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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Lei allen würlt. kostsn^Iien unil Lots» im Orts- 0 . iksMsr- ortsverkelir viertel!. A 1.35, ausserlialv liersöibön 1L l.3S, kiisru LestMgslü 3ll Kg,
Amtsblätter die Stadt Wildbad.
Verkündigungsblatt
der tlgl. Forstämter Wildbad, lkleistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Fremdenliste.
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Nr. 4«.
Samstag, den 84. Februar 1912.
29. Jahrg.
Die Gärung
unter den Kolhenbergleuten.
Bei der letzten industriellen Krisis im Deutschen Reich sanken die Löhne der Bergarbeiter und erreichten seitdem, trotz der gegenwärtigen Hochkonjunktur, noch nicht wieder die Höhe der Arbeitslöhne der letzten Hochkonjunktur. Das gab sowohl den Arbeitnehmern wie den Unternehmern Veranlassung, einer Erhöhung der Löhne näher zu treten, umso mehr, als die Lebensbedürfnisse in öer Zwischenzeit teilweise recht bedeutend im Preis gestiegen sind. Aber trotz der Bereitwilligkeit der Arbeitgeber zu Lohnerhöhungen, lehnte der Zechenverband für das Ruhrgebiet doch die Lohnforderungen der Bergarbeiter ab, da er hierfür nicht zuständig sei. Nunmehr haben die drei nicht konfessionellen Verbände, die gemeinsam Vorgehen, während die christliche Gewerkschaft sich abseits hält, ihre Forderungen den einzelnenGru- ben g e s el l s ch aft en zugehen lassen. Sehr praktisch ist dies Verfahren nicht, denn dabei kann es Vorkommen, daß bei Differenzen in einem einzigen Werk auch die übrigen Werke in den Streik hineingezogen werden; aber da die Unternehmer im Rheinland sich bisher nicht zu Unterhandlungen von Organisation zu Organisation geneigt zeigten, so wird Wohl nichts anderes übrig bleiben, als das Verhandeln mit den einzelnen Werken. Neben der Forderung einer allgemeinen durchschnittlichen Erhöhung der Löhne für alle Arbeiter um 15 Prozent unter Beseitigung der großen Lohnunterschiede für gleichartige Arbeiter wird noch eine ganze Reihe von Punkten ausge- sührt, die sich auf Wünsche mehr allgemeiner Art be- zishen, aber doch durch die Notwendigkeit, sie überhaupt zu fordern, zeigen, daß es noch manches zu bessern gibt im Kohlenbergbau. So lautet z. B. Absatz 5 der Ar- beitersorderungen: „In den Koloniewohnungen ist den Mietern volle Bewegungsfreiheit in Bezug auf Organisationszugehörigkeit, Wareneinkauf usw. zu garantieren. Ferner darf kein Zwang zur Haltung'von Kostgängern ausgeübt werden." Man sieht also daraus, daß es sich um die individuelle Freiheit der Bergarbeiter trotz der gesetzlichen Garantie in der Praxis doch noch recht schlecht bestellt ift, sonst könnte eine solche Forderung nicht gestellt werden. Aber auch sonst stehen die Arbeitgeber im Kohlenbergbau vielfach noch stark auf dem Hcrren- standpunkt und lehnen beispielsweise den paritätischen Ar
beitsnachweis immer nach wie vor ab. Ta nun der preußische Staat Mitglied des Kohlensyndikats ist, sollte er gleich einmal seinen Einfluß geltend machen und dafür sorgen, daß mehr sozialer Geist im Ruhrkohlengebiet seinen Einzug hält. An und für sich werden ja die Arbeitgeber augenblicklich, wenn sie es möglich machen können, einen Ausstand zu vermeiden suchen, da der Absatz der Kohle ein guter ist, und auch außerhalb Deutschlands der Streikgeist umgeht.
In England, wo auch die Einigung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern nicht zustande kam, hat die Regierung jetzt die Vermittlung übernommen. Premierminister Asquith selbst mit den Ministern Lloyd George, Churchill, Mc. Kenna Burton und dem Oberkommissar Askwith führt die Verhandlungen — ein leuchtendes Vorbild für unsere deutsche Regierung. Eine der Hauptforderungen der englischen Arbeiter ist das Prinzip des M in i m al l 0 h n s, das aber von den Unternehmern abgelehnt wurde. Nachträglich allerdings haben die Tirettoren der englischen Zone beschlossen, das Prinzip des Minimallohns anznerkennen, aber Sicherungen gegen Benachteiligung durch böswillige Arbeiter zu fordern. Dieses Verlangen können die Arbeiter nicht dauernd ablehnen, und tatsächlich ging von Seiten der englischen Bergleute die Antwort ein, daß sie der Einsetzung einer Kommission für die Ausarbeitung von Maßregeln zu einer gerechten Handhabung des neuen Prinzips zustimmen. Dies ist ein entschiedener Gewinn. In Schottland und Wales allerdings verhalten sich die Arbeitgeber noch ablehnend, und da besonders in Wales eine sehr radikale Strömung unter den Bergarbeitern herrscht, ist es wohl auch möglich, daß dort ein var- tieller Streik ausbricht. Käme es aber zu einem Gesamt- ausstand, dann wäre es nicht ausgeschlossen, daß die Bewegung über England hinausgrcift. In Belgien und Frankreich sollen die Kohlenarbeiter sich schon für einen Sympathiestreik ausgesprochen haben. Tann wäre es aber auch möglich, daß bei der gegenwärtigen gespannten Lage der Ausstand auf Deutichland übergreifen würde. Und so könnte schon eine Art internationaler B erg ar beiterstre i k zur Tatsache werden, von dem der englische Arbeiterführer Keir Hardie auf dem französischen Sozialistenkongreß gesprochen hat.
Bei dem Bäcker kaufen Korn, bei dem Schmiede kaufen Kohlen, Bei dem Schneider kaufen Zwirn, hilft dem Käufer auf die Sohlen
Fr. v. Logau.
L?1
Die Tochter.
Roman von Adolf
illdrand.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
So hatte sich's Alfred nicht gedacht: cs ward ein Ri'gentag, einer von den allerbesten, die man in Salzburg und seinem Hinterland erleben kann. Es war, wie wenn die nassen Wolken sich schüttelten, sie gaben uicht eine Sekunde Ruhe, ihnen kam auch noch aus Westen ein Wind zu Hilfe, der den Wanderern das Wolken- wasscr in die Augen warf. Die Damen und ihr Gast Mn tapfer aus, um ihren trotzigen Spaziergang zu machen; sie plauderten gegen die beiden Lärmmacher Regen und Wind desto lauter an, sie lachten, Ina sang auch; es währte aber nicht lange, so kehrten sie doch um, zur „Schutzhülle", wie Ina jetzt die Billa nannte. „Das wird hübsch!" sagte das Mädchen, als sie sich wieder cntmäntelt hatten. „Kein Mittagessen vor der Tür. Kein Tennis. Kein Mondscheinabend auf der Terrasse. Man will unser Unglück! — Sind Sic sehr unglücklich, Herr Gast?"
Ihre braunen Augen fragten und lachten. Sie schie- En zxi sagen: ich nicht!
„Ich auch nicht!" antwortete Alfred.
Albertine lachte. Dann warf sie aber einen ernsthaften, frauenklugen Blick aus ihn. Sie warf einen zweiten aus Ina; deren Augen strahlten nun. Nein, dachte von einem plötzlichen Gedanken ergriffen, unglücklich s'nd sie beide nicht!
„Mir kann ja nichts geschshn," sprach Alfred weiter; -Mnin der .Lockstein nicht herunterkommt und die Villa Wmßdorn begrübt, alles andere ist mir recht. Was kön- wir nicht alles! Klavier spielen, tanzen, singen, wdeln, schwatzen. . . Dabei nütze freilich ich nicht viel. Es ich etwas Vorschlägen, wobei ich einigermaßen nütz- werde?"
„Sn unbrauchbarer Herr, nur zu!" sagte Ina lustig.
„Ich habe mich für meine Studienreise durch die deutschen Stämme natürlich auch etwas vorbereitet; mit ganz besondrer Lust und Leidenschaft Hab' ich mich in unsre Dialekte vertieft; wie wird einem da deutsch zumut! Und wieviel von unsrer Geschichte ist drin! Unsre Mundartendichter — wie viele Talente haben wir. Tie kenne ich wohl alle. Hab' immer ein paar bei mir, in der Tasche; möglichst kleine Bändchen. Hebels alemannische Gedichte, oder Nadlers „Fröhlich Palz, Gott erhalt's", oder die Bayrischen: Kobell, Stieler und so iveiter. Jetzt trag' ich den alten Grübe! herum, den Nürnberger Stadtflaschner und Harnischmacher; es steckt so viel Leben und Spaß und Anmut in seinen „Gedichten in Nürnberger Mundart". Auch einen Fritz Reuter Hab' ich in der Tasche —"
„Bravo! Bravo!" rief Albertine. „Da sind wir ja geborgen. Tie Bayern haben wir selber hier. Und den Stelzhamer, den Oesterreicher —"
„Und den Hebel au!" fiel Ina ihr ins Wort. „Ter unbrauchbare Herr liest uns vor; alles, alles!" Eie sprang und tanzte im Zimmer herum: „Wir studieren das deutsche Volk! Wir studieren das deutsche Volk!"
„Das Mädel schnappt über, Gott weiß warum. — Hol lieber die Bücher, aus Vaters Stube- Wir haben vor Tisch noch etwas Zeit —"
„Ja, dir Uhr schlägt zwölf, sie schlägt Hurra, und wir fangen an!
Wer a Geld hat, kann ins Theater fahr'n,
Und wer kans hat, macht sich z'H a us 'n Narr'n... Hurra!" Sie tanzte zur Tür hinaus.
Ueberschnappen? dachte Alfred. Der selig überschnappt, das bin ich! — Er zog seinen Grübe! und seinen Reuter hervor, stimmte in Gedanken seine Kehle; wie im Husch war auch Ina schon rvieder da, die Bücher in der Hand. Sie kam zu ihm, die Augen auf ihn gerichtet, mit einem seltsam fragenden Blick; legte die Bücher auf das Tischchen, neben dem er saß, und kehrte auf ihren Platz, einen Schaukelstuhl, zurück. nun sang' nur an! sagte ihr Gesicht.
„Mit wem soll ich anfangen?" fragte Alfred, als antworte er auf ihre Kumme Bitte.
Deutsches Reich.
Aus dem Reichstag.
v. X. Berlin, 22. Februar.
Schluß der Zolldebatte.
Die gestern angefangene Teueruugs- und Agcarde- batte wurde heute beendet, ohne daß man behauvren kann, daß sie eine Vertiefung erfahren hätte. Als der sozialdemokratische Abg. Antrick heute die Debatte eröffnele, behaupteten böse Zungen, er wolle seine berühmte Tauerrede WM Zolltarif, die er im Dezember 1902 nach nur Lstündigcr Dauer habe abbrechen inüssen, heute zu Enoe führen. Tatsächlich verbreitete er sich in seiner Rede ausführlich über den Zolltarif und berief sich dabei auch auß eine am 17. Oktober 1902 von ihm im Reichstag gehaltene Rede. Tie wenigen Abgeordneten, die im Saale geblieben waren, quittierten darüber mit .Heiterkeit, da sie Offenbar annahmen, er habe damit jene Tauerrede vom Dezember 1902 gemeint.
Nach dem sozialdemokratischen Redner ergriff der Reichsschatzsekretär Wermuthdas Wort, um zu erklären, daß der Bundesrat in seiner heutigen Sitzung den bereits, in Aussicht gestellten Beschluß gefaßt habe, den Zoll auf Kartoffeln vorjähriger Ernte bis zum 1. Mai zu suspendieren.
Ter Abg. Giesberts (Ztr.) präcisierte dann nock- mals den Standpunkt seiner Partei, wobei er sich mit besonderer Schärfe gegen die Sozialdemokratie wendete. Diese reagierte darauf durch zahlreiche Zwischenrufe, wobei auch das Wort Demagoge fiel. Ter Vizcvrcksidcut Tove sah sich verschiedene Male genötigt, den Redner, zu ersuchen, mit den Zwischenrnfern keine Zwiegespräche zu führen. In ruhigere Bahnen lenkte die Debatte, als hierauf der. Abg. Weilnböck, ein Konservativer von der bayerischen Spielart, das Wort zu seiner Jungfernrede ergriff, um speziell auf bayerische Verhältnisse eiuzugehen. Dis Schuld an der Teuerung schiebt der konservative Redner dem Handel zu; dieser müsse ausgeschaltet werden. Nachdem dann der Abg. Feg ter (Fortfchr. Bp.) nochmals die fortschrittlichen Forderungen vertreten und dabei betont hatte, daß seine Freunde durch die Argumente des Staatssekretärs des Innern nicht überzeugt seien, kamen noch zwei weitere Neulinge zu Wort: der Abg. Geb- bardt (Wirtschaft!. Vereinigung) und der Abg. Hestermann (Deutscher Bauernbund). Während der Rede des
„Mit dem Nürnberger, wenn Sie mögen," sagte M- brrtinc. „Den kenne ich noch nicht.
Alfred zog seinen zerlesenen Lieblingsband von Grü- bcls Werken hervor, schlug ihn auf und suchte. Wie oftz hatte er sich selber laut daraus vorgelesen, sich in der > Mundart und im Vortrag übend, sich ins „Volk" vertiefend. Er fing mit dem Schlosser und seinem Gesellen an:
„A Schlosser haut an G'sell'n g'hat,
Tri- haut su langsam g'feilt,
Und wenn er z'Mittag g'essen haut,
Tau ober haut er g'eilt.
Ter eihcrst in der Schüssel drin,
Mr letzt ah wieder draus,
Es is kah Mensch su fleißi g'west Ban Tisch in ganz'n Haus."
Er las das Gedicht zu Ende, sah, wie sein Publikum horchte, sich ergötzte; las dann mehr und mehr. Inas Äugen wurden größer und größer; sie rückte im Schaukrlftuhl vor, so weit sie konnte, ihre Wangen wurden zu Rosen, jhre Lippen glühten. Endlich schloß er das Buch. „Ich weiß", sagte er, „das ist kein großer Dichter, vielleicht kaum ein kleiner; aber daß er doch was ist, Hab' ich an Ihnen beiden gesehen . Wie vergnügt und wie andächtig haben Sie zugehört!"
„Ich Hab' vor allem mit Verwunderung zugehört", erwiderte Albcrtine. „Nicht nur Ihre ivarnre Summe, die so viel — — wo haben Sie dieses Leben, diesen Vortrag her, daß altes leibhaftig vor einem steht? Und den Dialekt?"
„Ich habe ja auf ihn studiert; grade jo wie auj all die andern —"
„Wie auf all die andern! Ja, können Sic die alle so?"
„Ich habe viel herumgehorcht; aus meinen vier Universitäten und sonst. Was ich kann, ist ja noch nicht viel. Es wird besser werden. Ich lebe drin !— Wollen Sie noch etwas Reuter hören?"
„Ja, ich bitte; dann gcht's zu Tisch." . . ^ .
(Fortsetzung folgt.) , , . , . ,