lich belanglos, denn wer auch aus der Vorabstimmung als Sieger hervorgchen wird, die republikanische Partei geht in die Brüche. Die Anhänger Roosevelts haben bereits offen ausgesprochen, daß sie sich an einen Beschluß zugunsten Tafts nicht kehren iverden; sie würden an der Kandidatur Roosevelt unter allen Umständen sesthalten, und es würden sich also dann auch bei der eigentlichen Prä- sideutschaftswahl zwei republikanische Kandidaten gegen­überstehen. Tie Freunde Tafts haben zwar noch nicht eine ähnliche Erklärung abgegeben, aber offenbar nur, weil sie noch immer damit rechnen, daß Taft vom Kon­vent ausgestellt werden wird.

Man glaubt, so besagt eine andere Meldung,, daß die 66 Neger'delegierten den Ausschlag ge­ben werden. Sie werden von beiden Seiten auf das feinste bewirtet und amüsiert. Anklagen wegen Bestech­ung stehen bevor. Ein Neger gab 800 Dollar, die ihm ein Taftführcr für Spesen gegeben hatte, zurück und be­hauptete, der Preis eines Negcrdelegierteu sei jetzt drei­tausend Dollar. Tie Aufregung in Chicago ist ungeheuer. In den Hotels kommt es vielfach zu Schlägereien.

Der republikanische Nationalkonvent.

Chicago, 18. Juni. Der republikanische Natio­nalkonvent ist heute zusammengetreten. Hadley-Mis­souri beantragte sofort nach Eröffnung die vom National­komitee vorbereitete Liste zu ändern, da 80 auf Taft verpflichtete Delegierte auf unehrliche Weise gewählt wor­den seien. Ter Antrag rief eine sehr erregte Debatte hervor. Es erfolgten Zwischenrufe: Diebe, Räuber, die auf das Nationalkomitee gemünzt waren. Ter Vorsitzende des Nationalkomitees erwiderte, der Antrag falle außerhalb der Tagesordnung, da der Konvent noch nicht eröffnet sei. Hierauf wurde Root zum vorläufigen Vorsitzenden von den Anhängern Roosevelts Max Goveres vorgeschlagen. Es erfolgte großer Lärm.

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Paris, 18. Juni. Wie aus Nizza gemeldet wird, hat der von der neuen Gemeindevertretung eingesetzte Ausschuß zur Prüfung der unter sozialdemokratischer Ver­waltung getriebenen städtischen Geldgebahr ung festgestellt, daß das letzte Verwaltungsjahr anstatt des in den Büchern verzeichnten Ueberschusses von 100000 Francs einen Fehlbetrag von mindestens 500000 Francs aufweise und die Stadt an sechs Millionen Schul­den habe.

Paris, 19. Juni. In der heutige» Kammersitzung verlangte der Ministerpräsident die Ablehnung des Wahlrechts gegenentw urses AugugagnePtr und stellte die Vertrauensfrage. Es wurde ein Antrag auf Einsetzung einer Kommission gestellt. Dieser Antrag wurde mit 346 gegen 197 Stimmen abgelehnt. Augugagneur zog seinen Entwurf zurück. Die Regierung hat damit die gewünschte Mehrheit hinter sich.

Paris, 18. Juni. Der Budgetausschuß der Depu- tiertenkammer nahm das Gesetz über die Jnfanterie- Cad res an, das eine einmalige Ausgabe von 3 Millio­nen und eine ständige Ausgabe von 14 Millionen Francs jährlich verursachen wird.

Fort de France, 19. Juni. Der Frachtdampfer Ville de Cayenne ist gekentert. Besatzung und Passa­giere sind zum Teil gerettet.

Malmslaett, 18. Juni. Frau Professor Hermann­sohn aus tzelsingfors ist heute mittag ihren Verletzungen erlegen. Die übrigen Verletzten sind auf dem Wege der Besserung. Tie Zahl der bei dem Eisenbahnunglück umgekommenen ist nunmehr auf 21 gestiegen.

London, 18. Juni. Botschafter Freiherr Mar- schall von Bieberstein ist mit seiner Gemahlin hier eingetroffen und von den Mitgliedern der Botschaft und des Konsulats empfangen worden.

Württemberg.

Württembergischer Landtag.

Stuttgart, 18. Juni. Die Zweite Kammer genehmigte heute debattclos den vierten Nachtrag zum Finanzetat. Es handelt sich um die Gewährung von Zulagen an die Vorstände, Haus­väter, Lehrer und Lehrerinnen, an Rettungs- und verwandten Anstalten in der Höhe von rund 32 500 Mark. Berichterstatter war der Adg. Liesching (Vp.).

Hierauf ging es an die Beratung der Wänderungsbeschlüsse des anderen Hauses zu dem Entwurf eines Ausführungsgesetzes zur Re i ch s v er f i cher un g s o r d n u n g. Abg. Bau mann kD. P.), der den Bericht erstattete, erklärte, die Beschlüsse bei­der Kammern hätten einen neuen Wirrwarr verursacht. Die Erste Kammer hat beschlossen, das Landesversicherungsamt aus­zuheben und vier Oberversicherungsämter im Anschluß an die Kreisregierungen einzurichten. Diesem Beschluß steht aber ein Beschluß der Zweiten Kammer gegenüber, die Kreisregierungen aufzuheben. Der Ausschuß der Zweiten Kammer beantragte nun, auf dem früheren Beschluß, das Landesversicherungsaml und 4 Oberversicherungsämter einzurichten, zu beharren. Auch zu den verschiedenen Artikeln des Entwurfes, über die die Abgg. Fe lg er (Vp.) und Roth (BK ) berichteten, ging der Aulrag zumeist auf Beharrung. Die Anträge des Ausschusses wurden vom Haus sämtlich ohne Debatte angenommen, ebenso der so geänderte Entwurf in der Gesamtabstimmung gegen die Stimmen der Bolkspartei.

Es folgte die Beratung der Wirtschaftssportel No­velle. Während der Regierungsentwurf bestimmte Gewerbe- steueriapitalklassen vorsieht und für jede solche Klasse eine Rah- menspcrtel festgesetzt hat, schlägt der Finanzausschuß feste Sporteln mit degressiver Abstufung vor. Die Fassung des Ausschusses geht dahin:In der Tarifnummer 94 Wirtschaften des dem Allgemeinen Sportelgesetz vom 16. August 1911 (Reg.-Bl. S. 403) angeschlossenen Sporteltarifs er­hält die Ziffer I folgende Fassung: Wirtschaftserlaubnissportel: 11. für die Erteilung der Erlaubnis zum Betrieb einer Ga si­nder Schankwirtschast, sofern keine der folgenden Ziffern zutrisstj bei einem Gewerbesteuerkapital bis zu 200 Mark 40 Prozent, mindestens 40 Mark, für die folgenden 300 Mark 30 Proz., für die folgenden 500 Mark 25 Proz., für die folgenden 4600 Mar! 20 Proz., für die folgenden 5000 Mark 15 Proz-, für die folgenden 10 000 Mark 10 Proz., für die folgenden Beträge ö Proz., höchstens 5000 Mark; 2. für die Erteilung der Er­laubnis zum Betrieb einer Gast- oder Schankwirtschaft an einen Abkömmling oder an den Ehegatten eines Abkömmlings des bis­herigen Inhabers der aus dasselbe Anwesen sich beziehenden Wirtschastserlaubnis bei einem Gewerbesteuerkapital bis zu 1000 Mark die Hälfte, bei einem höheren GewerbeMrerkapitaL 3/4 der Sätze in Ziffer 1; 3. sür die Erteilung der Erlaubnis zum Betrieb einer Gast- oder Schankwirtschast, sofern es sich nm die Gründung einer Wirtschaft auf einem Anwesen Han- '

delt, aus dem ein Wirtschaftsbetrieb bis dahin nicht bestanden hat, das Doppelte der Sätze in Ass. 1: 4. wird bei der Er­teilung oer Wirtschastserlaubnis (Ziff. 1 bis 3) zugleich das Recht zum Ausschank von Branntwein verliehen, so erhöhen sich die nach Ziffer 1 bis 3 anzusetzenden Sporteln um 10 Proz., mindestens um 20 Mark." Berichterstatter war der Abg. H ä s f- uer (D. P.). Die Anträge des Ausschusses wurden ohne De- ' bnlte angenommen. Ebenso eine Reihe weiterer Anrräge, die be­sondere Fülle porsehen. Abg. Keil (Soz.l brachte eine Re­solution ein, die Regierung möge bei der Ansetzung auch an­derer Rahmensporteln auf die Berinogeusvcrhältnisse der Be- fpvrtelten Rücksicht nehmen. Er begründete das Hamit, daß nicht nur bei den Wirtschaften das neue Sportelgesetz Härten gezeigt habe. Finanzministcr v. Geßler meinte, in den Aus­führungsbestimmungen fei hierauf schon Rücksicht genommen. Abg. Haußmann (Vp.) schloß sich dem Wunsch an, daß innerhalb per Rahmensvorteln loyale Sätze in Anwendung kom­men sollen, dasselbe tat auch Abg. Häffner j'D. P.s. Die Keil'sche Resolution wurde darauf angenommen. In der Schlüß- abstimmung wurde der Entwurf nach dem Ausschußantrügen ein­stimmig angenommen.

Das Haus setzt hierauf die am Freitag abgebrochene Be­ratung über die 'Denkschrift betr. die Uebernahme der Bolkssch ullasten auf den Staat und die Berwillig- nng von Staatsbeiträgen an Gemeinden zu den Gehältern der Bolksfchullchrer fort.

Abg. Gröber (Z.) betont, die Kinder gehören den Eltern. Seine Partei sei gegen den Antrag Eisele, der auf eine Simul- tanisierung der Schule hinauslaufe, womit, wie Baden beweise, dem konfessionellen Frieden nicht gedient sei. Die Frage sei auch eine finanzielle. Der Antrag Eisele sei staatsrechtlich nicht durchführbar.

Hey mann (Soz.) beantragt zu dem Antrag Eisige: Die König!. Regierung zu ersuchen, für die Unterstützung stark be­lasteter Gemeinden bei Volksschulneubauten größere Mittel als bisher in dem Etat einzustellen.

Keil (Soz.) polemisiert gegen das Zentrum, das wohl nur deshalb gegen den Antrag Eisele sei, weil er eine Förderung des Volksschulwesens bezwecke. Sollte eine neue Steuer für die Volksschulen notwendig sein, so werde sie jeder lieber für sie entrichten als für die vorjährige Beamtcnaufbesserung.

Nach einer kurzen Erwiderung des Knltministers v. Fleis ch- hauer bedauert Rübling (BK.), daß der Kultminister nicht betont habe, die Schule gehöre auch der Kirche. Das Schul­geld sollte progressiv nach der Einkommensteuer gestaltet und eine Gemeiudefinanzreform vorgenommen werden.

Morgen Fortsetzung und Antrag Keil betr. Aufhebung der Gesandtschaften. Schluß V48 Uhr.

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Erste Kammer

Stuttgart, 17. Juni. Die Erste Kammer trat heute Nachmittag unter dem Vorsitz bes Fürsten zu Hohenlohe- Barten stein zu ihrer 31. Sitzung zusammen. Nach Ver­lesung des Einlaufs erstattete Präsident von Länderer Be­richt namens des Legitimationsansschusses und beantragt die Legitimation des neuen Vertreters des bischöflichen Ordinariats Domkapitulars Dr. Franz Xaver Reck für erbracht zu er­klären, welcher hierauf in die Kammer eingeführt wurde. Es folgte die Beratung des Gesetzentwurfs betr. die Dienstver­hältnisse der Oberamtsärzte. Berichterstatter war Freiherr v 0 n S e ck e n d 0 r f f. Eine längere Diskussion ver­anlaßt« der Beschluß der Zweiten Kammer zu Art. 5, den Satz einzufügen:Untersuchungen, bei denen eine Entkleidung sich nicht vermeiden läßt, dürfen bei Mädchen nicht vorgenommen werden, wenn die Erziehungsberechtigten Einsprache erheben; die Erziehungsberechtigten sind rechtzeitig und schriftlich von ihrem Einspracherecht zu verständigen und zum Änwohnen bei solchen Untersuchungen einzuladen." Gegen diese gesetzliche Be­stimmung wandte sich mit aller Entschiedenheit Prof. Dr. Sar­torius, der- Liesen Satz gestrichen wissen wollte, dm. falsches Schamgefühl und Prüderie der Beweggrund dazu gewesen sei, die­sen Zusatz, der vom Ministerium ans für die Aufnahme irr die Dienstanweisung vorgesehen war, in das Gesetz aufzunehmen. Für die Streichung des Zusatzes treten noch Präsident von Länderer, Staatsrat von Cron müller und Oberbanrat Mörike ein, während Staatsrat von Kern für den Ans­schußantrag stimmte, da man dem Gesetz den Eingang erleichtern müsse. Auch Staatsminister von Pischek mahnte, dem Be­schluß des anderen Hauses beizutreten, da sonst oie Gefahr be­stehe, daß dreser Zusatz eine Klippe für das Zustandekommen des Gesetzes bilden werde. Hierauf wurde der Ausschußantrag auf Beitritt zum Beschluß des anderen Hauses gegen eine starke Minorität angenommen. Hm übrigem wurde der Gesetzent­wurf in wesentlicher Uebereinstimmung mit den Beschlüssen des andern Hauses angenommen. Nächste Sitzung: Morgen Vor­mittag 9 Uhr.

Stuttgart, 18. Juni. 'Die Erste Kammer nahm den Gesetzent­wurf über die Eber- u. Ziegenbockhaltung nach den Anträgen des Ausschusses ahne Debatte an; in einer ganzen Reihe Artikel hat das Haus den Regierungsentwurf wiederhergestellt. Auch über den Gesetzentwurf betr. die Rechtsverhältnisse der Bolksschnllehrer war das Haus einer Meinung: die Ausschußanlräge wurden ein­stimmig angenommen. Während die Kammer hier in den mei­sten Fällen dem Beschluß des anderen Hauses beigetreten ist, hat sie im Artikel 8, der sich mit der Strafversetzung der Lehrer beschäftigt, den Regierungsentwurf wiederhergestellt. Dar fünfte Nachtrag zum Hauptfinanzetat, der für die neue Biblio­thek iu Tübingen 9785 Mark fordert, wurde gleichfalls ein­stimmig angenommen.

Zur Landtagswuhl.

Oberndorf, 18. Juni. Als Nachfolger des seit­herigen Landtagsabgeordneten Keßler, der nicht mehr als Kandidat aufzutreten beabsichtigt, wird, wie der Ichwarz- wälder Bote hört, Rechtsanwalt L. Bock in Rottweil (geboren in Nordstetten OA. Horb) als Kandidat des Zentrums genannt.

Verbandstage.

Stuttgart, 17. Juni. Der 12. Ordentlich« Verbandstag des Verbandes Deutscher Zigarren-Laden-Jn- Haber wurde heute Morgen durch eine Begrüßungsansprache des Vorsitzenden der Ortsgruppe Stuttgart Hermann Zimmer eröffnet Es folgten Ansprachen des Derbandsvorsitzenden Engel-Hamburg, des Vertreters der Kgl. Zentralstelle für Handel und Gewerbe Reg.-Rat Schüle, der zugleich im Namen des Vertreters der Stadtdirektion Amtmann Lemppenau sprach, des Vertreters der Stuttgarter Stadtverwaltung Gem. Rat St übler, des Vorsitzenden des Bundes für Handel und Ge­werbe Nein PPis, des Handelskammermitgliebs B a d e>r des Präsidenten des Verbands schweizerischer Zigarrenhändler B eri­tz o u d - Bern u. A. Aus dem Bericht des geschästsführenden Ans- schußes ist zu entnehmen: In das Geschäftsjahr 1911 trat der Verband mit 72 Ortsgruppen und 3391 Mitgliedern, 43 Ein- zelmitglicdern und 190 fördernden Mitgliedern. In das Ge­schäftsjahr 1912 trat der Verband mit einem Bestand von 72 Ortsgruppen mit 3264 Mitgliedern, 57 Einzelmitgliedern und 188 fördernden Mitgliedern. Neugegründet wurde die Orts­gruppe Bochum. Bezüglich der Gesamtlage des Zigarrenhändler­standes im Jahre 1911 wird bemerkt: Der Geschäftsgang der Zigarrengeschäfte wurde immer noch durch den nachwirkenden Einfluß der neuen Tabaksteuern beeinträchtigt und kann deshalb als ein befriedigender nicht bezeichnet werden. Im Handel speziell mit Zigarren ha tder hohe Wertzoll sür Zigarrentabaks eine Verschiebung der Preislagen nach oben gebracht. Das Ge­schäft in Zigaretten ist wohl allgemein im Steigen- Es geschieht diese Steigerung aber zum Teil auf Kosten des Zigarrennmsatzss. Ungünstig wirkte die Gründung zahlloser neuer Ziharrengcschäfte, von denen naturgemäß nur ein kleiner Teil existenzfähig war. Die stet« Klage des Zigarrenhandels ist der zunehmende Verkauf von Labaksabrikaten nach Ladenschluß und während der Sonn­

tagsruhe in Wirtschasien und Automaie.irestauraiits. Gege, Warcnhandel der Staats- und Kommunalbeamten wurde sprechend dem Beschluß des VerbandstagS eine Eingabe an Reichstag gerichtet. Das umfangreichste Arbeitsgebiet für de» gejchüftSsüyiendeii Ausschuß bildete die Bekämpfung der Preis, schleuderet in bekannten Zigarettenmarken. " ^

Ulm, 17. Juni. Dem heute hier stattgehabten Süddei,!. scheu Friseurverbandstag ging gestern eine General­versammlung der Friseure Württembergs voran. In dieser pm, Wilh. Wolf-Stuttgart geleiteten Versammlung wurden die Tütigkeits- und Rechenschaftsberichte des Vorstands bekannt qx. geben. Aus diesen Berichten geht hervor, daß dem Lande-wer- band 22 Ortsvereinigungen und 128 Einzelmitglieder angehören Beim Arbeitsnachweis haben im letzten Jahr 1278 Prinzipale und 1079 Gehilfen sich gemeldet; 923 Stellen wurden besetzt Die Krankenunterstützungskasse des Landesverbandes gewährte inj letzten Jahr an Krankenrente 886 M; die Kasse besitzt ein Vermögen von rund 4500 M. Die Einkaufsgenossenschaft der Friseure Württembergs hatte einen Umsatz von 131 000 M. den Verhandlungen der Generalversammlung sind zwei Punkte für die Allgemeinheit von Interesse. Der eine Punkt betraf einen Antrag der Verbandsvorstandschaft, nach welchem an den Reichstag und Bundesrat zur Neuregelung der Sonntagsruhe eine Eingabe gerichtet werden soll, dahingehend, daß in den Wochen, in welchen ein Fest oder Feiertag mit vollem Geschästs- schlust fällt, der freie Wochennachmittag der Gehilfen und Lahr- linge in Wegfall kommen soll. Der Antrag wurde angenommen ebenso der nachstehende Antrag der Vorstandschaft:Bei den 4 württembergischen Handwerkskammern soll für die Meister­prüfung folgende Vorschrift sür die Anfertigung des Memer- stückes beantragt werden: Meisterstück bezw. Arbeitsprobe: l. Anfertigung einer Herren-Straßenperücke mit Tressen- oder Knüpß arbeit, oder zweitens einer ganz geknüpften Herren-Straßen- perücke nebst einem von Hand genähten Chigno», oder 3, einer Damenperücke mit Treß- und Knüpfarbeit, oder 4. einer ge­knüpften Transformation und eines von Hand genähten Tresse». chignonS. Znm ersten Vorsitzenden wurde wieder Wolf- Stutt­gart, zum zweiten Vorsitzenden Strauß-Eßlingen zum Kassier Häußler-Sturtgart, zum Schriftführer und Verbandsreoalteuc Johl-Caunstatt gewählt. Zu Beisitzern wurden in den Ausschuß, berufen Rimmde-Ulm, Moseter-Ludwigsburg, Odermatt-Calw Hammer-Heidenheim und Hering-Cannstatt. Heute vormittag 9 Uhr wurde in Anwesenheit, von Prof. Dr. Zwiesele als Ver­treter der kgl. Zentralstelle für Gewerbe und Handel, von Ober­baurat Schimpf als Vertreter der Stadt Ulm, des Vorsitzenden und Sekretärs der Handwerkskammer lUm die vom wücltemb. Landesverband veranstaltete Ausstellung von Haararbeilo. er- öffnet.

Verein württ. Zeitungsverleger.

Oberndorf, 18. Juni. Der Verein Württem- bergischer Zeitungsverleger hielt am vergangenen Sonn­tag hier im Gasthof zum Bären seine ordentliche Genetal- versammlung ab, die eine größere Anzahl von Verlegern aus allen Teilen des Lcnldes in unserem lieblichen Schwarzwald-Städtchen zusammenführte. Tie Wahl von Oberndorf sollte zugleich eine Ehrung für dim Vorsitzen­den des Vereins, Dr. Wolf vom Schwarzwälder Boten, darstellen. Nach einer am Vorabend abgehaltenen Vor­standssitzung wurden die Verhandlungen durch einen Re­chenschaftsbericht des Vorstandes eröffnet, der im tvesent- lichen Betrachtungen über die Gestaltung der Verhältnisse im Zeitungsgewerbe nach Einführung des neuen Buch- drucker-Tarifes enthielt. Wie früher zum Erreichen eines gewissen Ausgleiches gemeinsame Schritte zur Erhöhung der Bezugspreise oder der Anzeigengebühren als unum­gänglich erkannt wurden, so konnte nunmehr durchweg von einer Durchführung der erforderlichen Maßnahmen berichtet werden. Wenige Zeitungen, die die schwierige Situation des Zeitungsgewerbes sogar zu häßlichen Kon­kurrenzkämpfen ausnutzten, wurden gebührend gekenn­zeichnet. Nach Erstattung des Kassenberichts durch Herrn Ulm er (Ludwigsburger Zeitg.) referierte Leopold Elben (Schwäb. Merkur) über die Generalversammlung des Ver­eins Deutscher Zeitungsverleger in Magdeburg und des Deutschen Buchdruckervereins in Neustadt. Herr Wulle (Heilbronner Zeitung) erstattete über die Hauptversamm­lung des Deutschen Buchdruckervereins in Breslau ein­gehenden Bericht und Direktor Esser (Neues Tagblatt) sprach in eingehenden Ausführungen über die Setzmaschi­nenfrage und die Karlsruher Maschinensetzerschule. Ein werter vorgesehener Vortrag Dr. Wolf-Oberndorf wurde wegen vorgerückter Zeit von der Tagesordnung abgesetzt. Dis Wahlen ergaben die einstimmige Wiederwahl der bis­herigen Vorstandsmitglieder. Sowohl in der Diskussion als auch unter der RubrikVerschiedenes" wurden äu­ßerst interessante Fragen des Zeitungswesens besprochen. Die Versammlung erbrachte einen erfreulichen Beweis sür die gute, kollegiale Zusammenarbeit der württ. Zeitungs­verleger. Durch ein Festmahl wurde die Tagung be­schlossen.

Luvwigsburg, 18. Juni. Nach dem Vertrag mit dem Mi­nisterium, des Innern wegen Anschlusses a" die Landeswasser­versorgung verpflichtet sich die Stadt zur Abnahme von jährlich 785 000 Kubikmeter oder durchschnittlich 2150 Kubikmeter pro Tag. Der Verbrauch darf bis auf 1440 Kubikmeter hecab- geheu oder kann bis auf 3870 Kubikmeter steigen. Zur Auf­bringung der Baumittel hat Ludwigsburg 300 000 Mark bei­zuschießen.

Zwtefaltien, 18. Juni. Am 24. Juni jährt es sich zum 100. Male, seit hier unter der Regierung des Königs Friedrich in den Räumen der ehemaligen Benediktineraotei eine Irren­anstalt errichtet wurde. Sie nahm die 46 geisteskranken In­sassen des Tollhauses in Ludwigsburg auf und war sodann 20 Jahre lang die einzige Anstalt des Landes, bis 1834 die Heil­anstalt Winuental eröffnet wurde. Zur Zeit sind hier beinahe 600 Kranke und 146 Angestellte. Anfangs war sie Anstalt ans 7080 Kranke mit 912 Angestellten berechnet. Die An­stalt zerfällt in neun Krankenabteilungen für Männer und 7 für Frauen, sowie eine besondere Ueberwachungsabteilung für verbrecherisch« Geisteskranke. Zwiefalten empfängt oie Krauten ans 16 Oberämter ljnd nimmt sie ohne Rücksicht auf die Ge­nesungsaussichten auf, nachdem die Unterscheidung von Heil- und Pflegeanstalten 1903 fallen gelassen xwurde.

Fried richshafe«, 18. Juni. Bei der am Sonntag statt­gefundenen Vertreterwahl zur Bezirkstranlenlasse Tettnaug sieg-e der Wahlzettel der christlich-nationalen Gewerkschaften mit 190 gegen 135 Stimmen des sozialdemokratischen Wahlzeltels.

Nah und Fern.

Mädcherrhäudler.

Ans dem Bahnhof Stuttgart wurde ein Manu angehalten, der mit einem jungen Mädchen den Entzug nach Zürich besteigen wollte. Die Polizei führte das Mädchen ins Wachlokal. Der Mädchenhändler hatte sich im Zuge versteckt und wurde erst, als dieser bereits in Bewegung war, in einem Abort aufgefunden.