationalen Kapital der Wasfen- sabriken Wasser aus die Mühle treiben. Und deshalb könnre rs vielleicht nichts schaden, wenn außer der pariamen - (arischen deutsch-französischen Verständig- ungskonfereuz auch eine Annäherung der Presse beider Länder in die Wege gelestet würde. Mit Recht sagte gestern ans dem Bankett aus Anlaß des 25- jährigen Bestehens des Vereins auswärtiger Journalisten in London der englische Premierminister Asquith, die Presse könne als wichtiger internationaler Faktor unter den Nationen böses Blut machen; sie könne aber auch 'gegenseitige Freundschaft und gegenseitiges Wohlwollen fördern. Streitigkeiten zwischen den Nationen stammten zur Hälfte nicht aus beabsichtigtem Uebelwollen, aus Ehrgeiz oder Revanchelust, sondern aus Mißverständnissen, die ursprünglich unschuldige und unbeabsichtigte seien, aber durch falschen Patriotismus, durch Entstellung und übertriebene Rhetorik entfacht würden. Das rst sehr richtig, und die Presse sollte es als ihre vornehmste Aufgabe betrachten, in kritischen Augenblicken beruhigend und nicht aufreizend zu wirken. Das kann gleich jetzt geschehen, wo schon wieder ein neuer „Zwischenfall" aus Frankreich gemeldet wird. Es handelt sich um estre rechte Lappalie: zwei deutsche Reisende kamen auf dem Bahnhof von Bordeaux wegen des Belegens von Plätzen im Eisenbahnzug mit französischen Reisenden in Konflikt. Sonst geschah nichts, und zu anderer Zeit würde davon kein Blatt Notiz genommen haben, weil so etivas jeden Tag auf allen größeren Bahnhöfen vorkommt. Aber in dieser Zeit der Konfliktsstimmung lvird auch ein solcher „Zwischenfall", der gar keiner ist, in die Welt hinaus gedrahtet. Ta ist es Pflicht der Presse, die Sache gar nicht zu erwähnen, oder als Nichtigkeit zu deklarieren: selbst auf die Gefahr hin, nicht sensationell zu sein. Ter Patriotismus der Völker ist eine viel zu hehre Sache, um ihn zum Spielball der Sensationslust zu machen.
Europa und Montenegro.
Der Einmarsch der Montenegriner in Skutari.
Cetinje, 25. April. Die in Skutari einmarschisr- ten Montenegriner' fanden die Stadt in großer Erschöpfung vor. Bei dem Einzug von vier Bataillonen montenegrinischer Truppen hielten sich die Einwohner anfangs versteckt. Sie erschienen jedoch bald und baten um Nahrungsmittel. Tie anfängliche Panik ging infolge
„Vergeben Sie mir," sagte sie leise.
Er sah sie verwundert an. „Liegt Ihnen an dem Wort?"
„Es soll mehr sein als ein Wort."
„Was Sie mir Leides getan haben, habe ich vergeben. Kann ich vergeben, was Sie sich selbst zu leid getan haben?"
„Das ist nicht, wie Sie denken. Ich bin glücklich. Gewiß, ich bin glücklich."
„Um was sorgen Sie dann?"
„Um Sie sorg ich" — die Worte entschlüpften ihr. Ta sie gesprochen waren, erschrak sie, und das Blut stieg Hr hÄß ins Gesicht unter seinem Blick. Das war der Erwin nicht mehr, der unter den Pappeln ohne Stolz, ohne Empfindlichkeit sie anslehte zu bleiben, nicht der müde, trübe jener Aufruhrsnacht, der vor dem Glanz ihres Gatten verblaßte wie ein Stern vor der Sonne. Ein unbeugsamer Wille leuchtete aus diesen Augen, der Witte, der geprüft worden ist und die Prüfung bestanden hat.
Er verneigte sich schweigend und ging vorüber.
Ihr aber war die Lust des Schweifens vergällt. Sie sch-lng den kürzesten Weg heimwärts ein, unsicher, voll Scheu vor der Erinnerung, die an den Orten haftete, voll Furcht vor den Menschen, die sie belebten. Richtig, dort kam Marie Winter ihr entgegen, begleitet von dem treuen Mylord. Kein Ausweichen war möglich auf dem engen Wiesenpfad. Die Buckchalterin wünschte es auch wohl nicht. Sie schritt an ihr vorüber, so dicht, daß ihre Kleider einander streiften, so gleichgültig geradeaus schauend, als wäre, was sie berührte, leere Luft.
Und rascher kreiste das Blut in Florences Adern, heftiger pochte ihr Herz, Scham und Pein wühlten in ihr. Wieder Menschen! Diesmal ein ganzer Trupp, Weiber, Männer, Kinder. Wie sie sie anstarrten! Mitten durch die Schar führte der Weg, und keiner, der ihr die Leit bot, an den Hut griff, zur Seite wich Einzelne Worte schlugen an ihr Ohr. „Sieh mal, die Fahrten!" Daun Gelächter. Etwas von Winters Mariechen. — Nun mußte einer einen guten Witz gemacht haben, denn das Lachen wurde Brüllen, Wiehern. Die Kinder waren stehen geblieben, sie kamen ihr ein Ende Wegs nachgelanfen, um sie besser betrachten zu können. Sie hörte sie kichernd wieder davon stampfen.
Sie ging rasch sie lief. Andre nahten. Eine Schicht war aus. Die Arbeiter zogen heim. Daß sie auch von dieser Seite kam! Zu dieser Stunde! Wieder Anglotzen, Lachen. Wie Steinwürse flogen ihr einzelne freche Reden um die Ohren. Mit wankenden Knieen erreichte sie ihr Haus,
der Disziplin der Truppen vorüber. General Wukotitsch ließ die Konsulate militärisch besetzen. In den Krankenhäusern herrschen entsetzliche Zustände. Man fand' unbe stattete Leichen in halb verwesenem Zustande. Die ärmere Bevölkerung hat seit Wochen gehungert; viele Leute starben an Entkräftung. Nach de« bisherigen Dispositionen wird König Nikolaus am Sonnabend in Skutari feierlichen iElnzug halten. Ter König erließ eine P r c kl a ma t i o n an die Einwo h ne r S k u- taris, die am Tage des Einzugs bekanntgegeben wird.
Die Botschafterkonferenz.
London, 26. April. Tie gestrige Sitzung dauerte zwei Stunden. Sie war ausgefüllt mit der Besprechung der Skntarifrage. Das wichtigste Ergebnis ist das Bekenntnis der völligen Einmütigkeit der Mächte, ihre Entscheidungen in der Zuweisung Skutaris an Albanien aufrecht zu erhalten. Der König von Montenegro wird aufgefordert werden Skutari zu räumen. Für den Fall, daß sich Nikita weigert, wird die Ausdehnung der Blockade zu einer absoluten in Betracht gezogen. — Tie Pforte wird aufgefordert, den Ort zu nennen, wo sie wünsche, daß die vorläufigen Friedenspräliminarien unterzeichnet werden sollen.
Die Note -er Großmächte.
Paris, 25. April. An maßgebender Stelle wird heute bestätigt, daß Oesterreich bis heute nachmittag keinen Schritt unternommen habe. Die Nachricht von der Zirkvlarnote beruht auf Erfindung. Es handelt sich nicht um eine Zirkularnote, sondern um eine an die B-ot- schasterkonterenz in London gerichtete Note. Tie Vot- schafterkonferenz in London hat allerdings beschlossen, daß die Mächte eine Aufforderung an Montenegro richten sollen, Skutari in die Hände Europas zurückzulegen. Diese Aufforderung soll von dem Kommandanten der Blockadeflotte in Cetinje überreicht werden. Sollte der Aufforderung nicht strikte Folge geleistet werden, so werde man zu Zwangsmaßregeln schreiten. Tie französische Regierung sieht die zwingende Logik dieser Methode ein, aber sie wird nur äußerst ungern zu einer gewaltsamen Aktion gegen Montenegro schreiten.
Italienische Heißsporne.
^ Rom, 25. April. Die „Tribuna" schreibt: Junge Studenten wollen morgen aus Anlaß des Falles von Skntarr der Königin (bekanntlich eine Tochter Ni- kitas), eine Huldigung darbringen. Das Blatt tadelt diesen Beschluß ni cht allein aus Gründen der politischen Zweck-
schLug bie Tür hinter sich zu, warf sich auf einen Sessel und weinte.
Da, ein wuchtiger Schritt, laut knarrende Stiesel. Sie fuhr in die Höhe. Nur unvollkommen trocknete sie die Augen. Er kam zu rasch.
-Mle Hagel! was ist denn los?"
Noch versuchte sie ihr Leid vor ihm zu verbergen. „Ach laß nur! Eine Dummheit! Es geht vorüber!"
„Dummheit? Tn heulst nicht um eine Dummheit. Wer hat Dir was zu leidgetan? Ich wills wissen."
Da sank ihr Heldenmut. War er nicht ihr Schützer, ihr Freund, ihr einziger auf Erden, um dessentwillen sie sich losgesagt hatte von ihren Freunden und Beschützern durch Geburt und Blut, ihren Verwandten, von allen, die Ls je gut mit ihr meinten? Ihr Kummer brach sich rücksichtslos Bahn.
„Wir sind Geächtete in Arnsfelde! Nicht sehen lassen darf ich mich. Die Kinder weisen mit Fingern auf Deine Frau! Die Weiber lachen ihr ins Gesicht; die Beamten kennen mich nicht! O, daß wir nie zurückgekommen wären in dies Gefängnis, an diesen Ort der Verbannung!"
Mit ihrer eigenen Not beschäftigt, hatte sie nicht auf Fahrke geachtet. Jetzt verstummte sie in jähem Schrecken. Seine Angenbraunen hatten sich zusammengezogcn, so daß sie einen dicken schwarzen Strich quer durch sein .Gesicht bildeten. Er schlug mit der Faust auf den Tisch, oaß die Vase darauf von der Erschütterung zu Boden sprang uns in Scherben zersplitterte.
„Genug ist's! Aus ist's! Himmelsakrament! aus und zu Eride!"
„Philipp! Philipp! — Ich bitte Dich!"
„Meinst Du, ich weiß nicht, woher die Wühlerei stammt, die Dir und mir den Boden unter den Füßen abgräbt? Dem Maulwurf leg' ich das Handwerk! Dem ehrpusselichen Maulwurfsweibchen dazu!"'
„Du meinst Winters? Tu willst doch nicht —? O, Philipp, wir sind schon so tief in Schuld diesen Leuten gegenüber! — Mir zu lieb, unternimm nichts gegen sie!"
„Fort müssen sie!" schrie Fahrke. „Fort! Fort! Fort! — Oder ich selbst geh! — Sie mag .wählen, die blonde -Pagode drüben, die nur noch nickt und kopsschüttelt und unsereinem das Reden überläßt wie das Handeln. Ja, jetzt aus dem Fleck, ehe ich noch den Staub von meinen Stieseln, geschüttelt habe, soll sie ein Ende machen, so oder so."
(Fortsetzung folgt.)