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verkündigungsblatt
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Nr. 8».
Mittwoch, de» 1«. April ISIS
SS. Jahrg.
Ein Gespräch mit dem Fürsten Bülow.
Erinnerungen des französischen Ex Ministers Lockroy. — Die französische Revolution und das übrige Europa. — Das „große Unglück der deutsch-französischen'Mißverständnisse". — Der Sozialismus. — Bebel und die Kleineren.
lieber eine sehr interessante Unterredung mit dem Fürsten Bülow berichtet der frühere französische Marineminister Edouard Lockroy in seinen in Vorbereitung befindlichen Memoiren, von denen der „Temps" einige Bruchstücke wiedergibt. Lockroy erzählt, daß er im Sommer 1905, als Fürst Bülow in Baden-Baden sein .Hotelnachbar war, ihm seine Karte sandte. Er war schon früher mit Bülow in Verbindung getreten, der ihm als Staatssekretär den Besuch der deutschen Werften gestattete. Lockroy erhielt vom Fürsten Bülow eine Einladung zum Diner, bei dem sich — es war gerade die Zeit der Spannung über Marokko — ein interessantes, aber politischen Angelegenheiten sorgsam aus dem Wege gehendes Gespräch entspann.
„Der Fürst," berichtet Lockroy, „trug einen Smoking mit einigen roten Blumen im Knopfloch. Er spricht sehr- gut französisch und kennt unsere ganze Literatur gründlich. Ueber Taine, den er sehr bewundert, sagte er, daß er ihm in seinen „Or^ines äs Is Kranes ovo- temporaine" ungerecht finde."
.„Er hatte", sagte Fürst Bülow, „Ihre Revolution nicht verstanden. Er sieht in ihr schändliche Ursachen; er hält sie für das Werk einer Handvoll Besessener oder Schufte. Das heißt die Menschen verkennen und die Geschichte travestieren. Gewiß kann mm nicht alles billigen, was 1793 geschehen ist; aber man muß anerkennen, daß es im Wohlfahrtsausschuß und im Konvent Männer gab, die nicht nur von unantastbarer Rechtschaffenheit, sondern auch Organisatoren und Staatsmänner ersten Ranges waren. Taine sieht das nicht oder will es nicht sehen, und sein Werk leidet sehr darunter. Wir können kein Vertrauen mehr zu seinem Urteil haben. Ich möchte ihm auch noch einen weiteren Borwurf machen. Er zieht, die wirtschaftliche Lage und die Ursachen, die auf dem Gebiet der Wirtschaft und der Verwaltung liegen, nicht in Betracht. Die Sozialisten gehen zu weit, wenn sie sagen, daß die Revolutionen lediglich wirtschaftliche Ursachen haben;
nein, das Ideal spielt dabei immer eine Rolle. Aber die wirtschaftlichen Ursachen vernachlässigen, wenn es sich um eine Krise handelt, die ein Volk zur Empörung bringt, das ist eine Verkennung der immer großen Rolle, die die materiellen Interessen bei den Ereignissen spielen." Dann sagte der Fürst noch: „Die französische Revolution ist kein lokales Geschehnis, sie ist mehr oder weniger ein europäisches Ereignis; sie hat den alten Kontinent umgewandelt, sie hat die alte Geschichte erneuert. Wir alle leben von ihr. Frankreich ist das Opfer der Wohltaten gewesen, die es über die Welt ausgestreut hat."
Dann warf Fürst Bülow einen historischen Rückblick aus die deutsch-französischen Beziehungen. „Sie sind," sagte er, „die beiden großen Völker des Kontinents". Deutschland ist mit seiner Literatur, seinen Künsten, seiner wirtschaftlichen Bewegung dem englischen Einfluß und dem italienischen Einfluß unterworfen gewesen. Aber keine Nation hat mehr Einfluß auf Deutschland geübt als Frankreich. Im achtzehnten Jahrhundert ist Deutschland zuerst von Voltaire, Rousseau und den Enzyklopädisten erobert worden. Später und auch noch in unserer Zeit sind es französische Ideen, die auf den deutschen Volksgeist den wirksamsten Eindruck- machen. Es ist ein großes Unglück, daß „Mißverständnisse" die beiden Völker getrennt haben. Sie waren geschaffen, um sich zu verstehen und um an der Spitze der Zivilisation zu marschieren. Die Welt würde ihnen heute den Frieden verdanken, den ununterbrochen Fortschritt, kurz die Ruhe."
„Das alles war keine Politik", fügt Lockroy diesen Bemerkungen hinzu, „und das alles war doch Politik. Drückte es seinen wahren Gedanken oder seinen diplomatischen Gedanken aus? Im Grunde jucht Deutschland die Allianz mit uns; es hofft uns für den Tag seines Kampfes mit England auf seiner Seite zu haben. Es wendet alle MittÄ an: die Drohung und die Um- schmeichelung. Auf jeden Fall amüsierte ich mich sehr über dieses Lob Frankreichs und der Revolution seitens eines Deutschen, der Minister eines absoluten (sie! Die Red.) Souveräns war."
Bülow sprach dann zu mir noch, berichtet der Besucher weiter, von den Sozialisten und Bebel. Dieser erscheine ihm als ein Mann von Ueberzeugung, aber von einer Art religiöser Schwärmerei (nn ssprit reli^ieux). Er glaubte an die Lehren von Karl Marx, wie die Christen an das Evangelium. Er habe den Fanatismus des Kollektivismus. „Es ist übrigens", sagte der
Fürst, „ein bedeutender Redner, ein Mann, der durch Arbeit und Nachdenken hohe Bildung gewonnen hat. Er überragt die anderen um Haupteslänge, um so mehr, als die Anderen im ganzen weniger überzeugt sind. Die sozialistische Partei bringt ihnen eine Rente, sie sind als Abgeordnete, als Agitatoren, als Schriftsteller, als Parteiführer bezahlt. Vielleicht fürchten sie innerlich den Sieg ihrer Ideen, der sie ihre guten Stellungen kosten könnte."
Bülow lud Lockroy dann noch ein, ihn in Berlin zu besuchen. Diese Einladung, setzt Lockroy dann für seine Landsleute hinzu, habe für ihn nichts Ueberraschendes gehabt. Er habe nach seinem Besuch der Werften irr Kiel, Wilhelmshaven und Danzig über diese vielbeachtete Artikel geschrieben, in denen er zugleich seinen Befürchtungen und seiner Bewunderung Ausdruck gab. „Diese Reise," sagt er, „hatte mir die Augen über vieles geöffnet. Nicht, daß ich mehr als zuvor der Freund Deutschlands geworden wäre, aber ich hatte seine Kraft verstehen gelernt und erkannt, daß es auf dem wirklichen Wege der Zivilisation und des Fortschritts sei."
Bei dieser Gelegenheit erzählt Lockroy auch eine hübsche Wagneranekdote. Er gedenkt der Fürstin Bülow, die in Gestalt, Haltung und Sprache durchaus Italienerin geblieben, und deren Leidenschaft die Minsk sei. „Die Politik," sagte er, „scheint ihr ziemlich verächtlich. Sie lebt in Wagner, und ihr Geschmack sind symbolische Poesien. An der Nordseeküste sieht sie in den Wolken den Walkürenritt vorüberbrausen. Sie erzählte mir übrigens ein hübsches Wort von Wagner. Eines Tages, als sie mit ihm über Musik sprach, sagte ihr Wagner: „Ich gestehe Ihnen, daß ich die Ros- sinischen Opern liebe; sagen Sie es aber den Wagnerianern nicht, sie würden es nrir nicht verzeihen!" -
Deutsches Reich.
Gastwirte nnd Liebesgabe.
Berlin, 6. April. Eine Delegiertenversammlung des Verbands der Gast- und Schankwirte für Berlin und die Provinz Brandenburg nahm Stellung zu der geplanten Aufhebung der Brannt Weinliebesgabe. Der Verbandsvorsitzende Otto Strauß ans Berlin führte aus: Der Verband habe zwar früher immer die Aushebung der Liebesgabe gefordert, die Verhältnisse haben sich aber geändert, seitdem es der Spirituszentrale mit
Wenn du sicher wäblen willst im Konflikt zweier Pflichten, wähle diejenige, die zu erfüllen dir schwer fällt.
Marie v. L b n x r-Eschen bach.
Die Goldmühle.
Roman von Margarete Gebring.
Nachdruck verboten.
(Fortsetzung.)
„Hast recht, Flori. Ein feines Erbe, das der Gold- Müller einmal seinem Sohne hinterläßt — ich inein' net den Himmel, wenigstens net den, von dem der Pfarrer immer Predigt, denn für den bist noch net reif und mündig, so wie du zur Zeit bist; aber das andere mein' ich, die Mühle und das Mühlengut, das später einmal dein wird, wenn ich nimmer da bin. Konntest wahrlich Alfrieden und dankbar sein! Nnd dabei bist solch ein Tös- sel und Nichtsnutz, Meinst wohl, der Vater ist dumm und blind dazu? Was soll das Getu mit dem Dienstboten? — mit der Eva mein' ich! Einen seinen Sohn Albe ich mir da, scheint's, herangezogen. Das hört aus! Verstehst du? Wie du noch beim Militär warst, bist Uon so gewesen, und ich Hab' damals ein Auge zu- Udrückt, weil doch nichts Ernstliches dahinter war und weil's die andern auch net besser machten; aber im pause will ich reine Bahn haben, verstehst? Jetzt laß endlich die Albereien und mach' Ernst und den^ ans Heiraten, daß eine ordentliche Frau ins Haus kommt und die Wirtschaft mit den'fremden Weibsleuten aus- Mt! Ich will schon was Passendes für dich aussuchen, brauchst keine Angst zu haben. Lange genug Hab' ich dir deinen Willen gelassen, aber jetzt pfeift's aus einem andern Loche, merk dir's! Die Dummheit mit der Eva batt'st net machen sollen, schäm' dich!"
Das war eine lange Rede, wie sie der Goldmüller "scht alle Tage hielt, und sie verfehlt ihren Eindruck UM, und wenn es nur der gewesen wäre, daß es Florian noch unheimlicher und ungemütlicher ums Herz wurde, als vorher.
, Der Müller wischte sich den Schweiß voy der Stirn
und frng: „Na, was gibst an dazu? Bist doch sonst uer gerade aufs Maul gefallen, werm's gilt, dich zu verdefendieren."
Ja, was sollte er sagen? Er war auf schlimmeres gefaßt gewesen und hatte erwartet, daß der Vater heftiger werden würde. Wie es in Wirklichkeit um ihn und Eva stand, davon schien ja der Vater allerdings noch keine Ahnung zu haben, sonst wäre er ganz anders ausgetreten; und doch erblaßte er bei dem Gedanken an Eva und bei der stillen Frage, was nun werden sollte, nachdem es bereits so weit zwischen ihnen gekommen war, daß an ein Zurücktreten nicht gut mehr zu denken war. Wenn er vollends hätte ahnen können, was Eva in demselben Augenblick, wo der Vater mit ihm redete, ihm daheim hatte anvertrauen wollen! Er schlug die Augen nieder und sagte eine Weile kein Wort, bis der Müller von neuem in ihn drang, diesmal schon energischer: „Na zum Donner noch einmal, was stehst denn da wie ein begossener Pudel und läßt die Ohren hängen? Tu doch 's Maul auf und red' ein vernünftiges Wort! Oder hast's reden verlernt? Wie ist's und wie steht's und was hast deinem Vater zu antworten?"
„Vater," sagte Florian, „hör' mich an und laß mich ausreden! Ich weiß, daß du immer gut und nachsichtig zu mir gewesen bist, und es ist mir net einerlei, sondern leid, daß die Sache mit der Eva dich erregt und verdrösse:? hat. Mit einem Lügenwort sollst aber net von mir bedient werden nun, da du mich ins Gesicht fragst — ich lieb' die Eva! Sie ist ganz anders, als alle die andern Mädel, die ich kenne, und ich Hab' im Leben noch keine so gern gehabt, wie sie —"
„Was? Und das sagst —"
„Laß mich ausreden, Vater, ich bitt' dich drum! Die M>a hat bereits seit Wochen mein Wort. Muß es denn durchaus eine Reiche sein, die ich frei', wo wir selbst schon so begütert sind?"
Der Müller stand sprachlos und schüttelte den Kops. „Nein so eine Narretei!" brauste- er endlich aus; „so weit ist's schon zwischen euch? Verspruch habt ihr be- xeits miteinander Meiert? Und unsereiner wird gar net
gefragt dabei? Das sind mir ja ganz neue Moden! Sag', bist denn ganz außer Rand und Band? I, da soll doch gleich ein heiliges Kreuzbombengranatciidonner- wetter dreinschlagen!"
„Vater, red' net so laut, das Gesinde hört's ja sonst drüben aus der Wiese!"
„Mögen sie's meinthalben hören, was für ein Nichtsnutz du bist und was für ein Dummkopf dazu, Himmelkreuzmohrenelement ! Na, vorderhand bin ich ja noch da, und solang' ich noch die Zügel in Händen Hab', wirst dich wohl noch gedulden müssen. Bon der Lieb' allein lebt kein Mensch, das solltest nachgerade wissen, und von mir bekommst keinen roten Heller, wenn du dich so wegwirfst und willst ein Gesinde heiraten. Das war' ja wohl das erste Mal, seit die Goldmühle steht und der Goldbach die Räder dreht." —
„Aber Vater -"
„Schweig still nnd red' kein dummes Zeug, ich werd' sonst noch fuchsteufelswild! Hast dummes Zeug schon genug geschwatzt. Weißt, was du verdient hast? Eine Backpfeife sollt' ich dir geben, daß du dich um und um drehst!" ' ,
„Vater, das - das wenn du tätest, ich wüßt', was ich zu tun hätt'. Den ersten besten Strick nahm' ich und hängete mich auf den Scheunenboden; dann könnt'st die Mühle vererben, wem du wolltest."
„So? ist das der Ton, in dem der Sohn zum Vater redt, zumal wo der Vater in seinem guten Recht ist? Schäm' dich, Florian, das vergcß ich dir so bald net!"
„Vergib mir's, Vater, es ist mir nur so herans- gesahren! Warum bist auch so hart gegen mich? Dem erwachsenen Sohn bietet man doch keine Ohrfeigen mehr an."
„War' ich nur früher schon härter und strenger gewesen k"
„Ich kann doch net mein Wort und meinen Tren- schwur brechen."
(Fortsetzung folgt.)
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