rir»L^

LK

Nr. 198.

Amts- und 2lnzeigsbla1t für den Oberaurtsbezirk.Calw.

95. Jahrgang.

Erscheinungsweise: 6 Reklamen 2. Mk. Ans

mal wöchenir. Vn.rci.'.rnpreis: T ie tseinspallige Zei.e 60 Vsg. Lanunelanzetgen lonuiil ein Zuschlag voll 10-',^. ^eri-wr.9.

Doimcrsiag, den 88. August 1920.

BczugSvreir: In der Sind!m Triig>!rlolj,> Mk. 12.90 vierltljützrkch. Poftbejtt^Kpreis I

MI. 12.99 mk Bestellgeld. Lcyluk der «nzelgenannalinie s nyr vcrmklogS. H

^ WMS»»D»S««2SSS««llk.7ÄM»»

werden. Der Zustand, in dem sich heute d? d befindet, steht mit dieser Kundgebung im Widerspruch. -- w-.hrrjpricht

Der Krieg Mischen RMaS «O Pole«.

Die praktische Auswirkung der Konferenz von Luzern.

London, 25. Aug. Gleichzeitig mit der Uebermiitelung des Luzerncr Communiques an Kamencw wurde diefeni von Val- four eine Note übersandt, in der die englisch; Regierung festste!!i, daß die Friedcnsbedingungcn, die Rußland Polen vorgelegt habe, soweit sie der englischen und der italienischen Regierung aus den ihnen zugegangenen Informationen bekannt sind, im Widerspruch stehen mit den Bedingungen, die Kamenew s. Zt. mitteilte. Dieser wird ausgefordert, zu erklären, ob diese Infor­mationen richtig sind und ob die Sovjetregierung die Absicht hat, diese Bedingungen für Polen aufrecht zu erhalten. Balsour ver­langt in seiner Note im Auftrag des englischest Ministerpräsiden­ten Antwort bis spätestens Freitag abend und macht darauf auf­merksam, daß von der Antwort die weitere Politik der englischen Regierung gegenüber Sowjetrußland abhängt.

Paris, 25. Aug. Havas meldet, daß der Obcrkomnüssar von Danzig, Sir Reginald Tower, durch eine Note der Bot­schafterkonferenz aufgesordert worden ist, die Entladung des für Polen bestimmten Kriegsmaterials irn Danziger Hafen gegebe­nenfalls durch Truppen und Schiffe der alliierten Mächte sicher­stellen zu lassen, falls die dortigen Hafenarbeiter sich weigern sollten, die-Schiffe zu entladen.

*

Ablehnende polnische Antwort ans die russischen Feievensvorschläge.

Haag, 25. Aug. DerNicuwe Courant* meldet: Einem vom 24. August aus Minsk datierten Bericht, zufolge bedeutet die polnische Antwort auf die russischen Bedingungen eine glatte auf die Demobilisierung bezieht, unter der Voraussetzung der e Li Mobilisierung bezieht, unter der Voraussetzung der Gegenseitigkeit gutgeheißen. Die Forderung der Entwaffnung und der Herausgabe des Kriegsmaterials wird mit Entrüstung abgewies :. Der Punkt, der sich auf die Bildung einer Arbcitcr- miliz und auf die Verfügung Rußlands über die Bahnlinie BialystokKrajewo bezieht, wird als undiskutierbar erklärt. Die in der Note an Lord Curzoi; angegebene Grenze wird als unannehmbar bezeichnet. Die Demarkationslinie sollte nach pol­nischer Auffassung der strategischen Lage entsprechen. Die Ver­teilung von Land an die Hinterbliebenen der gefallenen Polni­schen Krieger wird abgelehnt, da sie eine Einmischung in die in­neren Angelegenheiten und somit eine Verletzung der Souveräni- tntsrech'e Polens bedeute. Die anderen Forderungen werden abgelehnt. Der allgemeine Eindruck ist, daß die nächste Zu­sammenkunft die letzte sein wird, da die polnische Antwort keine sichtbare Grundlage für eine Einigung bietet. ^

London, 25. Aug. Der Berichterstatter derMorning Post* in Warschau meldet, der polnische Minister des Aeußern, Fürst Sapieha, habe durch Funkentelegramm der Sovjetregierung vor­geschlagen ,mit Rücksicht auf die schlechten Verbindungen zwischen Minsk und Warschau die Friedenskonferenz nach Warschau zu verlegen. Demselben Korrespondenten zufolge ist man in Warschau der Ansicht, daß der polnische Vormarsch, außer im Süden, wo russische Reiterei noch auf ostgalizischem Boden steht, beendet ist.

Der letzte polnische Bericht.

Kopenhagen, 26. Aug. Nach einem Telegramm aus War­schau meldet der polnische Heeresbericht: Auf der Nordfront ver­suchte der von allen Seiten umzingelte Feind nach Osten zu ent­weichen und machte äußerst heftige Angriffe gegen unsere Trup­pen südlich von Mlawa. Die Angriffe wurden abgeschlagen. Eines unserer Regimenter erlitt dabei schwere Verluste. Es wurde festgestellt, daß die feindliche Reiterei die Gefangenen er­mordet. (?) In anderen Abschnitten werfen die bolschewisti­schen Truppen die.Waffen von sich und flüchten panikartig gegen die deutsche Grenze, die sie massenweise überschreiten. In den letzten Kämpfen wurden die 18. und die 32. Sovjetdivision voll­ständig vernichtet, die 34. Division gefangen genommen. Unsere Kriegsbeute ist enorm und besonders wertvoll das technische Ma­terial. An der Westfront wurde die 11. Sovjetdivision nach 5- flündigem Kampf bei Kniadow, südlich von Lomsha, entscheidend geschlagen. Unter der eroberten Beute befinden sich 7 Kamele. Nach hartem Kampfe nahmen wir Lomsha und machten dort einige tausend Gefangene. Die heldenmütige Bevölkerung wirkte mit unserem Heer in glänzender Weise zusammen. Bialystok wurde von der 1. polnischen Legionärdivision erobert. Einzel­heiten fehlen noch. Die Bolschewisten versuchten ohne Erfolg Brest-Aitowsk mit Hilfe eines Panzerzuges .anzugreisen. Dis

Gruppe Valachowiisch machte zahlreiche Gefangene und eroberte reiche Beute. Nach einem kühnen Angriff in der Gegend von Plozcza auf der -Südfront in der Gegend von Dobrotwa und Kamiouka haben unsere Abteilungen den Bug erreicht und stören dcn Rückzug Budjennys. Aus der übrigen Südfront zieht sich der Feind andauernd zurück.

Die polnischen Erfolge.

London, 25. Aug. Reuter erfährt von zuständiger Seite, das; die Polen melden, sie hätten 63 000 Gegangene gemacht uud 200 Geschütze und 1000 Maschinengewehre erbeutet.

Paris, 25. Aug. Nach einer Meldung auS London soll, den letzten Nachrichten aus Warschau zufolge, in diplomatischen lnlannt geworden sein, daß im ethnographischen Polen im ganzen L russische Divisionen operiert haben, von denen 6 vollkommen vernichtet sind.

Der deutsche Situationsbericht.

* Königsberg, 25. Aug. Zusammengcrafften Resten der 4. bolschwisnschen Armee, deren Nachhuten in der Nacht zum

24. August deü Omulcw überschritten hatten, gelang cs nach heftigem Kampfe in Richtung Kolno durchzubrechen. Der heftige Widerstand, den diese Abteilungen bei Nyschinutz lei­steten, zwang 300 Polen zum Ueberiritl über die Reichs­grenze bei Friedrichshof. Szczucin ist am 24. August von den Polen besetzt worden. Die polnischen Vorhuten erreichten am

25. August vormittags Prost! e n. Die westlich von der Bahnlinie Mlawa-Modlin abgcschnittencn Ucberieste der 4. bolschewistischen Armee werden von den Polen abgefangen. Die verfolgenden polnischen Armeen der Zentrumsfront er­reichten in flankierender llebcrholnng gegen Norden die Linie KnyfchinSlawiltiKolno. Dadurch schließen sie den Ring um die 4. und 15. bolschewistische Armee. Die bolschewistischen Truppen versuchen, sich durch Gegenstoß der Umklamme­rung zu entziehen. Nach der Einnahme Dyalistocks durch die Pole» fand dort »och ein 20stündigcr Straßcnkampf mit der Besatzung und von Erodno herangezogenen bolschewistischen Verstärkungen statt, der für die Polen siegreich auslief. Die Polen melden eine große Anzahl Gefangener und große Beute. Infolge der Demoralisierung der bolsche­wistischen Truppen und polnischer Propaganda treten Don­kosaken und Kalmuksche Truppenteile über. Im Abschnitt Brest-Litowsk und im Abschnitt östlich von Cholm und östlich von Lemberg hatten die Polen lokale Erfolge.

* Berlin, 25. Aug. Die Zahl der auf deutsches Gebiet Lbergetrctenen Russen hat sich auf 3V kM Mann erhöht.

Die Zahl der übergetketenen Russen.

Königsberg, 25. Aug. Wie wir hören, beträgt die Zahl der über dir Grenze übergetretenen Russen zwischen 50 000 und 60 >900. Seit heute Nachmittag 2 Uhr kamen drei weitere Di­visionen herüber, sodaß nach vorsichtiger Schätzung die Zahl sich auf 70 000 bis 80 000 Mann erhöhen dürste.

Zur Lage in Oberschlefien«

Eine neue deutsche Protestnote.

(WTB.) Berlin, 26. Aug. Der Vorsitzende der deutschen Friedensdrlegation in Paris hat gestern dem Präsidenten der Friedenskonferenz im Anschluß an die Note vom 21. August folgende weitere Note überreicht:

Die Lage im oberjchlesischon Abstimmungsgebiet hat sich seit dem 21. August in bedroh!! her Weise verschlimmert. Von 17 Kreisen, die unter interalliierter Verwaltung stehen, find 7, darunter der gesamte Jndustriebezirk, von bewaffneten Auf­rührern heimgesucht, die an vielen Stellen die tatsächliche Ge­walt an sich gerissen haben. Durch die Unruhen ist in der Kohlenförderung, auf die Deutschland zur Erfüllung der in Spa übernommenen Verpflichtungen anerkanntermaßen ange­wiesen ist, eine bedrohliche Stockung eingetreten. Da­mit wächst die Gefahr eines Stillstands der Industrie und ver­mehrter Arbeitslosigkeit. Gewalttaten gegen die deutsche Be­völkerung sind an der Tagesordnung. Es wird gemeldet, daß sich alliierte Truppen mit den Insurgenten verbrüdert haben. Die Sicherheitspolizei, die im Dienst der interalliierten Kom­mission Blut und Leben gegen bester bewaffnete Aufrührer einsetzen mußte, ist trotz der Hilferufe stellenweise ohne Unter­stützung gelasten worden. Die interalliierte Kommission hatte bei Uebernahme der Verwaltung in Oberschlesien bekannt ge­geben, daß sie alle Unruhestifter, wer sie auch sein mögen, rück­sichtslos und ohne Gnade verfolgen werde. Alle diejenigen, die den Frieden und die allgemeine Ordnung stören, revolu­tionäre Komplotte persuHen^ sollten Mss strengste bestraft

aber auch dem Vertrag von Versailles, nach dessen Bestimmun­gen die interalliierte Kommission die Pflicht hat, das Land zu schützen, die Ordnung aufrecht zu erhalten und die Bewohner vor tatsächlichem Schaden an Leben und Eigentum zu bewah­ren. Wiederholt hat die deutsche Regierung die Aufmerksam­keit der interalliierten Kommission und der verbündeten Haupt­mächte auf die Bewaffnung der polnischen Vereine gelenkt. Sie hat durch authentische Dokumente den Nachweis erbracht, daß von polnischer Seite, offenbar um die Abstimmung zu ver­eiteln, eine gewaltsame Erhebung vorbereitet wurde. Sie be­dauert, feststellen zu müssen, daß ihre Warnungen unbeachtet blieben und so der augenblickliche Zustand ermöglicht wurde. Die Erregung der Bevölkerung, die sich dem Terror einer be­waffneten Minderheit preisgegeben sicht, wächst und kann zu Folgen von unabsehbarer Tragweite führen. Die Möglichkeiten zur Einwirkung sind für die deutsche Regierung gering, da ihr unmittelbarer Verkehr mit dem Abstimmungsgebiet versagt ist. Von den ihr verbliebenen beschränkten Möglichkeiten macht sie Gebrauch, um eindringlich zur Ruhe und zur Besonnenheit zu mahnen. Ihre Mahnungen werden aber auf die Darret nur dann Erfolg haben, wenn in der Bevölkerung das Vertrauen auf Recht und Gerechtigkeit wiederhcrgesteklt sein wird. Dazu ist erforderlich, daß die einheimischen Insurgenten vollständig entwaffnet und die über die Grenze eingedrungenen Unruhe­stifter des Landes verwiesen werden, die Sicherheitspolizei wie­der in ihre Rechte eingesetzt und die Derwaliung der insur-- gierten Kreise und Orte den gesetzmäßigen Behörden zurück­gegeben wird. Rasches Zngreifen ist nötig. Auch kommt es darauf an, daß die Anordnungen der obersten Stelle von allen Organen gewissenhaft befolgt werden. Wirksame Maßnahmen gegen eine Wiederholung der sich jetzt abspielcnden Ereignisse sind unerläßlich. Die alliierten Mächte werden dem deutschen Volk nicht zumuten wollen, schweigend mit anznsehen, wie die Deutschen in Oberschlesten vergewaltigt werden. Das Recht und die Pflicht der deutschen Regierung ist es, sich zum Sprecher des verletzten Volksempfindens zu machen und darauf zu be­stehen, daß das eng mit dem übrigen Reich verwachsene Land im Einklang mit den bestehenden Verträgen behandelt und ver­waltet wird.

Deutscher Generalstreik als Derteidigungsmittel.

* Br«slau, 28. Aug. DieEchtes. Ztg." meldet: Angesichts des nach wie vor tatenlose« Verhaltens der Franzosen hchben die deutschen Partei- und Gewerkschaftsführer am Dienstag nachmittag halb 4 Uhr in einer Besprechung bei General Le- rond mit aller Schärfe gefordert, daß die interalliierte Kom­mission jetzt endlich durchgreife. Das Verhalten der Franzosen wurde in schärfster Weise kritisiert. Sollte bis Donnerstag nach­mittag halb 4 Uhr keine Aenderung eintreten, dann soll von deutscher Seite der Generalstreik mit aller Schärfe durchgeführt werden. Der polnische Generalstreik ist, nach derSchles. Volksztg.", vollständig zusammengebrochen.

Ratibor außer Gefahr.

Berlin, 26. Aug. Wie demBerliner Lokalanzeiger* von zuständiger Seite miigeteilt wird, ist Ratibor, das in den letzten Lagen von zehntausendköpfigen Polenbanden bedroht ! .in­mehr außer Gefahr.

Autonomie für Oberschlesten?

Berlin, 26. Aug. Wie derVossischen Zeitung* aus Ober­schlesten gemeldet wird, erwartet man dort, daß von der deutschen Regierung in den nächsten Tagen Einladungen zu einer Konfe­renz ergehen über die Gewährung der Autonomie für Ober­schlesten.

Z«r Wem Lage.

Eine neue deutsche Protestnote gegen die Ententewillkiir im Saargebiet.

(WTB.) Berlin, 24. August. Innerhalb der internationalen Kommission zur Abgrenzung des Saargebietes war es vor einiger Zeit zu einer Meinungsverschiedenheit zwischen den deutschen Vertretern und den übrigen Mitgliedern gekommen, da die Kommission die als Grenzen des Saargebietes bestimm­ten Verwaltungsgrenzen abändern wollt«. Die Friedens^ lonferenz hat in einer Ende Juli eingegangenen Note aus- geführt, daß die Grenzen von Verwaltungsbezirken unmöglich ohne weiteres, zu Landesgrenzen umgewandelt werden könnten. Die Rücksichtnahme auf die ürttu , wirtschaftlichen Interessen mache geringfügige Veränderungen erforderlich, die