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Amtsblatt für die Stadt Wildbad.
Verkündigungsblatt -er rtgl. Forktämter wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Lremdenliste.
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Nr. 14S.
Donnerstag, den SV. Jnni ISIS
29. Jahrg'
Deutsches Reich.
Zur Frage des Technikerrechts.
Berlin, 18. Juni. Der soziale Ausschuß von Vereinen technischer Privatangestellten war gestern zu einer Konferenz in das Reichsamt des Innern geladen, an der als Vertreter der Regierung Ministerialdirektor Tr. Caspar und Geh. Rcgierungsrat Siesart, namens der verbündeten Vereine die Herren Schubert (Deutscher Techniker-Verband), Lüdemann (Bund der technisch-industriellen Beamten), Weiß (Verband Deutscher Kunstgewerbezeichner) und Schulz (Deutscher Zuschneiderverband) teilnahmen. Gegenstand der Besprechung waren die Wünsche auf Schaffung eines besonderen Technikerrechts, die bekanntlich schon mehrfach die gesetzgebenden Körperschaften des Reiches, zuletzt 1908/09, beschäftigt haben, ohne daß es bisher zu irgend einem Ergebnis gekommen wäre. Die dem Reichstag 1907 zugegangene sogenannte große Novelle zur Gewerbeordnung enthielt zwar einige für die technischen Pri- vatbeamten wichtige Äenderungen, die dann von der Kommission des Reichstags noch mit verschiedenen Verbesserungen versehen wurden, konnte aber infolge des plötzlichen Reichstagsschlusses im Juli 1909 nicht mehr zur Erledigung kommen. Wie den Vertretern der technischen Verbände eröffnet wurde, steht nun die Regierung auf dem Standpunkt, daß die Wiedereinbringung, dieser Vorlage keinen Zweck hat, solange in wichtigen Punkten zwischen dem Reichstag und den verbündeten Regierungen prinzipielle Meinungsverschiedenheiten bestehen; diese betreffen hauptsächlich die Gehaltssortzahlung in Krankheitsfällen und die Regelung der Konkurrenz k l a u f e l-
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Die deutschen Gewerkverernc.
Das Zentralorgan des Verbandes der Deutschen Gewerkvereine (Hirsch-Tnncker) veröffentlicht in seiner neuesten Nummer Tabellen, die über den Stand und die Entwicklung der Gewevkvereine bis ,zum Schluß des Jahres 1911 Auskunft geben. Zlie -Getverkvereine haben 1911 ein Plus von 3757 Mitgliedern zu verzeichnen. Für diesen verhältnismäßig geringen Zuwachs macht ,,Ter Gewerkverein" die Tatsache verantwortlich- daß manche Arbeiter' gegen ihre innere Ueberzeugung einer anderen Organisation beitreten müssen, um sich ihre Arbeitsstelle zu erhalten. Wenn trotzdem ein Vonvärtskommen zu verzeichnen ist und insbesondere die größeren Geiverkvereine
irr der Mitgliederzahl wuchsen, so zieht das genannte Organ daraus den Schluß, daß sich die Gewerkvereine zu behaupten verstehen. In den Vermügensverhältnissen standen die Gewerkvereine auch 1911 fest und gesichert da. Ihr Gesamtvermögen betrug über 4hh Millionen Mark; an Eintrittsgeldern vereinnahmten sie jüber 15 OOO Mark, an Wocheirbeiträgen über 2 Millionen, an Zinsen 136 000 Mark. Tie Arbntskämpse erforderten.aus Gevierkvereins- mitteln im ganzen über '300 000 Mark) an Arbeitslose wurden 20 000 Mark gezahlt, Mnähernd ebensoviel an Reiseunterstützung und an Beihilfe für Umzüge, .für besondere Notfälle über 30000 Mark. An Kranken- und Sterbenniberstütznng usw. wurden 875000 Mark verausgabt. Das Berinögen der Gesamtorganisation hat sich um fast 100000 Mark vermehrt.
Koburg, 18. Juni. Im ganzen Herzogtum fanden heute die Wahlen zum Landtag statt. Es wurden gewählt: 4 'Nationalliberale, 4 Vertreter der rechtsstehenden Parteien und 3 der Fortschrittlichen Volkspartei. Tie Sozialdemokratie hat den einen seit 4 Jahren innegehabten Sitz verloren.
Ausland.
Mit 18 Fahre« Fürstin.
Luxemburg, 18. Juni. Heute nachmittag erfolgte hier die Eidesleistung der am 14. Juni großjährig gewordenen Großherzogin Adelheid. Tie Großherzogin traf im Sonderzug vor dem Abgeordnetenhause ein, wurde von einer Abordnung von Deputierten begrüßt und in den Sitzungssaal geleitet, wo die verschiedenen Mitglieder der großherzoglichen Familie und das badische Großherzogspaar, sowie die beglaubigten Diplomaten sich eingefunden hatten. Me junge Fürstin leistete den vorgeschriebenen Eid. Dann verlas sie sitzend eine Thronrede, in der sie versprach, den Luxemburgern eine gute und gerechte, mildtätige und nachsichtige Fürstin zu sein. Abends fand im großherzoglichen Schloß ein Festmahl statt, an dem auch die diplomatischen Vertreter teilnah- men. Aus Anlaß der Eidesleistung wurden etwa 300 Ordcnsauszeichnungen verliehen.
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Der italienisch-türkische Krieg.
Rom, 18. Juni. Wie die Agenzia Stefani aus Tripolis meldet, sind nach zuverlässigen Nachrichten die Verluste der Türken bei Zanzur viel größer, als man bis
jetzt annahm. Ällein auf dem rechten Flügel seien von
den Italienern 545 gefallene Türken bestattet worden. Die Einwohner von Zanzur erklären, daß schon im Anfang des Gefechtes sehr viele Tote und Verwundete von den Türken zurückgeschafft worden seien und daß sich auf der Straße bis Zavia noch die Leichen vieler Gefallenen befinden, die auf der Flucht ihren Wunden erlegen seien. Unter den Gefallenen befindet sich auch der Hauptmann Abdullah Effendi mit mehreren türkischen Scheiks.
Die ägäischen Inseln.
Athen, 16. Juni. Die Vertreter der 12 von den Italienern besetzten Inseln des Archipels sind in- Patmos zusammengekommen, um über die Zukunft der Inseln zu beraten. Sie haben beschlossen, sich an den General Ameglio zu wenden und ihn zu bitten, die Inseln mit dem Königreich Griechenland zu vereinigen. Falls diese Lösung nicht möglich sein soUe, fordern sie völlige Autonomie. Zu gleicher Zeit haben sie die autonome Flagge gehißt, die ein weißes Kreuz aus blauem Grunde zeigt.
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Hie Taft — Hie Rosevelt!
So schallt das Feldgeschrei der beiden feindlichen Parteien auf dem Nationalkonvent in Ehicago, der den Präsidentschaftskandidaten aufstellen soll. Die Präsidentschaftsfrage hat die republikanische Partei Amerikas jetzt schon tatsächlich gespalten. Der Kampf ist auf einer Siedehitze angelangt. Angesichts der von seinen Gegnern beliebten Praxis, fast alle zweifelhaften Mandate Taft zuzusprechen, hat sich Roosevelt veranlaßt gesehen, selbst nach Ehicago zu eilen, um durch sein persönliches Auftreten noch eine Anzahl Schwankender zu sich hinüberzuziehen. Bis zu welchem Grade die Gegensätze gediehen sind, zeigt die Meldung, daß aus den Zug, in dem Roosevelt nach Ehicago reiste, ein Attentat verübt worden ist. Ob dieses Attentat wirklich Roosevelt gegolten hat, oder ob es sich hier um einen Tummen- jnngenstreich handelt, mag dahingestellt bleiben. Bezeichnend ist es ja schon, daß man einen solchen Anschlag überhaupt für möglich hält. Die Anhänger Roosevelts werden jedenfalls auch nicht unterlassen, die Sache nach Möglichkeit aufzubauschen und agitatorisch ausznnutzen. Ob Taft oder Roosevelt die Mehrheit in Ehicago erhalten werden, läßt sich noch nicht Vorhersagen. Es kann sich unter Umständen um wenige Stimmen handeln. Wie die Dinge heute liegen, scheint aber die Frage auch zicm-
Die Goldmühle.
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Noman von Maryarrte Gebring.
Nachdruck verboten.
(Fortsetzung)
„Ein Jahr will ich noch an einer Universitätsklinik arbeiten und dann vielleicht auf ein Jahr ins Ausland gehen, ehe ich mir in der Heimat eine Praxis einrichte. So lange wirst du noch warten müssen, lieber Schatz — es währt dir doch nicht zu lange?"
„Ach, Karl Friedrich, ich glaub', ich werde krank vor Sehnsucht, wenn ich dich so lange net sehen soll. Tu kannst's ja gar net ahnen und glauben, wie lieb ich dich Hab' und wie ich mit meinen Gedanken immer bei dir bin, des Tages im Wachen und des Nachts im Traum. Ich dich vergessen, du Guter? Eher vergißt die Sonne das Aufgehen!"
„Gern möcht' ich dich dafür an mein Herz drücken," antwortete er glückselig, und seine Augen leuchteten, „aber hier am Grabe ist nicht der geziemende Ort, uns unserer - Liebe zu freuen, während der arme Hansel unten liegt und nicht einmal mehr träumen kann von Liebe und Lebensglück. Komm, laß uns noch ein stilles Vaterunser beten und alsdann von ihm Abschied nehmen für heute. Tann gehen wir noch ein Viertelstündchen in ben Wald und plaudern, ebc wir zu den Eltern und Flori gehen. Meinst du, daß sie mich gern sehen?"
„Sie haben dich sehr lieb, Karl Friedrich, und werden nur traurig sein, daß du net länger verweilen willst."
Sie standen noch eine Weile in stiller Andacht am Hügel. Ehe sie sich zum Gehen wandten, zog er ein kleines Etui aus der Tasche. „Schau her, Rosemarie, was ich dir mitgebracht Hab'!" sagte er und öffnete das Etui. Ein leiser Freudenruf kam über ihre Lippen. „Ta, ^imm ihn, Herzliebste! Komm, ich will ihn dir an den Fingcr stecken — so! Und komm, den andern sollst du w.r aupccken!" Zitternd vor Freude nahm sie den goldenen Reifen aus seiner Hand und schob ihn an den ^"gebotenen Finger. „Hier an Hansis Grabe soll der Bund geschlossen sein," sagte er leise, „und so wahr wir
ihn beide liebgehabt haben, wollen auch wir uns ewig lieben!"
„Amen!" hauchte sie leise, und eine klare Träne fiel aus seine Hand.
Schweigend verließen sie den Friedhof. Im Walde nahm er sie in seine Arme, und sie ruhte lange an seinem Herzen. „Ach, wie süß träumt sich's an deinem Herzen!" flüsterte sie und sah glückstrahlend zu ihm empor.
„Träume nur// sagte er zärtlich, „und Gott gebe, daß all dein Träumen holde Wirklichkeit wird!"
„Ach, Schatz," sagte sie endlich, sich aus seiner Umarmung lösend, „verzeih mir, daß ich in meinem Glück gar net daran gedacht Hab' — der Wind geht so eisig und du bist warm geworden auf dem Wege! Wenn du dir nur net einen Schaden zugefügt hast an deiner Gesundheit! Komm, laß uns nun lieber heimgehen!"
„Wo mir's im Herzen so warm ist, Schatz? Aber du hast recht, laß uns gehen! Wir müssen doch nun vor allem die Eltern bitten, daß sie uns ihr segnendes Jawort nicht vorenthalten."
Ais schritten Hand in Hand den einsamen Talweg hinauf, bis die Mühle vor ihren Blicken auftauchte.
Es war eine stille Verlobung, die dort gefeiert wurde. Aber ein Hauch des Friedens ging an diesem Abend durch das stille Haus, das schon soviel Unfrieden und Herzeleid gesehen.
Vierzehntes Kapitel.
Tie Auflösung der Muhme schien nahe bevorzn- stehen. Eva konnte kaum noch von ihrem 'Hette weichen. Ms Hätten sie Wei an den Füßen, so träge schlichen die Stunden dahin, und hätte ihr nicht Florian ab und. zu ein Buch aus der Güldenthaler Schulbibliotbek mü aus den Berg gebracht, die Einsamkeit wäre oft unerträglich gewesen — ein Tag wie der andere!
Sie machte sich in diesen Tagen besonders ernste Gedanken darüber, wie es nun mit ihr werden würde, wenn erst die Muhme nicht mehr wäre. Daß deren Tage gezählt waren und jeder Tag die Entscheidung bringen konnte, sah sie ja deutlich vor Augen. Tann war sie ga.rrz einsam und verlassen, aber sie war auch
ganz frei. „In die Fremde geh ich und such' mir mein Brot bei sremden Leuten!" sagte sie sich, „und nie und nimmer kehr' ich wieder, und wenn mir die Sehnsucht das Herz verzehrt. Ich kann die Sünd' net länger trägen aus meinem Gewissen, daß ich den Flori so heiß liebe, net wie meinen Bruder, wie ich mich anstellen muß, nein, ganz anders. Ich kann net neben ihm stehen und mit ihm plaudern, wie eine Schwester, wenn sie mit ihrem Bruder redt, wo mir, während ich mit ihm redt', innerlich das ganze Herz verbrennt vor heißer Liebesglut, schlimmer, als es im Anfang war, wo er noch net mein ,Bruder' war — ich wußt's wenigstens net, daß cr's war. Und das wird net anders, net besser, eher noch schlimmer mit jedem Tag. Es ist besser, ich geh ihm ganz aus den Augen, daß ich ihn gar nimmer seh', vielleicht wird alsdann mein Herz ruhiger. Und er, er muß es auch tragen, wenn ich's tragen kann, er ist doch ein Manu und net ein schwaches Weib, wie ich arme Dirn. Ich sag's ihm, wenn er wieder herauskommt — ia, ich sag's! Ganz bestimmt, ich sag's! Es ist besser, er weiß es beizeiten, daß er net gar zu arg erschrickt, wenn es so weit ist, daß es geschieden sein muh. Das Häusle und das Feld werd' ich schnell los, es spekuliert schon mehr als einer darauf, die die Zeit net erwarten können, bis die Muhme entschlafen ist, und Vermögen Hab' ich alsdann mit meinem eigenen Ersparten so viel, daß ich bestehen kann und mich net der ersten besten Herrschaft an den Hals zu werfen brauch'. Ich muh Frieden haben!"
Aber sie sagte es ihm doch nicht, sooft sie sich's auch voruahm, sooft er auch kam. Er kam oft nur auf einen kurzen Augenblick, um guten Tag zu sagen und nach dem Rechten zu sehen, und verabschiedete sich bald wieder mit einem Händedruck und einem herzlichen „Leb wohl, Eva, und behalt mich lieb, bis wir uns Wiedersehen!" Dann hätte sie allemal aufschreien mögen, wenn er von ihr ging, so ruhig, als ob er von seiner Schivester ginge, die er morgen wiedersieht. Sie wußte ja nicht, wie c: an sich hielt und was in seiner Seele vorging, so wenig er durch ihr ruhig blickendes Auge einen Blick auf den tiefsten Grund ihrer Seele zu tun vermochte.
. (Fortsetzung folgt.) , .