nthÄll man sich während der Zwölfnächte gewisser Tä- sigkeiten. So. darf man z. B. während der Zwölfnächten leine Wäsche aufhängen, sonst muß man nächstes Jahr eine Haut aufhängen, d. h. es stirbt ein Stück Vieh. Man darf auch keine Stiesel schmieren, denn ein mit geschmierten Stiesel gestoßenes Vieh wird krank und stirbt. Man soll nieder nähen noch Wäsche halten, noch Nägel- oder Haarschneiden, noch die Fuße waschen. In dieser Zeit imrd auch der Witterungskalender des nächsten Jahres vom Lauer angelegt. Man macht bei ihrem Beginn an die Stubentüre 12 Ringe mit Kreide, die die 12 Tage von Weihnachten bis Erscheinungssest darstellen und in welche das Wetter dieser Tage eingetragen wird. Ein nnausgefüllter Ring bedeutet Helles Wetter, ein halb aus- ! gefüllter halbhelles, ein ganz ausgefüllter oewölttes Wet- ' rer. Diesen 12 Tagen sollen die Monate des kommendem ; James entsprechen.
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Schlauer, schlauer tlkio»,«»»«!
Eine amüsante Probe von dem Geschäftsgeist der .Chinesen in i^watau gibt ein soeben veröffentlichter Bericht des dortigen deutschen Konsuls. Swatau ist eine Stadt von Geflügelzüchtern, und ihre jungen Enten und Gänse werden in den Straits Settlements, in Bangkok und Singapore gern gegessen. Junge Kücken aber zu > verschicken, ist sehr kostspielig und riskant, das kostet Export- und Importzoll, verursacht hohe Transportspesen, Jutterkosten und Ausgaben für die Begleiter zur Wartung der' Tiere, „b'rssb LZZk" dagegen sind zollfrei, nehmen wenig Raum ein und bedürfen keiner Wartung. Da sind nun die Chinesen auf eilten genialen Ausweg verfallen. Sie lassen die Eier anbrütcn und unterwerfen sie dann einem Verfahren, das bei richtiger Verpackung das A u s s ch lüpfen der Jungen nach beendeter Seefahrt gewährleistet. Bisher ist ihnen dies nur bei Gänse- und Enten- ,eiern, nicht aber hei Hühnereiern geglückt, bei jenen aber funktioniert cs, wie der Konfulatsbericht sagt, so sicher, daß die Kücken gerade kurz nach der Landung ausschlüpfen. Die Eier sind nun zwar alles Mdere ftls frisch, aber zolltechnisch, werden sie als solche behandelt xind das genügt den Chinesen. Im vorigen Jahre wurden 11 930035 Stück ausgeführt.
Ein anderes Beispiel für die Schlauheit der Chinesen in der Umgehung von Vorschriften wird aus Schanghai erzählt. Gemäß einer althergebrachten und sonst auch genau gefolgten Bestimmung dürfen keine bewaffneten chinesischen Soldaten ohne Zustimmung des internationalen Stadtrats durch, das Fr emdenvier tel von Schanghai marschieren. Nun mußten kürzlich viele Truppen von dem an dem einen Ende der europäischen Ansiedlung gelegenen Arsenal nach dem ganz ain andern Ende befindlichen Nankinger Bahnhose geführt worden. Einen Umweg zun das ausgedehnte Fremdenviertel wollte man gern vermeiden, andererseits fürchtete matt, bei einer Anfrage an die zuständige Behörde, ob uian vielleicht den direkten Weg wählen dürfe, auf Weiterungen zu stoßen. Was tat nun die gerissene Gesellschaft? Sie entledigtes : stch einfach aller ihrer Waffen, packte diese aus große Handkarren und perdeckte sie dort, sodaß man sie nicht sehen konnte. Darauf wurden die Karren ganz gemütlich von den Kriegern durch das Fremdenvierte! geschasst. Die nichtchinesischen Zeitungen machten auf die ^ Angelegenheit aufmerksam, doch! scheint man sie, weil jetzt ' keine Truppen mehr durchkommen, auf sich beruhen zu -lassen.
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Der Mann, -er zeitlos ist.
„Ich kenne", so erzählt Peter Roseggerim „Heim- garten", „einen Mann, der zeitlos ist. In seiner Jugend ivar er nicht jung, in seinem Alter ist er nicht alt. Ungefähr fest sechzig Jahren ist er sich gleich ge-
Zukunftsträume eingesponnen, fuhr sie nach herzlichem Händedruck des Fabrikdirektors mit ihrem Vater im nächsten Zuge zur Stadt zurück.
Der Abend verging, ohne daß eine Nachricht von Dietz cintraf. Schon in der 1. Stunde hatte ein dichter Schneesall eingesetzt und die Dämmerung war früher als sonst in diesen ohnehin so kurzen Lagen hereingebrochien. Dazu begann im Kamin der Wind zu Ungen, der die Flocken vorm Fenster in aufgeregtem Tempo vorüberwirbelte. Dem bräutlichen Herzen mochte es bange werden, wenn Ursula in die Dunkelheit hinausschaute. Aber immer wieder siegte die Hoffnung, daß der Depeschenbote nun gewiß bald schellen würde.
Nach neun Uhr kam der Vater vom Besuch des Regimentsvortrags zurück. Ursula hatte mit dem Abendbrot aus ihn gewartet. Nun saß sie ihm still gegenüber und suchte insgeheim, ihrer Erregung immer wieder Herr zu werden. Dem Vater blieb ihr tapferes Bemühen nicht lange verborgen.
„Na, Ursel, was ist? Angst um den Dietz? Ach geh, der sitzt vergnügt in irgend einem polnischen Dorf und trinkt einen Grog nach dem andern und hält den dummen Polacken einen Vortrag über Lufsichisfahrt und schimpft wahrscheinlich, daß keine Postanstalt im Orte ist, und daß alle Wege zum nächsten Postamt verschneit sind. Na, Hab' ich nicht recht?"
„Hoffentlich Papa" — Und nach einer Weile in verhaltenem Schluchzen: „Ach, wenn er mich doch hätte mitnehmen dürfen, oder einen Kameraden! Mir ist aus einmal so angst um ihn!"
„Nee, Ursel, das ging nu nich. Siehst Du, wenn einer Führer werden will, da muß er auch inal allein gefahren sein. Denn dann erst keiegi er das richtige Vertrauen zu sich selbst, das ihn zum Führer qualifiziert und jeder Gefahr trotzen läßt."
Ta mußte Ursula unter Tränen lachen: sie ergriff über den Tisch hinüber das Vaters Hand und umschloß sie mit festem Truck. „Du Guter, jetzt suchst Du mich mit denselben Worten zu trösten, die Dir heute erst der Direktor: gesagt hat. Und dem hast Du doch gar nicht recht geben wollen."
„Bitte, Ursel, ich habe gesagt: Das müssen die Herren Luftschiffer doch wohl am besten wissen. Siehst Du, wenn ich auch nichts davon verstehe, ich lasse mich aber
blieben, fo in seiner Arbeit, in seinen Lebensgenuß, in seiner Weltanschauung, in seiner Kleidung, in seiner Wohnung. Bor sechzig Jahren schon war er Privatgelehrter und ist es noch Vor sechzig Jahren schon war er durch Erbschaft ein wohlhabender Manu, ohne reich zu sein, und heute ist er es noch.immer so. Vor sechzig Jahren war er Junggeselle und jetzt ist er es auch noch Bor sechzig Jahren trug er einen grauen Tuchrock, der bis zu den Knien hinabging, und einen weichen, breitkrempigen Filzhut, und heute das gleiche. Und sonderbar, die Augengläser, die er schon vor sechzig Jahren getragen, passen seinen Augen auch jetzt noch. Das Haar hat heute noch die Aschenfarbe, wie vor sechzig Jahren. Ob der Kart grau" ist, weiß man nicht, weil er sich täglich rasiert, damit das Gesicht glatt sei, wie vor sechzig Jahren. Manch-' mal schon ist an seiüer Schwelle der Tod gestanden und 'hat mit Hohlaugen durch die halbosfene Tür hineinge- lngt; allemal hat er bedächtig den kahlen Schädel ge- l schüttelt und ist wieder umgekehrt. Er kennt sich nicht aus, ob der Mann schon reis jst oder nicht ... In seiner Wohnung sind inimer die gleichen Einrichtungsstücke, die er nie ändern, nie auswechseln läßt, weil er findet, daß sic noch nicht alt sind. Die Schneider muß er mit Geld und guten Wiovten erziehen, daß sie, ihn: die Kleibers machen, iJe er seit "sechzig Jahren gewohnt jst. In der Mode waren sie eigentlich auch damals nicht, so konnten sie nicht aus der Mode kommen. Die Mode erklärt her Sonderling als den Erb fluch der Menschheit, die mit dem Feigenblatt in die Welt gekommen. Der Tierhautmantel dann war was anderes, war eine den Verhältnissen angemessene Entwicklung, eine Tracht. Wie kann man aber ein Gewand ändern, sobald man's gewohnt worden ist? Wie kann man eine Wohnung ändern, nachdem man sich hineingelebt hat? Wenn man in etwas Boden gefaßt hat, wie kann man sich immer neuerdings entwurzeln? — Der Tod kam wieder einmal Nachsehen, schüttelte den Schädel und schlich davon . . . Sich immer verändern wollen, ist eine Perversität. Aendert sich txnn hie Natur? Seit tausend und tausend Jahren gleicht ein Frühling dem andern, und .ist doch immer frisch und schön. Sich immer ändern wollen, ist Koinödiantenavt, der ernste Mann kleidet sich so, wohnt so, gibt sich so, wie es feiner Persönlichkeit entspricht. , Die Mode Veränderungen sind keine Entwicklung, sind Plebskapricen. Der wahre Aristokrat mißt alles mit langer Elle. In seiner Wohnung leben noch die vergangenen Jahrhunderte, ünd so beständig, lvie seine Wohnstätten, seine Lebensweise, jst sein persönlicher Charakter. „Einem, der das Althergebrachte nicht ehrt, bezweifle ich die Treue." — Als Forscher geht mein Sonderling stets mit der Zeit; man kann also nicht sagen, daß er eingerostet wäre. Nur die Mode war fhm widerlich. „Leute, die immer nach der Mode ausschauen und immer mit der Mode gehen, haben in sich keine Persönlichkeit und ihre kleinen Flatterseelen legen sich wie Motten ins Gewan d." — So meint der zeitlose Mann. Ich gebe ihm mein Erspartes aufzuheben. So viel Vertrauen habe ich zu dem Feststeher, der den flüchtigen Erscheinungen nicht nachgibt, sondern Herr bleibt, an dessen Tür Hie Lebensschäume abprallen und Wher sogar der Tod immer noch! umgekehrt ist — unverrichteter Sache."
Handel und Volkswirtschaft.
Dte Maul- u«S Marre»ss«Ä«>
ist weiter au?gebrochen in Lomersheim, OA. Maulbronn (von neuem); in Münchingen OA. Leonberg; in Denkendorf. OA. Eßlingen (von neuem); in Salach, OA, Göppingen; in Birkendorf Stadtgemeiude Biberach; in Ingo l dingen, OA. Waldsec. — Erloichcn ist die Seuche in Ellhyfen, OA. Wcinsbei'g; in Bückingen, OA. Hcilbronn; in Orfenhüufen und in Wiblingen, OA. Laupheim; in Hürbcl, OA. Biberach; in Eberhardzetl OA. Waldsce. '
belehren, nicht wahr? — Und nun geh schlafen, Kind. Vor morgen früh werden wir nun keine Depesche zu erwarten haben."
Mit einem Kuß wünschte Ursula dem Vater Gutenacht. Sie fand den Schlaf lange nicht und horchte, mit weit geöffneten Augen in das Dunkel starrend, aus das Pfeifen des immer mehr erstarkenden Windes. Und wenn sie entschlummert war, so schreckte sie bald wieder auf, von bösen Träumen geplagt.
Auch Oberstleutnant von Hohenberg war noch lange wach. Ei der Taus, was machte der Junge für Sachen! Hatte ihm da nicht heute abend Tietzens Kamerad, der Leutnant Stötzner erzählt, daß der Dietz vorhabe, die Nacht durch zu fahren und womöglich gar einen Rekord zu brechen.
Zuzutranen war's dem Wagehals schon. Weshalb hätte er denn auch so viel Proviant mitgenommen! Ei, ei, der Junge! Eine solche stürmische Winternacht hindurch, und bei der Windrichtung, die ihn so leicht auf die Ostsee verschlagen konnte. Wenm*das die Ursel wüßte! — Dann schlief der Oberstleutnant ein,
Der Silvestertag brach an; noch immer f'ck h?r Schnee in feinen Körnern, das Thermometer zeigte mehrere Kältegrade. T-er Vormittag schlich dahin — keine Nachricht traf ein. Mittags wandte sich der Oberstleutnant an das Büro des Luftschisfervereins. Auch hier war man ohne - jede Kunde. Doch erhielt der Fragende die einigermaßen beruhigende Versicherung, daß man in Sportkreisen noch keine Besorgnis hege; der noch ziemlich neue Ballon sei aufs Beste ausgerüstet gewesen und Leutnant v. Niederau habe durchblicken lassen, daß er eine weite Fahrt beabsichtige. Also auch hier wieder dasselbe, was gestern beim Regimentsvortrag der Leutnant Stötzner erzählt hatte.
Der letzte Abend im alten Jahre sank hernieder. Die Glocken riefen zum Sulvester-Gottesdienst. Ursula wandelte von einem Zimmer ins andere, ruhelos, tränenlos. Dem väterlichen Trost blieb sie unzugänglich; sie merkte dem Vater an, daß er sie nur um jeden Preis beruhigen wollte. In der achten Stunde sprach der Fahrtenwart des Luftschisfervereins, ein Hauptmann von der Infanterie, vor, ob Nachricht eingelaufen sei. Nichts! Weder hier noch dort.
Als es Mitternacht schlug, zog der Oberstleutnant
Vieh- und Schweinemärkte.
(Die Schweinepreise verstehen sich per Mar).
Ebingen: Auf dem letzten Viehmarkt gieng der Handel nicht besonders lebhaft. Es wurden folgende Preise erzielt: Ochsen 550—900 M, Kühe 250—440 M, Kal- bmnen 290—400 M, Rinder 190—250 M, Jungvieh 100—160 M je per Stück. Milchschweine waren 40 Paar ausgestellt, die bei ebenfalls flauem Handel zu 16—23 M pro Paar Absatz fanden.
Gaildorf: Milchschweine 20—36 M.
Herrenberg: Milchschweine 15—25 M, Läufer 40-70 Mark.
Crailsheim: Milchschweine 12- 34 M, Läufer 50-75 Mark.
Schlacht-MehMarkt Stuttgart.
27 . Dezember 19 >1
s Großvieh: Kälber: Schweine:
Ziigetriebe.i 413 480 1228
Erlös ai>L 1 Kilo Schlachtgewicht Schien, e. Qual von 88 ->-! 83 . Elpe Qa,:... vor 66 7»
2. Queck . — - > 3. O ral. . 40 . 50
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Stiere a.Jmlgr. 1. „ 92 96 1. Qual. ,, 93 , 9«
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l«üe .. Quae. — i s. Lual., . 52 . S7
Verlauf des Markier: lebhaft.
Das Äahr geht zu Ende,
aber der Ereignisse Lauf wird dadurch nicht ausgehalten. Der erste Monat des neuen Jahres wird die Entscheidung bringen über die Zusammensetzung des neuen Reichstags. Das neue Jahr muß auch die vielgestaltigen Verwicklungen klären, die am Ende des alten Jahres noch undurchsichtbar sind. Wer wird Sieger bleiben im türkisch-italienischen Krieg? Wird mit seinem Ende auch die Austeilung NordafrikaL an die europäischen Grvßmächte zu beenden sein? Wird Persien in den aufgesperrten Rachen des russischen! Bären fallen? Wie wird Deutschlands Politik sein im Zeichen des neuen Reichstags? Das neu« Jahr wird in seinem Verlauf alle diese Fragen zu beantworten haben.
Kein aufgeweckter denkender Mensch wird in solchen Zeilen eines Blattes entbehren wollen, das alle wichtigen Ereignisse im In- und Ausland mit Aufmerksamkeit verfolgt und pflichttreu darüber Bericht erstattet. Kein Einwohner unseres Orts, kein Bezirkseingesessener will das Blatt missen, das allen Vorgängen in der Stadt, in den: Bezirk, selbstverständlich auch den schwäbischen Landesangelegenheiten, nachgeht und sie wirksam bearbeitet und besprochen den Lesern unterbreitet.
So hoffen wir, daß das neue Jahr unserem Blatt eine große Schar neuer Abonnenten bringt. Unser« Freunde bitten wir, uns in der Propaganda zu unterstützen: Je größer der Leserkreis, um so leistungsfähiger, einflußreicher ist dann das Blatt. Probenummern stehen jederzeit gerne zu Diensten.
Redaktion und Verlag.
seine Tochter in die Arme und küßte ihr Stirn und Augen und suchte neue Worte des Trostes und wußte selbst nicht, was er eigentlich sprach. Heiß brannte es ihm in den Augen, das Mädel aber weinte nicht, beschämte ihn in ihrem Heroismus. Nur erbat sie sich, die Nacht im Wohnzimmer beim Lampsnichein zubringen zu dürfen. Ihr graute vor der Dunkelheit ihres Zimmers.
Im Wohnzimmer am Fenster sitzend, fand sie der Oberstleutnant am Neujahrsmorgen, merkwürdig gefaßt. Auch dieser Tag verstrich. Keine Kunde kam. Jetzt flogen die Depeschen des Luftschisfervereins nach allen Hauptorten des östlichen Preußens, des westlichen Rußlands, nach Schweden selbst und an die deutschen Konsulate dort; Niemand hatte den Ballon gesichtet.
Eine Woche nach der andern ging dahin. Mit Heldenmut überstand Ursula die furchtbare Zeit; sie mußte immerzu an die Erzählungen der verstorbenen Mutter denken, die als Braut Vater und Bräutigam hatte hinausziehen lassen müssen in den Krieg gegen die Franzosen. Der Vater war Ln der Schlacht geblieben, der Bräutigam kam als Sieger zurück. Ihrer Mutter wollte sie sich würdig zeigen. — — —
Das Jahr verging. Alle Hoffnungen, im Sommer vielleicht die Ueberreste des Ballons zu finden, hatten getrogen. Ursula hatte nur noch einen Wunsch, zu wissen, wo ihr Dietz den Tod gefunden hatte.
Herbst war es geworden, da traf beim Luftschiffer- verein eine Depesche ein aus einem Ort des nördlichen Norwegens: Im Ufergestrüpp eines Fjords habe man eine Flasche gefunden, wie sie Luftschiffer wohl als Proviant mitnehmen. Diese Flasche mit inliegendem Zettel sei bereits an dieselbe Adresse abgesandt worden.
Nach fünf Tagen hielt Ursula die lederumzogene Flasche in der Hand und las den Zettel, der die flüchtig geschriebenen Worte trug: „lieber Westpreußen vom Schneesturm erfaßt, konnte vor der Küste nicht landen, dann über Ostsee bei Nacht im Sturm vermutlich gegen Norden. Sehe keine Rettung. Leb wohl, Ursula! Ballon „Luna". Silvester morgens 1 Uhr. Leutnant Dietz von Niede-au."
Lange starrte Ursula auf die Zeilen. Dann wandte sie sich rnit tränenerstickter Stimme an ihren Vater: „Willst Du mir einen großen Wunsch erfüllen, Papa? Dann nimm Urlaub und laß uns nach Norwegen fahren!"