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mtt Erzähler vom Schwarzwald.

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Amtsblatt für die Stadt Mildbad.

Verkündigungsblatt

der rlgl. Forftämter Wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit

amtl. Fremdenliste.

knsernte nur 8 lltg.

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§-L«O

Freitag, den 7. Juni ISIS

39. Jahrg.

Deutsches Reich.

Industrie und Handwerk.

Im Reichsamte des Innern fand am 3. Juni d. I. eine Besprechung statt, an der Vertreter des Bundes der Industriellen, des Zentralverbands Deutscher Industriel­ler, des Deutschen Handelstags, sowie Vertreter des Zentralausschnsses der vereinigten Jnnungsverbände Deutschlands, der Deutschen Mittelstandsvereinigung und des Deutschen Handwerks- und Gewerbekammertags teil- nahmen. Ten ersten Gegenstand bildete die Beratung über die Frage der Abgrenzung von Fabrik und Hand- Mrk. Es herrscht Uebereinstimmung darüber, daß die Schaffung einer einheitlichen Instanz zur Entscheidung dieser Frage wünschenswert sei. Dabei wurde der Frage nähergetreten, ob hiebei die Mitwirkung oder doch gut­achtlich' Anhörung von fachkundigen Vertretern des Handwerks und der Industrie vorzuschreiben sei und ob die Entscheidungen grundsätzlicher .Bedeutung, die von dieser Instanz gefällt würden, zu veröffentlichen seien, um als Unterlage für die Entscheidung ähnlicher Fälle dienen zu können. Ferner fand eine Aussprache über die Frage der Einrichtung von gemeinschaftlichen Prüf­ungsausschüssen für Fabrik- und Handwerkslehrlinge statt. Der zweite Punkt der Tagesordnung betraf die Frage der Heranziehung der Industrie zu den Kosten der Aus­bildung der Handwerkslchrlinge. Es wurde zunächst die Höhe der Aufwendungen, die von den Handwerksorgani­sationen zum Zweck der Ausbildung der Lehrlinge zurzeit gemacht werden, besprochen. Dabei kam die Uxberzeugung zum Ausdruck, daß es zweckmäßig sei, die Frage der Bcilragsleistung der Industrie zu den Aufwendungen des Handwerks für die von ihm zu erfüllenden Aufgaben we­lliger in den Vordergrund zu stellen, dagegen das Zu­sammenwirken der Industrie und des Handwerks auf den Heiden Interessengruppen gemeinschaftlichen Betä­tigungsgebieten in erster Linie zu betonen. In dieser Hin­sicht wurde es als wünschenswert anerkannt, daß die ver­tretenen Korporationen bei den ihnen angeschlossenen Ein­zelorganisationen, insbesondere den Handels- und Hand­werkskammern, auf eine häufigere, periodisch wiederkeh­rende gemeinsame Beratung dieser Punkte hinwirken möch­ten. Die Beratung des Z 100 g der Gewerbeordnung wurde einer späteren Verhandlung Vorbehalten.

tvenn wir unsere Tugenden so liebevoll behandelten w'e unsere Fehler und Laster, so könnte die Erde die Menge der Engel nicht fassen. D. v. Leirner.

Die Goldmühle.

Noman von Margarete Gehring, öl Nachdruck verboten.

(Fortsetzung)

Weiht, Rosemarie", sagte Hansel,morgen früh, tvenn's zur Kirche läutet, fahren wir zusammen an die Bahn und holen ihn ab. Das' soll eine lustige Fahrt geben! Juch! Und dann feiern wir ein Pfingsten, so schön, wie wir noch keins gefeiert haben. Hoffentlich hält das Wetter. Na, und lustig wollen wir sein beim Tanz um den Maibaum, daß sich die alten Linden wundern sollen, und Karl Friedrich mitlachen muß, er mag wollen oder net!"

Ach, das wird aber herrlich", antwortete Rosemarie und blickte träumerisch vor sich hin;wenn's doch schon morgen wär'!"

So plauderten sie glückselig weiter, und die Wie- dersehenssreude, die Lust am fröhlichenHeute" und die Hoffnung auf das lustigeMorgen" spiegelte sich so leb­haft in ihren Augen und auf ihren Zügen wider, daß jeder, der ihnen begegnete, lächelte und seine Lust an den beiden glücklichen jungen Menschenkindern sah.

Als sie in Goldberg angelangt waren, von wo die draße in vielen scharfen Biegungen den steilen Berg hinabsührt nach Güldenthal, und Martin mit kurzem muck und langgezogenemOeh!" die Pferde vor dem Rasthöfe anhielt, wie Hansel ihm oben im Walde befohlen hatte, meinte Rosemarie:Aber, Hansi lang halten wir doch net, gelt?"

Na, das kommt ganz auf die Verhältnisse an!" antwortete er lachend;Martin, wie steht's mit dem Durst, he?"

Junger Herr", antwortete die ahnungsvolle Seele j schmunzelnd,so was dürfen S' einen Kutscher nie net ! «ragen, der hat immer Durst, zumal an so warmen Tagen, I Dn wir heut einen haben." !

Landtagswahlen in Coburg-Gotha.

Eoburg, 5. Juni. Ti« gestrigen Wahlmännerwah­len zum Eoburger Landtag ergaben die Wahl von 3 Fort­schrittlern, 2 NationalliberalM' und 4 Agrariern. In zwei Wahlkreisen ist das Ergebnis unentschieden, sodaß Nachwahl stattzufinden hat. Bisher zählte der Landtag 5 Agrarier, 3 Nationalliberale, 2 Fortschrittler und einen Sozialdemokraten.

Gotha, 5. Juni. Nach dem Gesamtergebnis der gestrigen Wahlmännerwahleil zun; Gothaischen Landtag sind als gewählt zu betrachten: Sechs Vertreter der rechts­stehenden Parteien, zwei Fortschrittler, zwei National- liberale,-neun Sozialdemokraten. Die Rechtsstehenden ge­winnen ein Mandat, die Sozialdemokraten zwei, die Li­beralen verlieren drei Mandate.

Berlin, 5. Juni. Tie Norddeutsch? Allg. Zeitung schreibt, daß die deutsch-französische Kongo-Kamerunkom­mission am 15. Juni in Bern znsammentrcten wird. An -ser Spitze der Kommission wird der deutsche Botschafts­rat in Paris, Gesandter Frhr. von der Lanken, und der Subdirektor im französischen Ministerium des Auswär­tigen, Gesandter Eonty stehen. In der Kommission ist Deutschland weiterhin durch folgende Delegierte vertreten: Geh. Rat Tr. Meyer und Hauptmann a. D. Dr. Mar- quardten vom Kolonialministerium und Konsul Bas­sel vom Auswärtigen Amt, während Frankreich den im Auswärtigen Ministerium beschäftigten Botschaftssek­retär Lacombe und den Ehef des Bureaus im Kolonial- nnnisterium, Hauptmann Periquel, entsendet. Au­ßerdem werden Sachverständige als Hilfsarbeiter hin­zugezogen. Die Kommission soll die Grenzfestsetznng der im Abkommen vom 4.. November 1911 abgetretenen Ge­biete, die Normen für deren demnächstige Uebergabe und die Ausarbeitung der in dem Vertrag vorgesehenen Ver­einbarungen über die Konzessionsgesellschaften vorberei­ten.

Berlin, 5. Juni. An Stelle des als Botschafter nach Konstantinopel versetzten bisherigen Gesandten in Athen,Frhrn. v. Wangenheim wird einer Korrespon­denz Zufolge der bisherige Gesandte in Teheran Graf v. Quadt zu Wykradt und Jsny zum Gesandten in Athen ernannt werden.

Köln, 5. Juni. In den Kreisen der christlichen Gewerkschaften und in anderen Zentrumskreisen herrscht eine zuversichtliche Auffassung über den Aus­gang der Rivalitäten zwischen der Berliner und der Kölner

Richtung. Man hat bestimmte Anhaltspunkt? dafür, daß dir Knrie sich zu ihrer früheren Auffassung über den Wert der christlichen Arbeiterorganisationen bekennen und die Verleumdung von seiten der Berliner Richtung er­kennen werde. Ter Papst werde über alles eingehend unterrichtet werden, so daß die Sachlage sehr bald eine andere Physiognomie bekommen werde.

Hamburg, 6. Juni. Graf Zeppelin ist gestern aach B erlin abgcrcist, um vom Kaiser in Audienz emp­fangen zu lverden.

Ausland.

Tie Vorgänge

Budapest, 5. heute in förmlichem Straßen und Plätze,

im ungarischen Reichstag.

Juni. Budapest befindet sich auch

Belagerungszustand. Alle speziell ain Parlament, sind inili- besctzt. Es sind in der ganzen Stadt rund 25 000 oldaten und Gendarmen ausgeböten. Im Abgeord­netenhaus sind die Abgeordneten aller Parteien sastj vollzählig erschienen und haben schon eine halbe Stunde vor Beginn der Sitzung ihre Plätze eingenommen. Alles ist in größter Erregung, Um 10 Uhr erscheint Gras Tijza^ der von der Opposition mit an Raserei grenzendem fürch­terlichem Geschrei und Pfeifen empfangen wird. Me seine Versuche, zu sprechen, sind vergebens, woraus die Sitzung suspendiert wird. Einige Minuten später erscheinen unter: Führung des Polizei-Oberinspektors Pavlik etwa 200 Polizisten im Saal, und es wiederholen sich die gestri­gen beschämenden und betrübenden Szenen der gewalt­samen Entfernung von 36 oppositionellen Abge­ordneten. Das dichtgedrängte Publikum der Galerie sah teilnahmslos zu. Ministerpräsident Lukacs, der im Saal verblieben war, wird mit Zurufen:Schurke! Lehnst? Verräter!" regaliert und verläßt den Saal. Julius Justh, auch die ganze Regierungspartei verläßt während der pein­lichen Prozedur den Sitzungssaal. Tie von je zwei Wach­leuten eskortierten oppositionellen Abgeordneten riesen Tisza und Lukacs sind Schurken!" als sie hinausgeführt wurden. Julius Justh widersetzte sich am heftigsten und Mußte von der Gendarmerie entfernt werden. Schließ­lich verließ der Rest der Opposition unter Führung des Graseil Apponyi den Saal, woraus die Sitzung regulär fortgesetzt wurde und man zur Verhandlung des Militär- strasgesetzes gelangte.

Bndapest, 5. Juni. Ter Jmmunitätsausschuß ver­urteilte heute 36 Abgeordnete, darunter Justh, zum

Na, dann hilft's nichts, Rosel", sagte er, sich zum Absteigen erhebend,verschmachten lassen können wir ihn doch net." Sie wollt? zwar noch Einwendungen machen, aber seine Blicke suchten die Fenster ab, und als er hinter den Gardinen der Wohnstube den braunlockigen Mädchen­kopf erblickte, nach dessen Anblick er sich seit Monden gesehnt hatte, war er mit einem Satz vom Wagen und reichte der Schwester die Hand zum Aussteigen.Ter Martin kann seinen Durst löschen", sagte er,und dann langsam mit dem Wagen vorausfahren. Wir gehen den Bergpfad hinab und steigen unten im Grunde wieder auf. Ist dir's recht so, Rosel?"

Was will ich denn machen, Hansel. Na, also mei­netwegen, aber net gar so lang wollen wir uns aushalten, daheim kannst ja deinen Durst zur Genüge stillen, und der Martin auch, dächt' ich."

Der Annerl werd' ich doch guten Tag sagen dürfen", dachte er; und das dauert keine Ewigkeit. Schau, da kommt sie schon! Grüß Gott, Annerl! Wie ist's, brauchst mor­gen noch einen Tänzer zum Pfingsttanze?"

Ach, der Hansi aus der Goldmühle!" rief sie mit ungehencheller Freude;das ist aber schön, daß du ge­kommen bist! Jst's wahr, willst wirklich morgen mit mir um den Baum tanzen?"

Allemal tu' ich das! Also abgemacht, du bist meine Tänzerin. Wie steht's? Ist alles in gutem Geschick bei euch?"

Ganz gewiß, Vater und Mutter sind wohlauf, und ich auch, wie du siehst. Grüß Gott, Rosemarie! Aber kommt doch herein in die Veranda, da ist's hübsch schattig und kühl. Hier draußen in der Sonne könnt' einen ja der Schlag rühren."

Verstohlen drückt er dein Annerl die .Hand und sie erwiderte ebenso verstohlen seinen Händedruck, und ein Blitz aus ihren dunklen Augen sagte ihm, daß sie ihm noch ebensogut war, wie im Winter, wo sie ihm zum ersten Male ihre Lippen zum Kusse geboten hatte.

Bist mir wirklich noch gut, Annerl?" srug er sie, als Rosemarie einen Sprung zum Wagen gegangen war,

um ihren Rosenstrauß zu holen, den sie auf dem Sitz hatte liegenlassen.

Und wie gut, Hanjel!" flüsterte sie;ach, wie ich mich gesehnt Hab' nach oir die ganze lange Zeit! Tu glaubst's net. Weih cs die Rosel, dgß wir uns gut sind?"

Gesagt Hab' ich's ihr noch net, Annerl, aber ich meine, sie wird's bald merken, wenn sie's net schon weis­gekriegt hat. Sst, da kommt sie schon wieder! Ich red' noch mit dir, ich mach' schon eine Ursache."

Ach, die schönen Rosen!" rief Annerl, als Rose­marie zurückkehrte;von wem «hast denn die bekommen?"

Ja gelt, Annerl, das möcht'st gern wissen? Aber ich sag's net. Tu hast mir ja auch noch net gesagt, wer dein Herzallerliebster ist, und daß du einen hast, das seh' ich dir an, weil du auf einmal so rot wirst."

Hansel tat sich gütlich am braunen Bier, und tat manchen tiefen Blick in Annerls braune Augen.

Martin war unterdes weggefahren.

Hansel hatte keinen üblen Geschmack bewiesen, als er das, was er von seinem jungen Herzen noch übrig hatte, an die rosige Annerl im Goldenen Engel unwider­ruflich verschenkte, der die Unschuld und die frohe Le­benslust nur so aus den schönen braunen Augen lachte und die braunen Ringellöcken um Stirn und Schläfen flatterten wie ein von der Anmut selbst geflochtener Kranz. Alles an ihr war Liebreiz, Lust und Leben, und klug und ge­wandt war sie für zwei. Keinem von den vielen Burschen, denen sie es mit ihrer Schönheit und mit dem reichen Gut ihres Vaters angetan hatte und die ihr zu Gefallen gin­gen, hatte sie auch nur den kleinen Finger gereicht; nur einer, der Hansel, hatte es ihr angetan, und ihm hatte sie nicht nur den kleinen Finger, sondern die ganze Hand gereicht und den roten Mund dazu.

Der Schlingel!" dachte Rosemarie beim Fortgehen; noch net ein Sterbenswörtchen hat er mir seither ver­raten!"

(Fortsetzung folgt.)