Nr. 13».
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mit Erzähler vom Schwarzwall).
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Amtsblatt für die LtadL Mldbad.
Verkündigungsblatt
der tigl. ForstämLer Wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Lrsmdenliste.
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Montag, den 10. Juni ISIS
29. Jahrg.
Stahl.
Von Pfarrer lic. G. Traub.
Wir waren im Stahlwerk. Kanonen, Schiffswellen, Kranen. Hebel, Türme, Platten, Bleche, Räder lagen in diesen.Hallen herum wie kleine im Bruch. Eine einzige große'Scheune voll Stahl und Eisen, gewaltig predigend von der Arbeit Kraft und Weisheit. Aber davon will ich nicht reden. Ein Wort fiel mir in die Seele, als uns erklärt wurde, daß einzelne Mcnfchenkräfte nur damit beschäftigt sind, eine einzige Sorte Stahl mikroskopisch auf ihre Eigenschaften zu prüfen, und daß ein Menschenleben kaum hinreicht, um nur in einer einzigen Art sich zurecht- zujindcn. Kein Stückchen Stahl verläßt dieses Werk, das nicht genau untersucht, nach seiner Eigenart gebucht und in seiner Geschichte erfaßt ist, so daß man nach Jahrzehnten noch bestimmen kann, woher es kam und wie es einst gewesen war. Ich ließ mir diese Sorgfalt wohl gefallen und versuchte mir ein anschauliches Bild von-solcher Mühewaltung zu machen. Tie Lcdensgeschichte des Stahls wird hier mit Liebe geschrieben, noch mehr: sein Wesen wird verwertet zu den ausgedehntesten Eharakterstudien. Man greift in die verborgensten Falten der Natur und läßt keinen ihrer Winkel undurchsucht. Man zwingt sie, ihre Geheimnisse zu verraten. Und das alles, nur sie zu überlisten und ihrer am bequemsten Herr zu werden. Je vollständiger die Tafel der bekannten Eigenschaften ist, desto leichter kann inan sie benützen, sondern, mischen, jc nachdem es dem Menschen gefällt. Zugleich wird die Gefährdung deTMcnschen ans das geringste Maß herabgedrückt und jede Möglichkeit eines Bruchs, einer Wunde am Stahlkörper aufs sicherste ausgeschlossen, damit die Menschen, die ans solchen eisernen Schöpfungen fahren oder mit ihnen hantieren, ungeschädigt bleiben. Wie fein ist das alles bedacht und durchgeführt!
Nur mußte ich mitten zwischen diesen Wunderwerken des Menschen .selbst gedenken. . Ich stellte mir unsere Familien und Schulen vor. Unaustveichlich stand immer wieder die Frage vor mir, wieviel Mühe man sich in Staat und Volk mit seinen Menschenkindern gibt. Auch sie liegen zu Tausenden und Abertausenden aus dem Boden der Erde wie die Blumen der Wiese. 'Eine einzige große Scheune voll Leben und Seele, gewaltig predigend von feinster Arbeit, Kraft und ungeahnter Weisheit.. Aber ich fürchte fast, daß man nicht so viel Geduld auf diese wachsende Zukunft unseres Menschenvolkes verwendet wie «us eine Sorte Stahl. Langsam sängt man erst an, die
Kindheitsgeschichte mit sorgsamem Blick zu mustern, den geheimen Zusammenhängen von Blut und Geschlecht nach- zugehcn, die Acußerungen des Körpers und der Seele zu messen. Man gehr zur Schule, lernt viel und bekommt feine Zeugnisse. Diese sagen manches von dem, was einer war und ist. Haben wir Augen, um Eigenschaften des menschlichen Herzens zu sehen'? Wir haben einige Worte, um solche Eigenschaften zu bezeichnen; aber wie ungelenk sind sic und wie unbrauchbar, um der Lebensfülle gerecht zu werden! Wo treiben wir in gutem Sinne des Wortes eine Mikroskopie der Seele und ihrer leisen und lauten Empsindungswelt? Wir richten statt dessen alles zurecht, ehe wir nur in Umrissen Bescheid wissen, was eigentlich da ist. Wir fangen sofort an zu beeinflussen und zu wirken, ohne zu wissen, wie diese Wirkungen einschlagcn können. Ich habe den stillen Wunsch, unsere Menschen möchten einmal Stahl werden. Sie würden manchem bemerkenswerter erscheinen, als sie es heute im Menschenkleid sind, und man würde größere Sorgfalt aus sie wenden, als sie heute genießen.
Kinderarme sind Hebelarme der Zukunft. Ein Volk, das seinen Kindern Eisen ins Blut schenkt, sorgt für sein Werden und Wachsen. Stählerne Menschen schaffen dünkt mir heilige Aufgabe. Sonst fürchte ich, könnte eines Tags das Beste im Menschen erdrückt worden sein von jenen ungeheueren Geistern schwirrender Eisenkräfte: seine Seele. Laßt uns ihrer warten im Lärm des Tags!
Deutsches Reich.
Das bulgarische Königspaar in Deutschland.
Berlin, 7. Juni. D-er König und die Königin von Bulgarien sind am Donnerstag mit ihren Prinzen zum Besuch des Kaisers hier eingetroffen. Gestern nachmittag besuchten der Kaiser, der König und die Königin der Bulgaren, mit ihren Söhnen, die Kronprinzessin und die Prinzessin Viktoria Luise das große Armee-Jagdrennen. In dem Kaiserpavillon hatten sich außer den Mitgliedern des kgl. Hauses auch der Kronprinz von Griechenland und der Erbprinz von Hohenzollern eingefunden. Bei dem Rennen liefen 11 Pferde. Erster wurde Lt. Frhr. von Lotzbeck auf seinem Wallach Halpyn. Nach dem Rennen begaben sich die Herrschaften nach dem Neuen Palais zurück.
Neues Palais, 7. Juni. Heule abend war hier im Marmorsaal Galalasel. Ter Kaiser führte die Kö
nigin, der König die Kronprinzessin, Kronprinz Boris die Prinzessin Eitel Friedrich und Prinz Kyrill die Prinzeisin Viktoria Luise. Ter Kaiser saß zwischen dem König und der Königin der Bulgaren, ihm gegenüber der Reichskanzler. Unter den geladenen Gästen befanden sich auch der Admiral von Tirpitz und Staatssekretär von Kiderlen- Wächter.
Berlin, 7. Juni. Ter Kaiser hat den König von Bulgaren zum Ehef des 4. Thüringischen Infanterieregiments ernannt. Ferner hat der Kaiser verliehen: dem Ministerpräsidenten und Minister des Auswärtigen das Großkreuz des Roten Adler-Ordens, dem hiesigen bulgarischen Gesandten Geschew den Kronenorden I. Kl., dem Generaladjudanten Marpow den Roten Adlerorden I. Kl. und dem Ehef des Eisenbahnwesens Morphow den Roten Adlerorden II. Klasse.
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Dr. Solfs Informationsreise«
Berlin, 7. Juni. Staatssekretär Sols wird, wie die „Lägt. Rundsch." erfährt, auch die Kolonie in Ost- a s r i k a besuchen und Mitte Juli von Südwestafrika über Kapstadt die Reise nach Tar-es-Salaam anrreten, wo er den neuen Gouverneur, Tr. Schnee, schon antreffen wird. Ter Staatssekretär und der Gouverneur werden gemeinschaftlich die Bahnstrecke nach Tabora besichtigen. Bei dieser Gelegenheit wird auch erwogen werden, ob sich eine Verlegung des Sitzes des Gouverneurs von Tar-es-Salaam nach Tabora empfiehlt. Ferner ist eine Reise nach dem Kilimandscharo in Aussicht genommen. Ter Staatssekretär will sich aus eigener Anschauung eine Meinung über die Frage der Besiedelung des Kilimandscharohochlandes bilden. Bekanntlich war Dernburg der Besiedelung nicht sehr geneigt, während der Vorgänger des jetzigen Staatssekretärs, Herr v. Lin- dequist, der Besiedelung des Kilimandscharo sehr wohlwollend gegenüberstand.
Berlin, 7. Juni. In der heutigen Sitzung des Bundesrats wurde dem vom Reichstag angenommenen. Entwurf eines Gesetzes betr. die Beseitigung des Prannt- weinkontingents die Zustimmung erteilt. Ferner wurde zugestimmt der Vorlage betr. die Uebergangsbestimmungen über die Amtsdauer der bisherigen Vertreter der Unternehmer und der Versicherten bei den Berufsgenossenschas- ten, dem Entwurf von Abänderungen der Ansführungsbestimmungen zu dem Gesetz betr. Schlachtvieh- nnd Fleischbeschau vom 3. Juni 1900, einer Aenderung des
Wir leben'!n der Zeit der Majoritäten; alle weit möchte sich mit in der Majorität befinden; der einzelne glaubt nur dann noch wert und Wirkung zu haben. Und dock, ist die Wahrheit, das kchte. Gute, Schöne nie im Besitz der Massen, nur Eigentum ein> zelner gewesen. w. kübke.
SS
Die Goldmühle.
Roman von Margarete Behring.
Nachdruck verboten.
(Fortsetzung.)
Plaudernd und allerlei Pläne für die Feiertage schmiedend, schritten sie dem Walde zu.
Dort hatte sich inzwischen eine erregte <-zene abgespielt. Eva war nach Leseholz für die Feiertage aus- Wgaugeu und plötzlich mit Paul Roth zusammsnge- ^Asen, der eine Fuhre Waldstreu zu Tale führte. Gern wäre sie ihm ansgewichen, aber das dichte Unterholz zu beiden Seiten des Weges, das mit feinem dürren, bis auf oen nadelbesäten Waldboden niederreichenden Untergeäst nnen undrnchdringlichen Zaun bildete, hinderte sie da- Mi. Er redete sie an, als ob gar nichts zwischen ihnen vorge;allen wäre und bat sie, ihm morgen auf dem Planlanze keinen Korb zu geben.
„Ich komm net zum Plantanze, und wenn ich- ja pwkommen sollt', so weiß ich, mü wem ich allenfalls Zu tanzen hött'. Ihr braucht mich, net daraus anzureden, Bahn'!"" ^ Euch schon heut sagen. So, nun gebt freie
Er ließ sie jedoch nicht vorüber, sondern stellte sich neben dem Wagen breit in den Weg? „So", lachte er nverlegkn, „nun schau, wie Lu durchkommst. Tasmal hast nrnen Florian in der Nähe, der wo mit seinem Gewehr- wwen den Leuten die Schädel einschlagen will nnd net ch' 'Achsen scheint, daß es in solchem Fall auch Gewehre Pot die losgehen. Ja, reiß nur die Augen aus! Meinst laß mich von dem Müller wie einen Hund behandeln? as sag' ich dir, wenn du mich morgen blamierst vor bereuen ^ ^^t zu keinem Guten, und du wirst's
, „Spart Eure Drohungen; daß Ihr ein,Großmaul bw, weiß ich ohnedies, und t« Keckt znmeiK »etz »iel
dahinter. Und seht Euch vor, es könnt' Euch leicht den Hals brechen, wenn es angezeigt wird, daß Ihr solche Reden inr Munde führt. Gebt den Weg frei!" rief sie, und die Zornröte stieg ihr ins Gesicht über den frechen Patron.
„Wie wär's denn jetzt mit einem Kuß als Wegegeld?" srug er in widerlicher, lüsterner Zudringlichkeit.
„Seid Ihr denn wirklich so ganz aus lauter Gemeinheit zusammengesetzt," rief sie zornbebend, und ihre Augen sprühten Feuer, „daß Ihr ein wehrloses Mädel im Walde vergewaltigen wollt? Wißt Ihr nimmer, wie Euch damals das Küssen bekommen ist?"
„Eben deswegen," höhnte er und trat auf sie zu; „heut' soll's anders ausfallen, mein' ich."
Sie stieß ihn nrit der Faust vor die Brust, daß er taumelte, so unerwartet kam ihm der Angriff des Mädchens, der der Zorn und die Angst doppelte Kraft verliehen. Den Augenblick benutzend, warf Eva den Korb von den Schultern und floh dem Ausgange des Waldes zu. An der nächsten Wegbiegung wäre sie fast mit Hansel und Rosemarie zusammengerannt, „l^ott sei Tank, Rosemarie, daß ihr kommt!" rief sie atemlos; „ach der schreckliche Mensch!"
„Was ist denn geschehen? Wen meinst denn?" fru- gen beide erschrocken. Sie erzählte kurz den Hergang. „So eine Schande!" ries Hansel empört. „Sollt' cs denn net möglich sein, dem Burschen das Handwerk zu legen?"
Ter Wagen begegnete ihnen und Hansel musterte den Burschen mit durchdringenden Blicken. Paul Roth hielt seinen Blicken stand, und ein höhnisches Lächeln glitt über sein noch von der Wut entstelltes Gesicht. Aber er sagte nichts, sondern ging trotzig schweigend vorüber, die Gäule mit harten, rohen Peitschenhieben antreibend.
Eva hob ihren Korb wieder auf, und nahm, noch am ganzen Körper zitternd, von den Geschwistern 'Abschied.
Unterdessen war Martin, der im Grunde eine Weile vergeblich gewartet hafte, znr höchsten Verwunderung der Wüllersleute mit d^M leeren Geschirr in den Hof ein- gejaKre«. , , . „ , i
Paul Roth aber ging den ganzen Tag im Zorn umher, wilde, böse Gedanken im Herzen tragend. Tanzen tut sie ne: mit hir — mit dem Gendarm hat sie sogar gedroht. So soll der andere wenigstens auch net mit ihr tanzen! Sicherlich haben sie sich heute zur Maitour versprochen. Na, wir werden ja sehen, wie sich's mit einer Ladung Schroten in den Beinen tanzt.
Neuntes Kapitel.
War das eine Freude, als Hansel daheim ankam k Ten Vater umarmte er so stürmisch, daß er abwehrte: „Jung, bist Denn net gescheit? Du zerbrichst mir ja die Knochen!" nnd mit der Mutter tanzte er in der Stube umher. Sogar Florian mußte lächeln und dachte im stillen bei sich: „Ist der Hansi doch ein glücklicher Mensch! Ten sicht nichts an und der kann sich des Lebens freuen. Wer doch auch so sein könnt'!" Auch das verstimmte Klavier muhte gleich herhalten; er spielte die neuesten Sachen und die lustigsten Studentenmelodien und sang dazu, daß das Gesinde auf dem Hose verwundert lauschte und die Mägde im Stalle die Melkeimer stehen ließen.
Ter Müller und die Müllerin sahen sich wiederholt still an und lächelten und freuten sich ihres Prachtbuben; es war, als ob nach langer Zeit wieder einmal ein Sonnenstrahl in die Stube gefallen wäre. Rosemarie stand neben dem Klavier und träumte von morgen — ja morgen! Da sollte ein Pfingsten gefeiert werden, so schön wie noch keines zuvor gewesen tvar. Wundern sollte sich Karl Friedrich und lachen, wie er vermutlich noch nie im Leben gelacht hatte — die ganze Mühle war wie oerwandelt.
„Ja der Herr Student4" sagte die Magd Marie; „der ist doch zu gut und freundlich. Eine ganze Mark Hai er mir geschenkt und gesagt, ich soll mir für den morgenden Tag ein Band dafür kaufen und soll recht luftig sein mit meinen: Schatz — als ob ich ichon einen hätte! Und den Karo hat er auch losgebnndcn von der Kette; das arme Tier dauerte ihn, weil er so winselte, und es war doch nur Freude, weil er den jungen Herrn gleich wiedercrkannt hat."
(Fortsetzung folgt.)
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