Kaiser Wilhelm in der Schweiz

Der Kaise r ist gestern zur Teilnahme an Len Manövern in der Schweiz eingetrofsen und war in Basel und Zürich Gegenstand freundlicher Kundgeb­ungen durch das befreundete und benachbarte Volk der Schweizer. Natürlich sind auch viele Touristen von den Bergen heruntergestiegen und vermehrten das in Zürich zusammengeströmte internationale Publikum. ' Die Ar­tikel, mit denen die Schweizer Presse die Ankunft des Kaisers begrüßte, sind überaus herzlich gehalten. Sie sind alle auf den Ton gestimmt, daß der Kaiser als Vertreter eines durch Stammesverwandtschaft und enge Freund­schaft verbündeten Volkes erscheine, dem es fernliege, an der jetzigen Stellung der neutralen Schweiz in der inter­nationalen Politik das geringste ändern zu wollen. lieber die Vorgänge des gestrigen Tages liegen folgende Meldungen vor:

Basel, 3. Sept. Um 3.31 Uhr verkündeten Kano­nenschüsse die Ankunft des kaiserlichen Sottderzuges, der aus 7 Hof- und l Gepäckwagen bestand. Um 3.33 Uhr fuhr der Zug im Bundesbahnhof ein. Die Perronstrecke, auf der der Zug anhielt, war durch eine grüne Hecke abge­grenzt und mit deutschen und schweizerischen Flaggen, sowie Guirlanden dekoriert. Zur Begrüßung waren er­schienen: der deutsche Gesandte in Bern v. Bülow mit dem Militärattache von Bismarck, der deutsche General- kansu! in Basel Wunderlich, die 3 zu der Person des Kaisers kommandierten schweizerischen Offiziere: General- stabsches Oberst Sprecher von Bernegg, Oberst Audöaud uno Oberstleutnant Wieland. Die Delegation der Ba­seler Regierung bestand aus den Herren Vizepräsident Dr. Aemmer, Dr. Speiser und Dr. Burckhardt mit dem Re­gierungssekretär Dr. Im Hof und dein Standesweibel, ferner als Vertreter der Bundesbahnen.Präsident Zingg. Sobald der Zug stillstand, verließ der Kaiser, der die Uni­form der Gardejäger trug, mit seinem militärischen Gefolge den Wagen und wandte sich, ohne die Vorstellung abzu­warten. an die ihm bekannten Herren, worauf die Vor­stellung der Anwesenden vor sich ging. D er Kaiser unter­hielt sich zunächst mit dem Bundesbahndirektor Zingg und mit den Mitgliedern der Baseler Regierung, ebenso mit den Offizieren, insbesondere mit dem Obersten Spre­cher von Bernegg. Bor der Verabschiedung sprach der Kaiser den Baseler Regierungsräten seine besten Wünsche für das Gedeihen der Stadt Basel aus. Um Z.45 Uhr fuhr der Zug, in dem auch Generaldirektor Zingg und die drei schweizerischen Offiziere Platz genommen hatten, nach Zürich weiter.

Zürich, 3. Sept. Der Kaisercinpfang gestaltete sich zu einer sehr herzlichen Ovation. Um 5.20 Uhr kündigte Heller Jubel das Nahen der bundesrätlichen De­legation, bestehend aus Bundespräsident Forrer und den Herren Hossmann und Mottar, an. Neben den Kutschern saßen auf den ersten drei Wagen die Bundeswcibel- Neben den Vertretern des Bundesrats fanden sich Regierungsprä­sident Nägeln Stadtpräsident Billeter, der schweizerische Gesandte in Berlin, der deutsche Generalkonsul in Zürich Faber du Faure und verschiedene Militärs zur Begrüßung des Kaisers ein. Bet bedecktem, aber regenlosem Himmel tras der Kaiserzug Punkt 5.20 Uhr in Zürich ein. Unter den Klängen der Stadtmusik entstiegen der Kaiser und seine Begleiter dem Zuge. Der Kaiser trug die Uniform des Gardejägerbataillons mit dem Abzeichen eines Gene­ralfeldmarschalls. Der Kaiser drückte dem Bundesprä­sidenten und den Bundesräten warm die Hand und nahm durch den Vundespräsidenten unter Händedruck! die Vor­stellung der verschiedenen Militärs und der Vertreter der Behörden entgegen. Hierauf stellte der Kaiser dem Bun­despräsidenten seine Begleiter vor, welche Bundespräsi­dent Forrer seinerseits mit warmem Händedruck begrüßte. Beim Vorbeigehen wurde der Kaiser von den Journalisten freundlich begrüßt. Gefolgt vom Bundespräsidenten und den anderen Herren schritt der Kaiser unter dem spontan

losbrechenden Beifall der Menschenmenge zum Bahnhof­platz. Hanptmann Moser erstattete beim Betreten des Bahnhofplatzes oem Kaiser die vorgeschriebene Meldung. Der Kaiser schritt mit dem Vundespräsidenten die Ehren­kompagnie ab. Hierauf stellte er sich bereitwillig unter den Hochrufen der Photographen und des Publikums zur photographischen und kinematographischen Aufnahme zur Verfügung. Die Leutseligkeit, die der Kaiser in diesem Moment zeigte, gewann ihm im Nu die Hierzen. Der brausende Beifall von allen Seiten erfreute sichtlich den Kaiser. Hierauf fuhren die Wagen vor. Der Kaiser bestieg 5.38 Uhr mit dem Bundespräsidenten den Wagen, dem zwei Dragonerofsiziere zur Seite ritten. Punkt 6 Uhr traf der Kaiser wohlbehalten in der Villa Rietberg ein. Aus der Villa wurde die Kaiserstandarte gehißt.

Basel, 3. Sept. Auf seiner Durchreise hat der Kai­ser einer Anzahl hiesiger Einwohner Ordensauszeichnungen verliehen, u. a. dem deutschen Konsul in Basel Wun­derlich den Roten Adlerorden 3. Kl. mit der Schleife, dem Universitätsprofessor John Meier den Roten Adler­orden 4. Kl., dem Direktor des Konservatoriums Dr. Huber und dem Universitätsprofessor Dr. Duhm ;e den Kronenorden 3. Klasse.

Zürich, 3. Sept. Bundespräsident Forrer, sowie die Bundesräte Hoffmann und Mottar trafen um 6.10 Uhr mit einem Teil der Eingeladenen wieder im Hotel Baur-au-Lac ein. Der ganze Zug vom Bahnhof bis zur Villa Ritberg vollzog sich in bester Ordnung. Das Pub­likum bereitete dein Kaiser, der überall freundlich grüßte einen enthusiastischen Empfang, ganz besonders in der Bahnhofstraße. Der Saal im Hotel Baur-au-Lac, in dem heute abend das Festbankett stattfindet, zeigt außer Blumenschmuck keine andere Dekoration als eine eidge­nössische und eine deutsche Fahne. Punkt 1/38 Uhr ist der Kaiser mittels Automobils im Hotel Baur-au-Lac angekommen, begleitet von dem Oberstkorpskommandant Sprecher von Bernegg und wurde an der Tür des Ern- psangssalons von dem Bundespräsidenten Forrer und den Bundesräten Hoffmann und Mottar empfangen. Beim Eintritt m das Hotel spielte die Musik die deutsche Na­tionalhymne. Nach 5 Minuten nahmen die Gäste ihre Plätze an der prächtig geschmückten Tafel im Speisesaal ein. Der Kaiser zeigte sich von dem Empfang in Zürich überaus erfreut und drückte namentlich seine Freude aus über die ruhte Lage seines Absteigequartiers, über dessen innere Ausstattung, sowie über die schönen Parkanlagen und die herrliche Aussicht. Dem Bundespräsidenten For­rer drückte er beim Eintritt in die Billa Ritberg seine Freude aus, wieder einmal in Zürich zu sein, wo er schon einmal in seinen jungen Jahren in Begleitung seines Privatlehrers geweilt habe. Tie Tafel heute abend im Hotel Baur-au-Lac zählte 36 Gedecke. Der Kaiser saß in der Mitte nach der Frontseite des Saales. Links reihten sich an Bundespräsident Forrer, Exzellenz von Bülow, Bnndesrat Mottar, Fürst zu Fürstenberg, Oberstkorps­kommandant Wille u. a. Rechts vom Kaiser saßen: Bundesrat Hoffmann, Generaloberst von Plessen, Regier­ungsrat Nägel: aus Zürich, Gras zu Eulenburg, Oberst­korpskommandant Sprecher von Bernegg u. a.

Zürich, 3. Sept. Um 8 :/» Uhr war das Kaiser­diener im Hotel Baur-au-Lac zu Ende. Der Kaffee wurde im Salon serviert, der .ebenfalls sehr schön mit Blumen- ' arrangements dekoriert war. Der Kaiser unterhielt sich mehreremale mit dem Obersten Wille, Kommandant des 3. Armeekorps, der direkt von den Manövern zum Diner gekommen war. Etwas vor 9 Uhr hatten sich die Gesang­vereineMännerchor" undHarmonie" Zürich im Hofe des Hotels zu einem Ständchen aufgestellt. Um 9 Uhr nahnien der Kaiser, der Bundespräsident und die anderen Teilnehmer auf dem Balkon vor dem Haupteingang Platz. Die Sänger trugen vier Stücke vor und der Kaiser gab nach sedem Stück seinen Beifall zu erkennen. Nach Schluß des Konzerts lieh sich der Kaiser die beiden Diri­genten Andreae (Männerchor) und FaßHaender (Harmo­nie) Vvrstellen und unterhielt sich mit ihnen kürzere Zeit.

Sodann wurden ihn: die beiden Direktoren Lin-cke monie) und Thommen (Männerchor) vorgestern, denen «I genüber sich der Kaiser sehr anerkennend über das Kon­zert aussprach. Das Konzert habe ihn sehr befriedigt M der Chorgesang, sowie die Ausführung hätten ihm sehr gx, fallen. Dann sprach der Kaiser über den Männerges«,» überhaupt, den er außerordentlich hoch schätze. Die Sänger brachten ein dreifaches Hoch auf den Kaiser aus. ^ 9.30 Uhr zog sich der Kaiser mit den übrigen Herren wie­der in den Salon zurück. Kurz vor 10 Uhr begab sich der Kaiser mit dem Obersten Sprecher von Bernegg wieder in die Villa Ritberg zurück. Der Kaiser war in vor­züglicher Stimmung und äußerte sich über den Vertäut des ersten Tages seines Aufenthaltes in Zürich sehr be­friedigt.

Zürich, 3. Sept. Prinz Adalbert von Preußen stieg heute abend inkognito unter dem Namen eines Gra­fen von Hohenstein im Hotel Baur-au-Lac ab, reiste aber bereits heute abend wiÄ>er ab.

Deutsches Reich.

Pfarrer Tranb entlassen.

Wie der Dortmunder Korrespondent der Frankfurter Zeitung erfährt, hat der Oberkirchen rat in Bres­lau aus Entlassung Traubs ans dem Amte ohne Pension erkannt. Damit wäre das Verfahren gegen Tranb zum Abschluß gebracht, das seinen eigentlichen Grund in dem mutigen Bekenntnis Traubs in seiner SchriftStaatschristentum und Volkskirche" gehabt hat Das Disziplinarverfahren ist ursprüglich vom Konsi­storium im Münsterlande eröffnet worden unter der An­klage der Herabwürdigung und Beleidigung. Die west­fälische Provinzialsynode, das Spruchkollegium, die Kirche und der Pfarrerstand sollten beleidigt sein. Ein bißchen viel auf einmal; man h-at dabei Beleidigungen gegen Instanzen und Einrichtungen konstruiert, über die das Konsiorium gar nicht zu befänden hat und die es auch unmöglich feststellen kann. Schließlich ist von allem als einzig substantieller Punkt übrig geblieben die angeb­liche Bcleidrgung der westfälischen Provinzialsynode, deren Beschluß über das Neubesetzungsrecht Tranb mit Recht kläglich genannt hat, weil diese Synode eine außerordent­lich weitgehende Beschneidung des freien Psarrwahlrechts mit sehr großer Mehrheit beschlossen hat, während gegen eine mildere Fassung noch eine erhebliche Minderheit vor- hairdcn gewesen war. Und deshalb hat nun das Bres­lauer Konsistorium, an das der Oberkirchcnrat die Sache verwiesen hatte, nachdem das Konsistorium in Münster von Tranb abgelehnt worden war, auf Entlassung erkannt! Das Erkenntnis schließt ein weiteres Feststellungsversah ren aus. Die Orthodoxie kann sich jetzt rühmen, wieder einen Mann aus seinem kirchlichen Amte entfernt zu haben, der sich in ganz besonderem Maßx die Liebe und das Vertrauen einer großen Gemeinde und weiter evan­gelischer Kreise über diese Gemeinde hinaus erworben und weit erfolgreicher und nachhaltiger als andere in echt religiösem Sinne gewirkt hat. Dieses Wirken läßt sich durch eine von kleinlichem Geist diktierte amtliche Maß­nahme nicht auslöschen, und auch der Mann kann nicht einfach durch einen Disziplinarspruch aus seinem Wirk­ungskreise entfernt werden. Die Dortmunder Ortsgruppe der Freunde evangelischer Freiheit hat schon früher zu erkennen gegeben, daß,, wenn man auch Tranb das Amt nehmen sollte, ihm doch seine große Gemeinde bleiben, wiro, und dann ist nicht er der Unterlegene, sondern seine Gegner.

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Reichstagspräsident Kaernpf und Abgeordneter v Liszt über die deutsch-französischen Beziehungen.

Der PariserFigaro" veröffentlicht in einer Artikel­serie über Deutschland Unterredungen des französischen Jour­nalisten Georges Bourdon mit dem deutschen Reichstags-

Gräßlich tft die nervöse Jugend, die blasiert ist, ehe sie noch etwas gesehen hat. Marcel prevo st.

Was die Liebe vermag.

57) Roman von Victor Blütdgen.

Nachdruck verboten.

(Fortsetzung.)

Sie wird ihr: überraschen. Plötzlich wird die Tür auf­gehen und sie wird ihn anlachen und sagen:Ich wollte fragen, wie Eurer Herrlichkeit die Hochzeit bekommen ist."

Einen Moment dachte sie dran, anspannen zu lassen. Ta fiel ihr ein, daß Jim wenig Freude daran haben würde, indem weder er noch Kitty über Tag geschlafen. Mit raschein Entschluß, ohne Bessy zu beanspruchen, machte sie sich zum Ausgehen fertig, rief dieser nur im letzten Augenblick noch ins Erdgeschoß hinab zu:Ich werde zu meinem Mann fahren."

Sie eilte, mit heiteren Gedanken beschäftigt, die Straße hin bis zu der gelben Kabelbahn und stieg ein.

Ein Viertelstündchen später stand sie vor dem Hause, in dem sie Kollmann zu finden hoffte. Er konnte ja freilich aus irgendeinem Grunde sortgegangen sein nun, dann fuhr sie eben zurück.

Tie Dunkelheit war bereits hereingebrochen, über die Aussicht hin eine Illumination buntfarbiger Lichter verstreut. Der lebhafte Verkehr auf der hellerleuchtcten Straße ver­mochte doch in Bella das Verlangen nicht auszuschließcn, möglichst rasch unter den Schutz ihres Mannes zu gelangen.

In dem Hause befand sich nur eine kleine Privatwohn­ung außer Geschäftsräumen, und diese hatte zurzeit Mister Dicksou, der Küfer, inne. Als Bella in den Flur trat, stand dieser gerade mit zwei anderen Männern in Unter­haltung: sie brachen ab, als sie die Eintretende erkannten, und Mister Dickson kam aus sie zu, während die anderen sich einen Blick zuwarsen.

Mister Dickson, ist mein Mann oben?"

Ich denke, ja, Missis Kollmann; aber es wird gut >e:n, daß ich ein Licht nehme, um Sie zu begleiten, denn die Leute vorn send bereits fort. Mister Kollmann dürste oabei fein, zu probieren, wieweit ein paar gute Marken von unserer letzten Sendung bekömmlich sind."

-u bas, ohne daß sich sein breites, glattrasiertes

Gesicht mit der roten Nase sonst daran zu beteiligen schien,

öffnete eine Tür und verschwand dahinter, um eine Minute später mit einem brennenden Licht wiederzukommen. In­zwischen hatten die beiden Männer dort ohne Zeichen von Teilnahme gestanden und jeder mindestens dreimal kräftig ausgespuckt. Jetzt machten sie phlegmatisch Platz, um die Treppe sreizugeben.

Sie haben recht höfliche Bekannte da, Mister Dickson," sagte Bella streitsertig, so daß die beiden es hören mußten, während sie mit Dickson treppauf stieg.

Es sind gute Burschen, Missis Kollmann," meinte der Küfer,aber sie sind vom Wasser und wissen den Teufel, was sich gegenüber einer Lady schickt."

Er nahm Schlüssel aus der Schürzentasche und schloß die eiserne Tür auf, die den Zugang zu der Office sicherte, und sie traten in den dunklen Raum, worauf der Küfer das Licht auf einen Tisch stellte. Es stak in einem Flaschen­hälse.So, Missis Kollmann," sagte er, indem er nach der zweiten Tür zeigte und sich dabei zum Gehen umdrehte.

Bella war bei diesem ganzen Gebaren unbehaglich zu­mute. Sie zauderte, bis der Mann draußen war, dann klopfte sie an der Tür zum Nebenzimmer.

Ein dumpfer, gurgelnder Laut antwortete ihr.

Sie drückte auf die Klinke und trat ein.

Was sie da sah, verwirrte sie einen Augenblick, so daß sie wie angewurzelt stehen blieb. 'Das Zimmer war ziemlich wohnlich eingerichtet, ein modernes Herrenzimmer, nur etwas verbraucht, seit sie es nicht gesehen, der Teppich abgetreten und nicht eben sauber. Auf dem unordentlich mit Büchern und Papieren bedeckten Schreibtisch brannte eine transpor­table Gaslampe hoch aufgeschraubt. Der Tisch vor der Chai­selongue war beiseite gerückt, und auf der Chaiselongue lag Kollmann, ihr zugekehrt, und stierte sie mit halberloschenen Augen an. In Kopfesnähc erblickte sie ein niedriges Ta­burett, auf dem eine Weinflasche mit einem Halbleeren Glase stand, zwei Flaschen lagen übereinander auf dem Boden.

Jetzt bewegte Kollmann mühsam die Beine, wie um sich zu erheben.

Bella schrie auf.Fritz, um Gottes willen, was ist dir? Bist du krank?" Und sie war mit ein paar raschen Schritten bei ihm.

Nein," stammelte er, und auf einmal schien Leben in ihn zu kommen.Ich glaube was willst du hier? Ich habe ein wenig zuviel getrunken du hättest nicht hierher kommen sollen . . ." Er stemmte sich mit dem Ell­bogen auf und richtete sich mit gewaltsamer Anstrengung

empor, bis er saß. Er hatte etwas so jämmerlich Verwahr­lostes an sich, sein Haar war in Unordnung, seine Kleidung verschoben, sein Kops rang nach Haltung, und er riß die Augen auf und ballte die Fäuste. Das Bewußtsein seiner Lage drängte sich gewaltsam durch den Rausch, der ihm die Besinnung verstört.Setze dich, Bella," sagte er rasch hin­tereinander,setze dich, setze dich ..."

Eine Ahnung kam ihr, eine jammervolle Ahnung. Sie blieb stehen.Fritz das ist nicht das erstemal, daß dn in diesem Zustand hier liegst; gestehe es!"

Er blickte stumpf vor sich hin, nur bemüht, die Augen auszusperren. Eine kleine Weile schwieg er, während sie angstvoll aus Antwort wartete. Endlich erhob er den Blich und dieser hatte für einen Moment etwas Feindseliges.

Und wenn dem so wäre? Du du ich habe dich nicht damit belästigt."

Nun sank sie in einen Stuhl, bedeckte die Augen mit. beiden Händen und begann zu schluchzen.

Mein Mann ein Trunkenbold o mein Gott - es ist ja nicht möglich! Das wäre nun der Ertrag von die­sem unseligen Weinhandel ..."

Ihr bitterliches Weinen trug sichtlich bei, ihn weitn zu ernüchtern. Er strich sich über die Stirn, strich sM das Haar zurück, räusperte sich und sah mehrmals und ml wachsender Beklommenheit zu ihr hin.

Weine nicht, Bella; es ist nicht nötig, daß du mich mit dem Ausdruck Trunkenbold beschimpfst. So schlimm ist es nicht."

Es ist schlimm genug," sagte sie gereizt.Ich immer gehört, daß wenn jemand erst ein Vergnügen daran empfindet, sich zu betrinken, er aus diesem Wege trotz aller guten Vorsätze immer weiter geht. Du wirst deine Geiund- heit ruinieren und unser Glück untergraben."

Sie hatte die Hände vom Gesicht genommen, uist> ihre' geröteten, überfließenden Kinderaugen sahen verzweifelt uno erbittert zugleich aus. In den seinen flammte es eigen­tümlich auf.

Du glaubst, daß es mir ein Vergnügen macht » ja ja doch, auf eine gewisse Art. Unser Glück? Jawohl, wir sind sehr glücklich. Ich weiß mich nicht zu fassen vor Glück, ich muß es feiern, deshalb trinke ich, rein deshaio.

Er saß, und seine Lippen zitterten, und dann stöhute er und faßte mit beiden Händen krampfhaft in die Chaist- longuedecke.

Fortsetzung folgt.