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mtt Erzähler vom Schwarzwald.

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Amtsblatt für die Stadt Wildbad.

Oerkündigungsblatt

der t(gl. Forstämter Wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit

amtl. Fremdenliste.

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Nr. 303.

Donnerstag, den 38. Dezember 1S11.

38 Jahrg.

Das Äahr geht zu Ende,

aber der Ereignisse Lauf wird dadurch nicht aufgehalten. Der erste Monat des neuen Jahres wird die Entscheidung bringen über die Zusammensetzung des neuen Reichstags. Das neue Jahr muß auch die vielge­staltigen Verwicklungen klären, die am Ende des alten Jahres noch undurchsichtbar sind. Wer wird Sieger blei­ben im türkisch-italienischen Krieg? Wird mit seinem Ende auch die Aufteilung Nordafrikas an die europäischen Großmächte zu beenden sein? Wird Persien in den aufgesperrten Rachen des russischen Bären fallen? Wie wird Deutschlands Politik sein im Zeichen des neuen Reichstags? Das neue Jahr wird in seinem Verlauf alle diese Fragen zu beant­worten haben.

Kein aufgeweckter denkender Mensch wird in solchen Zeiten eines Blattes entbehren wollen, das alle wich­tigen Ereignisse im In- und Ausland mit Aufmerksam­keit verfolgt und pflichttreu darüber Bericht erstattet. Kein Einwohner unseres Orts, kein Bezirkseingesessener will das Blatt missen, das allen Vorgängen in der Stadt, in dein Bezirk, selbstverständlich auch den schwäbischen Landes- angelegenheüen, nachgeht und sie wirksam bearbeitet und besprochen den Lesern unterbreitet.

So hoffen wir, daß das neue Jahr unserem Blatt eine große Schar neuer Abonnenten bringt. Unsere Freunde bitten wir, uns in der Propaganda zu unter­stützen: Je größer der Leserkreis, um, so leistungsfähiger, einflußreicher ist dann das Blatt. Probenummern stehen jederzeit gerne zu Diensten.

Redaktion und Verlag.

Pluralwahlrecht" Zum deutschen Reichstag.

Tie moderne wirtschaftliche Entwicklung führt dazu, daß für erne immer größere Zahl von Erwerbstätigen

A e sr rr e n s t e g

Roman von Ludwig Birü

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

In jeder Hinsicht ist es eine Gemeinheit, eine Frau Lür sich arbeiten zu lassen", fuhr -Adam gelassen fort. Es ist genau dasselbe, als wenn der Mensch ein Reh vor den Pflug spannen wollte. In jeder Beziehung eine Niedertracht. Und noch dazu Dich arbeiten zu lassen! Und gar erst für mich ... für mich . . . den nur einige Erinnerungen, einige Vorstellungen von einem kranken Tiere ^unterscheiden . . . ."

Sie ergriff seine Hand, und Adam fühlte, wje ihre Heißen Tränen sie benetzten.

Tu wirst Dich schon einmal dagegen empören", fuhr er fort.Wirst dagegen revoltieren. Und das Furchtbare dabei ist, daß ich es nicht wissen werde. Vor mir wirst Du es verschweigen. Du bist gut; mir wirst Du es nicht sagen. Und so werden wir leben, weiter leben . . . und ich weiß nicht . . . Die Liebe muß dann schwinden . . . sie muß schwinden . . . sie kann nicht bestehen . . . unü wir leben weiter . . . und Du arbeitest weiter, müde, herb, welk und verbittert, aus unsinnigem Pflichtgefühl . . . ich fahre fort, das Leben eines kranken Tieres zu stben . . . Und es ist keiner da, der mir den Gnadenichuß geben würde . . . sch werde von nichts wissen . . . .Und so werden wir keben, .

Sie schrie auf:

Koimel! Um der Barmherzigkeit willen, sage das nicht; nur das nicht! Körnet, ich liebe Dich, und Du bist mein Leben! Und Du bleibst mein Leben! Alles in der Welt ist mögliche nur ,dqss Eine nicht, daß ich Dich nicht mehr lieben sollte!"

Adam streichelte ihr liebkosend den Kopf, sie weinte ließe, und lange schwiegen sie beide.

Ediths Weinen ward sanfter und leiser. Adam sagte:

Jetzt weiß ich schon, warum man Dich Überall, wohin Rd« kamst, so gut empfangen hat."

Warum meinst Du?"

Deshalb, weil Du eine schöne und begehrenswerte

30)

Wohn- und Arbeitsstätte auseinanvergerissen werden. Der Arbeiter ist vielfach sehr weit von seinem eigen.lichen Wohnorte entfernt beschäftigt, den er am Montag in der Frühe verläßt und zu dem er erst am Samstagabend zn- rückkehrt. Das führt dazu, daß er einen doppelten Wohnsitz hat, in seiner eigentlichen Wohngemeiude und in seiner Arbeitsgemeiude. Daraus hinzuweiscn, ist be sonders jetzt vor den R e i ch s t a g s w a hl e n angebracht, weil sich aus diesem Umstande leicht eine Durchbrechung des Wahlrechts ergibt. Es ist schon früher vorgekommen, daß Leute mit Wohnsitz in verschiedenen Gemeinden in jeder dieser Gemeinden in die Wählerliste eingetragen waren, also bei Ausübung des Wahlrechtes in die Lage kamen, mehrfach zu wählen und somit eine .Art Pluralstimmrechts zu besitzen. Auch jetzt scheinen oerartige Doppeleintragungen in größerer Zahl vorzuliegen.

In Stuttgart hat sich, wie der dortigeBeobachter" dieser Tage mitteitte, herausstellt, daß zahlreiche Wähler ein doppeltes Wahlrecht haben. Der Gewährsmann des Blattes konnte aus einem einzigen Hause drei solcher Wähler feststellen, die auf den Fildern beheimatet, dort in der Wählerliste stehen, zugleich aber auch als Stutt­garter Wähler ihre Wahlkarte erhallen haben. Wie in Stuttgart, so wird es zweifellos auch an vielen anderen Orten sein, und es entsteht die Gefahr, daß der einfache Mann, gar nicht wissend, sich damit strafbar zu machen, an verschiedenen Orten wählt. Damit wird natürlich auch das Wahlrecht, das in Paragraph 7 Abs. 2 bestimmt: Jeder darf nur an einem Orte wählen, durch­brochen und das Wahlergebnis an den Orten, an denen der Betreffende unbefugterweise ein Stimmrecht ansübte, gefälscht. Das Reichsstrafgesetzbnch bedroht in Paragraph 10S Abs. 2 jede derartige Handlung mit Gefängnis bis zu zwei Jahren, und Verurteilungen sind schon erfolgt. Bei den Wahlen des Jahres 1907 ist sogar ein an sich geringeres Vergehen des Mißbrauchs der doppelten Eintragung in die Wählerlisten mit Strafe belegt worden. Wenn wir uns recht entsinnen, handelte es sich oainals um einen der sozialdemokratischen Partei angehörenden Rechtsanwalt, der in der Hauptwahl an dem einen, in der Stichwahl an dem andern seiner beiden Wohnsitze das Wahlrecht ausgeübt hatte. Es handelte sich dabei also nicht eigentlich um die Ausübung eines Plnralwahlrechts, sondern um zeitlich auseinanderliegendes Wahlen an zwei verschiedenen Orten. Do? aber Haupt- und Stichwahl ein zusammenhängender Akt sind, so verstieß stlbswerständlich auch dieses gerrenme Wählen an zwei verschiedenen Orten j

junge Frau bist! Einer-schönen, verlassenen jungen Frau gegenüber ist jedweder Mann liebenswürdig, weil jeder Mann etwas von ihr erhofft! Jeder Mann macht sich Hoffnungen . . . und kann sich Hoffnungen machen."

Die junge Frau, in tiefster Seele verwundet, begann von neuem verzweiflungsvoll zu weinen.

XIV.

Jetzt kamen böse Tage. Adam quälte sich und Edith. Er verletzte kalt und mißtrauisch; er verdächtigte sie. Sie erduldete alles schweigend.

Gestehe es", sagte Adam eines Tages,daß Du mich nicht mehr liebst."

Kornel,. . . ."

Du kannst mich auch gar nscht mehr lieben. Ich quäle Dich, verdächtige Dich. Wenn das wahr ist, wessen ich Dich verdächtige, dann . . . dann ist die Sache ja . j schon in Ordnung. Du liebst mich nicht. Das ist in Ordnung. Ist es aber nicht wahr, so müssen Deine Liebe, alle Deine zärtlichen Gefühle daran scheitern, daß ich Dich grundlos foltere. Ich gebe Dir gar nichts, Tu bekommst von -mir gar nichts . . . dabei martere ich Dich .... Es muß unbedingt damit -enden, daß Du mich verab­scheust."

Kornel, ich liebe Dich!"

Die Frau ist in jeder Hinsicht ein großes Misel . . . Niemand sieht, wFs sie denkt, was sie fühlt. Die Ge­danken kann auch der nicht sehen, der sieht; wie aber erst der, der nicht sieht. Es gibt so viele Männer: schöne, starke, Liebenswürdige, reiche, mächtige . . . auch dort in Deinem Amt . . . Fie haben sogar das Recht, Dir zu befehlen ... sie können qut zu Dir sein, können Dir Helsen . . . können Dir Erleichterungen verschaffen . . . warum solltest Du nicht ..."

Kornel! Um Gottes willen!"

Und fürchtest Du denn gar nicht, daß ich einmal.... eines Nachts . . . Deinen Hals umfasse .... Deinen seinen, glatten, weichen Hals . . . daß ich ihn zusammen­presse ^ . . . zuschnnre? . . ."

Kornel", sagte sie,wenn Du nicht willst, daß ich weiter lebe, so habe ich durchaus keinen Grurch, mich gn das Leben zu klammern."

gegen die Vorschriften des Gesetzes. In dem vorliegenden Falle handelte es sich um einen Anwalt, der das Gesetz kennen mußte, was aber kann geschehen, um den nicht gesetzeskundigen einfachen Mann anszuklären und ihn vor der Gefahr einer Bestrafung zu behüten?

Jetzt, kurz vor den Neichstagswahlen, kann es sich nur noch um eine möglichst eindringliche Belehr­ung der Wähler handeln, bei der die Behörden, die Presse und die Parteiorganisationen Zusammenwirken soll­ten. Wo die Wähler durch sogenannte Wahlerkartcn be­nachrichtigt werden, ließe sich durch den Ausdruck der oben erwähnten Bestimmung des Wahlgesetzes sowie der Straf­bestimmung über Mißbrauch des Wahlrechts schon einiges, erreichen, vielleicht auch durch Plakatanschlag. Für die Folge aber müßte mit allen Mitteln Vorsorge getroffen werden, daß mebrfache Eintragungen in die Wählerlisten überhaupt unmögW weichen. Ms radikalste, aber auch sicherte Mmer ywrzu wäre die gegenseitige Benachrichtig­ung voll Wohngemeiude und Arbeitsgemsinde. Wenn die Arbeitsgemeinde den Wohngemeinden die Namen der­jenigen nennt, die in ihre Wählerliste eingetragen sind und umgekehrt, dann ist zunächst eine wirksame Kontrolle inbezug auf die Poppeleintragung geschaffen, wenn auch noch keine Garantie gegen die mißbräuchliche Verwertung der mehrfachen Eintragung. Hierzu würde nötig sein, daß der Betreffende erklärt, in welcher der in Frage kom­menden Gemeinden er wählen will und daß in den Wähler­listen der übrigen Genreinden seine Streichung erfolgt. Es handelt sich bei dieser ganzen Frage um Pne sehr ernst zu nehmende Sache, der alle Parteien unterschiedslos ihre Aufmerksamkeit znwenden sollten.

Deutsches Reich.

Der bayerische Großblock gegen das Zentrum

ist zur Wirklichkeit geworden: Nach eingehenden Verhand­lungen haben die liberalen Parteien, der Bay­risch e B a u e r n b u n d, der D e u t s ch e B a u e r n b u n d und die sozialdem. Partei Bayerns ein Abkom­men für die Landtagswahlen getroffen, mit dem siele, das bayrische Volk von dem Druck der Z e n t r n m s m e hr h ei t zu befreien. Dieses Abkom­men, ist, wie die bayr. Liberale Landt.-Korr. beifügt, ein rein taktisches und berührt weder Programm noch die Selbständigkeit der einzelnen Parteigruppen. Es wird weiter wie folgt begründet:Der Zweck, das bayrische

Ergab keine Antwort; er legte sich nieder und schwieg. In «den folgenden Tagen beschäftigte er sich mit den Vor­bereitungen auf das Sterben. Am Vormittag, wenn er allein war, tappte er sich tastend bis zum Fenster hin, öffnete es und beugte sich weit hinaus über die Straßa. Viertelstunden verbrachte er so, den Oberkörper übergesehnt, dem Lärm der Straße lauschend. Er probierte, wie er sich Hinausstürzen müßte er muß sich einen großen Schwung geben, um gewiß zu sein, daß er so hinunterfliegt, daß -er sich tödlich verletzt! . . . Manchmal war er schon so .weit, daß er sich in der nächsten Sekunde hinans- schlendern wollte . . . Aber der Gedanke, daß es ihm vielleicht nicht gelingen könnte, schreckte ihn zurück. Der zweite «Stock .... und wenn er etwa nicht starb? Wenn er sich nur das Bein brach? Dieser Gedanke erregte ihm Abscheu. Er hatte auch Furcht vor der Schande. Wie sehr müßte -er sich schämen, wenn es ihm nicht gelänge. Wje häßlich, wie garstig wäre -das . . . blutend, schmutzig, blind auf dein Straßenpslaster zu liegen.

Edith, ich bitte Dich", sagte er eines Tages,schreibe ein paar Zeilen an Johann Juhasz, schreibe ihm, ich lasse ihn bitten, eines Vormittags zu mir zu kommen."

Weshalb?"

Ich will mit ihm reden."

Sie schrieb den Brief, «und am nächsten Vormittage kam der Doktor schon tzn dem gewünschten Besuche. Adam war allein zu Hause.

Hans", sagte er,Hans, ich habe eine große, große Bitte."

Verfüqc über mich."

Du hast mir versprochen, -mir zu helfen, inenn ich Deiner bedarf."

Ja"

Jetzt bedarf ich Deiner Hilfe."

Worin? Was soll ich tun?"

Gib mir gine große Dosis Morphium -oder irgenZ ein anderes Mittel .... etwas dergleichen . . . ."

FoAsetzvng folgt.