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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Lelekoa Nr. 4L
Amtsblatt für die Stadt Mldbad.
verkündigungsblatt
der Kgl. Forstämter lvildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Fremdenliste.
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ZiliisarrlüSIüer Wlcldacl.
Nr. 2 r».
Donnerstag de» L4. Sept. RSLL.
2 G. Jahrg.
Deutsches Reich.
Sozialdemokratischer Parteitag.
-Von innerem !scti.-Sonderkorrespondenten).
Jena, 12. Sept.
Das Wetterleuchten in der Marokko-Rosa Lu- xem b u r g - F r a g e hat sich mit Recht als Vorbote eines nahenden Gewitters erwiesen. Heute bricht in der fortgesetzten Debatte der Sturm los, wenngleich die Sitzung niit einem heiteren Vorspiel eröffnet wird. Leber-Jena gibt gewichtig bekannt: „Wir haben in Jena ein Bolksbad (stürmische Heiterkeit), und einige Genossen haben schon gebadet . . . Weiter kommt er nicht. Ein minutenlanger Heiterkeitssturm bricht los. Man hört nur Rufe, wie: „Rosa muß 1i ne in!" Ein Hamburger Delegierter stellt sich aus die Seite Rosa Luxemburgs.
Unter allgemeiner Aufmerksamkeit nimmt der Reichs» tagsabgeordnete Fischer das Wort. Der Scheiterhaufen, der um den Vorstand errichtet worden ist, erinnert mich an die Negergeschichte, in der es heißt, daß die Neger ihren' höchsten Götzen prügeln, wenn er nicht Regen bringt. 'Die Neger wissen wenigstens weshalb sie prügeln, die um Ledebour nicht. (Lärm und Beifall.) Der Parteivorstand soll wahrscheinlich von Dittmanns (radikal) Gnaden zusammengesetzt werden. Dann fertigt Fischer Rosa Luxemburg ab. Zur Salome mit dem Haupt Molkenbuhrs sei sie nicht geworden. Ledebours Behauptung, der Parteivorstand habe die Verständigungsaktion in der Marokkofrags durchkreuzt, nennt er Geschwätz, persönliche Gehässigkeit und Wichtigtuerei. Ledebours Ruf nach dieser Aktion komme aus einen internationalen Generalstreik heraus, gegen den sich die Deutschen in Stuttgart selbst gewehrt haben. Ledebour schreit: „Unwahrheit." Fischer schließt unter lautem Beifall der Süddeutschen.
Eduard Bernstein meint, der Streit gehe um nichts. Viel wichtiger sei die Gefahr der Kriegshetze und ihre Rückwirkung auf die innere Politik. Dittmann-So- lingen polemisiert gegen Fischer. Wolf H offma nn (Zehngebote-Hofsmann): Ledebour und Rosa Luxemburg sind diejenigen, die den Parteivorstand vorwärts treiben. Motkenbnhr hat zuviel Ruhe. Der Berliner sagt: zu pomadig. Bei schnellen Mionen kann Ruhe ein Hemmschuh sein. Rücksicht ans die Wahlen braucht man nicht zu nehmen. Die Karnevalswahl 87 und Hottentottenwahl 97 wäre nie so ausgefallen, wenn das Volk rechtzeitig aufgeklärt worden wäre. Liebknecht polemisiert gegen die Krähwinkelei des Vorstandes. Statt die Sün-
Die Gabe, welche noch wertvoller ist als vieles Wissen, ist die Aunst zu lernen. . . ^.
Wilhelm v. Humboldt.
Doraliese von Freiringen.
Von Helene von Müblau.
88 Nachdruck verboten.
(Fortsetzung.)"
„Mein, Herr von Pirono — ich kann Ihre Hoffnungen nie erfüllen und darum bitte ich Sie wenn etwas anderes wie reime Freundschaft Sie zu mir führt, dann-"
Er zuckte zusammen.
,)Jch verstehe, Barvnest!" und große Betrübnis breitete sich über Heime Züge.
,Ms ist mir so furchtbar, einem Menschen ivethe zu chn!" fahr sie fort — aber es widerstrebt mir auch — den andern in einer Täuschung zu belassen — ich kann nicht unwahr sein!"
„Ich weih das, Barvneß, und schätze es an Ihnen!"
„lind Sie wollen mein Freund' sein — nichts anderes als mein Freund sein und Reiben?"
„Ich will es versuchen, Dioraliese!"
In der Nacht nach dieser Aussprache konnte sie den Schlaf nicht finden.
Nun hatte sie auch ihn abigewiefen — nun war auch
das aus -- nun lag Miedet die einsame, die hilflose
Zukunft v-or ihr! Wie kalt, wie frostig das tvar! Wie häßlich, daran zu denken, allein alt zu werden — so wie Tante Marinka — so wie tausend andere Fraueift die sich dann Herumstoßen lassen mußten — zunial, wenn sie arm waren -— arm und unwissend — wie'sie sie^ die arme, verstoßene Baroneß!
Zwei Tage lang Rieb der junge Pfarrer nach dieser Unterredung mit Doraliese ans.
„Sie muH sich ängstigen — muß mich entbehren!" sagte er sich — sie ist so viel schneller, wie ich es dachte^ Weich und demütig geworden — —' — sie wird auch die
den zu bekennen, habe man Rosa Luxemburg vorgeschoben, nach der Taktik: „Haltet den Dieb." Liebknecht schließt: „Mag D-onnerschlag kommen, das revolutionäre Proletariat wird sich bewähren!" Laue r-Sonneberg: Man soll nicht immer über den Ton janimern und heulen, wenn ein kräftiger Ton angeschlagen werden muß ; Redner wendet sich scharf gegen „die Rechte." Er meint die revisionistischen Süddeutschen.
Ledebour will ein Manöver durchschaut haben. Man habe die vorgeschoben, die an der ganzen Sache am wenigsten beteiligt seien. Da diese Andeutung auf Bebel geht, ruft Bebel erregt: „Unverschämtheit!" Bebel hätte als Wortführer nicht austreten dürfen. Ledebour kargt mit schweren Vorwürfen nicht. Parteivorstandsmitglied Ebert habe bewußt die Unwahrheit gesagt. Wir müssen wissen, schließt Ledebour, was wir beim Ausbruch eines Krieges tun sollen. Es muß sich ein Weg finden lassen; irgend etwas muß geschehen. Rosa Luxemburg, — einen roten Shawl hat sie zur Feier des Tages angelegt — fragt ironisch, ob der Parteivorstand geglaubt habe, der Panther sei nach Agadir zum Fischfängen gefahren. Bebel unterbricht sie. Darauf
Rosa L.: „Beruhigen Sie sich Genosse Bebel; bleiben Sie ruhig sitzen. Bebel hat gesagt, fährt die Rednerin fort, er iverde künftig mit Briefen an mich vorsichtiger sein. Unsere Korrespondenz hat sich Bebel nie hinter den Spiegel gesteckt. Aus der Höhe eines Jupiters, klagt Rosa L„ hat hat mau machtvoll Blitze auf mich herabgeschleudert, mich herabzureißen. Jetzt Hobe ich Genugtuung. Woher kam der stürmische Applaus nach Bebels Rede? Von den S ü d- dcutschen! (Sturm der Entrüstung! Unwahr! Wir sind ja in d?r Minorität!) Ullrich ruft: Sollen denn polnische Radikale Beifall klatschen. Ironisch schließt Rosa: „Die Lorbeeren aus dem Süden gönne ich Bebel, er hat sie reichlich verdient."
Geschickt antwortet David, M. d. R. Warum solle Bebel nicht den Beifall der Süddeutschen erhalten? Sind wir den Genossen zweiter Klasse? Wir können doch nicht alle aus der Heimat der Rosa sein. (Stürmisches Gelächter bei den Süddeutschen). Der Parteivorstand hat nichts versäumt. (Ledebour: Armer Parteivorstand!)' Es besteht kein Zweifel, daß 'wir im Interesse der Humanität einig sind in der Abwehr der Kriegshetze. Davids Rede findet Bebels Beifall, der nunmehr inis Wort ergreift. Ledebvur und Rosa, meint Bebel gemütlich, haben mich in die Wol fsschlucht der Revisionisten geworfen. Ich achte nie darauf, woher der Beifall kommt. Von jetzt an werde ich in meinen Briefen auch das „liebe"
letzten Vorurteile Der .Bord werfen, wenn ich ruhig und stäig Reibe!"
Und er rechnete gar nicht so sehr unrichtig, dpr kluge Herr von Pirono.
Ten ersten Tag der Einsamkeit ertrug Toraliese still und geduldig — ward nur, als die Dämmerung sich zuerst leise und dann immer tiefer und dunkler Wer die Erde breitete und Hann allgemach in Fensteruis überging, ein wenig unruhig und wich Tante Mgrinkas forschenden Wicken aus.
Sie nahte und strickte eifriger wie sonst und dachte über viel schöne und seltsame Dinge nach, während sie an den Deinen Kindersächelchen arbeitete.
Wie es wohl sein müßte, solch kleines, weiches Ge- schöpschen zu besitzen — dachte sie — so ganz und gar i zu besitzen —! Wie es sein müßte, wenn hilflose Aerm- I chen sich nach ihr ausstreckten — wenn große Kinderaugen sie anstrahlten — weiche Kinderhändchen sie berührten!
Nie im Leben hatte sie so recht Zeit und Gelegenheit gefunden, sich mit Deinen Kindern zu beschäftigen. Das kleine Dollypüppchen ihrer Schwester Wix, das war wohl ein süßes, goldenes Ding — aber zu sehr Prinzeßchen — zu sehr verzogen — man konnte es sich ohne Seide und Spitzchen gar nicht recht vorftellen. Sie war immer ein wenig verlegen ihm gegenüber gewesen — und hatte nicht recht gewußt, was sie mit ihm anfangen sollte.
Da unten im ,Tjorf die kleinen, schmutzigen, verwahrlosten Geschöpschen, die standen ihrem Herzen naher und die waren es auch, die die neue, seltsame Sehnsucht in ihr erweckt hatten:
Ein Kindchen besitzen — ein Deines, weiches, warmes Kinderkörperchen im Arm hatten — und dann so ein Kindchen allmählich heranwachsen sehen — den kleinen Mund sprechen lehren — den kleinen Geist sich entwickeln sehen — und dann weiter, immer weiter: die tausend süßen, törichten Fragen aus dem Kindermund beantworten — die Derne Seele leiten und führen — und-
Ach, da waren die Gedanken an einem bösen, dunklen Punkt angelaugt! Bei dem Herrn von Pirono, dem jungen Pfarrer, den sie nun — seit gestern — auch
in meiner Anrede an Rosa L. lassen. Ich habe mein Leben lang gezeigt, daß ich ehrlich meine Meinung verfechte. Bon meinem Zwischenruf an Ledebour habe ich nichts zurückzunehmen. W scheint jetzt an der Tagesordnung zu sein, uns Alten Vorwürfe zu machen. Macht voch einen Gesetzentwurf: „lieber 50 Jahre alte Genossen dürfen kein Amt annehmen." Bebel appelliert an den gesunden Sinn der Parteigenossen. Als er von der Tribüne geht, droht er den Revisionisten, die Beifall Datschen.
Klara Zetkin rechnet mit den Revisionisten ab, die das Budget bewilligt hätten und zum Ministeressen gegangen wären, .als der Absolutismus in Deutschland wie ein brüllender Löwe umgegangen sei. Molkenbuhr redet sie an: „Gretchen, ahnungsloser Engel!" Noch ein kurzerZusammenstoßzwischenLedebourund Bebet, der seinen Genossen Ledebour den taktl o s e- sten Menschen der Partei nennt, der seine eigenen Worte nicht verstehe u. die Debatte ist geschlossen. Klara Zetkin zieht die Anträge der Radikalen, die gegen den Parteivorstand gerichtet sind, zurück, da der Zweck, eine Aussprache zu veranlassen, erreicht sei. Tie Revisionisten rufen ironisch: „Re in gefallen!" Zweifellos bedeutet der Erfolg der Debatte einen SiegdesPar- teivvrstandes.
Nachmittags
hält der vielangegriffene Müller vom Parteivorstand das Schlußreferat, ohne von irgend einer Seite unterbrochen zu werden. Die Abstimmung ist in wenigen Minuten erledigt, da die nichtiügen Mißtrauensvoten gegen den Parteivorstand ob der Haltung in der Marokkofrage zurückgezogen sind. Ein Antrag aus verstärkte Landagitation wird dein Vorstand überwiesen. Fast einstimmig wird gebilligt, zwei neue Sekretäre in den Vorstand zu wählen, und die Reorganisation des Vorstandes einer 21gliedrigen Kommission zu übergeben, die dem nächsten Parteitage Vorschläge zu machen hat. Zum Kapitel „Presse und Literatur" liegen 15 Anträge vor. Erwähnenswert ist die Forderung nach populären Schriften für die Landbevölkerung, das Verhältnis der Sozialdemokratie zu den ländlichen Kleinbetrieben. Sämtliche Anträge werden nach kurzer Diskussion dem Vorstand zur Erwägung überwiesen.
In der sechsten Abendstunde wird noch über die „Jugendfürsorge" verhandelt. Es liegt eine Resolution vor, die die Arbeiterschaft aufsordert, ihre Kinder den sozialdemokratischen Jngcndfürsorge-Organifatio- nen zuzufüh ren. In scharfer Weise werden die Bestreb-
verlvren hatte, waren sie angelanA — und in ihr Herz kam es wie blutig wehe .Enttäuschung.
Nein, sie würde nie Mutter werden — nie! Eins alte, überflüssige, einsame Seele würde sie werden — eine Taute Marinka — ein Baum, der unfruchtbar geblieben! — eine Mume, die nie Duft gespendet — ein Haus, das nie jemanden ssMach gewährt hatte!
Die Hände wurden ungelenk und schlaff — das Deine Strickzeug entglitt ihnen und Doraliese saß da und grübelte und starrte vor sich hin — lange — lange, bis Tanre Marinka aus einem kleinen, sanften Nickerchen erwachte und erschrocken ausrief:
„Mein Gott gleich 11 Uhr, Kind, warum hast du mich nicht geweckt?" —
-Und schlimmer als der erste — viel schlimmer
ward dann der zweite Tag der Einsamkeit, der Ungewißheit !
Am frühen Morgen war Doraliese ins Dorf hinabgelaufen; eine gunge Wöchnerin wollte sie besuchen, die schwach und kraftlos im Bett lag. Unter dem Arm trug sie ein Paket — und in der Hand.hielt sie eine Deine Tasche mit Wein und ein paar stärkenden Bissen für die blässe Frau.
In ihrem Herzen lebte ein leiser Wunsch, den sie sich nicht einzugestehen wagte — eine leise Hoffnung vibrierte in ihr, die sie zu ersticken suchte.
Doraliese von Freilingen, die stolze, aufrechte Baroneß von Freilingen, hegte den geheimen Wunsch, den jungen Pfarrer von Pirono zu sehen, um ihm ein gutes Wort sagen — um.ihm eine Freundlichkeit antun zu können.
Älher sie sah ihn nicht. Eine Stunde läng laß sie am Bett der noch" sehr elenden Wöchnerin, hielt deren Deines, neugeborenes Kind im Arm — ließ sich berichten über alles) was so ein armes Weib zu. berichten hat und sah von Zeit zu Zeit wie lauschend, erwartend nach der Tür.
(Fortsetzung folgt.)
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