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mkt Erzähler vom Achwarzwalh.
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Amtsblatt für die Stadt wildbad.
Verkündigungsblatt
-er ttgl. Forstämter lvildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit
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Nr. 2 » 4 .
Mittwoch den IS. September ZÄ1L.
28 . Jahr«,.
Hofskandälchen.
Frau Toselli, vormals Gräfin Monrignoso und geschiedene Kronprinzessin von Sachsen, geborene Erzherzogin von Oesterreich-Toskana hat also nnn mit der Veröffentlichung ihrer schon längst angekündigten Lebensbeschreibung im Pariser „Malin" begonnen. Etwas Weltbewegendes ist dabei, bisher nicht an die Lest fenllichkeit gekommen, wenn man nicht Hofklatsch und Hoftralfch für die interessantesten Dinge auf der Welt hält. .Aber das eine Gute hat diese „Rechtfertigung sschr ist" wenigstens: sie wird auch jenen, die immer noch zu den Gefürsteten und ihrer Umgebung wie zu einer Art höherer Menschen ansschauen, wenigstens einen Teil dieses Wahns Ehmen und ihnen zeigen, daß auch diese vom Schicksal auf verantwortungsvolle.Posten gestellten Menschen mir all den Schwächen und Leidenschaften der übrigen Menschheit ansgestattet sind, ja daß sie noch mehr als das einfache bürgerliche Menschenkind Gefahr laufen, .an ihrem .Herzen und ihrem Charakter Schaden zu leiden. Das gilt sowohl von der Verfasserin, wie von -jenen, denen Frau Toselli in ihrem Buch Tadel und Lob spendet. Die engere Familie ihres Gatten kommt dabei - mit Ausnahme des jetzigen Königs von Sachsen selbst — recht schlecht weg, das gilt besonders von ihrem Schwiegervater, dem verstorbenen König.Georg von Sachsen und den Geschwistern des jetzigen Königs. Eine ausgeprägte Bigotterie und Eingenonrmenheit von ihrer fürstlichen Würde gesellte sich nach den Behauptungen der Frau Doselli bei dieser Fanrilie zu einem starken Mangel an Herzensbildung. Sie sucht das-durch die Mitteilung verschiedener Szenen nachzuweisen, bei denen ihr Schwiegervater und ihre Schwägerin Mathilde allerdings nicht sin der besten Beleuchtung erscheinen. Ihrem Gatten dagegen stellt die Exkro »Prinzessin das beste Zeugnis aus, allerdings auch nur, wenn man eine an Schwache grenzende Gutmütigkeit -als ein Lob ansehen will.
Sich selbst sucht Frau Toselli als ein Opfer ihrer anderen Artung, der Intrigenwirtschaft am sächsischen Hof und der Gutmütigkeit ihres Gatten hinzustellen. Daß aber auch ihre politischen Ambitionen anscheinend zu einem Teil mit schuld an ihrem Geschick sind, sagt sie zwar nicht selbst, doch kann man es aus ihren Geschichten schließen. Sie erzälstt, daß ihr Kaiser Wilhelm zweimal angetragen h-abe, gute politische Freunde zu werden, und auch die Geschichte der Entz w ei n ng mit ' dem allmächtigen Staatsminister v. Metz sch hat politische
Habe immer etwas Gutes im Sinne und halte dich zu "gut, um Böses zu tun.
Mathias Llaudius.
Doraliese von Freilingen.
Von Helene von Mühlau.
37, Naclüruck verboten.
(Fortsetzung.)
Sie nickte leise, aber ihr Gesicht blieb traurig.
Nein, er verstand sie nicht — konnte sie nicht verstehen. Er trug andere Wünsche sür sie im Herzen, für sie und für sich — — sie wußte es Wohl — und er -tat ihr leid —- denn nie —' nie konnte das, was er erwartete, was er wünschte, in Erfüllung gehen. Dankbar war sie ihm — innig und von Herzen dankbar — und das sollte er auch fühlen — aber weiter nichts — weiter nichts.
Kurz vor dem Weihnachtssest ' hatte sie eine seltsame Bitte an ihn.
„'Ich weiß. Sie fahren morgen zur Stadt, Herr von Pirono — und" — In ihrer Hand hielt sie eine Deine, goldene Kette — „Fch mochte — ach bitte, nennen Sie es nicht überspannt. Aber sehen Sie, von Frei- lingen möch-t' ich nur das nahmen, was wir sür unser Leben ganz unumgänglich brauchen — mehr nicht!" und das kleine, blitzende Schmuckstück zitterte in ihrer Hand.
Er verstand sogleich, toas sie wollte; aber er beließ sie ein wenig in ihrer ,Verlegenheit. Ts war so wunderbar, so fast unsaßlich, daß Doraliese, das stolz« Mädchen, bittend.zu ihn; kam - er hätte sie an sich reißen - hätte sie mit Küssen, mit heißen Liebkosungen überschütten mögen — aber er wagte es nicht — heute nicht und morgen auch noch nicht! dlber wenn das Schicksal so weiter an ihr arbeitete und meißelte, dann lag die Zeit nicht mehr fern, da zwischen ihnen das Blatt sich wenden würde! Doralisse die Hoffende, die Werbende — — und er, der dominierende, der, der es in seiner Hand hielt, sie jauchzend, froh oder elend zu machen ! Sein Herz füllte sich mit einem Schauer von Wonne,
Ursachen. Einen vielleicht einer angehenLen Königin gegenüber etwas derben Scherz des Barons v. Metzsch, der sie in Norderney — wie er sagte, um dem einfachen Geschmack der Habsburger zu entsprechen — zu einem meht als frugalen Mahl einlud, beantwortete die, Kronprinzessin Luise mit der Drohung, daß sie seinen politischen Einfluß ein schränken werde, wenn sie einmal Königin sei. Daraufhin soll sich Baron v. Metzsch ans die Seite ihrer Gegner geschlagen haben. Wahrscheinlich hat man aber überhaupt befürchtet, daß die schöne, kluge und selbständige Prinzessin Luise, wenn sie erst einmal Königin sein würde, bei der gutmütigen Schwäche ihres früheren Gemahls die eigentliche Herrscherin in Sachsen werden könnte, und das hat alle diejenigen, .die selbst Herrischgelüste hatten, veranlaßt, gegen sie zu intriguieren.
Wie weit Frau Toselli selbst an ihren: Geschick schuld ist, und wie weit sie es dem Eingreifen anderer zu danken hat, wird -durch ihre „Denkwürdigkeiten" ans alle Fälle nicht klargestellt. Man müßte dazu auch die andere Seite hören, denn -die Tendenz der eigenen Rechtfertigung tritt bei dem von Frau Toselli beigebrachteu Material dach zu sehr in den Vordergrund.
Deutsches Reich.
Sozialdemokratischer Parteitag.
sVon unserem Leb.-Sonderkorrespondenten).
Jena, 11. Sept.
klm 9 Uhr vormittags eröffnet Dietz die erste Sitzung mit der Verlesung einer Anzahl von Begrüßungstelegrammen der deutschen, dänischen, englischen und russischen Sozialdemokratie. Dann beginnt der Reigen der
Begrüßungsreden.
Ein ausländischer Gast nach dem anderen besteigt die Tribüne. Zwei Slawo-Tschechen wird geringes Interesse ent- gegengebracht, selbst als sie versichern, daß in der kleinsten Hütte ihrer Parteigenossen die Namen Singers und Bebels bekannt seien, daß die Tschechen die stolzesten Bataillone der internationalen Sozialdemokratie stellen.
Viktor Adler, der Führer der österreichischen Sozialdemokratie, geht, lebhaft begrüßt, zum Rednerpult. Der Parteitag, führt er aus, sei in einem geschichtlich entscheidenden Moment zusammengetreten. Alle Faktoren des Lebens seien aufs Pochst« gespannt. Unsere großen herrlichen Weltreiche Werden von Krieg, Hungersnot und Pestilenz bedroht, als ob wir vor 500 Jahren lebten. Je mehr die herrschenden Klassen unfähig werden, die Welt zu regieren, desto mehr wird das Proletariat die Fähigkeit bekommen, entscheidend zu handeln. Mit scharfen Worten geißelt er den slawo-nationa-
weun er sich das ausdachlte! — Sie aber fuhr in ihrer großen, scheuen Verlegenheit bittend fort:
„Wenn es Ihnen nicht peinlich ist, Herr von Pirono,
dies Deine Schmuckstück für mich in Geld umzusetzen-
Sie würden mir einen so großen Gefallen damit erweisen; es gibt so viel Armut — so viel verlangende Kinder-- herzen da -unten, die sich etwas sür Weihnachten erhoffen^ seit sie mich kennen!" —
Er nahm -die Deine Kette und versprach ihr, den Wünsch zu erfüllen und sie sah ihn dafür mit einem so innig dankbaren -Blick an, daß er es wagen konnte, die Hand, die sie ihm reichte, etwas herzlicher wie sonst zu drücken und" sie dann leis« an seine Lippen zu führen.
-— Sie dachte jo viel Mer ihn nach in diesen
Tagen und Wochen — mit einer großen Traurigkeit im l Herzerr dachte sie über ihn nach. !
,sWäre er jetzt zum erstenmal in mein Leben gekommen — hätte ich ihn nie in anderer Gestalt, als in der, die er jetzt angenommen hat, gesehen — ich glaube, dann könnte ich ihn Lieben — so aber-"
Nein - nein, über ihn denken durfte sie nicht durste ihn nur fühlen — nur ,stiU und sanft ihn ans sich einwirken lassen. Sowie sie ansing über ihn zu denken, ihn zu sezieren — dann hielt die "Freundschaft — hielten all die guten, freundlichen Gefühle, die sie für ilpr hegte, nicht an — und ^das war es, was sie jo unsäglich traurig machte. —
„Tante Marinka," sagte sie einmal, „ich kann jetzt wohl begreifen, warum -es so viel kranke, unzufriedene, überspannte .Menschen gibt. Die Untätigkeit ist schuld daran!"
Aber Tante" Marinka, die ihr ganzes Leben laug nicht viel geleistet batte, wollte darin nicht recht einstimmen.
Du sprichst von deinem "Standpunkt aus, Doraliese — weil du nun einanal zum Arbeiten geboren bist; das hast du von deiner seligen Mutter, die konnte auch das Stillesitzen nicht vertragen — — Für solche Naturen," Dolieschen, we du es bist üuid wie deine selige Mütter es ivar, ast es nicht genug, wenn sie allein alt werden
iistischen Konflikt in der österreichischen Sozialdemokratie, nm dann auf die letzten Wahlen in Oesterreich zurückzukommen. Wir haben in Wien de» schwarzen Teil des schwarz-blauen Blocks gehörig besiegt. Das Bürgertum hat dabei profitiert: „aber es ist ja immer so, die Arbeit müssen wir leisten." Es war kein sozialdemokratisch-bürgerliches Kompromiß. Wir haben, ohne ein Wort zu verabreden, die zum Teufel gejagt, die uns zuwider sind. Wir wissen genau, daß die bürgerliche Schicht zu jeder Stunde zu jedem Verrat ihrer heiligsten Güter bereit ist. Die Feinde unserer Feinde sind daher noch lange nicht unsere Freunde. Unter lautem Beifall schließt Adler mit einer Schilderung der Lebensmittelnot in Oesterreich.
Für das Auslandskomitee der russischen Sozialdemokratie versichert Axelrod, daß die Partei immer mehr wachse.
Professor Bracke, Gymnasiallehrer des Griechischen in Frankreich, spricht unter demonstrativem Beifall den deutschen Proletariern die intimste Solidarität aus. Er weiß sich eins mit ihm in dem Entschluß, die kapitalistische Festung für immer zu sprengen. Hoch die Internationale! schließt er.
Mit großer Mühe hält der seinerzeit in Stuttgart ausgewiesene englische Genosse Quelch eine deutsche Rede, um der Ueberzengung Ausdruck zu geben, daß auch nach Ansicht der englischen Arbeiter in Marokko nichts auf dem Spiel steht, was das Blut eines Proletariers wert sei. Zwei Delegiert« ans Holland und Belgien begrüßen den Parteitag und ein Vertreter Serbiens erklärt leidenschaftlich, seine Genossen daheim seien revolutionslnstig und gern bereit, eventuell einmal den Deutschen zu Hilfe zu kommen.
Berichte und Anträge.
Damit sind die Begrüßungsreden erschöpft und das Parteivorstandsmitglied Müller erstattet den Bericht des Vorstandes, während die süddeutschen Genossen ein Flugblatt „Zur Stuttgarter Delegiertenwahl. Ein unerhörter Gewalt st reich!" verbreiten lassen. Müller verteidigt in längerer Rede das Geheimzirkular des Parteivorstanves, in dem die Parteipresse auf- gejordert wird, die Gewerkschaften ob ihrer Haltung im B u ch d r u ck e r st r e i t nicht zu scharf anzugreifen. Er verteidigt auch die Haltung des Vorstandes in der Marokkofrage gegen die illoyalen Angriffe Rosa Luxemburgs. Schließlich weist er auf die imposante Treptower Friedensdemonstration hin. Für den erkrankten Kassensnhrer Gerisch erstattet Ebert den Kassenbericht. Die K a s s e n v e r h ä l t n iss e seien außerordentlich günstig. Sie haben daher bei den bürgerlichen Parteien Aussehen erregt. Der blasse Neid der Gegner habe sich unverhüllt gezeigt. Das müsse nur ein Ansporn für die Genossen sein, die Opsersreudigkeit zu erhöhen, zumal die Kalischmiergelder und die Rubel des Reichsverbandes eine große Rolle bei den nächsten Reichstagswahlen spielen werden. Reichstagsabgeordneter Kaden erstattet den
— Nnn ja, deine arme Mutter har sich ja nicht gerade glücklich gefühlt in ihrer Ehe — und das lag weniger an ihr, Ms an deinem Vater. Aber wenn ich so dächte, Wolieschen — du und der Pfarrer unten im Tors — dicht bei eurer Kirche - und eure Armen hattet Ihr in unmirrelbarer Nahe - und später zöget ihr nach Freilingen hinaus — denn ewig kann das mit deinem Vater ja nicht mehr währen! Sag, Dolieschen, wie dächtest du dir solch eine Zukunft?"
Doraliese sagte nichts darauf — aber sie wehrte auch nicht mehr schroff ab.
„Es ist ja jetzt gang" gut und schön hier, Tantelchen — nicht wahr?" sagte sie nach einer Weile"— „man denkt oft, man wäre ein ganz ariderer Mensch geworden — man lebt wie in einem Märchen — findest du nicht?"
Tante Marinka .seufzte dazu. Sie hätte gewünscht, daß diese beiden, die. ihrer Ansicht nach doch zusammengehörten, bald zueinander hinfanden. Das schien für sie die einzige Lösung der unhaltbaren Verhältnisse aus Freilingen zu sein — und wenn Toliese glücklich erst Psarrerssrau war, dann gab es sür sie gewiß wieder einen Unterschlupf im Herrenhaus — denn — wie man es auch nahm — schön und eigentlich behaglich war es in der Deinen Villa nicht und zudem war 'man doch deplaziert, solange man im Verwalterhaufe wohnte. —
— Herr von Pirono ihatte" eine Deine Geldsumme sür das goldene Kettchen erhalten — und Doraliese nahm sie zitternd vor Freude und Dankbarkeit entgegen.
„Sie sind so gut zu mir, Herr von Pirono!" sagte sie — „und oft fühle ich in meiner Seele ein Schuldbe- wußtsein Ihnen gegenüber!"
Baroneß!" —
,sJch"wünsche so oft. Sie kämen nicht wieder zu uns, Herr von Pirono — v bitte, bitte, seien Sie nicht böse. Mer es ist mir so unerträglich, wenn ich mir ausdenke, daß Sie vielleicht gut und freundlich und hilfreich zu mir sind, weil Sie glauben, ich. —"
Tranen traten in ihren Augen — ihre Stimme zitterte.
(Fortsetzung folgt. >