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§. !9".

Aus -er «eue» Raubvogelvoliere des Berliner ,^joo": Fütterung -er Harpyie. ^

Die Harpyie, die wegen der großen, stark nach vorn gerichteten Augen, de- eingezogenen Halsts, und de« grau, schwarz und weiß gebänderten Gefieders mit einer Eule viel Aehnlichkeit besitzt, ist einer der gesürchtetsten Raubvögel überhaupt. Die Füße sind bei ihr zu den allerstärksten Fängen ausgebildet, die wir kennen. An den langen und starken Zehen sitzen geradezu furchterregende Krallen, und die mächtig au«, gebildete Muskelatur der Schenkel verleiht ihr eine ungeheure Kraft.

Wie die meisten Raubvögel zieht sie auch in Ge­fangenschaft ganze Tiere einzelnen FleischMcken vor. und man füttert sie, wenn irgend möglich, mit kleineren Säugetieren. Beim Anblick einer Ratte z. B. sträubt unser Vogel die Federn de« Hinterkopfes zur Haube

und breitet die mächtigen, namentlich auf der Unters seit« Prächtig schwarz und weiß quergebänderten Schwingen, die riesigen Fänge werden sichtbar, un­gleich darauf wird die Beute ergriffe». Zum Fresse» selbst nimmt sich der Vogel viel Zeit; e« kann eine Viertelstunde darüber vergehen, bis er, von der Ratte Stückchen fllr Stückchen abreißend, seine Mabl«it beendet hat.

Die wenigen Harpyien, die lebend nach Europa kommen, sind wohl immer von den Indianern jung ausgezogene Vögel, denn sie sind zahm und ruhig, und geraten beim Anblick eines Menschen, auch wenn er ihren Käsig betritt, nicht in die unsinnige Angst, die viele altgesangen« große Raubvögel uiemal« ganz ab- legen können.

Oder werden bei Abfassung der Bekanntmachung am Ende gar keine Gedanken Mer den Sinn und Zweck und die Wirkung derselben aufgetvendet? Auch möglich. Ein an­deres Beispiel:Bekanntmachung" lautet die fette Ueber- schrift, alles andere, und sei es noch so lang, versinkt in der Monotonie des gewöhnlichen Trucks, nur zum Schlüsse hebt sich wieder dasSchultheitzenamt",K. Oberamt" hervor. Jeder muß zugeben, hier ist die Ueber- schrist mit außerordentlichem Scharfsinn gewählt. Sie n>ar unbedingt notwendig, weil die Sache ja in einer Zeit­ung steht, deren Zweck natürlich ein entgegengesetzter, ein auf die Geheimhaltung ihres Inhalts gerichteter ist, wozu noch kommt, daßdie Veröffentlichung des Amts unter der RubrikAmtliche Bekanntmachungen" ausgenommen ist. Etwas, aber nicht viel besser ist es, wenn es, wie heutzutage z. B. sehr viel, heißt:Bekanntmachung, Maul- iind Klauenseuche betreffend". Ta sieht doch wenigstens ein Kaminfeger oder eine Modistin gleich, daß sie das weitere ohne Schaden ungelesen lassen können. Wer Wei­ler liest, erfährt etwa, daß in diesem oder jenem Ort die Seuche ausgebrochen sei. Groß und fett ins Blatt zu setzen:Maul- und Klauenseuche in ausgebrochen", ist eben für manchen guten Bürokraten zu einfach. Wie oft sieht man noch einMarktverbot" oder eineStra­ßensperre", iphne daß der Ort in gleicher Weise hervor­gehoben wäre. So wird jedem, der irgendwo einen Markt besuchen, eine Straße befahren will, zugemutet, die ganze Bekanntmachung zu studieren, um herauszukrie­gen, ob sie ihn berühren könne. Aehnlich ists auch noch mit vielen gerichtlichen Bekanntmachungen, die nur mit Steckbrief",Aufgebot",Gütertrennung" usw. über­schrieben sind. Und was wird an Langatmigkeit, Um­ständlichkeit und Unklarheit des Inhalts verbrochen!

Wie schwer der richtige Bürokratismus etwas zu­lernt, zeigt sich gerade auch auf diesem Gebiet. Dicht unter und neben den Bekanntmachungen stehen die In­serate der Geschäftswelt, fast jedes ein Beispiel dafür, wie es gemacht werden muß. Wenn der Bürokrat nur etwas die Augen öffnet, mutz er merken, welche Mühe, welche Berechnung der Mittel, welchen Scharfsinn der Ge­schäftsmann aufwendet, um den nächsten Zweck seiner In­serate, das Gelesenwerden, zu erreichen. Genau so gut als wie der Geschäftsmann muß sich der Beamte klar machen, wie heutzutage die Zeitungen vielfach gelesen wer­den, und muß sich danach richten. Welch großen Um­fang haben die Tagesblätter angenommen, welch gro­ßen Stoff, welche Menge der verschiedenartigsten Nach­richten bringt allein eine Tagesausgabe. UndZeit ist Geld" ist bekanntlich das Leitmotiv der Gegenwart. Die wenigsten Menschen haben Muhe genug, um auch nur eine Zeitung ganz zu lesen, von studieren gar nicht zu reden. Wie viele aber haben nicht nur eine, sondern meh­rere Zeitungen täglich zu bewältigen. Die Anwend­ung kürzender Methoden ergibt sich da als Notwendigkeit, die Seiten werden überflogen, nur wo eine Rubrik be­sonders interessiert, ein Schlagwort die Aufmerksamkeit fesselt, wird das weitere gelesen. Noch mehr wird diese Methode im Inseratenteil angewendet. Am ehesten aber trifft das Schicksal des Uebersprungenwerdens die amt­lichen Bekanntmachungen, schon deshalb, weil mit amt­lichen Dingen sich niemand gerne beschäftigt. Umsomehr müssen darum die Behörden auf möglichst wirkungsvolle Gestaltung ihrer Bekanntmachungen bedacht sein. Keine Behörde wird und kann eine Entschuldigung mit Ueber- sehen der Bekanntmachung gelten lassen, wenn daraus irgendwelche unerwünschte Folgen entstanden sind, und mit kühler Gelassenheit zeigt der Beamte in solchen Fällen sein Belegblatt aus den Akten, um es dem Sünder unter die Nase zu halten. Wenn es aber an einer ordnungs­mäßigen Abfassung der Bekanntmachung gefehlt hat, so ist der Beamte zum mindesten moralisch mitverantwort­lich. Manche Bekanntmachung macht fast den Eindruck, als sei es der Behörde nur um das Belegblatt zu tun. Wie aus alledem folgt, muß auch eine amtliche Bekannt­machung als Ergebnis einer genauen Erwägung des Zwecks und ihrer Wirkung in dem Meer des Gedruckten einer Zeitung durch genügende Hervorhebung des We­sentlichen die Aufmerksamkeit derer, die es angeht, zu er­regen imstande und im weiteren kurz, und klar und höf­lich sein.

Roch eine andere Art von Bekanntmachungen ist zu besprechen: die an Wegen und Stegen, in Feld und Wald angebrachten Verbotstafeln aller Art. Abgesehen von der Frage ihrer Notwendigkeit: wie viele sind zu bemer­ken, deren Form, Inhalt, Art und Weise der Aufstell­ung jede vernünftige Ueberlegung vermissen lassen. Daß die Textseite in der Längsrichtung des Wegs steht, ist fast die Regel, während doch nur eine quer oder schräg zur Wegrichtung gestellte Tafel sich in das Gesichtsfeld des Passanten drängen kann. Angesichts solcher Tafeln könn­ten sich zwei Vermutungen über die An- und Absicht der Behörde aufdrängen: einmal daß sie glaubt, man begehe einen Weg deshalb, um nach Verbotstafeln zu suchen, ser- ner, daß sie nicht die Einhaltung, sondern die Uebertret- ung des Verbots zum Wohl des Gemeindcsäckels erreichen Will.

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Dippold im Zuchthaus.

Am 9. Oktober wird die Stunde schlagen, in der der ehemalige Student und Hauslehrer Andreas Dippold. "ach achtjähriger Strafhaft die Mauern des Zuchthauses ch Straubing wieder verlassen kann. Seine entsetz­lichen Taten sind noch in Erinnerung. Er hatte die beiden Söhne des damaligen Direktors der Deutschen Bank, Koch, l" einer bisher noch nicht dagewesenen Weise mißhan­delt. Der eine seiner beiden Schüler, der jugendliche Heinz Koch, war an den Folgen der entsetzlichen Mißhand­lungen gestorben. Dippold mußte sich deshalb vor dem Schwurgericht in Bayreuth verantworten, das am 9. Ok­tober 1903 unter Beifallrufen der nach Hunderten zäh­lenden Zuschauer sämtliche Schuldsragen bejahte und die achge nach mildernden Umständen in allen Fällen ver- "einte. Der Gerichtshof verurteilte daraufhin den An- Magten zu acht Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverlust. Dippold erklärte noch im Gerichtssaal, daß Aaris das Rechtsmittel der Revision verzichte und die Strafe sofort antreten wlürde. Die Bolksmassen waren

damals so erregt, daß die Behörden fürchteten, er werde gelyncht werden. Erst am nächsten Tage wurde er durch eine Seitentür aus dem Gerichtsgebäude unter starker Be-, wachung abgeführt und zunächst in das Zuchthaus Eb­rach transportiert. Später erfolgte seine Ueberführung in das Zuchthaus zu Straubing, wo er den Rest seiner Strafe abzubüßen hat. Dippold hat sich während der ganzen Zeit gut geführt und war als Lithograph tätig. In der letzten Zeit wurde er auch in der Buchbinderei der Strafanstalt beschäftigt. Im Laufe der Jahre hat er meh­rere Gnadengesuche an den Prinzregenten gerichtet. Sie sind aber sämtlich abschlägig beschicken worden und Dip­pold wird deshalb seine Strafe bis zum letzten Tage ver­büßen müssen. Wie verlautet, soll er die Absicht haben, nach Amerika auszuwandern. Joachim Koch, der Ueber- lebende der beiden mißhandelten Brüder, ist jetzt Stu­dent und studiert Rechtswissenschaft.

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Der 15jährige Sherlock Holmes.

Von einem jugendlichen Detektiv weiß derEtoile Belge" ein ergötzliches Geschichtchen zu erzählen. Der Schauplatz der Handlung AEarou<ge, ein kleiner Bor­get von Gens. Der Vorfall ereignete sich gelegentlich! derVogue", eines französischen Volksfestes, zu dem eine Menge von Manschen, darunter auch manche Angehörige deredlen" Zunft der Langfinger, aus den benachbar­ten französischen Ortschaften zusammengeströmt kommen. Auf dem Marktplatz des Fleckens spazierte unter der Menge auch der kaum 15jährige Robert Seni, als seine Aufmerksamkeit tmrch ein verdächtig aussehent^s Indivi­duum erregt wurde, das plötzlich seine Hand in die Ta­schen einer Dame versenkte, und dann, eiligst die Flucht ergreifend, eine Elektrische bestieg. Ter Knabe, der alles mit dem Scharfblick des Detektivs beobachtet hatte, folgte dem Spitzbuben und ließ ihn, als er bald darauf Aus­stieg, von einem in der Nähe stationierten Schutzmann vereisten. Man fand bei dem Arrestanten tatsächlich das Portemonnaie der bestohlenen Dame, das einen Inhalt von 50 Franken aufwies. Dem kleinenSherlock Hol­mes" der in Genf bei den Eltern wohnt, wurde von der Polizei eine öffentliche Belobung erteilt.

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Im Rachen des Tigers.

Bon isinem furchtbaren Jagderlebnis, das der eng­lische Kapitän Wellow in Agra in Hinterindien hatte, wird derInf." ^geschrieben: Im Norden ziehen sich niedrige, mit Gestrüpp bewachsene Flüchen hin, die eine ausgezeichnete Zufluchtsstätte für die T ige r bilden, weil eben die Pflanzen die Tiere zu verbergen imstande sind. Kapitän Wellow befand.sich eines Morgens mit eini­gen Begleitern aus der Tigerjagd, die anderen hatten sich gerade zerstreut, als der Kapitän in dem Dickicht des Schwarzholzes ein verdüchiges Geräusch hörte. Im sel­ben Augenblick war auch schon ein starker Königstiger sichtbar, der prrekt auf den Kapitän zusprang. Er er­kannte natürlich die sirrchtbare Gefahr, in der er schwebte, er wollte sich rasch zur Seite werfen, doch im selben .Augen­blick warf sich der Tiger auf den Mann, und es schien als sei er in der nächsten Minute ein Opfer der Bestie. Vorsichtig, wie.die Tiger Kn fein pflegen, schleppte er sein Opfer in das Schwarzholzdickicht, die Zähne hatten tiefe Risse in die Brust und die Beine gegraben. Dieser

Augenblick der höchsten Gefahr aber gab dem Manne die Unerschrockenheit und Kaltblütigkeit wieder. Der Tiger hielt ihn so .gepackt, daß der rechte Arm und per Kopf sich nicht im Bereich seiner Zähne befanden. Ter Mann griff, trotzdem er wie in einem Schraubstock eingepreßt war, in die. Seite des Gürtels, wo er zwei einläufige, Jagdpistolen zu stecken hatte, in seiner Verzweiflung drückte er los nach der Herzgegend des Feindes. Doch offenbar hatte die Kugel ihr Ziel verfehlt, oder aber sie war! zu schwach um das Leben des Tigers zu vernichten. Er ließ jedenfalls nur ein mißbilliges Knurren hören, zeigte aber keinerlei Verwundung, und schien auch nicht zorniger, als er gewesen. Nun arbeitete sich die Bestie durch das Gebüsch hindurch und der Mann wußte, haß es aus dem Rachen des Untiers keine Erlösung mehr ge­ben konnte. Mechanisch fast, schon mit versagenden Gin­nen, griff er noch einmal -nach dem zweiten Pistol, pr feuerte noch einmal, und nun durchrüttelte ein gewalti­ges Zucken den Körper der Bestie. Ein schreckliches Ge­brüll erscholl, es weckte den Mann aus der Ohnmacht, die ihn zu umfangen drohte. Dieses Gebrüll rief die an­deren Jagdgenossen, die sich entfernt hatten, ohne das Fehlen des Kapitäns ^zu bemerken, jedenfalls' aber ohne ihm Beachtung M schenken. Als sie sich der Richtung näherten, aus der das Gebrüll kam, bot sich ihnen ein; furchtbarer Anblick. In seinem Mute wälzte sich 'der Tiger, er versuchte mit ersterbenden Kräften, auf die Männer loMrgehen, die dem Jagdgenossen zu Hilfe ka­men. Im GestMpp lag der Kapitän, von einer tiefen Ohnmacht umfangen, und die Jagdgesellschaft konnte zu­erst keinen Zusammenhang finden zwischen dem, was sie hier sahen. Erst als der Kapitän wieder zu sich kaut, berichtete er, Paß er in dem Rachen des Tigers seine letzte Munde kommen sah, und daß seine Unerschrockenheit und Kaltblütigkeit ihm noch das Leben, das er selbst für ver­loren glaubte, gerettet habe.

Handel und Volkswirtschaft.

Bieh- und Schu einemärkte.

- «Viechl-vieh - icktirkt Kinttgavt.

26 September uni

Großvieh: Kälber: Schweine:

Zngetrieben 588 247 1246

Erlös ans > Kilo Schlachtgewicht Ochsen. 1. Qua!., von 86 v>- 89 . Ntihe Qual., von 68 » 88 n. Qual. . . j 6. Qual. .. 38 . 48

BuUen !. . 76 . 78 K.nder t. Qaca.. . 100 ,106

L Quai.. . 72 .. 76 Qital. 94 . 'S»

Stiere n. Im. .r. l. 87 Sv ^ i. Qual. 86 , A3

2. Quai.. 82 .. 86 i »e t. . ,. 67 68

3. Quai.. 77 . 81 , - Quai.. . 64 6«

Kilbe 1. Qua... -- : . 58 , 60

Bcrlaiv des Marlies: m'^'- belebt.

(Dis Schweinepreise verstechen sich per Paar).

Blau selben: Milchschweine 1638 Mark. Crailsheim: Milchschtveine 1635 Mark, Läufer 48 bis 85 Mark.

Gaildorf: Milchschtveine 2038 Mark.

Hall: Milchschwein« 2035 Mark.

KünzelSau: Milchschweine 16-36 Mark.

SonkurKerSstnnxse«:

Julius Runge, Sattler und Tapezier in Hall-

Nachlaß des Gerbereibrfitzers Anguß Endriß in Geislingen.

David Theurer, Schrcmermcisier in Fünsbronn.