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mit Erzähler vom Achwarzwald.
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Amtsblatt für die Stadt wildbad.
Verkündigungsblatt
der itgl. Forstämter Wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Frsmdenliste.
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Freitag, den S. November 4St1.
28 . Jahrg.
Englische Kritik an der deutschen Armee.
In einer Artikelreihe, die in der „Times" erschienen ist, bespricht der militärische Mitarbeiter des Blattes die deutschen Kaisermanöve r. Er gab zuerst eine Schilderung des Terrains und der Truppen und des Verlaufs des Kampfes. Der dritte Artikel kommentierte die Führung. Der Kritiker gelangte zu einem für die deutschen Generale höchst ungünstigen Urteil. Der technischen Sprache und aller Umschreibungen entkleidet, ist seine Ansicht über die Führung des Prinzen Friedrich Leopold in die Worte zu fassen „unter aller Kritik". Die Kampagne des Generals v. d. Goltz wird wesentlich besser beurteilt, aber auch dieser Führer erhält im ganzen eine sehr mittelmäßige Note. Die Gesamtkritik gipfelt in den Worten, daß „die Oberführung beider deutscher Armeen keinerlei Beweis einer Ueberlegenheit über diejenigen fremder Armeen, denen Deutschland mutmaßlich gegenüberzutreten hätte, erbracht hat." In seinem vierten Artikel kommt der Kritiker auf die Truppen selbst zu sprechen.. Von der Infanterie heißt es, sie sei „ganz gut", wohl bewaffnet, und gedrillt, in allen Regimentern feien die Leute körperlich sehr rüstig, mit der Ausbildung des einzelnen Soldaten sei es sichtlich sehr ernst genommen worden. Aber weiter:
„Doch die deutsche Infanterie hinterläßt den Eindruck, daß die Leute im Herzen nicht bei ihrer Sache sind. Es ist nichts in ihren Augen. Die Dinge, die man im Blick eines britischen oder französischen Regiments liest, sucht man bei dem eher verdrossen aussehenden, verschüchterten, von der Maschine hergestellten preußischen Fußsoldaten vergeblich. Man hat das Gefühl, daß die Leute marschieren u. manöverieren, nicht weil es ihnen Spaß macht, sondern weil sie müssen, und daß sie ohne das Antreiben durch die Offiziere unter dem Truck der Schlacht nicht am Platze. Der deutsche Stiefel ist die denkbar schlechteste militärische Fußbekleidung. Die Märsche in Mecklenburg waren nicht hart, aber die Kolonnen ließen einen Schwarm schlapper oder fußkranker Leute hinter sich: für deren Beförderung oder Zusammenbalt unter militärischer Kontrolle schienen keinerlei Korkehrungen getroffen zu sein.
Noch enttäuschender war die Infanterie in Aktion. Große und kleine Trnppenkörper zogen kriechend zu ihren vorbestimmten Plätzen. Es ist unmöglich, sich Truppen vorznüellen, die im Felde so peinlich langsam sind wie die deutschen. Es ist kein Schneid oder Feuer
Doraliese von Freilingen.
Von Helene von Mithin«.
81 ) lN«chdv»ck verböte«.!
(Fortsetzung.)
Das Herz tat ihr nun plötzlich wieder so bitter weh. So leicht also kam man über sie hinweg? So wenig galt sie - so wenig wirkte sie in dem Herzen eines Mannes, der so dringlich um ihre Liebe geworben, nach
— daß er — sowie eine andere erschien, alles über den Haufen werfen konnte! — — Und weh tat ihr das Hetz auch deshalb, weil der Mann, an den sie so viel tiefe Gedanken, so heißes Sehnen und Hoffen verschwendet hatte, so klein, so klug, so geschmeidig war - weil er es fertig brachte — sie noch im Besitz zu wähnen und mit einer andern schon über kleine Aeußerlichkeiten der Zukunft zu beraten!
Aber dann schob sie diesen Schmerz, der nicht wachsen sollte, und durfte, mit Gewalt von sich fort.
Hatte sie ihre Kraft in dieser nächsten Zeit nicht für so viel anderes nötig? Galt es nicht, nun alle Gedanken arbeiten zu lassen, um es fertig zu bringen, das Geld, das sie Frau Alida versprochen hatte, aufzubringen?
Wenn nur dies großss, dieses furchtbare Frieren nicht wieder über sie gekommen wäre! Wenn nur der trostlose Gedanke an die einsame Zukunft jetzt schlafen wollte
— nur jetzt für die Spanne Zeit, da sie doch ihre Kraft, ihre Vernunft, ihre Gedanken für so viel andere Dinge brauchte, schlafen wollte! —
Wie nun schon so oft, so oft in letzter Zeit, war sie mit Behrens noch einmal die letzten Möglichkeiten, die sich ihr boten, den Besitz in seinem ganzen Umfang zu erhalten — durchgegangen - doch all diese Möglichkeiten zerflossen in Nichts, sowie man sie näher ins Auge faßte
— und Behrens ließ allgemach den Kopf hängen.
„Nützt alles nichts, Baroneß!" sagte er betrübt. „Die
Zeiten sind schlecht — schlechter noch, als sie vor einem. Jahr waren, und in dieser letzten Zeit — ich meine seit der Wiederverheiratung des Barons — ist viel gebraucht l
in den Bewegungen der Infanterie. Ihre Anmärsche
waren merklich schlechter als die der Franzosen. . . Im allgemeinen scheint die deutsche Armee die gehörige Verwertung des Terrains zu verachten. Die Feuerlinien lagen stundenlang in exponiertester Stellung in mäßiger Entfernung vom Feinde, und an den Feuerlinien entlang ritten Offiziere auf und ab, mit völliger Nichtbeachtung moderner Feuerwirkung. Niemals wurde der Versuch gemacht, sich während des Vorrückens einzugraben, während in der Devensive die Truppen schwache Deckungen bauten, die ihre Stellung verrieten, ohne.den geringsten Schutz zu gewähren. Die Leute zogen ihre Jacken nicht dabei aus, sondern stachen mit ihren Hacken ein bißchen im Boden herum, als wenn das Ganze eine Langweilerei wäre. . .
Die Prinzipien gegenseitiger Unterstützung der Einheiten in der Feuerlinie scheinen für die deutsche In-' fanterie ein versiegeltes Buch zu sein. Bei Attacken sah ich niemals, daß ein Vorstoß durch das Feuer der benachbarten Einheiten unterstützt' und' gedeckt worden wäre. Der Truppenkörper, groß oder klein, stand auf, ging unter Vorantritt der Offiziere und Abteilungskommandeure in einem Hopstrabe vorwärts und legte sich langsam wieder hin . . . Der Schreiber stand hinter einer Gardekompanie, als Befehl zum Schnellfeuern gegeben wurde. Nicht ein Mann unter vier zielte, alles was zustandekam, war eine Art Freudenfeuer, ungefähr in der Richtung des Feindes . . . Am schlimmsten ist der a u f f ä l l i g e M a n- gel an Interesse, den alle Ränge bezeigen, während die höheren Regiments-Offiziere viel zu alt sind unft für die furchtbare phvsische Belastung des modernen Infanterie-Kampfes vollkommen ungeeignet erscheinen."
Eine etwas günstigere Meinung äußert der Mitarbeiter der „Dimes" über die deutsche Kavallerie. Pferde- und Menschenmaterial scheinen ihm sehr gut, obwohl er meint, daß die Engländer besser reiten. Zn einem abschließenden Urteil über die Tauglichkeit der deutschen Kavallerie im Felde ist er übrigens nicht gelangt: er hat auch hier Fälle sehr unzureichender Führung bemerkt, im ganzen aber scheint ihm die Kavallerie einen höheren Grad der Leistungsfähigkeit erreicht zu haben als die anderen Waffen.
Deutsches Reich.
In Hessen finden heute die Landtagswahlen zum ersten Male nach dem unter schweren Kämpfen
worden auf Freilingen — alle Kassen sind erschöpft —
— und es liegen unbezahlte Rechnungen da — —"
Sie zuckte zusammen.
„Das letzte Gespann — Baroneß i— auch persönliche Rechnungen von der gnädigen Frau, auf den Namen des Barpns lautend — Sie wissen — —"
Ja, sie wußte. Während der letzten Lebenstage des Barons und kurz nach seinem Tode war da manches eingelaufen, aber sie hatte es nach flüchtigem Durchlesen Behrens übergeben, weil sie ja doch fürs erste nicht helfen konnte, und dann war>für eine kurze Weile alles aus ihrem Gedächtnis geschwunden gewesen — einfach ausgelöscht — weil das andere sie so ganz und gar beschäftigt hatte — das andere-
„Und was sollen wir tun, Behrens?" fragte sie mit einer fast kindlichen Hilflosigkeit, die den alten Mann einen Augenblick lang erstaunt aufblicken ließ.
„Ja - Baroneß", sagte er endlich — „Sie werden mir zürnen — aber soviel ich auch hin- und hergedacht habe — nächtelang — Baroneß — es gibt wohl nur einen Ausweg!"
„Ich weiß — Behrens - ich weiß!"
„Die Pironos!" und er wies mit der Hand nach dem Nachbargut.
„Ja — die Pironos!"
Sie sah sich nun plötzlich wieder am Grab des Vaters stehen — und hörte des Pfarrers klingende Stimme und Alix' Schluchzen — und sie hatte wieder das Gefühl, daß sie wüchse — über alle Meiffchen herauswüchse
— bis ein Blick sie traf -- ein guter wohltuender Mick - der sie zur Erde — zur Ruhe zurückzwang.
„Bruno von Pirono!"
Nun hatte er längst das väterliche Gut wieder verlassen. Alix hatte es ihr erzählt - Alix, die es von ihrem Verlobten, dem Pfarrer, wußte.
„Baroneß tollten hinüber nach Pirono gehen und mit dem alten Herrn oder der gnädigen Frau sprechen. Feinde sind uns die Pironos nicht, wenn sie auch nach
Freilingens Besitz streben-und ehe wir Fremden
in die Hände fallen-" *
durchgesührten ne wen Wahlgesetze statt. Dieses
neue Wahlgesetz sieht die direkte Wahl vor, während das bisherige Wahlrecht die indirekte Wahl hatte. In dem neuen Gesetze ist für jeden Wähler vom 50. Lebensjahre ab eine Zusatzstimme vorgesehen. Aus dem alten Gesetze, ist die Bestimmung übernommen, daß alle drei Jahre die Hälfte der 6 Jahre laufenden Mandate zu erneuern ist. Außerdem ist die bisherige Zahl von 50 Mandaten um 8 erweitert worden, von denen 5 auf städtische und drei auf ländliche Bezirke entfallen. Von den 25 jetzt zur Neubesetzung stehenden Mandaten gehören den Nationalliberalen 7, dem Bunde der Landwirte 8, dem Zentrum 5, den Sozialdemokraten 3 und dem Fortschritt und den Wilden je 1 Mandat. Zu diesen 25 Mandaten kommen noch die 8 neugeschaffenen Wahlkreise, so daß, im ganzen 33 Abgeordnete neu zu wählen sind. Fast 00 Kandidaten sind ausgestellt. Jede Partei kämpft allein. Nur in einigen wenigen Kreisen gehen Nationalliberale und Fortschrittler geschlossen vor.
HeimSurgers Wahlkreis. Der „Heganer Erzähler", ein Oberländer Zentrumsblatt, wirft der Negierung vor, sie habe es im Gegensatz zu der raschen Anordnung der Reichstagsersatzwahl im ersten Reichstagswahlkreis mit der Anordnung einer Ersatzwahl, im Landtagswahlkreis Lahr-Land (Heimburger, Dem.) nicht so eilig. Demgegenüber wird jetzt seitens der amtlichen Karlsruher Zeitung darauf hingewiesen, „daß z. Zt. die Anordnung einer Ersatzwahl im Wahlkreis Lahr-Land überhaupt nicht in Frage kommen kann, weil das Mandat nach den bestehenden gesetzlichen Bestimmungen nicht erledigt ist. Der in diesem Wahlkreis gewählte, schwer erkrankte Oberrealschuldirektor a. D. Dr. Heimbwrger hat sein Mandat nicht niedergelegt und ist äuch nicht unter Vormundschaft oder wegen geistiger Gebrechen unter Pflegschaft gestellt. Er kann daher nicht als im Sinne der Verfassung aus dem Landtag ausgeschieden betrachtet werden."
Ausland.
Der Krieg um Tripolis.
Der Umschwung zu Gunsten der Türkei.
Tie Türken haben den Stiel umgedreht. Vor >»e- uigen Wochen schossen die von den italienischen Kriegsschiffen abgefeuerten Schrapnells Löcher in den tripvli- tanischen Sand; heute wird aus Tripolis berichtet, daß türkische G e b i r g s s ch ü tze n von deu den Italienern
Er machte eine Pause, denn er erwartete, daß sie ihm in die Rede fallen und seinen Vorschlag mit Entrüstung zurückweisen würde — doch sie blieb ganz still und .schien nur erstaunt, daß er nicht fortfuhr.
„Ten Wald soll ich ihnen anbieteN - das meinen Sie wohl — Behrens, nicht wahr?"
„Ter Wald allein genügt nicht, Baroneß — auch die Aecker an der Nordseite — und die Weinberge -
Sie lächelte schmerzlich.
„Und auch das wird nicht genügen, furcht' ich, Behrens! Wir werden ihnen wohl mehr als die Hälfte von Freilingen anbieten müssen."
„Baroneß!"
„Ja Behrens — warum sollen wir'nicht ehrlich sein? Auch Sie haben ja noch Forderungen von lange her — es ist alles gebucht!"
Er wehrte ab.
„Doch, Behrens — wenn einmal Ordnung geschafft wird, dann muß, auch alles stimmen — und dann — Sie wissen wohl, daß Meine Schwester sich mit dem Pfarrer Perlobt hat?"
Er zuckte zusammen, und in seinem Gesicht erschien ein ungläubiges Lächeln.
„Frau Baronin von Prechting hat sich mit dem Pfarrer verlobt?"
„Ja — Behrens — ja! Und darüber wollen wir auch weiter gar nicht reden. Es ist ein großes Glück für meine Schwester — denn sie würde Armut und Einsamkeit wohl nur sehr schwer ertragen. Nur fürcht' ich, sie werden so - - ohne jedwede Hilfe - kaum über die ersten knappen Jahre hinwegkommen. Sie wissen ja, daß der Pfarrer nach Berlin berufen ist — nun, und da soll fürs erste das Gehalt sehr gering sein, hat mir Alix erzählt - und Sparen ist nicht ihre Sache — wenigstens das Sparen nicht, was für sie wohl nötig sein würde, wenn wir sie ganz ohne Hilfe ließen-und ein paar Schul
den von ihrem verstorbenen Mann sind auch noch da —"
Er nickte zu allem — aber der ungläubige Ausdruck wich nicht aus seinem Gesicht.
Fortsetzung folgt.