Stuttgart, 22. Jum. Am Donnerstag den 27. hs Ms. statten die Mitglieder der Württembergischen Ständekammern auf Einladung des Schwab. Schillerver- «ins dem Schillermuseum in Marbach einen Besuch ab.

tzy-ach OA. Geislingen, 24. Juni. Reallehrer .Kind aus Heidenhcim, 24 Jahre alt und aus Leutkirch ge­bürtig, stürzte bei Kletterübungen am Nabelfelsen ab und brach das Genick. Er war nach wenigen Mi- ,nuten tot.

Gmünd, 22. Juni. In ihrer letzten Sitzung haben hje bürgerlichen Kollegien beschlossen, jeder in der Lei­chenhalle zur Aufbahrung gelangten Leiche einen ehek­tischen Draht in die Hand zu geben, damit der Weichenwärter von etwaigen Bewegungen in Scheintod- Men sofort in Kenntnis gesetzt wird. Die Nachko»- lrolle wird auf diese Weise als überflüssig aufgehoben. In nächster Zeit soll die Ausschreibung der Stelle eines Weichenwärters erfolgen.

Reutlingen, 22. Juni. Wie schon früher berichtet, findet am 23. und 30. Juni sowie 1. Juli d. I. hier das Haupt- kowulatssest der Allgemeinen Radfahrerunion für Württemberg mid Hohenzollern statt. Das Präsidium dafür hat der Stadt- Wrstcmd, Oberbürgermeister Hepp, übernommen. Der König hat dazu einen wertvollen Ehrenpreis gestiftet und auch die Stadt spendete eine Ehrengabe, zu der weitere vrivate Stift­ungen kommen. Das Fest verspricht eine erstklassige Sports- veumsmltung zu iverden, zu der bereits zahlreiche Anmeldungen Mliegen.

Tübingen, 23. Juni. Ein alter Demokrat, der in vielen -Bmammlungeu als Redner auftrat und im ganzen Wahlkreis bctannt ist, ist in dem 68 Jahre alten Küfer Martin Sauer in Wannweil jählings gestorben. In der Nacht zum Freitag kiel Sauer die Treppe hinunter und wurde bewußtlos mit schweren inneren Verletzungen aufgehoben. Slerztliche Hilfe fruch­tete nichts mehr und Sauer starb, ohne das Bewußtsein voll wieder zu erlangen.

UlM, 22. Juni. (Ter Kamps im Konsumverein.) In der gestern abend abgehaltenen General-Versammlung des Konsumvereins kam es wieder zu scharfen Auseinan­dersetzungen zwischen den Anhängern der Sozialdemo­kratie und den weitaus die Mehrheit bildenden bürger­lichen Mitgliedern. Ten Gegenstand der Debatte bildete« der Ausschluß eines sozialdemokratischen Genossen durch Vorstand und Aussichtsrat und die von diesen Aemtern abgelehnte Aufnahme des Redakteurs Roßmann von der sozialdemokratischen Dvnauwacht in die Genossenschaft. Die Generalversammlung billigte mit großer Mehrheit das Vorgehen des Auffichtsrats und Vorstands in diesen beiden Wien. Bei der Wahl von . 5 Ausiichtsratsmitgliedern Murdm an unabgxänderten Zetteln 1441 für den vom bürgerlich gesinnten Wahlkomitee aufgestellten Wahlvor Wag und 234 für den Vorschlag der gewerkschaftlich or- WnisieAen Mitglieder abgegeben.

Nah und Fern.

W 8 nn er q u a r t et t, einen schweren Verlust erleidet. Diesem Verein wurde 1889 die bei der Thronbesteigung des jetzigen Kaisers gestiftete Kaisermedaille zuerst verliehen. Außer dieser Medaille fehlt noch eine Anzahl anderer wertvoller Gegenstände. Dem Verein wurden vor zehn Jahren in einem Restaurant in der Breitestraßr gleichfalls sämtliche Preise, darunter ein von der Kai­serin Augusta gestifteter Pokal, gestohlen. Tie Bemüh­ungen der Kriminalpolizei, der Spitzbuben habhaft zu werden, waren bis jetzt erfolglos. Von den in Betracht kommenden Instanzen wurde der Kaiser von dem Dieb­stahl unterrichtet.

Wegen Spionage verhaftet.

In einem Pensionat in Berlin wurden der rus­sische Hauptmann Koste witsch und seine Frau unter dem Verdachte der Spionage verhaftet. Während die Frau wieder frcigelasien wurde, wurde der Hauptmann in Hast behalten. Im Zusammenhang damit wurden noch mehrere Personen verhaftet.

Ei« Anschlag ans einen Eiscnbahnzng.

Auf der Strecke Mengende-Bodelschwingh bei Essen wurde eine drei Meter lange schwere Holz­bohle aus die Gleise gewälzt. Äirz vor dem Pas­sieren des Personenzuges wurde dieser Anschlag auf den Zug glücklicher Weise entdeckt und so ein Unglück verhütet. Auf die Ergreifung der Täter wurde eine hohe Belohn- un g ausgesetzt.

Antomobilnnfall.

Aus Osnabrück wird gemeldet: Gestern vormit­tag nach 10 Uhr fuhr das mit 8 Personen besetzte Auto­mobil des Geheimen Justizrates Dr. v. Maß aus Lon­don, der sich mit seiner Gemahlin, Tochter, seinem Schwie­gersohn und dien Enkelkindern aus einer Erholungsreise befand, in voller Geschwindigkeit gegen einenBaum. Das Automobil wurde in einen Graben geschleudert. Der Chauffeur und zwei Insassen kamen mit leichten Verletz­ungen davon, während Frau v. Glaß sofort tot war. Herr v. Glaß und die beiden Enkelkin­der trugen derart schwere Verletzungen davon, daß sie kaum mit dem .Leben davonkommen dürften. Verhaftung eines Schwindelbaukiers.

Ter Inhaber der bekannten Londoner Schwindel- bank'Brown Saville and Brother, namens To­nall ow, ist in London auf Betreiben der Vertrauens- stelle des Zentralverbandes des deutschen Bank- und Ban­kiergewerbes verhaftet worden.

Luftschiffahrt.

Der verlorene Postbeutel.

Als gestern vormittag das Postautomobil von De- tznwch her in Bebenhansen eintraf, stellte es sich heraus, d«ß die Postsendungen verloren gegangen waren. Es befand sich darunter außer verschiedenen Briefschaften ein Pvstbeutel mit 1900 M Inhalt. Der Bäckermeister Georg .-Löffler von Tettenhausen hatte den Beutel auf der Staats­straße wenige hundert Meter von Dettenhausen entfernt gefunden und war so ehrlich, ihn sofort auf der dortigen Postagentur abzugeben.

Schmugglerinnen.

Meder wurden in Friedrichshafen zwei Frauenspersonen verhaftet, die mit dem Schiff von Romanshorn ankamen und 14 Kg. Saccharin bei sich .führten. Sie waren schon im Begriff, mit dem Zuge weiter zu fahren, sielen aber durch ihr verdächtiges Verhalte« auf und wurden dann nach dem Hauptzollämt verbracht, wo M der Umfang ihrer Schmuggelei herausstellte.

Vom Witz erschlagen.

In Gundelfingen a. D. wollte die 50 Jahre M Frau des früheren Schäfers Stockhammer beim nächt­lichen Gewitter am Donnerstag das Fenster schließen. Im selben Augenblick fuhr ein Blitzstrahl hernieder und erschlug die Frau.

Der Raub -er Kaiserkette -cs Kölner Männergesang­vereins.

Uebec den schon gemeldeten Diebstahl entnehmen wft derKölnischen Volkszeitung" noch folgendes: Tie Diebe drangen unter Benutzung einer Strickleiter und des Blitz­ableiters in das obere Stockwerk der Eigel sie urtorburg ew. Sie erbrachen drei Schränke, darunter den des Köl- uer Männergesangvereins und des Liederkranz. Außer der Kaiserkette wurde noch eine Anzahl weiterer Preise, öestehend in Goldmünzen, entwendet. Tie Diebe ver­gehen das Gebäude durch die Eingangstür, indem sie dch im Schloß steckenden Schlüssel hernmdrehten und die önden Riegel beiseite schoben. Bis jetzt fehlt noch jode Mn von dm Tätern. Die Kaiserkette ist für 18000 wrack bei der VersicherungsgesellschaftThuringia", Er- ^ versichert. Sie besteht aus jeweils ftrxi ver- Wcdenen Gliedern, von denen eines eine kleine Harfe, von einem Eichenkranz umrahmt zeigt. Das nächste vier- Mlgi Zwischenglied trägt in der Mitte den deutschen Adler E Rubrum besetzt; Goldspiralen bilden den Uebergang zürn leigenden Glied, das, wieder von EiHenkranzen um- . sthmt, auf der einen Hälfte die Namen deutscher Lieder- aus der anderen Seite die Namen deutscher Lie- ^?^vnisten zeigt. In der Mitte der Kette ist ein ^ - «her, angebracht, auf dem der Sängerspruch steht: M Liede stark, deutsch bis ins Mark. Darüber sind zwei germanische Schwerter durch einen Lorbeerkranz ver- diesem Schild hängt das Kleinod mit dem des Kaisers. Drei Edelsteine, ein schwarzer, ein «r ^^Evt und ein Rubin, die Farben des Teut- Md t bilden den Abschluß. Ten Schluß der Kette

Stuttgart, 22. Juni. Im Oktober findet bekanntlich ein ordentlicher Luftfahrertag in Stuttgart statt. Ein außerordent­licher Luftfahrertag wird bereits am 25. August, d. I. auf Anregung des Deutschen Luftfahrerverbandes abgehalten, west der Vorstand die zahlreichen gegen ihn gerichteten Angriffe zur Sprache bringen will. Auch soll auf Verlangen des Reichs- ftugvereins die Frage der Nationalflugspend« zur Erörterung kommen. Die beiden in Württemberg für die Beteiligung an dem süddeutschen Flug in Betracht kommenden Vereine haben mit 7 gegen 3 Stimmen eine Teilnahme an dem süddeutschen Fluge, der- bekanntlich Ende Juli oder Anfang August von München über Augsburg, Ulm, Stuttgart, Hetlbronn, Frankfurt nach Nürnberg gehen sollte und fjür den einzelne Städte wie München 20 000 Mark, Nürnberg 10 000 Mark, Ulm 5000 Mark bereits gezeichnet haben, abgelehnt, weil die württembergischen Verbände mit den Vorbereitungen für das Gordon-Beauett-Ren- neu vollauf in Anspruch genommen und mit den Bedingungen der Münchener Leitung des ganzen Unternehmens vielfach nicht einverstanden sind.

Danzig, 23. Juni. Der BallonDanzig", der heute früh vou der hiesigen Gasanstalt zu einer Fahrt ausgestiegen war wurde infolge eines plötzlichen Windstoßes gegen ein Haus ge­schleudert. Hierbei wurde der Führer des Ballons, der Arzt Dr. Schucht, der Schriftführer des Westpreußischen Vereins für Lustschiffahrt, aus dem Korb geschleudert und war so­fort tot. Der Ballon wurde dann weiter getrieben und flog der Mottlau zu. Der Student Hasselbach, der die Führung übernommen hatte, riß nunmehr die Reißleine, der Ballon ging herunter und Hasselbach sowie Prof. Föttinger sprangen, ohne verletzt zu werden, ins Wasser. Eine mitfahrende Dame erlitt geringe Derleutzngen.

Bernburg, 22. Juni. Der Grade Flicgcr Schäfer stürzte bei einem Probeslug zu den hier stattsindenden Schauflügen ab Das Flugzeug zerbrach, Schäfer erlitt eine Gehirnerschütterung.

Este«, 21. Juni. Aus dem Flugplatz Gelseuiirchen-Esseu Noithausen wollte heute Abend die Fliegerin Fräulein Lotte Mohring aus Berlin ihre Pilotenprüfung ablegeu. Beim Landen berührte der rechte Flügel des Apparates den Erdboden. Der Apparat üperschlug sich und begrub die Fliegerin unter sich. Sie. wurde verletzt, konnte jedoch nach ihrem -Essener Hotel gebracht werden. Der Apparat wurde vollständig zer trümmert.

Kick, 22. Juni. Auf dem Fernflug Kiel-Flensburg stürzte Ingold nahe bei Rendsburg mit feinem Passagier, wo der letztere schuwr verletzt wurde. 'Der Flieger Schauenburg landete auf dem Rendsburger Flugplatz aus einer Wiese, wo bri ein Knabe von der Maschine ersaßt und sofort getötet wurde.

Wie«, 23. Juni. Heute nachmittag nahm die inter­nationale Flugwoche auf dem Flugfeld von Aspern bei WMu amm- dein Prvtekiora! des Erzherzogs Leopold Salvator und in Anwesenheit mehrerer Mitglieder des Kaiserhauses, der Minister und einer nach Tausenden zählenden Menschenmenge ihren Anfang: An dem Flugmeeting beteiligten sich Piloten aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Oesterreich, Rumänien, Rußland, der Schweiz und Peru. Um 3 Uhr nahmen die Flüge ihren Anfang. Gleich beim Anflug stürzte der österreichische Aviatiker Rudolf Stanzer mit einem Etrich-Monoplan. Der Flieger blieb unverletzt. Der Apparat wurde zertrümmert. Ge­gen 4 Uhr stürzte aus einer Höhe von 20 Metern der Fran­zose Leon Ehr mann mit einem BoreU-Eindecker. Der Flieger wurde schwer verletzt und der Apparat vollständig zer­trümmert. Bald darauf stürzte aus der gleichen Höl>e der Belgier- Willy de Roi gleichfalls mit ein«» Borell-Ein- deäer. 'Der Flieger erlitt einen Beinbruch und Verletzungen »m Gesicht. Der Apparat wurde zertrümmert.

Gericktsaal

eme thronende geflügelte Viktoria mit einem Lor-

Tie Kette ist in verschiedenen Goldtönen ge- » , neben Gold sind rote Rubinen und um Kleinod Mes Emmi verwendet.

Äber d? -Juni. Die fortgesetzten Untersuchungen Nevpad"" Eigelsteiner Torburg geraubten Wert- Köln»v io» ergaben, daß auch noch ein dritter * Mannergesangverein, des Kölner

Stuttgart, 21. Juni. Schöffengericht. Wegen Nahrungs­mittelfälschung wurde der Metzgermelster Otto Dreßler von Stuttgart zu 20 Mark Geldstrafe verurteilt. Der Angeklagte harte mir 10 Proz. Rindstalg durchsetztes Schweinefett alsrei­nes Schiveineschmalz" verkauft.

Stuttgart, 21. Juni. Am Nachmittag des 23. April wurde im Wald einer auf dem Heimweg begriffenen Milchfrau von Sillenbuch von einem Manne mit Gewalt,die Geldtasche mit 33 Mark entrissen. 'Der Täter hatte die .Frau, nachdem er sie ein Stück weit begleitet und mit ihr gesprochen, zu Boden geworsen und als sie um Hilfe rief, mit der .Hand auf den Mund geschlagen. Den Straßenraub und außerdem einen am gleichen Nachmittag im Wald bei Rohracker gegen ein 23jähriges Mädchen gemachten unsittlichen Angriff, legte man dem 26 Jahre alten Fabrikarbeiter Heinrich Weinmann von Holzhausen m Hes­sen zur Last. Der Angeklagte bestritt in beiden Fällen, der Täter zu sein. Verschiedene Zeugen behaupteten jedoch, daß ie ihn im Wald gesehen haben und die Frau konnte mit Be­stimmtheit sagen, daß er derjenige ist, per sie Überfällen und beraubt hat. Die Geschworenen sprachen ihn der versuchten Not­zucht Und des Raubs schuldig unter Versagung mildernder Um­stände. Das Gericht erkannte sodann gegen den unerheblich vorbestraften Angeklagten ans 5 Jahre 6 Monate Zuchthaus und 6 Jahre Ehrverlust. Ihz Monate Untersuchungshaft gehen ab.

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Schadensersotzpflicht bei Warenzeichenverletzungeu.

^ . Eine Firma verletzte ein Zeichen trotz Verwarnung. Das Geschäft wurde in Berlin Äurch den dort wohnhaften Proku- risten geführt. Die Ftrmeniuhaberin, die auswärts wohnt, und der Prokurist wurden vom Kammergkricht zu Schadenersatz ver­urteilt. Dem in derDeutschen Juristenzeitung" veröffentlichten Urteil entnehmen wir: Das Berufungsgericht nimmt nicht an, daß für einen Gewerbetreibenden, insbesondere einen Detail- lisien, die Pflicht besteht, alle Warenzeichen der Branche zu kennen. Dagegen besteht eine Erkundigungspslicht für jeden, der ein Sonderzeichen benutzen will, von dem Augenblick an, an dem der Benutzer Anlaß zu der Vermutung eines fremden Schutzrechves an diesem Zeichen hat. Hiergegen haben beide Be­klagte verstoßen. Zwar ist nur der Prokurist in Wahrheit ver­antwortlicher Leiter des Geschäfts. Mit dessen Bestellung billigte von vornherein die Firmeninhaberin die,jm Rahmen des Ge­schäftsbetriebes vorgenommeneu Rechtshandlungen. Der Pro­kurist handelt in Wirklichkeit nicht als Stellvertreter rm Willen, sondern gewissermaßen als Organ der Firma, als der Ver­tretene selbst. Es würde gegen Treu und Glauben im Verkehr verstoßen, wenn ein Kaufmann lediglich dadurch, daß er einen Prokuristen bestellt und ihn dann nach Belieben schalten und walten läßt, sich von der Haftung für dessen namens der Firma vorgenommene Handlungen sollte befreien können. Der Hinweis auf die sonstige Brauchbarkeit des Prokuristen genügt nicht. Wenn man auch nicht so weit gehen will, daß man der Firmeninhaberin ohne weiteres diese Handlungen des Prokuristen zurechnet, so hat die Firmcninhaberin doch in hohem Maße dadurch rahrlässig ge­handelt, daß sie sich einer Beaufsichtigung des Prokuristen ent- schlagen und chm die Geschäftsführung überlassen hat,- sie haftet in dem Umfange wie per Prokurist.

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Schadensansatz wegen verminderter Heiratsaussichten.

Dem Reichsgericht tag, wie wir der Deutschen Juristeu- zeitung entnehmen, folgender Fall vor: Ein 3c/->jähriges Dtüdchen (Arbeiterkind) wurde von dem Hund des Verklagten so gebissen, daß es das linke Auge verlor. Die Vvrinstanz sprach ihr außer Kurtosten zu: Schmerzensgeld 500 M, als Entschädigung für die Entstellung 2500 M und stellte ferner die Verpflichtung des Be­klagten fest, ihr jeden weiteren durch Verlust des Auges künftig entstehenden Schaden zu ersetzen. Die Vorinstanz hat dieses Urteil damit begründet, daß das Kind lebenslänglich in aus­fallender und wohl auch abstoßender Weife verunstaltet sei, ihm dadurch der Verkehr mit anderen stark beeinträchtigt, die Le­bensfreude erheblich gestört und -die Aussicht auf künftige Ver­ehelichung ganz bedeutend herabgesetzt werde. Es sei daher ge- rechtfertigt, die nach Z -847 Abs. 1 B. G. B. zu gewährende Entschädigung, wie geschehen, festzufetzen. Gegenüber den Re­visionen des beklagten Tierhalters hat das Reichsgericht jene Entscheidung mit folgender Begründung gebilligt: Die Entscheid­ung der Vvrinstanz lasse erkennen, daß sie bei der Zubilligung der Entschädigung für Verminderung der Heiratsaussicht haupt­sächlich den ideellen Schaden im Auge habe. Für diesen Schä­den durfte der Klägerin schon jetzt eine Entschädigung zugebilliat werden. Wenn sie als Kind die Unannehmlichkeiten, die ihr ans ihrer Entstellung im gesellschaftlichen Verkehr durch Zurück- Haltung ihrer Mitmenschen entstehe, nur in sehr geringem Maße empfinde, so seien diese Nachteile tatsächlich doch sicher vor- Händen. Es dürfe hierfür einschließlich der in Verkümmerung der Lebensfreude und Beschränkung der Heiratsaussichten be­stehenden Nachteile eine alle diese Nachteile deckende.Entschädig­ung und zwar ein schon jetzt zahlbares Kapital gewährt werden. Allerdings solle sie dadurch auch zugleich für die durch Minder­ung der Heiratsaussicht damit verbundenen wirtschaftlichen Nach­teile abgefunden werden. Allein diese stehen mit ideellen Nach­teilen in seinem solchen Zusammenhang, daß cs für zulässig zu erachten sei,, .tzine sofort zahlbare uugetrennte Summe zu­zusprechen, vbschon Klägerin an'sich Entschädigung für erschwertes Fortkommen" (§ 842 B. G. B ) erst bei Erreichung des heiratsfähigen Alters haben würde.

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Handel und Volkswirtschaft.

Stuttgart, 22. Juni. Die Militärverwaltung ist im Begriff, auf Cannstmtker und Hosener Gemarkung 3040 Mor­gen Güter zu erwerben. Auch in Schmieden ,rnd Umfragen wegen Ankaufs von Feldern gehalten worden. Ueber den Zweck der Ankäufe ist nichts bekannt.

Stuttgart, .22. Juni. Die Zufuhr i» Erdbeeren ist immer noch bedeutend, Lvird aber zu Anfang nächster Woche erheblich Nachlassen. Für.Kirschen ist bei den abnorm hohen Preise» wenig Interesse. Zufuhr hält sich in bescheidenen Gren­zen. Johannis- und Stachelbeeren besonders aber Heidelbeeren entwickeln sich bei andauernd günstiger Witterung sehr gut. Preise werden aber vorläufig noch für alle Obstarten hoch bleiben.

Cchterdingxn, I2. Juni. Eine hiesige Firma «rhiält im Laufe dieser Woche bereits drei Waggon Rmrdkraut aus Ita­lien. Die Nachfrage nach neuem Kraut ist schon lebhaft.

Ulm, 22. Juni. Die Zufuhr zum heutigen Schweinemarkt betrug wegen der Heuernte -nur 138 Milchschweine und 2 Läu- fer-schweine. Bon ersteren kostete das Stück 2132 Mark, von letzteren 50W Mark.

Ein Lan-csverratsprozctz.

Frankfurt, 21. Juni. 'Der Landesverratsprozeß gegen Hyronimus und Genchsen begann heute Vormittag vor der Straf­kammer. Angellagt sind der 1883 geborene Techniker resp. Arbeiter Jos. Hyronimus, der 1884 geborene Kellner Jo­hann Heinrich Schellberg und der 1877 geborene Techniker Heinrick Haunerland. Die drei sind beschuldigt, im In­land Ende 1911 und Anfang 1912 sich verabredet zu haben, in Pen Besitz von Gegenständen zu kommen, deren Geheim­haltung im Interesse der Lmrd cs Verteidigung und der Sicher­heit des Deutschen Reiches erforderlich ist. Hyronimus er­hielt 2 Jahre Gefängnis, Haunerland 8 Monate Gefäng­nis, Schellberg wurde frei gesprochen.

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