meiM rmü IsgMstt

mit Erzähler vom Achwarzwald.

krsSsint M sllsn Vsrkisgd«. Mnnsmsnt

In llörLtsÄvisrtoljälirl.^. ,35 monsli. 4L er.

völ sllsn würti. k05tSN5»«Itöll llllü Loten im OM- u. kigMsr- vttsvseksiir vierteil. 1!k, 1.35, suLseekisIb clssssibsa Lk. k.3S, iiisrn Lertellgelä ss Lig.

Lelelvn »r. 4L

Amtsblatt für die Stadt Wildbad.

Verkündigungsblatt

der tigl. Forstämter Wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit

amtl. Fremdenliste.

Inserste nsr 8 Ltg, Losrosrtlgs to kig., «iis klein spsItW Ssrmsnkireüs.

Kskisissn 15 k!g. Sie vetitreiie.

Lei Meüsrliollingon sntrpr. Lsiistt. f^vnnemsnts nsch Usbereinkunkt.

Islegrsnilki-Lärssss: 5titlir3?rtüglcler h?l!k!ßga.

Nr. ISS.

Mittwoch, den SS. Mai ISIS

SS. Jahrg.

Zum Reichstagsschlutz.

Tem neugewählten Reichstage, der nach langer Zeit wieder zum ersten Male der Linken einen entschei­denden Einflug, verschafft hat, ist von scharfmacherischen Antiker« ein schlechtes Prognostikon gestellt worden. Man sagte ihm ein frühzeitiges Eime voraus und äußerte ziem­lich unverhültt die Hoffnung, daß er schon in der ersten Lessi.ni scheitern würde. Tiefe Annahme hat sich nun aber nicht erfüllt: den ersten Sessionsabschnitt ha: der Reichstag gesund überstandcn, und nach dieser Probe be­sieht die Aussicht, naß er auch die volle verfassungs­mäßige Frist anSdauern wird. Auch die Vor­aussage, daß der Reichstag sich als arbeits­unfähig erweisen werde, hat sich nicht bestätigt. Der Reichstag hat vielmehr eine recht intensive Arbeit gc- lkistct und in der kurzen Frist, die ihm nach den spät an- gescxtcn Wahlen blieb, eine Fülle von Beratungsstofs er­ledigt und anderen in vielen Kommissionssitzunge» vor­bereitet, sidaß zum Herbst schon für weiteren Arbeitsstofs gesorgt ist. Ter Weg der Vertagung ist gewählt worden, damü die Vorarbeit nicht, wie das bei einem Sessions­schluß der Fall gewesen märe, nutzlos getan isst

Tie Arbeitsleistung war natürlich nur dadurch mög­lich, daß alle Parteien die nötige Selbstdisziplin zeigten, um die schnelle Förderung der Verhandlungen nicht zn störe». Auch die Sozialdemokraten haben sich dieser Not­wendigkeit gebeugt.

Das Ueberwiegen der Linken hat sich in erfreulicher Weise gezeigt bei der Wahrung der Rechte des Reichstags durch Einführui^ dem kleinen Ans ra­gen und des Rechts bei Interpellationen durch einen Beschluß seiner Meinung Ausdruck zu geben. Daß cs durchaus nottut, der Regierung die Beachtung von Ver­fassung und Gesetz zu Gemüte zu führen, haben n. a. auch die Debatten beim Militäretat gezeigt- In der Duellnage wie bei der Zulassung zum Offizierskorps fehlt es leider an dieser Beachtung. Der Kriegsminister läßt die Verhöhnung des Gesetzes durch die Offiziersansch.ru- ungcn über das Duell sortbestehen und rechtfertigt sogar noch dieseStandessitte". Man muß abwarten, welche Wirkung die Forderungen des Reichstags ruf diesen: Ge­biet habe» werden, jedenfalls darf nicht in dem Kamps Uzen das Duell nachgelassen werden. Gegenüber den Beschwerden über die Zulassung zum Ossizierkorps hat der Kriegsminister zwar versichert, konfessionelle Unter­schiede würden nicht gemacht; die Praxis ist aber seit Jahr- '

zehnter: derart, daß kaum jemand an dem Vorhanden­sein solcher Unterscheidungen zweifelt, und daß in sehr vielen Fällen die nicht konftssivnellen Ablehnnngsgründe nur als Scheingründe angesehen werden, so in dem neue­sten Straßburger Fall, der evidwnt gezeigt hat, daß mit zweierlei Maß gemessen wird.

Neben der Etatsberatnng, die den größten Teil der 69 Sitzungen dieses ersten Sessionsabschnitts in Anspruch genommen hat, standen natürlich in: Vordergrund des politischen Interesses die Wehrvo rlagen. Sie sind mit ungewöhnlicher Promptheit erledigt worden, trotz der bestehenden finanziellen Bedenken und trotz mancher Be­sorgnisse vor einem erneuten Wettrüsten. Entscheidend war di? Nachwirkung der Marokkostimmring und die Ten­denz, nach außen die Entschlossenheit zu. erkennen zu ge­ben, die Rüstung stark zu halten, wobei aber gleichzeitig, wie der Reichskanzler das zum Schluß ausgedrückt hat, das als ein Eintreten für verstärkte Friedensbnrgschaften angesehen worden ist. Ueber diese Wirkungen können natürlich die Meinungen Verschißen sein; jedenfalls aber ist anznerkennen, daß die Regierung entsprechend der An­kündigung zur Eröffnung des Reichstags bemüht gewe­sen ist, zu freundlichen Beziehungen mit allen Mächten zn gelangen. Schwieriger ist die Verständigung über die Deckung sfrage gewesen, wegen deren ungenügende? Lösung Schatzsekretär Wermuth ausgeschieden und durch Herrn Kühn ersetzt werden ist. Die schon ohnehin unzu­reichende Branntweinsteuernovclle ist fast bis zur Wirk­ungslosigkeit verwässert worden und man hat sich ent­schließen müssen, die eigentliche finanzielle Lösung zu ver­schieben, freilich und das ist ein unverkennbarer Fort­schritt mit bestimmten Direktiven für eine Lösung durch eine Besitzsteuer bis zum 1. April nächsten Jahres, für welche die Erbschaftssteuer in erster Reihe empfohlen wor­den ist; nur für den Notfall soll eventuell vorübergehend durch eine Hinausschiebung des Termins für die Ermä­ßigung der Zuckersteuer Vorsorge getroffen werden.

So ist auch in dieser Frage durch den stärkeren Einfluß der Linken eine befriedigendere Lösung vorbereitet wor­den. Bon den sonstigen Gesetzen ist die kleine Stcafge- ietzn.welle zu nennen, die nach Beseitigung ihrer streitigen Bestimmungen zustande gekommen ist, ferner die Han­delsverträge mit der Türkei-und mit Bulgarien, die Aus- sühruugsbestimimiugen zur Zuckersteuer-Vereinbarung und zum Uebercinkvmmcu betr. die Bekämpfung des Mädchen­handels, die Fürsorge für die Militärflieger. Zu grö­ßeren Debatten führten die Interpellationen über das Jc- ftntengesetz, den Kohlenarbcilerstreik, den Zoll aus Mais­

und Futtergerste und auf Kartoffeln. Die Hauptmasse der Initiativanträge und diese sind in sehr großer Zahl eingebracht worden hackrt noch der Beratung und wird im Herbst zusammen mit den dann zu erwartenden Vorlagen reichen Arbeitsstoff bieten. Noch in der Kvm- missivnsberatung ist das Staatsangehörigkeitsgesetz. So hat der Reichstag seine Arbeitskraft und Arbeitsfähigkeit in ausreichendem Maße bewiesen. Er wird das woA in gleichem Maße in seinen! am 26. November beginnenden zweiten Sessionsabschnitt tun und hoffentlich zn einer fortschrittlichen Entwicklung des Reiches erfolgreich bei­tragen.

Deutsches Reich.

Zur Privatbeamlenverfichcrurig.

Berlin, 25. Mai. Wie wir erfahren, sind die neuen Bestimmungen über die Beitragsentrichtung für die An­geste l l t c n - B e r s i ch e r u n g von der Reichsversicher- ungsanstalt mit Genehmigung des Reichskanzlers nunmehr erlassen worden. An Stelle von Marken, wie sie für die Arbeiterocrsicherung vorgeschrieben sind, soll danach das Postscheckverfahrcn treten. Die Bestimmungen haben die ungeteilte Zustimmung der zahlreichen Arbeit­geber und Angestellten gefunden, die als Vertreter von Handels- und Landwirtschastskammern, sowie von Arbeit­geber- und Nngestelltenverbänden gehört worden sind.

*

Berlin» 26. Mai. Ter österreichisch-ungarische Mi­nister des Auswärtigen Gras Berchtold ist heute vor­mittag 9 Uhr 20 Min. nach Dresden abgercist. Er sprach sich über seinen hiesigen Aufenthalt und insbesondere über den Empfang beim Kaiser sehr befriedigt aus.

Berti«, 26. Mai. Der Kaiser beabsichtigt an der Ostseeküstc ein Erholungsheim für mittel­lose Kinder Berlins zu errichten. Fräulein KirM- nee, die Tochter des Oberbürgermeisters, wird di? Leitung der Anstalt übernehmen.

Költt, 2s. Mai. Etwa 100 englische Arbei­ter sind zu einer Studienreise durch Deutschland in Düsseldorf eingetrofsen. Sic sind Gäste der deut­schen Arbeiter, die im vergangenen Jahr, England besuch­ten. Tie Engländer werden außer Düsseldorf, Köln, Wies­baden und Frankfurt a. M. besuchen, von wo sie am 31. Mai die Rückfahrt nach England antreten.

Freiburg, i. Br., 25. Mai. Ter Bildhauer Julius

Wenn jemand sein Unrecht einsicht und die Wunde zeigt, soll man ihn »ich. noch daraus schlagen, wie'5 leider manche tun, und eine große Moralpredigt halten, worin nur wieder neue schmerz­liche Sachen Vorkommen. E. Fro ,» m ei.

- «r77 . u

4tz)

Die Goldmühle.

Roman von Margarete Gehring.

Nachdruck verboten.

(Fortsetzung)

Ein lauter Schrei gellte in die Mondnacht hinaus, >wd schwer fühlte , er ihren Kops auf feine Schulter sinch-n. schlaff hingen die Arme herunter, während es wie ein Krampf durch ihren Körper ging.

Iva, bist ohnmächtig geworden?" srug er erschrocken stud bog ihren Kopf zurück. Der Atem ging leise, aber die Augen waren fest geschlossen.Eva", srug er noch ättmat in ratloser Angst,bist ohnmächtig?"

Cie üttelke leise den Kops, undnein, red!" kam kk schwach von ihren Lippen. -

Iv tiefem Erbarmen mit ihrer Hcrzensnot, die gewiß vicht größer war, als die eigene, zog er sie an sein jörrz und küßte sie:Hör mich, Eva", flüsterte er ihr nw Ohr,es fft furchtbar und ich weiß net, wie ich »>e Kraft gefunden Hab', den Berg heraufzustechen, und dm Mut, es dir zu sagen: wir sind Geschwister, mein Ba- ist auch dein Vater."

Lange hörte man nichts, als das heftige Atmen und das wehe Schluchzen des armen M ähens, während er üc fest im Arme hielt und ihr dufticps Haar liebevoll Pwichelle. Nun wußte sie, warum Fioris Vater sie oft lv sonderbar angcschaut hatte.

Ach wie weh war ihr ums Herz! Nun sollte sie Esst' entsagen und ohne ihn leben, der doch ihr ganzes s wlück und ihx einziger Gedanke bei Tag und ' i Nacht Owesru war konnte es nur möglich sein, daß u>r, so f'-.t einem Schlage, grausam alles genommen wurde, was chc Reichtun: und ihres Herzcsts stille Wonne gewesen vmr? Wir leer und öde war nun ihr Leben! Wie ein . W'ges körperliches Weh so sraß der gewaltige Schurerz ! M ihz-.m H. u, während sie still weinend an Worts 1

Herzen lag und ihre Hand schlaff in den seinen, während sie seine sanften Liebkosungen über sich ergehen Inch, wie ein krankes Kind sich streicheln Läßt von der linden Hand der Mutter.

Eva, meine arme Eva!" flüsterte er ihr ins Ohr.

Ja, dein, ewig dein!" hauchte sie, und er küßte sie beiß und leidenschaftlich, lange, lange.Das war der letzte Kuß, den dir dein Liebster gegeben hat!" sagte er, als er noch einmal von ihren Lippen sich an

Wonne sattgetrunken hatte;und weil's nun einmal so ist. daß.unsere Li«b' eine ganz andere Gestalt .annehmen muß. als seither, so will ich's versuchen, dich zu lieben, wie man ein« Schwester lieb hat, wenn Gott mir die Kraft dazu gibt, mögen die Tinge sich nun gestalten, tvie sie wollen. Das beste ist wohl, ich gehe sott, weit fort von hier."

Flori", rief sie entsetzt und schlang die Arme fest nm seinen Hals,nein, das tust nel! Neiu, nein, ich laß dich net ziehen; lieber mach' ich die Augen ganz zu,

als daß ich sie mir blind weine, wenn sie dich nimmer

sehn sollen. Ach könnt'st du das deiner Eva wirklich

antun? Tick, sollt' ich lassen und ganz verlieren, du Guter, und einmal auf dem Berge stehen jahraus, jahr­ein nnd mir die. Augen ausschaue.. nach dir und mich umsonst verzehren in Sehnsucht nach einem einzige«'- lieben Wort aus deinem Munde? Ach Flori, dann war kein Wasser im Grunde tief genug und kein Felsen drüben am Berge hoch genug für deine Eva."

Florian war tief erschüttett Traurig war re Bn oft gewesen, wenn in: Frühjahre der Frost gekommen ' >ar, am Tage Mamcrti, PanGalli nnd Ser-atii, und r einer sternenklaren Nacht die Blüten vernichtet hart- "nd jedes i Tünchen, ins weißglitz. rnde Sterbekleid gehün am Bo- d.n lag, sobald die Sonne sich zum A"' m.g Zuckte, traurigi wenn die goldumrandete Haa e ü Feldflur gczocm 'wr auch der ganze lieb ttt

den Boden ge'.. Ft lag. Beides hatte ori-.-. t

»ehr als emn-O mlebt; aber neue Blume? batte der z-evz s geboren und auf den Muren standen im L l die Saaten i von neuem im schönsten Koffnm'ssgrjin - ..er aber hieß j

ks:Stirb, Lieb' und Freud'!. Stirb', Glück und Hoff­nung!"

Eva", sprach er,laß uns ruhig miteinander reden! Hast du den Mut und traust du dir die Kraft zu, ruhig als meine Schwester neben nur zn leben und, wen» wir uns begegnen, mich liebreich als deinen Bruder zu grü­ßen mit nichts als lauter reinen Gedanken im Herzen, jo will ich Zusehen, daß ich bleiben kann. Ein Mensch.m- herz kam: viel ertragen, ehe es bricht. Wäre dem net so, unser beider Herzen schlügen wohl nimmer. Aber das heilige Versprechen wollen wir uns gebe», hier unter Gottes freiem Himmel, von dem die Sterne so lustig. zwinkern, als gäb's gar kein Leid in der Welt, daß wir uns immer als treue Kameraden lieb behalte» und eins den: andern, soweit es christlich ist, alte Lieb' und Treu' erweisen wollen. Vielleicht in späteren Jahren, lvcmr die Herzen ruhiger geworden sind, nnd wir abgeschlossen haben mit des Lebens Glück und des Herzens Sehnen und Hoffen, und die Mutter alt w:rd und eine treue Hilf? braucht, daß wir daun als Geschwister unter einem Dache leben können. Aber Eva, du wirst dich erkältet haben t du zitterst ja in mein«» Armen, wie ein Espenlaub, lsteh' nun lieber in dein Bett und wein dich in den Schlaf. Und morgen, will's Gott, kommt der B-udc >. zur Schwe­ster!" fügte er hinzu, di Meinende noch einmal fest an sich ziehend.

Lange hielt er in den Armen; dann ließ er sia los, und ries ihr» die Tränen verschlackend, noch von weitem zu:Gute Nach:, mein Glück."

Eva war allein. Mit schwerem Herzen stieg er den Berg hinab, über jede Wurzel m: Wege strauchelnd, als ob ihm da' Miste den Dstrst oersagten. Das Gewehr trug er jchußdc > . >nce dem Arrme. denn er sagte Eich:man weiß n:. ie Tannen in em Schatten bergen? Fr kam je ch ohne Anstoß hinab.

Als er bereits >'> , Müblcnhos eingetreten war, saß. 1 . noch imme- bst. :d oer Bank und starrte

mit leeren, tränenlockn Klicken die mondhelle .ckcxht

hin ans, dahin, wo er ihren Blicken rntschwunden war.

.(Fortsetzung solgtJ . , .

Hl

l,