nicht im geringster: abgcbtaßt, sodaß also eine Haltbarkeit für lange Zeit erwartet werden darf. Durch entsprechend« Behandlung kann auch dem Pergamentpaprer ferne ursprüngliche Glätte und Weichheit wiedergegeben werden. Der Vorstand des kgl. Haus- und Staatsarchivs in Stuttgart, Direktor Dr. von Schneider, unterstützte Sanier ber seinen.Versuchen durch Ueberlassung zahlreichen Versuchsmaterials.
Sigmaringe«, 24. April. Der Hochzeitstermin ist noch nicht festgesetzt worden. Ta König Manuel seine Thronent- kxtzung durch die portugiesische Revolution selbstverständlich memals anerkannt hat, nennt er sich heute noch König von Portugal, und dieser Titel und das Prädikat Majestät werden chm auch von den europäischen Höfen, die die Republik Portugal anerkannt haben, zugestanden. Dementsprechend wird auch Prinzessin Auguste Viktoria von Hohen- Alern nach ihrer Vermählung mit Ton Manuel als Königin von Portugal und Majestät angeredet werden. — .Ein billiges Vergnügen!
Friedrichshofen, 22. April. Nach der gestrigen vierstündigen Rundfahrt aus dem See ist der neue.Halbsalondampfer Hohentwiel abgenommen worden und in den Besitz der württembergischen Staatsverwaltung übergegangen. 'Die Abnahmefahrt ergab die völlige Betriebssicherheit des Schisses. Wiederholt wurden namentlich die Gerätschaften für den Rettungsdienst erprobt. Die Zähl der Rettungsringe ist bedeutend vermehrt worden. Auch ist eine große Anzahl Schwimmwesten unter den Sitzbänken an Bord so untergebracht, daß sie den Fahrgästen leicht zugänglich sind. Die Gesamttosten des neuen Schiffes belaufen sich auf 340000 Marl. Es wird künftig auch für die Fahrten des königlichen Hofes Verwendung finden, wozu bisher der Dampfer Königin Charlotte diente.
Friedrichshafen, 24. April. Ter hiesigen Ortsgruppe des Jungdeutschlandbundes sind von Leopold O. H. Biermann-Bremen 1000 Mark zur Anschaffung zweier Ruderboote zur Verfügung gestellt worden.
Nah und Fern.
Entführung zweier Mädchen.
In Neibsheim wurden mittels Auto nachts zwei Mädchen von 16 und 18 Jahren entführt. Der besorgte Vater des einen Mädchens, der um halb 12 llhr nachts aus der Kruchsaler Polizeiwache Anzeige erstattete, konnte nur in Erfahrung bringen, daß das Auto die Richtung nach Karlsruhe eingeschlageu hat. Dort wurden die beiden Mädchen ausgegriffen. Sie hatten die Absicht, mit zwei jungen Kaufleuten nach Amerika zu reisen.
Mit dem Knebel im Munde.
Die 15 Jahre alte in Wiesloch bedienstete Emilie Müller, gebürtig aus Mannheim, wurde am Schloßweg in bewußtlosem Zustande aufgesunden und mittels Krankenwagens ins Krankenhaus verbracht. Die Genannte hatte beim Auffinden ein Taschentuch im Munde und ein solches um den Hals gebunden. Man vermutete anfänglich, daß hier ein Verbrechen vorliege. Nachdem sich die Genannte MN etwas erholt hat und sestgestellt ist, daß sie an Epilepsie leidet, muß man annehmen, daß sie einen solchen Anfall bekommen und hierbei selbst das Taschentuch in den Mund gesteckt hat.
ExPlofion einer Granate.
Aus dem Truppenübungsplatz Neuhammer (Po?rn) ereignete sich bei einer von dem Pionierbataillon Nr. 5 in einer Kiesgrube abgehalreneu Uebung mit Handgranaten ein schwerer Unglücksfall. Trotz aller Vorsichtsmaßregeln explodierte beim Wurf einer Granate diese in der Hand des Bizeseldwebels Schmidt und verletzte die in der Kiesgrube stehenden Personen. Leutnant Katterus wurde getötet, Pionier Kühn lebensgefährlich, Oberleutnant d. R. Müller, Leutnant Tah-men und der Vizefeldwebel Schmidt leicht verletzt.
Schlagende Wetter.
In der Cincinnatigrube in Finleyville in Pennsylvania erfolgte eine Explosion, die dir Grube in Brand setzte. Es sollen 120 Bergleute umgekommen sein. Leichtverletzte wurden geborgen; sie lagen in der Nähe der Ausgänge. Diese Bergleute scheinen schlagenden Wettern zum Opfer gefallen zu sein. Das Feuer, das durch die Explosion entstanden war, konnte um Mittemacht gelöscht werden.
Die Sprengkapsel.
In Magdeburg wurde von der Königsbrücke aus ans den Schleppdampfer „Magdeburg" eine Sprengkapsel geworfen. Der Täter wollte die Sprengkapsel durch den Schsrn- steinansatz in den Feucrraum werfen und dadurch eine Explosion Hervorrufen, verfehlte aber das Ziel. Die Kapsel wurde von der Besatzung in einen Wassereimer geworfen und Dadurch eine Explosion verhütet. 4 ausständige Heizer wurden verhaftet, darunter der Täter, in dessen Wohnung weitere Sprengkapseln gesunden wurden. Die Ladung der Kapsel war so stark, dgjj sie zweifellos den Untergang des Dampfers hervorgerufen hätte, wenn sie explodiert wäre.
Kleine Nachrichten.
In Baihingen a. E. ist in der Leimfabrik von G. Kvnradt und Sohn der 15 Jahre alte Arbeitsbursche ,Glü/ dadurch schwer verunglückt, daß er-infolge von Unvorsichtigkeit und trotz vorheriger Warnung in einen großen Trog Leim stürzte, dessen Inhalt auf 63 Grad erhitzt und zpr Abkühlung bestimmt war. Der arme Jung« wurde so schwer verbrüht, daß er an dm erhaltenen Verletzungen erlegen ist.
Gevichtsseml.
Der Althengstetter Raubmord vor dem Schwurgericht.
Tübingen, 24. April. Unter der schweren Anklage des Raubmords, versuchten Mords und versuchten Raubs stand gestern der 23 Jahre alle ledige Banernknecht Wilh. Weuh von Althengstett vor dm Geschworenen. Er ist bezichtigt, am 0. März, einem Sonntag, den Bahnwart Lösf.ler ermordet und an dessen Ehefrau einen Mordversuch begangm zu haben, beides in der Absicht, sich in den Besitz von Geld, das er bei den als permögend geltenden Bahnwartseheleuten vermutete, zu setzen. Der Angeklagte arbeitet von seinem 16. Lebensjahre an in allerlei Dienststellungen. Uebercinstimmend wird bekundet, daß in letzter Zeit sein Fleiß zu wünschen übrig ließ. Umso lebhafter ssug er sich aber mit dem Gedanken der .Auswanderung, um ihn in die Tat umzusetzm, trat er auch in Korrespondenz mit einem Bureau. Ein Bruder des Angeklagten lebt in Amerika. Den Eltern wird allgemein das beste Zeugnis aus- MM. Nach der Tat befragt, gibt der Angeklagte deren Hergang im wesentlichen zu, wie sie seinerzeit in der Presse geschildert worden und wie sie auch nach den.Akten als er- wresen anzusehm ist. Er lauerte dem Bahnwart Löffler aus, bis dieser nach dem Passieren des letzten Zuges in sein Haus zurückging, und schlug ihn, auf der Treppe .stehend,
mit chnem mit Nägeln besetzten Prügel derart nieder, daß er an den Verletzungen starb. Dann begab er sich in das Haus und versuchte, die im Bett liegende, aber wachend« .Frau des Erschlagmen zu erwürgen. Ter Frau gelang es jedoch, sich seiner zu envehren und zu mtfliehen. Am Tatort zurückgelassme Gegenstände, besonders ein Hut, führten zur Ermittlung des Täters, der am Tage nach der Tat sest- genommm wurde. Nicht zugeben will Weiß, das der Tat unterstellte, auf Raub gehende Motiv. Er behauptet zunächst, die Tat ohne Ueberlegung, d. h. in hochgradiger Betrunkenheit begangm zu haben, denn er habe anläßlich einer am Tage zuvor abgehaltmm Musterung mit anderen Burschen zusammen am Tage der Tat selbst etwa zwanzig Schoppen Bier getrunken. AuH sei ihm eine räuberische Absicht völlig.fern gelegen. Dem Bahnwart habe er nur eins versetzen wollen aus Rache dafür, daß ihn früher einmal ein anderer Bahnwart wegen einer Uebertretung zur Anzeige gebracht habe. Dis Frau des Erschlagenen wollte er nur in seiner Betrunkenheit sich zu Willen machen.
Da im weiteren Verlauf der Verhandlung sich Zweifel über dm Geisteszustand des Angeklagten ergaben, wurde auf Antrag des Sachverständigen die Verhandlung vertagt. Weiß wird zur Untersuchung 6 Wochen einer Nervenklinik überwiesen.
Die Schmugglerkönigin.
Kempten, 23. April. In den Schmugglerprozessen der letzten Jahre spielte der Name Osel wiederholt ein« Hauptrolle. In zahlreichen Gerichtsverhören wurden die Träger dieses Namens, der Glaser Anton Osel aus Rorschach, sowie ganz besonders dessen Ehefrau Gertrud, von dm Angeklagten als Anstifter bezw. Auftraggeber benannt. Diese betrieben von Ror - scha ch aus dm Saecharinhandel m gros und rüsteten ganze Züge aus, um den ominösen Süßstoff auf deutsches bezw. österreichi- iches. 'Gebiet überznsühren. Erst ein Zufall sollt« endlich dazu führen, das Haupt der Schmugglerbande abzufangm: Frau Gertrud Ol'el hatte gerade eine Spritztour nach München gemacht and befand sich eben auf ber Rückreise in Lindau. Ein Schutzmann, durch einen anderen Schmuggels«!! aufmerksam geworden, revidierte dm Zug und kam dabei auch ins Abteil, wo Frau Osel sich's bequem 'gemacht hatte. Sie zeigte sich nicht im geringsten erschrocken, aber die deutschen Behörden hieltm sie fest und begründeten die Verhaftung mit einem Briefe, der sich in der Handtasche der Frau vorfand und in dem verdächtige „geschäftliche" Mitteilungen ihres Mannes verzeichnet warm. And darauf baute sich in der Felge ein ganzes Gebäude von Anklagen.
Die Gefangene und ihr Mann besaßen früher eine Wirtschatt in Rorschach. Diele verkauften sie im Jahre 1910 und siedelten oarauf nach München über. Hier scheint dann diese Schmuggler- sirma gegründet worden zu sein. Wenigstens liegt ein Urteil aus München vor, wonach Frau Osel bereits damals eine Gefängnisstrafe von 2i/z Monaten wegen Schmuggels erhalten hotte. Beide siedelten nach Verbüßung der Strafe wieder nach Rorschach über und begründeten bier mit dem Reste ihrer Habe die wettbckairnte Schmuggel-Agentur, die dm Inhabern den stolzen Namen „Schmugglerkönig" bezw. „Schrnuggler- königin" eintrug. Dutzende von Angestellten warm mit dem verbotenen Vertrieb des Süßstoffs beschäftigt, und so gut ging das Geschäft, daß wöchentlich oft mehrere Zentner Saccharin von- Zürich bezogen werden mußten. Der Höhepunkt des Geschäfts, dessen höchste Blüte, fiel in das Jahr 1912. Und mitten daraus wurde dann plötzlich die Seele des Ganzen, Frau Osel, verhaftet, nachdem sie so manchen Menschen, den die Not des Lebens ihren Lockungen zugänglich gemacht, ins Unglück gestürzt, ins Gefängnis gebracht hatte. Ihr eigener Bruder befindet sich unter den Opfern. Er war in Sträflingskleidern erschienen, um gegen seine Schwester zu zeugen. Zwei volle Tage währte die Vernehmung der Angeklagten und der Zeugen. Manche sprachen zugunsten, diele zuungunsten der Angeklagten. Die Anklageschrift umfaßte 23 Fälle. Das Plaidoyer des Staatsanwalts endete mit dem Antrag auf fünf Jahre Gefängnis, jowie auf dift üblichen Geldstrafen zu erkennen. Als Frau Osel von so strenger Bestrafung hörte, fiel sie mit einem lautm Aufschrei ohnmächtig auf der Anklagebank zusammen. — Die Verteibiaung plaidiertc auf Freisprechung, oder wenigstens auf eine ungleich mildere Strass Der richterliche Sw-nch lautete: Frau Osel ist schuldig sieben Vergehen gegen das Süßstofsgcsetz »>'d zwölf Vergehen aeaen das Zollkarteli mit Oesterreich und wird Vierwegen verurteilt: wegen ersterer Delikte zu einer Gesägnisstrafc von 1 Jahr 3 Monaten, wegen der Vergehen g'caen das Zollkartell zu einer Reihe von Geldstrafen (zusammen 13 000 MH die für den Fall der Uneinbringlichkeit in zwei Jabre Gefängnis umgewan- delt werden. 6 Monate der erlittmm Untersuchungshaft kamen in Abrechnung. — Das Urteil nahm die Angeklagte, gebürtig aus dem Oberamt Leutkirch, unter Weinen und Schluchzen entgegen.
Spiel rruL Spoet n«d 2«ft?chiffahrt. Opfer des Flugsports.
Aus Johannistal wird vom Donnerstag berichtet: Der rufstsche Flieger Abramowitsch stieg um 6 Uhr mit seiner Schülerin, der Fürstin Schakowskoy auf einem Wright- Dopprldecker zu einem Uebungsflnge ans. Sechs Minuten nach dein Aufstieg, als der Apparat die Höhe von kaum 7 Meter erreicht hatte, kippte das Flugzeug plötzlich um, der Flieger und seine Schülerin stürzten und kamen unter den Apparat zu liegen, der vollständig zertrümmert wurde. Hinzueilende fanden die beiden besinnungslos unter den Trümmern liegen. Die Verunglückten wurden sofort nach dem Britzer-Krankenhaus geschafft, wo der Arzt bei WramowrOch eine schwere Gehirnerschütterung feststem« Die Fürstin hat nur leichtere Quetschungen erlitten. Abramowitsch, der bis in die Mittagsstunden die Besinnung noch nicht wiedererlangte, dürfte kaum mit dem Leben davonkommen. Als Uriache des Sturzes wurde festgestellt, daß beim Kippen des Apparates ein Flügel den Boden berührte, was den völligen Absturz herbeiführte. Abramowitsch ist seit einem Jahre einer der bekanntesten Flieger in Johannisthal, der der der vorjährigen Frühfabrsflugwoch« fast sämtliche Stnndenpreise gewann, er ist 23 Jahre alt, hat im Vorfahre das Interesse aller Sportsfreund« durch seinen mit Regierungsbaumeister Hakfftetier ausgefübrten Flug Berlin-Petersburg erweckt. Die russische Fürstin ist seit einem Jahre 'eine Schülerin und gilt als znver- lästige Fliegerin.
Ein zweiter Sturz ereignete sich ein« Stunde später an derselben Stelle. Uns etwa 300 Meter Höbe stützte kurz nach 7 Uhr der Russe Dunetz mit einem Lnftverkehrseindecker ab. Das Flugzeug fiel wie ein Lot zur Erde. Unter dem zertrümmerten Apparat wurde Dunetz als formlose Masse Hervorgerogen. Der Eindecker hatte ihm den Brustkasten und den Kopf eingedrückt, außerdem hatte Dunetz sämtliche Gliedmaßen gebrochen. Der Tod ist aus der Stelle einaetreten. Dunetz ist 28 Jahre und flog früher Farman. Er war seit einem Monat bei 'der Luftverkehrsgesellschaft als Pilot angestellt und galt als außerordentlich ehrgeizig. In seiner besonderen Schwärmerei wurde er bestärkt durch die glänzende Gleitflnglandnng, hie der Franzose Daneourt neulich bei seiner Landung in Johannistal pnlliübrte. Heute früh stieg er bis zu 1000 Meter und ging aus dieser .Höhe trat aller voransgegangenen Warnungen in einem halsbrecherischen Gleitflug nieder. Anscheinend bat er dabei vergessen, den Motor abznstellen, denn in 300 Meter Höhe ging der Gleitflug in einen Sturr über. Wahrscheinlich ist bei der rchenden Geschwindigkeit eine der Spannösen gerissen. Die Flügel klappten infolgedessen nach rückwärts. Sie konnte»! den Apparat nicht mehr tragen, und der Absturz war daher unvermeidlich. Die Untersuchung des zertrümmerten Apparate? ergab, daß eines der 8 Spannkabel, die eine Bruchfestigkeit von '4000 Kg. besitzen, gebrochen war. Bei der enormen Widerstandsfähigkeit dieser Kabel erscheint es ausgeschlossen, daß ber Bruch in der Luft erfolgte, vielmehr
ist mit Sicherheit anzunehmen, daß er erst bei dem heftigen Anprall auf die Erde erfolgte.
Stuttgart, 23. April. Wegen unerlaubter Veranstaltung einer Lotterie hatten sich die Kausleute Jos. Blum pnd Wilhelm Gerlinger vor dem Schwurgericht zu verantworten. Der Angeklagte Blum gründete im Herbst vorigen Jahres in Pforzheim ein Bijouterieversandgeschäft, das er später nach Eßlingen verlegte. Um Kunden zu bekommen, ließ er durch Vertreter gedruckte Briefumschläge verteilen, aus denen stand, daß jeder Besteller nach Einsendung von 45 Pfg. 6 Künstlerpostkarten erhalte. Zugleich war ine Teilnahme an einer Lotterie mit Geldgewinnen von 5—30 000 Mark in Aussicht gestellt, falls der Besteller eine richtige Lösung des Preisrätsels einsende. Tie Ziehung werde vor- genommen, wenn 2Vs Millionen Bestellungen eingegangen seien, hieß es auf den Umschlägen. Im ganzen liefen nur 88 Bestellungen ein. Ter Angeklagte Gerlinger entfaltete eine mehr untergeordnete Tätigkeit. Das Urteil lautete auf je 30 Mark Geldstrafe.
London, 23. April. In dem Prozeß des Schriftstellers Ranfome gegen Lord Douglas in der Oskar Wilde- Affarre wurde gestern das Urteil gefällt. Lord Douglas wurde abgewiesen und es wurde erklärt, daß, obgleich die Ausführungen des Buches beleidigend seien, sie dennoch der Wahrheit entsprächen. Lord Douglas hat die Kosten des Verfahrens zu tragen.
Skutari.
Nikita der schwarzen Berge Herrscher hielt sein Fürstenwort,
Skutari hat er erobert, ganz Europa dir zum Tort.
Fragte nicht nach der Blockade, womit ihr ihn habt bedroht, bang.e um sein niedlich' Thrönchcn mehr als um Luropa's Not.
Darum hat er kühn gefochten um Skutari's Festbefitz, hat durch seinen Sieg geschlagen allen Dixlomatenwitz.
Nun ihr übergroßen Mächte, zeigt den nötigen Esprit, wie ihr nun vertreiben werdet,
Nikita aus Skutari?
Riese r-Sontheim.
Handel und Volkswirtschaft.
Finanzieller Wocherrrüekblick.
Im Verlaus der letzten Berichtswoche hatte die Erholung der Börfrntendenz weitere kräftige Fortschritt« gemacht und cinp abermalige Auftvürtsbewegung der Kurse eingesetzt. Die Spekulation glaubte sich, wie bereits vor 8 Tagen erwähnt, der Segnungen des Friedens auf "dem Balkan so gut wie sicher. Plötzlich kam am Mittwoch die Nachricht von der Eroberung Skularis durch die Montenegriner. Es war wie ein Reif in Früylingsnacht, der manch blühende Hoffnung zerstörte. Zwar der unentwegte Optimismus der Haussiers neigte der Ansicht zu,- datz König Nikita jetzt, wo er seine militärische Ehre gerettet habe^ erst recht nachgechen könne, aber die Mehrzahl der deutschen Börfenleute befürchteten neue Verwicklungen zwischen Oesterreich und Rußland. Die Folge davon war eine Abschwächung der Stimmung und eine neucrwachende Verkaufsbewegung, die das Kursniveau wieder erheblich herabdrückte und einzelne Papiere sogar noch unter den Stand vor 8 Tagen fallen ließ. Die Geldver- tzältu-isse haben sich in dieser Woche nicht verärgert-. Auch aus der industriellen Konjunktur sind, abgesehen von dem nicht unbedenklichen Streik tu Oberschlesien, Tatsachen von besonderer Bedeutung nicht zu verzeichnen. Auffallend ist der abermalige Rückgang der festverzinslichen Anlagewerte, die gegenwärtig mehr als je der den geringsten Schwankungen des politischen Barometers in Unruh« geraten. Nachstehend die wichtigsten Kursver- vnd erringen: 3proz. Reichsanleihe Minus 0,30, 3proz. Württem- berger plus 0,10, 3Vzproz. minus 0,30, 4proz. minus 0,10 bis OM), Nationalbank plus 0,10, Deutsche Bank minus 0,20, Handelsanteile minus 0,60, Darmstädter Bank minus 0,75, Dresdener Bank minus 1,15, Diskonto Kommandit minus 4,70, Norddeut- deutschrr Lloyd minus 0,75, Hapag minus 1,80, Hansa plus 1» Kanada plus 1,65, Franzosen plus 2,85, Lombarden plus 1,10, Bochum minus 0,20, Deutsch-Lux plus 0,70, Gelscknkirchen mim« 10,60, Harpen minus 1,70, Hoesch minus 1,50, Phönix plus 2, Rheinstahl minus 1, Köln-Rottweil minus 3,75, Deutsche Haffen minus 18, 'Daimler plus 17, Siemens und Halske minus 2, A.E.G. minus 1,75.
Nachttägliche Berichte über die Wirkung der drei Frost - nächte au ft die Sommersaaten und zum Teil auch auf dtp Wintersaaten haben in Verbindung mit der neuerdings verschärft ten politischen Lage eine Befestigung der Getreidemärkttz bewirkt. Bei Wetzen kam dazu noch eine Erhöhung der argentinischen Forderungen und eine gesteigerte französische Nachfrage. Für Roggen animierte ein Nachlassen des russischen Angebots, da? aber bald wieder durch Stockung im Absatz' -ausgeglichen und schließlich sogar in eine Abschwächuug umgekehrt wurde. Die Weizentermine haben in Berlin um 2 bis 3 M, in Newport um 2Vz bis 3^ Cents angezogen. Die Berliner Rogaenpreise sind im» M zurückgegangen. Die .Haferpreise sind wieder um 8 M gefallen.
Die Lage aus dem .Kaffeemarkt ist nicht geklärt. Neu- ßerst widerspruchsvolle Nachrichten über die laufende nnd nächste Ernte von Brasilien beimrubioten das Geschäft und versetzten die Kurse in mehrfache Schwankungen. Die Hamburger Termine konnten sich schließlich befestigen und schlossen um 0/4 bis iVt Pirnkre höher als di« spekulativen Verkäufe nachließen und' von Newvork eine neue AufwärtSvewegung gemeldet wurde. 'Dort bat der Apriltermin 19 Pimkte ängezogen.
Der Zuckermarkt ist ruhig aber ziemlich fest. Die Wer den heumgen Rübenanboii bekannt gewordenen Schätzungen rech- n-n mit einem Minus von 3'4 Proz. gegen den Anbau des vo- rigen Jahres. In Magdeburg zogen die Terminpreise daraufhin vis zu 5 Pfg. an.
Der Baumwollmarkt war abgeschwächt, weil die Ernte- berickte günstig- lauteten und die Furcht vor Neberschwemmunas- sck öden im Mississipvital sich als unbegründet herausstellt. DÄ« Livertnwler Terminvreise gaben um 14 bis 10 Punkte nach. Da? Geschäft in Tüchern und Garnen war ruhig.
»
Stuttgart. 2-. Avril. Dem 77. Stuttgarter Pftzrde. markt am 21 und 22. Avril waren zugeführt etwa 1500 Pferde, davon au» offenem Markt auf dem Gewerbehalle- und Garnisvnskirchenplad 1100, in städtischen Privatstallungen 400 «gegen 1700 in» Vorjahr). 'Die Zahl der amtlich angezeigten Der- känfe betrug 48 mit 52 Pferden gegen 56 mit 71 Pferden im Vorfahr. Hvchstcrzielter Preis 1500 M, niederster 223 M, Umsatz der amtlich angezeigten Verkäufe rund 40 000 M, nicht an- zeigte Verkäufe etwa 400 mit einem Umsatz von ca. 440 000 M. Gesamtumsatz der diesjährigen Pferdemarkt etwa 480 000 M. im Vorjahr 546 000 M.