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mtt Erzähler vom Schwarzwald.
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Amtsblatt für die Stadt wildbad.
Verkündigungsblatl
der t(gl. Sorktämter wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Fremdenliste.
Insersls nur 8 Ltg. st LuAsörtlge 10 Ltg., «lie klein- st spsttigo Kormo nüreile.
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Donnerstag, den 8. Juni ISIS
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Willkommen!
Aus Anlaß des heutigen Fronleichnamstages — der für die 2. Kammer ein Feiertag ist — wird die Fraktion der Fortschrittlichen Volkspartei im württ. Landtag der Stadt Wildbad und ihrem prächtigen Sommerberg einen Besuch abstatten. Zwar sind die Verhältnisse andere geworden seit der Zeit, da Graf Eberhardt zum selben Zweck aus Stuttgarts Toren ritt,Md darum wird auch der Weg anders und leichter genommen, der zwischen ihrer Stätte der Arbeit und dieser Stätte der Ruhe und Erholung liegt. Aber das Recht haben diese Vertreter des Volkes und seiner Wohlfahrt gleichermaßen sich erworben, einmal hier inmitten der ragenden Tannen und umweht von würziger Waldeslust nirze Rast zu halten. Und wenn es auch nicht demokratische Art ist, von der treuen Hingabe des Einzelnen an die ^samtheit, des Bürgers an den Staat, viel Anshebens zu machen, go wollen wir es doch Göppingen überlasten, die Verdienste derer, die per Partei und durch die Partei dem Volk und Land große Treuste geleistet haben, gering zu schätzen und undankbar dafür zu sein. Wir heißen vielmehr die Wgeordneten unserer Partei, als unsere ersten Vertrauensleute herzlich willkommen und hoffen gerne, daß diese Pause ihnen Freude und Kraft zu weiterer ernster Arbeit geben werde.
Wir in Wildbad und im Enztal sind ja nun von einer langen Sorge befreit, daß die Wasserversorgungsstage Stuttgarts eine andere Regelung erfahren soll, als das Enztalprojekt sie gebracht hätte und danken es der Volksvertretung, daß sie durch keine Schwierigkeiten sich abholten ließ, diesen neuen Weg zu ebnen. Und wenn unter den Herren, die heute bei uns zu Gaste sind, leider
kein Vertreter unseres eigenen Bezirks ist, go zeig! doch gerade die Behandlung dieser Frage, wie unbedingt notwendig es ist, daß die Arbeit in Gesetzgebung und Verwaltung nicht bloß von kleinen und engen Standesinreres- sen aus getrieben werden darf wenn nicht wichtige Leben sin teressen, sei es eines Bezirkes oder des ganzen Volkes notleiden sollen. Tiefer umfassende große Zug, diese sachliche Vertiefung in die vielgestaltigen Bedürfnisse des schaffenden Volkes und des wechselvollen Lebens und die hingehende, selbstlose und verantwortungsvolle Axt, den die volksstarteiliche Politik und ihre parlamentarischen Träger austveisen, sie sind es, die die Partei selber im Herzen des Volkes so stark verankert haben. Sie sind es, ,die auch in unserem Bezirk den Willen lebendig erhalten, als „freie Schwarzwälder" wieder eine richtige Bürgervertretung nach Stuttgart zu schicken, harter die alle Berufe und alle Stände mit gleichem Vertrauen stehen können. Tiefes Gelöbnis soll dem Willkommgrnß noch besondere Farbe geben.
Mit regem Interesse begleitet unser Volk die gegenwärtigen Verhandlungen über die Staatsvereinsachung, die noch kommenden über Aenderungen des Sportelgesetzes, der Ausführungsbestirnnrungen zur Reichsversicherungs ord- nung rc. Kein Zweifel, es ist ein schwieriges. Werl, geschichtlich gewordene und durch Gewöhnung und Verflechtung vieler' Verhältnisse im Volk wurzelnde Verwaltungseinrichtungen zu verändern und einheitlicher, konzentrierter zu gestalten. Aber wie.es einst schwäbische Art war, wenn der normale Weg ungangbar schien, sich über Berge und durch Hecken und, gestützt auf treuen verantwortlichen
Bürgersinn, einen neuen Weg zu bahnen, so muß auch heute ein Ausweg gefunden werden, Mil die Verhältnisse und Bedürfnisse es gebieten. Und gerade Art und GM der Volksstartei verbürgen, daß ein.Staatswesen, bas auf einen: freien, schaffenskräftigen und innerlich tüchtigen Volk aufnebaut ist, immer auch die Formen und Normen finden wird, die seinen wechselnden und wachseitben Bedürfnissen entsprechen. Sie will — gleich den Bäumen des Schwarzwaldes — eine gesunde Mischung der sozialen Verhältnisse, neben den Hochstämmen ein gesundes Unterholz, das im Schatten und Schütz, der großen Bäume heraruvach-sen kann. Und wie der Förster mit und in dem Walde leben muß, um ihm gedeihliche und fördernde Wege angedeihen lassen zu können, so weiß die Volksstartei, daß nur eine Volksvertretung, die in lebendigem Zusammenhang nick, in enger Fühlung mit dem Volke und seiner Arbeit steht, in der Lage ist, die Wohlfahrt und Vortvärtscutwicklung des Volkes günstig zu beeinflussen und.ihr die Wege zu ebnen. Darum freuen wir uns, daß die Fraktion der Fortschrittlichen Volkspartei nun auch in unsere Gegend kommt uni dem geschärften Auge derer, die den hohen Beruf haben, Führer und Bahnbereiter ihres Volkes zu sein. Strebsamer Bürgersinn hat.die Mauern aus der Zeit eines Rauschebart längst gesprengt und ein größeres Wildbad geschaffen. Daß daran auch die Regierung und die Stände ihren guten Anteil haben, wird hier gerne und dankbar anerkannt. Und daß dies weiter so bleiben möge, dafür soll uns dieser freundliche Besuch ein Unterpfand sein. In diestm Sinn herzlich willkommen!
llte teuer du eine schöne Illusion auch bezahltest, du hast doch einen guten ksandcl gemacht.
M. v. Lb n er-Lschenb a ch.
Die Goldmühle.
Roman von Margarete Gehrtng.
L3 Nachdruck verboten.
(Fortsetzung)
„Ach so," lachte er; „ich lvciß schon, was du fragen willst. Ein ganzes Paket Grüße Hab' ich dir einstweilen von ihm mitgebracht. So ein Pech! Denk dir nur: beinah' war' auch ich heut gar nicht gekommen, da Karl Friedrich nicht mitreisen konnte. Muß denn nicht gerade im letzten Augenblick, als wir schon auf dem Bahnhöfe sind, sein alter Herr und seine Schwester Grete ankommen, die auf der Durchreise ausgestiegen sind und bis morgen bleiben wollen?! Na, das Gesicht hättest du sehen sollen — ähnlich so wie deines, als ich vorhin ausstieg. Telegraphieren konnte ich nicht mehr, und da ich dich nicht umsonst an die Bahn gesprengt haben wollte, bin ich allein vorausgefahren. Morgen mit dem Mittagsznge will er Nachkommen, .und da den Rosenstrauß hat er mir für dich mitgegeben, daß du wenigstens einstweilen etwas von ihm hast."
„Ach, die Prächtigen gelben Rosen!" rief sie erfreut; „sttzt schon solche Rosen? Bei uns blühen im Garten kaum die ersten weißen, die halbwilden, gefüllten, du weißt doch, von denen wir uns als Kinder immer Kränze gebunden haben, wenn wir Hochzeit spielten." Glücklich barg sie ihr Antlitz in den Blumen und sog den herrlichen Tust ein. „Jst's denn aber auch ganz gewiß- Hansi, daß er morgen kommt?" frug sie ihn leise.
Hansi lachte und sah sie schelmisch an. „Sieh da! Würde es dir wirklich dein junges Hcrzerl brechen, wenn er net kam'?" sagte er, in seinen heimatlichen Dialekt verfallend.'
„Brechen net, aber betrüben", sagte sie lächelnd und barg noch einmal das Gesicht in den Blumen: „aber xcd' net so laut, Hansi, die Leute schaun sich alle nach uns um."
In der Tat ruhten alle Blicke der Vorübergehenden
wohlgefällig auf dem prächtigen Paare. Hansi aber lachte nur noch lustiger und meiute: „Sei unbesorgt, der bleibt net aus, und ivenn's morgen den ganzen Vormittag Backsteine hagelte, und Kartoffelsuppe regnete. Er kann auch ner gut ausblcibcn, denn soviel ich weiß, hat er dir was ganz Notwendiges zu sagen, das ihm schier das Herz abdrückt. Na, bis morgen wird er's ja noch aushalteu. Brauchst deswegen net gleich die Augen niederzuschlagen und so rot zu werden, wie die Päonien in Schulzens Garten! Was Schlecht'» ist's net, soviel ich weiß, was er dir sagen will."
„Hanso, um Gottes willen, sei doch still hier vor allen Leuten!" bat sie; „wenn's eins hört!"
So tauschten sie Rede und Antwort, unter den blühenden Kastanien der Bahnhofspromenade auf und ab schreitend, während Martin das Reisegepäck im Wagen verstaute, und stiegen, nachdem sie noch einen kleiner? Imbiß im Stationsgebäude eingenommen hatten, fröhlich ein.- „Hü!" machte Martin, und die Fahrt begann, eine herrliche Fahrt über die im Sonnenglanze lachende grüne Hochebene, von deren Rücken man weit Hinausblicken konnte nach dsm Gebirge in der Ferne, nach den waldigen Höheu- zügen und den grünen, mit schmucken Dörfern besäten Hochflure!! jenseits des noch stundenweit entfernten Gvld- bachgrundes. Nach kurzer Fahrt durch die junggrünenden Saatfelder bogen sie in den Hochwald ein, dessen dunkle Tannen ihr lichtgrünes Maiengewand trugen, herrlich verbrämt mit den zarten maigrünen Spitzen der jungen Triebe und den leuchtendroten Blütenzapfcn in den Wipfeln.
„Wie nett du geworden bist, Schwester!:', seit du bei uns warst!" flüsterte ihr Hansi ins Ohr; „warst ja schon damals zum Anbeißen, aber hast dich trotzdem sein gemacht seitdem. Na, der wird sich schön freuen, wenn er dich sieht."
„Pst! Sei still, Hansi!" bat sie leise, mit dem Daumen auf den Kutscher weisend.
Hansi schüttelte sich: „der weiß ja gar net, von wem wir reden!"
„In Goldberg wollen wir einen Augenblick halten, Martin", rief er dem Kutscher zu; „wie steht's, eine Zigarre gefällig?"
„Ei warum denn net?" antwortete der Rosselenker und nahm schmunzelnd die Handvoll Zigarren entgegen, die ihm gereicht wurden. „Mit Dampf fährt sich's alleweil besser!" meinte er lachend und machte sich eine an.
Während sie durch den frischen, mtt zartem Birkengrün und weitausladendcn Buchenästen, die überall zwischen den dunkeln Tannen durchschimmerten, reizvoll belebten Tannenforst fuhren, dct ein Reh bewundernd, das mit seinem bunten Kälbchen über die Lichtung floh und dort den zierlichen Bewegungen eines am Stamm emporhuschenden und von Ast zu Ast, von Baum zu Baum hüpfenden Eichkätzchens folgend, hatten sie sich allerlei zu erzählen, und die Unterhaltung stockte nicht eine Minute. Martin aber dampfte vorn auf dem Bocke wie ein Schornstein und pries im stillen das freundliche Wesen des Herrn Studenten.
„Kannst's glauben, Roscmarie", sagte Hansel, „einen zweiten wir der Karl Friedrich gibt'» net alle Tage. Wie der sich durchgcarbeitet hat! Er hat's uet jo leicht gehabt, wie ich es Hab'. Ter bringt's mal zu was in der Welt mit seimr Tatkraft und Ehrbarkeit, und mit seinem offenen Kopf. Es ist eigentlich wunderbar, wie wir zwei uns so zusammengefundcn haben, er, der stille, ernste Mensch, und ich mit meinem lebhaften, lustigen Wesen. Aber wir verstehen und vertragen uns ausgezeichnet und haben einander schrecklich gern. Na, nun wo ich weiß, wie cs mit dir steht", fügt er leise hinzu, „ist er mir doppelt lieb geworden. Sei nur recht nett zu ihm, wem: tr auch im Anfang etwa» einsilbig und zurückhaltend sein sollte. Mit der Zeit taut er schon auf, und dann sollst du mal einen lieben, Prächtigen Menschen kennen lernen. Hast'» ja vielleicht auf dem Balle schon wahr- genommcn."
„Er gefällt mir, so wie er ist, sehr gut", sagte Rostmarie, „wir werden uns schon gut miteinander zn- rechtsiuden."
Er erzählte ihr »och viel von Karl Friedrich und von seinen: Zusammenleben mit ihn:, und Rosemarie konnte sich nicht satt hören.
(Fortsetzung folgt.)